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  #1  
Alt 23.09.2010, 22:07
Ranimaus Ranimaus ist offline
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Registriert seit: 21.08.2010
Beiträge: 18
Standard Kein Morphin???

Hallo Ihr Lieben,

ich weiss nicht ob ich hier richtig bin, da ich ja "nur" Angehörige bin.

Bei meinem Vater wurde vor 5 Wochen ein metastasierendes Bronchialcarcinom diagnostiziert. Die Metastasen sitzen in fast allen Knochen, Leber und Niere. Die Lebenserwartung liegt zwischen 4 Wochen und max. 3 Monaten.
Seid mein Papa wieder zu Hause ist, bekommt er Novalgin Tropfen, Vitamin B12 und Tramal. Abends bekommt er noch eine Tablette- ich glaub es ist Psychopharmaka, -bin mir da aber nicht ganz sicher. Die Tablette bekommt er seid seinem Schlaganfall 2005 jeden Abend.Bisher hatten wir auch den Eindruck, dass mein Papa "weitgehend" schmerzfrei ist. Seid ein paar Tagen ist mein Vater aber sehr WACH. Er schläft wenig, wirkt im Kopf vollkommen klar, sogar überwach. In seinem Zustand (Blut erbrechen, Gewichtsabnahme von 120 auf 50 Kilo), durch den Schlaganfall artikulationsunfähig , in Windeln, im Pflegebett liegend, ist ein "zu wacher" Zustand nicht wirklich wünschenswert.
Unser Arzt findet diesen wachen Zustand ebenfalls "grausam" und verschrieb Atosil Tropfen. Da er letzte Nacht 4 mal Wach war und über schlimme Schmerzen in Schulter und Beinen geklagt hat, will unser Arzt jetzt bei seinen täglichen Hausbesuchen Tilidin spritzen. Die Schlaflosigkeit ist trotz Atosil geblieben.
Was mich nun wundert ist,- warum bekommt mein Vater kein Morphium?? Unser Arzt meinte, dass man erst mal versuchen sollte ohne Morphium hinzukommen?-HÄ?- Wieso??

Meine Frage an Euch? Ist das überhaupt erstrebenswert??
Ich als nur "Mitfühlende" stelle es mir furchtbar vor, bei vollem Bewusstsein mein Sterben mitzubekommen. Ich habe schreckliche Angst, davor, dass mein Vater völlig bei Bewusstsein in seinen letzten Kampf zieht, den er nur verlieren kann.
Ich kenne keinen Krebspatienten, der im Endstadium kein Morphium bekommen hat. Wieso wird grade bei meinem Vater da so ein Bogen drumgemacht?? Ist es im Endstadium wirklich erstrebenswert klar und wach zu bleiben??

Es wäre schön, wenn Ihr mir Eure Meinung dazu schreiben könnt.

Lieben Gruß
Rani
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  #2  
Alt 23.09.2010, 22:57
der_weg der_weg ist offline
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Beiträge: 500
Standard AW: Kein Morphin???

Sowohl Tramal als auch Tilidin gehören zu den Opioiden, also zu der Medikamentengruppe, zu der auch Morphin gehört. Allerdings wirken sie schwächer als Morphin.

Die Ansichten des Arztes, dass man erstmal ohne probieren müsse, sind richtig für Patienten, die nur vorübergehend Schmerzen haben, wegen eines gebrochenen Knochens, einer Op, usw... weil das Morphin ein hohes Abhämgigkeitspotential hat und man da niemanden gefährden möchte abhängig zu werden.

Nur bei jemandem im Endstadium einer Erkrankung, der die Folgen einer Abhängigkeit gar nicht mehr erleben würde, und zudem so leidet, da macht das keinen Sinn. Denke auch dass Morphium da durchaus angebracht wäre.
Das hat auch einen dämpfenden Effekt, also dadurch würde er ruhiger werden; darüber hinaus gibt es noch andere Beruhiggungsmedikamente, zb Tavor.

Vernutlich ist der Arzt kein Onkologe, sondern der Hausarzt. Und die verschreiben selten Morphium, kann also sein dass er sich damit nicht auskennt und deswegen die Verantwortung dafür nicht übernehmen möchte.
Ist durchaus nachvollziehbar.

Würde versuchen da noch einen richtigen Onkologen mit ins Boot zu holen.

Wenn das ein Onkologe ist, dann versteh ich das auch nicht so recht.

Viel Glück !
Sophie
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  #3  
Alt 23.09.2010, 23:17
Ranimaus Ranimaus ist offline
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Registriert seit: 21.08.2010
Beiträge: 18
Standard AW: Kein Morphin???

Du hast Recht, es ist der Hausarzt. Nur, -ich gehe doch wohl davon aus, dass wenn ein Krebspatient, der im Krankenhaus "austherapiert" wurde und dann nach Hause kommt. Hausärztlich gut versorgt wird, so dass er keine Schmerzen leiden muss. Die Pflegerin deutete heute schon sowas an, dass der Hausarzt solche Medikamente evtl. überhaupt nicht verschreibt. Ich will meinen Vater bestimmt nicht zum Versuchskanninchen irgendwelcher Hausärzte machen. Die sollen Ihn bitte Schmerzfrei halten und einen würdigen Tod, sei es durch Morphium, ermöglichen.
Wir als Angehörige wünschen uns bestimmt keinen langen Todeskampf bei vollem Bewusstsein für meinen Papa.

Soll ich dem Arzt Morgen sagen, dass ich Morphin für meinen Vater wünsche?

Weiss überhaupt nicht, wie ich an die Thematik rangehen soll.

Kann es auch sein, dass Hausärzte überhaupt kein Morphin verschriben dürfen?

Wie komme ich an einen Onkologen, der Hausbesuche macht? Mein Vater kann weder laufen noch sprechen.

Gruß
Rani
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  #4  
Alt 23.09.2010, 23:21
der_weg der_weg ist offline
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Standard AW: Kein Morphin???

So wie sich das anhört nimmt er die Medikamente doch oral, oder ?
Nur wenn er öfter erbricht, denn kommen die doch ggf mit raus.

Also eigentlich ist in dem Zustand Morphin über die Vene oder Fentanyl (ist noch stärker als Morphin) als Pflaster http://www.pflegewiki.de/wiki/Fentanylpflaster.
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  #5  
Alt 23.09.2010, 23:31
der_weg der_weg ist offline
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Standard AW: Kein Morphin???

Hallo,

also ich denke sie dürfen es schon verschreibeń, nur wenn er keine Erfahrung mit der Dosierung usw. hat, dann traut er sich vielleicht nicht. Es ist ja nicht ganz ohne, es bewirkt auch eine Atemdepression (Unterdrückung des zentralen Atemantriebes) als Nebenwirkung.
Das wäre bei jemandem, der ggf droht zu ersticken, aber sogar sinnvoll, weil er mit weniger Atemantrieb auch seine Atemnot nicht mehr so bewusst mitbekommt. Und Sauerstoff über eine Nasenbrille wäre wohl auch sinnvoll. Kann man mit entsprechenden Anträgen auch für zu hause ordern, damit kennen sich auch die Onkologen am besten aus.

Für Morphin und alles was höher potent ist, braucht man ein Spezielles Betäubungsmittelrezept, aber das darf eigentlich jeder Arzt ausstellen.
Die beiden, die er bekommt, unterliegen gerade mal so noch nicht dem Betäubungsmittelgesetz.

Hm, ihn darauf anzusprechen ist nicht so einfach. Vielleicht mal fragen was er davon hält einen Onkologen zu kontaktieren. Wenn Du Glück hast findet er es gut, und wenn nicht, denn trotzdem machen. Habt ja nichts zu verlieren.

Was Du auf jeden Fall machen kannst ist gucken was es für onkologische Praxen in Deine Nähe gibt und da mal anrufen oder vorbei gehen. Die kommen auch nach Hause in der Regel. Oder in einer onkologichen Ambulanz einer Klinik anrufen.
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  #6  
Alt 23.09.2010, 23:41
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: Kein Morphin???

hallo Rani,

selbstverständlich dürfen Hausärzte Morphium verschreiben! Aber manche haben Angst davor - völlig unbegründet natürlich in so einem Fall.

Natürlich soll da Morphium gegeben werden. Finde, daß du da eine sehr vernünftige Meinung hast zum Besten deines Vaters.

Sag dem Hausarzt ruhig, was du willst und dir für deinen Vater wünschst. Falls der sich ziert, dann such dir anderen Hausarzt - muß kein Onkologe sein, aber vielleicht jemand mit Palliativerfahrung.

Wünsche euch alles Gute
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

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  #7  
Alt 24.09.2010, 06:58
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Ort: Im Süden
Beiträge: 3.321
Standard AW: Kein Morphin???

Hallo,

jeder Hausarzt dürfte Opiade verschreiben, aber:

Er/sie muß hierzu eine Genehmigung besitzen, BTM-Rezepte zu erstellen.

Sich dem Papierkram stellen, der mit solchen Rezepten einhergeht. Leider holen sich immer weniger Hausärzte die Genehmigung, um dem in einem solchen Fall unsinnigen Papierkram zu umgehen! In Deutschland besteht in diesem Zusammenhang leider eine absurde Bürokratie.
__________________
Jutta
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  #8  
Alt 24.09.2010, 08:14
paula2007 paula2007 ist offline
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Beiträge: 839
Standard AW: Kein Morphin???

hallo,

ich kann mich meinen vorschreiberinnen nur anschliessen- die meisten hausärzte dürfen es verschreiben, haben aber entweder keine erfahrung oder keine lust auf den papierkram mit den BtM-rezepten. habt ihr denn keinen onkologen? wir hatten meinen papa ja auch bis zu seinem tod zu hause, aber betreuung durch hausarzt und onkologen. unser hausarzt ist gegenüber auf der anderen strassenseite und hat sich um solche dinge wie blutabnahmen, etc. gekümmert oder hat einfach nur mal nach dem rechten geschaut und der onkologe (praxis ist 20 km entfernt) hat sich um morphium, etc. gekümmert. er kam auch vorbei, aber nicht so oft, weil er eng mit dem hausarzt zusammengearbeitet hat. das hat wirklich gut geklappt.
ich denke, dass ein onkologe sicherlich auf morphium umsteigen würde. was macht die aussage des hausarztes auch für einen sinn? im endstadium und noch kein morphium...wann dann? mein papa hatte auch knochenmetastasen und ich weiss noch genau welch höllische schmerzen er hatte, bevor er morphium bekam. allerdings halfen bei ihm keine tabletten, der onkologe hat relativ schnell auf eine pumpe umgestellt.
ich wünsche euch jedenfalls alles gute, viel kraft und deinem papa keine allzu lange leidenszeit mehr!

lg, nicole
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