Ein Jahr nach Therapie

[Gerlinde31]

Hallo ihr Lieben!

Ich mach mal ein neues Thema auf, weil ich mich mal ausquatschen muss.

Kommenden Freitag (20.7.) vor einem Jahr hatte ich nach der Chemo und Bestrahlungstherapie die letzte Bestrahlung.

Frauen, die jetzt noch in der Therapie sind, denken sich wohl, dass man ein Jahr danach vor Glück überschäumt.

Es ist auch alles OK bei mir, hatte erst letzte Woche Kontrolle. Abgesehen davon, dass ich noch immer ein wenig mit den Nachwirkungen kämpfe (Arthrose, schnelle Müdigkeit) gehts mir wirklich gut.

Aber trotzdem - gerade zum Einjährigen - ist mir in letzter Zeit ziemlich häufig zum Heulen. Ich muss oft daran denken und Gedanken, Eindrücke etc. kommen wieder hoch. Ich war damals fast den ganzen Mai im Krankenhaus wegen Lungenentzündungen. Manchmal rieche ich noch richtig diese Krankenhausluft. Würg!

Aber nun eigentlich meine Frage: Wie habt ihr den Tag ein Jahr danach verbracht. So als wärs ein normaler Tag? Habt Ihr was Besonderes gemacht? Gefeiert?

Ich wäre gerne schön Essen gegangen. Aber keiner (nicht mein Mann und nicht der Rest der Familie) denkt daran oder hätte es sich zur Erinnerung aufgeschrieben, dass der 20.7. der letzte Tag war. Es ist ja schön, wenn für alle anderen alles wieder normal ist. Aber wird es das für uns Betroffenen auch wieder?

Ich möchte sie auch nicht daran erinnern, es hätte dann doch einen ziemlichen "Nachgeschmack", wenn nur durch Erinnerung einer dran denkt! Ziemlich kindisch, ich weiß.

Manchmal fühle ich mich ziemlich alleine.

Danke fürs Zuhören

Alles Liebe für Euch
Eure
Gerlinde

[Charlotte2007]

Hallo liebe Gerlinde,

ich habe bald mein Einjähriges und werde diesen Tag ganz bewußt für mich Leben. Vielleicht werde ich diesen Tag mit einer ganz lieben Person teilen, die für diese Situation Verständnis hat und dieses auch so akzeptiert.

Für Dich wünsche ich, dass Du den 20. Juli sehr glücklich und harmonisch verbringen wirst und Dir Deine Wünsche in Erfüllung gehen.

Eine schöne Zeit und liebe Grüße
Charlotte

[Katrin A.]

Liebe Gerlinde,

bei mir ist es zwar noch kein Jahr her,aber bald jährt sich die Diagnose das
erste Mal.
Ich kann dich aber jetzt schon verstehen......
Dachte auch das man überschäumt vor Glück,wenn erstmal die Behandlung
hinter einem liegt.
Eigentlich ist das ja auch super klasse,das man sich wieder auf das normale Leben stürzen kann....
Nur sieht das normale Leben nun etwas anders aus.
Ich hab auch manchmal Gedanken die wieder "hoch" kommen und mir geht es dann auch nicht nur gut......
Ich bemerke aber auch,dass mein Umfeld schon mehr abgeschaltet hat von der Diagnose usw.
Mein Mann spricht garnicht mehr drüber,meine Eltern nur selten,aber immer mit dem Nachsatz,du hast es ja geschafft und auf der Arbeit sind viele
der Überzeugung,dass einen der Krebs nicht zweimal treffen kann.
WIe man sieht teile ich da mit niemanden meine Gedanken und schon fühlt man sich alleine.
Na klar denke ich auch auch ich habs geschafft,aber eine Grundangst bleibt,das es wiederkommen kann,das es einem vielleicht nicht immer so gut geht,das man wohl möglich nochmal durch die Behandlungen muß usw.....

Ich weiß,das wenn es ein JAhr her ist,ich mir einen schönen Tag einrichten werde.Ich werde den Tag meinen Tag nennen und DInge tun die ich mir
verdient habe und mir wünsche(Kleinigkeiten.)

Ich wünsche DIr auf diesem Weg einen schönen 20.7 mit allen
Gefühlen du eben hast.........
Es ist aber schon klasse das alles dann schon 1 JAhr her ist und ich finde
da hast du dir einen schönen TAg so richtig verdient.

Liebe Grüße,KAtrin

[Paddy]

Hallo Gerlinde,

meinen einjährigen Tag habe ich auch schon hinter mir. Besonders gefeiert habe ich ihn nicht, denn ich bin froh, wenn ich mal nicht an die Erkrankung mit allen Höhen und Tiefen erinnert werde. Ich merke ja jeden Tag, dass ich nicht mehr so kann, dass mein Arm schmerzt und mir in dieser Hitze große Probleme macht.

Sonst geht es mir gut. Wenn aber eine Nachsorge ansteht, geht mein sonst leicht labiler Kreislauf in die Höhe und mein Herz hämmert Stakkato. Aber das kennen alle Betroffenen wohl nur zu gut.

Ich wünsche allen hier im Forum, dass sie gesund bleiben.

Herzliche Grüße
Paddy

[Mary-Lou]

Hallo Gerlinde,

auch ich habe meine Behandlung abgeschlossen, allerdings erst im April. Genieße es nichts-desto-trotz wieder ein normales Leben zu führen: Keine Bestrahlungsfahrten, kein warten-auf-Chemo. Du weißt bestimmt, wie ich es meine. Habe demnächst (Überweisung liegt schon bereit) meine erste Nachsorge wie Mammo usw. - Und dann habe ich mir geschworen, auch meiner Familie zuliebe, das Thema sollte im Großen und Ganzen erledigt sein. - Sicher frau wird täglich daran erinnert, schon allein wenn der operierte Arm ständig schmerzt oder einfach dieses In-sich-Hineinhorchen, wenn mal wieder ein Zipperlein plagt.

Bei mir jährt sich am 14. August meine OP (Ablatio beidseitig). Das ist der einzige Termin, den ich mir gemerkt habe. Aber eigentlich möchte ich ihn ganz gern vergessen, da geht es mir wie Paddy.

Da finde ich das Forum ganz praktisch. Frau kann sich austauschen und darüber reden, weil natürlich beschäftigt man sich doch mit dem Thema immer wieder. Und wie gesagt, denke, ich will meine Familie, die bisher sehr viel Geduld und Einfühlvermögen für mich hat und hatte, nicht überstrapazieren.

Gerlinde, wenn Du an diesem Tag schön essen gehen möchtest, dann sprich doch mit Deiner Familie darüber. Sag ihnen doch ganz einfach, was Du Dir für diesen Tag wünscht. - Ich habe mir für dieses Jahr übrigens auch ein großes Geburtstagsfest mit meinen Freunden gewünscht - im Oktober dann.

Wünsche Euch alles Gute - bleibt gesund
Christel

[Sternzeichen]

Hallo Gerlinde,

kann nur zu gut verstehen, was in dir vorgeht. Am 18.08. jährt sich bei mir die Diagnose. Fast ein "Höllenjahr"

Zitat von Gerlinde31

Hallo ihr Lieben!

Ich mach mal ein neues Thema auf, weil ich mich mal ausquatschen muss.

Kommenden Freitag (20.7.) vor einem Jahr hatte ich nach der Chemo und Bestrahlungstherapie die letzte Bestrahlung.

Frauen, die jetzt noch in der Therapie sind, denken sich wohl, dass man ein Jahr danach vor Glück überschäumt.

Es ist auch alles OK bei mir, hatte erst letzte Woche Kontrolle. Abgesehen davon, dass ich noch immer ein wenig mit den Nachwirkungen kämpfe (Arthrose, schnelle Müdigkeit) gehts mir wirklich gut.

Aber trotzdem - gerade zum Einjährigen - ist mir in letzter Zeit ziemlich häufig zum Heulen. Ich muss oft daran denken und Gedanken, Eindrücke etc. kommen wieder hoch. Ich war damals fast den ganzen Mai im Krankenhaus wegen Lungenentzündungen. Manchmal rieche ich noch richtig diese Krankenhausluft. Würg!

Aber nun eigentlich meine Frage: Wie habt ihr den Tag ein Jahr danach verbracht. So als wärs ein normaler Tag? Habt Ihr was Besonderes gemacht? Gefeiert?

Ich wäre gerne schön Essen gegangen. Aber keiner (nicht mein Mann und nicht der Rest der Familie) denkt daran oder hätte es sich zur Erinnerung aufgeschrieben, dass der 20.7. der letzte Tag war. Es ist ja schön, wenn für alle anderen alles wieder normal ist. Aber wird es das für uns Betroffenen auch wieder?

Ich möchte sie auch nicht daran erinnern, es hätte dann doch einen ziemlichen "Nachgeschmack", wenn nur durch Erinnerung einer dran denkt! Ziemlich kindisch, ich weiß.

Manchmal fühle ich mich ziemlich alleine.

Danke fürs Zuhören

Alles Liebe für Euch
Eure
Gerlinde

[mosescat]

hallo gerlinde

ich habe zum beisspiel jemanden kennengelernt, wahrend meines 1. krankenhausaufenthaltes. sie hat auch brustkrebs, wir waren bei der gleichen onkologin, waren in der gleichen studie ( aber leider nicht in den gleichen arm). haben am gleichen tag unsere sentillop, haben das gleich geburtsjahr , in gleichen monat geburtstag und ( lacht nicht ) den gleichen beruf.
uns beiden verbindet nicht nur die krankheit sondern vieles mehr, wir haben gründe immer zum feiern ( bzw essen gehen) gefunden. meine letzte chemo und ihre letztechemo. meine erfolgreiche op und demnächst steht ihre erfolgreiche op als grund an.
wenn wir beide gemeinsam durch sind mit der therapie zuim jahrestag unser sentilop und kennenlernens gehen wir sogar mit partner essen.
sie ist mir eine sehr gute freundin geworden und helfen uns gegenseitig den rücken zustärken.

[Iris46]

Hallo Ihr Alle!
Ich kann Gerlinde gut verstehen - auch für mich ist es ein besonderer Tag gewesen - der 19.Mai - ein Jahr nach OP - da ich keine Therapie gemacht habe. Ich wollte auch schön essen gehen mit meinem Mann aber der hatte keine Zeit! Natürlich hat er nicht daran gedacht.... warum auch? Später, als ich gesagt habe, wie bedeutungsvoll dieser Tag für mich ist, kam die Frage - ja, warum hast Du denn nichts gesagt?? - Nächstes Jahr - werde ich an diesem Tag auch etwas Schönes machen - alleine! Denn es ist ja so, wie Ihr es auch empfindet, die Ängste, die man hat, kann Níemand, der nicht selbst betroffen ist, nachempfinden. Und ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß das Umfeld (insbesondere bei der Arbeit!) nach einiger Zeit wieder zur Tagesordnung übergeht - so wie ich auch.... ja, das ist wohl einfach so - und wahrscheinlich ist es auch gut so! Bei mir waren nach einem Jahr alle Untersuchungen in Ordnung und ich hoffe sehr, daß es auch so bleibt! Trotzdem - nichts ist mehr wie vorher und die Angst wieder zu erkranken bleibt wohl ein leben lang! Alles Gute für Euch ALLE, bleibt gesund!!!
Iris

[Erzwolf]

Hallo Gerlinde,

ich gehöre zur Fraktion der Angehörigen hier, nur zum Verständnis.

Wenn dir der Tag wichtig ist, dann musst du das deinem Umfeld mitteilen. Als Angehöriger weiss man oft einfach nicht, was das richtige ist und wartet auf ein Signal der Betroffenen. Man will ja nicht die gerade erst wieder begonnene Wohlfühlstimmung durch lästige Nachfragen verderben. Aussenstehenden fehlen oft einfach die Informationen, was die Diagnose Brustkrebs und die folgende Behandlung ausmacht. Nur wenn du ihnen klar machst, was da passiert, wie du dich fühlst und wie die Zukunft für dich aussieht wirst du verstanden werden.

Es gibt ja auch Menschen, die nach einem schweren Unfall am Unfalltag ihren zweiten Geburtstag feiern. Warum sollten das Krebspatientinnen nicht können? Du musst deinen Gästen nur erklären, warum du diesen Tag als etwas besonderes empfindest.

[Katrin A.]

Hallo,Erzwolf.

Finde ich gut das du dich hier meldest.....
Ich denke mir fehlt auch das Verständnis mich in "ANgehörige"
herein zu versetzen.....

Liebe Grüße und einen sonnigen Tag wünscht Katrin

[Gerlinde31]

Hallo ihr Lieben!

Vielen, vielen Dank für die vielen Einträge. Eure Worte haben mir sehr geholfen und ich merke, dass ich nicht alleine so empfinde.

Auch danke an Erzwolf als "Angehöriger" sich zu melden.

Ich habe mit meinem Mann gesprochen und versucht ihm klar zu machen, warum das ein besonderer Tag ist. Er hat es aber nicht verstanden und gemeint, da gibt es nichts zu feiern. Aber ich meinte, es gibt sehr wohl was zu feiern, nämlich ein Jahr Leben! Er meinte dann noch, dass er ja nicht einmal mehr das Datum seiner Bandscheiben-OP wüßte - was für ein Vergleich!

Da er schon was anderes für Freitag Abend vor hat, werde ich mir aber für mich alleine - wenn nicht am Freitag, dann an einem anderen Tag - nur für mich was schönes überlegen.

Alles Liebe und nochmals danke

Eure Gerlinde

[Iris46]

Hallo Gerlinde!
Genieße heute diesen für DICH so besonderen Tag!!! Ich hoffe, Du hast etwas Schönes geplant und tust nur Dinge, die DIR guttun!! Was auch immer es ist - viel Freude dabei! Ich sende Dir ganz viele gute Gedanken und Wünsche und am 20.07.2008 planst Du dann vorher schon - und wie "Erzwolf" ja schon erwähnt hat, mit denen, die Dir am Herzen liegen! Ich glaub' das mache ich nächstes Jahr auch! Herzliche Grüße und auf das nächste Jahr!! Iris

[bärbel123]

Hallo Ihr Alle,
auch mein Jahrestag nach Chemo und Bestrahlung naht (31.7.). Ich wollte eigentlich nach der Behandlung so wenig wie möglich daran denken und auch nicht darüber reden - aber das klappt leider nicht so wie ich mir das wünsche. Ich glaube auch, daß meine Familie froh ist, nicht mehr so direkt mit dem Thema konfrontiert zu sein, vor allem habe ich auch die Angst, daß ich den
"Nichtbetroffenen" irgendwann damit auf die Nerven gehe und so bin ich auch froh, auf dieses Forum getroffen zu sein. Mir hilft es ungemein, in nicht so guten Momenten zu lesen, daß es anderen auch so geht. Meinen "Jahrestag" werde ich wahrscheinlich nicht feiern - aber wer weiß??? Vielleicht denkt ja mein Mann dran - wäre schön (glaube ich aber nicht). Euch allen alles Liebe - gut daß es Euch gibt!!!
Gruß Bärbel

[lili0104]

Liebe Gerlinde,

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem besonderen "Geburtstag"

Lass es Dir gut gehen, und tu nur das, was Du möchtest!!

Liebe Grüße

Friederike

[Gerlinde31]

Hallo ihr Lieben!

Hab mir jetzt am Nachmittag zwei Stunden für mich gegönnt und was alleine gemacht.

Ich habe heute sehr oft an den letzten Tag der Therapie vor einem Jahr gedacht und bin heute sehr glücklich hier zu sein und gesund zu sein! Habe heute alles ganz bewußt erlebt.

Euch auch alles Liebe und vielen vielen Dank für Eure Worte. Ohne Euch bzw. dieses Forum wär es oft nicht so leicht!

Eure
Gerlinde