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  #1  
Alt 28.03.2008, 22:45
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Blume68 Blume68 ist offline
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Beiträge: 1.752
Unglücklich Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Hallo an alle lieben Schreiber hier,

ich habe das Bedürfnis, hier mitzuschreiben, auch wenn ich noch nicht sooo lange in diesem Forum mitlese.
Seit ich es entdeckt habe, bin ich überwältigt von der Offenheit, Teilnahme, Unterstützung, und der Energie,
die aus all den
Beiträgen spricht – und ich war oft beim lesen be- und gerührt!
Deshalb traue ich mich einfach mal...

Ich war mir nicht sicher, welches Forum ich ansprechen soll – so versuche ich
es hier, weil es vielleicht schneller einzuordnen ist, um welche Krebsform es geht.

Ich brauche eure Hilfe und bitte euch herzlich darum – damit ich selbst helfen
und weiter unterstützen kann. Damit die Angst nicht langsam überwiegt.


Bei meiner lieben Mutter, 75 Jahre alt, ist Anfang März ein kleinzelliges Bronchialkarzinom
festgestellt worden.
Es hat bereits in die Leber gestreut, und ist auch deshalb eher zufällig bei einem Ultraschallbild
festgestellt worden.
Seither ist nichts mehr wie es war...

Nachdem ihr Sohn und ihr Mann gestorben sind, hat sie noch meine
Schwester und mich.
Uns verbindet ein enges, liebevolles Verhältnis.

Nach den Todesfällen baute meine Mutter über die letzten Jahre rapide ab.
Sie bekam alle möglichen Erkankungen, u.a. chronische Polyarthritis, womit
sie aufgrund sehr guter Medikamente bisher gut klarkam.
Sie lebt allein.

Soweit zum Hintergrund. Es ist eben leider nicht NUR der Krebs, der ihr in
Zukunft zu schaffen machen wird.

Ich möchte erstmal nur kurz auf die medizinischen Details eingehen.

Sie ist jetzt seit drei Wochen im Krankenhaus, in meiner Nähe.
Nach den ersten nötigen und gründlichen Untersuchungen wurde festgestellt:
eine OP ist nicht möglich. „Ummauerung des Unterlappenbronchus mit
höchstgradiger Stenosierung der Segmentbronchien 6, 7 und 10.“
Eine befreundete ehemalige OP-Schwester hat mir so gut wie möglich die
drei Seiten Befund „übersetzt“ – es sieht aufgrund mehrerer Faktoren
überhaupt nicht gut aus.

Behandlung: Chemotherapie palliativ mit Carboplatin und Etoposid, alle
3 Wochen für 3 Tage.

Die Beiträge und einige Recherchen im Internet sagen über diese Krankheit
meist aus: es KANN relativ schnell gehen..


Sie hat gerade ihre erste Chemo hinter sich, die ersten Nebenwirkungen sind
spürbar (sie ist noch im Krankenhaus in meiner Nähe, ich bin jeden Tag da,
meine Schwester wohnt weiter weg): erste eine Lungenentzündung, die mit Antibiotika
behandelt werden muss(te), dann Nasenbluten ohne Ende;
gestern die weissen Blutkörperchen auf Null, Isolierung in einem separaten Zimmer, zu Besuch
geht erstmal nur noch „vermummt“. Seit heute gehen ihr langsam die Haare aus – wobei DAS
sie NOCH nicht so belastet. (lächel)

In Zukunft wird ihre Polyarthritis sie vermehrt quälen, weil die hilfreichen
Medikamente aus einer Studie aufgrund der Chemo abgesetzt werden mussten.
Diese Medikamente haben dafür gesorgt, dass sie so lange allein in ihrem
Haus allein zurecht kam.


Warum ich schreibe, ist vor allem, weil ich momentan spüre, dass ich
Schwierigkeiten habe bei Besuchen und Gesprächen mit ihr.
Ich war immer gewöhnt, dass das, was ich für sie TUN konnte
(Unterstützung, in welcher Art auch immer, früher) etwas positives bei ihr
bewirkt hat – sei es einfach DA sein, für sie was schönes kochen, mit ihr einen
schönen Abend verbringen, reden, lachen... ich kann sie gut motivieren, gut zuhören,
wir haben einen innigen Draht – aber mittlerweile fällt es mir immer schwerer, sie aufzubauen;
ich habe zunehmend Sorge, das „richtige“ zu sagen.
Das liegt eben daran, dass ich mittlerweile genug über diese Krankheit weiss, und sie nicht.
Und die Ärzte haben mir geraten, sie erstmal darin zu unterstützen, dass sie sich stark macht.
Ich bin normalerweise in der Lage, in dem Moment, wenn ich bei ihr bin, „umzuschalten“ auf
Unterstützung. Ich schiebe meine Sorgen weg, und bin ganz für sie da – und wenn sie mal weint,
sage ich ihr: „..das muss auch mal raus, lass es zu, wenn du möchtest.
Halte es nicht meinetwegen zurück.“ Aber ich dränge nicht drauf.


Ich bin ganztags berufstätig, und denke natürlich auch an das, was noch an Weg vor uns
liegt.

Ihr werdet euch fragen: worauf möchte sie nun hinaus?
Es ist mein Konflikt mit der Offenheit.
Es sind Beispiele wie heute. Wenn sie zum Beispiel sagt, während ich
bei ihr bin:
„Mein Leben wird nie mehr so sein, wie es war. – Das ist doch kein Leben, oder?
Immer nur Chemo – mein ganzes Leben lang.“

Und ich, spontan trösten wollend: „Alles ist so gut, wie man was draus macht!
Wir werden das beste daraus machen! Auch wenn man Chemo nicht sein ganzes
Leben lang machen kann. Es hat ja auch Nebenwirkungen.“

Sie: „Und dann? Dann sterbe ich, oder?“
Ich hätte mich ohrfeigen können!!!

Ich habe ihr sofort entgegnet, dass es noch genug Möglichkeiten gibt – wenn sich der
Tumor verkleinert, vielleicht doch noch Bestrahlung, oder überhaupt ein Zurückgehen
des Tumors. Natürlich hoffe ich das auch! Aber ich merke, dass meine Sorge und Angst,
dass SIE leiden muss, überwiegt. Es geht dabei nicht um MICH – ich habe Angst vor
dem, was auf SIE zukommt - die Chemos, die Nebenwirkungen, das vielleicht mal nicht
mehr alleine wohnen können zu Hause. Das ist ihr so wichtig, ihre Selbständigkeit.

Und vor allem: dass sie dauend meint, sich für UNS stark machen zu müssen!
Oder gar verdrängen... sie hat doch auch Ängste...aber ich spüre, sie hat Sorge,
uns damit zu belasten.
Wie offen darf ich mit ihr reden? Darf ich sie ermutigen, auch Ängste zuzulassen?
Oder soll ich sie „nur“ ermutigen, nach vorne zu schauen?
Positiv zu denken?
Ich fühle mich im Moment so verunsichert...

Ich kann mittlerweile im Job kaum noch denken, einfach, weil mein Input zur Zeit so
hoch ist. Ich bin weder „abgedreht“ noch überbesorgt oder panisch, es belastet mich
einfach zunehmend. Und wir stehen ja erst am Anfang einer Behandlungszeit...

Meine Mutter sagt, ich tue ihr gut, meine Besonnenheit und Unterstützung –
zur Zeit habe ich nur leider einen Punkt erreicht, an dem ich dauernd denke:
was kommt noch?
Schaffe ich das? Ich MÖCHTE hoffen, und ihr genau diese Hoffnung vermitteln,
damit sie nach vorne schauen kann, und sich nicht aufgibt.
Nicht allein unseretwegen – für SICH!
WENN sie das möchte und kann!

(Ich schreibe das, wohl wissend, dass das auch Betroffene lesen.
Bitte, das soll nicht falsch ankommen! Was ich damit meine, ist: sie hat sich in
den letzten Jahren so oft für uns stark gemacht - obwohl sie für SICH manchmal gar
nicht mehr wollte, wie sie sagte - ich wäre glücklicher, wenn sie das auch für sich
tun könnte und wollte. Dieser Satz bezieht sich nur auf
ihre und unsere eigene Situation.)


Ich werde immer IHRE Wünsche ganz oben anstellen, und IHRE Zeit, die sie braucht.
Und merke dabei, wieviel Kraft das kostet...wo ich doch eben diese Kraft brauche,
um sie zu unterstützen.

Kann mir jemand Mut machen, dass das zu schaffen ist...?...
Oder seine Meinung sagen, wie offen man dem Betroffenen gegenüber, was diese
Krankheit angeht, sein sollte? Auch wenn das von Mensch zu Mensch anders ist, klar.
Ich möchte einfach nur mein bestes geben können....

Tut mir leid, wenn es länger geworden ist...und danke für´s lesen...

Blume

PS: wenn mein Beitrag eher ins „Angehörigen-Forum“ gehört, möge es bitte
jemand von euch verschieben. Ich war einfach unsicher, musste aber jetzt
einfach schreiben...sorry.

Geändert von Blume68 (29.03.2008 um 18:55 Uhr)
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  #2  
Alt 29.03.2008, 09:21
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Beiträge: 1.348
Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Hallo Blume,
lass Dich erst mal umarmen und willkommen heißen.Ich hoffe Du findest hier genauso wie ich viel Trost und Unterstützung.Auch ich bin Angehörige und wusste erst nicht wo ich mit meinen Gedanken und Gefühlen hin soll.Da ich keinerlei Ahnung von Computer und Foren hatte bin auch ich hier bei den Betroffenen gelandet und hab in meiner unwissenheit auch noch gleich einen neuen thread aufgemacht.Bis jetzt hat sich noch niemand beschwerd,ganz im gegenteil.
Viel kann ich Dir vielleicht nicht helfen,da die Situation auch bei uns noch neu ist,aber glaub mir es geht weiter und manchmal besser als man sich im Augenblick vorstellen kann.es ist zuschaffen, mal mehr mal weniger gut,aber es geht.Auch Du wirst Kräfte entwickeln von denen Du nie geahnt hast das Du sie hast.Und glaub mir Deine Befangenheit mit Deiner Mutter über dies alles zureden ist auch nicht unnormal, mein Mann und ich konnten vor der Diagnose über alles reden und nun müßen wir es neu lernen.

Sei ganz lieb umarmt, ich schick Dir ein grosses Kraftpaket,denk daran Du bist hier nicht allein.

LG Lissi
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Franz Kafka

Meine Beiträge stellen lediglich meine Meinung dar. Niemand muss sie akzeptieren, jeder darf es. Meine im KK-Forum veröffentlichten Bilder und Texte sind (auch in PN's) mein geistiges Eigentum. Ansonsten berufe ich mich auf die Nutzungsbedingungen des KK.
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  #3  
Alt 29.03.2008, 10:55
hexxer hexxer ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 69
Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Liebe Blume,
auch ich umarme dich und hoffe du findest hier die Kraft und Ruhe die uns allen weiterhilft.
Ich bin Abgehörige und Betroffene. Mein Mann hat einen keinzelligen LK mit Hirnmetastasen und ich ein Zugengrundkarzinom. Bei meinem Mann wurde LK im April 07 festgestellt, Anfang 08 die Metas, die zu einer halbseitigen Lähmung geführt haben.
Es ist tatsächlich so wie Lissi schreibt, man hat wirklich ungeahnte Kräfte und das darüber sprechen normalisiert sich auch mit der Zeit.
Auch von mir ein Kraftpaket

Liebe Grüße
Dagmar
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  #4  
Alt 29.03.2008, 12:14
östel östel ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 15.11.2007
Beiträge: 842
Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Liebe Blume, erst mal und sei wilkommen hier im Forum!
Auf Dich stürmt ja viel ein im Moment und ich bin sicher, dass jeder hier diese Situation kennt. Sicher aus den unterschiedlichen Perspektiven von Angehörigen und Selbstbetroffenen, aber unsere gemeinsamen Themen sind der Verlust, die Angst und dann die ganz alltäglichen Frust und Freudegeschichten der Behandlung des Sch.
Du hast so viel geschrieben aber ein Satz ist bei mir deutlich hängen geblieben: Du tust ihr gut, Deine Besonnenheit und Unterstützung! Erhalte Dir dies, sie spürt das ja schon!
Vertrau Dir wieder selbst. Denke nicht so viel daran was eventuell auf Euch zukommt! Bleib im Moment und belaste dich nicht mit eventuellen Folgen von Medikamenten und von Abläufen der Krankheit. Du wirst, gemeinsam mit ihr. Schritt für Schritt in die Situation hineinwachsen.
Es gibt für mich ein Motto welches mir immer wieder hilft. Ein Motto der alten Stoiker: wir fürchten uns nicht vor den Dingen an sich, sondern vor unserer Vorstellung von den Dingen.
Pack das Angstgespenst, gib ihm eine Tritt und dann findest Du ganz langsam den Weg mit Deiner Mutter. Und wenn das Angstgespenst wieder auftaucht, das tut es regelmässig, dann schreib hier bei den Angehörigen oder wo immer Du mitreden möchtest. Das Mitfühlen mit den Anderen und das Mitreden und Gehörtwerden, das hilft, ganz bestimmt! Ich wünsche Dir erst mal ein schönes Wochenende. LG Regina

Geändert von östel (29.03.2008 um 12:23 Uhr)
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  #5  
Alt 29.03.2008, 14:55
Benutzerbild von Blume68
Blume68 Blume68 ist offline
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Beiträge: 1.752
Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Liebe Lissi, Dagmar und Regina-

ein ganz dickes DANKESCHÖN für eure schnellen Antworten!!
Darüber hab ich mich so gefreut!

Frage an Lissi: ich entnehme deinen Worten mal, dass ich mit
meinem Beitrag hier bei den "Betroffenen" nicht ganz richtig
plaziert bin, oder? Kann denn jemand von den Moderatoren meinen
Beitrag "verschieben"?

Ich habe heute eh schon gedacht, ich lösche besser
einen Teil des Textes...ist mir wirklich recht lang geraten...seufz...
bis sich DA einer durchgelesen hat...

Komme gerade aus dem Krankenhaus, mit dem "Vermummungsgedöns"
und dem Mundschutz kommt man sich ziemlich komisch vor, aber heute
ging es trotzdem ganz gut. Ich hab liebevoll mit ihr "geschimpft", weil sie
das Wasser stehenlässt, und stattdessen nur noch Cola Light trinkt- sie
kann das Wasser nicht mehr sehen, versteh ich ja - und
auch nicht viel. Ihre ganze Haut juckt, und selbst wenn es von der
Chemo kommt...? - ich hab gesagt, trinken muss sein, auch damit sich
ihre Haut entspannt.
Dank euren Beiträgen kam ich auf "Orthomol immun",
was ich ihr mitgebracht habe. (ein ähnliches Produkt hatte sie früher
schon öfter genommen.) Ich hoffe, es baut sie auf.

Immer wieder kommt der Satz "jetzt wird sich mein ganzes Leben ändern",
wozu ich aber heute nichts gesagt habe. Stimmt ja auch doch irgendwie,
es wird sich einiges ändern. Immerhin isst sie, wenn auch nicht mit
Begeisterung. Und ich, ich werde jetzt erstmal eine Runde spazierengehn,
das wird hoffentlich gut tun. Und dann lese ich eure Beiträge noch mal
in Ruhe genau.

Euch einen schönen Samstag, und alles liebe!

Blume, die sich für heute abend mal vornimmt, dem "Angstgespenst einen Tritt zu geben"...lächel.

Geändert von Blume68 (29.03.2008 um 15:03 Uhr)
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  #6  
Alt 29.03.2008, 15:11
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Beiträge: 1.348
Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Hallo Blume,
da hab ich mich vielleicht mißverständlich ausgedrückt,wollt sagen das, obwohl ich Angehörige bin, mich hier alle herzlichst aufgenommen haben.
Sei nochmals lieb gedrückt und gegrüßt
Lissi
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  #7  
Alt 18.05.2008, 00:54
Spartan28 Spartan28 ist offline
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Beiträge: 1
Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Hallo Blume,

als ich deinen Eintrag lass spiegelte das einen Teil meiner Erfahrung dieser Krankheit wieder. Ich habe meine Mutter vor zwei Wochen an dem kleinzelligen Bronchialkarzinom verloren. Sie wurde 56 Jahre alt und ich bin 28 und das ist alles nicht einfach für mich weil ich meine Mutter noch gebraucht hätte. Ich hatte auch eine sehr innige Beziehung zu ihr, sie war der Mensch mit dem ich über alles sprechen konnte, wir haben Stundenlange Gespräche geführt und das gab mir immer Kraft und Mut und das fehlt mir jetzt am meisten aber ich will dich jetzt nicht demoralisieren, ganz im Gegenteil. Ich werde nie den Tag vergessen an dem die genaue Diagnose uns mitgeteilt wurde, ich fuhr anschliessend vom Krankenhaus nach Hause googelte den Begriff kleinzelliges Bronchialkarzinom und brach fast heulend zusammen, das ging fast drei Stunden lang so aber ich konnte nicht aufhören mir immer mehr Berichte über diese Krebsform durchzulesen. Meine Mutter hat insgesammt 6 Chemokurse durchgemacht wo sie insgesammt 5 Tage lang im Krankenhaus lag und davon 3 Tage lang Infusionen bekam, danach folgten ca. über 50 Bestrahlungen inkluse der prophylaktischen Gehirnbestrahlung. Ich gab meiner Mutter nie genau die gleichen Informationen die ich über diese Krankheit hatte und das war Rückblickend auch gut so, man sollte einen Krebspatienten niemals zeitlich festlegen nach dem Motte, deine Lebenserwartung beträgt x Monate. Sie wusste das sie schwer krank war hat aber auch immer gesagt ich könnte nach einem Jahr sterben vielleicht aber noch 10 Jahre leben und ich habe ihr diesen Gedanken gelassen. Da meine Eltern sich vor acht Jahren getrennt hatten bin ich wieder zu ihr gezogen um sie besser zu versorgen zu können und das sie nicht einsam ist. Trotz der beschwerlichen Chemo & Strahlentherapie hatten wir in diesem Jahr auch schöne Zeiten, ich glaube das ich in dieser Zeit mit meiner Mutter ein besonderes Band aufgebaut hatte, das ist schwierig zu erklären! Was passieren kann ist das deine Mutter auch mal übere längere Zeit agressiv wird aber nimm es nicht persönlich! Du wirst dich oft fragen, schaffe ich das alles und die Antwort ist ja! Nutze die Zeit die du mit deiner Mutter hast so intensiv wie möglich und sprich immer mit den Ärzten. Da deine Mutter schon ein gewisses Alter erreicht hat ist die Krebszellteilung nicht mehr so hoch, das ist positiv da die Metastasen sich nicht so schnell entwickeln wie z.B. bei meiner Mutter, sie ist schliesslich an Gehirnmetastasen gestorben aber nimm das bitte nicht als Maßstab da jeder Krankheitsverlauf anders ist!!! Falls du gerne weiter mit mir in Kontakt bleiben möchtest können wir das gerne machen, ich könnte Dir auch noch eine Tips geben die manche Dinge erklären oder vereinfachen, ansonsten wünsche ich Dir viel Kraft und deiner Mutter alles Gute!

LG
Spartan
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  #8  
Alt 18.05.2008, 22:52
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Hallo Ihr Lieben,
ich hatte mir mal zwei Tage "KK-frei" verordnet, weil ich ein bischen "Abstand" brauchte...da aber morgen wieder Bürostress angesagt ist, antworte ich doch lieber heute abend.

Liebes Engelchen,
dir hab ich ja schon gedankt für deine Worte! Bist ein Schatz.
Paß gut auf dich auf - und laß dir die nächsten Tage nicht zu lang werden - weißt schon, gelle?


Liebe Lissi -
von dir nehm ich mir immer ganz viel mit! Über deine Worte "Nur die Angst vor dieser Krankheit lässt uns wanken..." habe ich sehr viel nachgedacht, und sie haben mir sehr viel gebracht. Ich danke dir!


Und DU, liebe Bibi -
doch, ich bin dir unendlich böse, wenn du mir keine Romane antwortest! Scherz beiseite - ich MÖCHTE gerne, ob kurz oder lang, das lesen, was dir dein Bauch sagt - also raus damit - und keine falsche Bescheidenheit! Du hilfst mir damit sehr.


Und nun an dich, liebe Spartan -
vor zwei Wochen erst ist deine Mutti gegangen. Das tut mir so leid. Fühl dich von mir ganz feste umarmt!
Ich danke dir herzlich für deine lieben Worte. Auch über diese Worte hab ich viel nachgedacht (jaja, denn gelesen hab ich wohl, nur hier bei mir, und nicht viel woanders, und hab mir das spontane zurückschreiben mal verboten. Sonst krieg ich kein Ende.)
Ich wollte gern etwas zu deinen Sätzen schreiben, daß du deiner Mutter nicht die gleichen Infos über diese Erkrankung gegeben hast, die du selbst hattest.
Nun - das KANN funktionieren. Wenn der/die Betroffene nicht mehr wissen will, und auch von keinem anderen zig Sachen erzählt bekommt...
Meine Ma wollte anfangs auch wenig wissen. Doch das änderte sich zunehmend mit der fortschreitenden Behandlung. Als "Krönung" erzählte ihr bei der, glaube ich, 2. Chemo, eine wesentlich jüngere KH-Zimmernachbarin seelenruhig, welche Eigenschaften und Prognosen einem Kleinzeller zugeschrieben werden. Ich war zunächst entsetzt! Fazit war nämlich: "...die hat auch gesagt, das geht schnell zurück, und kommt dann schnell wieder. Lohnt sich dann denn überhaupt eine Chemo, wenn das eh so schnell wiederkommt?!"

So - da konnte ich entscheiden - "säusele" ich herum, oder bin ich ehrlich? "Ehrlich" heisst für mich: offen und vorsichtig-ehrlich sagen, was sein KANN - NICHT muß. Daß Statistik nichts definitives aussagen kann und muß, außer statistische Werte - daß NIEMAND ihr etwas vorhersagen kann - daß aber sehr wohl die "nette Frau von nebenan" nicht komplett gelogen hat. Das hat für mich nichts mit "zeitlich festlegen" zu tun, niemals (!!!) würde ich mich da auf irgendeine Aussage festnageln lassen von ihr. Aber wenn sie mich direkt anschaut, und Ehrlichkeit von mir erwartet, dann möchte ich dem gerecht werden. Mit den Konsequenzen muß ich allerdings auch leben - also mit sehr grüblerischen Tagen, und mit Ängsten, die sie mit weniger Ehrlichkeit vielleicht nicht hätte.
Was ich damit sagen wollte, ist nur: ich KANN nicht alles steuern - wenn sie auf andere Menschen trifft, die so geradeaus sind, dann muß ich das mit tragen.

Deine Mutter hat für sich die Entscheidung getroffen, mit allen Möglichkeiten zu rechnen. Auch im positivsten Sinne! Und sich nicht verrückt zu machen. (so lese ich das mal bei dir heraus.) Das war wunderbar. Es war für sie sicher eine große Hilfe, daß du dich ihrem Wunsch angeglichen und sie darin unterstützt hast. Auch, daß du zu ihr gezogen bist, finde ich toll! Hut ab. Solch eine Unterstützung ist für mich das Ideal an famliärer Liebe und Unterstützung.
Das geht bei uns leider nicht, und zu uns kommen, für längere Zeit, aus räumlichen Gründen ebenso wenig.
Wir bleiben auf jeden Fall in Verbindung, liebe Spartan - und ich wünsche dir viel KRAFT für die nächste Zeit!


Ich war heute bei meiner Ma, und ich habe versucht, einen "goldenen Mittelweg" zu finden. Das ist nicht immer leicht - aber das wisst ihr ja.
Ich habe es tatsächlich geschaftt, obwohl es ihr bis mittags sehr schlecht ging, zu ein paar wenigen Schritten über die Straße zu motivieren. Und ein Gespräch fand auch statt. Dank eurer vielen, von mir lang überdachten Worte, fand ich den Mut, ihr auf den Kopf zuzusagen, wie ich es die letzten Tage empfand: daß sie in einem "mentalen Loch" steckte, und nur noch dran dachte, wann sie wohl...naja. Dem stimmte sie etwas betreten zu. Verständnis sigalisierend, hab ich ihr aber auch gesagt, daß sie, wenn sie wirklich, was sie mir eröffnete, und tatsächlich DOCH die nächste, und auch die darauf folgenden zwei Chemos, bis zum Schluß, schaffen wolle - sich irgendwie anders motivieren müsse! Müdigkeit hin, Schwindel her - aber in Momenten, wenn es GEHT, sich nicht hängenlassen! Falscher Stolz bringt ihr gar nichts ("Nein, ich mag dieses Gehwägelchen nicht - lieber leg ich mich auf die Nase..."), im Gegenteil.
Wir haben einen recht guten Mix aus ernster Offenheit und schöner Alltäglichkeit geschafft, und das hätte ich mir noch heute mittag kaum zu erhoffen gewagt.

Wir haben uns zum Schluß in den Armen gelegen, und ich konnte ihr sagen:
"Ich hab dir versprochen, ich stehe hinter jeder von dir getroffenen, gut überlegten Entscheidung. Aber ich würd dich schon gern noch ein bischen behalten..." Das fiel mir nicht leicht, denn ich möchte keinen "Druck" auslösen...aber es tat gut, es mal auszusprechen...

Ich wünsche euch allen eine GUTE Nacht, und verteile dankbar mal wieder meine Fleißkärtchen fürs lesen...

ganz liebe -Grüsse
euer Blümchen
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  #9  
Alt 18.05.2008, 23:05
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Liebes Blümchen,
das liest sich sehr gut und hat Euch beiden bestimmt auch gut getan.Schön das Du Dich auf Dein Bauchgefühl ein gelassen hast.
Einen guten start in die neue Woche wünsche ich Dir.

LG Lissi
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  #10  
Alt 18.05.2008, 23:07
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Hallo liebe Krabbe:
sie ist sehr klein geworden, in letzter Zeit...und nicht an Körpergrösse...
danke dir trotzdem. ich weiß, wie du es meinst!
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  #11  
Alt 19.05.2008, 10:21
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Liebe Blume,

ich weiß wovon Du sprichst. Da hatte Mouse schon recht. Es ist ein bißchen der Rollentausch. Auf einmal ist das "Kind" derjenige, der Rat gibt. Derjenige, der versucht, das Beste zu tun und zu lassen. Aber kleiner sind sie nicht. Nein. Jetzt ist eben Gelegenheit, ein bißchen zurück zugeben. Und auf einmal muss man eben doch erwachsen werden.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
*********************
Dankbarkeit
ist die Erinnerung
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