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  #1  
Alt 22.08.2008, 12:10
RenegadeMasta RenegadeMasta ist offline
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Standard TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo an alle hier!
Darf ich mich vorstellen: Ich bin 28 Jahre alt, offiziell noch Student, aber nicht mehr lange und wohne im sonnigen Südwesten Deutschlands, in einer nicht allzu großen, aber feinen Universitätsstadt (Mehr biografische Daten von mir möchte ich aufgrund von Diskretion nicht preisgeben. Immer dran denken, das Internet vergisst nichts.).

Anfang August 2008 Feststellung eines Hodentumors beim Urologen. War eigentlich wegen einer anderen Sache da (wahrscheinlich Prostata-bedingt). Von mir aus wäre ich wahrscheinlich nicht gegangen, meine Freundin hat mich dahin "geschickt". Der ca. 1,2 cm große Tumor wurde bei dieser Untersuchung zufällig entdeckt, ohne dass ich irgendwelche Beschwerden in der Richtung verspürt hätte bzw. eine Verhärtung oder ähnliches von mir zu tasten war.

Wenig später wurde der Hoden chirurgisch entfernt und ein Seminom festgestellt. Außerdem ergab ein CT und MRT, dass keine Metastasen in anderen Organgen bzw. Lymphknoten vorliegen. Gottseidank bin ich offensichtlich noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen, da ich in einem frühen Stadium zum Arzt gekommen war. Soweit also ganz gut.

Allerdings wurde bei mir im anderen Hoden eine TIN festgestellt, also im Prinzip der Vorläufer zur Krebszelle. Im Internet liest man ja nach, dass die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 5 Jahren einen Hodentumor im Gegenhoden zu entwickeln, bei 50 % bzw. die Wahrscheinlichkeit, nach 7 Jahren einen zu entwickeln bei 70 % liegt. Heute jedoch offenbarte mir der Arzt bei der Befundbesprechung, dass die Wahrscheinlichkeit hierfür in meinem speziellen Fall nur bei 3-25 % liegt und meinte, man könne auf die Bestrahlung des Hodens bei Kinderwunsch vorläufig verzichten, wenn alle 8 Wochen eine Untersuchung des Hodens (Abtasten, Ultraschall) erfolgt.

Nun bin ich hin- und hergerissen. Einerseits bin ich natürlich nicht so wild darauf, mir den anderen Hoden auch noch bestrahlen zu lassen und damit meine natürliche Zeugungsfähigkeit für immer und unwiderruflich zu zerstören, andererseits hätte ich natürlich schon gern Sicherheit, dass von der Seite nix mehr kommt...

Meine Frage ist: Wem soll ich nun glauben? Die 3-25%ige Wahrscheinlichkeit für das Entstehen eines Hodenkrebses, die der Arzt mir vorraussagt oder die Vorraussage im Internet von über 50 % ? Hat jemand in diesem Forum Erfahrung mit einer Bestrahlung des verbliebenen Hodens?

Und wenn dann im anderen Hoden aufgrund der TIN-Vorgeschichte ein Tumor entstünde, müsste der dann auf jeden Fall weg? Oder wäre der dann mit einer Bestrahlung evtl. noch zu retten?


Bin hin- und hergerissen und hoffe auf den einen oder anderen Ratschlag...

Liebe Grüße vom RenegadeMasta
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  #2  
Alt 22.08.2008, 12:46
Andi Frenzel Andi Frenzel ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo RenegadeMasta,

zufälligerweise hat mich die Frage der Wahrscheinlichkeit, mit sich aus einer TIN ein Tumor entwickeln kann, kürzlich ebenfalls beschäftigt. In meinem letzten Nachsorgegespräch war von einer Wahrscheinlichkeit von 10-15% bei positiver TIN innerhalb von 5-7 Jahren die Rede. Tatsächlich findet man im EGCCCG-Konsenspapier von 2004 die Zahl von 70% innerhalb von 7 Jahren. Ich habe keine Ahnung, wie es sein kann, dass die Einschätzungen hier so weit auseinander gehen. Kann es sein, dass manche Ärzte nicht auf dem neuesten Stand sind? Oder dass es unterschiedliche Formen der TIN gibt, die eine weitere Differenzierung ermöglichen? Schwierig - zumal es in deinem Fall ja schon einen erheblichen Unterschied macht, wenn es um die Frage Bestrahlung ja oder nein geht.

Zitat:
Und wenn dann im anderen Hoden aufgrund der TIN-Vorgeschichte ein Tumor entstünde, müsste der dann auf jeden Fall weg? Oder wäre der dann mit einer Bestrahlung evtl. noch zu retten?
Meines Wissens kommt die Bestrahlung als Therapie des Hodens bei Entwicklung eines Tumors nicht in Betracht. Es gibt aber an manchen Kliniken die Option einer organerhaltenden Operation, falls der Tumor noch klein genug ist.

Grüße von Andi
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  #3  
Alt 22.08.2008, 15:28
TriaAlex TriaAlex ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo RenegadeMasta,

nun, ich bin da ja ein gebranntes Kind...

Bei mir wurde TIN Zellen nicht richitig diagnostiziert, und ich wurde nicht bestrahlt. Ich bekam 2 Zyklen PEB und dachte damit sei alles überstanden.
Ein Jahr nach dem ersten Tumor hatte ich einen neuen im verbliebenen Hoden, also nochmal das Ganze, diesmal 3 Zyklen (PEB und PEI).
Eine nachträgliche Zweitmeinung meiner Biopsie ergab, dass man einige TIN übersehen hatte. Diese überleben als CIS sogar eine Chemo und entwickeln sich in 10-20 % zu einem Tumor. So hat man mir das erklärt. Allerdings hatte ich ein Nicht Seminom.
Das ist halt eine Risikoabschätzung. 10-20% klingt nicht viel, dennoch wäre mir die Unsicherheit zu groß. Ich hatte ja keine Wahl, hätte mich aber damals für eine Bestrahlung entschieden - das wäre immer noch besser gewesen, als nochmal Chemo.
Auf alle Fälle solltest Du sicherheitshalber über eine Kryokonservierung nachdenken, sicher ist sicher.
Wenn ein Tumor einmal da ist, muss der operativ entfernt werden, eine reine Bestrahlung reicht dann nicht aus - die zerstört nur Mikrometastasen. Je nach Lage des Tumors kann man das organerhaltend machen - ging bei mir auch nicht, da er direkt an der Stelle saß, wo die Versorgungsgefäße ansetzen.

Alex
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  #4  
Alt 23.08.2008, 11:14
PantaRei PantaRei ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo,

das ist wirklich eine blöde Entscheidung, die Du zu treffen hast. Und dass die Statistiken der Mediziner häufig nicht besonders aussagekräftig sind, ist nochmal ärgerlich (liegt wohl daran, dass die z.T. Studien mit sehr kleinen Mengen machen - in Promotionen bspw. manchmal nur 50 Patienten). Das hilft also nix.

Ich hätte mich wahrscheinlich für eine Bestrahlung entschieden, um Ruhe zu haben. Aber bei meinem Hodenkrebs war meine Frau bereits zum 2ten Mal schwanger und daher die Familienplanung abgeschlossen.

Wenn Du Dich mit einer Lösung "alle 8 Wochen zum Urologen" (oder, wenn Du willst, noch häufiger) wohl fühlst und Dich nicht allzu sehr psychisch unter Druck gesetzt fühlst, dann solltest Du das erwägen. Zumindest kannst Du es ja jetzt erstmal ausprobieren. Und in 1/2 Jahr oder so nochmal überdenken.

Man sieht ja hier im Forum, dass schon die Nachsorgeuntersuchungen einen Stressfaktor darstellen - obwohl die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv meist geringer ist als bei Dir. Aber - jeder geht anders damit um.

Will sagen: Wenn Du trotzdem den Kopf frei bekommst für andere Dinge, könntest Du die "Abwarten-Variante" ja zumindest ausprobieren. Es zwingt Dich ja nix und niemand, Dich jetzt definitiv zu entscheiden. Setz Dir vielleicht eine Frist (bspw. 1 Jahr). Wenn Du den Kopf nicht frei bekommst für Examen, Bewerbung, Berufsstart (oder was auch immer), dann solltest Du Dich vielleicht für Bestrahlung entscheiden und "die Sache" zuende bringen. Schliesslich darf nicht der Krebs das gesamte Leben bestimmen.

Man, man, man, um die Entscheidung beneide ich Dich nicht.

Viele Grüße,

PantaRei
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  #5  
Alt 23.08.2008, 14:48
joey_1 joey_1 ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo RenegadeMasta,

die Entscheidung vor der du stehst ist wirklich nicht einfach.

Was das TIN und die Wahrscheinlichkeiten eines erneuten Hodentumors anbetrifft, so kann ich dazu leider wenig sagen.
Aus meinen Erfahrungen heraus, die ich mit Hodenkrebs machen musste, würde ich mich aber wohl für die sicherere Methode also die Bestrahlung entscheiden.
Ich habe letztes Jahr leider auch in meinem zweiten Hoden – 13 Jahr nach dem 1. Hodentumor im anderen Hoden – wieder einen Tumor.

Man hat ihn zum Glück sehr früh erkannt. Da es mein letzter Hoden war und der Tumor – wieder ein reines Seminom - noch sehr klein war (0,8 cm) , wurde ich zuerst organschonend operiert und nur etwa ein Drittel des Hodens entfernt. Leider hat sich aber im Hysto später herausgestellt, dass auch im Resthoden bereits Krebszellen vorhanden waren und deswegen musste ich mich noch mal unters Messer legen und den Resthoden auch noch entfernen lassen. Ich habe damals auch gefragt, ob eine Bestrahlung eine Option wäre, aber das war laut den Ärzten medizinisch keine Alternative.

Seither habe ich mich schon ein paar mal gefragt, ob ich, wenn ich die Wahl hätte, lieber noch mit einem Resthoden herumlaufen würde und dafür immer die Befürchtung haben müsste, dass wenn der Tumor schon zwei Mal aufgetreten ist, er – solange ich noch Hodengewebe habe – jederzeit wieder auftreten könnte. Und ich glaube, dass es mir so fast lieber ist, auch wenn ich seither natürlich regelmäßig Testo (Nebido-Spritze) substituieren muss.

Mir wurde dann nach der endgültigen Entfernung die Wahl gelassen, ob ich lieber Wait&See, eine einmalige Carboplatin-Chemo oder Bestrahlung machen will.
Und obwohl mir die Ärzte eigentlich zu Wait&See geraten haben, wollte ich doch mehr Sicherheit und habe mich für die einmalige und gut verträgliche Chemo entschieden.

Aus meiner Sicht würde ich dir also wohl zur vorsorglichen Bestrahlung raten, denn wenn du nicht gerade ein ziemlich cooler Typ bist , dann wäre mir die dauernde psychische Anspannung, dass ein neuer Tumor entstehen könnte, zu groß.
Falls du die Bestrahlung aber machst, dann würde ich dir auf jeden Fall auch vorher zur Kryo-Konservierung raten, die ich damals auch gemacht habe – allerdings ist das auch eine Preisfrage, denn sie ist nicht ganz billig.

Wünsch dir alles Gute und die für dich richtige Entscheidung
JÜRGEN
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  #6  
Alt 26.08.2008, 20:37
RenegadeMasta RenegadeMasta ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo an alle! Erstmal danke für die hilfreichen Antworten, auf die ich jetzt gern eingehen würde.

Die Samenkonservierung wollte ich auf jeden Fall machen, das wurde mir auch in der Uniklinik nahegelegt. Kostenpunkt wäre einmalig 300 Euro plus jährlich 600 Euro. Das kann ich mir grad noch leisten bzw. meine (besorgten) Eltern würden andernfalls den Betrag übernehmen.

Ja, die unterschiedlichen Angaben zum Risiko eines zweiten Tumors find ich auch recht verwunderlich. Mein Arzt meinte dazu, dass hierbei wohl verschiedene Personengruppen untersucht wurden (Seminon/Nichtseminom, unterschiedliches Alter etc.). Ich wollte den Klinik-Arzt hierauf festnageln und Details wissen (welche Studie mit welcher Personengruppe ergab welches Risiko), leider wirkte dieser an dem Tag aber etwas gestresst und kurz angebunden, so dass ich noch mal ausgiebig mit meinem Urologen darüber reden will. Von den Ergebnissen dieses Gesprächs werd ich hier noch berichten.

Die Entscheidung fällt mir echt nicht leicht Die Wahl besteht zwischen dem Übel, auf natürlichem Weg keine Kinder mehr bekommen zu können oder aber dem Rückfallrisiko. Leider ist es gut möglich, dass der dann entstehende Tumor im anderen Hoden ein aggressiveres Nichtseminom ist und ich nicht so einen erfreulichen Krankheitsverlauf (keine Metastasen etc.) erlebe wie dieses Mal. Und der verbleibende Hoden wäre auch noch weg, nachdem mich der Verlust des ersten Hodens schon schwer getroffen hat

Nachdem ich hier von einigen Leuten lese, die im anderen Hoden auch noch einen Tumor bekommen habe, scheint dies keinesfalls unrealistisch zu sein... Momentan tendiere ich wohl eher zur Bestrahlung.
Aber davor ist der nächste Schritt bei mir jetzt die Kryokonservierung der Spermien.

Wenn sich was neues ergibt, berichte ich weiter..

Eine Frage noch: Hat hier jemand Erfahrung mit der lokalen Bestrahlung des verbliebenen Hodens? Wie siehts mit der Hormonproduktion aus, ist die erhalten geblieben? Ablauf und sonstige Beschwerden?

Grüße an alle!
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  #7  
Alt 27.08.2008, 09:10
Saxones Saxones ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Moin Moin

deine Kostenzahlen zur Einlagerung der Spermien überraschen mich ja doch etwas....

Ich habe das hier (Berlin) auch machen lassen vor meiner OP und Chemo und habe folgendes bezahlt:

Einmalige Aufbereitung: 75€ (wird mit ein bischen Kampf auch von der Krankenkasse bezahlt)
Jährliche Lagergebühren: 250€

Wenn du die Adresse haben willst: PN an mich
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  #8  
Alt 11.09.2008, 14:23
gerlance gerlance ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Stehe vor derselben Frage und grüble nun schon 3 Monate. Mein Urologe rät eher ab, weil man die Schäden durch die Bestrahlungen nicht unterschätzen sollte, andererseits die Chemo zum ersten Tumor durchaus die Entstehung eines zweiten im kontralateralen Hoden verhindern kann. Der doc, der die OP durchführte, plädierte für Kombi aus Chemo und Bestrahlen.
Bei allen Überlegungen frag ich mich inzwischen, woher die eigentlich ihr Zahlenmaterial und die Wahrscheinlichkeitsrechnungen hernehmen. Mich zumindest hat bislang niemand in irgendwelche Zählungen detailliert aufgenommen. Krebsregister, klar. Aber sonst? Da will die Krebsforschung herausfinden, wo die Ursachen liegen, aber es werden gar keine relevanten Fragen an die Patienten gestellt. Oder werden für die Statistiken nur die im Rahmen von Studien Behandelten herngezogen? Wohl kaum, einen von diesen hab ich im Krankenhaus selbst kennengelernt.
Da ich Nichtseminom hatte, tendiere ich zu Nichtbestrahlen der "geringen Manifestation einer TIN", obwohl ich familienplanungstechnisch gar nichts befürchten und mir wenigstens über Krykokonservierung keine Gedanken machen muss. Aber 100% wohl ist mir dabei auch nicht, und das hat gar nichts mit Coolness oder deren Fehlen zu tun.
__________________
- Live is beautiful -
und deshalb werde ICH gewinnen, und nicht der Krebs
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  #9  
Alt 11.09.2008, 20:57
RenegadeMasta RenegadeMasta ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Zitat:
Zitat von gerlance Beitrag anzeigen
Stehe vor derselben Frage und grüble nun schon 3 Monate. Mein Urologe rät eher ab, weil man die Schäden durch die Bestrahlungen nicht unterschätzen sollte, andererseits die Chemo zum ersten Tumor durchaus die Entstehung eines zweiten im kontralateralen Hoden verhindern kann. Der doc, der die OP durchführte, plädierte für Kombi aus Chemo und Bestrahlen.
Ah echt? Was meint er denn zu den potentiellen Schäden? Dass man davon 100%ig unfruchtbar wird, ist mir bekannt, was denn sonst noch?

Zitat:
Da ich Nichtseminom hatte, tendiere ich zu Nichtbestrahlen der "geringen Manifestation einer TIN", obwohl ich familienplanungstechnisch gar nichts befürchten und mir wenigstens über Krykokonservierung keine Gedanken machen muss.
Okay... Wenn du eh erst mal ne Chemo machen musst und die mit gewisser Wahrscheinlichkeit die TIN vernichtet, würd ich das auch so sehen, denke ich.

Grüße
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  #10  
Alt 11.09.2008, 22:52
PantaRei PantaRei ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Zitat:
Zitat von gerlance Beitrag anzeigen
Bei allen Überlegungen frag ich mich inzwischen, woher die eigentlich ihr Zahlenmaterial und die Wahrscheinlichkeitsrechnungen hernehmen. Mich zumindest hat bislang niemand in irgendwelche Zählungen detailliert aufgenommen. Krebsregister, klar. Aber sonst? Da will die Krebsforschung herausfinden, wo die Ursachen liegen, aber es werden gar keine relevanten Fragen an die Patienten gestellt. Oder werden für die Statistiken nur die im Rahmen von Studien Behandelten herngezogen? Wohl kaum, einen von diesen hab ich im Krankenhaus selbst kennengelernt.
schau Dir mal das an:
http://docserv.uni-duesseldorf.de/se...ervlet?id=3569

Das ist eine Doktorarbeit!

Die Dame hat eine Menge von 58 Patienten und leitet daraus Therapierichtlinien ab. Das scheint ziemlich sonderbar. Aber sie stellt auch fest, dass es Rezidive beim reinen Seminom im Stadium I kaum gibt - davon ist auch hier sehr selten berichtet worden. Aber die Gefahr eines Tumors im kontralateralen Hoden scheint häufiger zu sein. Und die wird bei der Nachsorge nicht unbedingt mituntersucht.

Also irgendwie nutzt es doch etwas ....

Gute Nacht,

PantaRei
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  #11  
Alt 16.09.2008, 20:17
RenegadeMasta RenegadeMasta ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Ganz Interessante Diss! Insbesondere:
Zitat:
In der Regel tritt das Seminom einseitig auf. Bei einem der untersuchten Patienten
(Nr. 22 K.J.), bei dem zunächst linksseitig ein Seminom aufgetreten und
entsprechend behandelt worden war, entwickelte sich 4 Jahre später ein
rechtsseitiges ß-HCG-positives Seminom.
Aha, also nur ein Tumor im Gegenhoden bei insgesamt 58 Patienten. Das gibt doch Hoffnung, auch wenn die statistische Basis sehr dünn ist.

wo wir beim Thema sind: Letztens ist mein zweiter Urologe (ich bin in einer Gemeinschaftspraxis) aus dem Urlaub zurückgekommen und ich hatte heut nen Termin bei ihm. Wir besprachen das weitere Vorgehen.

Obwohl er Uro-Onkologe ist, also spezialisiert auf Krebserkrankungen, konnte er mir bei meiner TIN nicht großartig weiterhelfen. Er meinte, dass die Angaben aus den verschiedenen Studien stark divergieren und man in der Wissenschaft einfach noch nicht zu vereinbaren Ergebnissen gekommen ist.

Auch die allgemeine Vorhergehensweise bei einer TIN unterscheide sich stark. Einige Ärzte raten kompromisslos zur sofortigen Bestrahlung, andere würden lieber engmaschig überwachen und nur was unternehmen, wenn sich etwas entwickelt. Er meinte auch, dass bei meinem 2-monatigen Überwachungsintervall mit Ultraschall, Tumor-Marker Untersuchung und Hoden betasten ein beginnender Tumor sofort erkannt werden würde.

Aber leider meinte er auch, dass der Hoden in diesem Falle dann höchstwahrscheinlich ab müsste.

Jedenfalls hab ich wohl noch ein Weilchen Zeit für die Entscheidung, ob ich nun den Hoden bestrahlen lassen soll oder nicht. Die Zeit werde ich nutzen, um erstma die Samenbank mit meinem Sperma zu beglücken. Fortsetzung folgt....
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  #12  
Alt 17.09.2008, 23:05
Andi Frenzel Andi Frenzel ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo RenegadeMasta,

wenn du noch spezielle fachliche Fragen hast, wäre vielleicht Prof. K. P. Dieckmann aus Hamburg, der mit zahlreichen Publikationen zur TIN hervorgetreten ist, ein möglicher Ansprechpartner. Ich meine mich zu erinnern, dass auch Leute hier aus dem Forum schnell und erfolgreich per mail Kontakt mit ihm aufgenommen haben.

Grüße von Andi
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  #13  
Alt 25.09.2008, 22:41
RenegadeMasta RenegadeMasta ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Zitat:
Zitat von Andi Frenzel Beitrag anzeigen
Hallo RenegadeMasta,

wenn du noch spezielle fachliche Fragen hast, wäre vielleicht Prof. K. P. Dieckmann aus Hamburg, der mit zahlreichen Publikationen zur TIN hervorgetreten ist, ein möglicher Ansprechpartner. Ich meine mich zu erinnern, dass auch Leute hier aus dem Forum schnell und erfolgreich per mail Kontakt mit ihm aufgenommen haben.

Grüße von Andi
Ah, danke für den Tipp, der gute Mann hat nen Haufen interessante Papers (=Forschungsarbeiten) geschrieben, siehe
http://www.albertinen.de/html/home_s...8&abschnitte=5

Auch er ist wohl ein Anhänger der These, dass die TIN sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in absehbarer Zeit zu einem Hodentumor entwickelt, siehe das Paper "Therapie der testikulären intraepithelialen Neoplasie (TIN)":
Zitat:
TIN-Zellen gehen nahezu quantitativ in
manifeste Keimzelltumoren über. Innerhalb von 5 Jahren
entwickeln 50% aller Patienten mit TIN einen soliden Hodentumor,
nach 7 Jahren beträgt die Quote etwa 70% [8].
Hmmm, wenn ich ihn anschreibe, wird er mir wohl am Ehesten genau das erzählen, was er da bzgl. TIN in seinen Papers schreibt, oder?

Zu meinem Leidwesen fand ich in demselben Paper auch diese Aussage:


Zitat:
Auf der anderen Seite ist durch Langzeituntersuchungen
an 20 dänischen Patienten gut bekannt, dass signifikante
Verschlechterungen der Leydigzellen durch diese
Strahlendosis hervorgerufen werden und knapp ein
Viertel aller Patienten eine Hormonsubstitution benötigen.
und
Zitat:
In einer kleineren Pilotstudie konnte gezeigt
werden, dass nach 20 Gy die Testosteronspiegel allmählich
im Verlaufe von einigen Jahren bis nahe an die untere
Normwertgrenze absinken. Dass nach einer Dosis
von 20 Gy eine deutliche Funktionseinbuße, wenn, auch
keine Eliminierung der Leydigzellen hervorgerufen wird,
geht auch aus einer älteren Studie an Patienten mit Prostatakarzinom
hervor.
Zitat:
In der deutschen TIN-Studie zeigten 2 von 11
Patienten einen subnormalen Testosteronspiegel nach 18
Gy Bestrahlung.
Die Bestrahlung des verbliebenen Hodens scheint doch nicht so ohne zu sein! Bisher war ich immer der Meinung, ich würde höchstwahrscheinlich ohne Schädigung der Leydigzellen davonkommen. Naja, wenn dann der Hoden nach der Bestrahlung weder Sperma noch ausreichend Testosteron produziert, für was taugt er dann noch ??
Das sind ja eher bescheidene Aussichten!

Geändert von RenegadeMasta (25.09.2008 um 22:44 Uhr)
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  #14  
Alt 26.09.2008, 12:23
mic79 mic79 ist offline
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Beiträge: 13
Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo,
ich melde mich einmal an dieser Stelle zurück. Meine Geschichte steht an anderer Stelle. Ich war heute morgen in der Strahlenklinik und habe das weitere Vorgehen nach Entfernung des li. Hodens und TIN im Gegenhoden besprechen können.
Weshalb ich jetzt auf deine Frage antworte liegt an meinen Gedanken die ich mir im Vorfeld zur Strahlentherapie gemacht habe.
Grundsätzlich haben mir die Urologen in HH eine andere Strategie empfohlen. Dank der guten ärztlichen Versorgung für Staatsbeamte hatte ich die"Auswahl" an mehreren Urologen. D.h. viele Meinungen und unterschiedliche Behandlungsstrategien. Allerdings legt ja der Chefarzt die weitere Behandlung fest. Was ich damit sagen will, nachdem man mir erst beide Hoden entfernen wollte und danach eine Carboplantin Therapie durchgefürt werden sollte, bin ich jetzt bei der Strahlentherapie gelandet. Schlußendlicher Befund s.o. Allerdings wurde empfohlen nur den rechten Hoden zu bestrahlen und den li. weiter zu beobachten, vielmehr sehen ob es evtl. zu Tumoren in den Lymphknoten kommen wird. Diese Strategie habe ich nicht ganz verstanden. Das liegt darin, dass ich zweimal operiert wurde. Beim esten mal konnte man nichts genaues im Schnellschnitt feststellen, danach "Biopsie" Ergebnisse, Seminom und der Entschluß der Hoden muss entfernt werden. Da habe ich mich beim ersten mal gefragt weshalb zwei OP's. Was hätte es denn sonst sein sollen außer einem Tumor. Nun sollte nur der re. Hoden bestrahlt werden aber eben nicht die Lymphknoten im Bauchraum. Meine Therapie sollte anders aussehen, um möglichst großen Erfolg zu erzieheln. Bestrahlung der Lymphknoten als auch des Hodens. Das wollten aber die Urologen nicht. Ich denke mir ohne Bestrahlung rutscht man automatisch in den Prozentsatz derjenigen die ein rezidiv entwickeln können. Warum also nicht an die 100% kommen bei denen gar nichts mehr passieren wird. Somit ist die Entscheidung der Strahlenärztin sehr gut. Es wird beides bestrahlt. Somit erreiche ich eine 99% Heilung. Das finde ich persönlich sehr gut. Zu deinen bedenken, die ich natürlich völlig verstehe, denke ich mir das die NEBENWIRKUNGEN eher gering ausfallen. Natürlich bleibt ein Restrisiko. Aber weshalb sollte man als Patient nicht die Therapie wählen die die besten Heilungschancen aufwirft. Ich konnte im Krankenhaus mit vielen Patienten sprechen, die ein rezidiv entwickelt hatten. Diejenigen mussten zum Großteil erneut operiert werden und eine Chemotherapie "wählen". Somit ist die Krankheit immer noch nicht überwunden. Deshalb halte ich eine Strahlentherapie bei dem heutigen Stand der Technik für die geeignetste die in Frage kommen kann. Ich habe ehrlich gesagt die Nase voll von wir schauen mal und sehen was passiert. Entschuldige bitte wenn ich die Fertalität ausser acht lasse. Hierfür gibt es ja nun auch schon gute Methoden. Kryokonservierung etc. Was ich sagen will, den Krebs bekomt man sehr gut in den Griff und die Strahlentherapie hilft ebenfalls das rezidiv Risiko zu minimieren oder gar völlig ausszuschließen. Hilft das nicht endlich wieder ein normales Leben zu führen.
Liebe Grüße Mic79
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  #15  
Alt 16.03.2009, 20:10
RenegadeMasta RenegadeMasta ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Erstmal danke für alle Antworten.
Hier ein kleiner Zwischenbericht von meinem Seminömchen, zur Info für alle, die sich evtl. in meiner Situation (Seminom mit geringem Metastasenrisiko, wait and watch) befinden :

Wie vom Arzt aufgrund nicht vorhandener Risikofaktoren (Tumorgröße <4cm, kein Einwachsen in Rete testis) prognostiziert, wurden bei mir bis jetzt nach 2maligem Bauchraum-MRT und Thorax-CT keine Metastasen gefunden.

Beim letzten MRT allerdings sah ein Lungenlymphknoten etwas vergrößert aus . Zur Abklärung soll im März noch mal ein MRT gemacht werden. Allerdings werden ja meistens beim HK die unteren Lymphknoten zuerst befallen, so dass mein Arzt vermutet, dass der Lungenlymphknoten wahrscheinlich aufgrund einer herannahenden / überstandenen Erkältung vergrößert ist.

Nun zum Thema TIN, hier gibts einige Neuigkeiten zu vermelden:


Situation:
Ich konnte mich immer noch nicht durchringen, den Hoden bestrahlen zu lassen. Die drohende Unfruchtbarkeit schreckt mich gar nicht mal so ab, mehr dagegen die Aussicht der drohenden Schädigung der Hormon (und Testosteron-) produzierenden Leydigzellen. Die dann evtl. auf mich zukommendeTestosteron-Einstellung bei Testo-Mangel scheint ja keine so einfache Sache zu sein, wie man hier einigen Threads entnehmen kann.
Außerdem kommt hinzu: Irgendwie habe ich seit ca. April 2008 (also wohl der Zeitraum, an dem das Seminom in meinem linken Hoden anfing zu wachsen und ihn zu zerstören) deutliche Libido- und Standfestigkeitsprobleme. Beides war noch im Jahr davor deutlich besser. Momentan versuche ich das Ganze mit Cialis (=Viagra-Nachfolger) in den Griff zu bekommen.
Allgemein möchte ich die Bestrahlung des Hodens vermeiden, da sich evtl. die Situation mit meinen Libido- und Standfestigkeitsproblemen sich noch verschlechtert.

Interessantest war auch mein Besuch bei der Samenbank. Aufgrund der TIN im Gegenhoden hatte ich eigentlich eine sehr schlechte Samenqualität erwartet. Jedoch war die Qualität so gut, dass gleich der erste Schuss gut genug zum einfrieren war. Normalerweise ist die TIN fast immer mit einer schlechten Spermienqualität verbandelt, so dass mich dies ziemlich wundert.

Meinung der Ärzte:
Mein Urologe/Onkologe meinte zum Thema TIN, dass die Gefahr eines Tumors jetzt nicht so hoch sei. Er habe einige TIN-Patienten schon seit Jahren in Beobachtung (den längsten seit 7 Jahren) und erst in einem Fall habe sich eine TIN zu einem manifesten Hodentumor entwickelt.

Daraufhin probierte ich, mal per E-Mail mit Prof. Dieckmann aus der Albertinen-Klinik in Hamburg Kontakt aufzunehmen (danke nochmals für den Hinweis bzgl Dieckmann!). Der Mann ist tatsächlich ein großer Experte bzgl. der TIN, wie man unschwer an seinen Publikationen erkennt.
Und siehe da, er wusste mir ganz andere Sachen zu berichten, als mein behandelnder Onkologe: Er sagte mir das aus Forschungsarbeiten Bekannte (50% Entwicklung eines invasiven Tumors nach 5 Jahren, 70% nach 7 Jahren) und riet mir zur baldigen Bestrahlung. Er bestätigte mir, dass bei 25% der Patienten eine Schädigung der Leydig-Zellen nach Bestrahlung des Hodens auftritt. Außerdem riet er mir zur Teilnahme einer Studie zur Leydig-Zellen bzw. hormonerhaltenden Bestrahlung an der Uni Tübingen.

So, was nun? Werde mich mal bzgl. der hormonerhaltenden Bestrahlung an der Uni Tübingen erkundigen und euch auf dem Laufenden halten...

Geändert von RenegadeMasta (16.03.2009 um 23:27 Uhr)
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