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  #1  
Alt 28.11.2008, 12:22
Benutzerbild von Erle
Erle Erle ist offline
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Unglücklich Ich wurde amputiert.........

Geliebter, Du fehlst mir so .........

Mein liebster Mann, mein Alfred, ist am 30.9. gestorben. Er hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, von mir zu gehen. Er hat gekämpft wie ein Löwe.

Ich bin so alleine ohne ihn. Jetzt "rächt" sich, wie eng wir waren. Oh ja, ich habe Kinder, ich habe Freunde und Familie, aber niemand NIEMAND war mir so nahe wie er.

Ich will Euch allen, die Ihr Eltern oder Geschwister verloren habt, nicht zu nahe treten.
Aber ganz ehrlich.... ich gäbe ohne zu zögern meine Eltern her, wenn ich Alfred wieder bei mir hätte.
Bitte, ich will Euren Schmerz nicht klein machen, Ihr, die ihr Angehörige verloren habt.
Und erschlagt mich ruhig, aber auch was ich jetzt schreibe, meine ich ernst.
In einem Buch habe ich mal den Satz einer Mutter gelesen, die ihren Mann verlor, aber ihre 6 Kinder noch um sich hatte. Sie sagte, "wenn ich eines meiner Kinder verloren hätte, so könnte ich mich an der Schulter des geliebten Mannes ausweinen und trösten lassen. Aber niemand tröstet einen wirklich beim Verlust des Ehemannes".

Und so empfinde ich auch. Alfred ist meine zweite Hälfte, eigentlich auch mein besseres ich, wie soll ich nur ohne ihn leben?
Wir wussten zwar seit Januar 2006, dass es eines Tages so kommen würde. Wir haben versucht, die letzten Jahre ganz bewusst zu leben, uns geheime Wünsche erfüllt.
Ja, heute sage ich sogar, wir sind so eng zusammengerückt, es waren die schönsten und intensivsten Jahre unseres Lebens.
Da passte kein Blatt zwischen uns, oft noch nicht mal unsere Kinder.

Ehrlich, manchmal habe ich zwar das Gefühl, ich versündige mich mit solchen Äußerungen..... aber wenn ich doch nun mal so empfinde?

Unsere Ehe war etwas ganz besonderes, das sage ich nicht nur subjektiv (natürlich) selbst, sondern das war auch die Meinung sämtlicher Krankenschwestern in den diversen Krankenhäusern, die Ärzte, und ganz besonders die der Onkologin, die ihn zum Schluss betreute.
Und die meinte noch, dass Alfred schon viele Wochen vorher gestorben wäre, wenn er im KH oder in einem Pflegeheim gewesen wäre. Aber dadurch, dass er bei mir zuHause war, hat er so viel Kraft zum Kämpfen gehabt.

Ich weiß nicht, ob ich hier ein Eckchen finde, wo ich endlich Trost empfinde.... aber ich will es einfach mal versuchen......
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  #2  
Alt 28.11.2008, 12:49
Benutzerbild von Desi
Desi Desi ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Hallo Erle!
Habe deinen Thread immer mal zwischendurch still und heimlich verfolgt, und habe immer meine Hochachtung vor dem gehabt was du geleistet hast!
Ich kann mir sehr gut vorstellen, das du dich fühlst "wie amputiert" ein Stück von dir ist mitgestorben.
Ich habe mich genauso gefühlt, bei mir war es nicht mein Partner, sondern mein geliebter Vater den ich gehen lassen musste.
Du sagst du hast Familie, Freunde und deine Kinder, aber nichts und niemand kann dir deinen Mann ersetzen!
Das stimmt, da hast du wohl recht.
Deine Gedanken,das du deine Eltern hergeben würdest, wenn du dafür deinen Mann wieder hättest, hmm.
Das du wenn du ein Kind verloren hättest, dich an der Schulter deines Mannes ausweinen könntest.................
Schwierig. Ich respektiere deine Meinung voll und ganz, aber trotzdem finde ich persönlich das man das so nicht sagen kann.
Die Menschen hier, die ein Elternteil oder ein Kind verloren haben leiden auch Höllenqualen!
Ich glaub, auch wieder meine persönliche Meinung, ein Kind zu verlieren ist so mit das schlimmste was einem passieren kann.
Als Mutter sein eigen Fleisch und Blut zu Garbe zu tragen, das was man 9 Monate unter seinem Herzen getragen hat, und mit Liebe gross gezogen hat, diesen Schmerz stell ich mir einfach nur grausam vor.
Man könnte auch sagen, bitte nicht falsch verstehen, irgendwann kannst du vielleicht wieder einen Mann kennen lernen. Aber deine Eltern zum Beispiel, die gibt es nur einmal, die kann dir niemand mehr "ersetzen".
Dein Kind ist auch einzigartig.
Ich weiss, du denkst jetzt, ja klar, aber mein Mann war für mich auch einzigartig und niemand kann ihn erstezen oder seinen Platz einnehmen.
Da hast du wohl recht.
"Ersetzen" ist eigentlich ein doofes Wort, weil man kann einen Menschen nicht ersetzen. Jeder ist auf seine Weise einzigartig.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, das du irgendwann mit deinem Schmerz leben kannst, und es eines Tages vielleicht nicht mehr ganz so weh tut.
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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  #3  
Alt 28.11.2008, 13:21
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Liebe Erle,

Ich kann dich gut verstehen. Klar vermisse ich meine Mam, aber ich habe auch noch meinen Freund.

Dennoch kann mir keiner meine Mam ersetzen. Es ist schwer – auch wenn es „nur“ die Eltern sind, wenn ein Geliebter Mensch geht. Jeder fühlt sich mit seinen Lieben – sei es nun die Eltern, die Schwester/der Bruder, die Freundin/der Freund, die Tochter/der Sohn oder der Partner/die Partnerin – super eng verbunden. Und da ist es eigentlich egal, wer gehen musste. Jeden trifft es hart, wenn er einen lieben Menschen gehen lassen musste!!!
Jeder muss mit seiner Trauer fertig werden und hart daran arbeiten und da ist es egal, wer gehen musste.

Ich verstehe schon deine Gefühle, da du Alfred treu und liebevoll zur Seite gestanden hast. Und du ihn so viele Jahre um dich haben durftest und ihr durch dick und dünn gegangen seid.

Ich höre aus deinen Zeilen mehr heraus: deine Wut, deine große Traurigkeit und deine Ratlosigkeit (was soll ich jetzt machen).

Jeder muss einen Weg finden, die Trauer zu bewältigen. Alfred hat ein großes Loch bei dir hinterlassen…

Ich wünsche dir viel Kraft und schicke dir viele Tröste-

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
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  #4  
Alt 28.11.2008, 13:44
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Erle Erle ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Hach je, genau das habe ich befürchtet....
das sich jemand "auf den Schlips getreten" fühlt, weil er meine Worte nicht für sich und seine Situation versteht und umsetzen kann.

Nochmal, ich respektiere jedes Gefühl, was jemand hier empfindet über seinen Verlust. Ich rede Eure Verluste nicht klein. Ich denke in der Situation z.B. auch an Annett. Jeder empfindet seinen Verlust, den er erleiden musste, als den schlimmsten. Und das zu Recht.

Ich rede hier aber nur von meinem Verlust!!! Und ich empfinde es nun mal so. Ich will keine anderen Worte gebrauchen oder etwas von dem zurücknehmen, was ich geschrieben habe.

Es ist mir auch völlig wurscht, wenn jemand dies für bedenklich hält. Ich denke das so schon seit Wochen, ich habe dieses Forum einfach mal jetzt genutzt, um meiner Seele Raum zu geben!!!!
Ich musste das endlich mal loswerden, verflixt, ich fühle mich so einsam.

Hier, in meinem "echten" Umfeld, hätte ich das so nicht sagen können.
Deshalb dachte ich, ich mache es im Forum, wo ich mich immer verstanden und geschützt gefühlt habe.
Vielleicht sollte ich besser in dieses öffentliche Tagebuch schreiben.
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  #5  
Alt 28.11.2008, 13:58
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Liebe Erle,

du kannst hier ruhig schreiben. Nur wenn man schreibt, dass man seine Eltern hergeben würde evtl. auch ein Kind, damit der geliebte Mann wieder kommen möge, ist es schon hart. Denn schließlich leiden und trauern hier alle!!!

Es ist ja richtig, dass man das sagt, was man denkt, was einem beschäftigt. Jeder geht mit der Trauer anders um. Mein Papa zum Beispiel versucht krampfhaft eine neue Frau zu finden und trifft sich ständig mit neuen Frauen. Er denkt, wenn er einen neuen Partner an seiner Seite hat, sieht die Welt wieder anders aus. Das Problem ist, dass er eine Frau sucht, die wie Mam ist... Er versucht, seine Trauer zu verdrängen und das geht nicht.

Jeder muss einen Weg finden, damit klar zu kommen.

Ich kann dich schon verstehen. Wenn ich mir vorstelle (und wir sind noch nicht so lange zusammen wie ihr verheiratet gewesen seid), dass meinem Freund was passieren würde, dann würde es mir sehr, sehr schlecht gehen...

Da ihr so eng verbunden gewesen seid, empfindest du diese wahnsinnig-starke Trauer. Aber du hast so viele schöne Erinnerungen an Alfred, die dir keiner nehmen kann. Viele Menschen erfahren eine so starke Liebe nie im Leben... Ich weiß, diese Worte trösten dich nicht. Wie kann man auch einen anderen Menschen trösten, der so sehr jemanden vermisst?

Ich habe ein Ritual, in dieser Zeit fühle ich mich Mam besonders nah und eng verbunden...

Ach Erle, jeder ist hier willkommen, auch wenn man am Anfang vielleicht mit seiner Wortwahl ein wenig aneckt... Schließlich sind wir alle hier traurig...

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
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  #6  
Alt 28.11.2008, 16:04
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Hallo Ela,

Zitat:
Zitat von Ela4811 Beitrag anzeigen
Nur wenn man schreibt, dass man seine Eltern hergeben würde evtl. auch ein Kind, damit der geliebte Mann wieder kommen möge, ist es schon hart.
Was ist daran "hart"?

Erle hat geschrieben, wie sie empfindet. Und dass sie sich das getraut hat, obwohl sie sehr wohl gewusst hat, dass sie damit auf Widerstände stößt - das ist ihr IMHO hoch anzurechnen.

Ich würde für meine Frau alle anderen Menschen auf der Welt hergeben. Das heisst aber doch nicht, dass ich die "als solche" gering schätze. Es heisst nur, dass mir subjektiv ein Mensch wichtiger ist als alle anderen zusammen. Wenn andere andere Prioritäten setzen - OK, kein Problem. Ist ihr Ding. Aber noch gibt es, soweit ich weiss, keinen common sense der political correctness, nach dem ein trauernder Mensch verpflichtet ist, eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten, in der ihm andere so und so wichtig sind.

Insofern mag es doch bitte jedem selbst überlassen bleiben, wie er für sich Ehepartner, Eltern, Kinder, Verwandte, Freunde usw. gewichtet. Das jemand da eine andere Rangfolge wählt als andere, ist doch kein Affront...

Viele Grüße,
Stefan
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  #7  
Alt 28.11.2008, 14:04
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Erle Erle ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Lieber Alfred,
ja, Du wärst sicher auch böse mit mir.... hab ich Dir nicht immer versprochen, ich schaff das schon?!
Ich schaue auf die Bilder, die hier von Dir an der Wand hängen. Verzweifelt versuche ich zu ergründen, ob Du mich nun vorwurfsvoll oder aufmunternd zunickst.
Du kennst mich so gut, bitte sag mir doch endlich, was ich tun soll. Ich war mir so sicher, ich bekäme ein Zeichen von Dir.

Eben habe ich mich mit der Psychologin einen Termin für Montag ausgemacht, weißt Du, die vom Hospiz, die schon 2x hier war. Ich brauche nicht nur für mich, sondern vor allem für Andi Hilfe.

Deinen Boss, der sogar auf Deiner Beerdigung war, hats auch erwischt. Deshalb sah er vor 8 Wochen schon so schlecht aus. Mann, das hat mich gestern total fertig gemacht. Wieder so ein guter Mensch!!!!

Ach Du Guter, Lieber. Im Januar fahre ich in Kur. ABer ich will sehen, dass ich auf Deinem runden Geburtstag zuhause sein kann.

Weißt Du noch, als Du in der Küche gestanden hast und sagtest "der 50. ist mein Ziel, den will ich gerne noch schaffen". Und ich hab Dich ungläubig angesehen, mal wieder haben wir das gleiche genau zur gleichen Zeit gedacht. Wie so oft.
Mein allerliebster Bester.... unsere Katzen sind im Augenblick mein größter Trost. Besonders Kimba, der schläft jede Nacht an meinem Hals, so wie er es vorher bei Dir machte. Und Dein Hund vermisst Dich immer noch, es ist wirklich unglaublich......
Ich liebe Dich so und vermisse Dich so......
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  #8  
Alt 28.11.2008, 14:26
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Erle Erle ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Liebe Ela,
ich muss mich glaube ich mal konkreter ausdrücken, sonst ist es vielleicht wirklich missverständlich.

Es ist nicht die Situation, ich stehe an einer Kasse und sage "gib mir meinen Mann, dann kriegst Du meine Eltern",
sondern:
Ich hätte es eher verschmerzt, meine Eltern zu verlieren, denn dann hätte ich Alfred, der mich trösten würde.
Und natürlich wäre es ein unvorstellbarer Schmerz, sein eigenes Kind zu verlieren, aber wäre mein zweites Ich hier, dann könnte man diesen Schmerz gemeinsam ertragen.

Jetzt muss ich den Schmerz alleine ertragen.... und ich kann es nicht!!!!
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  #9  
Alt 28.11.2008, 14:32
illy illy ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Liebe Erle,

auch ich habe in diesem Jahr am 23.08. meinen Alfred verloren. Auch wir hatten eine ganz besondere Beziehung, die meinem Mann viel Kraft bei seiner Krankheit (Hirntumor) gegeben hat. Wir haben auch immer gedacht unsere Liebe sei groß genug für diesen Kampf, aber leider haben auch wir verloren.
Auch ich habe oft gedacht, jeden anderen Tod eines lieben Menschen hättest du besser verkraftet und mit Alfred zusammen um ihn trauern können.
Doch leider musste er gehen. Ich glaube immer, dass unser Schicksal vorbestimmt ist und wir lernen müssen damit umzugehen.
Zur Zeit versuche ich mein Leben wieder lebensfroh zu gestalten. Ich will nicht jammern, ich habe viele liebe Menschen um mich, die mir helfen und ich habe auch drei ganz tolle Kinder, aber ich lebe und ich liebe nicht.
Ich wünsche dir viel Kraft und die wirst du auch haben, du hast ja schon so vieles geschafft und irgendwann werden wir auch lernen (lernen müssen) ohne unseren Partner zu leben.
Alles Liebe
Illy
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  #10  
Alt 28.11.2008, 15:42
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Hallo Erle,

Zitat:
Zitat von Erle Beitrag anzeigen
Ich bin so alleine ohne ihn. Jetzt "rächt" sich, wie eng wir waren.
Oh nein, das "rächt" sich nicht. Ihr hattet etwas ganz Wunderbares zusammen. Dass dann die Trauer umso größer ist... wer würde das nicht verstehen?

Zitat:
Und so empfinde ich auch. Alfred ist meine zweite Hälfte, eigentlich auch mein besseres ich, wie soll ich nur ohne ihn leben?
Das weiss niemand :-( Du wirst selbst erfahren müssen, wie das geht.

Zitat:
Ehrlich, manchmal habe ich zwar das Gefühl, ich versündige mich mit solchen Äußerungen..... aber wenn ich doch nun mal so empfinde?
Wieso solltest du dich "versündigen". Dein Mann ist dir das Wichtigste in der Welt. Das ist doch die schönste und innigste Form des Zusammenlebens, die es überhaupt gibt! Klar, alle Ehepaare haben beim Standesamt mal irgendwas von wegen "in guten und schlechten Tagen" unterschrieben. Aber es gibt nur wenige, die das wirklich dauerhaft leben.

Ich denke, dass ich so halbwegs nachvollziehen kann, wie es dir geht. Meine Frau lebt zwar noch, aber mit ihrem fortgeschrittenen metastasiertem Krebs wohl nicht mehr lange. Und sie ist der einzige Mensch auf dieser Welt, der mir wirklich etwas bedeutet. Der Mensch, mit dem ich seit über 20 Jahren zusammen bin. Mit dem ich alle Höhen und Tiefen, Glück und Trauer durchlebt habe. Ohne sie bin ich nur ein halber Mensch. Und diese Hälfte stirbt jetzt, und man kann nichts dagegen tun. Wie oft wünsche ich mir, dass ich irgendetwas - alles! - hergeben könnte, damit sie am Leben bleibt. Mein Gott, es gibt Krankheiten, da kann man Blut, Knochenmark oder eine Niere spenden, um einem Menschen zu helfen. Aber beim Krebs nicht. Da kann man nur ohnmächtig zugucken, verzweifeln und andauernd heulen. Nichts als Hoffnungslosigkeit und warten auf das Ende. Und auf die Zeit danach :-(

Zitat:
Ich weiß nicht, ob ich hier ein Eckchen finde, wo ich endlich Trost empfinde.
Hoffentlich hilft dir der Austausch hier dabei. Ansonsten wird das wohl einfach sehr viel Zeit brauchen. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wieviel Zeit, und wie man diese Zeit irgendwie überleben soll :-( Aber irgendwie wird es weitergehen: "Muss ja"

Viele Grüße,
Stefan
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  #11  
Alt 28.11.2008, 17:39
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Liebe Erle,

ich stimme Dir zu! Auch ich empfinde den Verlust meines Mannes als Amputation, wir waren sehr glücklich miteinander... Letztes Jahr als mein Schwiegervater starb, da haben wir uns gegenseitig eine Schulter zum Anlehnen und Trauern geboten...Mit dem Partner lassen sich Verluste von lieben Menschen tragen...aushalten.
Dass Du nicht weißt, wie Du weitermachen sollst - das Gefühl kene ich auch. Ich finde, es ist es harter Tritt vom Schicksal, wenn der Partner gehen muss - und alle Liebe dieser Welt ihn nicht aufhalten kann...
Das kleine Licht am Ende des Tunnels such ich auch noch...sobald ich etwas schimmern sehe...werde ich zaghaft, zweifelnd darauf zu gehen...mal schauen, ob es nicht ein Irrlicht ist..Trauer braucht Zeit.

Ganz liebe Grüsse +
Morgana
(3 Monate ohne die besondere Hälfte)
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #12  
Alt 28.11.2008, 18:39
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Erle Erle ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Liebe Heide,
oh weh, das ist ja gerade erst 10 Tage her. Meine Liebe, es tut mir sehr sehr leid für Dich.

Wie wunderbar stark Du bist, mich jetzt in dieser Situation zu trösten. Ich danke Dir für Deine wundervollen Worte.
Und ja, dieser Spruch ist wirklich ganz besonders schön. Ich werde hier für Dich ein Kerzchen anzünden.
Dicke Umarmung für Dich.

Liebe Morgana,
danke auch Dir für Deine lieben Worte.... wenn Du mal soweit bist, ein Licht (dass hoffentlich KEIN Irrlicht ist) zu sehen, dann sag Bescheid.

Liebe Grüße Erle
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  #13  
Alt 28.11.2008, 19:36
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Desi Desi ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Liebe Erle!
Auch ich möchte nochmal was schreiben, wenn ich darf.
Also ich finde überhaupt nicht, das du hier irgend jemandem auf dem Schlips getreten hast. Du hast diesen Thread für dich eröffnet, um das los zu werden, was dich im Moment so stark bedrückt und auf der Seele liegt. Und das ist gut und richtig so!
Ich mag mir jetzt nicht anmaßen zu sagen das ich dich verstehe, weil ich noch nicht. soviele Jahre mit einem geliebten Partner verbracht habe, soviel wie ihr zusammen erlebt habt. Zusammen gelacht, geweint und gelitten.
Aber ich glaube ich kann es ansatzweise nachvollziehen.
Mit deinem geliebten Mann ist ein Teil von dir mitgegangen, den nichts und niemand mehr ersetzen kann!
Das zu verarbeiten ist ein verdammt langer und harter Weg.
Du läufst durch "eure" Wohnung, siehst euer Bett, seine Lieblingstasse, seine Sachen im Schrank, im Bad, und der Schmerz und die Verzweiflung sind unendlich gross. Die Frage nach dem Warum und dem Wieso hat man immer im Hinterkopf, auch wenn man darauf neimals eine Antwort bekommen wird.
Du hast deinen Mann von Anfang bis zum Ende begleitet, und ihm immer wieder deine grenzenlose Liebe gezeigt.
Ich wünsche dir einfach ganz ganz viel Kraft, und nehm dich, wenn ich darf, einfach mal virtuell in den Arm.
Und schreibe bloss weiter hier, das ist vollkommen in Ordnung. Es ist dein Thread und deine Gedanken und Gefühle!
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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  #14  
Alt 28.11.2008, 20:37
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Ramonali Ramonali ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Liebe Erle,
erst einmal mein aufrichtiges Beileid zu deinem schweren Verlust! Wir alle verstehen und fühlen dir nach und sind in Gedanken bei dir! Sicherlich mußt du all das durchgehen, Achterbahnfahrt der Gefühle und absolutes wirr warr! Wir alle haben das durch und können dir sagen, dass es irgendwann ein bißchen besser wird! Irgendwann wirst auch du die Sonne wieder sehen können und wissen dass dein Mann auf dich liebevoll herabschaut!
Fühl dich gedrückt, Ramonali
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  #15  
Alt 29.11.2008, 09:42
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Erle Erle ist offline
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Ihr Lieben,
Danke Desi, ich weiß, Du bist hier auch ein soooo (leider) erfahrener Hase, dass Du meinen emotionalen Ausbruch gut verstehen konntest.
Ich danke Dir sehr für Dein Verständnis.

Den anderen sei gesagt....beleidigende PNs dürfen gerne unterbleiben!!!!

Wenn mir jemand schreibt, ich sei wohl verrückt und Ehemänner gibt es wie Sand am Meer... dann sollte derjenige mir wohl eher leid tun. (Wenn ich auch verletzt war!)

Wenn ich in einer Ehe lebe, wo ich mir sagen könnte, ob ich jetzt mit meinem Mann oder mit dem von der nächsten Straßenecke verheiratet bin, ist gleich...
puh, ja dann bin ich natürlich wirklich arm dran!!!!!!!

Ich denke so oft an Annett, diese Superheldin. Ein Kind auf diesem schweren Weg zu begleiten und KEINEN wunderbaren Ehemann an der Seite zu haben, das ist wirklich unmenschlich. Ich verstehe sie sehr gut (und sie mich auch, da bin ich sicher), ich habe zwar dem Himmel sei Dank nicht ihr Schicksal zu erleiden, aber sie steht genauso wie ich alleine da und hat keine starke Schulter an ihrer Seite.

Ich habe reichlich Beispiele für diese Einzigartigkeit von meinem Alfred. Als unser Ältester 2 Jahre wurde, hatte man den Verdacht, dass er behindert sei. Wir (nicht ich alleine) WIR sind 1 3/4 Jahr durch die verschiedenen Arztpraxen und Kh gezogen, bis endlich Klarheit war.
Es folgten verschiedene OPs, alles halb so dramatisch, aber in der Situation für uns damals ein schwerer Schlag. Und wir haben das ausgehalten, weil wir beisammen waren. Alfred hat sich immer wieder einzelne Tage Urlaub genommen, um mich überall hin begleiten zu können, wir haben gemeinsam geweint und uns gestützt.

Oder als meine Tochter in die Pubertät kam, es den (vielleicht üblichen) Stress gab mit überstürzt ausziehen und so, da hat Alfred meine Tränen getrocknet und meinen Schmerz geteilt.
Das ganze hat ja eine Hintergrundgeschichte, meine Große ist aus meiner ersten Ehe, ich war doofe 18 und wollte unbedingt von zuhause weg.
Später hatte ich eine Hexe als Schwiegermutter und führte eine Hmm, ich sag mal, recht schlagkräftige Ehe.
Ich bin dann irgendwann mit meiner Kleinen abgehaun, nur so das Kind unter dem Arm und auf die Straße gerannt, ich war nämlich regelrecht eingesperrt. Da musste ich die Gunst der Stunde nutzen.

Alfred wusste also, wie ich leiden würde, wenn meine Tochter in die Nähe der damals sehr dominanten Mutter ihres Freundes zieht. Zu der Zeit hatte ich immer Angst, meine Tochter würde mal an ein ähnlich schlagendes Muttersöhnchen geraten.
Alfred kannte mich in und auswendig, er war mein riesengroßer Fels, mein Halt, mein Alles.

Ich danke Gott, das ich das Schicksal nicht erleiden musste, ein Kind an Krebs zu verlieren (ein Vorwurf in der PN), aber ich weiß, hätte ich Alfred an meiner Seite, dann hätten wir auch dies gemeinsam bewältigt.

Viele Ehen brechen auseinander unter dem furchtbaren Druck einer solchen Erkrankung, uns hat es noch mehr zusammen geschweißt.

So, das musste ich zur Erklärung noch einmal loswerden, ich will nämlich wirklich nicht die armen Eltern beleidigen, die das Schicksal so sehr geschlagen hat.
Liebe Grüße Erle
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