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Alt 18.06.2013, 14:55
Rebecca123 Rebecca123 ist offline
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Registriert seit: 18.06.2013
Beiträge: 4
Standard Lymphknoten vergessen / Radiochemo bei Brustkrebs

Hallo,
ich habe nach drei Jahren, die ich dieses Forum jetzt schon beobachte, das Bedürfnis unsere neverending Story zu erzählen.

Bei meiner Mutter wurde im Juni 2010 Brustkrebs diagnostiziert. Rechte Brust - ziemlich genau 12 Uhr. Der Tumor war an der breitesten Stelle um die 3,5 cm groß. G3 und triple negativ (offenbar vom Non-Basal-Typ).
Laut Tastuntersuchung war ein Lymphknoten in der Axila vergrößert und vermutlich befallen.

Man riet uns zu einer neoadjuvanten Chemotherapie, da diese den Tumor verkleinern könnte, sodass am Ende die BrustOP zu einem ästhetischeren Ergebnis führt.
Also gut, gesagt getan. 8 Zyklen Chemo.
Nach den ersten vier Runden war der befallene Lymphknoten nicht mehr zu ertasten und die Chemo konnte umgestellt werden.
Der Tumor verkleinerte sich, verschwand jedoch nicht völlig.

Im Januar 2011 dann die OP (brusterhaltend). Der Tumor war nur noch 1cm groß und weder in Lyphm- noch Blutbahnen eingebrochen. Die Chemo hatte ihn also zurück versetzt in ein in situ-Karzinom (so steht es auch im OP-Bericht).
Es wurden trotzdem 17 Lymphknoten entnommen, weil ja vorher mindestens einer befallen gewesen sein muss.
Jetzt aber stellte sich heraus, dass keiner (mehr) befallen war.
Hervorragend.

Weil der Tumor triple negativ war, schloss sich keine Anti-Hormontherapie an.
Es gab lediglich eine Bestrahlung der Brust, der Axilla und der Lymphablusswege am Schlüsselbein - nicht jedoch am Brustbein (dazu später mehr...).

Ein halbes Jahr später im Sommer 2011 wurden multiple Hirnmetastasen festgestellt. (Durch ein Ödem kam es zu neurologischen Problemen...) Zum Glück sehr frühzeitig. Die Metastesen waren alle noch im 2-3mm-Bereich - also knapp über Mikrometastasen-Niveau.
Ich lernte: Chemo wirkt nicht im Gehirn wegen der Blut-Hirn-Schranke. Deshalb finde ich es seltsam, dass der Kopf nicht wesentlich gründlicher kontrolliert wird...

Die Ärzte waren sich jedenfalls einig, dass man hier nicht operiert, sondern es zuerst mal mit Strahlen versucht.
Übrigens waren sich die Ärzte im Fall meiner Mutter absolut sicher, dass sie geheilt werden könnte. Auf der Überweisung zur Ganzkopfbestrahlung stand "adjuvant" und "kurativ".
Bei der ersten Nachuntersuchung des Kopfes drei Monate später sollte sich dieser Optimismus bewahrheiten: Von sieben Metastasen war nur noch eine feststellbar. Diese war deutlich geschrumpft und laut Strahlenärztin nur noch totes Gewebe, das vom Körper abgebaut werden musste.
Wir schreiben heute Sommer 2013. Zwei Jahre danach und es sind bis heute keine Metastasen nachgewachsen (und auch keine mehr nachweisbar). - Und das bei einem triple negativen Tumor, von dem man sagt, dass nach zwei bis drei Jahren die Rückfallgefahr deutlich abnimmt...
Die Gynäkologin meinte, meine Mutter sei über den Berg. Wenn dieses aggressive Biest von einem Krebs hätte zurückkommen wollen, wäre es schon längst wieder da!

Ich muss dazu sagen: Weder in den Knochen, noch in der Lunge, noch in der Leber sind bisher Metastasen aufgetaucht, obwohl inzwischen seit zweieinhalb Jahren keinerlei Behandlung mehr stattgefunden hat...
(Und ja, wir wissen es sicher: Knochensinthygramm vor zwei Wochen, Lungenrönthgern, -CT und Bronchoskopie letzten Monat und LeberCT letzte Woche, Kopf-MRT vor zwei Monaten)
Im Grunde haben wir die kritische Zeit hinter uns, wenn man nach den Statistikern geht.

Jetzt zu dem Grund, warum ich hier schreibe (und warum in den letzten Wochen so viele Nachuntersuchungen gemacht worden sind):
Da meine Mutter seit einiger Zeit unter Schluckstörungen litt, wurde nach der Ursache dafür geforscht.
Man fand einen Lymphknoten hinter dem Brustbein, der recht groß ist (um die 5cm), der auf Luft- und Speiseröhre drückt.
Nach langem Hin und Her fand man heraus, dass es eine Brustkrebsmetastase ist. (Die Ärzte meinten, von allem was das hätte sein können, ist das noch das beste...)

Ich habe inzwischen herausgefunden, dass die Lymphknoten hinter dem Brustbein durchaus zum Brustkrebseinzugsgebiet gehören. Diese wurden aber nie auf Befallenheit kontrolliert. Offenbar spielen sie für das Staging keine Rolle.
Weil nach der Chemo in der Axila kein Befall mehr festzustellen war, wurde vermutlich auch nicht in dieser Region bestrahlt.

Ich meine, eigentlich ist der Lymphknoten ja nie behandelt worden. Vermutlich ist die Metastase schon die ganze Zeit da gewesen, hat sich unter der Chemo verkleinert und ist dann wieder gewachsen...
Hat jemand mal sowas mal erlebt, dass ein Lymphknoten über Jahre nicht entdeckt wurde?

Der Knoten ist übrigens nirgendwo eingewachsen - ist also nicht mit Lunge, Speiseröhre, Magen oder Luftröhre verwachsen. Er drückt nur darauf...

Ich habe weiterhin gelesen, dass Metastasen selbst nicht weiter metastsieren - auch nicht in andere Lymphknoten. Das kann ich bestätigen. Es ist tatsächlich nur ein Lymphknoten, der da gewachsen ist und der nicht weiter gestreut hat.

Ausnahmslos alle Ärzte (und das waren jede Menge: diverse Onkologen, die Leute im Brustzentrum, die Gynäkologin, ein Lungenfacharzt, ein Hämatologe und die Strahlenärzte von zwei verschiedenen Kliniken), mit denen wir gesprochen haben, sprechen von einer Heilbehandlung und sie alle sind sich auch über die Therapie einig:
Bestrahlung sei besser als Operation, da man so auch die Blutversorgung des Tumors zum erliegen bringen kann.
Die Strahlenärztin unseres Vertrauens (also die Dame, die auch das mit den Kopfmetastassen wieder hinbekommen hat), sagt, sie hätte einen ähnlichen Fall schon mal behandelt und damit Erfolg gehabt. Statt einer einfachen Strahlenbehandlung bekommt meine Mutter nun eine Radiochemotherapie, also während der Bestrahlungszeit noch eine leichte, wöchentliche Chemo, Carboplatin, wenn ich mich nicht irre, zum sensibilisieren.
Ich habe bisher nichts über eine Radiochemo bei Brustkrebs recherchieren können. Offenbar ist das eine völlig neue Behandlungsmethode...
Aber angeblich soll eine Radiochemo deutlich effektiver sein, als Bestrahlung allein oder Bestrahlung und Chemo nacheinander.
Wir vertrauen da den Ärzten und außerdem haben wir hier eines der modernsten Strahlenzentren in ganz Deutschland...

Wir haben die Therapie jetzt zur Hälfte hinter uns und die Schluckbeschwerden sind verschwunden.
Stattdessen plagt meine Mutter ein fürchterlicher Husten (den sie zwar vorher schon hatte, der sich aber jetzt noch verschlimmert hat) - zuerst trocken, jetzt mit einer erheblichen Menge an Schleim.
Alles in allem sehen die Ärzte einer Heilung recht positiv entgegen. Ich weiß aber nicht, ob ich ihnen bedingungslos glauben soll.
Einerseits haben wir ja die magischen drei Jahre beim triple negativen Brustkrebs hinter uns, andererseits waren sie aber alles andere als komplikationslos...

Entschuldigt, wenn ich hier einen riesen Roman verfasst habe, aber ich musste das einfach mal alles niederschreiben...
Vielleicht hat ja einer von euch Erfahrungen mit einem ähnlichen Fall.

Geändert von gitti2002 (18.06.2013 um 18:49 Uhr) Grund: PN
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