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  #1  
Alt 26.12.2016, 01:48
Hubi1981 Hubi1981 ist offline
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Standard Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo liebe Forengemeinde,

Ich bin hier bisher als stille Mitleserin unterwegs, weil mir bisher oft der Mut fehlte aktiv teilzunehmen. Ich habe vor den Mitgliedern dieses Forums den größten Respekt, deren Schilderungen oft sehr unter die Haut gehen und oftmals diverse Fragen in mir auslösen- was ein Mensch aushalten kann, was einen Mensch dazu bewegt das Leben trotzdem zu lieben, genießen und weiter aktiv zu gestalten. Mittlerweile kann ich mir diese Frage zum Teil selbst beantworten - weil man nur dieses eine Leben hat und es viel (nicht ausschliesslich) von einem selber abhängt was man daraus macht.
Kurz zu meiner Person, ich bin selber nicht Betroffene, sondern Angehörige. Mein langjähriger Partner bekam in der ersten Januarwoche 2016 die Diagnose Darmkrebs, eine umfangreiche OP und eine Chemotherapie folgte, im Sommer war diese abgeschlossen. Seither geht er regelmäßig zu den Nachsorgen. Hinzu kommt, dass es sich bei ihm um eine erbliche Form des Darmkrebs handelt, er hat also eine stark erhöhte Prädisposition für Krebserkrankungen.
Nun zu meinem Anliegen: eigentlich wollten wir 2016 versuchen eine Familie zu gründen. Dann kam die Geschichte dazwischen. Nun gewinnen wir vorsichtig + langsam Abstand zu allem und da steht auch die Frage im Raum, was soll aus unserem Kinderwunsch werden. Wir beide wollten immer Kinder haben und es fällt mir schwer mich davon zu verabschieden. Sicherlich, man kann auch ein erfülltes Leben ohne Kinder führen, aber ich bekomme das Thema nicht aus meinem Kopf. Und auch meinem Partner geht es ebenso. Was es mir aber unendlich schwer macht, ist die Gefahr, dass der Nachwuchs die Krankheit, also die Prädisposition, erben könnte. Man riskiert also wissentlich die Gesundheit der Kinder. Sind wir egoistisch wenn wir trotzdem versuchen eine Familie zu gründen, darf man Kindern so etwas "aussetzen"? Ich weiß dass mir niemand eine Antwort darauf geben kann, es geht mir aber darum verschiedene Sichtweisen auf dieses Thema zu sammeln. Ich möchte hier auch niemanden verletzen, verurteilen usw. Es geht mir nur darum verschiedene Meinungen zu hören und deren Erklärung, entscheiden müssen letztlich wir.
Ich habe lange überlegt ob ich diese Diskussion hier im Forum starten soll, sicherlich auch aus Angst vor den möglichen Antworten, aber es nützt ja nichts, manche Dinge müssen diskutiert werden, auch wenn unangenehme Reaktionen möglich sind. Ich habe 2016 schon viele schlimme Momente erlebt und bin aus meinem bisher rosaroten Leben aufgewacht und trotzdem stehen wir im Moment zumindest wieder mit aufrechter Haltung im Leben - da sollte ich in der Lage sein auch mit Kritik umgehen zu können. Ich wünsche Euch, als Betroffene und Angehörige, und uns dass 2017 ein gutes Jahr wird.
Viele Grüsse,
Caro
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  #2  
Alt 26.12.2016, 05:58
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Beiträge: 395
Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo Caro

Dass das jeder selbst wissen muss, brauche ich ja nicht zu erwähnen.

Ich jedenfalls stamme aus einer Krebsfamilie. Und weder der Tod meiner Mutter als ich gerade erst die Schule fertig hatte, noch meine eigene Krebs Diagnose dieses Jahr ändern etwas daran, dass ICH sage: Wieso sollte es besser sein nicht geboren zu werden?
"Gesundheit auf's Spiel setzen" klingt ja, als gäbe es für das Kind eine Alternative sicher gesund zu bleiben. Aber so ist es nicht. Das Kind wird entweder unvollkommen geboren (Wie doch alle Menschen unvollkommen sind) - oder gar nicht. Warum sollte "gar nicht" besser sein?
Meine Meinung.
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  #3  
Alt 26.12.2016, 12:08
Benutzerbild von Tinele
Tinele Tinele ist offline
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Beiträge: 822
Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Mein Mann kommt aus einer "Krebsfamilie " . Oma , zwei Tanten sind schon tot , seine Mutter hatte schwer Krebs , darf sich aber einem recht guten Leben erfreuen
Bis er krank wurde , hab ich mir darüber nie Gedanken gemacht . Im Nachhinein muss ich sagen , unsere Kinder gäbe es trotzdem .
__________________
Mein Mohle - Diagnose von SPK Krebs am 3.6.2014

Seither ist nichts mehr , wie es vorher war .

Du weißt erst wie stark du bist , bis stark sein die einzige Option ist , die dir noch bleibt !
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  #4  
Alt 26.12.2016, 15:51
lotol lotol ist offline
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Beiträge: 716
Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo Hubi1981,

Zitat:
...deren Schilderungen oft sehr unter die Haut gehen und oftmals diverse Fragen in mir auslösen- was ein Mensch aushalten kann, was einen Mensch dazu bewegt das Leben trotzdem zu lieben, genießen und weiter aktiv zu gestalten. Mittlerweile kann ich mir diese Frage zum Teil selbst beantworten - weil man nur dieses eine Leben hat und es viel (nicht ausschliesslich) von einem selber abhängt was man daraus macht.
Auch bei der Abwägung, wie die Wunscherfüllung nach einem Kind "bewerkstelligt" werden könnte, geht es um eine realistische Einschätzung.

Zitat:
Wir beide wollten immer Kinder haben und es fällt mir schwer mich davon zu verabschieden. Sicherlich, man kann auch ein erfülltes Leben ohne Kinder führen, aber ich bekomme das Thema nicht aus meinem Kopf. Und auch meinem Partner geht es ebenso. Was es mir aber unendlich schwer macht, ist die Gefahr, dass der Nachwuchs die Krankheit, also die Prädisposition, erben könnte.
Ob bzgl. Krebs überhaupt etwas vererbt werden kann, ist bisher unklar.
Aus meiner Sicht ist es jedenfalls nicht hinreichend genug bewiesen, um das eigene Handeln von "Prädispositionen" abhängig zu machen.

Zitat:
Man riskiert also wissentlich die Gesundheit der Kinder. Sind wir egoistisch wenn wir trotzdem versuchen eine Familie zu gründen, darf man Kindern so etwas "aussetzen"? Ich weiß dass mir niemand eine Antwort darauf geben kann, es geht mir aber darum verschiedene Sichtweisen auf dieses Thema zu sammeln. Ich möchte hier auch niemanden verletzen, verurteilen usw. Es geht mir nur darum verschiedene Meinungen zu hören und deren Erklärung, entscheiden müssen letztlich wir.
Wenn man sich Kinder "zulegt", riskiert man etwas ganz anderes:
a) daß sie vorzeitig - woran auch immer - sterben könnten.
b) daß man sich dann, falls sie an einem Krebs sterben sollten, fragen könnte, ob bzw. wodurch das hätte verhindert werden können.
c) daß man sich ( b) weitergedacht ) fragen könnte, ob man bei der "Zulegung" nicht evtl. einen Fehler gemacht hat.


Jüngst sprach meine Tochter mit mir über ihren Kinderwunsch, weil sie auch Kinder haben will. Das ist noch nicht aktuell, aber sie dachte darüber nach.
Unter den Prämissen:
Mütterliche Linie:
Opa: Darmkrebs. Operiert und geheilt.
Oma: Starb "krebsfrei" an Altersschwäche.
Mutter: Brustkrebs. Operiert und geheilt.
1. Tante: Nierenkrebs. In permanenter Behandlung. Bisher überlebt und mit gewissen Nebenwirkungen normal weiterlebend.
2. Tante: krebsfrei
Onkel: krebsfrei

Väterliche Linie:
Vorher kein Krebsfall bekannt.
Ich: Lymphdrüsenkrebs (bösartig). Standard-Therapie und geheilt.

Was ich ihr dann sagte, gebe ich gerne an Dich/Euch weiter.
Vielleicht kann es Euch ein wenig helfen.

Wenn Du ein Kind haben willst, sind die Möglichkeiten, Dir ein's zuzulegen recht beschränkt, weil man sich kein's, z.B. aus Lindenholz, "daherschnitzen" kann.
Wenn Du also von der Möglichkeit absiehst, eine befruchtete Eizelle von Dir zu einem Kind heranwachsen lassen zu wollen, bleibt nur noch eine Adoption übrig.

Sozusagen ein bereits "fertiges" Kind anzunehmen.
Funktioniert i.d.R. auch einwandfrei, weil das "Graugans-Verhalten" dabei "greift":
http://www.planet-wissen.de/natur/vo...aensen100.html

Der "Haken dabei" ist aber, daß dieses Kind zwei Dir völlig unbekannte Erbgüter hat.
Und dann nimm mal an, daß mit diesem Kind irgendetwas ist, das Dir völlig fremd ist.
Muß gar kein Krebs sein.
Würden Dir dann nicht Zweifel kommen, ob die Adoptions-Entscheidung vielleicht falsch war?

Also mach Dein Kind besser mit einem Partner, den Du liebst, selber.
Ganz abgesehen vom "Zeugungs-Vergnügen" wißt ihr dann eher, was Sache ist.
Kann natürlich auch nicht davor "schützen", daß mit dem Kind irgendetwas ist.
Muß gar kein Krebs sein.
Dann können auch Zweifel kommen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, ein Kind zu adoptieren.

Kannst auch den Wunsch nach Kindern ersatzlos streichen.
Und Dich dann vielleicht irgendwann fragen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, doch Kinder zu haben.

Es hat wenig Sinn, sich im Leben an etwas zu orientieren, was vielleicht kommen könnte.
Jeder muß wissen, was er will.
Und das dann auch konsequent tun. Incl. den Folgen des eigenen Handelns.

"Schenkt" man Kindern das Leben, beinhaltet das auch, daß in ihrem Leben irgendetwas "schief" gehen kann.
Muß gar kein Krebs sein.
Wenn man nicht bereit dazu ist, das mit den Kindern "mittragen" zu wollen, legt man sich am besten gar keine zu.

Zitat:
Es geht mir nur darum verschiedene Meinungen zu hören und deren Erklärung, entscheiden müssen letztlich wir.
Ja, genau so ist es.
Wie geht es Deinem Mann?
Krebs plattgemacht?
Wünsche Euch alles Gute für 2017.


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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  #5  
Alt 27.12.2016, 23:41
Skayy Skayy ist offline
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Registriert seit: 27.12.2015
Beiträge: 19
Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Also ich hatte schon 1x Darmturmor und 3x Karzinom der Haut. Ich habe HNPCC und das Muir Torre Syndrom. Mein Sohn war bei der ersten Erkrankung (Darm) 1 Jahr. Meine Eltern sind auch beide an Krebs verstorben. Ich habe es überlebt und mein Sohn ist jetzt 6 Jahre alt. Ich hätte gerne noch ein Kind, möchte diese durchlebten Ängste aber nicht (m)einem Kind "mutwillig" zumuten. Daher habe ich mich entschieden, kein 2. Kind in die Welt zu setzen.

V.G., Skayy
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  #6  
Alt 08.02.2017, 10:19
Hubi1981 Hubi1981 ist offline
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Beiträge: 2
Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo,

erst mal lieben Dank für die Antworten und sorry für meine späte Rückmeldung. Januar war der Monat der Kontrolluntersuchungen, sowohl Nachsorge als auch Vorsorge, zog sich insgesamt 3 Wochen hin bis zum Gespräch mit dem Onkologen. Dann aber Entwarnung. Diese Zeit der Ungewissheit ist für mich immer eine kleine Herausforderung, wo ich nicht links und rechts schaue, sondern mich im Alltag einlulle. Ich weiß, dass wir dankbar sein müssen wenn die Ärzte alles supergenau nehmen und lieber einmal zu viel, als zu wenig kritisch überprüfen - trotzdem kostet es Kraft die Wartezeit auf die finalen Ergebnisse zu überbrücken.
Ein Jahr nach der Diagnose ist jetzt rum, die Therapie wurde vor 7 Monaten abgeschlossen, da die Erkrankung doch schon weit fortgeschritten war. Prognose haben wir keine bekommen, aber das ist ja auch nicht verwunderlich – schließlich kann keiner in die Zukunft schauen.
Meinem Partner geht es soweit gut, er hat wenige Einschränkungen zurückbehalten und selbst hier haben wir Hoffnung, dass es immer noch ein wenig besser wird. Und wenn nicht, dann besser damit als gar nicht leben. Mein Liebster nimmt das neue Leben deutlich besser an als ich. Aber vielleicht brauche ich einfach mehr Zeit.
Bezüglich meiner eigentlich hier ins Forum gestellten Frage zum Kinderwunsch. Ich stimme zu, dass man zum Thema Vererbung von Krebserkrankungen bzw. genauer formuliert die Vererbung einer erhöhten Prädisposition wohl noch am Anfang steht. Aber bei wenigen Darmtumorerkrankungen (HNPCC) und auch bei einigen Brustkrebserkrankungen hat man schon Gene identifiziert, bei denen bestimmte Mutationen die Prädisposition an Tumoren zu erkranken deutlich erhöht im Vergleich zu nicht-Mutationsträgern. Das heißt nicht zwangsläufig, dass der Merkmalsträger zu 100% erkranken wird, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.
Und das bei der Entstehung eines neuen Lebens viel schiefgehen kann weiß ich, aber so was kann man immer irgendwie verdrängen –weil das jeden betrifft. HNPCC wird jedoch mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% vererbt, und dass kommt zu allen anderen Möglichkeiten oben drauf. Es ist also eine bewußt von mir getroffene Entscheidung dies zu riskieren. Und es überfordert mich völlig – ich kann diese Frage nicht mit ja oder nein beantworten.
Liebe Grüße,
Caro
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Stichworte
darmkrebs, erbkrankheit, hnpcc, kinderwunsch


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