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Alt 13.11.2008, 00:24
Polyglotte Polyglotte ist offline
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Registriert seit: 15.09.2008
Beiträge: 346
Standard Brauche ein bisschen Hoffnung...und möchte Euch allen danken.

Ihr Lieben,

Seit August lese ich bei Euch mit, bin so dankbar Euch gefunden zu haben, selbst wenn ich mich bis jetzt nicht aktiv beteiligt habe.

Gefunden habe ich dieses Forum, als ich im Sommer bei einem Besuch in Deutschland (ich lebe mittlerweile im Ausland) erfahren habe, dass eine mir sehr liebe ehemalige Lehrerin an Lungenkrebs erkrankt ist. Nach meinem Abi vor nunmehr 8 Jahren haben wir uns aus den Augen verloren. Meist bin ich nur zu Weihnachten in Deutschland, um meine Eltern zu besuchen, aber da ich dieses Jahr eben auch zufällig im August dort war, habe ich beschlossen an meiner ehemaligen Schule vorbeizuschauen. Dort sagte man mir, sie sei „langfristig krankgeschrieben“, konnte mir aber natürlich auch nicht mehr sagen. Ich habe sie dann zu Hause angerufen und habe sie ein paar Tage später besucht. Es ging ihr den Umständen entsprechend gut. Sie sagte mir, sie neige ohnehin mehr zu Rebellionen als Depressionen, ging auch weiterhin ins Theater, traf sich mit Freunden, nahm eben richtig aktiv am Leben teil.

Seit meinem Besuch bei ihr haben wir uns drei Monate lang täglich geemailt. Es ist ein wunderschönes, intensives „Gespräch“ daraus entstanden und eine unendlich kostbare Freundschaft. Wir liegen in so vielen Dingen auf der gleichen Wellenlänge, haben uns über Literatur, Kunst, Musik, Freundschaft und Liebe ausgetauscht. Und ja, auch über den Krebs, wenn bei ihr der Bedarf war, darüber zu sprechen. Wie sie, bin ich mittlerweile Lehrerin, auch für das gleiche Fach. (Ihr seht, sie hat mich sehr geprägt.) Zwischendurch haben wir uns Karten und Briefe geschickt, denn „echte Post“ ist ja eben doch immer noch tausendmal schöner.

Vor knapp einem Monat ist sie dann mit einer eitrigen Bronchitis ins Krankenhaus eingeliefert worden. Wie immer ist sie das Ganze voller Optimismus und Tatendrang angegangen, glaubte auch nach einer Woche schon wieder zu Hause zu sein. Daraus sind dann drei geworden. Ich habe ihr weiterhin Karten und Briefe geschrieben (Email ging ja nicht mehr), sie hat mir auch auf vieles geantwortet. Aber ich habe bei unseren Telefongesprächen zwischendurch gemerkt, das alles zunehmend anstrengender für sie wurde. Im Krankenhaus bekam sie durchgehend Sauerstoff, hatte auch mit Panikattacken und Angst vor Luftnot zu kämpfen, für die man ihr dann eine Tablette gab, die sie unter der Zunge zergehen lassen kann. Sie hat mir auch mal den Namen genannt...Ich erinnere mich nur noch daran, dass er mit T begann. Ich nehme fast an, dass es sich um Tavor handelt, besonders nachdem ich gesehen habe, dass hier gestern dazu ein Thread eröffnet worden ist. Bei unseren Gesprächen fiel mir auf, dass sie zunehmend nach Worten suchen musste, was für sie sehr untypisch ist, denn sie ist unheimlich redegewandt. Ihr Mann sagte mir, das sei auf die Tabletten zurückzuführen.

Nun ist sie seit einer Woche zu Hause, hat dort ein Sauerstoffgerät, auf das sie nun wohl angewiesen ist. Im Krankenhaus plante sie noch, wie sie denn damit bitte ins Theater gehen könnte (Ich sag ja: Tatendrang. Einfach toll!), aber seitdem sie zu Hause ist, will irgendwie so gar keine Besserung eintreten. Ganz im Gegenteil. Ihr Mann sagte mir, dass sie am ersten Tag wohl noch ins Arbeitszimmer gegangen sei, um Emails abzurufen, seitdem aber kein Interesse daran hätte, sich woanders im Haus als im Schlaf-und Badezimmer aufzuhalten. Karten und Briefe bekomme ich seit Wochen nicht mehr (Versteht das bitte nicht falsch. Ich mache ihr keine Vorwürfe – um Himmels Willen – sorge mich nur so sehr, dass scheinbar alles Interesse an der Außenwelt verschwunden scheint). Vor zwei Tagen habe ich kurz (2 Minuten) mit ihr telefoniert. Ihr Mann warnte mich schon vor, sie sei sediert, und dem war auch wirklich so. Ich habe meine Fragen dann auf solche beschränkt, die man mit „ja“ und „nein“ beantworten konnte. Sie sagte mir, sie sei „etwas durcheinander“.

Warum ich Euch das alles schreibe? Wahrscheinlich weil ich so sehr hoffe, dass mir jemand eine positive Rückmeldung geben kann dazu, ob es nach diesem scheinbar stetigen bergab auch wieder bergauf gehen kann. Ich kann Euch nicht einmal sagen, ob sie kleinzelligen oder nichtkleinzelligen LK hat, vom Staging ganz zu schwiegen. Diese Fragen habe ich ihr nie gestellt, selbst wenn ich es manchmal gern gewusst hätte, vor allem wenn ich hier bei Euch gelesen habe. Ich habe eben immer gespürt, dass diese Art „medizinisches“ Gespräch nicht das ist, was sie von mir braucht. Aber über Tavor würde ich wirklich gern mehr wissen. Kann das allein jemanden so durcheinander bringen? Es hat mir in den letzten Wochen das Herz zerbrochen, wenn sie mir am Telefon sagte, was für eine Angst sie hätte. Seit 8 Wochen schicken wir uns schriftliche Umarmungen, Duzen tun wir uns auch seit längerem, es ist eine so wunderschöne Freundschaft aus diesem „Wiederfinden“ enstanden. Am Freitag Abend werde ich nach Hause fliegen, werde mich am Samstag kurz melden, ob es ihr mit einem Besuch passt. Ich habe sie schon am Telefon darauf angesprochen und sie sagte, sie würde sich freuen, aber ihr Mann meinte eben auch, das hänge dann von der Tagesform ab. Ich hoffe so sehr, das es klappt. Ich möchte sie doch so gerne endlich einmal wieder wirklich in die Arme schließen.

Ich habe lange gezögert, hier zu schreiben, mich gefragt, ob es ihrer Familie wohl recht wäre, wenn ich hier davon erzähle. Ich hoffe einfach, dass dem so ist, denn es geht mir wirklich so sehr darum, herauszufinden, was ich ihr auch ohne großes medizinisches Wissen, Gutes tun könnte. Auch kam mir der Gedanke, ob es denjenigen, die selbst betroffen sind, es nicht noch schwerer macht, wenn ich meine Ängste als Angehörige hier erzähle. Vielleicht gehört mein Beitrag auch eher ins Angehörigenforum. Nur hier habe ich irgendwie schon so viele lieb gewonnen: Bibi (bei den Hochzeitsfotos Deiner Mom habe ich auch weinen müssen – einfach wunderschön!), Christel, die Bäume ausreißt, wenn sie nicht gerade Bälle in Löcher befördert, Michaela mit ihrem beeindruckenden Tatendrang, Lissi, die trotz ihres eigenen Verlustes hier so viel Wärme verbreitet, Regina, die ihren Mut in so wunderbare Worte fasst, Beate mit ihrer unglaublichen und absolut ansteckenden Positivität und ihrem Lebensmut, Gitta und ihren Feger, Engel, Mapa, Marita, Annika33, Erika, Wolf...Ich habe viele vergessen, ich weiß und doch möchte ich Euch allen von ganzem Herzen danken, dass Ihr hier so eine liebevolle, tatkräftige und auch (trotz oder vielleicht gerade wegen dieser Schxxxkrankheit?) lustige Gemeinschaft bildet. Oder wie las ich in einem Thread? Eine „saustarke Truppe“. Das seid Ihr.

Lieben Dank an Euch alle,
Eure Sarah
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