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  #31  
Alt 25.03.2011, 11:49
Zetchen Zetchen ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Zitat:
Zitat von edith57 Beitrag anzeigen
Das deine letzten Postings unbeantwortet blieben liegt vielleicht daran, dass die Mitleser nicht ganz einverstanden damit waren, wie du geschrieben hast.
Wenn du "mal laut werden musst" oder "langsam keine Lust mehr hast", dann haben wahrscheinlich die anderen Angehörigen hier im Forum auch keine Lust mehr dir zu schreiben, denn deine Mama leidet sehr und hat sich die Krankheit nicht ausgesucht - sie hat wahrscheinlich auch keine Lust mehr - darum wird sie auch im Krankenhaus manchmal nicht kooperativ sein und Tabletten verweigern.
Als ich diese Beiträge geschrieben habe sah es nicht so schlimm aus, wie im Moment. Da wirkte es mehr so wie eine einfache Weigerung zu kooperieren einfach ohne ersichtlichen Grund. Ich bin im Moment mehr oder weniger verzweifelt und mit Gefühlen konnte ich nie sonderlich gut umgehen oder mich einigermaßen ausdrücken... letztenendes bin ich dann doch nicht wirklich laut geworden. Habe sie nur gestern unter Tränen gefragt was eigentlich mit meiner Mutter passiert ist, weil ich sie gar nicht mehr wiedererkenne. Im Nachhinein tut mir das Leid, weil ich da den aktuellen Stand noch nicht kannte.

Das mit dem "keine Lust mehr" war eigentlich mehr auf mein eigenes Leben bezogen als auf die Situation meiner Mutter. Aber keine Angst, ich plane keinen Suizid, ich weiß nur nicht wie ich mich sonst ausdrücken könnte.

Zitat:
Und ich befürchte, dass dein Papa keine Verfügung für deine Mama machen darf, wenn deine Mama nicht dazu in der Lage ist, ihren Willen ganz klar zu bekunden. Die Verfügung müsste deine Mama machen und sonst niemand.
Naja heute waren wir beim Amtsgericht, haben einen Antrag auf Betreuung geholt... mal sehen was da noch so kommt. Mein Vater ist im Moment ziemlich fertig mit den Nerven, genau wie ich. Hab ihn in meinem ganzen Leben noch nie so aufgelöst gesehen.
__________________
liebe Grüße,

Zetchen

"Wir verstehen den Tod das erste Mal, wenn er seine Hand auf eine geliebte Person legt." - Madame de Stael

Ich hab dich lieb, Mama
*26.07.1961 - † 30.03.2011
So tapfer gekämpft... und doch verloren...
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  #32  
Alt 25.03.2011, 21:57
Zetchen Zetchen ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Habe das Gefühl es geht bald zu Ende... meine Mutter hat kaum noch auf irgendwas heute reagiert... dazu noch Muskelzuckungen als Nebenwirkung eines Medikaments... lag die ganze Zeit nur da mit halbgeschlossenen Augen... ihre Wangen und Augen so eingefallen, Mund offen stehen, die Finger, Hände und Arme geschwollen von Ödemen

Mehr als eine Stunde hab ich an ihre Schulter gelehnt und einfach nur geweint. War das erste Mal seit langem, dass ich wirklich gemerkt habe ich werde ruhiger, wenigstens für den Moment ein klein wenig. Es tat gut ihr so nah zu sein, auch wenn ich weiß, dass es vielleicht eines der letzten Male war. Medizin hat sie heute offiziel schon abgeschrieben, es wird keine Chemo mehr gemacht weil der Zustand sich so rasant verschlechtert... vielleicht noch Wochen, wenns gut geht.

Außerdem habe ich mich schonmal von ihr verabschiedet... alles gesagt, was ich ihr noch unbedingt sagen wollte, falls es dann ganz plötzlich Schlag auf Schlag geht und alles zu spät ist... wollte dass sie es noch größtenteils mitbekommt was ich sage. Habe mich für alles entschuldigt was ich mal gesagt und getan habe, ihr mehrmals versichert, dass ich sie so unglaublich lieb habe, alles dafür geben würde, wenn sie nur gesund werden könnte... mich für die 19 Jahre bedankt die wir hatten...

Ich habe ihr auch gesagt das... wenn sie kämpfen will soll sie es tun, aber sie darf gehen, wenn sie nicht mehr kann... und dass ihr Vater und Onkel (beide an Kehlkopfkrebs gestorben) sicher auf sie warten, wenn sie geht.

Richtig fassen kann ich es immer noch nicht... flehe immer wieder Gott an ich möge doch nur aus diesem Albtraum endlich aufwachen und alles ist in Ordnung... oder dass es zu einer spontanen Heilung käme... und jetzt sitze ich hier und habe Angst, dass das Telefon klingelt und das Krankenhaus anruft...
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liebe Grüße,

Zetchen

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  #33  
Alt 25.03.2011, 23:15
undine undine ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Liebe Zetchen,

das war schön von dir, dass du deiner Ma gesagt hast, wie sehr du sie liebst. Und dass du sie gehen lassen wirst, wenn sie nicht mehr kann. Dass das okay ist.

Ich finde, das ist der eigentlich Liebesbeweis. Und es ist ein schöner Gedanke zu wissen, von geliebten Menschen "abgeholt" zu werden, die man schon auf der Erde verloren hat. Ich wünsche dir viel Kraft für die schwere Zeit!
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #34  
Alt 26.03.2011, 00:22
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Liebes Zetchen,
du hast bisher alles richtig gemacht!
Und was Undine schreibt kann ich absolut unterstreichen.

Meine Mutter musste ich 2004 gehen lassen und es war für uns alle sehr schlimm, wie für alle anderen, die so etwas erleben müssen.
Ich schreibe das nur um dir zu zeigen, das wir mitfühlen, auch wenn das kein Trost ist.

Alles Gute wünsche ich dir und viel Stärke!
Viele Grüße,
Sanne
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  #35  
Alt 26.03.2011, 00:28
Zetchen Zetchen ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Hallo undine, hallo Sanne,

danke für die Kraft die ihr mir wünscht - ich wünschte nur selbst ich könnte diese Kraft meiner Mutter geben... ach ich würde ihr sogar 20 oder mehr zukünftige Jahre meines Lebens schenken... wenn ich nur könnte...

Ich glaube das schlimmste ist eigentlich, dass sie nicht mit uns reden kann. Luftröhrenschnitt und geschwollene Hände/Finger machen es unmöglich mit uns zu kommunizieren. Sicherlich will sie uns noch verschiedene wichtige Dinge sagen... sei es nur ein "ich hab euch lieb" - es muss furchtbar sein das nicht zu können und einfach nur da zu liegen.
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liebe Grüße,

Zetchen

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  #36  
Alt 26.03.2011, 10:49
edith57 edith57 ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Hallo Zetchen,

Es tut mir leid, dass es jetzt offensichtlich so schnell gehen wird, aber es ist schön, dass du viel Zeit mit deiner Mama verbringst und einfach nur bei ihr bist. Sie wird es genießen, wenn sie deine körperliche Nähe spürt, wenn du an sie lehnst.

Vielleicht kannst du ihr helfen und ihr die Kommunikation ein wenig erleichtern, wenn du z.B. sagst: "Mama ich weiß ganz genau, wie lieb du mich hast und dass es dir leid tut, wenn du mich alleine zurück lassen musst." Ich bin sicher, dass sie dir das sagen möchte aber nicht kann. Wenn sie aus deinem Mund hört, dass dir das bewußt ist, dann ist ihr sicher leichter ums Herz.

Wenn du kannst, dann sag ihr auch dass sie sich um dich keine Sorgen machen muss, dass du durch ihre Krankheit reifer und selbstständiger geworden bist und dass du es ganz sicher schaffen wirst, wenn sie von dort oben ein wenig auf dich aufpassen wird. Ich glaube, deine Mama könnte euch leichter loslassen, wenn sie weiß, dass du dein Leben meistern wirst.

Und ich bin überzeugt davon, dass du das kannst, liebes Zetchen.

Ich wünsche dir viel Kraft und Mut, deine Mama auf ihrem Weg zu begleiten

LG Edith
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  #37  
Alt 26.03.2011, 21:32
Zetchen Zetchen ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Hallo Edith,

wollte ihr heute eigentlich sagen, was du vorgeschlagen hast, aber ich konnte irgendwie nicht. Hatte so ne Sprechblockade. Stattdessen mach ichs wohl morgen.

Meine Mutter hat nun erhöhte Entzündungswerte, haben heute als wir kamen gerade den Brustkorb geröngt, aber keine Ahnung was da nun rauskam.

Danach haben mein Vater und ich eigentlich nur an ihrer Seite gesessen und jeweils die Hand gehalten, mein Vater links, ich rechts. Die Hände sind nicht mehr ganz so dick... so als würden sich die Ödeme wenigstens ein klein wenig zurückbilden... auch wenn das wohl auch nicht mehr viel hilft, höchstens das ganze ein wenig besser/erträglicher macht.

Hab dann irgendwann meinen Kopf aufs Kissen gelegt dass ihren Arm gestützt hat und ihre Hand auf meine Haare. Ein, zwei Minuten später hat sie die Hand bewegt - vielleicht wollte sie sie nur wegziehen, aber für mich hat sich die Bewegung an sich fast so angefühlt, als würde sie mir über den Kopf streichen wollen und konnte es nicht...

Fast vier Stunden haben wir so da gehockt und ich wurde wieder ruhig, als ich so nah bei meiner Mutter war. Selbst in dieser Situation ist sie noch in der Lage mir ein gutes Gefühl zu geben... Mein Vater hat mir nachher das gleiche gesagt, wenn er bei meiner Mutter war, ging es ihm besser.
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liebe Grüße,

Zetchen

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  #38  
Alt 26.03.2011, 21:59
Mausi1985 Mausi1985 ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Hallo Zetchen,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht.

Bei meiner Oma und mir ist es so ähnlich. Wenn ich nicht da bin, komme ich kaum und wenn, nur sehr schwer, zur Ruhe. Wenn ich bei ihr war, wenn auch nur für ein paar Stunden, bin ich hinterher ruhiger. Ich sitze dann zwar auch zu hause und weine, aber anders.

Verbringe weiterhin so viel Zeit wie möglich bei deiner Mutter.

Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit.

LG Susi
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  #39  
Alt 27.03.2011, 10:52
edith57 edith57 ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Hallo Zetchen,

Ich bin sicher, deine Mama wollte ihre Hand nicht wegziehen, sondern dich streicheln, Und das ist ihr auch gelungen, denn du hast es so empfunden. Ich bin mir ganz sicher, dass du und dein Vater ihr durch eure Anwesenheit ihren schweren Weg erleichtert - sie muss ihn nicht ganz alleine gehen, das ist ihr sicher ein großer Trost.

Ich kann verstehen, dass du ihr das nicht so einfach sagen konntest - das ist ganz sicher nicht einfach. Es bedeutet schließlich auch, dass du sie los lassen kannst und das ist dir vielleicht noch nciht möglich jetzt. Liebes Zetchen, auch wenn du ihr diese Worte nicht sagen kannst, sei einfach so viel wie möglich bei deiner Mama, dann hast du alles für sie getan, was in deiner Macht steht.

Ich wünsche euch noch viele innige gemeinsame Momente.

LG Edith
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  #40  
Alt 27.03.2011, 13:30
Zetchen Zetchen ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

@Susi:

Ja genau so ist es. Wenn ich im Krankenhaus bei meiner Mutter bin weine ich zwar hin und wieder aber irgendwann werde ich ruhig, sobald mein Vater und ich aber wieder zu Hause sind fällt uns fast die Decke auf den Kopf. Wobei es vor drei Tagen echt am schlimmsten war, mitlerweile ist es nicht mehr ganz so extrem, wobei es das sicher nochmal wird, wenn es denn soweit ist...


@Edith:

Eigentlich möchte ich meine Mutter niemals gehen lassen - sie ist immerhin meine Mutter, aber das kann ich ihr natürlich nicht sagen und werde es auch nicht, weil es alles nur noch schwerer macht. Sagen werde ich ihr trotzdem, dass sie ohne Bedenken gehen kann, egal wie schwer es mir fällt. Einen Weg zurück gibt es ja leider nicht, also wozu alles noch schlimmer machen...
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Zetchen

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  #41  
Alt 28.03.2011, 19:24
Zetchen Zetchen ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Es geht immer noch rasant bergab... die Klinik setzt sich jetzt mit einem Hospiz in Kontakt, damit meine Mutter ein schöneres Ende als im Krankenhaus hat.

Heute hat meine Mutter noch weniger auf äußere Reize reagiert als vorher... obwohl die Morphin-Dosis schon sehr runtergesetzt wurde.

Manchmal bin ich mir sicher, dass ich auch ohne meine Mutter im Leben weiterkommen kann, aber dann gibt es auch immer wieder diese Momente, wo ich einfach nur anfange zu weinen und mich so furchtbar einsam und allein gelassen fühle, wo ich mir denke ich kann ohne meine Mutter gar nicht weiterleben.
Und ich habe diese unvorstellbaren Ängste dass mein Vater auch noch krank wird. Was ich ohne ihn machen würde...? Keine Ahnung... Vor allem wenn ich hier im Forum die Beiträge lese wo Vater und Mutter gleich hintereinander erkrankt sind... da krieg ich so fuchtbare Angst...
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Zetchen

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  #42  
Alt 29.03.2011, 09:08
edith57 edith57 ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Hallo Zetchen,

Es tut mir sehr leid, dass es deiner Mama immer schlechter geht .

Deine zwiespältigen Gefühle sind nur zu normal - es ist sehr schwer, sich ein Leben ohne die geliebte Mama vorzustellen. Euer Verhältnis ist ein sehr enges - deine Mama hat alles für dich getan, umso schwerer ist es für dich. Aber ich bin sicher, dass du dein Leben meistern kannst, auch wenn es eine sehr schwere Zeit für dich werden wird.

Liebes Zetchen, mach dir doch jetzt nicht auch noch Sorgen um deinen Papa. Auch wenn hier viele im Forum davon schreiben, dass beide Elternteile krank sind, so gibt es doch sehr viel mehr Menschen, die gesund sein dürfen. Das wünsche ich deinem Papa und dir von Herzen. Ihr könnt euch gegenseitig stützen und das wird auch so sein.

LG Edith
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  #43  
Alt 30.03.2011, 20:44
Zetchen Zetchen ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

@Edith:

Ja ich versuche mir weniger Sorgen um meinen Vater zu machen, aber der kommende Verlust trifft ihn doch sehr schwer, ich merke das immer wieder. Und gegen diese hässlichen Zwangsgedanken kann ich leider nichts machen. Ganz schlimm wird es in stillen Momenten, wo ich Zeit zum Denken habe.

Momentan habe ich jetzt erstmal Besuch, eine Freundin hat die Zeit gefunden vorbei zu kommen was mich auch ein wenig ablenkt. Gleichzeitig jedoch hat sie mir gestern auch die Augen für etwas geöffnet. Wenn diese Freundin zu Besuch war hat sie oft lange Gespräche mit meiner Mutter geführt - sie hat dein Eindruck, dass meine Mutter eigentlich, obwohl sie so stark nach außen hin war ein ganz sensibler Mensch ist, der es immer nur allen Recht machen will und wir beide kamen zu dem Schluss, dass auch meine Erziehung so war, wie sie war, weil meine Mutter wohl nicht will, dass ich genau die gleichen Probleme haben werde wie sie.
Ich frage mich nur, warum es mir all die Zeit nicht aufgefallen ist, warum ich nie mal darüber nachgedacht habe ob meine Mutter vielleicht gar nicht so stark ist wie sie immer tut. Vielleicht hätte es etwas geändert an der jetzigen Situation.

Aber wie es leider immer so ist, was wirklich wichtig ist, sieht man erst, wenn es zu spät ist... und alles was einem bleibt ist versuchen die gleichen Fehler nicht zu wiederholen...

Die Atmung meiner Mutter war heute ganz unregelmäßig, manchmal hatte sie Aussetzer von über 10 Sekunden... und jedesmal fragte ich mich "War das gerade der letzte Atemzug?" Ich denke es geht bald zu Ende. Als wir heute nach Hause zurück sind, habe ich mich nochmal bei ihr für alles bedankt.
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  #44  
Alt 30.03.2011, 21:30
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rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Hallo Zetchen,

uff, ja... das ist ein riesiger Berg den Du da bewältigen musst, und auch ich bin jemand der immer gerne sagt: ich würde ja gerne, aber ich kann nicht.

Meine Mom ist im Juli 2009 an Lungenkrebs gestorben... 6 Wochen nach der Diagnosestellung bin ich mit Kind, Mann und Hund aus den USA nach Deutschland zurückgekommen um mich um sie zu kümmern.

Wir alle haben von Februar 2009 bis zu ihrem Tod mit 4 Leuten in ihrem Appartment gewohnt... (1 Zimmer, ca 66qm)
Auch ich habe sie angemault, wurde mal laut weil ich dachte dass ich es nicht mehr schaffe... auch ich musste sie überreden Kortison zu nehmen, andere Mediamente zu nehmen, und weisst Du was?

Sie war oft ungerecht, brüllte meine Tochter oder mich an... wegen nichts... aber, wenn man versucht sich vorzustellen wie es in ihr aussehen muss, wie entsetzlich ihre Angst sein muss... zu wissen dass man stirbt... sehr bald stirbt, nur wie, das weiss man nicht.
Wenn man Angst vor dem Sterben hat, Angst vor dem Tod, aber egal was man tut, man wird nicht wieder gesund.
Da würde ich vermutlich auch irgendwann auf eine zu große Blutdrucktablette sch***en.
Lass sie in Gottes Namen tun was sie will, lass ihr ihr letztes bisschen Selbstbestimmung, es ist IHR Leben.
Nur so kannst Du ihr helfen und Du stehst im Moment tatsächlich leider nicht im Vordergrund was Deine Befindlichkeiten angeht. Was soll sie denn tun?
Die blöde Blutdrucktablette wird ihr Leben nicht verlängern... genesen wird sie auch nicht mehr, hilf' ihr indem Du für sie da bist und wirklich akzeptierst was sie möchte oder auch nicht möchte.
Versuche nicht sie zu zwingen Dinge zu tun, die sie nicht will, auch wenn sie noch so "nützlich" erscheinen mögen.

Ich habe irgendwann damit aufgehört... und habe verstanden dass das letzte was meine Mom noch hatte das Recht auf Selbstbestimmung war.

Meine Mom war in ihrer letzten Woche nicht mehr ansprechbar, sie konnte nicht essen und nicht trinken. Wir haben uns dazu entschieden ihr keine Infusionen geben zu lassen, es hätte ihr Sterben nur erschwert und evtl. einige wenige Tage hinausgezögert.

Ich wünsche Dir alle Kraft die Du brauchst.

Jasmin
__________________
Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
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  #45  
Alt 30.03.2011, 22:38
Zetchen Zetchen ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Vor einer Stunde hat das Krankenhaus angerufen. Meine Mutter ist ganz friedlich eingeschlafen und schmerzfrei gestorben... melde mich die Tage irgendwann wieder.
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liebe Grüße,

Zetchen

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