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  #1  
Alt 06.06.2005, 10:57
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Standard Mein Vater / Hirnmetastase

Hallo, Ihr Alle,

ich hatte hier schon ein paar mal gepostet, da mein Vater in 2001 mit Darmkrebs diagnostiziert wurde. OP sofort danach, dann Chemo für die Lebermetastasen (Irinotecan und 5 FU, jetzt sollte mit Erbitux begonnen werden).

Am letzten Mittwoch ist er mit einer Art epileptischem Anfall in der Küche zusammengebrochen. Krämpfe, Zittern,Bewußtlosigkeit.

Ich habe mit seinem Onkologen gesprochen, der mir sagte, daß diese Symptome auch auf einen Schlaganfall deuten könnten, bei seiner Krankengeschichte aber vermutlich eine Hirnmetastase dahinter stecken würde.

Es sind bereits 2 CTs gemacht worden, auf denen nichts zu erkennen ist, jetzt soll noch eine Kernspintomographie gemacht werden.

Mein Vater ist jetzt 76 und war bereits vor dem Anfall sehr durcheinander, was ich auf die Chemotherapie bzw. den schleichenden Leberzerfall zurückführte.

Aber, wie gesagt, wahrscheinlich ist es eine (oder mehrere) Hirnmetastasen.

Meine Mutter und ich haben uns entschieden, es ihm in diesem Falle nicht zu sagen, da er einen sehr guten Freund daran hat zugrunde gehen sehen. Wir werden eine Operation des Kopfes nicht mitmachen. Mein Vater würde das bei klarem Bewußtsein auch nicht wollen.

Wir lassen die Chemo (gegen die Leber-Metas und ggf. gegen die Hirnmetastase) weiterlaufen, so lange es geht.

Ich habe eine verdammte Angst, bei diesen Entscheidungen etwas falsch zu machen.

Oft habe ich hier gelesen und gesehen, daß es vielen von Euch (nein, von UNS) so geht.

Hat jemand von Euch Erfahrungen mit Hirn-Metas bei Darmkrebs?

Danke und alles Gute,
Stefanie
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  #2  
Alt 06.06.2005, 11:25
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Standard Mein Vater / Hirnmetastase

Hallo Stefanie,

mein Vater hatte auch Darmkrebs (Erstdiagnose Januar 2001) und im Januar 2005 wurde eine Hirnmetastase entdeckt (ca. 2,8 cm Durchmesser). Er wurde eines Morgens einfach bewusstlos, kam von selber wieder zu sich, fand sich auf dem Boden liegend wieder. Er hat seinen Hausarzt angerufen. Der Hausarzt hat Blutdruck gemessen und ist wieder gegangen. Toll, gell? Ich hab mir damals schon die Haare gerauft, als ich am Abend davon erfahren habe und hätte dem Arzt am liebsten die Praxis eingerannt.

Mein Dad hatte am selben Tag (zum Glück) einen Termin in seiner behandelnden Klinik, setzte sich ins Auto und fuhr dorthin, mit meiner Mutter auf dem Beifahrersitz. Wohlgemerkt, NACHDEM er mit Hausarzt und Klinik Rücksprache gehalten hat, was er denn nun tun solle. Ich erspare mir hierzu einen Kommentar.

In der Klinik wurde er stationär aufgenommen, bekam Infusionen mit Kortison gegen das Ödem im Kopf, damit der Hirndruck geringer würde. Dann wurde eine sogenannte Maske angefertigt und die Hirnmetastase dann mit 23 Gy bestrahlt, einmal.

Die Bestrahlung war vermutlich erfolgreich. Genau lässt sich das nicht sagen, weil mein Dad am 5. März verstorben ist. Er hätte jetzt zur Nachkontrolle gemusst. Mein Vater starb aber an einer Lungenembolie oder einem -ödem. Er hatte nach der Darmkrebs OP eine tiefe Beinvenenthrombose und hat in den letzten zwei Jahren unheimlich viel Wasser gehabt. Zum Schluss in beiden Beinen, den Hoden und im Bauch. Dass es soweit kam mit dem Wasser ist ähnlichen Behandlungsfehlern wie den oben genannten zuzuschreiben, teils auch denselben Ärzten.

Sein Herz war bereits recht schwach, unter anderem von den Chemos und den ganzen Behandlungen. Das hat man bei den Vorbereitungen für die Maske und Bestrahlung festgestellt.

Ich hatte mich im Januar im Internet über Hirnmetas informiert, deren Behandlung etc. Diese Maske mit anschließender Bestrahlung ist wohl derzeit die Therapie erster Wahl, wenn die Metastase kleiner als 3 cm ist. Operieren ist nicht immer möglich, kommt drauf an wo das Teil sitzt. Fachlich kann ich selbst dazu aber kein Urteil abgeben. Ich hab nur gelesen, dass, wenn Hirnmetas auftauchen, die Erkrankungen bereits sehr weit fortgeschritten ist. Das hat mir damals schon Angst gemacht, ich kann mir vorstellen, was Du gerade durchmachst.

Liebe Stefanie, ich wünsche Dir alles Gute, viel Kraft in dieser schweren Zeit und ein gutes Bauchgefühl bei Deiner/Euerer Entscheidung, wieviel bzw. was Du Deinem Vater sagst. lG Karleenkarleen@gmx.de
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  #3  
Alt 06.06.2005, 11:48
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Standard Mein Vater / Hirnmetastase

Liebe Karleen,
vielen Dank für die Infos. Es tut mir sehr leid, daß Dein Vater gestorben ist.
Herz etc. ist bei meinem Vater gerade gecheckt worden, zumindest hier ist alles ok.
Ja, ich würde auch sagen, daß dies das "Endstadium" bei meinem Vater ist, viel Hoffnung habe ich nicht.
Aber er hat jetzt durch die Leber-Chemo immerhin noch fast vier Jahre, schöne Jahre, gehabt. Und er durfte auch unsere Hochzeit (nach dreizehn Jahren des Zusammenlebens) gerade, am 21.05., noch miterleben, was ihn sehr glücklich gemacht hat.
Ich denke, das Wichtigste ist jetzt, ihm ein gutes, würdiges, ja, ich möchte fast sagen, erfülltes Sterben zu ermöglichen.
Einer Bestrahlung, die eventuell helfen würde, ihn noch etwas länger bei uns zu behalten, würden wir sicher in Betracht ziehen, vorausgesetzt, das Ganze belastet ihn nicht so, daß er die längere Zeit auch nur noch länger leidet.

Traurige Grüße,
Stefanie
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  #4  
Alt 06.06.2005, 11:56
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Standard Mein Vater / Hirnmetastase

Liebe Stefanie,

danke für Deine Anteilnahme, diese verdammte Krankheit ist wirklich eine Geisel unserer Zeit. Ich zieh mich daran hoch, dass meinem Vater viel Leid erspart blieb, dadurch, dass es dann dennoch so unerwaret schnell ging. Das ist mein einziges bisschen Trost.

Mein Dad hat die Bestrahlung gut vertragen, so viel kann ich sagen. Das einzige, was er an Nebenwirkungen bekommen hat, eine kahle Stelle, da wo bestrahlt wurde. Ansonsten ging es ihm gut.

Dir und Deiner Familie alles Gute. lG Karleen
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  #5  
Alt 06.06.2005, 22:53
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Standard Mein Vater / Hirnmetastase

Hallo Stefanie,
du sagst, deine Mutter und du haben beschlossen, ihm nichts von den Hirnmetastasen zu sagen. Vielleicht solltet ihr trotzdem folgendes bedenken: was sagt ihr, wenn er fragt/es selbst anspricht? Bereitet euch darauf vor, vielleicht tut er es nie. Dann besteht auch kein Anlass, es ihm aufzudrängen. Anlügen, wenn er einen Verdacht äussert, den ihr bestätigen könntet, wäre jedoch das schlimmste, was ihr machen könnt. Lügen haben kurze Beine, die kürzesten in so einer Situation. In dem Moment, in dem man angefangen hat, die Wahrheit auch nur ein bißchen zu verschleiern, hat man sich auf dünnes Eis gewagt. Ich spreche aus eigener (bitterer) Erfahrung. In meiner Familie. Und das obwohl ich eine ausgezeichnete Fortbildung "Kommunikation mit Krebspatienten" gemacht habe, in der genau diese Themen zentral waren. Es ist vermintes Gelände. Und ich hoffe und wünsche euch, daß ihr euch so gut wie möglich durchmanövriert. Und euch keine Vowürfe macht hinterher. Ich glaube, es ist wirklich fast menschenunmöglich hier immer das richtige zu tun. Deswegen gilt es, jeden Schritt genau zu bedenken. Das ist es eigentlich, was ich euch ans Herz legen will: Vor-sicht! Im wahrsten Sinne des Wortes!

LG und beste Wünsche
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  #6  
Alt 07.06.2005, 14:09
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Standard Mein Vater / Hirnmetastase

Hallo Stefanie,
vor kurzem ist mein Onkel verstorben. vor Jahren war Darmkrebs erfolgreich operiert worden. Letztes Jahr ein Rückschlag, Metastasen in der Lunge. Man erkannte später, ebenfalls aufgrund eines epileptischen Anfalls eine Hrinmetastase. Prognose war eigentlich, dass man diese mit Bestrahlung wieder in den Griff bekommt. Es kam leider gar nicht erst zu einer Bestrahlung. Von entdecken der Metastase bis zu seinem Tod vergingen gerade mal drei Wochen.
Letztendlich müsst ihr die Entscheidung ganz allein treffen. Ich meine, dass ihr euren Vater aufklären müsst. So verwirrt ein Mensch auch sein mag, ich glaube, dass er es merkt, wenn es zu Ende geht. Auch ein verwirrter Mensch kann sehr wohl eine Entscheidung treffen. Mein Vater hat Krebs mit Lebermetastasen und lebt nun seit zwei Jahren damit. Ich könnte ihn nicht anlügen.Bei der OP damals war von den Metastasen nichts bekannt. Man sagte uns nach der OP, dass Lebermetastasen vorhanden aber nicht operabel seien. Wir wollten es meinem Vater nicht sagen und dies den Ärzten überlassen. Diese wollten ihn erst wieder auf die Füsse bringen, bevor sie ihm von den Lebermetastasen erzählen. Diese zwei Wochen waren für uns die Hölle ! Mein Vater war davon ausgegangen, es wird alles gut und wir wussten, es kann nie wieder gut werden. Meine Mutter hat sich immer die größten Vorwürfe gemacht : Was, wenn er erfährt, dass ich es weiß ? Der will mich dann nie wieder sehen ! u.s.w.
Und auch ich möchte nicht angelogen werden, was den Zustand meines Vaters anbelangt.
Es will wirklich gut überlegt sein, was ihr entscheidet. Ich wünsche euch alles Gute dabei und vie Kraft.
Lieben Gruß
Nessie
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  #7  
Alt 09.06.2005, 22:54
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Standard Mein Vater / Hirnmetastase

Liebe Stefanie,

wie geht es Deinem Vater? Wie habt ihr entschieden?

Sei Dir meiner Anteilnahme versichert, liebe Grüße, Karleen
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  #8  
Alt 10.06.2005, 10:31
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Standard Mein Vater / Hirnmetastase

Liebe Karleen,
er ist inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, es heißt -nach zwei CTs-, es handele sich nicht um Hirnmetas. (Das hat man im Krankenhaus gesagt).

Es geht ihm auch soweit ganz gut, heute wird er bei seinem Onkologen sein, um die Unterlagen aus dem Krankenhaus zu besprechen.

Lt. Krankenhaus soll es übrigens eine Dehydrierung gewesen sein, die an seinem Anfall schuld war.

Werde heute abend nochmal selbst mit dem Onkologen telefonieren.
Keine Hirnmetas - das wäre ja zu schön um wahr zu sein...

Liebe Grüße,
Stefanie
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  #9  
Alt 10.06.2005, 12:21
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Standard Mein Vater / Hirnmetastase

Liebe Stefanie,

schön, dass es Deinem Vater soweit gut geht! Ich bin erleichtert zu lesen, dass er keine Hirnmetastasen hat! Eine Dehydrierung ist da schon harmloser und schneller zu "beseitigen".

Ich find's gut, dass Du noch mal mit seinem Onkologen telefonierst. Ich hatte das nie getan, weil mein Vater das nicht wollte und meine Mutter wollte das auch nicht. Mittlererweile bin ich aber schon der Überzeugung, es wäre besser gewesen, hätte ich mich eingemischt.

Ich wünsche Euch eine schöne Zeit und ein ebensolches Wochenende und alles Gute! Liebe Grüße, Karleen
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