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  #16  
Alt 24.07.2008, 23:26
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Hallo Ypsi,

Zitat:
Zudem kam ein Anruf des Arztes meines Vaters, der mir sagte, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass er bald zum Pflegefall wird. Sein Allgemeinzustand sei so schlecht, dass man das leider befürchten muss.
Ich finde es gut, daß der Arzt Deines Vaters so klare Worte spricht. Auch wenn es natürlich schmerzlich ist, zu hören, wie die Dinge stehen.

Allerdings kann ich Dir aus eigener Erfahrung sagen, daß Dein Vater nicht unbedingt zwingend ein Pflegefall werden muß.

Denn auch ich hatte einen guten Bekannten, der einen ähnlichen Befund wie Dein Vater aufwies: Ein Lungenflügel war total verkrebst, im anderen befanden sich Metastasen. Von Anfang an gab es keine Hoffnung auf Heilung. Mein Bekannter war trotzdem noch lange Zeit relativ fit. Er überstand zwei Lungenentzündungen und drei Chemotherapien und ging sogar noch zur Arbeit. Plötzlich erlitt er aber beim Lasern seiner Lunge eine Lungenblutung, mußte ins künstliche Koma gelegt werden und starb dann 10 Tage später im Krankenhaus.
Ihm blieb es also erspart, ein Pflegefall zu werden.

Fakt ist: Lungenkrebs ist tückisch und der Verlauf ist sehr unterschiedlich.
Im Grunde sollte man immer auf alles gefasst sein und jede Minute, die man zusammen erleben kann, genießen. Und sich zudem so viel Hilfe und Unterstützung holen, wie nur möglich.

Dein Körper hat Dir mit dem Kreislaufzusammenbruch ein deutliches Warnzeichen gesendet. Ich finde es sehr gut, daß Du darauf hörst und einen Termin bei einer Beratungsstelle vereinbart hast. Dich selbst zu stärken ist nun erstmal am allerwichtigsten.

Ganz besonders liebe Grüße
Kyria
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  #17  
Alt 29.07.2008, 12:46
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Update

Ihr Lieben,

gestern hatte ich für meine Ma und mich einen Termin in einer Krebs-Beratungsstelle. Und ich bin sehr sehr froh, dass wir das gemacht haben.

Alleine solche profanen Dinge, dass ich meinen Paps anrufe und quasi immer diese blöde Frage stelle "wie gehts". Ich weiß ja, dass es ihm schei... geht. Und er weiß, dass ich es weiß. Die Beraterin sagte uns, man kann auch einfach anrufen, von sich erzählen und dann fragen, ob er was bräuchte... und eben so mit ihm sprechen, ohne diese Frage zu stellen.
Ich weiß, dass hört sich konfus und unselbständig an, aber über solche Dinge mach´ ich mir halt Gedanken und bin völlig verunsichert, wie es denn richtig ist...

Weiterhin hat sie mir einige gute und für mich sehr beruhigende Hinweise gegeben, die mir sehr sehr weitergeholfen haben.

Ich werde meine Paps auf jeden Fall auch anbieten, dass auch er sich dort beraten lassen kann.
Kommenden Freitag ist nun endgültig die erste Chemo; habe leider keinen Urlaub bekommen (muss bei einer Veranstaltung dabei sein, ansonsten wäre es kein Problem), um meinen Paps zu begleiten. Ich werde aber bei der zweiten Medikamentengabe (auch ambulant, dann nach 8 Tagen) dabei sein können. Und wenn es nur dafür gut ist, dass ich die Ärzte nochmal sensibilisiere, dass mein Paps bei möglichen Nebenwirkungen sicherlich nicht von sich aus klagt, sondern es eben erträgt... und ich weiß ja, dass man mit bestimmten Medikamenten die möglichen Nebenwirkungen lindern kann.

LG
Ypsi
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  #18  
Alt 29.07.2008, 15:14
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

... bin unterbrochen worden und kann nun noch "den Rest" meines langen Updates schreiben.
Letzte Woche sollte ja eigentlich die erste Chemo sein, die hat aber gar nicht stattgefunden. Man hat noch einen Hörtest mit ihm gemacht und die Nierenfunktionen mit einer weiteren Untersuchung gecheckt. Mein Vater hat mich nicht mal angerufen und mir gesagt, dass es keine Chemo gab, habe ihn dann endlich auf dem Handy erreicht (zu Hause war er nicht, bin dorthin gefahren) und da sagt er eiskalt, was denn sei, warum ich ihn auf dem Handy anrufe... "Äh, Du hattest heute eine Chemo, ich hab´ Angst um Dich und mache mir Sorgen" - "Ne, keine Chemo, die und die Untersuchung..." Ich bin aus allen Wolken gefallen... "Ich hab´ vergessen, Dir Bescheid zu geben"

Habe im Übrigen auch diese Begebenheit der Beraterin gestern erzählt. Sie meinte, wir sollten seinen Hausearzt ein wenig in Richtung Depression sensibilisieren. D.h. der HA soll ihn dahingehend genauer "anschauen".
Depression? Möglich, klar, wieso kommt man da nicht selbst drauf? Sich zurückziehen, schon seit Monaten; Besuche, Telefonate abwiegeln, nach außen ist alles prima, Alkohol ...

Liebe Bianca, liebe Kyria, liebe Chrisi und alle anderen auch,
ich darf euch sagen, dass es gut tut hier bei euch zu sein!!!

LG
Ypsi
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  #19  
Alt 29.07.2008, 16:47
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Marita C. Marita C. ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liebe Ypsi,
sei deinem Vater nicht böse,es ist seine Art mit dieser Krankheit umzugehen.Nimm es nicht persönlich,auch wenn es weh tut.

Alles Liebe Marita
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  #20  
Alt 29.07.2008, 16:55
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liebe Ypsi,

lass ihm Zeit. Männer sind NOCH weniger mitteilsam als Frauen. Lass ihm Zeit seinen Weg zu finden mit der Krankheit umzugehen. ERst dann wird er einen Weg MIT Euch suchen. Es macht keinen Sinn eine Erwartenshaltung anzunehmen. Schließlich muss er kämpfen. So schwer es fällt und auch wenn man oft denkt "Ich hätte aber Bescheid gesagt, ich würde..." (ich bin genauso und halte oft meinen Weg für den einzig richtigen), letztlich hat er ja nun mal sehr, sehr viel Angst. Lasst ihm Zeit damit umzugehen. Dann kommt er zu Euch. Oder er kann das nicht. Dann müsst ihr einen anderen Weg finden. Es braucht vielleicht aber einfach nur Zeit. Mein Vater wollte nie mit uns über seinen Krebs reden. Er wollte nur alles andere hören. Vielleicht ist Deiner ebenso und irgendwann, ganz nebenbei lässt er eben doch die Dinge fallen die ihn bewegen. Wenn er soweit ist.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
*********************
Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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  #21  
Alt 29.07.2008, 17:12
herend81 herend81 ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Hallo,
habe gerade meine schwester durch den lungenkrebs verloren.wir haben uns nicht gescheut dinge die geregelt werden mussten anzusprechen.meine schwester war anschliessend froh und beruhigt,daß alles geregelt war.sie wollte zum schluss keine verlängernden behandlungen mehr haben und wir haben das akzeptiert.sie bekam eine lungenentzündung und ist auch ohne schmerzen ohne absaugen und ohne künstliche ernährung nach 2 tagen friedlich eingeschlafen.wir waren die letzten 3 tage tag und nacht bei ihr,haben ihre hand gehalten und gestreichelt.3 stunden vor dem tod bekam sie eine morphiumspritze,von dem moment an wurde sie immer ruhiger,die atemzwischenräume wurden grösser und wir konnten beobachten wie sie langsam zur ruhe kam und wie das leben sie verließ.es war das erste mal eine sterbende so intensiv und so lange begleitet zu haben.ein erlebnis und eine innigkeit mit meiner schwester wie ich sie im leben nie erlebt hatte.sie wurde nur 55 jahre alt.
das ist meine erfahrung mit dem krebs,ich wollte damit sagen,das wichtigste ist das begleiten und das dasein in der letzten zeit.das gibt einem den frieden.
viel trost an alle
wolfgang 62 jahre

Geändert von herend81 (29.07.2008 um 17:26 Uhr)
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  #22  
Alt 29.07.2008, 18:01
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Hallo Ypsi,

das mit der Krebs Beratungsstelle hört sich in meinen Ohren so richtig gut an! Hilfreich, erfahren und wohltuend.

Hmm, die Ähnlichkeiten zwischen Deinem Vater und meinem Bekanntem -er war übrigends mein Exmann und der Vater meiner beiden Töchter- scheinen sich nicht nur auf die Erstdiagnose der beiden zu beschränken: Auch mein Exmann war ein eigenwilliger Mensch und blieb bis zum Ende ein leidenschaftlicher Raucher.

Allerdings hat uns der Arzt im Nachhinein ganz klar gesagt, daß es beim Befund meines Exmannes nur wenig gebracht hätte, mit dem Rauchen aufzuhören. Lediglich circa 4 Wochen Lebensverlängerung, wenn er sofort nach Diagnosestellung Nichtraucher geworden wäre. Da er das aber niemals in Erwägung gezogen hat, hat er noch ein Jahr lang als "glücklicher Raucher" gelebt.

Schön, daß Du Deinen Papa zur Chemo begleiten möchtest. Meine jüngere Tochter hat das auch öfter gemacht. Anfangs sogar sehr oft. Ich war auch einmal dabei. Es lief ganz angenehm ab. Der Patient saß gemütlich in der Sitzecke auf der Station im Krankenhaus und schmöckerte in einem Buch, während die chemische Flüssigkeit aus der Flasche langsam in ihn hineintropfte. Es sah geradezu völlig harmlos aus. Tat ihm übrigends auch nicht weh.

Wenn ich so lese, was Du schreibst, vermute ich nicht, daß sich Dein Vater so einfach öffnen wird und mit Dir oder den anderen Angehörigen aus Euerer Familie über seine Ängste bzgl. seiner Krankheit spricht. Nicht jeder Patient kann das. Unserer vermied jeglich Offenheit. Wir haben gelernt, das zu respektieren. Das war zwar nicht immer leicht für uns, aber man wuchs da so hinein....

Wichtig war für uns nur, daß wir Bescheid wußten, wie es wirklich um ihn stand.
So gelang es uns zumindest, ihm, als es ihm gerade mal ganz schlecht ging, ein halbes Jahr vor seinem Tod, eine Vollsorgevormacht zu "entlocken", die meine Töchter und mich dazu berechtigte, seine finanziellen Angelegenheiten zu klären, wenn er dazu nicht in der Lage sein sollte. Dazu haben wir extra zu viert (mein Exmann, seine Töchter und ich) einen Termin bei der Bank vereinbart und eine Vorsorgevollmacht, die über den Tod hinaus wirksam war, dort hinterlegt.
Das halte ich für sehr wichtig und würde ich Dir und Deiner Familie wirklich empfehlen. Es gibt Vordrucke zu Vorsorgevollmachten bei den meisten Pfarrämtern und auch im Internet.

Ich find´s toll, daß Du Dich, trotz aller Schwierigkeiten, so um Deinen Vater kümmerst. Ihn begleitest, auch wenn er sich manchmal sträubt.

Das ist echt wichtig, gerade bei den eigenwilligen Kranken. Denn auch die, die nicht nach Hilfe rufen, sind dringend auf die emotionale und praktische Unterstützung ihrer Angehörigen angewiesen.

Ganz liebe Grüße
Kyria
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  #23  
Alt 30.07.2008, 08:52
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Guten Morgen ihr 4,

vielen Dank für eure Worte!

Liebe Marita,

ich weiß ja, wie er ist und ich weiß auch, dass er sich durch diese Krankheit nicht ändern wird.
Gelassenheit ist nicht unbedingt meine Stärke Vielleicht, weil ich alles zu richtig machen möchte. Und vielleicht ist das mein Weg zu lernen, eben nicht (annähernd) perfekt zu sein... *seufz*

Liebe Kyria,

oh ja, da scheinen mir deutliche Ähnlichkeiten. Das tröstet mich irgendwie, weil ich dadurch nicht das Gefühl habe, dass es nur bei uns so >verkorkst< zugeht und irgendwie ist es ja doch so, dass einem alle Welt suggeriert, wenn jemand in der Familie krank wird, hält die Familie zusammen, egal, was vorher war. Natürlich rücken gewisse Dinge in diesem Moment völlig in den Hintergrund, aber alles vergessen, was geschehen ist, das geht nicht. Zumindest ich kann es nicht.

Deine Geschichte hilft mir aber dahingehend sehr, dass ich mir wirklich Mühe gebe, mit ihm umzugehen, zu kommunizieren. Und ich habe die Hoffnung, dass wir beide uns, vielleicht sogar mit meiner Ma zusammen, Schritt für Schritt annähern. Wie hast Du geschrieben - man wächst da rein... ich hoffe es und irgendwie würde es mich sehr freuen, wenn wir da in unserer Vater-Tochter-Beziehung noch etwas ändern könnten.
Bezüglich Vollmacht, Patientenverfügung bin ich sozusagen dran, auch das hat die Beraterin angesprochen und mein Paps hat die Unterlagen auch schon seit letzter Woche vorliegen. Habe sie ihm hingelegt und vorsichtig gebeten, er möge sich das doch mal durchlesen und habe ihm gesagt, worum es dabei geht und warum das wichtig ist. Will ihn da aber nicht bedrängen.

Liebe Bianca,

auch bei Dir habe ich schon einige Mal gelesen, dass Dein Vater sich nicht mitteilte und sehr verschlossen war. Gestern war wieder so eine Situation: Habe ihn angerufen und gefragt, wann es ihm recht sei, dass ich vorbeikomme... Er meinte dann, naja unter der Woche ist es schwierig (da ist er ja abends mit seinen Jungs unterwegs), habe dann direkt unterbrochen und gemeint "okay, dann komm´ ich am Samstag-Vormittag; ist Dir das recht?"...
Er hat dann zugestimmt. Das ist ungewöhnlich, er hat schon oft (auch vor der Diagnose, bevor dass alles losging) völlig abgeblockt, wenn ich ihn besuchen wollte ... das ginge nicht, weil dies und jenes sei... Heute denke ich darüber natürlich anders, aber im ersten Moment bezieht man das eher auf sich, das man selbst etwas falsch gemacht hat.

Lieber Wolfgang,

vielen Dank auch an Dich für Deine Zeilen. Wenn ich das so lese, glaub´ ich immer mehr, dass wohl mein Anspruch an mich selbst zu hoch ist. Soll heißen, ich habe das Gefühl, einfach da sein ist nicht genug. Es scheint aber wohl genau das zu sein, was gut ist - nicht mehr und nicht weniger.


Liebe Grüße
Ypsi
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  #24  
Alt 31.07.2008, 13:30
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Hallo Ypsi,

lieben Dank für Deine Antwort.

Ich denke, daß es bei Männern wie Deinem Vater und meinem Exmann ungeheuer wichtig ist, ihnen das Gefühl zu geben, daß man dann da ist, wenn sie es brauchen. Daß sie wissen, daß man sozusagen im Hintergrund bereit steht und sie auffängt und unterstützt, dann, wenn es nötig ist.

Zusätzlich kann man hier und da ein bißchen an den Fäden ziehen, um ihnen manches zu erleichtern: Kann sich vom Kranken von der Schweigepflicht entbinden lassen und so Gespräche mit dem Arzt führen. Kann mit der Nachbarin eine verbindliche Absprache treffen, daß sie bei Verschlechterung des Befindens sofort Bescheid geben soll. Der Kranke muß dabei gar nicht so haargenau mitbekommen, was man als "Notfallprogramm" für ihn arrangiert!

Denn viele Kranke neigen dazu, den Ernst der Lage nicht erkennen zu wollen. Mein Exmann z.B.: weigerte sich bis zum Schluß beharrlich, zu erkennen, wie schlimm es um ihn stand. Er war überzeugt davon, in absehbarer Zeit wieder gesund zu werden. Das war seine Art, mit der Krankheit umzugehen. Wir mußten lernen, das zu akzeptieren.

Noch kurz zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht: Vermutlich der einzige Vorteil dieser schrecklichen Krankheit Lungenkrebs ist, daß man dabei eine Patientenverfügung nicht mehr dringend braucht. Denn die Möglichkeiten, bei Lungenkrebspatienten auf längere Zeit lebensverlängernde Maßnahmen einzusetzen, sind doch eher sehr begrenzt. Insbesondere dann, wenn der Tumor bereits weit fortgeschritten ist.

Viel wichtiger finde ich, die finanziellen Angelegenheiten zu regeln. Das würde bedeuten, daß Dir Dein Vater, falls er handlungsunfähig im Krankenhaus liegen würde, Dir durch eine ausgestellte Bankvollmacht die Möglichkeit gäbe, Überweisungen zu tätigen etc., um finanzielle Nachteile zu vermeiden.
So könntest Du auch Einblick in seine Finanzen erhalten und sehen, wie es um die Schrottimmobilie bestellt ist.

Puh, irgendwie ist das alles ein Drahtseilakt: Als Angehöriger eines eigenwilligen Kranken ist man irgendwo zwischen "Hoffnung -nicht zerstören", "Nachteile-minimieren" und "Vorsorge-treffen" angesiedelt.

Anfangs kann man sich gar nicht vorstellen, wie man das alles unter einem Hut kriegen soll. Aber es geht.

Unerlässlich ist es allerdings, sich ein paar Mitstreiter ins Boot zu holen: Eine hilfsbereite Nachbarin z.B.:, einen vertrauenswürdigen Arzt, oder auch andere Familienangehörige. Leute, mit denen man eine kleine, effektive Hilfsmannschaft bilden kann und mit denen man sich austauschen kann.

Ich find´s wunderschön, wie sehr Du Dich für Deinen Vater einsetzst. Ich bin überzeugt davon, daß dieser Weg, auch wenn er Dich jetzt viel Zeit und Energie kostet, der allerbeste für Euch beide sein wird. Der Königsweg.

Ganz liebe Grüße
Kyria
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  #25  
Alt 05.08.2008, 10:29
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liebe Kyria und ein liebes Hallo an alle Anderen,

ich möchte euch ein kurzes Update geben.
Am Freitag hat mein Paps ja die erste Chemo bekommen, sechs Stunden musste er am Tropf ausharren. Ich war am Samstag bei ihm, wir haben viel geredet, dann waren wir kurz einkaufen und ich habe noch ein paar "Kleinigkeiten" in seiner Wohnung gemacht. Samstag ging es ihm gut, bis auf eine Bemerkung, dass seine Appetitlosigkeit immer stärker wird...

Seine Nachbarin (eine Freundin meiner Ma) schaut nun einmal am Tag nach ihm. Sie war früher Altenpflegerin und hat ihren Bruder vor Jahren an Krebs verloren, d.h. sie kann "damit umgehen" (hört sich schrecklich an, tut mir Leid) und würde uns auch sagen, wenn ihr das zuviel ist (sie hat das im Übrigen selbst angeboten).

Ich habe gerade mit ihm telefoniert (sitze ja im Moment im Büro). Gestern und vor allem die Nacht zu heute war schlecht, sagt er. Nicht, was die Nebenwirkungen der Chemo anging, sondern diese schreckliche Atemnot. Mir ist das am Samstag schon aufgefallen, dass er bereits nach der kleinsten Bewegung innehalten muss und verschnaufen muss, selbst im Sitzen ist er schon kurzatming.

Er hat zwar ein Spray bekommen, das ist aber a) bereits verbraucht und hat b) auch nicht sonderlich geholfen, sagt er. In der Klinik haben sie ihn - falls er Beschwerden bekommt - an den Hausarzt verwiesen. Sein Hausarzt ist aber im Urlaub und kommt erst übermorgen wieder. Ich habe ihm nun das Versprechen abgerungen, falls es noch schlechter wird mit der Atemnot, dass er auf jeden Fall direkt das Krankenhaus anruft bzw. den Notarzt; dafür sind die da!

Meine Fragen an euch, gibt es da noch etwas anderes? Hat der HA denn überhaupt irgendwelche Möglichkeiten? Wieso sieht man das in der Klinik nicht und gibt ihm gleich ein Sauerstoffgerät mit? (Ich konnte ihn am Freitag leider nicht begleiten, habe keinen Urlaub bekommen und konnte daher nicht mit den Ärzten vor Ort sprechen). Ich bin ohnehin der Meinung, dass er gar nicht nach Hause gehört, sondern in die Klinik. Er lebt alleine, ich mache mir Sorgen, dass irgendwas passiert und ihm nicht rechtzeitig geholfen wird. Bin durcheinander...
Seine Worte: Du kannst doch nicht Urlaub nehmen, dich neben mich setzen und warten, bis ich keine Luft mehr kriege...

Danke fürs Zulesen...
Ypsi
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  #26  
Alt 06.08.2008, 13:44
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Ach, ihr Lieben...
Darf ich ein bisschen rumheulen?
Habe mich gerade mit meinem Mann gestritten. Er rief ind er Mittagspause im Büro an und fragte, ob wir morgen Abend dies und jenes machen... Ich meinte dann, das das nicht geht, weil ich morgen Abend und Freitag Abend bei uns putzen will, damit ich am Samstag (wenn ich das normalerweise bei uns mache) zu meinem Vater fahren kann und seine Wohnung putzen kann, für ihn einkaufen gehen kann usw. Mein Paps sagt, er kann das nicht mehr.
Das habe ich jetzt einige Male schon so gemacht. Mein Mann fand´ das ..., naja, ich wiederhole seine Worte lieber nicht. Er meint, dass mein Paps jeden Tag fit genug ist, zu seinen Kumpels, in seinen Verein, zu fahren - aber nicht fit genug, um mal zwei Hemden zu bügeln oder mal einkaufen zu gehen.
Meinem Paps wiederum scheint der Dreck nichts auszumachen, es ist ihm schlicht egal, wie es um ihn herum aussieht. Das war es auch schon vor seiner Krankheit. Aber da habe ich es natürlich nicht für ihn gemacht... da hätte er es ja theoretisch selbst machen können.
Mein Mann meint nun, das sei wieder typisch für ihn, er schnippst mit dem Finger und ich renne...

Ach, wenn ich das so durchlese, erscheint mir das so ..., ich finde gar kein Wort dafür, Pillepalle eben.
Aber es fühlt sich einfach nach noch mehr Druck an, den richtigen Weg zu finden; das ist wohl die treffendste Beschreibung. Mach´ ich es da richtig, ist es da falsch!

LG
Ypsi
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  #27  
Alt 06.08.2008, 16:17
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Hallo Ypsi,

was Du beschreibst, kenne ich, in etwas abgewandelter Form: Man betreut und versorgt einen Schwerstkranken, möglichst noch so geschickt, daß er selbst das gar nicht merkt (!) und währenddessen meutert das eigene Umfeld, weil man einfach viel weniger Zeit für alle anderen Leute hat, als vorher.

Ich würde Dir raten: Gehe nach Deinem Gefühl, mach`genau das, wozu es Dich hinzieht. Versuche, Deinem Mann klar zu machen, daß dieses Engagement für Deinen Vater derzeit wichtig und ja sowieso zeitlich begrenzt ist. Versuche Verständnis zu wecken für die besondere Situation, in der sich Du und Dein Vater derzeit befinden.

Ich bin überzeugt davon, daß Dir Dein Bauchgefühl immer wieder den richtigen Weg zeigen wird.

Liebe Grüße
Kyria
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  #28  
Alt 07.08.2008, 13:14
Ypsi Ypsi ist offline
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Liebe Kyria,

irgendwie habe ich beim Lesen Deiner Zeilen (auch in anderen Threads, wenn Du Anderen Hilfe gibst) immer das Gefühl "... erstmal durchatmen ... und dann gehts weiter". Ich weiß nicht, wie Du das machst, diese spürbare Ruhe auszustrahlen, aber Du machst das gut!
Danke Dir!
Mein Paps möchte das allerdings schon merken, er lässt sich unangenehme Dinge sehr gerne abnehmen, das war schon immer so ;-) Was soll´s

Ich werde meinem Mann vorschlagen, dass dies (auch wenn es blöd klingt) vielleicht eine gute Gelegenheit wäre, das Thema <Putzfee> mal wieder aufzunehmen. Wir hatten darüber bereits gesprochen, weil wir beide jobtechnisch sehr eingespannt sind, haben aber nicht wirklich ernsthaft nach Jemandem gesucht.

Heute ist Paps beim Hausarzt, d.h. da wird nach den Leuko´s geschaut und ich hoffe sehr, dass der Arzt ihm irgendwas gegen die Atemnot geben kann.
LG
Ypsi
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  #29  
Alt 07.08.2008, 15:30
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Ihr Lieben,

ich bin es schon wieder... habe Angst um Paps:
Er war heute bei seinem Hausarzt, zum einen wegen dem Check der Leuko´s und überhaupt des AZ nach der Chemo und zum Anderen, weil er doch so schreckliche Atemnot hat. Der HA hat ihn gleich nochmal zum Lungenfacharzt überwiesen und direkt einen Termin für heute gemacht. Ergebnis: Morgen oder spätestens am Montag wird ein Sauerstoffgerät geliefert.
Ist das gut?
Ich habe Paps gefragt, ob er keine Medikamente oder Sprays bekommt, die ihm das Atmen leichter machen - sowohl der HA als auch der Lungenfacharzt meinten, er hätte schon zwei Medikamente, wenn die nicht helfen, muss man Sauerstoff geben - deshalb das Gerät.
Ich sehe weiter oben meine Frage "Ist das gut?" - Ich glaube nicht!


Habe Paps gefragt, wann es ihm am Samstag recht ist, dass ich komme. Seine Antwort "weiß noch nicht, das ist noch so lange hin"!
Das ist übermorgen. *seufz*
Wenn er sowas sagt, macht er mir einfach Angst!!!
LG
Ypsi
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  #30  
Alt 07.08.2008, 17:29
C. S. C. S. ist offline
Gesperrt
 
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Ort: Berlin
Beiträge: 251
Standard AW: Wie lange noch?

noch genauer ausgedrückt: nur wenn Dein Vater die behandelnden Ärzte von ihrer Schweigepflicht auch Dir als Tochter gegenüber (sogar Ehepartner!) entbindet, bekommst Du Auskünfte.
Das ist ja auch richtig so denn sonst wäre es ja eine Entmündigung des Patienten. Ich als Patient bestimme selbst was ich wem erzähle.
Liebe Grüße
C. S.
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