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  #1  
Alt 11.07.2008, 10:11
Katrin74 Katrin74 ist offline
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Registriert seit: 27.06.2008
Beiträge: 4
Standard Unsere Mama/Schwiegermama ist für immer eingeschlafen...

Hallo,

auch wir gehören jetzt hierher. Nachdem wir schon früh jeweils ein Elternteil gehen lassen mussten (Marcos Pap starb 1977 und meine Mama starb 1982 - wir waren gerade 12 bzw 8 Jahre alt), hat uns nun ein weiteres Familienmitglied verlassen - unsere Mama und Schwiegermama und Oma Rita.

Wir wussten bereits seit einem Jahr, daß sie Gallenkrebs hatte und sie bekam auch eine Chemo seitdem. Allerdings wurde Anfang Juni festgestellt, daß der Krebs schon gestreut hatte auf die Leber und andere Organe - doch dieses teilte sie uns nicht mit. Da wir 250 km entfernt wohnen hatten wir sie ja auch nicht jeden Tag gesehen und waren (leider!) ahnungslos.

Am 26.6. begann das kurze Abschiednehmen. Unsere grosse Tochter feierte ihren 6.Geburtstag und Oma rief nachmittags an. Allerdings klang ihre Stimme so anders. Ich übernahm das Gespräch. Sie weinte, klang ängstlich und ich merkte etwas stimmt nicht. Sie sprach von Schmerzen und 7 Litern Bauchwasser, was sich kurzfristig gebildet hatte und punktiert wurde. Sie hätte keinen Appetit mehr. Wir wollten sofort losfahren, aber Oma meinte, es wäre besser, wenn nur Ihr Sohn käme. Das machte er auch. Sie klang immer noch optimistisch, wirkt nur etwas schwächer. Wir wussten immer noch nichts von dem gestreuten Krebs in der Leber. Ich fing an hier zu lesen und ich ahnte Schlimmes. Mein Mann kam dann zurück und erzählte, sie bekäme Morphium als Schmerzmittel. Wir waren immer noch ahnungslos über das gesamte Ausmass. Am 1.7. fuhr mein Mann wieder hin und seine Mum bereitete ihm eine Kartoffelsuppe, so wie früher immer. Man schmiedete Pläne für die Zukunft, aber ein Gespräch mit der Ärztin holte uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Mein Mann kam abends dann wieder nach Hause.

Er telefonierte jeden Tag und anscheinend ging es wieder besser, sie aß sogar schon wieder etwas Brötchen (neben den Infusionen). Am 6.7. wollten wir eigentlich nach Bad Segeberg zu den Karl-May-Festspielen, wir hatten Eintrittskarten dafür seit längerer Zeit. Aber seit Sonnabend sagte meine innere Stimme, daß wir am Sonntag alle nach Berlin fahren würden. Ich plante also schon die Fahrt nach Berlin. Mein Mann schaute mich entsetzt an, als ich ihm das erzählte, er hatte sich ja schon so auf Bad Segeberg gefreut und er wollte eigentlich am Montag wieder nach Berlin zur Mama hinfahren. Wir diskutierten abends. Aber das Schicksal sollte uns die Entscheidung abnehmen.

Sonntag morgen klingelte das Telefon. Der andere Bruder meines Mannes war dran. Der Mutti geht es schlecht, sie sei kaum mehr ansprechbar. Es war nicht sicher, ob sie schon im Sterben liege, aber es könnte durchaus passieren. Wir haben uns schnell angezogen und sind nach Berlin gefahren (ich fuhr, mein Mann war dazu nicht in der Lage). Leider hatten wir keinen der auf unsere Kinder aufpassen konnte. Also ging mein Mann alleine in die Wohnung und ich mit den Kindern ins Legoland-Discovery-Center. Um 15.33 Uhr hatte ich das dringende Bedürfnis, meinen Mann anzurufen, da war seine Mama gerade gestorben.

Sie hat nur noch extra Morphium bekommen und war eigentlich nicht mehr richtig ansprechbar. Ich wollte meinen Mann trösten, aber mein Mann meinte, ich sollte nach Hause fahren. Das tat ich aber nicht. Ich wollte auch Abschied nehmen und fuhr zur Wohnung. Dort nahm ich Abschied und fuhr dann nach Hause.

Nun ist die Mama ja zuhause verstorben. Da alles überraschend kam, hatte die Ärztin keinen Todesschein mit. Erst 4 Stunden später hatte sie einen. Solange durfte kein Bestattungsinstitut die Mama abholen.

Mein Mann und sein Bruder wussten aber nicht, was in dieser Zeit kommen würde. Ich möchte nicht ins Detail gehen, ich glaube es hat hier nichts zu suchen. Aber ich habe auch nicht gewusst,daß mit einem toten Körper mehr passieren kann, als nur die Leichenstarre. Nach 5 Stunden konnte die Mama endlich abgeholt werden.

Mein Schwager und mein Mann haben sehr an diesen Stunden zu knabbern. Und das schlimmste neben den Tod und der anschliessenden Ruhe in der Wohnung waren die Erfahrungen in den Stunden danach, diese Gerüche, der Anblick der Mutti. Auch die Bettwäsche und Matratze müssen jetzt entsorgt werden.

Dieses ist nun 5 Tage her. Die Beerdigung ist nächsten Dienstag. Aber eine Frage bewegt mich: "Warum hast du (Schwiegermama) uns nicht das genaue Ausmass deiner Erkrankung mitgeteilt. Wolltest du uns schonen? Warum?"

Niemand wird uns diese Frage beantworten. Die ungenutzte Zeit lässt sich nicht nachholen. Ich denke aber, wir hätten diese Zeit intensiver erlebt.

Mein Bericht ist leider sehr lang geworden, aber es ist so viel passiert. Soviele Gedanken habe ich noch, soviele Fragen. Aber ich denke für den Augenblick reicht dieses.

Grüsse
Katrin und Marco
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  #2  
Alt 11.07.2008, 19:37
stella29 stella29 ist offline
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Registriert seit: 13.02.2008
Beiträge: 816
Standard AW: Unsere Mama/Schwiegermama ist für immer eingeschlafen...

Hallo Katrin,

mein herzlichstes Beileid. Es ist noch alles sehr frisch für Dich - ich wünsch Dir viel Stärke für das Kommende.

Wir sind hier immer für Dich da.

Traurige Grüße
__________________
Der Himmel hat einen weiteren Engel bekommen - mein geliebter Papi
geb. 28.12.1941 gest. 28.02.2008
Du bleibst unvergessen!


WER IM GEDÄCHTNIS SEINER LIEBEN LEBT,DER IST NICHT TOT, DER IST NUR FERN. TOT IST NUR WER VERGESSEN WIRD
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