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  #16  
Alt 02.10.2007, 22:34
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Gabi,

es ist schön, dass es Deiner Mama besser geht und ihr Hoffnung schöpfen könnt. Eure Familie und das kleine Urenkelchen geben ihr sicherlich zusätzlich Kraft!

Welche Chemo soll sie denn erhalten und in welchem Rhythmus?

Meiner Mama geht es nicht sonderlich gut nach der letzten Chemo. Schwäche, Appetitlosigkeit, starker Reflux. Sie kann fast keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen, es passt immer weniger hinein. Wir werden mit Dr. Müller Kontakt aufnehmen. Seit Ihr mit ihm noch im Gespräch?

Leider ist sie auch nicht besonders positiv gestimmt. Sie hadert mit sich und diesem Schicksal. Was kann ich da nur tun?

Mein Papa wird am Sonntag 63 Jahre. An diesem Tag sind sie 40 Jahre zusammen und 39 Jahre verheiratet. Ich werde versuchen, Ihnen einen schönen Tag zu machen.

Ich bin müde und erschöpft. Gott sei Dank ist morgen ein Feiertag...

Liebe Grüße Kathleen
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  #17  
Alt 02.10.2007, 23:24
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Kathleen,

(schön) von Dir zu hören. Ich habe das schön in Klammern gesetzt, da ich gehofft hatte, dass Du Dich nicht meldest weil es Deiner Mutti auch besser geht. Leider muss ich jetzt lesen, dass das nicht der Fall ist. Ich würde Dir so gern einen hilfreichen Rat geben, aber ich weiss auch nicht welchen.

Dr. Müller hat eine Chemo nach dem FLOT-Schema vorgeschlagen. Ich habe daraufhin mit dem Onkologen gesprochen, der meine Mutti behandeln soll. Er sagt sie machen so etwas ähnliches, nur anstatt O nehmen sie S. Für mich sind das alles böhmische Dörfer aber ich versuche, mich immer irgendwo schlau zu machen. Wenn ich genau weiss, was wann und wie oft gemacht werden soll, werde ich wieder Dr. Müller kontaktieren. Wir würden Mutti auch gern in seine Hände geben aber sie wäre dann fast 4 Stunden Fahrzeit von uns entfernt. Was wäre, wenn dann etwas vorfällt? Dann kann ich nicht mal eben zu ihr, das ertrage ich nicht. Andererseits möchte ich ihr auf keinen Fall eine Behandlung vorenthalten, die ihr helfen kann. Es ist schwierig, hier die richtige Entscheidung zu treffen. Daher werden zu dem Gespräch wohl auch mein Vater, mein Bruder und ich gehen und wir werden dann gemeinsam mit Mutti entscheiden, was zu tun ist. Wie gesagt, ich werde dann auf jeden Fall noch Rücksprache mit Dr. Müller halten, ob er mit der dann getroffenen Entscheidung übereinstimmt. Vielleicht kann ich auch unseren Onkologen überzeugen, dass er sich mit Dr. Müller kurzschließt. Aber die meisten Ärzte sind sich untereinander nicht grün, so dass ich hier keine grosse Hoffnung habe.

Deine Müdigkeit kann ich nachvollziehen. Sie kommt von der Seele, die enorm leidet. Hast Du eine Möglichkeit zu entspannen? Sport, Meditation oder sonst etwas? Hast Du psychologische Hilfe?

Freue Dich auf Sonntag, feier mit Deinen Eltern, lass es einfach laufen und erzwinge keine gute Stimmung. Und mach Fotos - später werden wir für jedes Bild dankbar sein.

Ich wünsche Dir und Deinen Eltern einen schönen Tag, der Euch immer in Erinnerung bleiben wird.

Gruß
Gabi

Geändert von Gabriele M. (03.10.2007 um 01:36 Uhr)
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  #18  
Alt 03.10.2007, 22:25
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Gabi,

meine Eltern fahren auch ca. 3,5-4 Stunden zu Dr. Müller, aber der lange Weg lohnt sich sicherlich. Im Augenblick erhält sie die Chemo jeweils 48 Stunden in Bad Kissingen, wobei wir überlegen, eventuell die Chemo vor Ort geben zu lassen. Eine geeignete Klinik haben wir allerdings noch nicht gefunden.

Mein Papa wird morgen mit Hr. Dr. Müller Kontakt aufnehmen, da in Bad Kissingen bei der letzten Chemo kein Arzt zu sprechen war. Im Arztbrief steht wiederum: "...10x10 cm harter, nicht verschiebarer Knoten...". Nur untersucht hat sie gar niemand...?!

Sport und Meditation wären im Augenblick sicherlich sinnvoll, aber dafür bleibt mir absolut keine Zeit. Ich arbeite halbtags, rase mittags Richtung Kindergarten, kochen und dann beginnt mein Nachmittag für unsere Tochter. Nebenbei putzen, einkaufen - das übliche. Früher hat mir das gar nichts ausgemacht, nur zur Zeit bin ich wirklich völlig kraftlos. Die freie Zeit am Abend verbringe ich im Forum, ein paar Kleinigkeiten hier und da und dann falle ich todmüde ins Bett. Es werden sicherlich wieder andere Zeiten kommen...!!!

Euch wünsche ich ein konstruktives und offenes Gespräch mit Eurem Onkologen. Vielleicht sind sie doch bereit, die Chemo nach dem von Dr. Müller vorgeschlagenen Schema durchzuführen.


Liebe Grüße Kathleen
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  #19  
Alt 05.10.2007, 21:42
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Kathleen,

ja, das auf und ab habe ich in den letzten 2 Wochen nur zu gut kennen gelernt. Eigentlich sollte Mutti ja diese Woche nach Hause kommen. Jetzt liegt sie immer noch im Krankenhaus.
Gestern morgen haben die Ärzte noch gesagt, dass sie nachmittags nach Hause kommt. Es müsse nur alles mit dem Pflegedienst geregelt sein. Nachmittags haben sie dann festgestellt, dass sich der Port wohl entzündet hat. Vati sagt, sie haben die Nadel herausgezogen und da sei so ein schwarzes Zeug herausgelaufen. Dann haben die Ärzte wohl herumgedrückt und alles herausgeholt. Mutti sollte heute morgen dann wieder operiert werden. Nachsehen, wie weit die Entzündung ist, evtl. Port auf der anderen Seite legen, usw.
Heute Mittag kam Vati dann und erzählte mir alles. Auch, dass die Ärztin gesagt hat, dass der Krebs im Bauch weiter wütet. Es kann mit Mutti noch eine ganze Weile so weiter gehen, es kann aber auch ganz plötzlich vorbei sein. Keiner kann auch nur annähernd sagen, wie lange es noch dauert. Von einem Gespräch mit dem Onkologen hat die Ärztin gar nichts gesagt. Entsprechend gedrückt ist die Stimmung wieder.
1 Woche in der wir Hoffnung und Zuversicht hatten, Kraft tankten, wieder etwas in die nahe Zukunft planten - wie schnell ist diese Woche vergangen - wo ist sie geblieben? Aber danke dafür, dass wir diese Woche hatten und trotz aller negativen Mitteilungen - immer noch regt sich das kleine Pflänzchen Hoffnung, dass wir noch viel Zeit mit Mutti verbringen dürfen.
Heute habe ich ihr im Krankenhaus die Haare gewaschen und anschließend gefönt. Beim Fönen bin ich immer mit den Händen durch Ihre Haare, hab ihr immer wieder den Kopf gesteichelt und dieses Gefühl so genossen. Ich erinnerte mich daran, als ich klein und krank war und Mutti mich dann an ihre Brust nahm und den Kopf streichelte, dann war alles nicht mehr so schlimm. Ich wünsche mir so sehr, dass ich meiner Mutti auch dieses Gefühl geben konnte.
Nachher haben wir noch Babyfotos angesehen. Ich habe für unseren Enkel - Muttis Urenkel - ein Fotoalbum angelegt und jetzt noch ettliche Bilder entwickeln lassen. Diese haben wir gemeinsam angesehen und Mutti hatte dabei ein wunderschönes Strahlen in den Augen.
Auch wenn heute bei mir wieder viele Tränen geflossen sind - es waren 3 schöne Stunden im Krankenhaus, die ich wie einen Schatz hegen werde - in der Hoffnung, dass noch ganz viele Schätze hinzukommen.
Ach so - operiert wurde sie nicht. Ultraschall und Untersuchung haben ergeben, dass es wohl keine grosse Entzündung ist und man will morgen den Port wieder anschließen. Mal sehen was dann kommt.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall die Kraft und Stärke, die Du braucht um alles zu bewältigen. Wenn Du am Sonntag bei Eurer Feier einen Windhauch spürst - ich bin in Gedanken bei Dir.

Schöne Grüße
Gabi
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  #20  
Alt 09.10.2007, 19:28
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Ihr Lieben,

meine Mutti ist heute nach Hause gekommen!!!

Der Port ist wieder ok, so dass die künstliche Ernährung wieder klappt.

Donnerstag morgen ist die Besprechung mit dem Onkologen wegen der Chemo.

Hoffnungsvolle Grüße
Gabi

Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten
des Lebens drei Dinge gegeben: Die Hoffnung, den Schlaf, und das Lachen.
(Immanuel Kant)
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  #21  
Alt 11.10.2007, 22:09
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

wir waren heute beim Onkologen. War ein brutales aber sehr offenes Gespräch. Ich dachte, meine Mutter steht das nicht durch. Je mehr sie begriff, wie ernst es um sie steht, dass die Aussichten mehr negativ als positiv sind, desto mehr sank sie im Sessel zusammen. Zum Schluss sagte sie nur noch ganz leise "Und was soll ich jetzt machen?" Der Onkologe sagte ihr, dass man aufgrund ihres Gesundheitszustandes nur eine ganz leichte Chemo machen kann. Während der Chemo kann sie über den Port 24 Stunden nicht ernährt werden. Auch kann er ihr nicht sagen, inwieweit die Chemo anschlägt. Ausserdem müsse man die Nebenwirkungen beachten. Wir haben uns alle beraten, viele Fragen gestellt und Mutti hat dann entschieden, dass sie die Chemo macht. Dienstag fängt sie an.

Nach der Besprechung gingen Mutti und ich draussen spazieren bis das Taxi kam und haben viel geredet. Ergebnis war, dass Mutti kämpfen wird. Sie wird sich nicht unterkriegen lassen und weiss, dass die beste Medizin in ihr wohnt. Zuversicht, eine positive Lebenseinstellung und die Liebe zu und von ihrem Mann, ihren Kindern, Enkeln, Urenkel und dem Hund. Wir werden jetzt versuchen, trotz des riesigen Korbes voller Medikamente, ihrer sichtbaren künstlichen Ernährung und vielleicht auch wieder eintretenden Rückschläge das Leben so normal wie möglich aufzunehmen. Ich habe ihr gesagt, dass ich es mir nicht nehmen lasse, sie jeden Tag zu besuchen und sei es nur um kurz hallo zu sagen und dann wieder zu fahren. Das ist der riesige Vorteil, wenn man am gleichen Ort wohnt.

Als einziges macht uns ihre Verdauung Sorgen. Die muss laufen, ansonsten sieht es schneller wieder schlecht aus als wir denken.

Nun werde ich mich noch mit dem Hospiz in Verbindung setzen, da Mutti sich mit einer geschulte Person unterhalten soll. Bei uns behält sie ihre Gefühle bei sich aber ich weiss, dass auch sie darüber reden und sich mit allem auseinandersetzen muss.

Jetzt habe ich erst einmal genug getextet und mir mal wieder alles von der Seele geschrieben. Die ganze Anspannung der letzen Tage fordern doch ihren Tribut und ich fühle mich wie ausgelaugt.

Gruß
Gabi
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  #22  
Alt 18.10.2007, 17:56
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

ich habe eine schwere Last auf dem Herzen.

Am Dienstag hat meine Mutti die erste Chemo bekommen. Sie hat die Chemo mit viel Hoffnung begonnen. Die Übelkeit und die Kopfschmerzen nimmt sie klaglos hin. Ich merke aber, dass sie alles sehr beschäftigt, aber sie redet mit uns nicht darüber. Sie macht alles mit sich selbst ab. Vati redet wenigstens ab und zu darüber, wie schwer ihn alles belastet, wie stark er jetzt schon bei dem Gedanken leidet, wenn Mutti nicht mehr da sein wird. Er hat sich seinen Lebensabend mit Mutti anders vorgestellt. Er war Monteur, viele Jahre ihrer Ehe war er im Ausland und jetzt wo beide ihr Leben zusammen geniessen könnten - jetzt ist Mutti so krank und wird sterben. Ich kann ihm aber nicht helfen, was soll ich ihm sagen, mir laufen dann doch auch die Tränen und wie soll ich ihn trösten, wenn ich selbst getröstet werden möchte?

Jetzt hatte ich mir gedacht, ich wende mich an den Hospiz. Die Dame war auch sehr freundlich, verständnisvoll und nett. Ich habe ihr gesagt, dass es in erster Linie um Vati geht - er braucht jemanden, bei dem er sich aussprechen kann, der ihm zur Seite steht. Mutti weiß, dass es ihr sehr schlecht geht, aber sie hat doch jetzt wieder so große Hoffnung und ich habe Angst, dass sie genau diese Hoffnung aufgibt, wenn man ihr vom Hospiz sagt, dass sie zur Sterbebegleitung kommen. Ich möchte für Mutti keine Sterbebegleitung sondern jemanden, bei dem sie ihre Sorgen, die sie hat, abladen kann. Der ihr verständnisvoll zuhört und nicht sofort mit den Tränen kämpft. Mit anderen Worten - Vati: Sterbebegleitung ja, Mutti: auf keinen Fall auch nur ein Wort bezüglich Sterbebegleitung. Vom Hospiz sagte man mir, dass man diese Gratwanderung nicht macht. Sie haben sich die Offenheit auf's Banner geschrieben und sie könnten nicht mit Mutti sprechen ohne ihr zu sagen, dass die Hoffnung absolut gering ist.

Ich weiß nicht, ob der Hospiz die richtige Einrichtung ist. Ich war vor 3 Wochen die treibende Kraft, dass Mutti erfährt, dass sie unheilbar erkrankt ist. Genauso wehement wehre ich mich jetzt dagegen, ihr zu sagen, dass die Hoffnung so klein ist und sie sich mit dem herannahenden Tod beschäftigen muss. Die Ärztin im KKH hat vor 3 Wochen schon gesagt, dass Mutti nur noch Stunden hat - jetzt hat sie schon so viele Stunden dazu bekommen. Wenn der Hospiz ihr jetzt sagt, dass sie zur Sterbebegleitung kommen - ich glaube Mutti wird dann den Funken Hoffnung verlieren, der aufgrund der Chemo bei ihr glimmt. Und jeder weiß - kein Arzt und kein Medikamt ist so stark wie die Hoffnung und der Wille zu Leben.

Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll - wer kann mir Erfahrungen mit dem Hospiz nennen? Gibt es vielleicht noch jemand anderes (eine andere Einrichtung) an die ich mich wenden kann?

Liebe Grüße
Gabi
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  #23  
Alt 21.10.2007, 10:45
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

seit heute Nacht bricht Mutti ständig. Sie hatte seit ca. 3 Wochen keinen Stuhlgang. Lt. dem was ich im Internet gefunden habe handelt es sich um "Miserere". Einen Einlauf möchte man bei ihr nicht machen, da der Darm durch die Tumore zu porös ist. Jetzt versuchen die Pfleger in Absprache mit dem Arzt mit Abführzäpfchen etwas zu bewirken.

Ich glaube da nicht mehr dran. Was gibt es noch für Möglichkeiten Mutti zu helfen? Sind die Prognosen wirklich hoffnungslos?

Jetzt bin ich wieder so verzweifelt und hätte doch so gern noch einige Zeit mit Mutti verbracht. Die schönen Tage sind so schnell vergangen und jetzt sehen wir Mutti wieder so leiden.

Wie können wir ihr helfen? Was können wir noch tun?

Verzweifelte Grüsse
Gabi
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  #24  
Alt 21.10.2007, 11:44
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Gabi,

es tut mir unglaublich leid, dass sich der Gesundheitszustand Deiner Mama jetzt so schnell dramatisch verschlechtert hat.

Ich habe leider keinerlei Erfahrung mit "Misere" und kann Dir keinen Rat geben, was im Augenblick für eine Behandlung erfolgen sollte. Ist Deine Mama daheim, kann ihr Hausarzt nicht eingreifen?

Ich bin Dir leider keine große Hilfe, denn das, was Ihr im Augenblick durchmacht, wird uns früher oder später auch bevorstehen. Davor habe ich unbändige Angst und diese Angst lässt mich immer mehr resignieren... Verzeih!

Lass Dich ganz fest von mir umarmen! Ich bin in Gedanken bei Euch!

Herzliche Grüße Kathleen!
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  #25  
Alt 21.10.2007, 12:11
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Kathleen,

es geht mir oft wie Dir. Ich lese still die Beiträge, möchte gern selbst etwas schreiben aber weiss nicht was oder schreibe es und lösche es hinterher wieder.

Mutti ist zu Hause und wir werden sie auch so lange wie möglich da behalten. Das Haus war immer ihr liebster Ort. Es muss immer alles adrett aussehen, selbst jetzt jagt sie meinen Vater von einer Ecke in die andere, Staub putzen, saugen, Flecken wegwischen .... Die Pfleger kommen doch und wie sieht es hier aus. Das Regal, in welchem ihre ganzen Medikamente und Schläuche sind muss mit Körben ausgestattet sein, damit die Sachen nicht so durcheinander rumliegen. Das Herz schmerzt mir immer bei diesen Gedanken - als wenn es nicht wichtigere Dinge gibt als Staub und etwas Unordnung.

Sie hat heute auch nach dem Arzt gerufen. Ich kann mich nur ein Mal daran erinnern, dass Mutti gesagt hat ein Arzt soll kommen - da hatte sie Gallenkolliken. Mussten höllische Schmerzen sein. Was muss sie jetzt durchmachen?

Ich kämpfe immer noch mit dem Gedanken ob ich mich jetzt nicht doch mit dem Hospiz in Verbindung setzen soll. Es nutzt nichts, die Augen zu verschließen und auf Besserung zu hoffen. Und wie soll ich Mutti Hoffnung und Trost schenken, wenn ich die Hoffnung selbst fast aufgegeben habe?

Ich habe Angst vor den nächsten Stunden und Tagen und dem, was uns bevorsteht. Mutti leiden zu sehen, Vatis besorgten, verweinten Blicken standzuhalten, die unausgesprochenen Hilferufe in seinen Augen zu sehen, das geht fast über meine Kraft. Doch welche Alternative habe ich? Weglaufen - wohin? Bringt auch nichts.

Ich bin so verzweifelt.

Gabi
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  #26  
Alt 21.10.2007, 12:30
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Gabi,

Weglaufen bringt tatsächlich nichts. Aber wer will es Dir verdenken?! Oft wünsche ich mir auch, die Probleme würden sich einfach mal ohne eigenes Zutun in Luft auflösen.

Die Frage ist aber, möchte Deine Mama in ein Hospiz? Möglicherweise könnt Ihr sie auch in den letzten Tagen gar nicht mehr allein optimal betreuen. Ich selbst habe mich bisher innerlich dagegen gesperrt, sie in den letzten Tagen "wegzugeben". Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn sie zu einem Pflegefall wird.

Was Du über Deine Mama geschrieben hast bzgl. Hausarbeit kommt mir mehr als bekannt vor. Alles hat seine Ordnung und es darf kein Stäubchen zu sehen sein. Laut Aussage meiner Mama, macht mein Papa inzwischen "ganz gut Geschicke" an die Hausarbeit. Vor zwei Wochen lagen 3 Mädchen aus 3 Generationen (Oma, Mama, Enkeltochter) auf der Couch, während der Opa den Wischmop in der Hand hielt. Meine Tochter fragte: "Na Opa, wie läuft es denn so mit der Hausarbeit?". Ich kann Dir gar nicht sagen, wie wir gelacht haben. Der Opa fand es zwar nicht gar so lustig, wir aber konnten gar nicht mehr aufhören...

Ich muss meinen Papa bewundern, wie er das alles so toll hinkriegt. Job, Haushalt, Einkaufen, viele Hilfestellungen für meine Mama, Organisation... Viele Dinge hat er von jetzt auf gleich übernehmen und lernen müssen. Die Beiden leben den Spruch: "Bis dass der Tod Euch scheidet..."

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und das sage ich Dir mit Tränen in den Augen.

Jetzt werde ich mit Michelle einen Kuchen backen und kochen. Meine Eltern wollen heute nachmittag noch auf einen Sprung vorbeikommen. Meine Mama fühlt sich aber nicht so gut, dass sie bleiben möchte.

Bis später Kathleen
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  #27  
Alt 22.10.2007, 13:57
PapasKind PapasKind ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Gabi,
es gibt auch ambulante Hospizhelfer. Die kommen einen besuchen und reden mit allen oder helfen, wo sie helfen können. Manchmal ist es schon nicht schlecht, wenn unabhängige Leute neutral sprechen können.
Leider war die ärztin, die das bei uns macht, immer in Urlaub oder gerade nicht da, wenn wir jemanden gebraucht hätten.
Es ist allerdings in meinen Augen auch ein grosser Schritt, den man selbst machen muss. Man muss zugeben, dass jemand stirbt. Und diesen Gedanken, will man soweit wies geht fortschieben.

Die zeit erscheint einem hinterher so kurz, und man denkt sich immer:"Ach hätte ich sie besser genutzt".

Es ist keine schöne Zeit, aber noch eine wertvolle, die man nie mehr vergisst.
Wir sind auch sehr froh gewesen, dass mein Papi in seinem Haus sterben durfte, dass er selbst gebaut hat. Er war zuhause und wir waren alle bei ihm.

Ich wünsche euch eine starke Zeit.
Liebe Grüsse.
Silvia

P.S. Die Verstopfungen kommen bestimmt auch durch die starken Schmerzmittel.
bei unserem Papa haben sie auch noch einen Einlauf gemacht, drei Tage vor seinem Tod. Aber ich finde diese Quälerei furchtbar. Denn wenn man nichts zu sich nimmt, kommt auch nicht viel raus. Die Schmerzen können, müssen aber nicht davon verursacht werden.
Es ist sicherlich eine schwierige Entscheidung.
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  #28  
Alt 28.10.2007, 20:48
der_weg der_weg ist offline
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Zitat:
Zitat von astrid566 Beitrag anzeigen
Nur mit der Bauchspiegelung das verurnsichert mich schon.

Es wurde auch ganz klipp und klar gesagt, wenn das Bauchfell befallen ist, das es keine Aussicht auf Heilung gibt.

Stimmt das ?
Ja, das stimmt leider. Es gibt auch kein bildgebendes Verfahren, was einem SICHER sagen kann ob das Bauchfell befallen ist oder nicht. Bauchwasser kann ein Hinweis dafür sein; es kann aber auch andere Gründe haben dass Bauchwasser entsteht. Würde erstmal die Bauchspiegelung abwarten; da kann man es mit Sicherheit sehen.
Wenn das Bauchfell befallen ist handelt es sich um ein metastasiertes Stadium und da ist keine Heilung mehr möglich, da man mit einer OP nicht mehr alles entfernen kann. In dem Fall wird nur eine Chemo gemacht, die den Tumor zurück drängen soll und eventuell noch operiert um die Funktion zu verbessern, aber nicht mehr kurativ.
Aber auch mit der Chemo kann man wenn sie anschlägt noch mal viel Zeit gewinnen und Verbesserung erreichen.
Ich hab zwar mal gehört, dass es Versuche gibt, das Bauchfell zu operieren, aber darüber weiss ich nichts näheres. Gibt auch nur ganz wenige Ärzte, die das machen; und ob es wirklich einen Vorteil bringt ist fraglich (sehr komplikationsreich). Wenn es Dich interessiert dann suche mal im Netz danach oder frag KL; der müsste das wissen.

Aber warte erstmal die Spiegelung ab; vielleicht ist das Bauchfell ja auch gar nicht befallen.
Dass sie überhaupt eine Spiegelung machen ist schon ein Zeichen, dass das sehr gründliche Ärzte sind, die jeder Möglichkeit nachgehen, um das absolut optimalste zu finden und von anfang an richtig zu behandeln. Die Art der Chemo ändert sich nämlich wenn das Bauchfell befallen ist und oft ist es leider so, dass der Befall erst bei OP bemerkt wird, wenn vorher schon mit einem anderen Ansatz therapiert wurde und dann erst umgestellt wird.
Ich verstehe dass es dich beunruhigt, aber dass die Ärzte gründlich sind heisst ja nicht, dass da auch wirklich was ist !

Da es sonst nirgends Metastasen zu geben scheint, sieht es im Moment sehr gut aus !

Ich drücke euch die Daumen.

Liebe Grüße
Sophie
__________________
Would you know my name
if I saw you in heaven?
Would it be the same
if I saw you in heaven?

Geändert von der_weg (28.10.2007 um 21:37 Uhr)
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  #29  
Alt 28.10.2007, 20:49
AnnaR AnnaR ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Gabi, ich habe auch deine Berichte gelesen und und kann mich sogut in deine Lage vesetzten. Bei meiner Ma hat sich die letzten 2 tage der Zustand auch sehr verschlechtert. Sie ißt 2 Löffel Suppe oder trinkt ein paar schlückchen Tee und einen halben Liter erbricht sie gleichzeitig kommt auch hinten immer was heraus. Schleim erbricht sie x-mal am Tag. Heute wars die zweite Nacht in der sie morgens aufwacht und die Windel bis zur Betteinlage total naß (rotbraune Flüssigkeit) war. Ins Krankenhaus will sie nicht mehr und so bin eben ich ständig bei meinen Eltern, das es Papa alleine nicht schaffen würde. Er ist schon so verzweifelt und weint dann gleich. Du wirst es nicht glauben, obwohl ich schon sehr sehr erschöpft bin und oft einfach losheulen möchte, habe ich es wegen Mama noch nie getan. Vielleicht kannst du dir vorstellen, welcher Druck da in mir ist. Wenn mein Mann uns alle paar Tage mal besucht dann erzähl ich ihm alles bis ins kleinste Detail und ich fühl mich dann ein bisschen wohler. Er ist es auch der mich immer wieder etwas aufbaut. So jetzt werde ich ein Entspannungsbad machen.
Ich wünsch die noch viel viel Kraft.
AnnaR

Geändert von AnnaR (28.10.2007 um 20:54 Uhr)
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  #30  
Alt 29.10.2007, 22:35
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Beiträge: 75
Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Ihr Lieben,

ich muss mich mal wieder melden. Wie geht es Euch? Zur Zeit finde ich nicht oft den Dreh zum schreiben obwohl ich jeden Tag im Forum lese.

Kathleen - geht es Deiner Mutti gut genug für die OP übermorgen? Wie geht es Dir?

Nicole - was macht Deine Schwiegermutter und wie geht es Dir und Lea? Gehst Du noch arbeiten oder hast Du gekündigt?

Bianca - wie geht es Deiner Mutti. Liegt sie noch im Krankenhaus?

AnnaR - Es tut mir so leid, dass auch Du dich hier einreihst. Ich wünsche Dir viel Kraft und auch, dass Du Deinen Tränen mal freien Lauf lassen kannst. Es tut gut, sich einfach mal alles von der Seele zu weinen.

Nun zu meiner Mutti. Sie liegt seit heute morgen wieder im Krankenhaus. Sie hat seit einigen Tagen immer öfter gewürgt oder auch gebrochen obwohl sie nichts mehr getrunken hat und auch nur künstlich ernährt wird. (da sie immer noch einen Darmverschluss hat kann sich jeder vorstellen, was sie erbricht). Es ist schlimm zu sehen, wie Mutti sich beim erbrechen quält. Sie hat in der letzten Woche sehr abgebaut. Letzte Woche liefen wir noch durch die Wohnung, gingen 2 x die Treppe rauf und runter und einmal sogar durch den Garten. Samstag sind wir nur die Treppe rauf gegangen und Mutti war ganz fertig und musste wieder würgen. Als wir wieder unten waren legte sie sich nur noch auf das Sofa und machte vor Erschöpfung die Augen zu. Sie ist nur noch Haut und Knochen, die Wangen eingefallen und ganz blass. Das ist irgendwie nicht die Mutti, die ich kenne und doch ist sie mir so vertraut. Jede Geste, jeder Blick, jedes Wort. Während sie früher immer sagte: ach, Du musst zu Hause auch so viel machen - ich krieg das hier schon hin heißt es jetzt: kannst Du noch etwas bleiben und ... machen. Dass meine Mutter um etwas bittet, eine neue Erfahrung für mich und dann habe ich es gar nicht mehr eilig. Die Arbeit zu Hause läuft nicht weg also kann sie auch warten.

Nachdem meine Mutti heute Nacht Schüttelfrost hatte, mehrfach erbrach und mein Vater sagte, sie habe noch nicht mal mehr die Kraft auf die Toilette zu gehen habe ich mit dem Onkologen gesprochen. Der hat eine sofortige Einweisung empfohlen. Dies haben wir dann gemacht. Dort haben sie mit Mutti das übliche Aufnahmeverfahren durchgezogen. Morgen werden wir erfahren, was sie machen werden oder ob Mutti nur noch palliativ behandelt wird. Die Chemo für morgen ist erst einmal abgesagt. Mal schauen, was der Arzt morgen sagt und dann sehen wir weiter. Heute nachmittag sah Mutti schon wieder etwas besser aus. Sie war nicht mehr so blass und ich konnte mich mit ihr unterhalten. Aber sie war sehr müde, wahrscheinlich weil sie ein neues Schmerzpflaster bekommen hat.

Ich habe die Befürchtung, dass meine Mutter diesmal nicht mehr nach Hause kommt. Gleichzeitig habe ich die Hoffnung, dass ihr Kampfgeist immer noch stark ist. Da ist wieder mein Kampf Kopf gegen Herz. Der Kopf sagt - sie hat es nicht verdient so zu leiden, das Herz sagt - ich will sie aber noch nicht verlieren.

Tränen über Tränen.

Gabi
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