Papi <3 - Krebs-Kompass-Forum seit 1997

Karotte89 · #1 13.11.2012, 22:03

Morgen sind es drei Wochen her, dass mein lieber Papi von uns gegangen ist. 4 Monate nach der Erstdiagnose

Und ich kann es immer noch nicht begreifen!! Keiner kann es begreifen.

Zu unserer Geschichte:
Vor einigen Jahren haben die Ärzte herausgefunden, dass mein Papi (69) nicht nur unter Hämochromatose leidet, sondern ebenfalls unter einem Tumor an der Leber und Porstatakrebs. Der Tumor an der Leber hat sich Gott sei Dank als nicht bösartig herausgestellt und der Prostatakrebs wurde mit Hilfe einer OP und Bestrahlung bekämpft. Ende des Jahres wurden seine Blutwerte immer schlecht – von ehemals zu hoch zu zu niedrig. Also wurden mehrere Untersuchungen gemacht und dann hieß es Lungenkrebs mit Metastase an der Niere. Der totale Schock!!! Wir haben doch erst einen Onkel im April an dieser scheiß Krankheit verloren.

Dann ging es los. Chemotherapie, die nach dreimaliger Gabe abgebrochen wurde, da er sie zum Einen nicht vertragen hat und zum Anderen auch nicht wirklich angeschlagen hat. Also wurde bestrahlt, die auch gut angeschlagen hat. Nach 1-2 Monaten Pause sollte er dann eine Chemo in Tablettenform bekommen, zu der es leider nicht mehr gekommen ist. Ich hatte ihn eine Woche zuvor wieder ins KKH gebracht, da er Bauchschmerzen hatte und Abends ab und zu Fieber hatte. Ihm ging es nich wirklich schlecht, aber ich wollte ihn zur Sicherheit einmal durchchecken lassen. Dazu muss man sagen, dass meine Eltern geschieden sind und ich (23) und meine Schwester (22) bei meinem Papi aufgewachsen sind und sich somit um alles gekümmert haben. Im KKH kam er dann auf die Palliativstation und sie haben ihm Morphin gegen die Schmerzen gegeben. Was zur Folge hatte, dass er im KKH auch noch nachts gestürzt ist. Und dann ging es ihm von Tag zu Tag irgendwie immer schlechter. Konnte sich kaum noch auf den Beinen von alleine halten. Ich habe noch genau sein Gesicht vor mir, wie er sich immer gefreut hat, wenn ich ihn besucht habe

Wir waren auch jeden Tag mit dem Rollstuhl im Park um frische Luft zu schnappen. Außer an dem Tag bevor er von uns gegangen ist. Wir wollten ihn gar nicht alleine lassen, weil sich seine Atmung so komisch angehört hat und er völlig verschleimt war. Am nächsten Tag hätten wir eigentlich einen Termin mit dem Arzt gehabt, wie es weiter gehen soll. Was eigentlich ein Wunder ist, weil sonst sieht man keinen Arzt dort. Von anfang an hat keiner mit uns gesprochen! Da bezahlt man Unmengen an Geld für eine Chefarztbehandlung und nix passiert. Nicht mal die Schmerzen meines Papis hat er ernst genommen!

Am nächsten Tag um 8.10 Uhr haben sie dann man einen Halbbruder angerufen, er wäre soweit. Ich hab meine Arbeit sofort liegen gelassen und bin sofort ins KKh. Doch kamen wir leider zu Spät

es ging alles so verdammt schnell. Um 8 Uhr hatte mein Papi sich noch mit den Ärzten unterhalten, wann er denn entlassen werden würde. Selbst die Ärzte haben nicht damit gerechnet. Um 8.20 Uhr ist er dann friedlich und schmerzlos eingeschlafen

Er ist auch nicht alleine gewesen, ein sehr netter Pfleger ist bei ihm gewesen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass mein Papi nicht gewollt hätte, dass einer von uns dabei gewesen wäre. Mein Papi wollte nie gepflegt werden oder ins Hospiz, worauf es hinausgelaufen wäre, wenn er nach Hause gekommen wäre. So hat er uns die Entscheidung wie es weitergehen soll abgenommen.

Ich vermisse ihn einfach so schrecklich! Sein typisches „ Hallo mein schatz“ am Telefon oder „Tschüss mein Schatz“....Kleinigkeiten die einfach fehlen. Ich weiß, dass es für ihn das Beste war. Er durfte friedlich und schmerzlos einschlafen und musste sich nicht quälen. Und das gibt ein bisschen Trost! Nichts destotrotz ist es hart. Mein Papi ist für mich mein Ein und Alles gewesen, er war für mich und auch meine Geschwister der aller beste Papi der Welt!!! Er hat alles für uns und auch seine Enkel getan. Und nun? Jetzt stehen meine Schwester und ich alleine da. Wir haben kein besonders gutes verhältnis zu unserer Mutter.Zwar haben wir noch zwei große Halbbrüder, die auch alles für uns tun. Aber der geliebte Papa, der unser Fels in der Brandung gewesen ist, ist nicht mehr da. Wir sind jetzt gezwungen erwachsen zu werden. Kann man sowas überhaupt verkraften??? Ich habe Angst. Angst was noch auf mich zukommt.Zurzeit ist viel zu tun, Wohnung leer räumen, umziehen, Bachelorarbeit schreiben, aber was kommt danach?????

Papi, ich danke dir für alles was du für mich getan hast. In meinen Augen bist du der aller beste Papi der Welt! Ich liebe dich und du wirst für immer in meinem Herzen sein! Ich bin stolz auf dich, dass du alles so gut gemeistert hast. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann wieder sehen und du bis dahin über uns wachst!

Deine dich immer liebende Kiki :-* <3

P.S.: Es tut mir leid, dass es so lang geworden ist, aber ich musste einfach mal ein paar Worte loswerden.

hope75 · #2 13.11.2012, 22:17

Liebe Karotte,

es tut mir sehr leid, dass Du so traurig bist und Du Deinen Vater verloren hast. Mein Vater ist nun fast fuenf Wochen tot ... und ich kann es noch immer nicht glauben.
Auch mir fehlen die kleinen Dinge, von denen Du schreibst, eine kurze Unterhaltung, ein kleiner Telefonanruf.
Liebe Karotte, ich denke, an Deiner Situation laesst sich nichts schoen reden, Worte koennen nur wenig bewirken, aber das Migefuehl, dass man hier im Forum erfahert, ist wirklich ein Trost. Allein der Austausch wird Dir weiterhelfen.
Ich versuche mir auch immer zu sagen, dass mein Papa ja in meinem Herzen weiterlebt, manchmal hilft das, manchmal nicht so. Ich wuensche Dir, dass Du Deinen grossen Verlust Stueck fuer Stueck verarbeiten kannst, dazu gehoeren all die wunderbaren Erinnerungen, die schoenen Situationen, die Dir niemand nehmen kann, und auch viele, viele Traenen.

Wie soll man realisieren, was passiert ist? Ich weiss es nicht.
Aber auch mir ist es ein Trost, dass mein Vater am Ende doch relativ ruhig, ohne ewig grossen Kampf gehen konnte. Schoen, dass es bei Euch auch so war.

Ich wuensche Dir alles Liebe fuer diese schwere Zeit. Dein Vater ist bestimmt sehr stolz auf Dich.

Karotte89 · #3 15.11.2012, 18:54

liebe(r) hope75,

ich danke dir für deine lieben worte!

es tut mir leid, dass auch du deinen vater verloren hast!

manchmal habe ich das gefühl, dass das alles nicht war ist. ich erwische mich dabei, wie ich plane, dass ich nach der arbeit zu meinem papi fahre. so wie ich es in der letzten zeit immer getan habe. aber dies ist nun leider nicht mehr möglich

hope75 · #4 15.11.2012, 19:50

... ja, das kenne ich. Gerade heute habe ich gedacht, dass ich noch ueberhaupt nicht realisiert habe, was passiert ist.
Ich habe Fotos von meinem Vater angesehen .... ich kann es einfach nicht fassen. Das alles ist doch gerade erst gewesen, er war doch nur ein Jahr krank, davor war alles prima....

Es dauert wahrscheinlich eine ganze Weile, bis man die Endgueltigkeit begriffen hat ...

MamaVonZweien · #5 19.11.2012, 08:13

Guten Morgen,

mein Beileid. Es ist wirklich schlimm. Auch ich hatte eine ganz ganz tolle Beziehung zu meinem Papa.

Hm.. ich saß 29 Stunden am Sterbebett meines Vaters. Und ich habe das gleiche Gefühl wie Du: plötzlich ist man erwachsen. Ich war auch immer das Schnuckiputzi - und jetzt bin ich einfach erwachsen - trotz meiner fast 31 Jahre fühlte ich mich bei Papa immer als Kind :-)

Es wird mit der Trauer mal besser - mal schlimmer. Aber ich kann Dir nur eins raten: mit gesenktem Kopf kann man nicht nach vorn schauen.

Euer Papi hat Euch wirklich eine schwere Entscheidung abgenommen, weil er Euch nicht belasten wollte. Und es wäre ihm auch nicht recht wenn sen Gehen jetzt Euer Leben bestimmen würde.

Such Dir eine gute Möglichkeit mit dem Schmerz umzugehen. Wenn es mich überkommt schreibe ich meinem Papa Briefe, rede mit ihm. Ich führe auch eine Art Tagebuch in das ich meine Erinnerungen etc. aufschreibe.

In Deinem Leben kommen noch ganz viele Momente wo er ohne Ende fehlen wird. Aber er ist bei Dir :-)

Ich wünsch Dir und Deiner Schwester alles liebe.

Gruß
Michaela

monika70 · #6 26.11.2012, 23:59

Zitat:

Zitat von Karotte89

liebe(r) hope75,

ich danke dir für deine lieben worte!

es tut mir leid, dass auch du deinen vater verloren hast!

manchmal habe ich das gefühl, dass das alles nicht war ist. ich erwische mich dabei, wie ich plane, dass ich nach der arbeit zu meinem papi fahre. so wie ich es in der letzten zeit immer getan habe. aber dies ist nun leider nicht mehr möglich

hallo. ich heisse moni. ich bin sehr traurig im moment. mein papa liegt im krankenhaus. lebermetastasen im endstadium. er schläft seit 3 tagen. die organe versagen jetzt nach und nach. weis nicht wie ich das schaffen soll. er ist mein ein und alles

fraunachbarin · #7 27.11.2012, 06:49

liebe monika..
es tut mir sooo leid, daß es so schlimm um deinen papa steht.
aber ich will dir mut machen, denn du wirst dies schaffen. dein papa wird gehen und darfst ihn loslassen. das ist wichtig. sag ihm das auch. meine mama schlief auch die ganze zeit, bis sie dann ging. und ich habe ihr immer wieder gesagt, daß sie gehen darf. dein papa hört dich, er nimmt alles wahr.
ich wünsche dir viel kraft für diese sehr schwere zeit.
lg tine

Chris2712 · #8 29.11.2012, 10:29

...auch von mir mein allerherzlichstes Beileid !!!!!!!! Ihr schreibt mir aus der Seele, wie besch...... man sich fühlt !! Meine Mama ist erst vor drei Tagen von uns gegangen. Mein Papa u ich saßen bis zum Schluß an ihrem Krankenbett !! Man weiß nicht wie es weitergehen soll. Von einer auf die andere Minute ist "ALLES ANDERS !!!!"

Ich wünsche Euch für die kommende Zeit ganz ganz viel Kraft !!!!!!

Hinzu kommt auch noch jetzt diese sch.... Jahreszeit.......an Weihnachten ist gar nicht zu denken...

Lg Chris

Larimari · #9 29.11.2012, 11:25

Hey ihr mitverlorenen!

Ich kann euch allen nachfühlen! Mein Dad ist jetzt seit 26 Tagen tot. Naja, und weg eigentlich schon seit Mitte Oktober. Es war ja nicht mehr viel von ihm da in den letzten zwei Wochen vor dem Tod.

Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn alles, was man für immerwährend gehalten hat, auf einmal aufhört zu existieren. Die ersten Tage und Wochen waren ja noch okay. Es gab viel zu tun, und wenig Zeit für Trauer. Aber jetzt wird es immer schwieriger...

Weihnachten spielt dabei gar keine so große Rolle. Es sind die schon beschriebenen Kleinigkeiten. Die fehlen. Der ganze Mensch fehlt. Es fehlt dadurch auch ein Teil von einem selbst.

Ich rede auch manchmal mit meinem Dad. Fotos angucken nur selten. Das pack ich noch nicht.

Ich hoffe, dass wir alle gute Wege finden, mit unserem Schmerz umzugehen!

Liebe Grüße!

Karotte89 · #10 29.11.2012, 14:53

Ich rede auch mit meinem Papi. Täglich sogar!

Ganz hart ist es zurzeit die Wohnung leer zu räumen. Es hängen so viele Erinnerung daran. Ich würde am liebsten alles behalten, aber dies ist leider nicht möglich.

An weihnachten will ich gar nicht denken....das erste weihnachten ohne Papi

er hat es geliebt weihnachten für die ganze Familie zu kochen! Er hat sich immer so gefreut mit seinen Kindern und Enkelkinder an einem Tisch zu sitzen! Und wie wird es dieses Jahr sein? Man wird zwar von allen eingeladen, aber will ich das überhaupt? Ich habe irgendwie dieses Jahr kein Grund zu feiern. Ein weihnachten wie ich es bisher immer hatte wieder es leider nicht geben

Papi, ich liebe dich <3

Traumtänzerin91 · #11 29.11.2012, 21:53

Hallo ihr Lieben,

unsere Papas waren was ganz besonderes, jeder für sich. Ich bin sehr froh, dass ich keine Wohnung leerräumen muss, weil das könnte ich nicht. Papas Uhr und seine Brille liegen immer noch neben dem Bett. Auch wenn er sie nicht mehr braucht, wir brauchen sie irgendwie.
Heute hatten wir den ersten Schnee - die Gänseblümchen, die an Papas Grab sind, waren mit vielen Flocken bedeckt. Und so absurd es klingt, es hat schön ausgesehen. Es hätte ihm gefallen. Und er hätte geschmunzelt.
Ich drücke euch alle, wir schaffen das. (Es bleibt uns nämlich gar nichts Anderes übrig)

fraunachbarin · #12 30.11.2012, 07:11

hallo ihr lieben..
ja die wohnung ausräumen ist ein schwerer schritt.
wir mußten eine woche nach mamis tot dies erledigen. so gingen wir drei kinder ein tag nach ihrer beerdigung und fingen einfach an, auszusortieren. jeder von uns nahm einiges von mami mit. sie wollte das so. ich hatte am meisten. da waren vorhänge, ihre pflanzen, wäschekorb, ihr bett und sonst noch viele sachen. ich hab auch ihr kleid mit, daß sie zu meiner hochzeit trug, mit. ich hab jetzt eine schöne holzkiste von ihr, wo ich ihre sachen aufbewahre. da ist auch ihr handy, brillen und schmuck drin.
in jedem raum ist was von mami, so fühl ich sie näher bei mir.
wir haben beim ausräumen sehr in erinnerungen geschwelgt.und wir haben es mit viel humor bewältigt.
die möbel gingen größtenteils an eine gute einrichtung. wir denken,das war auch in mamis sinn.
im nachhinein empfinde ich auch, daß es wie ein auslöschen war, aber wir mußten dies wegen dem mietvertrag tun.
ich bin froh, daß ich so viel von mami nun in unserem haus hab. ich spür sie in jedem raum.
alles gute
tine

Tiina · #13 30.11.2012, 11:32

Ihr Lieben,
das Ausräumen der Wohung meiner lieben Mami fand ich auch sehr hart - fast 2 Monate war ich da mit meinem Mann dran und ich habe jedes Teil in die Hand genommen, viel geweint, mich an vieles erinnert.... Und ganz viel mitgenommen... Und das ist auch gut so - jetzt fast 2 Jahre später bereue ich eher, dass ich nicht noch mehr mitgenommen habe... (Wir mussten einen Lagerraum anmieten, weil wir das in unserer damaligen Wohung unmöglich alles unterbringen konnten - war also wirklich nicht zu wenig...)

Liebe Grüße,
Anja