Schuldgefühle.... Ich habe mir das alles anders vorgestellt

[Filly]

Meine Mutter ist am Donnerstag bei mir Zuhause gestorben. Sie bekam vor vier Wochen die Diagnose Lungenkrebs mit Metastasen in Knochen, Niere, Gehirn Lymphdrüsen im Endstadium.

Ich habe sie Zu uns nach Hause geholt. Die letzten drei Tage hatte sie den inneren Blick. Ich dachte es kommt vom Morphium da sie es erst die letzten drei Tage brauchte. Ich hatte mir das alles anders vorgestellt. Ich wollte dabei sein wenn sie geht. Aber ich war nicht da. Ich habe es nicht gemerkt.
Ich wollte doch das du es schön hast wenn du gehst.

Der letzte Tag als du gestorben bist, 14. Juni 2012 die Sonne war da

Ich wußte es nicht das es heute passiert. Aber ich habe es wohl im Unterbewusstsein geahnt.

Ich wollte dir die Morphiumtabletten geben aber du hast sie wieder ausgepustet. Ich habe mit dir geschimpft. Habe gesagt... Mutti du mußt die nehmen sonst bekommt du wieder Schmerzen. Ich war leider wütend darüber. Verzeih mir Mutti das ich wütend war, ich wollte doch nur nicht das du wieder Schmerzen bekommst.

Ich habe dann beim Arzt Morphiumspritzen geholt und es dir gespritzt.
Das Zimmer war so klein. Ich habe mich vor das Bett gekniet um dir nah zu sein, dir ins Gesicht gucken zu können. * Ich war so wütend das du bald gehst, ich war so traurig darüber. Ich habe geweint und mit dir geschimpft warum du mir nicht Tschüß gesagt hast. Mutti warum hast du mir nicht Tschüß gesagt. Du hättest mir Tschüß sagen sollen.

Dann bin ich weinend raus. Es Tat so weh, alles, das du bald gehst. Ich habe dein Gesicht gestreichelt, dir gesagt... Mutti du kannst jetzt gehen und du fragtest wohin.... Ich, nach oben. Da wirst du Harald und Heinz wieder sehen.

Ich habe dich immer wieder kurz gestreichelt wenn ich oben war. Dich gefragt ob du Schmerzen hast ob die Luft reicht zum atmen. Habe das Sauerstoffgerät etwas höher gestellt.habe dich gefragt ob du mir verzeihst das ich so war... Du sagtest... Ja.

Habe dir gesagt ... das ich dich vermissen werde. Mutti du kannst gehen... Es ist nicht schlimm. Ich *wußte nicht das du heute stirbst. Ich habe extra nach Anzeichen gesucht. Ich habe zweimal Fieber gemessen weil du so warm warst. Aber alles war gut. Habe deine Beine und Füße angefasst. Aber sie waren nicht kalt. Ich wußte es nicht Mutti, es tut mir leid, ich habe es nicht erkannt.
Du hast so Tiefe Atemzüge gemacht. Hatte überlegt ob es besser ist wenn du künstlich beatmet wirst. Du hattest aber keine Schmerzen.

Du hattest diesen inneren Blick, aber ich wollte es nicht sehen. Ich habe es auf das Morphium geschoben. Ich muss es geahnt haben das du gehst. Ich habe nebenbei dein Zimmer aufgeräumt damit ich mehr Platz habe dich besser zu pflegen. Habe den Tisch runter getragen. Hier und da gewerkelt. Es wurde dadurch sehr unruhig im Zimmer, *ja auch etwas lauter. *Es tut mir leid Mutti das ich dir nicht die Ruhe gab die du jetzt hättest gebrauchen können.
Ich habe dich noch mal richtig gelagert, auch das hätte ich nicht machen dürfen.
Ich wollte das du bequem liegst und du lagst schon im sterben.

Ich bin die Treppe runter und habe gedacht... Las es bald so weit sein, ich kann das alles nicht. Als ich Julina *um 16.00Uhr von der Schule abholte bist du gestorben. Ich wußte es nicht Mutti, es tut mir so leid. Es ging alles viel zu schnell. Ich hatte mir das alles anders vorgestellt. Bitte verzeih mir, ich vermisse dich so sehr.

[Mirilena]

Liebe Filly,

es tut mir sehr leid, dass du deine Mama verloren hast. Aber quäle dich bitte nicht mit den Vorwürfen! Du hast deine Mama zu dir geholt und sie ist bei euch daheim gestorben in ihrer gewohnten Umgebung und bei den Menschen, die ihr wichtig waren. dass du in dem Moment, da sie ging, nicht bei ihr warst, hat sie vielleicht so gewollt. Das ist bei vielen Menschen so und auch mein Papa ist gestorben, während ich völlig übernächtigt hinter ihm auf dem Sofa schlief. Vielleicht konnte er erst in dem Augenblick gehen, als ich nicht mehr seine Hand hielt. Sei dir also nicht böse! Deine Mutti wusste, wie sehr du sie liebst und dass du alles für sie getan hast. da spricht so viel Liebe aus deinen Zeilen und leider auch so viel Verzweiflung. Du bist da gewesen und du hast deine Mama begleitet in dieser sehr, sehr schweren Zeit. Es ging alles unglaublich schnell von der Diagnose bis zum Abschied und so blieb euch verdammt wenig Zeit. Doch ich habe den Eindruck, dass ihr sie genutzt habt und dass es sehr viel Nähe gab. Allein das zählt, liebe Filly. Und du kannst immer weiter mit deiner Mama sprechen und diesen Kontakt halten. Und sie lebt in deinem Herzen, in deinen gedanken fort und das wird nie vergehen.

Eine stille Umarmung
Miriam

[beowulf]

Hallo Filly,
von mir auch mein aufrichtiges Beileid zum Verlust deiner Mutter.
Ich kann mich nur der Meinung von Miriam anschließen, dir jetzt keine Vorwürfe zu machen, denn du hast alles getan was dir möglich war.
Nicht jedem ist es vergönnt zuhause bei der Familie zu sterben. Mein Vater kam damals auch nachhause, mußte aber nach kurzer Zeit wieder ins Krankenhaus, wo er das Glück hatte, das meine Mutter mit ihm zusammen ein Zimmer bekam, sodaß sie bis zum Schluß bei ihm sein konnte. Nur dadurch war es ihr möglich in dem Moment bei ihm zu sein , als er starb.
Viele hier hatten aber nicht die Möglichkeit, selbst wenn die Betroffenen zuhause waren und du kannst ja auch nicht 24 Stunden am Tag an ihrem Bett sitzen, darum quäle dich jetzt nicht, denn du hast alles und noch mehr getan, was eine Mutter von ihrer Tochter erwarten kann.
Ich hoffe es geht dir jetzt selber gut und das du in den letzten Wochen alles getan hast, was du geplant hattest und das alles gut verlaufen ist.
LG Jens

[Stewey]

Hallo Filly,
auch mir tut es sehr leid mit Deiner Mama. Quäle Dich nicht mit Vorwürfen. Ich kann Dir nur sagen, dass Deine Mama stolz auf Dich ist das Du sie zu Dir nach Hause genommen hast und sie in Deiner Nähe sein durfte. Ein besseres Geschenk könntest Du Ihr nicht machen. Meine Mama ist auch eingeschlafen als keiner bei ihr war. Ich habe von ganz vielen erfahren Palliativärzten und Schwestern gehört, dass die Sterbenden fast immer einschlafen, wenn keiner dabei ist.
Stille Grüsse Sandra

[Aquintos]

Liebe Filly,

auch von mir mein Beileid zum Verlust Deiner Mama.

Du hast alles richtig gemacht.

Sie nach Hause geholt, sich um sie gekümmert.
Sie hatte keine Schmerzen; und hat sich entschieden zu gehen, wenn sie alleine ist.

Leider haben wir keinen Einfluss darauf, wann genau etwas passiert.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit. Und melde Dich wieder!

Schön, daß Du hierher gefunden hast.

LG
Aqui

[Bremensie]

Hallo Filly,
mein Beileid zum Tod deiner Mutti. Mach dirkeine Vorwürfe denn du hast alles richtig gemacht. Viele Sterbenden entscheiden sich über die Regenbogenbrücke zu gehen. Als mein Lebensgefährte starb waren seine Tochter und ich bei ihm und haben seine Hände gehalten. Das Sterbeprozess hat sehr lange gedauert.Es war immer einer von uns bei ihm. Ich glaube heute dass er vielleicht gerne mal einen Augenblick alleine gewesen wäre um dann zu gehen. Er hat in Bezug auf seine Erkrankung fast immer allein seine Entscheidungen getroffen.

[Filly]

Ich danke euch recht herzlich für die Zeilen. Sie haben mir sehr gut getan. Ich fühlte mich etwas getröstet. Ich habe noch niemand von meinem Problem erzählt, weil ich mich halt so schlecht fühle.

Ich warte jeden Tag auf ein Zeichen von meiner Mutter aber es kommt keines. Ich Sage meiner Mutter täglich das sie mir verzeihen soll. Ich weiß das sie mir verzeiht. Sie würde sagen... Es ist alles gut, sei nicht traurig mein Kind.

Nur ich kann mir selbst nicht verzeihen. Ich fühle mich schuldig das ich meine Mutter angemotzt habe weil sie die Tabl. nicht nimmt. Ich war in einigen Dingen zu ungeduldig, überfordert. Könnte ich die zeit zurück drehen dann hätte ich meine Mutter nicht Zuhause gepflegt.

Ich hätte sie besucht, wäre in dieser zeit nur für sie da gewesen ohne Ablenkung von außen. Ich hätte keine Verantwortung tragen müssen. Bevor ich sie zu mir holte lag Sie im Krankenhaus. Ich habe sie dort mindestens zweimal tägl besucht. Ach, ich weiß nicht wie ich euch das erklären soll.

Ich habe alles verdrängt, meine Mutter auch. Sie wollte auch nicht vom sterben reden. So habe ich das reden auf später verschoben. Ich hätte ihr noch mehr schöne Dinge gesagt als am Tag an dem sie starb. Ich hätte auch gerne noch von ihr schöne schöne Dinge gehört. Ich dachte das kommt alles noch.

Im Krankenhaus hätte man mich drauf hingewiesen das es bald soweit ist. Ich hätte die zeit viel besser genutzt. Sie war 11 Tage bei uns. Die ersten Tage waren schön mit ihr. Alles war gut. Die letzen 4 Tage bekam sie Morphium und alles änderte sich.













Meine Mutti gegangen am 14.06.2012

[Filly]

Liebe Mutti,

Immer wieder brechen meine Gefühle ein und ich muss weinen. Ich glaube wir hatten uns das beide anders vorgestellt. Es ist alles so unwirklich, es ging alles viel zu schnell. Ich konnte nicht so schnell in diese neue Situation hineinwachsen. Ich hatte mir das alles anders vorgestellt. Birgit sagt es läuft nicht immer alles so wie s in den Büchern steht. Ich vermisse dich sehr. Ich vermisse unsere tägl. Telefongespräche. Jetzt habe ich keinen mehr dem ich wirklich alles anvertrauen kann.

Ich hoffe es geht dir gut dort wo du jetzt bist. Das es wirklich etwas nach dem Tod gibt, so wie ich es dir immer erzählt habe. Sie wollten übrigens noch kommen, dich besuchen. Die Nachricht hat ihn sehr getroffen, ich hörte ein leichtes weinen in der stimme. Du hattest recht, er hat trotzdem ein weiches Herz. Ich glaube auch er würde einiges anders machen.

Weißt du ich glaube jeder macht sich irgendwie Vorwürfe. Dieses hätte ich, wenn ich ... Aber ich weiß das du das nicht möchtest das ich immer weine oder das wir uns alle irgendwelche Vorwürfe machen. Dein Herz war groß, du trägst keinem etwas nach.

Ich habe mir deine Worte die du mir sagen würdest auf einen Zettel geschrieben.
Wenn es mir sehr schlecht geht dann lese ich diesen Brief. Es sind deine Worte, sie kommen von dir. Es ging so schnell Mutti, es ist alles so unwirklich. Manchmal denke ich was ist hier eigentlich passiert. Gerade warst du hier und schon bist du wieder weg aber dieses mal für immer.

Ich kann es noch garnicht richtig begreifen. Du hast mir mal gesagt... Wenn du stirbst dann darf ich weinen aber dann muß es gut sein. Du möchtest nicht das ich nur traurig bin. Du seist ja schon alt und hast dein leben gelebt.

Du hast recht und ich weiß wir werden uns wieder sehen.

[Aquintos]

Hallo Filly,

lass Dich nicht hängen; das würde Deine Mama nicht zulassen, so wie Du sie beschreibst.

Was hätte sie an DEINER Stelle gemacht?

Wir haben nicht auf alles Einfluss was passiert und manchmal wird man einfach überrumpelt. Das gehört zum Leben dazu; man lernt auch daraus, so blöd sich das anhört.

Es macht einen stark für das, was noch kommt.
Denn Schlimmer geht nimmer....

LG
Aqui