Die Funktion des Kurzzeitgedächtnisses mit Aromatasehemmern

[Jafe]

Hallo Ihr Lieben,
ich habe schreckliche Probleme mit Dingen, die ich im täglichen Leben eigentlich behalten sollte. Mir sagt einer etwas am Telefon, ich lege auf und muss krampfhaft übelegen, was mir gerade erzählt wurde. Wenn ich mich nicht hundertprozentig auf eine Sache konzentriere, behalte ich sie nicht. Ich lese mir beim Einkaufen einen Preis durch, will ihn mir merken, komme nach Hause, will es meinem Mann berichten und weiß den Preis nicht mehr. Es ist jetzt genauso wie ich es während der Chemo hatte. Mit Tamoxifen hatte ich keine Probleme. Diese nahm ich 2 Jahre lang. Jetzt mit den Aromatasehemmern, wird es immer schlimmer. Werde ich demend? Oder liegt es wirklich nur an der Tablette. Früher war ich ein wandelnder Computer, was Termine und tägliche Dinge anging. Geht es irgendjemandem von Euch auch so?
Alles Liebe Petra

[mara43]

Liebe Jafe, anfangs bin ich über dieses Chemo-Gedächtnis sehr erschrocken, nun weiß ich, dass dies häufig diese Vergesslichkeit zeigt, aber es ist mir sehr unangenehm, wenn mir z. B. Namen oder Begriffe nicht einfallen und danach überlege ich stundenlang bis es mir wieder einfällt.
Normal ist das nun wirklich nicht und ich wüsste nicht, wie ich dies im Beruf meiner Umgebung verständlich machen könnte. Als Nichtberufstätige warne ich meine Gesprächspartner, manche schauen sehr ungläubig, andere haben Mitleid.
Allein bist du mit diesem Phänomen ganz und gar nicht!
Auf dass es wieder besser wird, grüßt Dich
Mara

[Nov06]

Hallo,

ich habe auch einen Kopf wie ein Sieb.
Obwohl meine Chemo fast 5 Jahre her ist (Chemobrain), danach nahm ich erst Femara und später Tamoxifen, das nehme ich noch bis zum Sommer.
Jedenfalls ist seit der BK-Behandlung kein Multitasking mehr möglich, ich vergesse total viel, kann mich nicht konzentrieren, habe enorme Schwierigkeiten irgend etwas Neues zu erlernen. Vor dem Krebs hab ich alles sofort verstanden, nichts vergessen und jetzt komme ich mir oft vor als hätte ich Demenz - mit 45!

l.G.
Kirsten

[Norma]

Ja, das kennen wohl ganz viele, ich auch.

Zu Anfang habe ich mir mit Klebezettelchen geholfen, die hingen wirklich ÜBERALL in der Wohnung.

Ich kann euch sagen: Es wird besser! Langsam, gaaaanz langsam!

Dass mit Telefongesprächen empfand ich auch als unglaublich. Gerade noch gesprochen; aufgelegt... und das ganze Gespräch war... WEG. Ich wusste nur noch, WER angerufen hatte... mehr aber auch nicht.

Ich habe heute noch (nach 10 Jahren) blackouts; aber längst nicht mehr so intensiv wie früher.

Um berufstätig sein zu können, würde es auch heute noch nicht reichen. Da muss man 100%ig geistig fit sein und das bin ich nicht.
Ich hatte im Beruf stetigen Publikumsverkehr... undenkbar, dass man nach den Gesprächen nicht mehr weiß, was inhaltlich besprochen wurde.

Also: Bei mir ist es besser geworden. Wenn ich es in Prozenten ausdrücken sollte: Irgendetwas zwischen 60 und 70 Prozent ist wieder da. Mit dem Restverlust lebe ich... mal mehr und mal weniger gut.

EINE Sache allerdings wäre wirklich fast schief gegangen.
Dank Rauchmelder, der sich lautstark meldete, wurde das Abfackeln der ganzen Wohnung vermieden.
Ich hatte den köchelnden Eintopf auf dem Herd schlicht und einfach vergessen...

Bitte seid alle vorsichtig! Ihr könnt nichts dafür, wenn euer Gehirn streikt... denkt nur an gewisse Vorsichtsmaßnahmen!

Verständnisvolle Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann

Bei Diagnose 48 Jahre alt; mit 50 in EM-Rente gegangen; seit 2010 ohne Zeitbeschränkung.

[Jafe]

Hallo Ihr Lieben,

die letzte Chemo hatte ich im Oktober 2009. Da war es besonders schlimm. Hat sich aber durch Auswendiglernen und Sudokus gelegt. Unter Tamoxifen war es auch noch in Ordnung.
Liebe Trödel, ich nehme auch Anastrozol und habe das Gefühl, dass es seit dem wesentlich schlimmer geworden ist. Selbst die ganze Lernerei bringt es nicht. Kunden suchen sich bei mir im Geschäft einen Stoff aus und wenn ich das nicht sofort aufschreibe, kann ich es am nächsten Tag nicht mehr nachvollziehen, dass der Kunde überhaupt bei mir im Laden war. Sonderbarerweise kann ich das ganze Gespräch nachvollziehen, wenn ich meine geschriebenen Notizen nachlesen kann. Jetzt an Karneval muss ich 3 verschiedene Bütten bringen. So schwer wie in diesem Jahr, ist es mir noch nie gefallen. Selbst kurz nach der Chemo nicht.
Aber es beruhigt mich, dass es Euch auch so geht. Dann liegt es ja an den Tabletten oder der Chemo und ich habe keine Demenz im urtümlichen Sinne. Ich danke Euch für Eure Antworten.
Alles Liebe
Petra

[Saschue]

Jafe,
schau´ mal hier:
http://www.krebskompass.de/showthread.php?t=50950
Da gibt es witzige Beispiele zur Vergesslichkeit.
LG
Saschue

PS: Mit Entsetzen habe ich eben registriert, daß ich beim Schreiben
die Pizza im Ofen vergessen habe - Mist, zu spät, ungenießbar

[Norma]

Ja, das ist mir auch schon mehrmals passiert:

PS: Mit Entsetzen habe ich eben registriert, daß ich beim Schreiben
die Pizza im Ofen vergessen habe - Mist, zu spät, ungenießbar

Nach dem Desaster mit dem Heulton des Rauchmelders habe ich erst einmal eine Eieruhr gestellt und als sowieso ein neuer Herd angeschafft werden musste, war klar: Eine eingebaute Alarm-Uhr war Pflicht.
Damit klappt die Herdsache jetzt endlich und der Griff zum Uhr-einstellen gehört inzwischen einfach dazu.

Es gibt so einige Erlebnisse, sie sich, trotz aller Vergesslichkeit, im Hirn eingefressen haben:

Der Weinkrampf, als ich nicht mehr wusste, wie man das Ding nennt, was sich so herrlich im Wind immer um die eigene Achse drehte. Was habe ich mich angestrengt; erfolglos.
Mein Mann hat sofort reagiert; mich in den Arm genommen, getröstet und dann, als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, gefragt, was los sei.
Ich habe dann auf das "Ding" gezeigt und gefragt: "WIE heißt DAS?"

Es war eine Windmühle...

Oder als ich aus der Waschmaschine Wäsche rausholte und nicht mehr wusste, wie man die Teile nennt (Gardinen).

Oder als ich ein halbes (Roggen) Brot kaufen wollte, das aber geschnitten werden sollte.
Ich habe da rumgestottert und ein Kauderwelsch von mir gegeben... das war filmreif. "Ein Brot, bitte durchschneiden. Roggen, aber geschnitten."
Irgend so etwas. Unsere Tochter hat dann eingegriffen; sie kannte das ja schon.

Die Geldbörse habe ich schon (nach langem suchen) im Kühlschrank gefunden; danach auch mal verloren (wiederbekommen *puhh*).

Dass ich mit meiner Krankenkassenkarte mal bezahlen wollte, scheint aber öfter zu passieren; jedenfalls hat das die Kassiererin behauptet.

Wie gesagt: Das scheint irgendwie "normal" bei vielen Betroffenen zu sein. Wichtig ist nur, dass man eventuellen Gefahren (wie Feuer) vorbeugt.

Heute ist die Vergesslichkeit bei mir auch tagesabhängig. Habe ich gut geschlafen, klappt es besser.

Passt gut auf euch auf!

Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann

[Ilse Racek]

@all


diesen Strang finde ich interessant, weil mir damit auffällt, dass ich in den vergangenen Jahren meine teilweise Vergesslichkeit vielleicht nicht richtig eingeordnet habe

Den sich damit befassenden TV Beiträgen (beispiesweise "Scobel" bei 3 sat ) und anderen Medien habe ich entnommen, dass es ganz normal sei, wenn man manche Erinnerungen sozusagen nach hinten schiebt und wichtigere bereithält.
Auch habe ich mein Alter (zur Zeit der Chemo war ich flotte 60) zum Anlass genommen, alles nicht so verbissen zu sehen

Allerdings ist mir schon seit Jahren bekannt, dass starke Medikamente (wozu ja Chemo und AHT durchaus gehören) einen Einfluss haben könnten...

Was mich persönlich betrifft, so habe ich schon als gesunde junge Frau in Beruf und Privatleben manchmal "Zettelchen" verwendet und bin vielleicht deshalb nicht so ängstlich, wenn mir heutzutage mal nicht sofort was einfällt

Es wird immer wieder berichtet, dass Apotheken, Supermärkte und Andere durchaus ordentlich an den Ängsten verdienen - sie verkaufen beispielsweise Gingsenghaltiges...... und manch kluge Köpfe sagen, DAS bringe nur den Verkäufern wirklich einen Gewinn


Euch Allen alles Gute

mit herzlichen Grüßen

[Jafe]

Hallo Ihr Lieben,
habe heute die Arzthelferin von meinem Frauenarzt getroffen. Sie hat gesagt, sie hätte in den ganzen Jahren noch nie etwas davon gehört.
WErde mal den Arzt selbst fragen. Es muss doch einen Grund haben, der diese NW verursacht. Mich würde interressieren, wie das passiert. Minderdurchblutung im Gerhirn? Kann doch eigentlich nicht sein. WErde es mal recherchieren. Vielleicht weiß es ja einer von Euch.
Alles Liebe Petra

[Ilse Racek]

@all


Vielleicht Nachfolgendes zum Trost

Ich habe - in liebevoller Eile zwischen Haushalt, Beruf und Freizeit - auch früher gerne mal die Namen von Ehemann und Sohn verwechselt : ;
mein Sohn pflegte dann gerne spontan zu reagieren und sagte "Ich bin der Andere"

Dass ich nun - kerbstherapiert und als sehr reifes Mädchen - beispielsweise manchmal die Namen meine vier Enkelinnen verwechsle, sieht mir dankenswerterweise Jede/r nach

Aber ich will nicht bagatellisieren, wenn bei Manchen sehr große Auffälligkeiten zu Tage treten


@Jave

warum solltest Du dahingehend nicht weiter recherchieren - aber Betroffene müssen schon sicher sein können, dass die empfohlenen Mittel nicht nur tolle Verdienstmöglichkeiten für "Heilkundige" bedeuten ........


@Sanne

Dein Posting finde ich gut und bestätigt mir einmal mehr, dass ich bei meinen Körperertüchtigungen bleiben sollte je nach Kraft und Möglichkeiten gehe ich beispielsweise Schwimmen und ich wäre sehr froh, wenn ich solche Aktivitäten noch einige Jahre durchziehen könnte


Herzliche Grüße

[Anna1210]

Hallo Mädels!

Es ist bereits ein Jahr her, dass ich die Chemo hinter mich gebracht habe. Doch mein Gedächtnis ist ein "Nudelsieb".
Wenn mein Mann mich um irgendewas bittet, was ich ihm vom Einkauf mitbringen soll, weiß ich es oft nicht mehr, wenn ich die Haustüre hinter mir schließe. Es ist nicht so, dass ich mir denke ich habe etwas vergessen, sondern ich weiß überhaupt nicht mehr, dass er mich um etwas gebeten hat.

In der Arbeit verwende ich Zettel und meinen Computer (Aufgaben) damit ich nicht vergesse um was mich Chef, Abteilungsleiter oder Kollegen gebeten haben.

Aber es ist beruhigend zu hören, dass ich kein Einzelfall bin.

Ich bin in der Früh auch steif wie ein Bügelbrett. Erst langsam komme ich in die Gänge. Fühle mich da wie 80, übern Tag werde ich dann wieder jünger.
Kennt diese Probleme auch jemand?

Einen schönen Abend!
Anna

[Ilse Racek]

@Anna


Wenn Du Lust und Zeit hast, "blättere" doch mal im Forum

Da findest Du ganz viel Beiträge zu beispielsweise Deiner letzten Frage


Alles Gute und liebe Grüße

[Tati P.]

Zitat von Norma

Der Weinkrampf, als ich nicht mehr wusste, wie man das Ding nennt, was sich so herrlich im Wind immer um die eigene Achse drehte. Was habe ich mich angestrengt; erfolglos.

Mir laufen die Tränen, seit ich das gelesen habe. Darin finde ich mich absolut wieder.
Meine letzte Chemo ist erst 8 Wochen her, (... es passiert gerade wieder. Keine Ahnung, was ich schreiben wollte. Das ist doch unglaublich )

EDIT 16:08 Uhr: Ich weiß es wieder, ich weiß es wieder!! Meine letzte Chemo ist erst 8 Wochen her und ich habe keine Aromatasehemmer bekommen, aber trotzdem ein ausgeprägtes Gedächnisproblem!
Jeeeey, jetzt hab ich mich aber beeilt mit dem Schreiben, damit ich's nicht nochmal vergesse. *looool* Unglaublich!

Gerade in Gesprächen mit Kollegen und Kunden ist es mir sehr unangenehm, wenn mir die passenden Worte partout nicht einfallen wollen und ich wie geistig zurückgeblieben rumstotter. Wie soll man denn da noch halbwegs kompetent wirken???
Auch ersetzt mein Gehirn manchmal die fehlenden Worte ohne zögern durch andere. Völlig sinn- und zusammenhanglose andere Worte...
Oft merke ich es nur am Gesichtsausdruck meines Gegenübers, dass ich gerade Kaudawelsch von mir gegeben habe und sage dann "... das war gerade kein sinnvoller Satz, oder?!"

Zitat von Anna1210

Es ist bereits ein Jahr her, dass ich die Chemo hinter mich gebracht habe. Doch mein Gedächtnis ist ein "Nudelsieb".
Wenn mein Mann mich um irgendewas bittet, was ich ihm vom Einkauf mitbringen soll, weiß ich es oft nicht mehr

Mein Mann: "..."
Ich: "Ja"
Mein Mann: "Was, ja?!"
Ich: "Keine Ahnung, was hast Du denn gesagt/gefragt?"

Mein Mann: "Bringst Du noch Toast mit?" (wenn ich zum einkaufen fahren will)
Ich: "Klar"
drehe mich um, gehe zwei Schritte...
Ich: "Was sollte ich mitbringen?
Mein Mann: "Toast"
Ich: "Ach ja, okay"
ich gehe wieder ein paar Schritte, halte nochmal inne, da tönt es schon "Toast".
Ich: "Ach ja"
Glaubt mir, bis ich beim Supermarkt angekommen bin habe ich es längst wieder vergessen

Ich bin morgens auch steif wie ein Brett. "Früher" war ich immer Frühaufsteher. Wecker klingelt, Tati hüpft aus dem Bett.
Heute stell ich den Wecker weiter... und weiter... und weiter... und quäle mich irgendwann (meist viel zu spät) aus den Federn. Wenn ich erstmal in Bewegung bin, wird es schnell besser, aber gegen Mittag (ich arbeite Vormittags im Büro), ist mir schon wieder, als hätte ich einen Reissack auf jeder Schulter und ich bin froh, wenn ich nachmittags auf's Sofa fallen kann.

[Tracey]

Hallo,
auch bei mir leidet das Kurzzeitgedächtnis. Unter der Chemo war es allerdings noch schlimmer. Es gibt eine amerikanische Studie, die belegt, dass das Gedächtnis und die Merkfähigkeit unter der Chemo "leiden".
Bei mir hat sich der Zustand wesentlich gebessert, aber ich bin noch nicht zufrieden.Ich habe im Beipackzettel von Letrozol nichts über solche Nebenwirkungen gelesen.
LG Tracey

[Ilse Racek]

@Tracy

manchmal erinnere ich mich an einige diplomatische Aussagen der ÄrztInnen die beispielsweise auf unsere Fragen, warum sie nicht von vornherein auf a l l e AUSWIRKUNGEN der Chemo hingewiesen hätten, antworteten: "Die Menschen reagieren so verschieden - warum sollen wir ein Horrorszenarieo aufbauen, wenn Sie beispielsweise die eine oder andere Nebenwirkung nicht bekommen"

Dazu kann man nun SO oder SO stehen , aber tatsächlich wissen Betroffene eh' Vieles....ob selbst erlebt, oder beim "Anschauungsunterricht" der Mit-Betroffenen .....


Ratschläge und Tipps konnte ich mir überall holen - von irreparabel beschädigten Gehirnfunktionen wusste Niemand etwas zu sagen.

Und wenn ich mich mit gesunden Gleichaltrigen vergleiche, so sehe ich keinen Unterschied

Aber - wie gesagt - Ausnahmen bestätigen die Regel .