Von der Seele schreiben!!

[Alina]

Liebe Kim,

deine Worte zu Hinterbliebenen, die trotzdem auch immer ihren Verstorbenen angehören werden, sind so schön und haben auch für mich Tröstliches .
Danke dir dafür,
Liebe Grüße, Alina

[mario1]

Hallo Leute!
Hallo Tanten!

Liebe Kim, zuerst möchte ich danke für deine lieben Worte sagen!
Weist du, ich habe mir schon gedanken gemacht, ob ich hier noch richtig bin, aber nach deinen aussagen, weis ich das es so ist!
Ja und noch was, du störst nicht, ganz im gegenteil, es tut gut zu wissen das es leute gibt die einen verstehn auch wenn man oft nur "blödsinn" schreibt!

Liebe Alina!
Wie klein nur die Welt ist! Es ist irgendwie ein komisches Gefühl, hier über das www zu schreiben! Man könnte ja überall sein und dann stellt sich heraus das ein sehr besonderer Mensch, der einen begleitet so nahe ist!
Das freut mich sehr!

Nun habe ich diese Woche Urlaub und ich hab auch Angst davor, aber ich werde mich einige Tage "absetzen"! Nicht um davon zu laufen, sondern um auch andere dinge in meinem Kopf zu sortieren und in ordnung zu bringen!
Ich habe jedoch ein schlechtes Gewissen, da ich nun nicht jeden Tag an Mamas Grab gehn kann und somit auch eine Kerze von mir erlischt! Ich weis einfach nicht wie ich das sagen soll, aber es ist eben so!
Dani hat mir schon gesagt, dass ich mir darüber keine Gedanken machen soll, sie wird darauf achten das das Licht nicht erlischt!
Danke Dani!
Ich werde am Donnerstag wieder hier sein!

Ps danke für eure Glückwünsche
Liebste Grüsse Mario

[Kim]

Hallo Mario,

ich wünsche dir, dass du einfach abschalten kannst in den Tagen, nimm dir die Zeit für dich. Was die Kerze und das Grab angeht: Wie oft warst du dort? wie oft hast du eine Kerze angezündet? Ich bin mir sicher, dass alles dort längst in dir ist. Schließe deine Augen und sei dort, zünde ihr die Kerze an, wie du es immer gemacht hast und sei bei ihr.

Blödsinn? Nein, es ist kein Bödsinn, es sind Gedanken, die einen beschäftigen und es ist gut, wenn man nicht alleine damit bleibt. Mein stören bezog sich nur darauf, dass alles hier sehr vertraut ist und ich nur stille Mitleserin bin.


Liebe Alina,

es freut mich, wenn die Worte auch für dich etwas tröstliches haben :-)

Alles Liebe euch,

Kim

[Daniela1]

Hallo an euch alle!
Und ein ganz besonderes Hallo an Briele, Alina und Isa!


Gestern und Heute waren wieder so bedrückende Tage.
Wie euch ja Mario geschrieben hat waren wir gestern am Fußballplatz um bei Stefan zu sein. Als alle aufgestanden sind um eine Trauerminute abzuhalten, spürte ich wieder dieses beklemmende Gefühl in meinem Hals es ist als ob mir jemand die Luft nimmt und das hab ich immer wenn ich an Mami denke.
Sie hat Stefan zu jedem Spiel begleitet, sie hat keines ausgelassen auch als es ihr schon schlechter ging wollte sie keines auslassen. Und da hat sie mitgefiebert, mit geschimpft(über den Schiri), und sich gefreut wenn Stefan ein tor schoß. Stefan hat sich für gestern ein Leibchen machen lassen vorne ein Foto von Mami und den Text darunter," Du bleibst mir unvergeßlich" er hat es unter seiner Dress getragen. Und als er das erste Tor für seine Mannschaft schoß freute er sich so, für die anderen wohl nicht bemerkbar aber ich habs gemerkt er griff sich an sein Herz und damit auch an Mami und schaute zum Himmel hinauf. Er hat es für sie geschoßen. Und ich, ich sah mih immer wieder um , ich hab sie so vermißt. Irgendwie hab ich gedacht sie sitzt doch hinter mir und doch ist es nicht so gewesen. Ich vermisse sie so wahnsinnig.

Und heute gerade eben als ich meine Maus zu Bett brachte, begann sie zu weinen und als ich sie fragte was los sei, da sagte sie nur zu mir ich will zu oma. Ich möchte das sie da ist da bei mir. Sie wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Und dann sagte sie eigentlich will ich ja nicht weinen dann wirst du auch wieder traurig, und ich hab sie dann ganz fest gedrückt und habe ihr gesagt das sie weinen darf wann sie will und wenn sie traurig ist. Und dann haben wir gemeindam geweint. Sie hat so viele Fragen. Was sie am meisten bedrückt ist warum ihre oma sterben musste als sie wieder zu ihr ins Krankenhaus durfte um sie zu besuchen. Denn das sie nicht auf die Intensiv durfte hat sie schon sehr schwer verstanden weil sie die oma unbedigt nochmal sehen wollte. Und als ich am Montag nachhause kam, hab ich gesagt wenn es der Oma morgen wieder gut geht dann fahren wir sie sofort besuchen. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen, aber auch ich habe fest daran geglaubt am Dienstag wieder mit ihr sprechen zu können. Ich hätte es nicht sagen sollen. Meine Maus leidet so darunter. Und mir tut das so verdammt weh. Was soll ich nur tun.

Liebe Alina!

Auch ich bin sehr erfreut. Ich habe dich ganz weit weg erwartet( geographisch gesehen). Und doch sind wir uns so nah. Wie Mario schon sagte so klein ist die Welt.

Bis bald eure Dani

[Isa1]

Liebe Dani, lieber Mario,

bin zur Zeit nicht ganz fit (Virus) und ziemlich eingespannt mit Neffen, Mutter, Hund, Haushalt. Schwester und Mutter ebenfalls mehr oder weniger malad. Kindern und Hund ists fad, sie sind quietschfidel. Sehr anstrengend.

Mario, ich bin untröstlich, daß ich dir nicht zum Geburtstag gratuliert habe. Ich hole es hiermit nach, aber ich weiß, es ist nicht dasselbe. Bitte verzeih mir und: herzliche Glückwünsche zum Geburtstag!

In ein paar Tagen hab ich wieder mehr Zeit und ein weniger umwölktes Hirn (hoffe ich)

Liebe Grüße von Isa

[Briele]

Liebe Dani, lieber Mario,

es geht mir wie Alina. Les ich über Euren Kummer, ist mir die Trauer in der ersten Zeit nach Mamas Tod wieder ganz gegenwärtig.

Mario, es fällt Dir schwer wegzufahren, nicht täglich eine Kerze an Mamas Grab anzuzünden. Es ist wirklich so wie Kim schreibt, die Kerze kannst Du überall anzünden.

Ich habe am Friedhof nie eine besondere Nähe zu meinen Eltern. Ich bin dort nicht trauriger, auch nicht froher. Die Nähe spüre ich – mittlerweile muß ich fast sagen – spürte ich - am meisten in der Wohnung meiner Eltern, an ihrem Wohnort. In diesem Ort habe ich auch eine Wohnung und es gibt hier natürlich die meisten Erinnerungen, die meisten Bilder in mir.

Ich habe an drei Orten ein Heim und im ersten Jahr, auch darüber hinaus, hatte ich immer das Gefühl ich entferne mich von Mama wenn ich von dem Dorf wegfuhr, in dem sie lebte. Einmal habe ich 1000km Bahnfahrt fast durchgeweint. Bald einmal hatte ich an jedem Ort eine „Gedenkstätte“, die überall ähnlich aussehen: Fotos, eine Madonna, oder ein kleines Madonnenbild, Engelbild, ein paar Steine, Blümchen, Kerze. So nach einem Jahr hatte ich das erste Mal das Erlebnis, dass ich erst hier vor meinem „Altar“ stand und sozusagen ciao sagte, weil ich wegfuhr. Abends kam ich in Wien an, sperrte die Wohnungstür auf und im Zimmer lachte sie mir schon wieder entgegen. Sie war schon da! Überall, wohin ich kam, war sie schon da!
Ich kann nicht mehr sagen wann ich innerlich den nächsten Schritt machen konnte. Aber seit einiger Zeit weiß ich, egal wo ich bin, Mama und Papa sind bei mir, weil sie in mir sind. Ich kann mich gar nicht von ihnen entfernen, im Gegenteil, mit jedem Tag meines Lebens gehe ich weiter einen Schritt auf sie zu. Das klingt vielleicht so, als könnte ich es gar nicht erwarten zu ihnen zu kommen, aber das ist nicht so.

Für mich war es das Schwierigste mit meiner körperlichen Sehnsucht nach Mama fertig zu werden. Ihr hattet auch viel körperliche Nähe und das plötzlich nicht mehr zu haben ist wie ein Entzug. Das ist ganz schlimm. Was kann man dazu sagen? Das eine macht ihr ohnehin: Ihr seid zusammen, haltet Euch, umarmt Euch, sprecht über Mama. Das andere ist wirklich DIE ZEIT.

Dani, Du scheibst, Du spürst noch immer ihre Hand. Du, Ihr, werdet sie immer besser spüren. Wenn etwas Zeit vergangen ist, die Trauer, der Kummer nicht mehr so toll in einem wütet, wenn man ein bisschen ruhiger, vielleicht auch erschöpfter wird, dann spürt man viel, immer mehr. Mamas Arme um einen herum, ihre Wange, ihre Lippen. Und nicht nur das. Man hört auch ihre Antworten, manchmal schimpft sie auch mit einem und Ihr werdet auch mit ihr lachen können.

Übrigens gibt es ein Buch mit dem Titel „ich spür noch immer ihre Hand“ – wie Frauen den Tod der Mutter bewältigen von Ruth Eder.

Was Deine kleine Tochter betrifft, da machst Du doch alles richtig! Ich kann Dir diesbezüglich keinen Buchtipp geben, aber es gibt über dieses Thema viele Bücher, wahrscheinlich findest Du hier im Forum Tipps von Ladina. Das ist doch gut auch einmal gemeinsam zu weinen, traurig zu sein, über Brigitte zu sprechen.

Nun nur noch ein paar Worte über das Schreiben hier im „Angehörigenforum“. Kim hat das schön ausgedrückt, das passt schon. Umso mehr, weil es hier bei Euch irgendwie ein „geschlossener“ Bereich ist. Das ist nicht immer der Fall. Manchmal schreiben in einem Angehörigenthread mehrere Leute mit, alle sorgen sich um die kranken Angehörigen, in so einem Fall ist es dann vielleicht schwierig wenn der Trauernde mitschreibt, der leider in einer anderen Phase ist.

Liebe Grüße
Tante Briele

[Alina]

Liebe Dani,

Ich habe nach nun einem Jahr ohne meine Mama festgestellt, dass ich immer mehr ihrer Verhaltensweisen, ihrer typischen Sätze und sogar Gesten übernommen habe. Mir ist das eigentlich gar nicht aufgefallen, andere haben mir dies rückgemeldet. Auch mein kleiner Neffe hat seine typischen Oma-Dialoge und seine Lieblings-Oma-Spiele auf mich übertragen.

Als mir dies bewusst wurde, habe ich mich darüber gefreut. Ich bin natürlich nicht wie meine Mama geworden, ich kann sie auch nicht ersetzen, aber ich habe bestimmte Verhaltenweisen und Rollen von ihr in mich aufgenommen- Mütter/ Eltern leben so wirklich in ihren Kindern weiter. Ein schöner, tröstlicher Gedanke ! Obwohl, wenn mein Neffe sich verspricht und "Omi" sagt zu mir, da freut mich das dann nicht so *gg*

Liebe Dani, vielleicht kannst du das als BrigittesTochter auch bald feststellen und dich darüber freuen.
Deine Tochter ,sie erlebt gerade ihren ersten großen Verlust. Es ist so gut, dass sie weinen kann und "darf" und auch, dass sie deine Tränen auch sehen kann. So muss sie nichts verdrängen und keine Gefühle verstecken !

Viel Kraft für euch, ihr haltet so zusammen und lässt euch gegenseitig nicht alleine,

Liebe Grüße,
Tante Alina

[Daniela1]

Liebe Isa!

Ich wünsch dir gute Besserung.
Und laß dich nicht zu sehr stressen. Wir hören von einander wenns dir wieder gut geht.

Bis bald
Dani

[Daniela1]

Liebe Briele!

Wie immer fühle ich mich wohl wenn ich von dir lese.

Mario ist weggefahren. Ich habe ihm fest versprochen immer nach seinen Kerzen an Mamas Grab zu schauen. Es tut ihm bestimmt gut, wenn auch nur für drei Tage.

Ich für meinen Teil fühle mich auch wohl an Mamas Grab, ich fühle mich ihr nah.
Ihre Wohnung ist der absolute Horror für mich. Noch bin ich nicht soweit wie Du und ich wäre es schon so gern.

Auch mich macht diese Sehnsucht nach Ihren Umarmungen, und Ihrem Duft, Ihre Liebe in Ihren Augen als sie mich ansah, fast verrückt. Briele ich bin so verzweifelt. Im moment spüre ich wie diese Leere immer schlimmer wird. Es tut so verdammt weh. Habe heute alte Fotos angesehen. Ich weiß das es mir nicht gut tut und trotzdem mache ich es. Ich mußte so weinen und wenn ich ehrlich bin kommen mit jetzt schon wieder die Tränen. Ich vermisse sie sooo. Ich kann nicht verstehen das ich sie nie mehr wieder sehen kann , darf.(auf Erden).

Werde sehen ob ich diese Buch auch bei uns bekomme. Danke für den Buchtipp. Und danke das du mich daran bestärkst das ich mit meiner Kleinen alles richtig mache.

Wenn ich könnte würd ich dich jetzt umarmen, da das aber nicht möglich ist umarme ich dich virtuell.

Danke für Alles liebe Briele
Dani

[Daniela1]

Liebe Alina !

Das was du schreibst ist wunderschön. Und es freut mich für Dich das du das erleben kannst. Wäre total stolz wenn ich so ein bisschen so werden würde wie Mami.

Würd mich auch nicht wirklich freuen wenn ich Omi genannt werden würde. Da hast du mein absolutes Verständniss.

Danke liebe Alina für deinen lieben Worte.
Für dich auch eine dicke Umarmung.

Dani

[Briele]

Liebe Dagi,

das Buch kann man überall bestellen. Alina hat mich heute gefragt ob es empfehlenswert ist. Ich habe den Titel hautpsächlich deshalb erwähnt, weil Du diesen Satz wortwörtlich geschrieben hast. Es ist ein lesenswertes Buch, aber es wäre übertrieben zu sagen, dass es ein „Trösterbuch“ ist.

Ich erinnere mich, dass ich am ersten Tag nach Mamas Tod Fotos auflegte. So arg viele habe ich nicht, das ist etwas was ich bis ans Ende meiner Tage bedauern werde. Auf jeden Fall hab ich sie richtig aufgelegt. Ich hab mir nämlich gedacht wenn ich das nicht von Anfang an mache, dann brauch ich Jahre bis ich sie ansehen kann ohne dabei umzufallen.

Mein Papa starb zweieinhalb Jahre nach Mama. Ich habe hier drei Kassetten, von ihm besprochen. Es wäre sicher nett sie anzuhören weil wir, er und ich, einen Dialog führen. Papa ist jetzt dreieinhalb Jahre tot, ich hab sie noch nie gehört. Ich hüte diese Tapes wie einen Schatz, aber ich habe Angst zusammen zu brechen wenn ich seine Stimme höre. Hätte ich es kurz nach seinem Tod gemacht, wäre es anders gewesen.

Dagi, meine Liebe, halte mich bitte nicht für überheblich, aber ich bin mir ganz sicher, dass Ihr alles richtig gemacht habt bei Eurer Mami und dass Ihr jetzt weiterhin alles richtig macht in Eurer Trauer. Auf die Dauer gesehen ist das wichtig, jetzt einmal hilft das leider nicht viel.

Leider, leider kann ich keine Hilfsanker auswerfen und leider kann ich Euch auch nichts abnehmen. Ich kann mich nur wiederholen, in der ersten Zeit muß man einfach schauen, dass man Stunde für Stunde, Tag für Tag irgendwie durchsteht. Es aushält.

Arbeit tut gut. Bewegung in frischer Luft. Gesund und gut essen. Auf sich schauen. Auf die anderen schauen. Für sich etwas tun und für die anderen. Darüber reden, Darüber schreiben.

Kurz nach Mamas und auch dann nach Papas Beerdigung hatte ich für einige Zeit eine schöne Beschäftigung. Ich habe an Verwandte, Freunde, Nahestehende, an Menschen die ihnen etwas Liebes getan haben einen Brief geschrieben. Ganz individuell für jeden einen, in dem ich Bezug genommen habe auf deren Beziehung zu Mama, zu Papa. Und ich habe ein Andenken dazu gepackt. Und ein Foto. Ich habe meine Freundinnen, die fast alle ein nahes Verhältnis zu meiner Mama hatten eingeladen, ich habe das richtig zelebriert. Ein Besuch am Friedhof, ein gutes Essen, dann meine Geschenke und Briefe übergeben. Bei Papa war das dann auch so.
Es hat mir sehr geholfen.

Doch dann war das auch vorbei und ich bin wieder in mich zusammen gesackt. Nach wie vor finde ich meine „Gedenkstätte“ gut, zünde jeden Tag eine Kerze an.

Auch heute noch ziehe ich gerne eine Jacke von Mama an, einen Schal von ihr, auch einmal ein Hemd vom Papa.

Aber es sind alles nur Krücken, verzweifelte Versuche sich an etwas festzuhalten. Das einzige, und das ist es wirklich Dani, ist die Zeit, die einem hilft.
Und bei Euch natürlich – es ist ein Glück – seid Ihr es, Ihr helft Euch, stützt Euch und wann immer einer den anderen umarmt, oder Du Deine kleine Tochter in den Arm nimmst, dann umarmt ihr Eure Mama.

Heute umarme ich Dich liebe Dani und natürlich auch den Mario. Wie geht es Stefan?

Deine Tante Briele

[Briele]

Liebe Dani,
entschuldige bitte, da ich Dich zweimal mit "Dagi" angesprochen habe. Wie unaufmerksam von mir. Dafür hab ich jetzt eine halbe Stunde lang versucht diesen Satz zu senden. Die Seiten haben und haben sich nicht aufgebaut.

Gute Nacht
Tante Briele

[Daniela1]

Liebe Tante Briele!

Ist nicht so schlimm, hört sich ja fast gleich an, und schreibt sich auch fast so.

Wahrscheinlich hast Du recht, es hilft mir Mamis Fotos anzusehn.Obwohl viele Außenstehende sagen ich quäle mich, aber es tut mir gut ihr lachen zu sehen, denn Mami hat gerne gelacht und viel auch wenn es ihr nicht gut ging hat sie ihr lachen nie verlernt. Auch habe ich noch Ihre letzten SMS gespeichert die sie mir vier Tage vor Ihrem Tod schrieb. Und ihre Nummer habe ich auch noch gespeichert.

Bitte verzeih mir wenn ich das jetzt schreibe, ich beneide dich etwas um deinen Schatz. Wie gerne würde ich Mamis Stimme auf Tonband haben. Du hast etwas sehr wertvolles, auch wenn du sie noch nicht anhören kanst, vielleicht kommt die Zeit wo du es kannst.

Irgendwie bedrückt es mich sehr das wir immer nur von uns schreiben, auch für dich muß alles sehr schwer gewesen. Du hast die beiden wichtigsten Menschen ins so kurzen Abständen verloren. Wie groß muß dein Schmerz gewesen sein. Verzeih das ich nie danach frage wie es dir geht.

Wie könnte ich Dich für überheblich halten. Alles was du schreibst versteht auch mein Verstand, aber mein Herz sagt mir was anderes. (noch).

Auch ich bin gerade dabei an Menschen zu schreiben die Mami gekannt haben. Z.b. Hatte sie wie sie in Bad Ischl auf Erholung war sehr viele Bekanntschaften geschlossen. Nur leider kam es nie zu irgendwelchen Treffen da alle sehr verstreut wohnen. Mir sind bei Ihren sachen einige Briefe in die hände gefallen und ich bin gerade dabei allen zu schreiben.

Meine liebe Briele!
Du hast schon lange einen Hilfsanker für uns ausgeworfen. Für mich bist du, Alina und Isa wie ein Hilfsanker. Bei euch fühle ich mich verstanden und nicht allein.
Wahrscheinlich kann man das von Aussenstehenden oder Menschen die diesen Schmerz noch nicht miterleben mussten auch nicht erwarten.
In letzter Zeit höre ich immer wenn ich auf die Frage "wie gehts dir", mit nicht "so gut" antworte. Trauerst du immer noch, das wird schon, du mußt weiter leben, das wird wieder, nach zwei drei Monaten geht schon wieder.

Mich kotzt das an. Auch wenn ich weiß das es nicht böse gemeint ist. Sie wissen es halt nicht besser.
Und so wie du schreibst, man hält es einfach aus und es vergeht tag um Tag und irgenwie schafft man auch Tag um Tag.
Auch ich habe mir so eine Art Gedenkstätte gemacht, und es tut gut.

Weißt du ich habe mir schon fast gedacht ich werd ein bisschen verrückt, denn auch ich habe Sachen von Mami zuhause die ich gerne anziehe. Und ihre Uhr die sie im krankenhaus hatte habe jetzt ich. Aber es ist wahrscheinlich wirklich so eine Art festhalten. Einfestklammern.

Du hast mich gefragt wie es Stefan geht. Er ist sehr zurückhaltend und er kann z.b. keine Fotos von Mami sehn. Er ist nie allein seine Freunde fangen Ihn sehr auf. letztes mal hat er mich um zehn Uhr abends noch angerufrn und da haben wir sicher eine halbe Stunde miteinander geredet. Und mich hat dieser Anruf sehr gefreut. Wir haben über ihn und Mami geredet. Es geht ihm innerlich nicht sehr gut das fühle ich, aber er kommt schön langsam aus sich raus. Er bekommt jetzt eine andere Wohnung denn er ist ja immer noch Mamis Wohnung. Ich habe ihm angeboten zu mir zu ziehen bis er die andere Wohnung bekommt, aber das hat er abgelehnt. Das kann z.b. nicht . Mir schnürt es den Hals zu wenn ich in Mamis Wohnung komme. Alles erinnert an sie. So verschieden sind wir doch.

Ich umarme Dich
Deine Dani

[Daniela1]

Ich möchte euch gerne ein gedicht aufschreiben das mir eine Bekannte gegeben hat als Mami starb.

Denkt nicht,
ich sie für immer fort gegangen,
wie könnt ich euch nur allein zurücklassen!
In Gottes Liebe zu neuem Leben erweckt,
bin ich dir auf neue Weise nahe,
nur fassen und festhalten kannst du mich nicht mehr.

Ihr meine geliebten Kinder,
glaubt nicht, ich hätte euch verlassen!
Wie könnte ich es.
Wie sehr ist mir doch euer Lebensglück
am Herz gelegen.
Habt ihr eigentlich gewußt,
dass eure Freude, eure Trauer-
auch meine Freude, meine Trauer war?
Und daran ändert sich auch jetzt nichts.

Ihr meine geliebten Enkelkinder,
denkt nicht ich sei tot!
Es gibt keine Toten, nur uns,
die vorausgegangen, und euch, die Hinterbliebenen.
Und so bleibt zwischen uns die
Herzlichkeit der Beziehung,
wie sie war.

Auch in Zukunft werd ich euer Leben begleiten.

Dani

[Alina]

Liebe Dani,

das ist wirklich ein wunderschönes, trostvolles Gedicht , habe es mir auch ausgedruckt für die dunklen Tage, die immer wieder mal auftreten.

Ich weiß auch noch so gut, wie sehr mich die Menschen geärgert haben, die mich mit ihren " Du musst auch wieder leben! " -Sätzen malträtiert haben, und das schon Wochen nach Mamas Tod. Was heißt das schon " wieder leben?"
Ich habe das Jahr der Begleitung meiner Mama als intensivstes Leben in Erinnerung und genauso das bisherige Jahr meiner Trauer. Nie sind mir die Wertigkeiten und Prioritäten des Lebens so bewußt gewesen wie in diesen Zeiten. Nie hat sich Liebe für mich so intensiv angefühlt und auch die Trauer, die Verzweiflung sind doch auch Leben für mich. Die Leute können nicht nachvollziehen, dass " wieder leben" für einen, der sich durch die Trauer durcharbeitet, nicht " ins Kino gehen" heißen kann. Aber mit einigem Abstand habe ich nun erkannt, dass diese Menschen es halt einfach nicht besser sagen können und durch diese Sätze vielelcht ihre Besorgnis um einen selber ausdrücken wollten. Oft ist es auch ihre eigene Angst vor dem Tod und oder vor Verlusten, die sie raten lässt, die Trauer schnell ab zu handeln und dann wieder zur Tagesordnung über zu gehen.
Aber wir wissen es besser, Dani, unsere Trauer ist der "Preis" für die intensive Beziehung zu unseren Müttern . Lass dich nicht beirren von Rat-Schlägen !

Liebe Grüße an Mario, an deine Tochter und an dich,
Alina