Hilfe-wie motiviert man bei Leukämie

[Verena13o3]

Hallo,

bei meinem Vater (66) wurde im letzten Monat Leukämie (blastäres T-Zell-Lymphom) festgestellt. Unsere Familie hat das erste Mal mit diesem Thema etwas zu tun und wir stellen fest, dass wir nicht wissen was wir tun sollen .

Mein Vater liegt im Uni-Klinikum Essen und hat dort die erste Chemo erhalten.
Sein Knochenmark wurde jetzt wieder überprüft und die Ärzte sind nicht zufrieden. Uns haben sie jetzt gesagt, wenn er nicht anfängt zu kämpfen, hat er kaum eine Chance, wir sollen ihn motivieren. Aber wie motiviert man jemanden, der nicht an sich selber glaubt und sich hängen läßt, hört sich jetzt hart an aber ich weiß nicht wie ich es sonst bezeichnen soll.

Wir haben ihm schon gesagt, was er noch alles verpasst, z.B. wie sein Enkel in die Schule kommt, und das sein Hund auf ihn wartet, aber irgendwie scheint das nicht zu fruchten, vielleicht ist das auch der falsche Weg, aber wir wissen es im Moment nicht besser.

Er soll jetzt die zweite Chemo bekommen, aber die Ärzte sind sich nicht sicher, ob sie es wagen sollen, da seine Grundkonstitution nicht gut ist, denn er isst auch nicht mehr, bzw. nur sehr wenig. Er sagt immer nur "sch.. Chemo", dabei versuchen wir ihm klar zu machen er sollte lieber "sch.. Leukämie" sagen, denn die Chemo ist seine Rettung.

Vielleicht kann mir ja jemand mit seinen gemachten Erfahrungen weiterhelfen, wie man eine Motivation in diesem Fall angehen kann.


Wir wissen nicht weiter.

LG
Verena

[Juicy]

Liebe Verena,

es tut mir sehr leid mit deinem Vater!!!

Ich kenne selbst gut genug dein Problem. Auch ich musste meinen Freund immer wieder motivieren die Therapie als "helfend" zu erkennen.

Ihr müsst deinem Vater klar machen, dass die Ärzte und das Personal nicht da sind um ihm Schmerzen zuzufügen ect. sondern um ihm zu helfen. Und auch die Chemo...sie zerstört leider mehr als sie soll, aber nun mal auch diese sch... Krebszellen.

Es ist sehr, sehr schwer jmd. zu motivieren der nicht "motiviert" werden will. Sprecht weiter über seinen Enkel oder über die Zeit, die es nach der Therapie noch mit seiner Familie haben wird.

Ich hab mit meinem Feund immer von unseren Zukunftsplänen gesprochen.

Bei meinem Freund ist die Erkrankung jetzt (Am 19.01) ein Jahr her und er sagt immer wieder wie froh er jetzt um jeden Tag ist den er noch erleben darf.

Ihr müsst ihm klar machen, dass es ein Leben nach der Therapie geben wird.
Und wenn er sich wehrt, dass es dann wirklich schlecht für ihn aussieht. Jeder der Patienten fragt sich immer "Warum ich", aber auf diese Frage gibt es einfach keine Antwort...!

Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft für die kommende Zeit!!!

[Lisa1973]

Liebe Verena,

so eine Diagnose ist ein Schock - für den Betroffenen und für die Angehörigen.
Aber in Essen ist Dein Vater wohl in sehr kompetenten Händen.

Ich hab im März '06 die Diagnose AML bekommen, kann also eher aus der Sicht des Betroffenen sprechen...

Im ersten Moment hab ich auch den Gedanken gehabt "jetzt ist alles aus", habe aber dann ganz bewußt den Kampf aufgenommen. Mein Motto wurde "alles wird gut" und bis jetzt scheint das, nach diversen Chemos und schließlich einer Stammzelltransplantation auch so zu sein.

Zu dieser Sicht der Dinge zu kommen, dabei hat mir mein Mann sehr geholfen. Wir haben Zukunftspläne geschmiedet und uns das "alles wird gut" fast schon gebetsmühlenartig vorgesagt.

Vielleicht hilft Deinem Vater psychoonkologische Betreuung weiter? Ich kann mir nämlich auch vorstellen, wenn jemand sich selber aufgibt oder aufgeben will (was bei der Quälerei, die eine Chemo ja wirklich darstellt), dass dann die Angehörigen vielleicht nicht viel ausrichten können. Vielleicht wäre dann ein Psycho(onko)loge oder evtl. ein Seelsorger, also jemand, der mehr Abstand hat, eine Hilfe?

Ich wünsche Euch viel Kraft und alles Gute
Lisa

[tapsangel]

Hallo Verena,

erst einmal herzliche Grüße von Velbert-Neviges nach Essen. Wie schauts denn zwischenzeitlich bei Euch aus?

Ich weiß genau, wie es Dir/Euch geht. Mein Mann, gerade 56 geworden, weiß seit Weihnachten 2007, daß er an CML leidet und morgen haben wir unseren ersten ambulanten Termin bei einem Velberter Onkologen. Er ist anfangs und seit gestern auch wieder psychisch ganz unten, hat einfach keinen Appetit, denkt, er muß bald sterben etc. Ich weiß auch schon bald nicht mehr, womit ich ihn motivieren kann. Ich könnte manchmal nur noch heulen.

Ich hoffe sehr, daß der Onkologe ihm morgen fachmännisch Mut macht und er anfängt, den "Kampf" aufzunehmen. Wir haben doch auch noch so viele Pläne...

[Thomas]

Hallo Tapsangel,

sag Deinem Mann, dass es gar keinen Grund bei einer CML den Kopf hängen zu lassen ! Seit 5 Jahren gibt es das Medikament Glivec (und inzwischen auch noch andere Medikamente) mit dem sich eine CML gut und nach heutigen Erkenntnissen dauerhaft zurückdrängen läßt ! Hier : http://www.leukaemie-online.de/modul..._14&file=index gibt es viele Leidensgenossen zum Austausch und Information über diese Krankheit.

Gruß
Thomas

[tapsangel]

Danke Thomas,

ich weiß das ja, aber mach ihm das mal begreiflich, er hat derzeit einen richtigen Durchhänger und ich hoffe, daß der Onkologe ihm heute Mut macht, ich schaff es derzeit nicht.

In dem anderen Forum bin ich auch angemeldet, danke trotzdem für den Link.