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  #1  
Alt 07.09.2007, 22:43
rasy307 rasy307 ist offline
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Standard Chemo nötig?

Hallo Leute,
bin leider neu hier.
Meiner Frau (38 J.) hatte der FA am 21.08.07 einen fußballgroßen Tumor am li. Eierstock diagnostiziert. Dieser Tumor wuchs innerhalb von 4 Wochen auf diese Größe heran. Der FA gab uns eine Einweisung ins KH. Am 22.08.07 fuhr ich meine Frau ins KH, dort wurde entschieden, dass am 23.08.07 operiert wird. Im beisein des Pathologen wurde der li. Eierstock entfernt und der Tumor sah gutartig aus, da er eine glatte Oberfläche hatte. Die Ärzte gingen von einem gutartigen Tumor aus, operierten nicht weiter, nahmen Gewebeproben vom Bauchnetz und machten meine Frau wieder zu. Am 28.08.07 teilte uns die Oberärztin den histologischen Befund mit. Der größte äußere Teil des Tumors war gutartig, nur der Kern hat sich gedreht und ist bösartig, war aber vom gutartigen Gewebe abgekapselt. Das Bauchnetz war ohne Befund. Man sagte das Stadium wäre Ia, T1a,G2. Die Oberärztin sagte, dass sie nochmal operieren müssten und den re. Eierstock, Gebärmutter, Blinddarm und Lymphknoten entfernen müssen. Diese OP wäre nur zur Sicherheit und die Frage nach einer anschließenden Chemo- Therapie verneinte sie. Am 04.09.07 wurde die OP durchgeführt und heute wurde uns der histologische Befund mitgeteilt. Es wurden keine weiteren Krebszellen gefunden und auch die Lymphknoten waren ohne Befall. Der Prof. sagte uns heute, dass er auch bei dem guten histologischen Befund eine Chemo- Therapie empfehlen würde. Man könnte eine sechs Zyklen Therapie auf vier reduzieren.
Da wir jetzt mit einer Chemo- Therapie konfrontiert werden und diese ja auch mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden ist, fragen wir uns, ob die Chemo- Therapie bei dem Befund das Risiko eines Rezidivs erheblich verringern kann.
Was meint Ihr?

Gruß
rasy307
  #2  
Alt 07.09.2007, 23:43
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Bessie Bessie ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Lieber Rasy!

Zu allererst möchte ich dich hier herzlich willkommen heißen, auch wenn der Anlass ein nicht so unbedingt Schöner ist.
Deiner Beschreibung nach kann man entnehmen, dass deine Frau mit dem Tumorstadium 1a scheinbar Glück (im Unglück) hatte, denn Eierstockkrebs wird leider viel zu oft in einem wesentlich späteren Stadium entdeckt. Ich hatte Stadium 1c, G1 und bekam eine Chemotherapie.
Ob bei Figo 1a eine Chemotherapie gegeben wird oder nicht, da dürften auch die Meinungen der Ärzte auseinandergehen. Manchmal wird davon abgesehen, manchmal nicht. Natürlich ist es eine schwere Entscheidung welchen Weg man geht und ich kann euch hier eigentlich nur mitteilen, welche Entscheidung ich getroffen hätte, wenn ich die Wahl gehabt hätte...
Also ich hätte mich für die Chemotherapie entschieden, da ich für mich alles erdenklich Mögliche tun wollte, um einen womöglichen Rezidiv zu verhindern. Ich hab versucht mir vorzustellen, welche Vorwürfe ich mir machen würde, sollte ein Rezidiv auftreten und ich hätte keine Chemotherapie gemacht. Und noch ein Tipp: Eine Chemotherapie ist sicher kein Zuckerschlecken, aber sie ist eigentlich recht gut auszuhalten und mit jedem Zyklus ist das Ende mehr in Sicht.
Ich hoffe ich konnte mit meinen Gedanken euch etwas in der Entscheidungsfindung helfen.

Schöne Grüße
Bessie
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Glücklich, wer alles zum Guten wendet und auch das Widrige sich zum Gewinn macht.
(Thomas von Kempen)


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  #3  
Alt 08.09.2007, 11:34
Anne53 Anne53 ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Hallo rasy,

ich stand vor zwei Jahren vor derselben Frage.
Ich hatte 1a, G1.
Der operierende Arzt hat mich automatisch zur 6maligen Chemo angemeldet. Ich hatte aber auch noch Gebärmutterkrebs und nach den dazugehörigen Bestrahlungen konnte ich erst mal nicht mehr und habe angefangen, über die Chemo nachzudenken, zu lesen und dann auch noch Zweitmeinungen einzuholen.

Ergebnis der Bemühungen:

Bei 1a muss man keine Chemo machen, weil die Chancen mit und ohne ungefähr gleich sind. Bei G3 würde ich dann aber doch eher dazu tendieren.
Ein Prof. einer Uni-Klinik hat mir einerseits bestätigt, dass ich keine brauche. Andererseits hat er gesagt, wenn ich unbedingt eine machen wolle, würde 4 mal Monotherapie reichen (nur ein Präparat).

In den aktuell gültigen ärztlichen Leitlinien steht, bei 1a (evtl. auch 1b) müsse man keine Chemo machen. Diese Richtlinien beruhen auf Erfahrungen, Studien, Statistiken. Mit 1a überleben eben fast 90% sowohl mit als auch ohne Chemo. Mit Chemo ein wenig mehr. Dieser Vorteil ist aber so klein, dass er die Risiken der Chemo kaum aufwiegt.

Solche Leitlinien und Statistiken sagen aber nur ganz allgemein etwas über die Chancen. Wie es dann im Einzelfall läuft, weiß eben keiner. Wenn 90% überleben, kann ich ja auch zu den anderen 10% gehören.

Ich habe schließlich keine Chemo gemacht.

Das Problem ist, dass es einfach keine Sicherheit gibt. Wenn man Chemo macht, glaubt man aber, wirklich alles getan zu haben. Macht man keine, kann man später denken: "hätte ich doch...".

Wiederkommen kann der Krebs immer.


Hilfreiche Seiten:

http://www.dgho.de/_cmsdata/_file/file_180.pdf
Das ist ein neuer Artikel von Prof. duBois.


www.ago-ovar.de
Ist sehr informativ, wenn auch etwas unübersichtlich. Hier kann man auch nach guten Kliniken gucken.

Liebe Grüße. Anne
  #4  
Alt 08.09.2007, 12:06
rasy307 rasy307 ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Vielen Dank für Eure Antworten und Anteilnahme.
Es ist bei uns natürlich seit dem 21.08.07 viel über uns hineingebrochen. Ich hatte wirklich Angst, dass meine Frau nicht mehr aus dem KH kommt. Die Arme musste nämlich nach der großen OP am 04.09.07, die vormittags stattfand, am späten Nachmittag nochmal für 1,5 Std. unters Messer, da sie nach der ersten OP innere Blutungen hatte und einen Blutdruck 60 zu 30, es waren zwei Gefäße an den operierten Stellen aufgegangen und der Prof. war zum Glück noch im Hause und meldete meine Frau sofort im OP an. Meine bekam während der OP drei Blutkonserven, nach der OP für einen Tag auf die Intensiv. Am 05.09. u. 06.09.07 ging es meiner Frau sehr schlecht und gestern war sie wie ausgetauscht. Ihr wurde morgens die PDA und der Blasenkatheter entfernt, ging alleine auf Toilette und durfte Kaffee trinken, also ihr ging es viel besser als die Tage davor. Also ich allerdings heute morgen mit ihr telefonierte, weinte sie. Sie meinte, dass sie eigentlich glücklich sein müsste, da es ihr körperlich wieder besser geht, aber sie ist jetzt einfach nur traurig und könnte den ganzen Tag weinen. Der Prof. sagte zu ihr, dass sie depressiv sei, weil beide Eierstöcke raus sind. Man hat sie von einem Dreibettzimmer auf ein Einzelbettzimmer verlegt, weil sie so depressiv ist.

Wie waren Eure Erfahrungen nach der großen OP? Wie lange dauern die depressiven Phasen oder kann man was dagegen unternehmen. Ab wann bekommt man Hormone zugeführt?

Gruß
rasy307
  #5  
Alt 08.09.2007, 12:25
Anne53 Anne53 ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Hallo rasy,

das hört sich doch ganz gut an.
Die körperliche Erholung kann recht schnell gehen. Aber man muss immer daran denken, dass es ein riesiger Eingriff war.
Die Depressionen können ganz verschiedene Gründe haben. So kurz nach der OP liegt es wohl hauptsächlich daran, dass einem richtig bewusst wird, was eigentlich passiert ist, worum es geht:

- Krebs!! (macht große Angst, muss man erstmal verdauen)
- riesige Operation, Eierstöcke raus, Totaloperation. (auch das zieht gewaltig runter)

Ob wirklich Hormone sein müssen, wird ein Arzt zusammen mit Deiner Frau entscheiden müssen. Manchmal muss/soll das auch nicht sein, hängt vom Alter ab und auch von anderen Faktoren.

Man kann auch Antidepressiva nehmen. Meistens dauert es aber eine Zeit, bis die Wirkung eintritt. Kurzfristig gibt es auch Medikamente. Es gibt auch verschiedene pflanzliche Medikamente, mit denen man versuchen kann, Wechseljahresbeschwerden zu lindern.
Aber darüber würde ich mir erst Gedanken machen, wenn der Zustand sich nach ein paar Tagen gar nicht bessert.
Ich halte es für normal, dass es einem nach dieser Diagnose und dieser OP eine Zeitlang besch... geht.

Deine Frau soll sich Zeit nehmen! Auch nicht glauben, sofort Entscheidungen treffen zu müssen (Chemo), sondern lieber denken: Darüber kann ich in vier Wochen auch noch nachdenken.

Und sie braucht bestimmt jemanden, der sich kümmert. Nimm ihr so viel Arbeit und Verantwortung ab, wie Du nur kannst.

Bestell ihr liebe Grüße!
Anne
  #6  
Alt 08.09.2007, 12:30
Meridel45 Meridel45 ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Hallo Rasy,

erst einmal ein Willkommen hier im Forum.

Ich selbst habe Figo1c und habe die Chemo seit April hinter mir. Nur kurz stellte sich für mich die Frage Chemo ja oder nein. Ich hätte mit dem Gefühl, nicht alles gemacht zu haben nicht leben können. Die Chemo bekam ich lt. der Ärzte zur Prophylaxe.
Natürlich ist eine Chemo nicht toll und hat seine Nebenwirkungen, doch ich habe es überstanden. Vorher hatte ich eine sehr sehr goße Angst und stellte mich in all den Situationen vor, die ich bisher über Chemotherapien gehört hatte. Doch es kam anders. Schön war es nicht, doch dank der vielen guten Medikamente ging es dann doch.
Ich persönlich würde mich immer wieder für die Sicherheit entscheiden.

Nach den OP´s im November/Dezember bin ich psychisch erst in ein tiefes Loch gefallen. Ich wurde mit der Diagnose überrumpelt, alles ging so schnell. Meine Seele kam überhaupt nicht nach.
Ich habe über einen kurzen Zeitraum, ca. 2 Monate Antidepressiva genommen. Grundsätzlich bin ich total gegen solche Tabletten, doch ich war da in einer Ausnahmesituation und dankbar, dass ich mich mit den Tabletten wieder fangen konnte. Es war einfach alles zuviel. Auch da würde ich, falls ich noch einmal in eine solche Situation gerate etwas nehmen. Es ist ja schon schlimm genug mit Schmerzen, Diagnose und allem fertig zu werden. Die Seele kommt da ja überhaupt nicht mit.

Lieben Gruß
Stefanie
  #7  
Alt 08.09.2007, 12:40
Anne53 Anne53 ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Meridel, genau das wollte ich sagen:

Die Seele muss mitkommen.


Rasy,

ich hatte übersehen, dass Deine Frau 38 ist. Dann wird sie wohl Hormone nehmen.

Aber ihr jetziger Zustand liegt nicht am Hormonmangel, sondern an der Gesamtsituation, an der Überrumpelung und Überforderung der Seele!

LG Anne
  #8  
Alt 08.09.2007, 13:02
magicN magicN ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Hallo Rasy,
ich bin selber vor fast 2 Jahren von der Diagnose EK Figo 3C überrascht worden, habe mich bis auf ein leichtes Druckgefühl ganz gesund gefühlt.
Deine Frau fühlt sich wahrscheinlich wie von einer Dampfwalze überrollt und muss jetzt erst mal den Schock überwinden, Krebs zu haben. Da ist es ganz natürlich, dass man nah am Wasser gebaut ist, ich glaube, dass sich der Hormonentzug so kurz nach der Op noch nicht bemerkbar macht, sondern dass es sich in ihrem Fall um eine reaktive Depression handelt.
Jeder Mensch verarbeitet solch eine Krisensituation anders, deshalb ist die Dauer depressiver Phasen auch sehr unterschiedlich. Es gibt aber bei länger anhaltenden Depressionen, die Möglichkeit eine Psychotherapie mit oder ohne Medikamente zu erhalten.
Du solltest deiner Frau erst mal Zeit lassen die Diagnose zu verarbeiten, die Angst vor Schmerzen, Chemotherapie ( falls notwendig), Haarverlust, der Verlust Kinder bekommen zu können, Angst vor dem Tod u.s.w., werden verständlicherweise noch eine Weile euer Leben beeinflussen.
Ich bin davon überzeugt, dass deine Frau, mit deiner Hilfe diese schwere Zeit übersteht und bald wieder voller Zuversicht in die Zukunft schauen kann. Es ist toll, dass du dich hier informierst, dadurch werdet ihr sicher sehr viele hilfreiche Informationen und Unterstützung erhalten.
Herzliche Grüsse und ganz viel Kraft und Zuversicht Nena
  #9  
Alt 08.09.2007, 15:46
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Lieber Rasy,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier!

Ich glaube, es gibt keine Frau mit einer solchen Diagnose, die nicht früher oder später mit mehr und minder schweren Depressionen zu kämpfen hat.

Außerdem gibt es auch bestimmte "Hochphasen" für diese Depressionen: Eine fällt sicherlich in die Zeit nach der OP, wenn man in der Klinik liegt und erstmals Zeit hat, diesen ganzen Horror zu realisieren (wie gesagt, die Seele hinkt nach). Gleichzeitig liegt man eben da, fühlt sich mies und kann keines der Probleme in Angriff nehmen. Vor wenigen Wochen war ich in dieser Situation und habe mir viele, viele Gedanken gemacht, wie nun alles weitergehen soll mit Kind und Kegel und wie wir das alles bewältigen sollen. Vieles ist mir da als schlichtweg unschaffbar durch den Kopf gegeistert, wofür es im praktischen Alltag dann doch irgendeine Lösung gab. Aber das Dumme ist eben: in dieser Zeit erschlägt es einen regelrecht und man fühlt sich so hilflos dieser Erkrankung ausgeliefert.

Mir haben in dieser Zeit vor allem zwei Dinge geholfen: zum einen die bedingslose Unterstützung meines Mannes, der mir immer wieder gezeigt hat, wie sehr ich mich auf ihn in jeglicher Hinsicht verlassen kann. Und zum zweiten der Gedanke an die Frauen dieses Forums (ich hatte den KrebsKompass bereits vor der OP entdeckt und viel hier gelesen). Einfach zu wissen, daß es schaffbar ist, daß man aus diesem Loch wieder herauskommt, hat mir sehr viel Auftrieb gegeben.

Oft reichen aber auch die besten Gedanken und liebsten Menschen mit ihrer Unterstützung nicht aus. Anne und Stefanie haben ja schon von Antidepressiva bzw. anderen unterstützenden Medikamenten geschrieben. Ich denke, gerade in so einer Ausnahmesituation braucht man diese Mittel nicht zu scheuen, denn gerade weil es eine Ausnahmesituation ist, wird man diese Medikamente vermutlich nur übergangsweise benötigen. Und man hat in dieser Zeit wirklich genug Leiden zu bewältigen, da kann so eine Pille schon eine Entlastung bedeuten.

Außerdem können natürlich Gespräche mit Psychoonkologen (oder Psychologen/Psychotherapeuten) sehr hilfreich sein, wie Nena ja schon angedeutet hat. Nachdem ich in der Klinik an eine mir eher unsympathische Psychologin geraten war, habe ich inzwischen sehr gute Erfahrung mit einem Psychotherapeuten gemacht. Ich habe dabei gemerkt, wie gut es mir tut, meine Sorgen, Ängste, Probleme auch mal einem nicht direkt betroffenen Menschen erzählen zu können. Denn so sehr auch mein Mann und ich gemeinsam dieses Problem zu bewältigen versuchen, so schwer tue ich mich gleichzeitig damit, ihn immer wieder mit demselben Seelenmist zu überhäufen und ihn, der jetzt in der Familie die Hauptlast zu tragen hat, damit permanent herunterzuziehen. Denn schließlich ist es oft schwerer, damit umzugehen, daß es einem geliebten Menschen nicht gutgeht. Natürlich sprechen wir nach wie vor über alles, aber es entlastet uns beide, daß er nicht immer und immer wieder in denselben Punkten mitleiden muß.

Normalerweise sind Psychoonkologen hier die kompetenten Ansprechpartner. Bei mir hat es sich zufällig anders ergeben, aber mein Psychotherapeut betreut schon jahrelang Krebspatienten und ist gewissermaßen auf diesem Gebiet spezialisiert. In vielen Kliniken gibt es solche Psychoonkologen oder andere Seelenhelfer. Falls die betreuenden Ärzte bisher nicht alleine auf die Idee gekommen sein sollten, kannst Du da auch einfach mal nachhaken...

Was die Chemo anbetrifft, so kann ich nur sagen, daß ich mich wohl auch mit 1a für eine solche Therapie entschieden hätte (wie ja auch viele meiner Vorschreiberinnen). Allerdings kann dies letztlich nur Deine Frau entscheiden, weil sie mit dieser Entscheidung leben und die Konsequenzen tragen muß. Ganz, ganz großartig wäre es, wenn Du ihr das Gefühl geben könntest, daß Du ihre Entscheidung mitträgst, egal wie sie ausfallen mag. Die Unterstützung liebender Menschen ist das Wichtigste überhaupt bei der Bewältigung einer solch schlimmen Zeit.

Euch beiden alles erdenklich Gute, vor allem viel Kraft für die nächste Zeit
wünscht Linnea
__________________
Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -

Geändert von Linnea (09.09.2007 um 07:17 Uhr)
  #10  
Alt 08.09.2007, 18:27
bibest bibest ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Lieber Rasy,

ich bin im September vor einem Jahr an einem Tumor operiert worden . Klassifikation wie bei Deiner Frau Figo 1a G2. Der Tumo war sehr groß. Ich war 45 Jahre alt.
Zuerst war es in der Klinik eine harte Zeit, mit mehreren Tagen Intensivstation und kleineren Komplikationen. Dann habe ich mich überraschend rasch erholt und mußte die Entscheidung für oder gegen die Chemotherapie treffen. Gefühlsmäßig wollte ich keine Chemo, ich hatte das bei meiner Mutter und meinem Bruder schon miterlebt.
Meine Mutter ist kurz nach Chemobeginn verstorben, der Krebs war zu weit, mein Bruder ist geheilt.
Mein Mann und ich sind dann zusammen zu verschieden Ärzten gegangen und haben uns beraten lassen: Hausarzt, Frauenärztin, Onkologin in meiner Stadt, per Internet über AGO Ovar und privat bezahlt bei einem Onkologen der keine Kassenzulassung hat.
Die Befunde habe ich mir vor der Entlassung im Krankenhaus vollständig kopieren lassen (Das könntest Du übernehmen, das entlastet Deine Frau) besonders der Bericht der Pathologie und der OP Bericht sind wichtig.
ich habe mich dann entschieden die Chemo zu machen, alle haben mir zugeraten, mit unterschiedlichen Argumenten. ich habe aber nur vier Zyklen carboplatin mono gemacht, nicht sechs. In meinen alten Beiträgen aus der Zeit kannst Du nachlesen, wenn Du das willst.
Ich habe die Chemo ganz gut überstanden obwohl ich unerwartete Nebenwirkungen hatte und habe. Mein Mann hatte mich gebeten die Chemo zu machen, das war für mich auch ein wichtiger Entscheidungsgrund.
Ich bin froh so entschieden zu haben. Lasst Euch gut beraten und nehmt Euch Zeit. Einen Ehemann zu haben, der einem beisteht ist toll. Du musst aber auch auf Dich selber achten, damit Du ein Ventil für Deine Gefühle finden kannst. Vielleicht hast Du einen guten Freund bei dem Du Dich auch mal ausheulen kannst?
Gefühle von Trauer und Angst sind total normal. es ist eine schlimme krankheit und es trifft überraschend und hart. Am Anfang will man nur sein Leben zurück und es dauert bis man verstanden hat, dass das Leben sich unwiderruflich verändert hat. Aber auch dieses geänderte Leben kann gut sein.
Mit Hormonen habe ich erst sechs Monate nach der OP begonnen.
Lieben Gruß an Deine Frau Birgit
Und verteidige das Einzelzimmer, falls sie noch ein bisschen bleiben muss!

Geändert von bibest (08.09.2007 um 18:30 Uhr)
  #11  
Alt 08.09.2007, 23:18
rasy307 rasy307 ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Eure Anteilnahme tut echt gut. Ich weiß auch, dass Ihr unsere Gefühle nachvollziehen könnt, da Ihr auch betroffen seit.

Es ist schon Wahnsinn, wie so eine Diagnose das selbstverständliche Leben ändert. Wir waren im Juli noch zwei Wochen auf Mallorca, alles war toll und keiner hat an so etwas gedacht.
Wenn meine Frau entlassen wird, müssen wir erstmal viel aufarbeiten. Als meine Frau ins KH kam, hatte ich mir spontan unbezahlten Urlaub genommen, damit ich mich um unsere Tochter (8 Jahre) kümmern konnte. Sobald meine Frau wieder zu Hause ist, muss ich auch wieder arbeiten. Der Prof. sagte, dass die Chemo vier Wochen nach Entlassung losgehen soll. Wir brauchen diese Zeit auch für uns, bevor die Chemo losgeht. Unsere Tochter muss auch ein wenig Ruhe bekommen. Für sie ist es auch nicht einfach, wenn die Bezugsperson Nr. 1 auf einmal nicht mehr da ist. Ich kann den Status nicht erreichen, da meine Frau als Hausfrau den ganzen Tag für unsere Tochter da war, ich bisher nur abends und an den Wochenenden.

So langsam mache ich mir auch Gedanken, ob wir in der Klinik auch die optimale Nachsorge erhalten, da die Oberärztin erst sagte, dass nach der großen OP keine Chemo nötig ist und der Prof. meinte, dass er eine Chemo empfiehlt. Was bisher in der Klinik gemacht wurde, ist bestimmt in Ordnung, alle Risikofaktoren zu entfernen. Aufgrund des Faustschlages nach der ersten Diagnose vom FA, hatten wir auch nicht die Möglichkeit, uns die bestmögliche Klinik auszusuchen, hatten uns auf die Empfehlung vom FA verlassen.

Gruß
rasy307
  #12  
Alt 09.09.2007, 08:22
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Lieber Rasy,

ja, so eine Diagnose stellt das Leben ziemlich auf den Kopf - nicht nur für die betroffenen Frauen, sondern auch für die mitbetroffenen Partner, Kinder, Eltern, guten Freunde...

Unser Großer wird auch noch in diesem Jahr 8. Er macht sich sehr viele Gedanken, aber es scheint ihm zu helfen, die Sache "wissenschaftlich" anzugehen. Mein Mann hat ihm in der Zeit meines Kliniksaufenthalts ein Kindersachbuch über den menschlichen Körper gekauft und ihm anhand der Abbildungen erklärt, was da bei mir krank war und deshalb herausoperiert werden mußte. (Inzwischen will unser Sohn Arzt werden...). Außerdem haben sie wohl ein "von Mann zu Mann"-Gespräch geführt und besprochen, daß sie mir nach der Entlassung viel helfen müssen etc. - Ehrensache

Für Eure Tochter wird sich sicherlich auch nicht so schnell eine Entlastung einstellen. Selbst wenn Deine Frau wieder zuhause ist, wird sie ja lange nicht in gewohnter Weise für sie dasein können. Sie wird körperlich und seelisch sehr viel Zeit für sich selbst benötigen und für vieles, was Eurer Tochter guttut, nur begrenzt Energie zur Verfügung haben. Es kann sicherlich nicht schaden, Eure Tochter ein wenig auf diese Situation vorzubereiten, denn für Kinder ist es nur schwer faßbar, daß man wirklich soooo lange krank sein kann bzw. daß man noch nicht gesund ist, wenn man aus dem Krankenhaus kommt. Vermutlich hilft ihr auch das Gefühl, etwas für ihre Mutter tun zu können: ein Bild für sie malen, ihr ein Getränk bringen, eine Kleinigkeit im Haushalt helfen, um sie zu entlasten... Auch wenn man als Erwachsener das meiste davon schneller selbst erledigen kann, ist es oft sinnvoll, Kinder mit solchen kleinen Handreichungen einzubinden: Ich glaube, wenn sie selbst aktiv dazu beitragen können, die Misere zu bewältigen, hilft ihnen das psychisch, weil sie sich der Situation nicht so wehrlos ausgeliefert fühlen.

Wie Bessie schon geschrieben hat, ist es durchaus so, daß Ärzte in der Frage "Chemo bei 1a" unterschiedlicher Ansicht sein können. Das allein wäre für mich noch kein Grund anzunehmen, daß Deine Frau nicht kompetent behandelt wird. Aber ich kann gut verstehen, daß man sich als Partner da so seine Gedanken macht... In welcher Klinik befindet sich Deine Frau denn?

Alles Gute für Euch drei!
Linnea
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  #13  
Alt 09.09.2007, 08:27
Anne53 Anne53 ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Guten Morgen rasy,

Ihr könnt Zweitmeinungen einholen. Befunde kopieren und zu einem anderen Arzt / in eine andere Klinik.

www.ago-ovar.de
Hier gibt es z.B. einen Link mit geeigneten Kliniken.

Ich denke auch, dass es bei dem Befund Deiner Frau auf ein oder zwei Wochen früher oder später nicht ankommt. Es ist nämlich wirklich eine sehr gute Ausgangsposition.
Lasst Euch Zeit zum Erholen und Nachdenken.
Sie soll Kraft tanken, bevor sie sich entscheidet und die Chemo anfängt. Bei diesem Befund - wenn man sich quasi aussuchen kann/muss, ob man die Chemo macht -, kommt es auch darauf an, dass man wirklich zu der Entscheidung stehen kann. Sonst kommt man später in die Bredouille: "hätte ich doch..." oder eben "hätte ich doch nicht..."

Und Du schreibst ja selbst, dass schon jemand gesagt hat, es würde evtl. ohne gehen oder nur mit vier Zyklen. Das ist vermutlich nicht so schlimm, wie es Euch jetzt noch vorkommt. (Im übrigen gibt es hier viele Frauen, die auch die 6 Zyklen ganz gut bewältigt haben).

Liebe Grüße. Anne
  #14  
Alt 09.09.2007, 08:39
rasy307 rasy307 ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Zitat:
Zitat von Linnea Beitrag anzeigen
In welcher Klinik befindet sich Deine Frau denn?
Meine Frau liegt in dieser Klinik.
http://www.lukasneuss.de/kliniken/frauen/index.html

Gruß
rasy307
  #15  
Alt 09.09.2007, 09:16
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Hallo Rasy,

der Seite nach zu urteilen, scheint die Klinik auf diesem Gebiet spezialisiert zu sein. (Mach Dir keine Gedanken, falls Neuss nicht auf der ago-ovar-Seite verzeichnet ist. Die Uni-Klinik Jena, in der ich - wie ich denke - sehr gut operiert wurde, ist auch nicht dabei...)

Mosi-Bär kommt aus Düsseldorf. Vielleicht hat sie ein paar gute Tips für Euch...

Viele Grüße
Linnea
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