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  #1  
Alt 18.12.2009, 16:40
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Dolphin Dolphin ist offline
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Standard Ein offener Brief

Hallo ihr Lieben,

heute erreichte uns eine sicher nett gemeinte Weihnachtskarte einer Cousine meines Mannes mit dem letzten Satz: "Liebe..., ich habe gehört, dass du alles gut überstanden hast..."
Vielleicht bin ich ja etwas empfindlicher geworden, oder meine hormonelle Neueinstellung macht mich etwas dünnhäutiger, aber ich bekam sofort Stehhaare (und die stehen schon wieder 2cm hoch ) und einen. Jedenfalls mußte ich meine Gefühle erst einmal niederschreiben (ich werde es aber wohl nicht abschicken) und ich würde gerne eure Meinung zu folgenden Zeilen hören:

Liebe …

es waren sicher gut gemeinte und dennoch gedankenlose Worte, die du deiner Weihnachtskarte angehängt hast: eine Krebsdiagnose und die anschließenden Therapien wie Operationen, Chemotherapien, Bestrahlungen und jahrelange antihormonelle Therapien, Lymphdrainagen, Bisphosphonatinfusionen, "übersteht man nicht gut“! Davon hat man lange etwas, von den meisten Nebenwirkungen lebenslang, was ja vielleicht auch nicht mehr allzu lange ist. Sie lassen einen Menschen körperlich und vielleicht auch vom mentalen Reifegrad her um mindestens zwanzig Jahre altern. Von daher lebt man vielleicht – zumindest gefühlt - genauso lange wie der Durchschnitt, aber eben im Zeitraffer. Und man lebt mit einem ständigen Begleiter: dem Schalentier. Das schöne ist, dass ich zumindest schon mal weiß, dass ich diesen Untermieter habe, dann kann man sich darauf einstellen, dass man schon mal alles „regeln sollte“. Zugegeben, daran habe ich zwar schon vor der Diagnose gedacht, aber alles eher auf die lange Bank geschoben. Jetzt aber lebe ich heute und vor allem bin ich auch sensibler für leere Worte geworden: ein „gute Besserung“ ist bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung ebenso eine Farce, wie ein „jetzt ist es überstanden“ nach Abschluss der ersten Therapien. Überstanden ist es erst mit dem Tod.
In diesem Sinne euch ein fröhliches Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr und vielen Dank für die Weihnachtsgrüße.


Fühlt ihr euch auch manchmal unverstanden von "Außenstehenden"? Kennt ihr das YouTube-Video "Things you should never say to someone who has cancer". Bin ich ganz schrecklich empfindlich oder empfindet eine von euch manchmal ähnlich.

Liebe Grüße, Dolphin
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  #2  
Alt 18.12.2009, 16:59
gilda2007 gilda2007 ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hm, vielleicht bist du etwas überempfindlich, ist ja auch ok. Ich glaube nicht, dass sie das gut betonen wollte. Natürlich ist nicht alles überstanden, aber mit der Bestrahlung sind die ersten Therapien erst mal abgeschlossen. Ich finde es schon ok, sowas zu schreiben, das sollte man nicht auf die Goldwaage legen. Natürlich hast du Recht mit deinen Ausführungen, aber all das kann sie schlecht in eine Weihnachtskarte verpacken. Diese Worte können auch ausdrücken "prima, der Krebs ist während der Bestrahlung nicht weiter gewachsen, du hast einiges erst mal hinter dir" usw.

Ich fühlte mich bisher noch kaum missverstanden von Außenstehenden. Mein ehemaliger Chef war der einzige, und er hat mir konsequenterweise gekündigt. Ehrlich gesagt kenne ich Missverständnisse eher von Betroffenen -- wie meine Mutter oder meine Schwester (wir haben alle drei Brustkrebs). Jede von uns nimmt die Krankheit völlig anders wahr und so empfinden wir auch das Verhalten der anderen als sehr unterschiedlich.

Auch für die Cousine ist "es" erst mit dem Tod überstanden. Ich glaube, du ärgerst dich auch, dass sie es so einfach zu haben scheint, und du dich mit so was besch.... wie Krebs rumärgern musst (kenne das Gefühl gut). Aber dafür kann ja die Cousine nichts, das macht ihre Sorgen, die sie sicher auch hat, nicht weniger real. Die Welt geht weiter, ob wir nun Krebs haben oder nicht
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  #3  
Alt 18.12.2009, 17:12
sunshineblub sunshineblub ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallöchen Dolphin,
ich kann dich so so gut verstehen.
Ich könnte jedesmal losschreien wenn Sätze kommen wie z.B.:
> toll wie gut du das weg steckst
> jetzt ist ja alles überstanden und es geht aufwärts.

Seit meine Akuttherapien vorbei sind geht es mir psychisch fast schlimmer als an den schlimmen Tagen während der Chemo.
Ich hatte das erste mal Gedanken wie: ich möchte nicht mehr und ich mache mir viele Gedanken über den Sinn des Lebens, den ich im Moment irgendwie nicht sehe.
Trotzdem gehe ich raus unter Leute und versuche mir meinen tatsächlichen Seelenzustand nicht anmerken zu lassen, denn wenn ich raus gehe möchte ich abschalten und eine schöne Zeit haben.
So kommen die Leute auf die Idee dass es mir gut geht und nun da alles vorbei ist, muss man sich auch nicht mehr um mich kümmern.

Aber ich weis auch das es oft die hilflose Art der Mitmenschen ist. Sie wissen oft nicht wie sich uns gegenüber ausdrücken und verhalten sollen. Deshalb versuche ich bei solchen Worten auf Durchzug zu schalten.

Wenn du solch eine Antwort schreibst, stößt du damit jemanden vor den Kopf wo es vielleicht auch ehrlich meint, aber ein bisschen hilflos dir gegenüber ist.
Mein Rat an dich wäre: hake es ab und versuche es nicht so an dich ran kommen zu lassen - ich weis das ist leichter gesagt...

Ich hatte gestern ein Telefonat mit einer Bekannten deren Mutter gestorben ist. Sie kommt damit überhaupt nicht zurecht und ist auf alle die Leute die gute Laune haben sauer. Sie meinte auch die Bekannten melden sich nicht mehr bei ihr und und und.
Während des Gespräches wurde aber auch klar, dass sie ihre Bekannten abblockt und somit auch klar ist, dass die sich auf Dauer dann eher abwenden. Ich riet ihr auch zu ein bisschen Nachsicht mit den anderen Menschen und deren Hilflosigkeit ihr gegenüber.
Dabei fiel ihr ein, dass in der Familie letztes Jahr auch eine BK hatte und sie hatte sich bei ihr auch nicht oder nur sehr selten gemeldet weil sie nicht wusste wie sie mit ihr umgehen soll.

Ich wünsche dir die Kraft für die Nachsicht den anderen gegenüber.

Liebe Grüsse
Anke
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  #4  
Alt 18.12.2009, 17:24
sonnenstrahl sonnenstrahl ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Dolphin,

ehrlich gesagt finde ich den Satz auf der Weihnachtskarte nicht so schlimm. Sie hat es sicher nur gut gemeint. Und jeder Außenstehende, der nicht mit dem Thema Krebs konfrontiert ist, woher soll er wissen, dass es manchmal Empfindlichkeiten gibt, die man vielleicht gerade gar nicht mag oder hören möchte. ich denke die Geste zählt und manchmal sollte man doch daran denken, wie man selber in der Situation gehandelt hätte. ich weiß noch genau, hab ich früher gehört jemand hat krebs, da kamen ganz schreckliche Gedanken hoch.
Dieses Thema mit den angeblich oder echten "dummen Sprüchen" gab es doch hier im Forum schon ausführlich.
Also Dolphin freu dich über die Weihnachtspost und les nicht irgendwelche Dinge daraus

lieben Gruß sonnenstrahl
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  #5  
Alt 18.12.2009, 17:43
Jewles Jewles ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Liebe Dolphin
weil du ja gefragt hast, geb ich dir gerne meine Antwort.

Ich finde deinen Brief gut bis auf folgende Saetze "..... gedankenlose Worte, ....leere Worte und Farce". Du haettest es nicht besser beschreiben koennen, wie es einem mit so einer Diagnose geht und wie man sich nach all den Therapien fuehlt. Wenn wir ehrlich sind ging es uns allen so und sage heute Gott sei Dank wusste ich es nicht vorher, denn das haette mir meine bis damals unbefangene Lebensqualitaet genommen. Manche Dinge kann man erst beurteilen, wenn man es erlebt hat und da ich niemanden solche KRebsdiagnosen wuensche, nehme ich es auch kaum jemanden uebel, wenn gut gemeinte Worte fuer mich vielleicht leer und hohl klingen. Wenn es zu dolle wird, klaer ich gerne auf wie beschissen man sich fuehlt und das die Angst nun ein staendiger Begleiter ist. Ich wuerde es mir nicht so zu Herzen nehmen, es war sicher einfach nur gut gemeint und spiegelt vielleicht nur die Hilflosigkeit wider gerne helfen zu wollen aber nicht zu koennen.

Liebe Gruesse
Jewles
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  #6  
Alt 18.12.2009, 18:35
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Dolphin Dolphin ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für eure schnellen und ausführlichen Kommentare. Genauso, wie es darin hin und her schwankt, geht es mir zumeist auch. Mal stehe ich eher auf der Seite "laß es an dir abprallen" und "sie meinen es ja nur gut", dann wieder habe ich das dringende Bedürfnis mal Sachen klar zu stellen. Meist gehe ich den diplomatischen Mittelweg. Und manchmal habe ich auch einfach keine Lust mehr zu beschreiben, wie man sich wirklich fühlt, viele wollen es ja auch gar nicht hören. Ich bilde mir ein, auch bevor ich selbst betroffen war, konnte ich mich schon besser in erkrankte Menschen einfühlen und mir wären solche Kommentare nicht über die Lippen oder in meine Briefe gekommen. Meine Freundin bekam ihre Brustkrebsdiagnose drei Jahre vor mir und wir haben die Zeit gemeinsam durchlebt, jetzt kenne ich beide Seiten. Gute Freunde von mir und meiner Familie haben immer passende Worte gefunden oder mir einfach gesagt, dass sie keine Worte finden und mich in den Arm genommen. Oder mich einfach gefragt, wie es mir geht und echtes Interesse gezeigt. Mitleid will ich ja auch auf keinen Fall aber manchmal wäre etwas Verständnis schön.
Besagte Cousine hat sich übrigens mit dieser Karte das erste Mal seit Bekanntwerden meines Krebses Anfang März diesen Jahres gemeldet. Aber wie auch immer. Die Menschen sind verschieden und wir müssen ja auch nicht alle verstehen und mögen .
Meinem Mann ist an der Karte auch nichts schlimmes aufgefallen und er ist mein engster Verbündeter (!) ("sie meint es doch nur gut "), außer dass sie auch nach über 26 Jahren meinen Namen noch immer falsch schreibt.

Vielen Dank noch einmal euch allen die ihr schon geantwortet habt und ich hoffe es kommen noch mehr Antworten.

Eure Dolphin
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  #7  
Alt 18.12.2009, 18:48
I.J. I.J. ist offline
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Daumen hoch AW: Ein offener Brief

Hi Dolphin.

YES
ich glaube, ich kann exakt nachempfinden, was du bei der Karte empfunden hast. Hab ich auch schon gehabt .

Und ich verstehe auch deinen Wunsch, darauf zu reagieren. Wenn Dich die Worte verletzt haben, dann würde ich zuersteinmal reflektieren. Warum haben sie mich verletzt? War es wirklich so schlimm? Von wem kamen die Worte? War es eventuell nur Unbeholfenheit...das ganze Introspektionsprogramm und Abwägen. Wenn es dann immer noch so ist, dass Du ein gefühlvon Verletztheit oder Unverstandensein spürst, dann würde ich es auch in Worte fassen. Warum sollen wir unsere Gefühle eigentlich immer niederringen?

Es tut gut, seine echten Gefühle in Worte zu fassen und sie zu adressieren.

Aber ich würde Deine Zeilen nochmal etwas "abkühlen" lassen und überarbeiten.

Man muss ja auch immer bedenken, WAS will ich mit den Zeilen erreichen? Will ich hauptsächlich den sogenannten Dampf ablassen? meine akute Verärgerung/Traurigkeit usw. zum Ausdruck bringen? Will ich dem Anderen meine Sichtweise näher bringen und ihn so an meinem Gefühlsleben teilhaben lassen oder seinen Blick zu verändern? Will ich vielleicht sogar dem anderen die Chance geben, seine Worte etwas näher zu erklären,- so also zu mehr Nähe beitragen? dem anderen die Hand reichen und ihm helfen "besser" auf mich (oder andere iun unserer Situation) zuzugehen/mit mir umzugehen?

Ich finde solche Situationen inzwischen ganz gut, denn sie beinhalten das Potential des Wachstums. Auf beiden Seiten.

Auf jeden Fall würde ich das Positive, nämlich dass überhaupt geschrieben wurde!!! -denn das ist nicht Selbstverständlich- mehr betonen.

Und ich würde mehr in der "Ich-Form" schreiben. Die Du-Form wird doch allzuleicht als Angriff empfunden und das Resultat ist dann Kummer auf beiden Seiten. Das gefühl des Unverstandenseins nun beim Anderen ...puh ...nicht schön. Ich-Form tut gut. Beiden Seiten

Ich bin gespannt zu was Du Dich entscheidest.


LG
I.J.

Geändert von I.J. (18.12.2009 um 18:50 Uhr)
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  #8  
Alt 18.12.2009, 18:56
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Sim36 Sim36 ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Dolphin,

ich kann mich da gut in dich hinein versetzen.

Man will ja kein Mitleid, aber etwas Mitgefühl damit man sich nicht so verloren vorkommt. Man weiß es, dass man erkrankt ist, fühlt sich aber unter Umständen nicht so und kommt sich vor, als wäre man im falschen Film.

Die "aufmunternden" Sätze die man bekommt (die durchaus gut gemeint sind aus Hilflosigkeit heraus), dass es andere auch geschafft haben, man Stark sein soll und den Kopf nicht hängen lassen soll, BK ja mittlerweile heilbar ist - alles schön und gut...verträgt man nicht immer.

Ich bin jemand der positiv ran geht und sich selber immer wieder ermuntert aber es ständig von anderen zu hören - das gibt mir immer das Gefühl, ich darf nicht mal ab und an Schwäche, Angst oder Trauer verspüren und vor allem zeigen.

Sind doch nicht mal die "Gesunden" ständig gut drauf und von Optimismus gestählt.

Ich mache dann immer eins für mich, wenn ich merke das tut mir nicht gut... ich zieh mich zurück.
__________________
Herzliche Grüße
Sim

__________________________________________________ __________________________________

Die Hoffnung durch einen Stern ausdrücken, die Sehnsucht der Seele durch einen strahlenden Sonnenuntergang. - Vincent van Gogh -
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  #9  
Alt 18.12.2009, 21:06
stadi stadi ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Dolphin,

bitte nichts überstürzen, morgen liest sich die Weihnachtskarte schon wieder anders
Mir sind seit Bekanntwerden der Diagnose auch Bekannte, so empfand ich es zunächst, aus dem Weg gegangen. Bis sich einer mal äußerte, weil ein Zusammentreffen unumgänglich war: er meinte, er hätte Angst gehabt mich mal anzurufen, weil er mit solchen schlechten Nachrichten nicht umgehen kann.
Er fände nicht die richtigen Worte usw. Er war heilfroh, dass ich so drauf war wie ich war und bekundete mehr Interesse zukünftig.
Also liebe Dolphin, es ist ebend nicht nur für uns zum mit dieser Diagnose umzugehen.

Alles Gute für Dich und ein ernsthaft lieber Weihnachtsgruß an Deine Family

Beate
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  #10  
Alt 18.12.2009, 22:07
mahanuala mahanuala ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

liebe dolphin

dass du so empfindest wie du schreibst, kann ich nachvollziehen.
aber ich würde es nicht schreiben, zumal ich mir vorstellen könnte, daß diese verwandte ohnehin sehr verunsichert war, was sie überhaupt schreiben soll.
viele menschen tun sich schwer damit, weil sie selbst noch nicht in der situation waren bzw nicht wissen, wie man gerade *tickt*, da ja auch betroffene unterschiedlich darauf reagieren.
wir haben während der krebserkrankung meiner frau wenig gute und angemessene reaktionen erlebt und zwei waren total daneben....da ist der satz dieser verwandten ein klacks dagegen (me3in bester freund sagte (o-ton): brustkrebs ist doch ganz einfach: entweder weisst du in fünf jahren daß du gesund bist oder du bist tot!)
viele haben uns später gesagt, daß sie total verunsicher waren was sie sagen oder schreiben sollten...und ich kenne es auch, daß ich manchmal etwas schreiben will an jemanden, der in not ist und nach worten ringe....
...manchmal gelingt es mir wohl, manchmal nicht.

liebe grüße mahanuala
__________________
once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
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leonardo da vinci
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  #11  
Alt 18.12.2009, 22:27
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Jule66 Jule66 ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Liebe Dolphin,
habe während der Bestrahlung heute über Deinen Brief nachgedacht.
Die Cousine Deines Mannes weiß mit Sicherheit wenig bis gar nichts konkretes über Brustkrebs,so wie wir vor unserer Diagnose auch.Sie weiß nicht,was es heißt eine Chemo zu machen,die Op zu überstehen,die Bestrahlung durchzuziehen etc. Woher auch?
Und dann möchte sie Dir was sagen,vielleicht Dich aufmuntern-weiß aber nicht wie.Und dann kommen so unglückliche Sachen bei raus...

Ich hatte eine Kollegin,die erkrankte vor 9Jahren an BK.Ich mochte sie sehr gerne und hätte ihr gerne was positives gesagt-ich wußte nicht was und wie.Es ging einfach nicht!Also habe ich nichts gesagt...das war alles vor meiner Diagnose...
Jetzt wüßte ich es besser,aber damals...
Ich wünsche Dir,dass Du es ihr nachsehen kannst.Schlaf noch mal drüber,morgen empfindest Du vielleicht anders.
Mir selber geht es so,dass ich so langsam aus meiner "kranken"Rolle heraus möchte,ich möchte wieder zum normalen Leben gehören.Ich will nicht gefragt werden,wie es mir geht,ich will normal behandelt werden.
LG,Jule
__________________
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will."
Albert Schweitzer
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  #12  
Alt 19.12.2009, 00:23
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Christa Martina Christa Martina ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Dolphin,

ich kann dich sooo gut verstehen!!! Aber ich glaube auch dass deine Cousine sich nichts dabei gedacht hat, und es nur gut meinte.

Als meine Mutter an Brustkrebs erkrankte, war ich 32. Als sie starb war ich 33. Damals wußte ich eigentlich garnicht so richtig was dass für eine Krankheit war, was sie hatte. Als sie von Chemo und erbrechen und dass es ihr dabei nicht gut ging, erzählte, habe ich mir nichts gedacht, und habe auch, als sie sagte dass sie bald sterben werde, nur gesagt, " ach du wirst schon nicht sterben, bist ja operiert, die Brust ist doch weg !" Wie muss sich dass angehört haben von der Tochter.

2002, 52 jährig, bekam ich selber UK und 2007 auch BK.
Jetzt weiß ich wie es meine Mutter damals ging, und sie bekam keine Begleitmedis usw. und es ging ihr sicherlich schlecht. Erst wenn man selber die Krankheit hat, weiß man wie es ist Krebs zu haben, und da wird man empfindlicher dafür.
Ich höre jetzt auch von meine Kinder, die genauso alt sind wie ich damals : " Mama, du bist ja operiert, du wirst schon nicht sterben ". Seit Tage habe ich Rückenschmerzen, und da geht mir durch den Kopf " sind das Metastasen ? ".
Als ich meine Tochter, es vorhin erzählte sagte sie nur " Mama, es wird schon nichts sein ! "
Was ich sagen will, ich habe inzwischen gelernt, die Worte von Menschen, die kein Krebs haben oder hatten, nicht so sehr auf die Goldwaage zu legen. Sie wissen es nicht besser und meinen es sicherlich nicht schlecht.

Ich würde mir den Brief noch mal angucken, und es vielleicht doch ein bißchen anders formulieren. Wenn wir nicht einfühlsamer werden, Gesunden gegenüber, können wir es von denen auch nicht verlangen.

Liebe Grüsse, Christa

Geändert von Christa Martina (19.12.2009 um 00:26 Uhr) Grund: Schreibfehler
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  #13  
Alt 19.12.2009, 02:50
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

hallo Dolphin,

wieso kannst du nicht einfach die Freude deiner Cousine annehmen, die sie mit diesem Satz ausdrücken wollte?

Sie wollte dir nichts Böses, sie wollte dir mitteilen, daß sie sich freut, daß es dir gut geht.

Was erwartest du? Daß jeder, mit dem du zu tun hast, ein ausgebildeter Psychiater wird, deine ganzen persönlichen Erlebnisse und Empfindugen kennt und nachempfinden kann - und dementsprechend dann schreibt?

Ich freue mich auch, wenn es jemanden gut geht - und ich scheue mich nicht, ihm das auch zu sagen. Was ist falsch daran?
Kannst du dich nicht mal mehr an guten Wünschen freuen?

"Gut überstanden" ist sicher ein Begriff, den man AUCH benutzt, wenn einer das Sterben hinter sich gebracht hat. Aber "gut überstanden" ist auch ein Begriff, den man benutzt, wenn jemand eine Krankheit oder einen Unfall ÜBERLEBT hat.

Wieso bist du sauer auf sie, weil sie sich freut, daß du lebst?
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #14  
Alt 19.12.2009, 09:29
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Eleve Eleve ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Dolphin,

hast Du mit dieser Cousine oft zu tun? Wenn nicht, dann lohnt sich die Mühe nicht. Du überschüttest jemanden, der sich einfach gefreut hat, dass Du nach den Strapazen der üblichen (bekanntermaßen heftigen) Therapie noch aufrecht gehen kannst, mit den vollen Details und einer dicken Portion Pessimismus, mit der man sonst nur sich selbst oder eine beste Freundin quält.
Ich kann es nachvollziehen, denn immer wenn mir eine Freundin strahlend erzählt, dass eine andere Freundin jetzt geheilt ist, muss ich mir auf die Zunge beißen. Das Wort geheilt ist ein großes Wort.
Andererseits, was hilft uns der Pessimsmus? Manchmal möchte ich mich einfach von dem Optimismus der Unwissenden anstecken lassen. Man glaubt an so Vieles. Warum nicht die eigene Heilung? Kann es was schaden?
Liebe Grüße,
Eleve
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  #15  
Alt 19.12.2009, 18:01
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suze2 suze2 ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

hallo liebe dolphin,
ich verstehe dich gut.
auch nach so langer zeit (4dreiviertel jahre) stellen sich mir manchmal die haare auf. jetzt wollen die menschen einfch, dass ich "die alte suzie" bin und "die alte suzie" werd ich aber sicher nicht mehr (naja, alt schon, hope so, aber nicht "die alte")

ich habe einerseits den wunsch, zu vermitteln, wie es mir geht, andererseits sehe ich auch, dass das nicht immer sinn macht. und manchmal kostet es mir auch zu viel energie - also ich frage mich dann, was für mich einfacher geht "erklären" oder "vergessen". kommt natürlich drauf an, wie nahe mir der/die andere steht.
es ist für viele schlicht unvorstellbar... und bis zu einem gewissen grad war es das für mich "vorher" auch. ja, ich hätte vielleicht die eine oder andere dumme meldung nicht gesagt, aber ich hatte sehr wohl das gefühl, dass ich "nicht weiß, was ich nun überhaupt zu erkrankten kollegInnen sagen kann/soll/darf.
und "eigentlich" aus meiner heutigen sicht finde ich es besser, mal was "unsensibles" oder dummes zu sagen, als gar nix.

einige freundInnen haben "gar nix" gesagt und sich dann so nach 3 jahren einfach wieder einklinken wollen in die kommunikation, als wenn da NIX wäre - das wollte ich gar nicht.
aber ich bin da niemandem böse, es ist einfach so - niemand kann immer aufmerksam und sensibel sein.

liebe dolphin, einen ganz herzlichen gruß schicke ich dir!
und euch allen anderen natürlich auch
suzie
__________________
seit 2005 bin ich ein angsthase

Geändert von suze2 (19.12.2009 um 23:13 Uhr) Grund: tippfehler
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