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  #1  
Alt 25.05.2010, 22:35
Schmitti2603 Schmitti2603 ist offline
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Standard ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Hallo ihr lieben,

immer hab ich nur gelesen, als mein Matthias noch gelebt hat und jetzt seitdem er tod ist, komm ich jeden Tag hier ins Forum und lese Beiträge und der dumme Krebs lässt mich einfach nicht in Ruhe. Mein Matthias ist im Alter von 36 Jahren an Krebs gestorben. Es hat alles so gut ausgesehen. Meine ganze Geschichte steht im Forum für Hinterbliebene. Heute war wieder ein ganz schrecklicher Tag. Meine 2 Kinder hatten heute irgendwie schlechte Laune und sind mir sorry wenn ich das sage, so auf die Nerven gegangen und da fehlt er wieder. Mein Schatz, der mich immer unterstützt hat, ob er Chemo gemacht hat oder nicht. Er war immer da. Warum hat der Krebs ihn so schnell besiegt? Ich bin 30 Jahre und hab 2 wunderschöne Kinder und hab einfach niemanden der weiß wie ich fühle. Jeder denkt es ist so einfach, zum Glück hast du deine 2 Kinder, aber keiner sieht den Schmerz, den man hat. Mein Papa an Krebs gestorben, meine Mama ist an Nierenversagen gestorben und jetzt mein Schatz. An was soll ich noch glauben, kann mir das jemand sagen? An Gott, nein ganz sicher nicht. Ich hab schon bei meinen Eltern gezweifelt, beide waren noch jung, aber meinen Mann er war 36! Warum hat Gott uns dann 2 so süsse Kinder geschenkt, wenn er mir jetzt das liebste nimmt. Ich werde einfach nicht damit fertig, er ist jetzt 1 Monat nicht mehr da, und jede Nacht sitze ich hier und heule, wenn es keiner sieht. Ich kann mit meiner Schwester oder mit meiner Freundin reden, aber immer wieder merke ich, wie ich versuche stark zu sein, und ich bin einfach nicht mehr stark. Ich bin verzweifelt, ich will zu meinem Matthias. Ich will ihn in den Arm nehmen, ich will ihn spüren und küssen. Ich liebe dich so sehr. Warum bist du nicht mehr bei mir, du hast 1 Jahr und 8 Monate gekämpft und es ging dir solange so gut, und dann ausgerechnet nach meinen 30 Geburtstag ging es so schnell bergab. Als das Krankenhaus angerufen hat, stand ich im Bett und konnte es nicht glauben, dass du dich wirklich auf den Weg machst. Bin gefahren wie sonst was und als ich dann im Zimmer bei dir stand, sah ich nur noch, das du wirklich gehen wirst. Ich hätte so gerne noch ein paar Worte mit dir gesprochen, aber leider warst du zu schwach zum Reden. Jede Nacht träume ich von deiner letzten Atmung und wie du mich angesehen hast, als du gingst. Ich werde dich nie vergessen können, du warst mein Traummann. Heute habe ich deine Danksagung abdrucken lassen, ich denke sie hätte dir gefallen.

Du kannst darüber weinen, dass er gegangen ist,
oder Du kannst lächeln, dass er gelebt hat.

Du kannst Deine Augen schließen und beten, dass er wieder kommt,
oder Du kannst sie öffnen und sehen, was er zurückgelassen hat.

Dein Herz kann leer sein, weil Du ihn nicht sehen kannst,
oder es kann voll der Liebe sein, die er für Dich und andere hatte.

Du kannst ihn im Herzen tragen und ihn in Dir weiterleben lassen.


Du kannst weinen und ganz leer sein,
oder Du kannst tun, was er von Dir wollte:

Dass Du lächelst, Deine Augen öffnest, Liebe gibst und weitergehst


Ich meld mich morgen wieder mein Schatz, ich vermisse Dich....Ich liebe Dich....
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  #2  
Alt 25.05.2010, 22:58
Benutzerbild von IreenS
IreenS IreenS ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Hallo,

meine aufrichtige Anteilnahme zum Heimgang deines Matthias.

Das Leben geht oft nicht denn Weg mit uns, den wir uns wünschen.

Ich lass dir eine kleine Geschichte da,
vielleicht hilft sie dir etwas:

Eines Nachts hatte ich einen Traum...
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen
vorüber gezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"
Da antwortete er: "Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."


Ich wünsche dir alles Gute

Ireen
__________________
http://www.myvideo.de/watch/4892460/...ume_leben_ewig


Wolfgang *03.04.1947 - +18.10.2008

Christel *17.05.1950 - +12.04.2011
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  #3  
Alt 26.05.2010, 00:15
Benutzerbild von Ute08
Ute08 Ute08 ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Hallo,
auch von mir mein herzliches Beileid.
Ich kann mir in etwa vorstellen, wie es dir geht.
"Gott" hat sich für mich schon lange erledigt.
Wenn es den gäbe, kann er doch nicht diese
Krankheit wollen!
Schicke dir einen lieben Gruß
Ute mit Mel im Herzen
__________________
Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #4  
Alt 26.05.2010, 12:57
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Hallo,

auch meine aufrichtige Anteilnahme. Darüber hinaus fehlen mir die Worte. Egal was ich sage, es könnte dich nicht trösten. Dich hat ein ganz schweres Schicksal getroffen, das man niemandem wünscht. Dennoch ist es da, und du musst lernen, damit irgendwie weiter zu leben. Und das ist sooo schwer, im Grunde völlig unerträglich. Du zerbrichst unter dieser Last. Dennoch geht das Leben einfach weiter, rollt über dich hinweg und reißt dich mit, ob du magst oder nicht. Dein Verlust ist noch ganz frisch, und die Trauer und die Verzweiflung werden dich noch lange begleiten. Das Loch in deinem Herzen wird dich begleiten, wer weiß, ob es sich jemals wieder schließen lässt. Ich wünsche es dir von Herzen, aber das ist derzeit noch Zukunftsmusik für dich. Du sollst wissen, dass deine Gefühle ihre Berechtigung haben. Versuche nicht, immer nur stark zu sein (für andere). Du darfst auch schwach sein, darfst weinen und toben. Unterdrücke es nicht. Vielleicht wäre es eine Idee für dich, dir jemand Außenstehenden zu suchen, mit dem du in regelmäßigen Abständen sprechen könntest? Eine Trauerbegleiterin oder Psychologin z. B. Jemanden, der dich auch mal an die Hand nehmen kann, bei dem du deine Gefühle zulassen kannst und die Rolle der "Starken" auch mal ablegen kannst.

Viel Kraft!

Yvonne
__________________
Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #5  
Alt 27.05.2010, 22:36
Schmitti2603 Schmitti2603 ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Hallo zusammen,

heute bin ich wieder da. Gestern waren meine Kinder den ganzen Tag sorry unausstehlich. und nachts hatte unser leon auch noch Bauchschmerzen ohne Ende. War echt schon am zweifeln, ob ich ins Krankenhaus fahre, aber da ist ja noch noch unsere Kleine, wo hätte ich die wieder hin? Oh man, bin voll mit meinen Kräften am Ende. Nachts kann ich nicht schlafen, da ständig jemand wach ist oder ich an meinen schatz denken muss. Wie soll ich das noch schaffen? Matthias fehlt mir jeden Tag mehr, ich vermisse es so, dass er mich einfach mal in den Arm nimmt und sagt, super es wird schon wieder. Ach Matthias wir hatten noch so viel vor. Heute ist unsere neue Haustüre gekommen, sie würde dir echt gefallen und es ist alles genauso wie du sie wolltest. Hast dir ständig gedanken gemacht, nein sie sieht einfach super aus. Unser Rasen im GArten geht endlich auf. Ich hab einen Sandkasten aufgebaut und deine Brüder werden nächste Woche den Kletterturm aufbauen. Nun sitz ich schon wieder da und weine, und ich weiß du hättest es nicht gewollt. Ich leb im Moment nur für unsere Kinder, dein letztes Monat war hart für mich und ich hab mir oft gewünscht, dass es endlich besser wird. Jeden Tag aufstehen, Leon in den Kindergarten, Haushalt machen, Leon abholen, zu Freunden oder meiner Schwester bringen und ab zu dir ins Krankenhaus. Jeden Tag war ich ab Mittag bis Abends bei dir und ehrlich gesagt, konnte ich zum Schluss nicht mehr, mittlerweile vermiss ich es. Einfach mit dir zu Reden, auch wenn du meistens zum Schluss geschlafen hast, aber ich konnte mich an dich kuscheln, dich streicheln und küssen. Das kann ich jetzt alles nicht mehr. Du fehlst mir....Gestern abend war auch noch Kirche für dich. Ich hab nur geweint. Unser Pfarrer erzählte ständig wie gut, Gott doch ist, er hat mich oft dabei angesehen, weil ich ihn gesagt habe, dass ich nicht mehr glauben kann. Ich weiß, dass auch er zweifelt, was mit uns alles geschehen ist. Deine Mama, dein Papa, dein Bruder und deine Franz waren auch mit in der Kirche, danach waren Sie noch kurz bei uns. Leon ist ganz verrückt nach Maria geworden, hätte dich sicher gefreut. Leon sagt oft, Papa sieht uns doch Mama, musst nich weinen, er ist jetzt unser Schutzengel. Wenn ich nur wüsste dass es wirklich so ist...

Ich liebe Dich

Bis morgen deine Birgit
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  #6  
Alt 27.05.2010, 22:43
Schmitti2603 Schmitti2603 ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Hallo Ireen,

danke für deine kleine Geschichte. Ich denke, wenn ich nicht so viel mitgemacht hätte, würde Sie mir sehr gefallen. Aber das Gott mich trägt, glaub ich nicht. Nein, im Gegenteil, jedesmal gibt er mir den nächsten Knaller. Immer mitten ins Herz. Alles was mir lieb war, wurde mir genommen. Schau mal,

Mein Sohn Leon kam im März 06 zur Welt -> meine liebe Oma starb im Jan 06
Mein Patenkind kam im Feb. 08 zur Welt -> meine Mama starb im Jan 08, hat sich so auf das Baby meiner Schwester gefreut
Meine Tochter Raphaela kam im Jan 09 zur Welt -> mein Papa starb im Okt. 08
mein Matthier ist jetzt gestorben, mal sehen ob meine schwester schwanger ist.

Wo ist das Gerecht? Immer haben sich diese Menschen auf irgendetwas gefreut und durften die Babys nicht mehr sehen? Warum schenkt uns Gott 2 Kinder, wenn wir dann keine Familie mehr sein dürfen?

Ich hab solche Zweifel und trotzdem erwische ich mich immer wieder, dass ich daran denke und sogar mit ihm rede...

LG Birgit
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  #7  
Alt 27.05.2010, 22:46
Schmitti2603 Schmitti2603 ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Achja danke Ute und Antara für eure lieben Worte. Es ist einfach schwer und wie ihr lesen könnt, hab ich eben zwar so liebe Freunde, die ständig da sind, aber mein Matthias ist weg und das macht mich verrückt. Nicht zu wissen, wo er ist. Ob es wirklich ein Leben nach dem Tod gibt. Meine Freundin hat zu mir gesagt, es müsste einen Tag geben, wo unsere Verstorbenen zurückkommen und nur kurz erzählen, wo sie sind, und wie es ihnen geht....Ich glaub damit könnten einige besser leben.

LG Birgit
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  #8  
Alt 27.05.2010, 23:01
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

... aber es gibt sie doch:
Menschen die schon mal klinisch tot waren, die das "drüben" gesehen haben ... Menschen mit Nahtoderlebnissen, die bewiesen sind.

Ich glaube daran - auch für meinen eigenen Tod.
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  #9  
Alt 27.05.2010, 23:05
Schmitti2603 Schmitti2603 ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Hallo Heike,

ich würde auch gern daran glauben, um zu wissen, dass es allen gut geht, aber ich weiß nicht, ob es wirklich so ist. Alle sagen vomn schönen Licht, aber was ist dann? das hat noch niemand erzählt....
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  #10  
Alt 28.05.2010, 00:17
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rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Liebe Birgit,...

genauso ist es.
Ich wünschte mir dass meine Mom nochmal ganz kurz zurückkommen könnte,... mir sagen könnte dass es ihr gut geht, dass alles in Ordnung ist... und dass es schön ist wo sie jetzt ist.

Ich hatte mit knapp 21 ein Nahtoderlebnis... ich hatte einen Herzinfarkt und im KKH war ich dann kurz weg.
Es war schön... bzw. freundlich emotionslos. Ich habe mich da liegen sehen, meine Eltern, meinen Ex-Freund... aber ich war emotionslos, weder erfreut, noch traurig... nur Beobachter... allerdings auch kein Licht.
Aber... ein Nahtoderlebnis ist ja in der Regel kein Hirntod... und was danach kommt... wer weiss es?
Es ist noch niemand wiedergekommen und hat gesagt: Hey... da ist es klasse...
Leider!
An Gott glaube ich nicht mehr... nicht wirklich... ich wünschte ich würde glauben, das würde einiges leichter machen...
Aber...
Ach Birgit,... ich wünsche Dir alle Kraft der Welt und drücke Dich mal feste!

Alles Liebe
Jasmin
__________________
Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
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  #11  
Alt 28.05.2010, 00:38
Jogi 04 Jogi 04 ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Hallo Birgit

Ich weiß wie du dich fühlst und ich könnte dir sonst was sagen...
aber es würde dich nicht trösten.
Wieviel Zeit auch vergeht es wird immer mom geben ...wo er dir
und deinen Kindern fehlen wird.
Kinder haben ihre eigene Art zu trauern ,weil für sie ist er immer noch
da ..auch wenn nur als Schutzengel oder der größte Stern am Himmel
den sie jeden Abend gute Nacht sagen.
Ich wünsch dir ganz viel Kraft und Denke daran du musst im mom
nicht Stark sein ......

LG Susi
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  #12  
Alt 28.05.2010, 01:03
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Guten Abend Birgit

ich möchte dir mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken für den Verlust, den du ertragen musst.

Ich weiss, eine schwere Zeit kommt nicht nur auf dich zu, du steckst mitten drin. Die alles entscheidende Frage, welche du dir gerade stellst, heisst: WARUM? Diese Frage haben wir uns alle gestellt und keine Antwort erhalten. Seit 2 Jahren, 3 Monaten und 4 Tagen bin ich nun Witwer. Auch mir geistert diese Frage heute noch manchmal durch den Kopf. Obwohl man keine Antwort darauf erhält, lernt man mit der Zeit mit ihr zu leben, diese Frage in den Hintergrund zu schieben. Das gelingt recht ordentlich.

Warum bin ich auf deinen Beitrag aufmerksam geworden? Ich habe ihn mir durchgelesen und dabei so einige Parallelen zu meiner Geschichte, und der vieler anderer, festgestellt. Dabei kommt so manche Erinnerung hoch, die man längst als abgehakt betrachtete.

Wie gesagt: Parallelen. Nicht dasselbe. Deine Trauer, dein Schmerz ist so einzigartig, wie bei jeder/jedem, die/der hier schreibt. Nur eins ist uns allen gemeinsam: wir sind allein. Wir fühlen uns allein gelassen, verlassen. Sei es nun dein Mann, meine Frau, die Mutter, der Vater oder von wem auch immer. Vor uns steht ein riesiger Berg. Das macht uns Angst. Wir sind am Verzweifeln. Uns fehlt die Kraft ihn zu bezwingen.

Ist dir was aufgefallen? 2 Jahre, 3 Monate und 3 Tage! Es war ein langer Weg für mich bis heute und ist eine lange Zeit. Ich will dir damit nicht den Mut nehmen. Im Gegenteil. Ich möchte dir damit sagen, dass du es schaffen kannst. Lass die Leute reden, scher dich nicht drum. Diese Sprüche kennen wir alle. In manchen steckt jedoch ein Körnchen Wahrheit. Auch dann, wenn die Menschen sie noch so gedankenlos aussprechen. Es geht weiter, das Leben. Irgendwie. Doch es geht.

Du schreibst von deinen Kindern, die dich heute genervt haben. Ich weiss nun nicht, wie alt sie sind. Ich denke mal, eher noch klein. Ich habe zwei Enkelinnen, von welchen ich viel lernen konnte. Vielleicht können dir deine Kinder auch helfen? Schau ihnen zu, wie sie leben.

Das Gedicht von Ireen kenne ich auch. Auch meine Frau kannte es. Ein sehr schönes Gedicht, welches genau auf unsere Situation zutrifft. Nicht Gott ist verantwortlich dafür, was uns Menschen passiert. Das ist das Leben und der Lebensraum, in welchem wir uns befinden. Leider besteht dieses Leben nicht nur aus Sahnestücken. Gott mischt sich da nur sehr, sehr selten ein.

Das, was wir als "Leben" bezeichnen, ist, so wie ich das weiss, nur der Hauch einer Sekunde in unserem eigentlichen Leben. Dieses endet nämlich nicht mit unserem Tod: es geht weiter. Ich weiss es, für mich. Für dich musst du es selbst herausfinden.

Ich glaube nicht, dass das, was ich dir geschrieben habe, dich jetzt wirklich trösten kann. Vielleicht regt es dich zum Nachdenken an. Nicht unbedingt heute oder morgen ........ irgendwann. Ein kleiner Schritt nur. Jedoch ein Anfang auf deinem Weg. Was es dir noch ganz Wichtiges zeigen kann: hier sind Menschen, die dich zu verstehen versuchen und nachempfinden können, was du gerade erlebst. Weil sie ähnliches selbst erlebt haben. Menschen wie Ireen, Ute, Yvonne, Jasmin, Susi und es werden ganz bestimmt noch mehr.

Du bist nicht so allein, wie du jetzt noch glaubst!




Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.

Geändert von HelmutL (28.05.2010 um 01:10 Uhr) Grund: die Rechtschreibung halt
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  #13  
Alt 28.05.2010, 08:27
mollie mollie ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

liebe birgit,

mein tiefes mitgefühl für den verlust deines mannes.

deine beiträge habe ich bisher nur gelesen, zum schreiben fehlte mir die innere ruhe und sicher auch die kraft. das, was du schreibst katapultierte mich jahre zurück. ein strahlender sommertag, alle sinne auf die bevorstehende hochzeit gerichtet, dann der anruf, dass mein schatz tot sei.

das, was du durchmachst kann ich so gut verstehen, so sehr nachfühlen, dass es mein herz und meine seele krampft. du stehst da, voller trauer, verzweiflung, vielleicht wut, vielleicht mit angst, ob du das alles schaffen kannst, wie du ohne deinen mann weiterleben sollst/kannst/musst, wie du es alleine schaffen sollst/musst, deine kinder großzuziehen. diese fragen können einen lähmen und noch mehr verzweifeln lassen.

viele ratschläge werden dir sicher gegeben. manche haben mich damals wütend gemacht, andere haben mich zum nachdenken angeregt. "das leben geht weiter", diesen satz habe ich nicht hören wollen. für mich stand es erst mal still, weil nichts mehr so war, wie es hätte sein sollen. dennoch ist viel wahres in diesem satz. das leben geht weiter, es schert sich nicht im mindesten darum wie es einem selbst grade geht. es wird hell, es wird dunkel, es regnet oder die sonne scheint. wie es für einen selbst weiter geht müssen wir entscheiden.

der verlust eines geliebten menschen wirft einen aus der bahn, lässt vieles sinnlos erscheinen und die frage nach dem "warum" scheint allgegenwärtig. wir alle hier haben uns diese frage gestellt und keiner -so denke ich- wird eine antwort auf diese frage gefunden haben. wieso und weshalb, diese frage stelle ich mir nur noch ab und an. eine antwort werde ich heute genauso wenig finden wie damals oder in der zukunft.

ich habe auch ein wenig mit gott gehadert, damals und auch im letzten jahr als meine ma an bsdk verstarb. "wieso lässt er dieses leid zu?, wieso diese schmerzen?" auch darauf habe ich keine antwort gefunden, ihn aber auch nicht dafür verantwortlich gemacht. ich glaube fest daran, dass es ein danach gibt, das hilft mir immer wieder.

der weg, der vor dir liegt wird schwer. es wird fortschritte geben, rückschläge. geweinte und ungeweinte tränen, schlaflose nächte. doch auch momente des glücks, der freude. das mag dir jetzt noch unvorstellbar erscheinen, dennoch werden auch diese augenblicke wieder kommen.

egal wie es dir geht, was du denkst oder fühlst, sei gewiss, du bist nicht allein damit. jeder, der hier schreibt kann nachempfinden wie es dir geht, weil wir alles eines gemeinsam haben, den verlust eines geliebten menschen.

dir und deinen kindern alles liebe,
mollie
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  #14  
Alt 28.05.2010, 22:06
Schmitti2603 Schmitti2603 ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Hallo Helmut,
hallo Mollie,

erstmal danke für eure lieben Worte, bzw. nachdenkliche Worte. Als ich Helmut´s Nachricht gelesen habe, hab ich ein ganz komisches Gefühl im Bauch bekommen, trotzdem bin ich irgenwie erschrocken, jeden Tag hast du mitgezählt, du musst deine Frau auch sehr geliebt haben. Ich hatte mit meinen mann halt nur 6 Jahre und ich hatte endlich meinen Traummann gefunden. dunkle schwarze haare, durchtrainierter Körper, einfach wunderschön. Unser Kinder 4 und 1 Jahr. Unser Großer sieht aus wie Matthias und das macht mich irgendwie glücklich und unsere Tochter war der Sonnenschein meines Mannes. Er hat sie so geliebt, sicherlich auch unseren Großen aber Raphaela war und wird immer der Sonnenschein für Matthias sein. In den letzten Minuter hat er ihren Namen gerufen und das werde ich nicht vergessen. Heute bin ich von Matthias Eltern nach Hause gefahren, überall waren Regenbogen. Es sah so schön aus, Leon war total begeistert und ich dachte wieder an den Spruch: Und am Ende des Regenbogens sehen wir uns wieder....Ich wäre so gern dort hingefahren, nur um ihn kurz zu sehen. Ich liebe Dich mein Schatz!

Mollie auch deine Zeilen haben mich sehr berührt. Ihr seit alle so lieb und ich weiß, dass ich hier nicht alleine bin, weil sonst wäre ich nicht hier. Ich hab mir immer geschworen, dass ich nach Matthias Tod nichts mehr vom Krebs wissen will...und was mach ich, ich beschäftige mich mit diesem Thema weiter. Dieses thema wird mich nie loslassen.

Mein Schatz hat noch 3 Brüder, 2 davon hatten auch Krebs. Der eine Hoden und der andere Darmkrebs. Beide haben es hoffentlich geschafft, aber warum mein Schatz nicht?

Unsere Kleine ist gerade erst eingeschlafen, sie lag mit ihrer Flasche im Bett und hat die ganze Zeit die Flasche angeguckt und gesagt, Papa, Papa, hat mir irgendwie angst gemacht, denn plötzlich bekam ich an meinen Beinen Gänsehaut. War Matthias bei uns? Ich hoffe es so sehr...

Danke für alles...

Birgit, Leon und Raphaela
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  #15  
Alt 30.05.2010, 11:27
Schmitti2603 Schmitti2603 ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

So da bin ich wieder...Gestern war ein aufregender Tag. Wir haben unseren Garten gemacht und meine Freunde haben alle geholfen. Es ist so traurig mit anzusehen, dass plötzlich alles fertig wird und mein schatz kann es nicht mehr sehen. Er hat sich so auf unseren Garten gefreut und jetzt kann er nicht mehr mit unseren Kiddies drin spielen. Warum nur? Alle Nachbarn haben gestern plötzlich geholfen, es ist so schade, dass alle erst helfen wenn es einen schlecht geht. Ich weiß, dass mein Matthias das irgendwie lenkt, wenn er es kann. Ich meld mich heute abend wieder, liebe Grüße Birgit
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