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  #1  
Alt 08.11.2016, 01:06
Dream Dream ist offline
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Standard Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo ihr Lieben

Diesen Monat wurde meine 81-jährige Mutter nach einem längeren Aufenthalt im Krankenhaus (wegen einer akuten Lungenentzündung) mit der Diagnose Lymphdrüsenkrebs entlassen. Seither fehlt ihr der Lebensmut. Sie hat nicht Angst vor dem Tod, sondern vor den medizinischen Behandlungen und scheint wirklich nicht ausreichend fit zu sein dafür. Wenn sie keine Rücksicht nähme auf uns Angehörige, dann würde sie sich überhaupt nicht behandeln lassen, sondern sich auf den Tod vorbereiten. Sie mag einfach nicht mehr leben.

Mitte November werde ich sie zu einer weiteren Untersuchung begleiten, wo ich hoffentlich Näheres erfahre. Meine bis anhin noch sehr geistesgegenwärtige Mutter wirkt auf einmal verwirrt. Da sie gerade erst auf Demenz geprüft wurde und sie bei den Tests gut abschnitt (trotz akuter Lungenentzündung) vermute ich dahinter den Schock über die Diagnose. Mich würde das jedenfalls auch aus dem Ruder werfen.

Noch gibt es keine näheren Informationen. Nur frage auch ich mich, wie meine Mutter in diesem Zustand und Alter eine anstrengende Behandlung überstehen soll. Deshalb wird wohl die erste Frage sein, wie viele Monate oder Jahre ihr bleiben, wenn sie sich nicht behandeln lässt. Ich versuche, sie aufzubauen, ihr Grund zum Weiterleben und Kämpfen zu geben. Gleichzeitig hoffe ich, dass ihr all diese Behandlungen erspart werden können und ihr trotzdem noch ein paar Jahre bleiben. Uns ist klar, dass sie nicht ewig leben wird. Nur scheint es uns allen noch zu früh sein mit 81. Das ist doch heute kein hohes Alter mehr. Ihr Enkelkind hängt sehr an ihr. Es wäre schön, wenn sie wenigstens noch ein paar wenige Jahre Zeit miteinander verbringen könnten. Wir wollen sie nicht einfach so gehen lassen, auf der anderen Seite wollen wir auch nicht, dass sie den Rest ihres Lebens im Krankenhaus leidet, während sie all diese Anwendungen als reine Qual empfindet, so sehr, dass sie lieber sterben würde. Sie entschied schon vor längerer Zeit in einer Patientenverfügung, dass sie keine lebensverlängernden Maßnahmen erhalten will. Sie ist zwar gegen Sterbehilfe, aber sie will auf natürliche Weise sterben, ohne dass ihr Leben künstlich in die Länge gezogen wird. Nur lässt sich das damit vergleichen, wenn sie Krebs hat? Wäre die Verweigerung einer hilfreichen Medizin irgendwo nicht schon gesuchte Sterbehilfe? Es würden noch viele sterben, wenn sie in einer akuten Not Hilfe verweigerten.

Ich bin hier, um mir darüber klar zu werden, inwiefern ich den Wunsch meiner Mutter unterstützen soll oder worin ich ihr Mut machen kann mit gutem Gewissen.

Alles Liebe
Dream

Geändert von Dream (08.11.2016 um 01:09 Uhr)
  #2  
Alt 08.11.2016, 04:51
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo Dream,

und willkommen hier - selbst wenn Du nicht direkt Betroffene(r) eines Lymphdrüsenkrebses bist.

Wie es aus meiner Sicht aussieht, befindet Ihr Euch in einer äußerst schwierigen Situation, die letztlich nur dadurch geklärt werden kann, daß ganz offen darüber gesprochen wird.

Zitat:
Ich bin hier, um mir darüber klar zu werden, inwiefern ich den Wunsch meiner Mutter unterstützen soll oder worin ich ihr Mut machen kann mit gutem Gewissen.
Was genau ist denn der Wunsch Deiner Mutter?

Oder anders ausgedrückt, scheint sich mir das auf die Frage danach zu reduzieren:
Zitat:
Sie mag einfach nicht mehr leben.
Hat das Deine Mutter so klipp und klar gesagt oder ist das nur eine Vermutung Deinerseits?
Bist Du Sohn oder Tochter?


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #3  
Alt 08.11.2016, 08:28
mimi1979 mimi1979 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Guten morgen,

es tut mir wahnsinnig leid das du und deine Familie in dieser Situation seit.

Ich kann deine Mama sehr gut verstehen, so eine Behandlung ist psychisch und physisch sehr sehr anstrengend. Ich bin 36 und finde es stellenweise als sehr belastend. Es gibt aber sehr sehr viele gute Tage und Wochen.

Zuerst würde ich mir einen guten Onkologen suchen, zu dem deine Mutter vertrauen fassen kann. Dann ist wichtig zu erfahren welchen Lymphknotenkrebs sie hat. Es gibt aggressive und langsam wachsende. Um das herauszufinden müsste allerdings ein Knoten entfernt werden.

Vielleicht kannst du deine Mutter zu diesem Eingriff überreden. Wenn es ein langsam wachsender Krebs ist, hat sie noch zeit ( es gibt die watch and wait Therapie, bei der engmaschig überwacht wird was der Krebs macht und sonst nicht)

Hat deine Mutter irgendwelche Symptome? Nachtschweiss? Abgeschlagen und müde? Alkoholschmerz?

Ich wünsche euch alles gute
LG mimi
  #4  
Alt 08.11.2016, 10:03
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Danke für eure unterstützenden Antworten, lotol und mimi.

Ich bin die 48-jährige Tochter, bei der meine Mutter auch lebt. Wir sprechen sehr offen darüber. Meine Mutter hat große Angst vor den Strapazen einer medizinischen Behandlung wie Chemo- und Strahlentherapie. In ihrer Patientenverfügung drückte sie sich dahingehend klar aus. Sie möchte vor allem keine Schmerzen. Ihr liegt nicht primär an lebensverlängernden medizinischen Maßnahmen, sondern an der Qualität ihres Lebensabends ohne Schmerzen. Sie sagte schon früher immer, dass sie nicht lange am Tropf hängen will im Alter, sondern lieber sterben möchte, auf natürliche Weise wie zu Zeiten, als die Medizin das Leben noch noch nicht künstlich in die Länge zog. Meine Mutter erklärt mir auch jetzt, dass sie das Recht habe, Nein zu sagen und sterben zu dürfen. Allerdings ist sie gegen Sterbehilfe, da es gegen ihre Religion (Christin) verstößt, d. h. sie hat keine Suizidgedanken und möchte auch keine aktive oder passive Sterbehilfe. Sie möchte aber auch keine künstliche Verlängerung ihres Lebens mit dem Preis, schmerzvolles Leid zu erfahren.

Sie möchte niemandem zur Last fallen, nicht einmal einen Grabstein dürften wir ihr kaufen, Erdbestattung will sie aufgrund ihrer Religion, doch ein einfaches Kreuz reiche für sie, sagt sie. Sie definierte sich immer sehr über ihre Nützlichkeit für ihre Familie. Deshalb sagte ich ihr, dass ich sie noch brauche. Noch ist unser Haus nicht verkauft. Ihr frühzeitiger Tod würde mich vor große Probleme stellen und sei einfach nicht passend, um so ihre Art des Denkens zum Leben und Kämpfen zu aktivieren. Das erklärte ich ihr, nachdem alle anderen anderen Argumente, nämlich dass sie uns auch krank lieb und teuer ist, nicht so richtig wirkten. Geradezu zerknirscht will sie nun schauen, wie weit sie die Behandlungen mitmachen kann, denn sie will mich nicht im Stich lassen, das ist auch eine ihrer Sorgen als immerfürsorgliche Mutter.

Ich werde sie zu allen ihren Terminen begleiten. Für mich stellt sich die Frage, ob sie das alles überhaupt durchsteht. Sie hatte immer die Kontrolle über ihr Leben, es ist sehr schwer für sie, nun auf einmal mir und den Ärzten zu vertrauen und ein Stück weit das Steuer abzugeben. Irgendwie hoffe ich immer noch, dass sich ihr Lymphdrüsenkrebs langsam entwickelt und keine aktive Behandlung (außer ein paar Medikamenten) notwendig ist. Es würde reichen, wenn sie wenigstens noch ein paar Jahre dazugewinnen würde, jedoch ohne großes Leid und durchgängige Bettlägrigkeit.

Derzeit leidet sie unter Appetitlosigkeit, Kurzatmigkeit und teilweise Verwirrtheit, auch depressiven Zuständen der Überforderung dieser Situation gegenüber. Die geschwollenen Lymphknoten waren schon sichtbar im bildgebenden Verfahren. Die Ärzte äußerten sich von der Diagnose überzeugt, relativierten allerdings später wieder. Noch muss weiter abgeklärt werden, aber die Bösartigkeit scheint festzustehen. Ich versuche, meiner Mutter gut zuzusprechen, noch müsse sie sich zu nichts entscheiden, das sicherten ihr auch die Ärzte zu. Es gehe jetzt erstmal um eine klare Abklärung. Wenn sie ohne Behandlung noch 3 Jahre leben könnte, würde ich ihren Wunsch wohl unterstützen, aber wenn sie ohne Behandlung in wenigen Monaten stirbt, käme es mir falsch vor, zu früh. Ich entlaste sie, wo ich kann. Ich möchte, dass sie möglichst glücklich ist am Abschluss ihres Lebens. Ich könnte es nicht verantworten, sie in eine leidvolle Situation gebracht zu haben, wo sie sich aufgrund ihrer Kraftlosigkeit nicht mehr selbst befreien kann, nur weil ich sie nicht gehen lassen kann. Da sie sehr fromm ist und jeden Tag in der Bibel liest und ganz fest an ein Weiterleben nach dem Tod glaubt, hat sie keine Angst vor dem Tod, ganz im Gegenteil scheint er eher ein Erlöser zu sein für sie. Ich kann das nicht so empfinden, obwohl ich ihren Glauben teile. Trotzdem erscheint mir ihre Einstellung doch zu radikal und zu kampflos aus der Angst und depressiven Stimmung heraus.

Da sie ihre akute Lungenentzündung erst vor kurzem überstanden hat, vermute ich bei ihr einfach auch eine gewisse Geschwächtheit und Überforderung. Sie bräuchte noch Zeit, die Lungenentzündung auszukurieren und den Schock der neuen Diagnose zu verarbeiten. Es ist sehr schwer mitanzusehen, wie aus meiner zeitlebens starken Mutter auf einmal so viel Hilflosigkeit und Angst spricht. Nun will ich für sie stark sein. Es braucht allerdings meinerseits auch viel Einsatz, denn ich bin selbst nicht ganz gesund und leide unter einer chronischen Schmerzkrankheit, was meine Mutter weiß und für sie auch ein Grund ist, keine Belastung für mich sein zu wollen. Deshalb darf ich keine Schwäche zeigen, sondern muss jetzt möglichst stark sein, um ihr keinen Grund zu verschaffen aufzugeben aus ihrem selbsteliminerenden Gedanken heraus.

Ich liebe sie sehr und genieße es wirklich, Zeit mit ihr zu verbringen. Ich bin meine chronischen Schmerzen gewöhnt, schon seit Jahrzehnten. Was mich belastet, ist ihr Aufgebenwollen und ihre gedrückte Stimmung. Wenn sie wenigstens einfach im Jetzt leben könnte und ihre Mutlosigkeit überwände, sie noch das jetzige Leben genießen könnte, solange es währt. Aber auch das kann sie nicht, auch wenn mein "Coaching" etwas wirkt. Es ist schwer für mich, sie leiden zu sehen, ihr nicht die Sorgen ersparen zu können um sich selbst und die Familie. Sie kann einfach nicht loslassen und wenigstens das Jetzt genießen, während ich sie umsorge, sie grübelt und grübelt. Ich wünschte nur, dass sie sich keine Sorgen machen müsste, ich ihr ein sorgenfreies Familienleben präsentieren könnte, aber ich habe nun mal auch meine Grenzen, auch wenn ich kämpfe und sogar Hilfe suche für die Familie. Ich versuche, ihr trotzalledem das Positive im Jetzt zu zeigen und sie aktiv aufzubauen, ihr die Sorgen zu nehmen.
__________________
LG Dream

Geändert von Dream (08.11.2016 um 10:23 Uhr)
  #5  
Alt 08.11.2016, 12:57
mimi1979 mimi1979 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

es tut mir leid was du und deine Familie im Moment durchmachst. Ich habe auch eine über 80 jährige zuhause mit 2 kleinen Kindern, 2 Hunden und Haus und Hof gepflegt und wäre beinahe daran zugrunde gegangen. Diese physische und psychische Belastung solltest du nicht alleine tragen. Gibt es weitere angehörige die dir helfen könnten?

Wir alle, egal welches alter sind in dieses Loch nach der Diagnose gefallen. Uns brachte der Wille zum überleben aus diesem Tief. Bei den einen dauerte das länger, bei anderen nicht. Deine Mutter braucht einen Grund warum sie leben möchte. Ich denke ihre Enkelkinder könnten hierfür ausschlaggebend sein.

Wichtig für euch wäre die genaue Diagnose. Das sie noch mit den Nachwehen der Lungenentzündung kämpft kann ich verstehen. Lass ihr die Zeit bis das überwunden ist und dann gehts weiter.

Meine momentanes Lebensmotto hab ich von lotol:

Ich sterbe mit Lymphom und ich sterbe ohne lymphom. aber nicht wegen einem lymphom.

Bei lymhomen kommt es nicht auf Tage an, meist dauert es Monate bis ein Lymphom diagnostiziert ist.

Ich wünsche euch viel Kraft.
Ich hoffe es bringt dir etwas wenn ich hier schreibe.
LG mimi
  #6  
Alt 08.11.2016, 13:51
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Ich hatte jetzt noch einmal ein langes Gespräch mit meiner Mutter, wo wir ihr Gottvertrauen ansprachen. Wir kamen nun überein, Gott zu vertrauen, auch was die Behandlung betrifft. Wir wollen nun jeden Tag als Geschenk Gottes ansehen und bis zum Abklärungstermin am 14. November alles in Gottes Hände legen und vertrauen. Meine Mutter konnte heute wieder herzhaft lachen. Sie merkt, dass ich sie verstehe und ihren Wunsch respektiere und nicht übergehen werde, auch wenn sie nicht mehr ansprechbar sein sollte. Doch möchte sie jetzt auch offen sein und nicht voreilig zu allem Nein sagen. Es kommt sehr darauf an, was die Abklärung ergibt. Wir beobachteten, wie die ersten Schneeflocken fielen heute, verspielt und lustig hüpfend im Wind. Da wurde uns bewusst, wie sehr Kinder den Moment genießen und jeder Tag intensiv gelebt wird, als wäre es ein Jahr. Die Zeit ist relativ, es kommt sehr darauf an, wie wir den Tag bewusst erleben, die Natur wahrnehmen, ein- und ausatmen, im Jetzt bleiben, in der warmen Stube. Einer meiner Halbbrüder starb im Winter auf offener Straße, er erfror betrunken im Straßengraben. Wir haben so viel erlebt. Und der stille Moment im Jetzt in der warmen Stube ist wahrlich ein Geschenk, das nicht selbstverständlich ist. Ich möchte meine Mutter möglichst lange zuhause behalten und mit ihr die Tage verbringen, das ist unsere Zeit, wo ich sie umsorge und sie einfach wie ein Kind den Tag genießen soll, zusammen mit ihrem fröhlichen Enkelkind, das ihr viel Freude bringt.

Danke für Deine tröstlichen Worte, mimi!

Ja, Deine Worte helfen mir, sehr sogar.

Ich habe es jetzt tatsächlich geschafft, meine Mutter zu motivieren für die nächsten Schritte, ihr aufgezeigt, wie sehr ihr Enkelkind sie noch braucht, da schon ihr Vater schwerkrank ist und nicht mehr lange leben wird. Gleich zwei zu verlieren, wär jetzt einfach zu viel für die 8-Jährige, die so sehr an ihr hängt. Jeden weiteren Tag mit ihr ist ein Geschenk für uns, woran wir zehren werden, wenn sie wirklich einmal stirbt und wir ihren Tod verkraften müssen. Seit sie zurück ist, lacht die Kleine wieder, vorher war sie ganz still und in sich gekehrt.

Es gibt noch weitere Angehörige, doch wird es fast zu viel, wenn gleich so viele anrufen und immer wieder nachfragen. Sie braucht viel Ruhe. Da sie bei mir lebt, bin ich jedoch die Hauptverantwortliche. Eine Nachbarin hilft uns auch sehr lieb. Es geht um die tägliche Unterstützung, da bin nur ich da und die Nachbarin. Wenn sich die Angehörigen zu viel sorgen, kann das auch belastend sein, da sie eh nichts machen können und einfach nur auch ihren Kummer ausdrücken, was wir aber gerade nicht gut gebrauchen können, um meine Mutter zu motivieren, denn sie möchte eben gerade nicht, dass sich jemand um sie sorgt oder leidet. Genau das treibt sie eher in den Tod. Deshalb beruhigen wir die Familie und halten uns jetzt pragmatisch an unseren Leitsatz des Gottvertrauens. Wir brauchen jetzt einfach Zeit und viel Ruhe, damit meine Mutter sich von ihrer Lungenentzündung und dem Schock erholen kann.

Ich selbst hole mir Hilfe aus der Psychosomatik-Klinik beim Schmerztherapeuten, der mich schon seit Jahren begleitet, und neuerdings bei einer Ergotherapeutin, die mich noch diesen Monat zuhause aufsuchen wird und mir hilft. Die Kostengutsprache wird mir 18 Stunden mit ihr geben, wo sie mir zuhause hilft, alles zu bewältigen. Danach schauen wir weiter. Ich wachse auch langsam rein in die zusätzliche Verantwortung.

Zitat:
Zitat von mimi1979 Beitrag anzeigen
Meine momentanes Lebensmotto hab ich von lotol: Ich sterbe mit Lymphom und ich sterbe ohne lymphom. aber nicht wegen einem lymphom.
Bei lymhomen kommt es nicht auf Tage an, meist dauert es Monate bis ein Lymphom diagnostiziert ist.
Danke für Dein positives Denken! Ich finde es gut, wie Du und lotol damit umgeht. Ich wünsche auch Dir und lotol viel Kraft im Kampf gegen die Krankheit. Ich werde jetzt auch meine Mutter aufbauen, damit sie aus diesem Loch rauskommt.
__________________
LG Dream

Geändert von gitti2002 (08.11.2016 um 20:08 Uhr)
  #7  
Alt 12.11.2016, 12:38
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Zitat:
Zitat von Dream Beitrag anzeigen
Ich habe es jetzt tatsächlich geschafft, meine Mutter zu motivieren für die nächsten Schritte, ihr aufgezeigt, wie sehr ihr Enkelkind sie noch braucht, da schon ihr Vater schwerkrank ist und nicht mehr lange leben wird. Gleich zwei zu verlieren, wär jetzt einfach zu viel für die 8-Jährige, die so sehr an ihr hängt. Jeden weiteren Tag mit ihr ist ein Geschenk für uns, woran wir zehren werden, wenn sie wirklich einmal stirbt und wir ihren Tod verkraften müssen. Seit sie zurück ist, lacht die Kleine wieder, vorher war sie ganz still und in sich gekehrt.
Wäre ich die Dame, würde ich mir solcherart Druck und Verantwortlichmachung aber ganz schnell verbitten.
Das muss doch ungeheuer belastend sein für sie, es nährt ihre Selbstlosigkeitsgedanken noch und mich wundern dann Gedanken in die Richtung "nicht zur Last fallen wollen" überhaupt nicht mehr.

Sorry, wenn ich das so direkt sage, aber für mich hört sich einiges sehr stark nach Manipulation an, was wohl auch irgendwie in eurem Familiensystem verankert ist.

Kann man sich da noch frei in seinen Entscheidungen fühlen?

Ich hatte eine zeitlang sehr intensiv mit Betreuern (also rechtlichen Betreuungen) zu tun und nach einer Weile verstand ich auch, weshalb Angehörige für sie so oft ein rotes Tuch sind.... vorher hab ich diese Abneigung der Betreuer gegenüber Angehörige scharf verurteilt.
Angehörige sind oftmals sehr gut im Druckausüben, Manipulation und Einmischerei und müssen in manchen Fällen sogar zum Wohle des Klienten vor ihnen (etwas oder sogar ganz) auf Distanz gehalten werden.

Die alte Dame hat doch eigentlich ziemlich klar ausgedrückt, was sie möchte und was nicht. Wieso wird das nicht einfach genau in diesem Sinne mit den behandelnden Ärzten durchgesprochen und durchgeführt?

Warum wird hier jetzt plötzlich von Forumsmitgliedern, die vielleicht von sich selbst auf diese Dame projizieren, von wilder Kampfentschlossenheit gesprochen, diese regelrecht (meinem Gefühl nach) eingeimpft, bzw soll eingeimpft werden?

Hallo! Es geht um eine 80jährige Frau, nicht um ein 15jähriges Mädchen! Sie wird sich viele Gedanken darüber gemacht haben und machen, und auch ganz wichtig, sie hat nicht den Körper eines 60jährigen, 70jährigen und selbst fünf Jahre machen da schon viel aus. Gerade auch in Bezug auf solch invasiven Therapien wie Chemo.

Wer nicht kämpfen will, oder vielleicht im Moment nicht, oder auch auf seine ganz eigene Art, der hat jedes Recht dazu. Ist sein Leben und nur seins. Da muss doch nicht von außen Kampfeswillen eingetrichtert werden.
Das ist auch wieder so ein Druckmittel... ich las übrigens hier schon oft und hörte es auch persönlich von Krebspatienten, dass ihnen dieses "Kampfgeschrei" ganz gehörig auf die Nerven geht und sie nicht mal den Begriff hören mögen.
Das sollte man sich auch mal überlegen.... dass man etwas vorsichtiger damit umgeht und ihn nur bei denen verwendet, die ihn selbst verwenden und auch so fühlen. Dann ist es auch völlig in Ordnung.

Vielleicht machen selbst Betroffenen ja auch andere Menschen mit der Diagnose, die nicht den kämpferischen Weg gehen möchten, einfach ein Stück weit große Angst. Und am besten soll jeder schnell auf Kampf umschwenken, das ist aber doch dann kein Eingehen auf den Willen desjenigen, um den es hier geht, sondern eher das Ausleben des eigenen Weges, der eigenen Gefühle.

Ich war echt ein bisschen erschrocken, als ich dieses Thema hier durchlas... Mische mich ja sehr selten ein, aber dazu musste ich jetzt einfach was sagen.

Ich hoffe sehr für deine Mutter, dass sie ihren Lebensmut für die letzte Zeit ihres Lebens wieder findet, tja und vielleicht leidet sie selbst ja gar nicht so stark (wie ihr) unter Desorientierung und dem Sehen "merkwürdiger Dinge", was du beschrieben hast?
Gelindert sollte das werden, was ihr zu schaffen macht und ihre Lebensqualität einschränkt, wie zB Schmerzen, Atemprobleme usw.


Das....

Zitat:
Das mit dem Feuer hinter dem Hintern machen, geht schlecht, da sie wirklich sehr ernst und verwirrt ist, aber ich versuche, sie zu strukturieren und ihre Gedanken in ein strukturiertes Denken zu lenken, damit sie darin Halt findet.
hab ich eben erst beim nochmal lesen gesehen und... mir fehlen die Worte.

Du versuchst, deine Mutter, ja sogar ihre Gedanken zu strukturieren!!??

Darf sie auch noch sie selbst sein, irgendwie? Mit allen Ecken und Kanten, die diese Erkrankung nun mal mit sich bringt?

Das würde ich mir sehr wünschen für deine Mama.
  #8  
Alt 08.11.2016, 13:28
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Zitat:
Zitat von Dream Beitrag anzeigen
Sie definierte sich immer sehr über ihre Nützlichkeit für ihre Familie. Deshalb sagte ich ihr, dass ich sie noch brauche.
Noch ist unser Haus nicht verkauft. Ihr frühzeitiger Tod würde mich vor große Probleme stellen und sei einfach nicht passend, um so ihre Art des Denkens zum Leben und Kämpfen zu aktivieren.

Es ist schwer für mich, sie leiden zu sehen, ihr nicht die Sorgen ersparen zu können um sich selbst und die Familie. Sie kann einfach nicht loslassen ...
da habt ihr euch ja was konstruiert.
sie würde ja gerne loslassen, selbstbestimmt, aber du ziehst an ihr. zeige ihr doch, dass ihr es schafft, auch in zukunft, wenn sie mal nicht mehr da sein sollte.
immer nur "nützlich sein zu müssen" ist auch anstrengend.
es geht auch ohne manipulationen, einfach die echten gefühle zeigen und über sie reden. das ist keine "schwäche".
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...

Geändert von gitti2002 (08.11.2016 um 13:49 Uhr)
  #9  
Alt 08.11.2016, 14:24
Benutzerbild von Martina2015
Martina2015 Martina2015 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo Dream,

zunächst einmal willkommen hier, auch wenn der Anlaß unschön ist.

Du und Deine Mutter sind noch völlig im Diagnoseschock, ich weiß ja, wie das ist. Es dauert seine Zeit, bis man sich mit dem Gedanken abgefunden hat, dass das Leben des nächsten Angehörigen bedroht ist, dass er sterben kann.

Ich habe Deine Schilderungen mit ungutem Gefühl gelesen und so verstanden, dass die 81-jährige, geschwächte Mutter sich nicht selbstbestimmt gegen Chemo + co. entscheiden darf, weil Du sie noch brauchst.

Ich bin keine Ärztin, also kann ich nur aus Erfahrung schreiben:
Eine Chemotherapie beeinträchtigt den ganzen Körper, auch gesunde Zellen werden vernichtet. Je nach Alter und Gesundheitszustand kann die Chemo nur in reduzierter Form gegeben werden, was deren Wirkung schwächt. Eine Chemo ist kein Zuckerschlecken. Die 2. Chemo haben wir nach der 2. Gabe abgebrochen, weil mein Mann an den Nebenwirkungen wahrscheinlich gestorben wäre. Mein vorher vor Gesundheit strotzender Ehemann hat darunter 12 kg abgenommen, sein Gefühl in Händen und Füßen verloren, immer noch nur wenige Haare auf dem Kopf, aber - er hat überlebt und das jetzt schon über ein Jahr ohne Tumornachweis. Bei ihm war die Entscheidung klar, er war 60 Jahre alt und hatte noch einiges vor.

Wie aber sieht das aus, wenn man über 80 ist und zusätzlich geschwächt ?

Meine Eltern sind auch um die 80 und ich will sie auch nicht verlieren. Aber im Falle Deiner Mutter würde ich sie nicht zu einer Behandlung drängen, die ihre Lebensqualität verringert und die restliche Lebenserwartung bei ungünstigen Umständen noch verkürzt. Ich würde an Deiner Stelle jeden einzelnen Tag mit ihr genießen und offen miteinander sprechen. Ein Kompromiß wäre gut, mit dem ihr beide gut leben könnt, z.B. bestmögliche Unterstützung, eine erhaltende milde Chemo (Monotherapie) wenn nötig, es gibt einige Möglichkeiten, die den geschwächten älteren Körper nicht so belasten. Aber vergiß nicht, dass jede Fahrt zur Behandlung aus dem Alltag herausreißt, dass die Psyche auch leidet. Vielleicht will Deine Mutter einfach nicht dauernd daran erinnert werden und dauernd darüber reden. Du kennst sie ja am besten und kannst das einschätzen.

Alles Liebe für Deine Mutter und Dich
Martina
__________________
mein Mann - Kleinzelliges Bronchialkarzinom T4NXM0 ED 01/2015
unsere Geschichte
  #10  
Alt 08.11.2016, 14:46
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo vintage und Martina

Deshalb hab ich mich hier angemeldet,um mir klar zu werden, wie ich meine Mutter unterstützen soll. So eindeutig ist es nicht, auch nicht die Motivation meiner selbstlosen Mutter, die nie an sich selbst denkt und aus reiner Selbstlosigkeit sterben will, nur um ja niemandem zur Last zu fallen. Ich möchte ihr wenigstens aufzeigen können, dass sie krank sein darf und trotzdem noch wertvoll ist, wir sie um ihretwillen bei uns behalten wollen.

Doch möchte auch ich nicht, dass sie nur noch am Tropf hängt und leidet. Auch mir macht es Sorgen, ob eine Chemotherapie bei ihr überhaupt hilft oder gar ihr Immunsystem weiter schwächt und ihr die nächste, dann vielleicht tödliche Lungenentzündung bringt.

Doch gibt meine Mutter zu früh auf, denn die Abklärung ist noch nicht fertig. Sie wollte aber schon von vornherein alles abwürgen aus Angst, immer im Gedanken an den kommenden Tod. Das tut ihr psychisch nicht gut. Deshalb braucht es die Abklärung. Vielleicht liegt der Fall bei ihr gar nicht so schlimm. Der Oberarzt der Klinik machte uns jedenfalls im Nachhinein doch noch Hoffnungen, das Ganze abzuklären, obwohl er sich zuerst für diese Diagnose aussprach.

Ich bekam auch schon mal zwei schlimme Diagnosen und beide stellten sich als falsch heraus, nachdem ich sie gründlich abklärte bei Koryphäen auf dem Gebiet. Seither glaube ich den Ärzten erst, wenn es bestätigt wird von Experten.

Ich glaube zwar schon, dass meine Mutter etwas hat, aber gerade bei Lymphdrüsenkrebs gibt es auch harmlosere Verlaufsformen. Eine Abklärung lohnt sich auf jeden Fall, auch zur möglichen teilweisen Entwarnung.
__________________
LG Dream
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