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  #1  
Alt 27.07.2008, 22:05
Noroelle Noroelle ist offline
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Registriert seit: 27.07.2008
Beiträge: 3
Standard 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Hallo,
ich (31) gehöre jetzt leider auch in dieses Forum.
Meine Mama ist vor 3 Monaten viel zu früh mit 64 an einem Weichteilsarkom gestorben und ich habe das Gefühl, dass erst jetzt die Trauer richtig hochkommt.
Mich quälen zunehmends die Erinnerungen insbesondere an ihre letzten Monate, als sie zunehmends pflegebedürftig wurde und immer mehr aushalten mußte.
Ich habe schon einige Einträge in diesem Forum gelesen; mußte weinen über wundervolle Gedichte.
Ich bin nicht alleine, ich habe einen tollen Mann und eine tolle beste Freundin, mit denen ich reden kann. Doch ich habe festgestellt, daß mich beide nicht wirklich "verstehen" können (auch wenn sie es wollten), weil ihnen (zum Glück!!) dafür die eigene Erfahrung fehlt.
Momentan hadere ich mit der Situation, daß es mir so schwer fällt, an meinem Glauben festzuhalten, daß mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Ich habe schon immer viel zu diesen Themen gelesen und habe auch selbst ein paar außergewöhnliche Erfahrungen gemacht, aber trotzdem will sich in letzter Zeit immer mehr der Zweifel einschleichen, daß alles, das ganze Leben, einfach völlig sinnlos ist; nichts von uns übrigbleibt.
Ich vermute, daß diese Gemütslage einigen von Euch auch bekannt ist. Wie geht ihr damit um? Was hat Euch geholfen? Ich freue mich sehr über Antworten!!! Liebe Grüße von
Noroelle
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  #2  
Alt 28.07.2008, 00:17
sonnescheint sonnescheint ist offline
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Beiträge: 31
Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

liebe noroelle,

ja, wie es uns geht mit dieser situation kann nur nachempfinden, wer es selbst erlebt hat…….
habe gerade ein bisschen im bsdk-forum gelesen und das wort albtraum kommt hier oft vor…. auch für mich war diese plötzliche, schwere erkrankung „aus heiterem himmel“ und dann das doch schnelle sterben meiner mutter ein einziger albtraum…..

und auch bei mir ist es fast 3 monate her, dass sie uns verlassen hat, am 4.8., um genau zu sein….

bei mir ist es so, dass es beginnt, mir besser zu gehen. ich breche nicht mehr bei JEDER gelegenheit in tränen aus. oft spüre ich die energien meiner mutter jetzt IN mir….. und das gibt kraft und freude.
ich kann mir sogar vorstellen, in ihrem haus manche sachen zu verändern, die kleidung zur altkleidersammlung zu geben – zumindest alles, was ich nicht für mich verwenden kann – und habe kein trauriges gefühl mehr dabei.

was mir sehr hilft ist eben der glaube an das leben NACH dem tod. auch ich habe viele bücher darüber gelesen und gehe davon aus, dass meine mutter auf einer sehr angenehmen ebene gelandet ist.

auch habe ich gelesen, dass all jene menschen, die über so schwere, tödliche erkrankungen wie krebs so schnell von uns gehen, damit schwere energien für das ganze kollektiv erlösen und transformieren. es ist sozusagen noch ein letzter „liebesdienst“ gegenüber der menschheit. so komisch das jetzt auch klingen mag…., es ist für mich ein sehr hilfreicher gedanke

natürlich ist es schwierig, auch dann an ein leben nach dem tod zu glauben, wenn wir auf der irdischen eben den verlust des geliebten menschen in soooooooo vielem spüren.
aber die energie, die diesen menschen ausgemacht hat, geht nicht verloren….. sie hat sich verändert und wir können sie nicht mehr sehen. sie ist noch vorhanden…. aber jetzt eben auf anderen ebenen, zu denen die meisten von uns keinen zugang haben.

in einigen der berichte von „drüben“ wurde das bedauern darüber ausgedrückt, dass wir auf der erde uns sowenig gedanken über das danach machen.
wenn wir auf der erde eine große reise unternehmen, erkundigen wir uns ja auch ganz genau über unser reiseziel und holen viele informationen dazu ein. aber vor dieser großen reise von einer dimension in die andere machen mir oftmals komplett „zu“ und wollen gar nichts davon wissen…..
soviele „ehemalige erdenbewohnerInnen“, wie ich es mal ausdrücken darf, würden ihren lieben so gerne von ihrem leben auf der „anderen seite“ erzählen wollen, aber sie finden niemanden, der die botschaft übermittelt oder sie auch glauben würde.
schade, finde ich. dann hätten nämlich wir weniger angst vor dem tod und würden uns schon zu lebzeiten aktiv darum bemühen, danach auf einer wirklich schönen eben zu landen….
in vielen alten schriften ist das ein großes thema…….

das leben ist auf keinen fall sinnlos und es bleibt immer etwas von uns auf der erde übrig. viele erinnerungen und auswirkungen dessen, was dieser mensch eben hier gemacht und bewirkt hat. und vielleicht wird uns das glück zuteil, doch noch irgendwie zu erfahren, wie es unseren lieben jetzt auf der „anderen seite“ geht…… über träume, eingebungen, gefühle, etc.
und wenn wir wissen, dass es ihnen gut geht, dann können wir sie viel besser loslassen und uns für sie freuen.

auch wenn mir meine mutter hier auf der erde sehr fehlt, so ist sie für mich in andere dimensionen „ausgewandert“. und sobald ich die bestätigung habe, dass das für sie in ordnung ist, sie gut damit klarkommt und es ihr gut geht, werde ich mir mit dem loslassen noch leichter tun.

ich hoffe, meine worte konnten dich ein bisschen trösten und dir den glauben an die sinnhaftigkeit wieder etwas zurückbringen.

drück dich

sonnescheint
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  #3  
Alt 28.07.2008, 19:56
Noroelle Noroelle ist offline
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Beiträge: 3
Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Liebe Sonnescheint,

vielen lieben Dank für Deine lange Antwort! Es ist genauso wie Du sagst, es fällt schwer an die spirituellen Dinge zu glauben wenn das eigene Energieniveau so niedrig ist... Mir tut es sehr gut, wenn ich von anderen Menschen wie auch von Dir höre, daß sie von dem Weiterleben der Seele überzeugt sind, daß bestärkt mich auch sofort.
Du hast geschrieben, daß es Dir auch leichter fallen wird loszulassen, wenn Du eine Antwort von Deiner Mutter bekommen hast, daß es ihr gut geht wo sie ist. Das spricht mir sehr aus der Seele; ich bitte oft vor dem Schlafengehen darum, daß ich ihr im Traum begegne...tatsächlich habe ich schon zweimal im Traum mit ihr gesprochen, und der eine Traum war schon fast ein wenig lustig: meine Mutter hat mir gesagt, daß sie gerne 2 kleine Pflanzen auf ihrem Urnengrab stehen haben möchte und nicht nur eine (Sie hat jetzt tatsächlich 2).
Einen schönen Resttag und schöne Träume wünscht Dir
Noroelle
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  #4  
Alt 28.07.2008, 19:59
stella29 stella29 ist offline
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Beiträge: 816
Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Hallo Noroella,

ich verstehe dich sehr gut. bei mir brach die "richtige" trauer nochmal so nach 3-4 Monaten aus. Ziemlich heftig und ich dachte echt ich schaff das alles nicht. Vermisse meinen Papa sehr - er wurde nur 66 Jahre.

Ich hasse diese Krankheit Krebs ! Ich habe auch liebe Leute um ich, aber ich bin mit meiner Trauer einfach alleine ! KEINER kann verstehen was ich verloren habe - niemand kann meinen Schmerz verstehen.

Ich kenne diese Auf - und Ab. Aber es wird immer wieder Zeiten geben, da wird die Trauer erträglicher. Und dann holt einen alles wieder ein.

Lass die Trauer raus, es hilft dir bei der Verarbeitung.

Fühl dich gedrückt !
__________________
Der Himmel hat einen weiteren Engel bekommen - mein geliebter Papi
geb. 28.12.1941 gest. 28.02.2008
Du bleibst unvergessen!


WER IM GEDÄCHTNIS SEINER LIEBEN LEBT,DER IST NICHT TOT, DER IST NUR FERN. TOT IST NUR WER VERGESSEN WIRD
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  #5  
Alt 28.07.2008, 20:06
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Beiträge: 884
Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Zitat:
Zitat von Noroelle Beitrag anzeigen
... ich habe das Gefühl, dass erst jetzt die Trauer richtig hochkommt.
Mich quälen zunehmends die Erinnerungen insbesondere an ihre letzten Monate, als sie zunehmends pflegebedürftig wurde und immer mehr aushalten mußte.
Liebe Noroelle.
Erstmal möchte ich dir sagen, wie leid es mir tut, dass du auch einen lieben Menschen verlieren musstest.
Viele hier haben diese Erfahrung leider schon hinter sich gebracht und auf die vielfältigste Art und Weise beschrieben, wie sie darauf reagierten und damit klarkommen bzw. klargekommen sind.

So einen schweren Verlust wegzustecken, gehört wohl zu den schwierigsten Dingen im Leben - so habe ich es bislang erfahren.
Ich war noch nie so intensiv mit einem derartigen Verlust konfrontiert - mein Opa starb, als ich 3 Jahre alt war, aber damals verstand ich das nicht. Ich hatte auch kaum Bezug zu ihm.
Als mein Papa so krank wurde - vor 8 Jahren begann seine erste Krebserkrankung, dann folgte eine weitere, die er erfolgreich bekämpfen konnte, und zum Schluss kam wieder ein Rezidiv der 1. Krankheit in den Vordergrund - wurde ich langsam mit der Situation vertraut gemacht, was es bedeuten kann, so krank zu sein.
Mein Papa war immer der starke, der hoffnungsvolle, positive Mensch, der lebensbejahend alle Hürden in seinem Leben annahm und auch meisterterte. Er hat vieles mit sich selbst ausgemacht, damit er die Familie nicht "unnötig" belastet und traurig macht.
Die Situation meines Papis verschlechterte sich Weihnachten 2007 sehr stark. Nach Weihnachten war er noch für 4 Tage im Hospiz, bis er Silvester 2007 verstarb.
Diese Erfahrung, dass er nun einfach nicht mehr da und bei und um uns ist, habe ich lange Zeit wie betäubt aufgenommen. Ich habe mich um den Verwaltungskram für meine Mama gekümmert, die Beisetzung mit ihr organisiert, sie von Hinz zu Kunz gefahren, bei ihr gewohnt. Nach 3 Wochen bin ich zuhause im Umzugsstress gewesen, weil ein gemeinsames Leben mit meinem Freund geplant war. Also hieß es für mich: Zähne zusammenbeißen und durch. Erst ca. Mai 2008 begann meine Trauer etwas mehr durchzuschlagen. Ich habe sehr viel mit meiner Mama geredet, sehr, sehr viel und spontan geweint, hier im Forum sehr viele Beiträge geschrieben, liebe Menschen dadurch kennengelernt, die verstehen, was man nach so einem Erlebnis durchmacht und wie es einem geht. Seit ein paar Wochen geht es mir viel besser, die Trauer ist nicht mehr präsent. Klar vermisse ich meinen geliebten Papi mit Haut und Haaren, würde alles dafür geben, wenn ich ihn gesund und munter noch einige Jahre um mich haben könnte - aber sein schlechter, kraftloser Zustand hat ihn fertig gemacht und ich habe erleichtert aufgeatmet, als er friedlich und mit einem Lächeln auf dem Gesicht eingeschlafen ist. Der Rest meiner Familie empfand es ebenso, weil wir ihm die Ruhe und die Erlösung gegönnt - sogar gewünscht haben. Niemand möchte seinen Liebsten beim Leiden der Qualen zusehen - wir wollen sie ihnen am Liebsten abnehmen, aber wir sitzen hilflos dabei und müssen es einfach ertragen.

Zitat:
Zitat von Noroelle Beitrag anzeigen
... Ich bin nicht alleine, ich habe einen tollen Mann und eine tolle beste Freundin, mit denen ich reden kann. Doch ich habe festgestellt, daß mich beide nicht wirklich "verstehen" können (auch wenn sie es wollten), weil ihnen (zum Glück!!) dafür die eigene Erfahrung fehlt...
Ich bin auch nicht alleine, habe meinen wunderbaren Freund, der still im Hintergrund bei mir ist und mich aufgefangen hat, ich habe eine wunderbare Familie mit Mama, 4 älteren Geschwistern und deren Partnern sowie ein paar sehr gute Freundinnen.
Du hast schon Recht - diese lieben Menschen, die versuchen, einem zu helfen, können das nicht vestehen, nicht nachvollziehen. Ich sagte auch mal: zum Glück. Sie wollen alles tun, einen ablenken etc. - aber das wesentliche, das verstehende Gespräch, kann mit ihnen schlecht stattfinden.

Zitat:
Zitat von Noroelle Beitrag anzeigen
... Momentan hadere ich mit der Situation, daß es mir so schwer fällt, an meinem Glauben festzuhalten, daß mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Ich habe schon immer viel zu diesen Themen gelesen und habe auch selbst ein paar außergewöhnliche Erfahrungen gemacht, aber trotzdem will sich in letzter Zeit immer mehr der Zweifel einschleichen, daß alles, das ganze Leben, einfach völlig sinnlos ist; nichts von uns übrigbleibt.
Ich vermute, daß diese Gemütslage einigen von Euch auch bekannt ist. Wie geht ihr damit um? Was hat Euch geholfen?...
Ich weiß, dass ich diesbezüglich eine andere Meinung vertrete, die nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Ich weiß auch, dass ich andersgläubige absolut akzeptiere. Jeder soll an das glauben, was ihm im Leben weiterhilft und das Leben einfacher gestaltet.
Ich persönlich bin aus der Kirche ausgetreten, als mein Papi krank wurde. Davon abgesehen war ich schon immer ein christlich skeptischer Mensch, meine Geschwister waren bereits ausgetreten, mein Papa Prostestant und nicht gläubig - einzig meine Mama. Sie fand oft Halt in ihrem Glauben. Das war auch ok für uns und für sie. Bedingt. Sie hatte viele Monate, in denen sie zweifelte und nicht zum Gottesdienst gehen konnte. Sie haderte auch mit sich.
Alles in allem: ich glaube nicht an Gott, aber an eine Macht, die unsere Lieben behütet, ihnen den Schmerz und die Qual nimmt und sie trotzdem am irdischen Leben teilhaben lässt.
Ich habe noch keine Erfahrungen diesbezüglich gemacht, bin auch hier nicht besonders empfänglich, denke ich mal, allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass mein liebster Papi mich überall beschützt, seine Hand über mich hält, meinen Weg in die richtigen Bahnen lenkt und meine Entscheidungen irgendwie beeinflusst und für gut heißt. Ich weiß es irgendwie. Und das ist es, was mich stärkt.
Das ist es auch, was meine Mama stärkt. Sie weiß, dass der Papa im Himmel zuschaut, wie sie alles managt und mit ihren 78 Jahren so tapfer ihr neues Leben lebt, selbstständiger wird und versucht, sich noch viele angenehme Jahre zu bereiten. Sie braucht noch Zeit, bis sie mit der Trauer durch ist. Nach 40 Jahren Ehe, einem gemeinsamen Haus, der Garten, den er mit ihr gepflegt hat, die Reisen, die sie unternahmen - all das verbindet sie noch heute in liebevollen Erinnerungen an meinen lieben Papa, ihren lieben Mann.
Diese Gedanken helfen ihr, wenn der Schrecken der letzten Monate vor seinem Tod wieder in ihr auftritt. Sie hat nicht mal ansatzweise die Ablenkungsmöglichkeiten wie ich (durch meinen Job) - aber sie schafft sich welche, die sie auch bewältigen will und plant bereits für ihre Zukunft.
Und sie spricht mit ihm, zeigt ihm Dinge, die sie ganz alleine geschafft hat und ist sich gewiss, dass sie das alles bislang geschafft hat, weil Papa sie beschützt und ihr geholfen hat.
Sie weiß auch, dass sie nicht alleine ist - ich bin immer bei ihr, meine Geschwister (wohnen weiter weg) rufen regelmäßig an, kommen auch mal rum und es finden viele lustige Gespräche und Termine statt.

Liebe Noroelle.
Du siehst, es gibt vielfältige Weisen, wie man mit der Trauer umgehen kann.
Jeder muss seinen Weg für sich finden und jeder darf sich aussuchen, wo er den Verstorbenen am Liebsten sehen möchte. Für die einen ist der Himmel... für die anderen eine nächste, weiter Ebene... für mich einfach überall.

Das Verwinden kostet viel Kraft. Kraft zum Durchhalten, Kraft zum Weinen, wenn dir danach ist, Kraft zum Loslassen, Kraft und Mut, das neue Leben anzunehmen - es hat seine schönen Seiten und ich habe hier gelesen: die Welt dreht sich weiter.
Deine Mama würde sicher nicht wollen, dass du so unendlich traurig bist, dass du dich selbst und dein Leben einfach hängen lässt. Vielleicht denkst du mal an die Dinge, die deine Mama an dir besonders geliebt hat: vielleicht deine Fröhlichkeit, dein Lachen, deine nachdenkliche Art, ...
Und vielleicht zeigst du ihr - wo immer sie auch sein mag -, dass du für sie wieder stark sein willst, dein Leben mit der Erfahrung der unendlichen Mutterliebe weiterleben möchtest.
Auch für dich scheint die Sonne wieder und dort wo die ist, ist deine Mama sicher nicht weit...
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #6  
Alt 28.07.2008, 22:21
vulcano vulcano ist offline
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Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Liebe Daggi, ich bin sehr berührt über deine tiefgreifenden Worte, die du einem wahrlich von der Seele sprichst. Mein Vater starb 12/96 an einem Bronchus-Ca...wir hatten nur 8 Wochen zwischen Diagnose und Sterben und die Zeit werde ich nie vergessen, sie prägt mich noch heute noch so stark
Wer sowas nicht erlebt hat, kann es nicht verstehen. In letzter Zeit hab ich sehr intensiv von ihm geträumt, so als wäre er da...
Traurigen Gruß, Petra
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  #7  
Alt 30.07.2008, 21:36
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Beiträge: 884
Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Liebe Petra.
Vielen herzlichen Dank für deine lieben Worte.
Es ist immer etwas schwierig zu versuchen, anderen mit den eigenen Erfahrungen zu helfen. Umso mehr freut es mich, dass meine Worte genauso ankommen, wie ich das auch gedacht habe.
Bei dir ist es nun 1,5 Jahre her, dass dein Papa nicht mehr da ist - und du sagst, dass dich diese Zeit bis heute geprägt hat.
Ich glaube das auch. Die Kraft, die man während dieser Krankheit des lieben Menschen aufbringt, kommt aus einer mir unbekannten Quelle. Man gönnt sich so gut wie nichts, will immer springen, muss hier und da aktiv sein, muss sich teilen wie ein Oktopuss - nein, man will sich teilen!! Oder besser: man teilt sich.
Die Zeit des Abschniednehmens war für euch sehr kurz, aber sie war da.
Für uns, respektive meine Mama war sie bereits seit August 2007 da. Papas letzte sehr schwere OP ließ schon nichts gutes verheißen und Mama sagte ab da, dass man Papa anmerken könne, dass er immer mehr abbauen würde.
Mir ist es nicht aufgefallen. Vielleicht wollte es mir auch nicht auffallen.
Sie war ja 24h täglich mit ihm zusammen und hat ihn gehegt und bemuttert.
Aber die Zeit, die wir seit August 2007 noch intensiver zusammen verbrachten, hat uns viel Kraft gekostet, aber auch wieder Kraft geschenkt. Es ist, wie ich es empfinde, ein unglaubliches, übermenschliches Geschenk, dass man im Nachhinein daraus Kraft schöpfen kann.
Ich denke immer, im Leben hat alles seinen Platz und seinen Sinn.
Auch wenn geliebte Menschen von uns gehen, hat das Schicksal es so vorgesehen und schickt uns gleichzeitig ein gutes Stück zurück. Was auch immer dann kommen mag und woher das Gute kommt, kann sich jeder selbst erklären.
Anfangs sieht man es vielleicht noch nicht, weil noch zu viel Trauer um den Verlust dabei ist, aber wenn ganz langsam die Schleier der Trauer durchsichtiger werden und man sich wieder an die schönen Erlebnisse während der ganzen Hölle erinnern kann, ist das der erste Weg der Besserung.
Ich trauere meinem Papa sehr stark nach, aber ich weiß auch, dass mich die ganze Erfahrung gestärkt hat und ich lebe mit dem Gedanken, dass mein Papa ganz genau weiß, dass wir alles möglich gemacht haben, um ihm gutes zu tun. Und das macht mich stark, hab ich ja schonmal geschrieben.

Wenn ich darüber nachdenke, dass ich auch gerne mal von Papa träumen möchte, bekomme ich allerdings Angst. Angst davor, wie es mir nachher geht, wenn ich wieder wach bin, ob ich depressiv werden könnte, ob ich traurig wäre, ob ich vielleicht glücklich wäre? Ich weiß es nicht.
Aber ich freue mich wirklich ernsthaft mit jedem, der die Erfahrung macht, im Traum mit seinen Liebsten zusammen zu sein und sie nochmal zu erleben, sie zu hören und sie zu berühren. Dazu gehört – glaube ich – auch eine besondere Empfindsamkeit, die mir fehlt.

Ich drücke euch alle ganz lieb und wünsche euch ganz viel Kraft zum Weitermachen, Leben und Annehmen.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #8  
Alt 31.07.2008, 14:33
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Liebe Daggi...
Du sprichst mir aus der Seele...

Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen...

Einen lieben Gruß
Von Regina
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  #9  
Alt 31.07.2008, 19:17
vulcano vulcano ist offline
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Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Liebe Daggi,
vielen Dank für deine liebe Antwort. Mein Vater starb im Dezember 1996 - viele werden sich denken, nach so langer Zeit ist die Trauer noch so intensiv...??..ich kann nur antworten, sie ist zu präsent...es tut oft so weh, dass es beinahe nicht auszuhalten ist. Ich wünsche mir ständig, dass ich die Zeit zurückdrehen könnte. Es soll alles wieder "normal "sein, nur die Tatsache ist anders. Anfangs waren die Träume schlimm, es waren Verarbeitungsprozesse, die mich stumpf aus den Schlaf gerissen haben, anscheinend hab ich versucht mit den Dingen fertig zu werden, die einen bewegen und sorgen, aber irgendwie haben sie für mein seelisches Gleichgewicht gesorgt.
Es gibt Tage, wo mich der Schmerz so überfährt, ich tränenüberströmt da sitze und nur denke, was ich verbrochen hab, um dies alles ertragen zu müssen. Leider habe keine Antwort auf diese Frage gefunden..
Traurigen Gruß,
Petra
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  #10  
Alt 31.07.2008, 20:27
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Liebe Petra.
Du fragst dich manchmal, was du schlimmes verbrochen hast, weil dir das widerfahren ist?
Ich kann dir keine Antwort darauf geben, aber ich glaube, dass diese Frage keine Berechtigung bei dir haben sollte.
Das Leben passiert einfach - mit seinen Höhen und Tiefen. Wir haben keine Wahl als es einfach anzunehmen und das Beste daraus zu machen.
Ich glaube, das ist uns bislang allen gut gelungen - wir alle hier können und konnten das Wichtigste, das was zählt, einem lieben Menschen geben und damit sollten wir zufrieden sein. Wir können diesen Zustand nicht ändern.

Was mir allerdings spontan einfiel, als ich deinen Satz las, war folgendes - mein Papa erzählte es mal:
Mein lieber Papa war aus erster Ehe verwitwet mit 4 kleinen Kindern. Der jüngste war grade 1,5 Jahre alt - die Älteste 11.
Als mein Papa (Prostestant, nicht gläubig) sich mit einem katholischen Pfarrer unterhielt und ihn fragte, was er denn verbrochen hätte, dass der liebe Gott ihm seine gute Frau und den Kindern die liebende Mutter genommen hätte, antwortete dieser: Jeder bekommt DAS aufgebürdet, von dem Gott glaubt, dass er es schafft.

Tja... ich war im ersten Moment sprachlos - mein Papa belächelte die Situation, die er damit beschrieb und sagte mir: In der Bibel steht auch "Du sollst glauben..." - das heißt, du sollst glauben, dass es so war, wie es dort steht.
Mir sind keine Beweise für die Existenz und das geführte Leben von Jesus bekannt, aber ich erkläre mir das alles so: die Menschen brauchen einen Glauben, dem sie sich anvertrauen können. Und da viele von ihnen seit Jahr und Tag fast von und mit der Bibel leben und erwachsen wurden, glauben sie das, was da geschrieben steht. Andere glauben an andere Dinge, die ihnen Halt geben.
Und trotzdem finde ich die Frage meines Papas an den Pfarrer nicht beantwortet. Zumal kaum ein Mensch diese Krankheit "schafft".

Du darfst dich niemals für irgendetwas schuldig fühlen, weil dein lieber Papa diese Bürde auf sich nahm.

Ich bin auch davon überzeugt, dass selbst bei mir die Phase der temporären unendlichen Trauer mal wiederkommt. Silvester jährt sich Papas Todestag. Obwohl es ein schreckliches Datum ist (wie jedes schreckliche Todesdatum), finde ich dieses Datum irgendwie magisch. Magisch für Papas letzte Reise.
Ich schrieb in meinem Erfahrungsbericht, dass Papa immer ein ordentlicher, korrekter und sehr gerechter Mann war, der uns mit viel Liebe erzogen hat.
Mit diesem Datum hat nicht nur das Jahr 2007 geendet - es hat auch Papas Leben geendet bzw. seine Reise hinter den Horizont begonnen. Sauber und korrekt schloss er das verdammte Jahr ab, damit seine Lieben in ein neues, freieres, glückliches und kraftvolles Leben starten können.
Was Mama und ich an diesem Jahrestag machen werden, weiß ich noch nicht... vielleicht mit ihr zusammen um 0.00 Uhr ein Feuerwerk zum Gedenken an unseren geliebten Papa anschauen, zahlreiche Tränen vergießen und ihm in die Sterne schicken, dass wir ihn unendlich lieben.

Wie begehst du, liebe Petra, den Todestag deines Vaters?
Gibt es Rituale für dich und/oder deine Familie?

Liebe Grüße und
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (31.07.2008 um 20:34 Uhr)
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  #11  
Alt 02.08.2008, 19:43
Noroelle Noroelle ist offline
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Beiträge: 3
Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Hallo Ihr Lieben!

Ich bin sehr froh darüber, daß hier so ein intensiver Austausch stattfindet!!
Leider (oder zum Glück) werde ich in den nächsten 2 Wochen nicht schreiben können, da mein Mann und ich Urlaub machen , aber vorher wollte ich noch auf ein Buch hinweisen, was ich gekauft habe und was ich absolut wohltuend finde: Roland Kachler: Meine Trauer wird dich finden. Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit (Kreuz Verlag).
Der Autor ist Psychotherapeut aber in erster Linie selbst Betroffener (sein Sohn starb mit 16). Schnell fand er heraus, das die "gängige" Trauerliteratur ihm nicht helfen konnte, weil oft die gängige Meinung vorherrscht, daß man lernen muß "loszulassen" (was immer das auch heißt). Der Autor spricht sich dafür aus, das man eine neue, andersartige und auch sehr emotionale, intensive Beziehung zu dem Verstorbenen aufbauen soll.
Ich habe das Buch in fast einem Rutsch durchgelesen und fühlte mich sehr gut verstanden; der Autor hat auch sehr schöne praktische Übungen und Tips entwickelt. Ich kann es absolut empfehlen und freue mich, wenn der/die ein oder andere/r auch davon profitieren kann!!
Alles Liebe,
Noroelle
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  #12  
Alt 08.08.2008, 16:39
Ronnya Ronnya ist offline
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Beiträge: 989
Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Hallo Noroelle...
Hoffe du hast einen schönen Urlaub und kannst ein bißchen abschalten.....,
Meld dich wenn du wieder im Land bist....

Einen lieben Gruß
Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
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