Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

[mamma1950]

Die Trauerfeier ist am 31.-also nächsten Freitag.
Ich werde dort nicht hingehen-aber ein Gesteck oder Bukett wollen wir bestellen.

Emilia-Es ist ein Stück Wiese wo die Urnen in Reih und Glied liegen-als ich diese Woche dort war,gabs 2 neuere Gräber-wo auch die Kränze etc drauf lagen.
Dann sind dort grosse Platten,wo ganz viele Namen drauf stehen-von all den Leuten die da Ruhen.3 grosse Betonklötze stehen dort,wo man Blumen,Kerzen etc. ablegen kann..........teilweise liegen auch einzele Blumen auf den Stellen-wo die Angehörigen wohl noch wissen,wo die Ruhestelle ist.
Also ganz so anonym ist es ist.
Es gibt eine Trauerfeier mit anschl. Bestattung.

Meine Oma&Opa haben ein normales Grab---da wir keine Friedhofsgänger sind und meine Mutter es grausig findet, wenn ein Grab ungepflegt ist-wollte sie es so.1/2012 waren wir zuletzt zusammen aufm Friedhof-auch an den anonymen Gräbern---da hat sie es gesagt (ne Bekannte von ihr ruht auch dort).Also nicht böse gemeint von ihr.

Ich bin beruhigt, das sie sich nicht mehr quälen muss---aber diese Schuldgefühle nagen in mir........

Mir fiel ein-das ich ihr zum Geb. am 14.2. Blumen schicken wollte-weil ich hörte das sie in der Klinik lag-habe ich es nicht getan.WARUM nicht????
Das wäre noch ne Chance gewesen, das wir uns vertragen..........
Ich werde es den Rest meines Lebens bereuen.....

Jemanden gehen lassen..........wie soll das gehen?
Wie fühlt es sich an,wenn man jemanden gehen lässt?

Weiss nicht mehr was ich noch schreiben soll..
Die,die mir ne PN geschickt haben-ich werde noch drauf antworten.

LG Steffi

[cheyenne_bln]

Liebe Steffi,

es tut mir sehr leid, dass deine Mutter es nicht geschafft hat. Und es tut mir auch leid, dass ihr beide es nicht geschafft habt, eure Streitigkeiten beiseite zu schieben. Ich selbst habe sicherlich für dein Verhalten auch wenig Bewunderung übrig, jedoch denke ich, ich brauch dir das jetzt auch nicht in harten Wörtern zu schreiben, du quälst dich damit ja schon genug.

Versuche einfach für die Zukunft vll. ein wenig sensibler und empfänglicher für andere Menschen zu werden, und nicht dein Leben von Sturheit regieren zu lassen - tue dies auch immer im Hinblick auf deine Kinder, denn du bist ihr Vorbild! Zeige ihnen wie wichtig es ist, anderen Menschen auch einmal zu verzeihen, auch wenn man sich selbst im Recht sieht.

Ich frage mich, in all dieser Zeit wo du verstritten mit deiner Mutter warst, hattest du keine(n) Freund(in) der dir mal so richtig den Kopf gewaschen hat?

Prinzipiell bin ich auch der Meinung, man muss nicht mit jedem aus der Familie zurecht kommen oder in Kontakt stehen, ich selbst habe den Kontakt zu meiner Schwester abgebrochen, für mich ein für allemal. Dennoch schreibst du ja eigentlich selber, du und deine Mama, ihr hattet auch schöne Zeiten und eigentlich habt ihr euch nur wegen Kleinigkeiten gestritten - von daher, wünsche ich dir, dass du daraus gelernt hast! Deine Mama hat dir längst verziehen, wenn es wie du sagst nur um Banalitäten ging...

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft!

LG Xenia

[Geske]

Liebe Steffi,
herzliches Beileid zu Tod deiner Mutter.
Ich kann deine Situation gut nachempfinden.

"Sie hat gesagt, ihr dürft nicht zur Beerdigung kommen"
das hat sie nicht zu dir direkt gesagt, sondern du hast es über Ecken gehört.
Entspringt dein Wille nicht zu der Beerdigung zu gehen aus der Erwartungshaltung der anderen Angehörigen, oder ist es dein wirkliches Gefühl? Prüf das genau!

Ich bin in einer ähnlichen Situation, meine Mutter lebt allerdings noch, ich bin auch nicht wie die Verwandtschaft es gern hätte, ein abgestürztes Einzelkind, im Gegenteil. Deshalb ist mir vor kurzem der Kragen geplatzt und ich bin unangemeldet zu meiner Mutter gefahren: sie hat sich sehr gefreut.

Das Problem ist doch eigentlich, dass die meisten Ratschläge von denjenigen kommen, die entweder eine "heile" Familie haben, oder die dir die Vorzeigefamilie jetzt auch noch vorführen, damit wird dein Schuldgefühl nur noch verstärkt, deine Situation nicht besser, aber das ist ja auch egal: man weiß wenigstens was angesagt ist.

Ich schreibe hier deshalb, weil ich weiß, wie man gelähmt wird und sich eingeengt fühlt, wenn andere offensichtlich auf der moralisch einwandfreien Seite sind, obwohl sie die Situation nicht kennen. Deshalb finde ich es wichtig, dass du dir gerade in dieser Situation, die nicht wiederholbar ist, genau überlegst, ob dich deine Entscheidung für die Zukunft noch tiefer in Schuldgefühle drängt, wenn dem so sein sollte, dann geh lieber zu der Beerdigung, am besten in Begleitung, du kannst dich ja im Hintergrund halten.
es ist kaum anzunehmen, dass du die alleinige Schuld am Zerwürfnis mit deiner Mutter hast, Eltern sollten eigentlich Leitfiguren sein.

Vielleicht würde es deine Mutter sogar begrüßen, wenn du klar deine Meinung vertrittst und das tust, was du für richtig und auf für moralisch angemessen hältst. Richte dein Handeln nicht unbewußt danach aus, wie es den anderen strategisch besser passen könnte.
Ich bin in dem Alter deiner Mutter, und sehe die Dinge aus einer anderen Altersperspektive als du.

Dir alles Gute und liebe Grüße
Geske

[Emilia2]

Hallo Geske!

Nachdem ich hier von der Versöhnung meines Bruders und meines Vaters geschrieben habe, fühle ich mich von deinem Vorwurf, dass Ratschläge von denjenigen kommen, die eine heile Familie haben und Steffi die Vorzeigefamilie jetzt auch noch vorführen, doch ziemlich angesprochen.

Ich habe schon meine Gründe, warum mich der Beitrag von Steffi sehr berührt hat. Auch ich musste mit ähnlichen Schuldgefühlen in Bezug auf eine liebe verstorbene Person kämpfen. Auch wenn mir erst nach meinen beiden Beiträgen aufgefallen ist, dass das der Grund ist, warum mir Steffis Geschichte so nahe geht. Steffi weiß darüber Bescheid, du allerdings nicht.

Wie du schon schreibst, fühlt man sich eingeengt, wenn andere offensichtlich auf der moralisch einwandfreien Seite sind, obwohl sie die Situation nicht kennen. Mit deinem Vorwurf über Vorzeigefamilien stellst du dich in meinen Augen auch auf diese Seite, obwohl du die Situation nicht kennst...

Gruß, Emilia

[vintage]

liebe steffi,

mein beileid zum tod deiner mutter und ich hoffe sehr, das deine "schuldgefühle" weniger werden,
denn das wäre ein schlechtes "erbe" deiner mutter an dich.

du hast den kontaktabbruch zu deiner mutter nicht unüberlegt vollzogen,
sondern, wie du schriebst, um dich und deine eigene familie vor verletzungen zu schützen.
es gibt so schlimme familienkonstellationen, das selbst eine sehr schwere erkrankung daran nichts ändert.

sei gut zu dir und deinen kindern.
evtl. hilft dir ja eine psychotherapie, unverarbeitetes aufzuarbeiten und innerlich wieder frei zu werden.


vg, vintage

[nala1810]

Liebe Steffi,

auch von meiner Seite aus ein stiller Gruß und herzlich Willkommen hier im Forum.

Wie du dich fühlst kann ich dir sehr gut nachempfinden. Zwar ging es mir bei meiner Mama nicht so, aber meine Mami erlebte ähnliches mit meiner lieben Omi,

die lebte damals am anderen Ende Deutschlands in Kiel in einem Altersheim als sie an Speiseröhrenkrebs erkrankte und 2 Jahre vorher gabs bei den beiden den Supergau.
Erst als sie im Sterben lag durfte der Heimleiter bei meiner Mama anrufen. Auch meine Omi liegt in einem anonymen Grab auf einem Kieler Friedhof. Mittlerweile weiß ich wo und habe sie auch dort besucht. Sie wollte damals zwar alle noch mal sehen bevor sie ihre Ruhe finden durfte aber wann die Einäscherung stattfand und wann die Urnenbeisetzung durften wir nicht erfahren.

Anders ging es mir mit meinem Bruder. Er lernte vor 13 Jahren seine Frau im Internet kennen. Sie mochte uns nicht besonders und ich hatte bis meine Mama im Sterben lag keinen Kontakt zu ihm erst durch ihre Krankheit und den Tod konnten wir beide wieder miteinander reden und aufeinander zugehen.

Ich wünsche dir für die nächste Zeit viel KRaft.


Alles Liebe
Nala