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  #16  
Alt 20.02.2009, 14:27
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Maphalda Maphalda ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Hallo mahanuala,

Du kennst ja die gesamte "Entwicklungsgeschichte" meine Männer, und ich bin Dir auch heute noch dankbar, dass Du Dich so oft als geduldige Klagemauer mit vielen aufbauenden Worten zur Verfügung gestellt hast *smile*

Klare Ansagen sind eine feine Sache, wenn man die Kraft hat, eine schroffe, ablehnende Antwort einzustecken. Während der Chemo war das bei mir jedenfalls nicht immer der Fall. Erst in der Strahlenzeit und nach der AHB konnte ich auf Aussagen wie "Du willst mein ganzes Leben umkrempeln" adäquat reagieren, ohne sofort in Tränen auszubrechen. Ich war enttäuscht, dass mein Liebster es tagelang nicht für nötig befunden hat, nachzufragen, wie es mir nach der Chemo geht. Ich habe lange gehofft, dass er am Wochenende mal Frühstück macht. Oder nachmittags wenigstens mal nen Kaffee. All das war nicht (dafür hat er gerne mitgegessen, wenn ich gekocht habe, oder auch nen Kaffee mitgetrunken, wenn ich mich zur Senseo bemüht habe)... Mir hat während der Chemo wirklich die Kraft gefehlt, nebenher noch Beziehungsarbeit zu leisten.

Wie gesagt: Jetzt bin ich sehr viel stabiler und damit auch deutlich diskutierfreudiger. Und meine Ansagen sind so klar, dass es manchem in meiner Umgebung schaudert. Recht so.

Aber zum Schluss muss ich hier noch ein riesiges Loblied auf meinen Freundeskreis singen. Der ist groß, zuverlässig und belastbar. Ich kann gar nicht aufzählen, wieviel Gutes ich erfahren habe. Von Telefonen, die nachts neben Betten gelegt wurden, damit ich jederzeit telefonisch um Hilfe bitten konnte. Von köstlichem Essen, das mir geschickt wurde. Von täglich etlichen Anrufen. Von interessierten Fragen nach meinem Ergehen. Es war, als würde ich in ein wunderbares, warmes Schaumbad steigen.

Es gab ein paar Freundinnen, die in der Zeit sehr mit eigenen Problemen belastet waren. Wenn es ging, habe ich zugehört. Wenn nicht, habe ich gesagt, dass wir uns momentan nicht gut tun, und besser in ein paar Tagen wieder telefonieren.

Tja... ohne meinen Freundeskreis wäre ich ziemlich verratzt gewesen.
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  #17  
Alt 20.02.2009, 14:29
conny h. conny h. ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Hallo an alle leidgeplagten,

auch ich kann ein Lied davon singen. Es scheint tatsächlich so zu sein das viele denken Therapien und OP vorbei, die Haare sind auch wieder da jetzt ist wieder alles so wie vorher. Aber Pustekuchen kaum einer kann unsere Ängste verstehen die uns bei jedem zwicken wieder heimsuchen und wehe wenn man mit jemanden darüber reden will dann bekommt man nur zuhören stell dich nicht so an das ist nichts du redest dir was ein, Toll aber was ist wenn doch.
Im Haushalt helfen och warum wenn es sie stört wird sie es schon machen aber denkste ich bin seit der Diagnose auf dem Standpunkt wem es stört ich geb ihm gerne Schaufel und Besen und ich mache es wenn ich der Meinung bin das ich jetzt Lust habe. Mittlerweile stört es mich auch nicht mehr wenn mal ein oder zwei Staubkörnchen auf dem Schrank rumliegen. Wenn ich Lust habe Socken zustricken statt zu putzen dann lege ich meine Beine hoch und stricke eben und wenn es stört der soll wegschauen oder eben putzen (letzteres ist leider noch nicht vorgekommen).

Ich habe aber auch ein positives Beispiel und zwar meine hinreißende Nachbarin. Zu ihr kann ich mit all meine wehwehchen und Sorgen gehen und wenn ich mal die Nase voll habe leiht sie mir auch ihre Schulter um mal richtig zu heulen.
Die erste Frage wenn wir uns sehen: "Wie geht es dir? Du siehst müde oder schlecht aus!" Ist das nicht toll es interessiert jemanden wie es mir geht .Wenn ich ihr von meinen Ängsten erzähle nimmt sie mich in den Arm und versucht mich zu beruhigen (aber ist das nicht eigentlich der Job von meinem Mann?).

Wie ich jetzt merke ist es auch bei mir ein großes Thema.


Ganz liebe Grüße von Conny die jetzt wieder auf die Couch geht und ihre Socke weiter strickt oder gehe ich Küche putzen (sind am renovieren) ach nein Socke ist wichtiger habe eh immer kalte Füße und bin auch schon wieder leicht verschnupft

Ich wünsche euch trotzallem Ärger ein wunderschönes Wochenende
__________________
Der Optimist irrt sich genauso oft wie der Pessimist. Aber er hat viel mehr Spaß dabei.
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  #18  
Alt 20.02.2009, 14:30
Äpfelchen Äpfelchen ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

[QUOTE=mahanuala;682441
ich glaube daß das ganze auch damit zu tun hat, daß man vorher bereits bestehende krisen in beziehungen gar nicht so wahrgenommen werden.

im nachhinein hätte ich bei genauem hinsehen zumindest AHNEN können, wie die entsprechenden personen reagieren, wenn es eng oder anstrengend wird und ihr ego irgendwo bedroht ist[/QUOTE]

genau das ist der Punkt. Ich vermute auch, dass es die ohnehin brüchigen Beziehungen sind, die an Krebs kaputt gehen. Da trennt sich die Spreu vom Weizen, das hat mit mein Hausarzt sogar prophezeit. Er sagte 'sie werden Freunde verlieren'.
Was der Kollege sagte, find ich gut. Das ist klar, das ist ehrlich, damit kann man was anfangen.
Ich habe 2 Freundinnen verloren, ohne Krach, sie verschwanden einfach im Nirwana. Dafür wurde mir Hilfe von Seiten angeboten, wo ich sie gar nicht erwartet hatte. Nachbarn boten an einkaufen zu gehen und so, wenn ich nicht fahren könne und meine Jüngste hat noch keinen Führerschein.
Ich hab das nicht genutzt, weil es genug nahestehende Menschen gab, die einkauften, aber das Angebot war toll.

Lieben Gruss
Beate
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  #19  
Alt 20.02.2009, 15:46
Benutzerbild von tasajo
tasajo tasajo ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

hallo ihr starken frauen

als tochter einer damals mit 44j an bk erkrankten mutter, habe ich sehr wohl verstanden, dass weder mein vater, noch meine brueder so richtig mit der krankheit umgehen konnten. das mag an den unterschíedlichen hirnstroemen von mann u frau liegen. maenner haben weniger kapazitaet, wenn´s um die emotionale intelligenz geht. empathie ist u bleibt ein griechisches fremdwort fuer viele...
aber als meine mama die op u chemo hinter sich gebracht hatte u die haare wieder anfingen zu wachsen, da hab auch ich gedacht: ei prima, alles wieder paletti!
das ist nicht boese gemeint,es ist pure ignoranz der fakten.
deshalb ist es sehr wichtig, dass die maenner mit zu arztterminen kommen u auch in die psychtherapie mit einbezogen werden, denn sie haben bis dato keinen schimmer, was in der frau vorgeht u was diese krankheit fuer sie bedeutet.
der therapeut meiner mama hat meinen vater kommen lassen u hat ihm klipp u klar ins gesicht gesagt: entweder unterstuetzen ihre frau, oder die krankheit gewinnt die oberhand.
das hat ihm die augen geoeffnet u es begann ein neues leben fuer meine mum.

wuensche euch viel kraft
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  #20  
Alt 20.02.2009, 17:02
Äpfelchen Äpfelchen ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Genau so ist es. Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben, ich muss sehen, dass es mir gut geht, denn nur dann kann ich auch für andere (Familie, Freunde) sein.
Wie konnte ich das nur jahrelang vergessen

geläuterte Grüsse
Beate
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  #21  
Alt 20.02.2009, 17:15
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Sunpower77 Sunpower77 ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Hallo ihr Lieben,

mir gehts genauso wie euch. Aber ich bin auch egoistisch geworden. Und genau dies hält man mir nun vor : mein Ding durchzuziehen "auf Kosten" anderer (meiner Familie, die nun mehr mit anfassen muss, mein Mann, dem nicht mehr der Rücken komplett freigehalten wird).

Und genau da wird mir wieder ein schlechtes Gewissen gemacht, wo ich eigentlich gar keins haben möchte. Und trotzdem bleibt da doch was hängen....

Manchmal glaube ich, man arbeitet daran, mich schnellstmöglich loszuwerden. Nach Möglichkeit die Endlösung.

Aber den Gefallen tu ich euch noch lange nicht......

Und deshalb fliege ich nächsten Freitag mit meiner Mutter nach Australien *ätsch*
__________________
LG

Pia


*Streite nie mit einem Dummen - dazu musst du auf sein Niveau herab und dort schlägt er dich mit seiner Erfahrung*
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  #22  
Alt 20.02.2009, 17:26
Äpfelchen Äpfelchen ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Oh Mann, wenn ich das hier so lese, kommt mir der Gedanke:
Seid ihr alle in den 60 und 70ern aufgewachsen

Ich ja. Und sonntags abends wird regelmässig ne alte Folge von 'Der Kommissar' ausgestrahlt. Anfang 70er würd ich sagen. Da war ich gerade so Anfang der Pubertät. Wenn ich mir anschaue wie der kleine Kommissar-Zwerg mit seiner Frau (Rosemarie Fendel) umspringt ohne Worte. Und dann denke ich, dass war damals ja normal, diese Serie ist wie alle anderen Serien auch ein Stück Zeitgeschichte.
Und damals war die Frau eben die, die die Schnittchen machte und dem Herrn das Bier auf machte....das hat uns geprägt, und das muss man erstmal wieder loswerden. Wenn es uns bewusst ist, ist das schon die halbe Miete.

Hi, Sunpower, viel Spass in Australien und geniesse die Zeit!!!

Liebe Grüsse
Beate
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  #23  
Alt 20.02.2009, 17:49
mahanuala mahanuala ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

liebe frauen
ich war neulich bei einer weiterbildung.

das weiterbildungswochenende (einer 1,5 jährigen gesamtweiterbildung) wurde u.a. von einer frau gemacht, die seit 20 jahren sog. *selbstbehautpungstrainings* für frauen macht.

die frau ist mitte 40, attraktiv, war mal irgendwas europa-mäßiges im taek won do und ist auch kampfunst-trainerin.

soweit so gut, da ich auch ein bißchen was in dem bereich mache, dachte ich, mal sehen, die wird mir ja nicht viel neues erzählen.

ganz schön bescheuert von mir.....

a) war mir sogar nicht (mehr) klar gewesen...was die werbung mit dem thema frauenbild macht....
und

b) hat sie mit uns rollenspiele gemacht.
vorweg: ich HASSE mein leben lang schon rollenspiele ...
aber die haben mir was gebracht!!!!!!!!!!!

es ging um klare aussagen wie *nein, gehen sie weg* oder darum auf jemanden ohne begründungen immer nur mit *nein* zu antworten....oder einfach nur laut zu werden.

meine mitstreiterinnen in der weiterbildung sind größtenteils auch kampfkunsttrainerinnen und gestandene frauen....keine frauen, die irgendwo in den 60ern hängengeblieben sind...

aber was wir da an *weiblichen* unklarheiten gebracht haben war auf den ersten blick zum quietschen...auf den zweiten blick erschreckend.

und unsere körpersprache war ....naja, traurig...nicht eindeutig.

kaum eine war klar in der lage zu sagen, was sie möchte....wir dachten alles es WÄRE klar...aber das war so nicht, die anderen haben uns wohlwollend zurückgemeldet wie *schafmäßig* wir agiert haben.

mich hat das total *wachgeküsst*...das erste mal dass ich von sowas profitiert habe.....und mir immer klarer wurde, warum oft so mit mir umgegangen wurde...wie ich es gar nicht mag.

hab einiges gleich die woche drauf bei meinem lieblings-horror-kollegen ausprobiert ...mit mehr erfolg wie ich staunend erlebt habe....

es gibt viel zu lernen ....ich bin grade dran


Zitat:
NEIN sagen! Besser noch NOB (NEIN ohne Begründung) chifel
*beifallklatsch* das mit dem NOB merk ich mir...das war auch ein thema an dem we!

ach ja @maphalda ...die frau ist irgendwo aus deiner gegend, wäre das nicht was für dich ??????

lg
mahanuala
__________________
once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
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  #24  
Alt 20.02.2009, 17:56
Paddy Paddy ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Hi Patzi,

ooohhh ja, es tut so gut, manchen Leuten einiges um die Ohren zu hauen. Mir tat es richtig gut, meinem Ex-Chef zu sagen, dass ICH mich entschlossen habe, in eine andere Abteilung zu gehen...!
(Unfaßbar, aber dieser Typ rief mich zwischen der 1. und der 2. Chemo an und fragte, wann ich wieder arbeiten kommen würde, die Kollegin wäre im Mutterschutz, die Arbeit würde ja liegenbleiben, das ginge nicht)...
Welch ein menschenfreundlicher und mitfühlender Zeitgenosse! Klar, dass ich für das A****gesicht nicht mehr arbeite!

Mein jetziger Chef ist richtig nett, hat Verständnis, wenn es mal nicht so klappt. Kurz und gut: Ich lege mich für ihn ins Zeug.

In Bezug auf meine Familie muss ich wohl noch einiges lernen. Erstmal wurde ich seitens meiner Mutter hervorragend "trainiert". Es ist mega-schwierig, verinnerlichte Verhaltensstrukturen wieder abzulegen. Aber ich schrieb bereits weiter oben ... ich lerne. Wenn das lautstarke Diskussionen mit sich bringt, dann muss es wohl so sein. Aber der Frust baut sich schon ziemlich auf, wenn man macht und tut - und niemand nimmt es wahr oder sieht es als selbstverständlich an. Und ich muss wohl auch lernen, meine eigene Erwartungshaltung zurückzuschrauben... (sprich: ich warte auf Lob - und es kommt keines!!!).
Andererseits: Die Enttäuschung meinerseits, wenn ich um Hilfe bitte - und wieder mal passiert nichts. Beim nächsten Mal frage ich nicht mehr - und mache es direkt selbst, was sicherlich einen Teil zu meiner dauernden Überlastung beiträgt. Aber wer wartet schon gern drei Tage darauf, dass der Geschirrspüler ausgeräumt wird...

In diesem Sinne: Frustabbau, die Nachbarn werden es hören. Im Moment fahre ich tierisch auf Sirenia ab... ... ich muss mich noch für etliche Musicals revanchieren...

Schönen Abend und liebe Grüße
Paddy

Ach ja: Patzi, mein Mann kommt auch nicht gut damit zurecht, dass ich selbständiger werde, mehr an mich denke und ihm auch mal ein kalter Wind um die Ohren pfeift. Leider kostet das aber auch immer unnötig Kraft.

Wie viele von uns hatte ich auch eine psychologische Betreuung während der Therapie. Ich habe viel von von dieser tollen Psychologin gelernt, weiß, wo meine Fehler liegen. Es ist nur so schwer, das auch in die Praxis umzusetzen. Aber ich arbeite dran...

Geändert von Paddy (20.02.2009 um 18:09 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #25  
Alt 20.02.2009, 18:32
Äpfelchen Äpfelchen ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Zitat:
Zitat von mahanuala Beitrag anzeigen
meine mitstreiterinnen in der weiterbildung sind größtenteils auch kampfkunsttrainerinnen und gestandene frauen....keine frauen, die irgendwo in den 60ern hängengeblieben sind...
das meinte ich nicht mit meinem Posting. Sondern, dass wer in dieser Zeit aufwuchs evtl. davon geprägt wurde und dass diese Prägung ins Unterbewusstsein gerutscht ist. Gut, dass wir es uns hier gegenseitig bewusst machen.

Ich habe keine Ahnung, ob es wirklich diese "Krebspersönlichkeit" gibt, auffallend ist, dass überwiegend 'nette' Menschen damit erkranken...

Liebe Grüsse
Beate
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  #26  
Alt 20.02.2009, 20:22
Ullala Ullala ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Hallo Mädels und hallo Paddy!

Seit vier Jahren schlage ich mich jetzt mit "chronischem" Krebs rum und habe stimmungsmäßig im Bezug auf Freunde und Familie auch die ein oder andere Achterbahnfahrt hinter mir.
Daher habe ich diesen Thread mit großem Interesse gelesen.

Ich vermisse allerdings einen Gedanken im Bezug auf die Umwelt (die ich zugegebenermassen auch erst nach einigen Jahren gewonnen habe), und zwar den Begriff "Erwartungen".

Nun mag die eine oder andere sagen, hey, darüber reden wir doch die ganze Zeit.
Die Erwartungen, die die Anderen an uns haben.

Diese Erwartungen meine ich aber nicht.

Ich meine die Erwartungen, die wir an unsere Umwelt haben.

Nun, ich habe keine mehr.
Das heißt, ich versuche mich dahingehend zu "erziehen", keine zu haben.

Das klingt auf den ersten Blick unglaublich frustrierend und traurig.
So nach dem Motto: oje, die Arme, sie erwartet nichts mehr (vom Leben).

Im Endeffekt bin ich aber mit der Krankheit gereift und habe meine Erfahrungen mit "besten Freundinnen" (zu diesem Thema habe ich damals hier meinen ersten Thread aufgemacht) und diversen anderen mir nahestehenden Menschen gemacht und meine Konsequenzen gezogen.
Mittlerweile hat sogar mein Groll nachgelassen, ist fast ganz verschwunden.

Ich bin für mich selber verantwortlich und damit auch für mein eigenes Wohlbefinden (soweit der "Schicksalshammer" nicht zuschlägt natürlich!).
Und damit übernehme ich die Verantwortung für mich selber, mache mich unabhängig von meinen Erwartungen an andere.

Manchmal ist mir danach, meine Befindlichkeiten zu beschreiben, manchmal nicht.
Die Menschen, die mein Leben mit mir teilen dürfen, gehen im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf mich ein.
Aber auch von denen ist nicht unbedingt direkt jemand da, wenn ich mal nicht kann.
Trotzdem bin ich deswegen nicht enttäuscht
Ich kann ja, wenn ich will, klar äußern, wenn ich Hilfe brauche.
Und wenn ich Glück habe, wird sie mir gewährt und das freut mich sehr.

Aber ohne, dass ich das erwarte!

Das war und ist schwierig für mich, aber mein seelisches Befinden gibt mir Recht, dass diese Art von "Loslassen" für mich die Richtige ist.

Vielleicht kann diese Art, mit den eigenen Erwartungen umzugehen für die eine oder andere eine Anregung sein.
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  #27  
Alt 20.02.2009, 20:38
Paddy Paddy ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Hallo Ullala,

unsere Erwartungen an andere - sicherlich ein riesiger Aspekt dieses Themas. Und genau dort liegen ja auch meine Frustrationen begraben - ich habe es immer noch nicht gelernt, meine Erwartungen runterzuschrauben. Ist aber auch sehr schwierig, ganz besonders beim eigenen Partner zu sehen, dass die Fürsorge, die man selbst tagtäglich walten läßt, dort nicht (im erhofften Ausmaß) zu finden ist. Ich brauche keinen Partner, der nur mit mir Essen geht oder mich auf Rockkonzerte begleitet, ich brauche auch mal jemanden, der die Zwischentöne hört, mich tröstet, wenn ich mal einen schlechten Tag habe. Es ist schon komisch, aber meine Hündin ist da wesentlich einfühlsamer als mein langjähriger Ehemann...

Nachdenkliche Grüße
Paddy
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  #28  
Alt 21.02.2009, 07:19
Benutzerbild von Tamina
Tamina Tamina ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Hallo Ullala,

ich gehe konform mit deiner Ansicht, nichts mehr zu erwarten und dafür selbst zu sorgen daß es mir gut geht.

Kenne die Zeiten, wo ich gut funktioniert habe, alles in Harmonie für die anderen.

Am Anfang war ich auch über die Gleichgültigkeit der anderen entsetzt und geschockt. Können und wollen nicht damit umgehen und blenden einen einfach aus und fertig. Sie wollen ihr Leben nicht damit belasten.

Ich denke, es ist einfach ein gesellschaftliches Problem und ich beobachte diese absolute Rücksichtslosigkeit, dieser pure Egoismus und diese Gefühlskälte überall im Alltag. Diese Teilnahmlosigkeit macht auch vor den eigenen Familien kein halt.

Mit der Aussage, könntest du den Müll runterbringen, was nichts bringt erinnert mich an meinen Hund. Wenn ich zu dem sage, könntest du mal kommen, reagiert der auch nicht. Ein Wort genügt "Fuß" und er kommt.

Ich lasse mir diese Teilnahmslosigkeit nicht mehr gefallen, die ich auch in ärztlichen Praxen oft angetroffen habe, habe Ärzte alle ausgewechselt.

Ich bin nicht mehr nett, mich brauchen nicht mehr alle lieben, tut eh keiner.

Versuche mich selbst zu lieben, mich wert zu schätzen.

Es ist heute kaum noch jemand bereit etwas für einen anderen zu opfern. Wenn mir jemand im Haushalt mal helfen würde, oder mir zu Seite stehen würde, wenn es mir mal nicht gut geht, dann würde derjenige ja etwas von seinem Leben opfern, entweder Zeit, Mitgefühl, Geld bei finanzieller Unterstützung usw. Heute fordern alle nur in jeglicher Hinsicht, da wird man einfach aussortiert, man hat ja nichts mehr anzubieten.

Am Schluß sitzt man alleine da und muß schauen, wie man überlebt und ein wenig Freude in sein Leben bringt.

Die Frauen die Brustkrebs haben und im Fernsehen auftauchen, spielen die Krankheit runter und strahlen um die Wette, sind alle geheilt. Ansonsten eine kleine Nachricht, sind ihrem Leiden erlegen.

Irgendwie leben wir in einer Zeit die krank ist, da ist es eine Kunst glücklich und gesund zu bleiben.

Zum Abschluß, es gibt einige wenige die wirklich gut aufgefangen werden von der Familie und Freunden, aber das scheint eher die Ausnahme zu sein.


Liebe Grüße

Brigitte
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  #29  
Alt 21.02.2009, 08:11
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Rotes Gesicht AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Tamina

Wenn Du Dir Zeit nimmst und im Forum "stöberst", wirst Du sehr viele Postings finden die berichten, dass es sehr wohl bei Vielen auch Familien und Freunde gibt, die sich einfühlsam und hilfreich mit und für die Betroffenen einsetzen

Dass natürlich die negativen Berichte besonders ins Auge stechen bzw. auch oft besonders krass sind oder wirken, liegt ja in der Natur der Sache :augenroll:


Äpfelchen

Ich glaube auch nicht an Krebspersönlichkeiten - nur an Menschen, die sich auf sehr unterschiedliche Weise und oft zwangsläufig mental durch Krebs verändern :pftroest.


Liebe Grüße
__________________
Ilse
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  #30  
Alt 21.02.2009, 09:24
Benutzerbild von Maphalda
Maphalda Maphalda ist offline
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Standard AW: Familie und Freunde und wie sie mit uns umgehen!

Zitat:
Zitat von mahanuala Beitrag anzeigen
ach ja @maphalda ...die frau ist irgendwo aus deiner gegend, wäre das nicht was für dich ??????
Guten Morgen :-)

Ich hab vor ein paar Jahren mal so ein Seminar als Weiterbildung gemacht. Eine Woche lang, mit Video und Schnick und Schnack. War sehr erleuchtend, hat Spaß gemacht, und ich war die einzige, die sowohl sehr laut werden konnte, als auch konsequent Nein sagen konnte (die Strategie der Hartnäckigkeit beherrsche ich beinahe perfekt *g*). Aber wie gesagt, das alles hilft ja nur, wenn man seelisch stabil ist. In labilen Phasen fehlte mir die Kraft dazu; manchmal ist das sogar heute noch so.

Gestern durfte ich allerdings lernen, dass mein Liebster offenbar ein Opfer seiner Gene ist. Wir waren auf dem Geburtstag seines Vaters, und der "funktioniert" zum Leidwesen seiner Freundin genau so. Selbst wenn man ihnen genau sagt, was man will (zum Beispiel: Mir ist kalt, halt mich mal warm), fragen sie nach, wie man das meint oder sagen, sie hätten einen akkustisch nicht verstanden...

Wie gesagt, vieles ist viel besser geworden; ich bekomme viel mehr Unterstützung und er denkt sehr viel mehr mit. Aber das sind so Situationen, vor denen ich wirklich kopfschüttelnd stehe.

Geändert von gitti2002 (21.06.2012 um 15:04 Uhr) Grund: Zitat
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