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  #16  
Alt 21.12.2010, 12:50
anna11 anna11 ist offline
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Beiträge: 109
Standard AW: Nicht übers Sterben gesprochen

Liebe Steffie,

mein tiefstes Mitgefühl für Dich und vielen dank für Dein Schreiben,es tut gut Dinge auch mal von einer anderen Seit aus zu sehen.

Meine Mutter ist zu Hause gestorben. Ich denke sie wollte das so. Ich hatte in der Vergangenheit Angst davor, das sie zu Hause sterben könnte. Als wir sie aus dem Krankenhaus geholt hatten war ich aber sehr erleichtert das sie zu Hause ist. Die Schwestern und Ärzte waren sehr nett und lieb, aber man ist ja doch in einer fremden Umgebung und verhält sich doch ein bißchen anders als zu Hause.Wir hatten ein gutes Netzwerk angefangen beim Pflegedienst bis hin zum Schmerztherapeuten den wir rund um die Uhr anrufen konnten.

Als sie dann gestorben war hatten wir sie noch knapp zwei Tage zu Hause gelassen. Auch wenn sich das komisch anhört war es eine schöne Zeit. Wir sind immer wieder an ihr Bett gegangen, haben sie angefasst und konnten ganz langsam und in Ruhe begreifen was da eigentlich geschehen ist. Ich hatte immer die Befürchtung das das Haus meiner Eltern mich dann nur noch an den Tod meiner Mutter erinnert,so ist es aber zum Glück überhaupt nicht und ich fahre nach wie vor sehr gerne dorthin.

Ich habe mir gar keine Gedanken gemacht das es sich auf mich vielleicht auch negativ hätte auswirken können mit ihr über das Sterben zu sprechen.
Unter was für einem enormen Druck Du gestanden haben mußtest, als Du Ihr das versprechen bei ihr zu sein gegeben hast!
Vielleicht ist alles gut so wie es ist!?

Lieb Grüße
Anna
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  #17  
Alt 22.12.2010, 12:34
datkleene datkleene ist offline
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Registriert seit: 15.12.2008
Beiträge: 63
Standard AW: Nicht übers Sterben gesprochen

Liebe Anna,

ich kann dich gut verstehen, ich denke, wenn meine Mama nicht schon vorher so viel Hilfe gebraucht und ich das nicht übernommen hätte, wäre ein Pflegedienst und alles andere auch wesentlich besser gewesen!

Aber dadurch, dass ich meine Ausbildung abgebrochen habe und mich um meine Mama gekümmert habe, war ich einfach zu nah dran, als das wir dann noch einen Pflegedienst hätten einschalten können.
Meine Mama war auch noch zu mobil um das zu erreichen, was sie brauchte. Nämlich immer jemanden, der da war, wenn mein Vater arbeiten war oder ich in der Schule.
Da das in ihrem Fall nicht möglich war, habe ich das übernommen. Ich bin seit Ende August nicht mehr zur Schule gegangen und keiner hat es verstanden. Meine Mama hat es nie laut ausgesprochen, aber sie wollte es so. Ich habe es jeden Morgen in ihrem Gesicht gesehen, wenn ich gefahren bin. Sie hatte Angst, sie würde fallen, sie hatte Angst, etwas würde nicht mehr klappen und sie würde alleine und hilflos sein. Und in dieser Situation wollte ich nicht, dass sie noch mehr Angst hat. Der Krebs und ihr Allgemeinzustand waren schon schlimm genug!

Wenn wir alles für zu hause vorbereitet hätten, hätte ich alle bekloppt gemacht, weil ich vorher alles übernommen habe und es dann nicht hätte abgeben können.
Im Krankenhaus waren uns ja nun wirklich die Hände gebunden. Ich konnte mich voll und ganz auf meine Mama konzentrieren und das war für mich das wichtigste!

Ich habe großen Respekt davor, dass ihr deine Mama noch 2 Tage bei euch hattet... Das hätte ich nicht verkraftet!

Dieser Druck war für mich fast unerträglich. Aber auch, als ich in der Schule war. Ich hatte mein Handy immer in der Hosentasche, ich habe immer drauf geguckt, ich wäre sofort los gefahren, wenn ich gesehen hätte, dass jemand angerufen hat. Bei jeder SMS bin ich hochgeschreckt, bei jedem Anruf von Mama, wenn ich unterwegs war, habe ich damit gerechnet, ich müsste sofort fahren.
Aber nicht sie hat mir den Druck gemacht. Ich habe das selbst getan! Ich hätte alles für sie möglich gemacht.
Sie hat mit mir als Kind viel durchgemacht und war immer da. Ich denke ich wollte auch das wieder gut machen. Und ich denke auch, es war meine Aufgabe sie zu versorgen, ihr Sicherheit zu geben und Kraft.
Ich war aber auch die Einzige, die sie in den Hintern treten durfte. Als sie es noch konnte, habe ich sie oft genug mit alle4 Mühe und Not aufstehen lassen. Ich war immer bei ihr und habe sie gehalten, aber laufen musste sie. Auch Kleinigkeiten aus dem Kühlschrank holen, habe ich nur dann gemacht, wenn es ihr wirklich schlecht ging.
Am Ende habe ich auch gemerkt, dass es nicht mehr geht. Da hätte ich sie nie aus dem Bett aufstehen lassen. Aber ich habe sie wirklich versorgt, weil ich etwas wieder gut machen wollte.
Ich wollte immer stark sein. Selbst im Krankenhaus konnte ich nicht weinen vor ihr. Sie sollte keine Angst habe. Ich habe noch versucht ihr Mut zuzusprechen, alles würde wieder gut werden, aber sie wusste, dass ich lüge. Sie hat mit dem Kopf geschüttelt und meine Hand gedrückt. Das war ihr Dankeschön und ich weiß, dass ich alles richtig getan habe.

Ich denke es war alles wirklich gut so, wie es ist. Sie fehlt mir zwar unglaublich, das wird bei dir nicht anders sein, aber ich denke sie sind jetzt frei und unbeschwert, wo auch immer sie sein mögen.

Liebe Grüße
Steffie
__________________
Mama *7.5.1956 +16.10.2010
Wir sehen uns wieder, wenn du mich an meinem Regenbogen abbholst! Ich liebe dich!!
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  #18  
Alt 27.01.2011, 23:05
anna11 anna11 ist offline
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Beiträge: 109
Standard AW: Nicht übers Sterben gesprochen

Hallo,

am kommenden Samstag hätte meine Mutter Geburtstag gehabt. Es ist der erste

ohne sie und mir graut davor!! Leider mußte mein Mann heute bis Samstag auf

Geschäftsreise einen schlechteren Zeitpunkt gibt es kaum!!

Wir werden uns bei meinem Vater treffen und ein wenig "feiern" so wie wir das immer gemacht haben.

Mama ich vermisse Dich so sehr und im Moment wird es immer schlimmer..

Anna
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  #19  
Alt 28.01.2011, 08:32
mia32 mia32 ist offline
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Beiträge: 151
Standard AW: Nicht übers Sterben gesprochen

Hallo Anna,

das ist leider eine Sache, durch die ich auch noch durch muss.
Ich hoffe sehr, dass Du es gut überstehst und ihr auch ein wenig mit positiven Gedanken an Deine Mutter denken könnt!
Ich werde Freunde meiner Mutter fragen (die ich auch alle sehr mag), ob wir ihren Geburtstag in einem Restaurant feiern möchten. Die haben sich untereinander auch schon lange nicht mehr wiedergesehen (bis auf die Trauerfeier) und ich denke, dass das vielleicht eine ganz gut Idee wäre.

Mia
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  #20  
Alt 02.03.2011, 23:38
anna11 anna11 ist offline
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Beiträge: 109
Standard AW: Nicht übers Sterben gesprochen

Heute war eigentlich ein ganz schöner Tag, aber heute Abend fehlst Du mir so sehr Mama, ich hoffe es geht Dir gut...
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  #21  
Alt 02.03.2013, 22:21
anna11 anna11 ist offline
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Beiträge: 109
Standard AW: Nicht übers Sterben gesprochen

Merkwürdig,genau 2 Jahre ist es jetzt her das ich hier geschrieben habe. Ich vermisse dich so unendlich doll Mama und heute Abend ist es mal wieder besonders schlimm.Ich hoffe du bist gluecklich und zufrieden wo auch immer du jetzt bist....Papa stürzt sich in die Arbeit und findet kaum Zeit für uns. Ich denke du fehlst ihm auch sehr und es ist seine Art damit umzugehen. Du kennst ihn ja, er mag nicht darueber reden wie es ihm geht.Aber es verletzt mich sehr das er so wenig Interesse an unserem Leben zeigt!Ich weiß er ist hilflos....
Mach's gut Mama
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