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  #1  
Alt 18.05.2013, 16:31
mamma1950 mamma1950 ist offline
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Unglücklich Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Eigendlich wollte ich mich nirgends anmelden-wollte alles mit mir selber ausmachen...........aber ich gucke immer wo ich Infos finde,die ich ja auch finde und sie reissen mich noch mehr runter...........

Meine Mutter starb am Mittwoch gegen 17 Uhr an Krebs-mit 63 Jharen...........

Sie hatte Brustkrebs---2008 fühlte sie einen Knoten,sie sagte uns einfach nix---2009 hatte sie an der Brust ne offene Wunde,sie ging endl. zum Arzt---Brust wurde entfernt/Lymphen waren wohl auch welche befallen---OP gut überstanden---Chemo-viel Leid---aber wir waren da.
Oktober 2011 wurde in der Lunge eine Metastase gefunden......

Im März 2012 habe ich mich leider von meiner Mutter "getrennt"---weil wir wieder mal Krach ohne Ende hatten.Sie war von jeher ein sehr Launischer Mensch---ich war immer die Böse,mein Bruder wurde immer im Himmel gehoben.Ich habe nie Dank erwartet-aber auch keinen Tritt in den Hintern.
Es war mein Geburtstag-sie kam--wie gesagt,es krachte-eigendl. wg. Kleinigkeiten-bis sie dann Wutentbrannt aufstand und ging.
Ich habe es dabei belassen---ich meldete mich bei ihr nicht mehr und sie sich auch nicht bei mir.............


Am 15.5.2013 kam Abends der Anruf von meinem Bruder---der nach 41 Sekunden das Telefonat abbrach,weil ich meinte "Ich habe mit der Sache (Familie) abgeschlossen".Er hatte sich in den ganzen Monaten nicht einmal gemedet--seine Handynr. war nicht abgespeichert---der Anruf kam völlig unerwartet.


Ich war schokiert-habe gezittert und konnte die Nacht nicht schlafen.Seitdem konnte ich keine Nacht mehr richtig schlafen,jede Minute denke ich nur noch an sie.

Habe nun über 2 Ecken erfahren das sie nebst der Metastase in der Lunge-die Lunge jetzt voll befallen war , 2 Met. im Kopf hatte..........
Nun denke ich nur noch daran, wie sehr sie wohl gelitten haben muss-bei all den Metastasen........
Ich bereue es so sehr, das ich mich nicht gemeldet hatte,ich wusste doch wie launisch sie immer war............
Es tut weh als ich erfahren habe-das es war ihr Wunsch war,das ich NICHT zu ihrer Beerdigung komme-das ich von ihren Tod erst nach der Beerdigung erfahren sollte.
Meine grosse Tochter hat mit meinem Bruder telefoniert-sie darf meine Mutter am Mittwoch nochmal sehen.........mein Bruder meinte gleich "Deine Mutter bringst du nicht mit,die ist bei mir durch".


Das respektiere ich-und es macht mir nochmal bewusst ,das meine Mutter unter unseren Streit gelitten haben könnte-das sie sich zu so etwas entschlossen hat.Ich weiss es nicht.......

Hatte immer Angst vor diesen Anruf,das es zuende ist.
Einerseits bin ich erleichtert,das sie nun ihre Ruhe hat---anderseits habe ich Schuldgefühle-weil ich nicht für sie da war-die ganzen letzten 14 Monate...........die letzten schweren Monate.Das die scheiss Sturheit stärker war..........
Ich habe die 14 Monate,wo wir keinen Kontakt hatten immer gesagt,ich gehe nicht auf die Beerdigung und ich betrete nie wieder ihre Wohnung.
Das sehe ich immernoch so(Selbstschutz?)-------aber wie kann ich mich von ihr verabschieden?Meine Tochter meinte,ich solle einen Brief schreiben sie würde ihn dann Mittwoch mitnehmen.Irgendwie kann ich das nicht-sie hatte ja mit mir abgeschlossen.
Ich lese,man soll den Menschen gehen lassen---wie soll das funktionieren???
Wenn ich Abends im Bett liege-sehe ich sie vor mir.......wie sie auf ihrer Couch lag/saß---überhaupt wie sie war,wenn ich bei ihr daheim war.Ich sehe die Wohnung,wo ich aufgewachsen bin-jede Ecke,jedes Detail..........
Grad da weine ich so sehr-das es innerlich schmerzt--der Kopf brummt...........
In der Nacht von Sonntag auf Montag bin ich Nachts öfter wach geworden,hab schlecht geschlafen.Dienstag hatte ich tagsüber ständig Unruhe in mir...........ob sie da an mich gedacht hat?
Ich weiss nicht,wie ihre letzten Tage waren.Sie war in der Klinik die letzten Monate.................

Wollte nicht soviel schreiben..........sorry...........Habe hier keinen zum reden-nach Aussenhin spiele ich immer die Starke,die Coole------innerlich bin ich total kaputt.

Traurige Grüsse,Steffi

Geändert von mamma1950 (18.05.2013 um 16:40 Uhr)
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  #2  
Alt 18.05.2013, 19:25
Norma Norma ist offline
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Hallo Steffi,

da hast du dir wirklich etwas eingebrockt. Sorry.
Dein Schuldgefühl ist dein Gewissen, welches sich nun massiv meldet.
Und das würde ich erst einmal positiv sehen.

Ich schreibe von der anderen Seite... als Mutter, die auch ein Kind hat, was momentan völlig uneinsichtig seine Meinung vertritt. Da nutzt kein Argument, kein Hinweis auf die Erkrankung, kein weinen und keine gezeigte Traurigkeit. Was zurückkommt ist Sturheit und Ignoranz.

So, wie ich dich gerade sehe, scheinst du deiner Mutter ähnlicher zu sein, als du es selbst glauben kannst. Beides Sturköpfe, die sich mit Worten verletzt haben.

Natürlich hättest du im Oktober 2011 bereits wissen müssen, dass die festgestellte Meta in der Lunge das Endstadium einläuten könnten. Im März 2012 dann mit einem großen Krach auseinander zu gehen, war aus meiner Sicht natürlich DEIN Fehler.

Krebskranke sind oftmals (auch ich) sehr empfindlich. Die Krankheit verändert das Denken, denn eigentlich dreht sich fast der gesamte Alltag nur um die eigenen Bedürfnisse und das kostet Kraft, viel viel Kraft. Wird man dann seelisch verletzt, reagiert man unwirsch und für andere unpassend.

ABER... und das schreibe ich ganz ehrlich... Mütter wären nicht Mütter, wenn sie nicht in der Tiefe ihres Herzens alle Fehler ihres Kindes verzeihen könnten.
Glaub mir, sie tun es immer und immer wieder!

Ja, ich weiß, was deine Mutter schriftlich hinterlassen hat: Sie wollte dich nicht auf ihrer Beerdigung sehen. Aber auch das wird sie mit Groll geschrieben haben und ich möchte fast wetten, dass dieser Groll auch schnell wieder verflogen ist.
Sieh die Zeilen deiner Mutter als Verzweiflungstat an. Sie wusste sehr wahrscheinlich nicht wohin mit ihrer Wut... aber auch nicht wohin mit ihrer Traurigkeit.

Mütter wären nicht Mütter, wenn sie ihr Kind trotz aller Streitigkeiten und hässlichen Worten verzeihen könnten.

Auch deine Mutter wird dir noch vor ihrem Tod verziehen haben; davon bin ich überzeugt! Niemand stirbt mit Hass im Herzen; je näher der Tod, um so verzeihender die Gedanken.

Leider war deine Mama dann aber nicht mehr in der Lage, dir das mitzuteilen und vielleicht hatte sie auch nicht mehr den Mut dazu.

Nun also hat sich dein Gewissen gemeldet. Ja, du hast Fehler gemacht und ja, du bist hart und stur bis zum Schluss geblieben. Sogar noch, als der Anruf kam, warst du verbittert und hast hässliche Worte von dir gegeben.

Du bereust, liebe Steffi und nur DAS zählt jetzt!!!

An dir liegt es nun, den Kontakt zum Bruder wieder hinzubekommen. Das wird gewiss nicht leicht werden, denn du müsstest ihn um Entschuldigung bitten und deine Fehler eingestehen.

Wenn du dazu bereit bist, ist schon mal ein großer Schritt in die richtige Richtung getan. Denn Mütter wären nicht Mütter, wenn sie all ihre Kinder nicht in Frieden leben sehen möchten. Vielleicht kann auch deine Tochter da vorsichtig vermitteln und den ersten Schritt machen?

Den Vorschlag mit dem Brief finde ich gar nicht so schlecht. Allerdings nicht in den Sarg legen... da könnte ihn jemand finden und lesen, dem das nicht zusteht.

Vielleicht wäre es besser, wenn du so einen Brief zu Hause schreibst und danach vernichtest? Schreiben hilft oft, wenn Worte nicht mehr auszusprechen sind oder nicht gehört werden können.

Sollten deine Schuldgefühle allerdings überhand nehmen und dich gar nicht mehr zur Ruhe kommen lassen, scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Psychotherapie kann dir beim Weg zur Verarbeitung helfen.

Und vergiss nicht: Auch deine Zeilen hier in diesem Forum wird vielleicht deine Mutter gelesen haben. Und dann würde sie dir garantiert sagen: Komm Kind, Schwamm drüber. Alles ist wieder gut!

Genau SO würde ICH nämlich auch reagieren.

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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  #3  
Alt 19.05.2013, 09:43
Bremensie Bremensie ist offline
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Hallo Steffi,
Norma hat dir ja schon vieles gesagt und ich bin da ganz ihrer Meinung. Auch ich bin Mutter und habe erwachsene Kinder.
Die Idee mit dem Brief finde ich eigentlich ganz gut. Kanndeine Tochter den nicht mit ins Grab geben? Ich meine vieleicht kann sie ihn ja mit einem kleinen Strauß Blumen mit ins Grab geben? Natürlich in einem versclossenen Umschlag. Vieleicht solltest du eine Trauerkarte mit Umschlag kaufen und auf die Karte ein paar persönliche Abschiedsworte für deine Mutti schreiben.
Oder weißt du welches Beerdigungsinstitut für die Trauerfeier deiner Mutter zuständig ist? Dann könntest du den Brief/Trauerkarte Dort abgeben und darum bitten diese so zu deiner Mutter in den Sarg zu geben das keiner den Brief/Karte sehen kann. Später einmal kannst du dann das Grab deiner Mutter besuchen und dort zwiesprache mit ihr halten.
Aber glaube mir deine Mutter wird jetzt schon wissen das dir dein Handeln leid tut.
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
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  #4  
Alt 19.05.2013, 10:27
PeterBoe PeterBoe ist offline
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Hallo, Steffi,

bei mir war es nicht ganz so kompliziert, ich hatte nach dem Tod meiner Frau "nur" damit zu kämpfen, dass ich dachte, ich hätte vielleicht nicht genug für sie getan, sie vielleicht nicht liebevoll genug gepflegt.
Hinzu kommt, dass sie aus erster Ehe drei Kinder hinterlassen hat und sich immer sehr gesorgt hat, dass die Familie auseinanderfällt; schliesslich bin ich ja "nur Stiefvater"

Ich bin dann immer zu ihrem Grab und habe mit ihr "gesprochen" und von den Kindern und später auch von den Enkeln berichtet.
Wenn ich heute mal Probleme habe, dann gehe ich auch manchmal zum Grab und denke dort über die Lösung nach.

Meistens gehe ich danach mit einem befreiten Gefühl nachhause.

Liebe Grüsse
Peter

2000 Lungenkrebsdiagnose bei meiner Frau
2004 starb sie
2012 Darm-/und Prostatakrebs bei mir
2013 nach Radio-/Chemos und OP wieder "da"
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  #5  
Alt 19.05.2013, 14:17
mamma1950 mamma1950 ist offline
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Standard Ihr Lieben,

ich Danke euch sehr für eure Worte---jedes einzelne bringt mich zum weinen und das ist auch gut so.
Ich kann sie leider nur lesen,wenn ich mal einen Moment Luft habe-da alleinerziehende Mutter---die leider,leider niemanden hat,wo der Jüngste mal hin kann---damit ich Ruhe habe.
Momentan habe ich das Gefühl-ich möchte sie doch gerne nochmal sehen-am liebsten Lebend,aber das geht ja nicht.Ich überlege ,meinen Bruder eine SMS zu schicken um ihn zu fragen,ob ich am Mittwoch mit darf.Ich könnte auch im Beerdigungsinstitut anrufen und fragen ob ich kommen darf-ohne andere bitten zu müssen.
Den Namen vom Beerd.inst. weiss ich ,weil meine Tochter auf meinem Läppi geguckt hat wie weit es bis dorthin ist.Es ist eine ganz andere Stadt,wo sie wohnte oder in der Klinik lag-was mich wundert.Ohne Auto leider auch sehr weit weg.........
Ich habe mittlerweile auch das Bedürfniss nochmal in ihre Wohn. zu gehen-weiss garnicht warum.
Anfangs haben die Erinnerungen überwiegt-wo ich eigendlich enttäuscht war,das sie auch nicht für mich da war als ich sie gebraucht hätte-als Mutter.
Jetzt aber überwiegen die schönen Erinnerungen---es gab ja auch viele Tage, wo wir uns echt gut verstanden haben-gequatscht und gelästert haben.
Gestern Abend habe ich mir Fotos von ihr angesehen-2008(als sie uns den Knubbel in der brust verschwiegen hat) & 2009/10-kurz vor der Diagnose,die Krebszeit,in der Klinik-als sie operiert wurde--wir haben noch ihr Zimmer verschönert mit Foptos von den Enkelkindern,ihrer geliebten Katze (gest. 10/2011 mit 18 Jahren)..........Bilder von später sind leider auf meiner ausgebauten Festplatte (PC ging letztes Jahr kaputt)---mal sehen wie ich da dran komme.Ich fotografiere sehr viel,alles und bin da auch froh drum.

Ich habe solche Sehnsucht und ich vermisse sie -als ob es die 14 Monate Funkstille nicht gegeben hätte.Wohl weil mir bewusst ist-das wir uns jetzt nicht mehr vertragen & sehen können.


Mich kotzt es soooooo an,das sich niemand mal bei mir meldet,mich fragt wie es mir geht. Leute aus dem Bekanntenkreis,die die es wissen.NIEMAND................Meine Tante & andere aus der "Familie" wir haben lange keinen Kontakt (ging auseinander als mein Opa 2000 starb)---die würden sich eh nicht melden...........vorallem weil sie alle meinen,mir wäre es eh egal............
Dabei würde ich mich gerne bei jemanden ausweinen,getröstet werden,im Arm genommen werden.
Fühle mich alleine obwohl ich eig. nie alleine bin..

Sie wird anonym beerdigt---es wird keine Grabstätte geben.Wir waren letztes Jahr das letztemal zusammen aufm Friedhof(ist das einzige,wo sie überhaupt noch hin gefahren ist),wo mein Opa (ihr Papa),Oma & ein paar andere liegen--Da ist ein anonym. Grabfeld.Dort liegt eine Grabplatte-wo all die Namen der Verstorbene drauf stehen..............dort wollte sie hin--weil wir Kinder uns eh nicht um ein normales Grab kümmern würden.....
Ich hoffe,sie bekommt dort ihren Platz.........irgendwann werde ich hoff. ihren Namen auf der Platte lesen können,damit ich weiss wo sie ist.
Ich würde jetzt gerne zum Friedhof fahren-aber alleine,ohne Kinder---muss sehen wie ich das geregelt kriege.Am Grab von meinem Opa-ihren überalles geliebten Vater und meiner Oma sein,eine Kerze anzünden.

Ich muss es auch noch meinen Söhnen sagen (12 & 5 Jahre)-------ich habs momentan noch nicht geschafft........Weiss nicht wie sie es auffassen werden-der Grosse ist sensibel.Der Kleinere wollte zuletzt garnicht mehr zur oma-hat sie "Mecker Oma" genannt........
Sie müssen es erfahren-ich weiss,nur wie soll ich sie trösten-wenn ich selber so kaputt bin?

Norma,ich weiss nicht,ob meine Mutter mir verziehen hat.Ich glaube nicht.....vor kurzen sagte sie noch,sie würde unten beim Pförtner bescheid sagen-das wir nicht zu ihr kommen dürfen (Meine Tochter hat Kontakt mit meiner Cousine ).Ebenso wie sie gesagt hat,das wir nicht zur Beerdigung kommen sollen.
Sie muss sehr,sehr entäucht gewesen sein,das wir(meine Kinder & ich) sie im Stich gelassen haben.

Peter,du warst für deine Frau da-ich habe meine Mutter wg. blöde Streitigkeiten im Stich gelassen.Obwohl ich wusste das die gefundene Metastase (10/2011) der Anfang vom Ende bedeutete.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für deinen weiteren Weg.

Ich bin froh,das ich dieses Forum Dank Google gefunden habe.........und sorry,das ich mich nicht mal Vorgestellt habe.



Traurige Grüsse

Geändert von mamma1950 (19.05.2013 um 15:01 Uhr)
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  #6  
Alt 19.05.2013, 15:13
heaven heaven ist offline
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Hallo Steffi,
erst mal möchte ich dir mein Beileid zum Tode deiner Mutter ausdrücken.
Was mir in deinen postings sehr auffällt: Du beschreibst wie schlecht es dir geht. Keine Zeile wie es deiner Mama in den 14 Monaten ging,kein Wort wie es deinem Bruder wohl jetzt geht.. Du schreibst,das du diesen Anruf erwartet und befürchtest hast. Sagst in diesem Anruf aber,das du mit der Sache (Familie) nichts mehr zu tun hast. Und es wundert dich,das dein Bruder das Gespräch nach wenigen Sekunden abbricht?
Auch mit dem Rest der Familie scheint einiges im Argen zu liegen. Kontakt der Tante und anderen aus der Familie seit 2000 abgebrochen.... Mutter wünscht Bestattung auf einem Grabfeld,weil sie glaubt,die Kinder würden sich nicht um eine Grabstelle kümmern...
Für eine Aussprache mit deiner Mutter ist es jetzt leider zu spät. Aber du hast doch noch mehr Familie! Versuch doch bitte auf diese einen Schritt zuzugehen. Aber diesen Schritt musst du tun!
Ich hoffe,ich bin dir mit meinen klaren Worten nicht zu nahe getreten-aber ich musste mich dazu äussern.
Alles Gute für dich von
Heaven (dem Himmel so fern)
__________________
ED 12/2011 Primärtumor Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom (grosszellig) T2a,N2,M1b entsprechend Tumorstadium IV
Dünndarmkarzinom pT3,pN1,R0,G3
Jan-April 2012 Chemo Cisplatin/Alimta
Seit Mai 2012 in Remission Erhaltungstherapie mit Alimta bis Ende Juni 2012-seitdem Therapiepause!
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  #7  
Alt 19.05.2013, 17:17
mamma1950 mamma1950 ist offline
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Standard Liebe Heaven,

ich möchte versuchen dir zu erklären.
Mit meinem Bruder hatte ich seit er seine Freundin (jetzt Frau) hat,kaum noch Kontakt(Seit 5 Jahren).Diese Frau wird von niemanden gemocht(meine Mutter lästerte bei anderen auch nur über sie).........wg. ihr hat mein Bruder nicht mal mehr Kontakt zu seinen besten Freunden aus Kindertagen.

Mit meiner Tante,Onkel,4 Cousins und 1 Cousine war sporadisch Kontakt---man traf sich zu Feiertagen wie Weihnachten Jährl. beim Opa.Seit seinem Tod fand dies nicht mehr statt.

Ich war für diese "Familie" immer irgendwie das "schwarze Schaf"---weil Kinder aber nie verheiratet.Deswegen habe ich mich fern gehalten-was soll ich auch mit denen?Verwandschaft kann man sich nicht aussuchen.(Meine Mutter hielt selber nicht viel von ihren Neffen & Nichte-WEIL sie egoistisch sind und nur um ihr Wohl besorgt sind)

Meine Tante ist 12 Jahre älter als meine Mutter-sie ist selber nicht mehr gut dabei.Sie hatte wohl Anfang Mai mit meiner Mutter telefoniert-meine Mutter meinte sie würde sich melden ,wenn sie daheim wäre.

Meine Tochter tut mir leid-sie leidet sehr,mein Bruder tut mir leid-er hat-wie ich von seinen alten Freunden weiss-(war im Febr. dort-kenne sie ja auch von früher)--- Dank IHR mit kaum noch jemanden Kontakt.Meine Tante tut mir leid---da meine Mutter ihr NICHT die Wahrheit gesagt hat wie schlimm es um sie steht---für sie muss es jetzt ein richtiger Schock sein.

Der Rest der Sippschaft ist mir egal.......meiner Cousine/Cousins ist es wahrscheinl eh "egal",sie haben meine Mutter nie besucht oder haben Kontakt gepflegt---falls sie zur Beerd. gehen-gibts wieder umsonst essen (sorry,aber so sind sie).
Als mein Opa so krank war und dann 2000 starb war es auch so...........und NIE hat ihm jemand von denen in der Klinik besucht (ausser Tante,meine Mutter & ich).

Ich denke jetzt immerzu drüber nach wie es meiner Mutter in den letzten Monaten ging---leider zu spät.Leider...........Du kannst dir nicht vorstellen wie schlecht ich mich fühle,das ich sie im Stich gelassen habe.
Sie hatte nur noch meinen Bruder und dessen Frau (die hat sich vorher auch nicht um sie gekümmert-ob es die letzten Monate anders war,weiss ich nicht.Ich weiss nur,das mein Bruder täglich bei ihr war).
Die Infos die ich ab und zu von meiner Tochter bekommen habe,hatte sie von meiner Cousine erhalten.Die hörten sich nie soooooooo schlimm an..........das mit den ganzen,vielen Metas haben alle jetzt erst erfahren.Mein Bruder hatte auch keinen Kontakt zu meiner Tante und wenn meine Mutter mit wem telefonierte-hat sie das schlimmste verheimlicht.
Meine Mutter hatte meinem Bruder mit allem beauftragt---Sterbeversicherung,das sie die Asche ihrer Katze bei sich bekommt etc.

Vor dem grossen Streit war ich 2-3 mal die Woche bei ihr,ging mit ihr zum Arzt,Einkaufen,fuhren zum Friedhof,putzte die Wohnung--ich kochte bei mir daheim für sie mit-das Essen brachte meine Tochter zu ihr.Meine Tochter war übrigens auch sehr oft bei ihr (Abends dann),fuhr sie mit dem Auto in die Klinik etc...........
2009 nach der Brust OP haben wir mit mehreren Leuten ihr Wohnzimmer neu renoviert (die alten Deckenplaten ab -die haben sie schon immer gestört-etc)---wollten sie überraschen.Mein Bruder konnte nicht helfen-er hatte es mit der Bandscheibe.Seine Frau habe ich NIE bei irgend ne Aktion gesehen .

Ich erwarte keinen Dank,ich habe es gerne gemacht-----------aber im Himmel gehoben wurde mein Bruder-----was mich verletzt und sauer gemacht hat.(habe es ihr aber nie gasagt)


Jetzt tut es mir leid,jetzt wo ich weiss-wie sehr diese Drecks-Krankheit einen Menschen verändert (obwohl sie von jeher ein Launischer Mensch war).
Könnte ich die Zeit zurück drehen-würde ich es mit dem heutigen Wissen ihre Launen ertragen und nicht persönlich nehmen.

Daran hadere ich.......
Der Tod meiner Mom bringt mich nicht soweit, das ich mit der sogen. Verwandschaft Kontakt aufnehme.............es würde eh nix bringen.Heuchlerei brauche ich nicht.
Mein Bruder-bei ihm möchte ich mich entschuldigen,das ich so gemein am Telefon war (ich war in dem Moment überrumpelt).Denke,das wir nach wie vor nichts mehr mitenander zu tun haben werden.

Ist nun doch sehr viel geworden-wollte nur erklären warum es so ist wie es ist bez. Verwandschafft.Es ist sehr verwirrend.......viell. aber blickst du etwas durch.

LG Steffie
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  #8  
Alt 19.05.2013, 17:51
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Marbi Marbi ist offline
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Liebe Steffi,

Fehler machen wir alle, und wie wir bei einem Streit reagieren und handeln, hängt zum einen davon ab, wie tief wir verletzt wurden und zum anderen, wie tief wir diese Verletzung empfunden haben und in welcher seelischen Verfassung wir zum Zeitpunkt des Streites sind.

Mütter versuchen sicher, keinem Kind den Vorzug zu geben - aber gelingt das immer? Bei dir und deinem Bruder scheint das nicht der Fall gewesen zu sein. Daran kann auch eine schwere Erkrankung deiner Mutter nichts ändern. Du hättest ebenso krank werden können oder dein Bruder, dann wären die Rollen jetzt vielleicht anders verteilt.

Man kann mit dem Verstand vergeben - das hättest du tun können im Wissen um ihre Krankheit-, aber wäre dein Herz auch ehrlich daran beteiligt gewesen? Geholfen hätte nur eine Aussprache, dann wäre es euch beiden besser gegangen. Alles andere hätte deiner Mutter, aber nicht wirklich dir geholfen, denn die Zurücksetzung, die du als Unrecht empfunden hast, wäre geblieben.

Stur seid ihr beide gewesen und deine Mutter sogar angesichts des Todes, indem Sie verfügt hat, dass du keine Gelegenheit zur Entschuldigung und Reue bekommen sollst - das würde mir als Tochter auch weh tun. Eine Mutter sollte ihrem Kind verzeihen können, egal was es angestellt hat, so wie du es nun tun wolltest und nicht darfst.

Eine anonyme Grabstätte mit der Begründung zu wählen, dass die Kinder sich ohnehin nicht kümmern werden ... die Argumentation ist ein einziger Vorwurf an dich und deinen Bruder. Ihn muss das genauso getroffen haben, vor allem, wenn er sich bis zu díesem Zeitpunkt um sie gekümmert hat. Vielleicht wollte sie nur bei den Menschen ruhen, die dort bereits liegen und ihr etwas bedeutet hatten.

Die Familie wird sich sicher schwer tun, Stellung zu beziehen und es ist immer leicht, sich aus allem herauszuhalten, zumal sie ja nicht wissen können, wie es in dir aussieht und dass du leidest - hier spielt wohl auch der Charakter der einzelnen Familienmitglieder eine Rolle.

Einen Rat kann man schlecht geben, wie du dein Seelenheil wiederfinden kannst. In erster Linie würde ich versuchen, mit mir selbst ins Reine zu kommen. Prüfe dich, wie nahe dir der Grund für die Streitereien gegangen ist und ob sich daran etwas geändert hat - unabhängig von der Erkrankung und dem Tod deiner Mutter.

Ebenso würde ich in Gedanken die Verwandtschaft durchgehen und auf meine Gefühle achten. Liegt mir etwas an diesen Menschen? Oder ist es nur der Zwang, weil es Verwandtschaft ist? Wie sagt man so schön: Freunde kann man sich aussuchen, Verwandte nicht. Prüfe genau, wen du gern in der Zukunft in deinem Herzen haben möchtest und lass dich nicht vom Verwandtschaftsgrad beeinflussen.

Wenn du dich entschieden hast, dann handle danach und versuche, den Kontakt herzustellen und dein Verhalten vielleicht in einem Brief oder einer eMail darzulegen - vielleicht auch um ein Treffen zu bitten und nicht gleich aufgeben, wenn der Kontaktwunsch zunächst abgeschmettert wird ... steter Tropfen höhlt den Stein. Wenn man etwas ehrlich wünscht, dann muss man dafür kämpfen.

Irgendwann, wenn du das geschafft hast, halte Zwiesprache mit ihr an ihrem Grab oder einfach an einem stillen Ort und zwar, ohne dir vorher etwas zurechtzulegen - höre auf dein Herz und dein ehrliches Gefühl und lass dich nicht von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen aus der Bahn werfen.

Lerne aus allem, das ist das Wichtigste! Achte darauf, wie du dich deinen Kindern gegenüber verhälst, denn das ist das Beste, was du aus deinem bisherigen Verhalten lernen und dann ändern kannst, damit ihnen und dir etwas Ähnliches nicht passiert und du dich in deinem unmittelbaren Umfeld wohl fühlst.

Ich drücke dich! Gib nicht auf, denn der Schmerz und die Verzweiflung werden nachlassen, wenn du es zulässt. Schuld ist subjektiv und kommt immer auf die Betrachtungsweise an. Lass dir keine Schuld einreden, wenn du bis zu diesem Zeitpunkt nicht anders handeln konntest - egal aus welchem egoistischen und berechtigten oder im Nachhinein unberechtigten Grund.

Was das Begräbnis betrifft: Frechheit, dass sie da ist, werden die einen sagen, und Frechheit, sie hatte nicht einmal den Anstand ... die anderen.
Also hör einfach auf dein Herz und wenn dir danach ist, dann frage niemanden, sondern sei einfach dabei. Niemand mit Anstand wird einem Kind verwehren, am Grab der Mutter zu stehen ... egal was passsiert ist! Vielleicht hilft dir das jeweilige Verhalten deiner Angehörigen dabei, zu entscheiden, wer es wert ist, mit dir in Verbindung zu bleiben und vielleicht ist das dann auch der erste Schritt auf sie zu oder von ihnen weg.

Pass auf dich auf. Maria
__________________
10.11.2012 DIAGNOSE: T3N2bM0 - Oropharynx Zungenbasis/Ummantelung der Halsvene (inoperabel)

Drei Zyklen Chemotherapie
Totalremission

40 x Bestrahlung (IMRT) + Chemotherapie = tumorfrei
(vergrößerte Lymphknoten = Fibrose)
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  #9  
Alt 19.05.2013, 22:51
heaven heaven ist offline
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Liebe Steffi,
ich glaub,ich blick ein bischen besser durch.
Maria hat das so schön in Worte gefasst-dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

Alles Gute von
Heaven (dem Himmel so fern)
__________________
ED 12/2011 Primärtumor Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom (grosszellig) T2a,N2,M1b entsprechend Tumorstadium IV
Dünndarmkarzinom pT3,pN1,R0,G3
Jan-April 2012 Chemo Cisplatin/Alimta
Seit Mai 2012 in Remission Erhaltungstherapie mit Alimta bis Ende Juni 2012-seitdem Therapiepause!
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  #10  
Alt 20.05.2013, 19:10
Emilia2 Emilia2 ist offline
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Liebe Steffi!
Zuerst einmal mein Beileid zum Tod deiner Mutter! Was du so alles schreibst, finde ich sehr traurig.
Mein Bruder hatte mit meinem Vater auch ein sehr schlechtes Verhältnis. Was aber meiner Meinung nach an meinem Bruder lag, da er meinem Vater oft Sachen unterstellte, die einfach nicht so waren, und meinen Vater ständig zum Sündenbock für alles mögliche erklärt hat. Einen Tag vor dem Tod meines Vaters feierte mein Bruder seinen vierzigsten Geburtstag mit ihm im Krankenhaus und es fand eine Versöhnung statt. Ich denke, ein größeres Geschenk hätte mein Vater ihm nicht machen können. Deshalb berührt mich deine Geschichte so, denn möchte mir gar nicht vorstellen, wie es meinem Bruder jetzt gehen würde, wäre es nicht so gekommen.
Was mir in deinem Beitrag besonders aufgefallen ist, dass du öfters schreibst, jemanden zu fragen, ob du zur Beerdigung kommen darfst. Maria hat zwar schon darauf geantwortet, und zwar genau das, was ich mir auch denke, ich möchte aber noch mal explizit darauf antworten: NATÜRLICH darfst du zur Beerdigung deiner Mutter gehen!!! NIEMAND hat das Recht, dir das zu verbieten!!! Und deine Mutter sieht das jetzt mit Sicherheit alles anders, denn da wo sie jetzt ist, gibt es nur noch Liebe.
Außerdem wäre die Beerdigung deiner Mutter die Gelegenheit, dich mit deinem Bruder auszusprechen und dich zu erklären.
Ich habe schon fast die Bitte: Geh hin! Es wird dir besser gehen, wenn du es tust! Die Beerdigung deiner Mutter findet nur ein mal im Leben statt, wie so vieles...
Die Hälfte meiner Familie ist übrigens auch anonym beerdigt, damit keiner das Grab pflegen muss. Allerdings wollten meine Großeltern und mein Onkel das aus rein praktischen Gründen, denn sie liegen in Hamburg und der Rest der Familie, der noch übrig ist, lebt in München. Mein Vater wollte auch anonym beerdigt werden, aber meine Mutter hat das nicht zugelassen.
Liebe Steffi, Kopf hoch! Jeder bekommt vom Leben seine Lernaufgaben zugewiesen, und deine ist wahrlich nicht einfach. Aber deine Mutter liebt dich und hat dir verziehen, ganz sicher.
Ich wünsche dir alles Gute!
Emilia
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  #11  
Alt 21.05.2013, 11:23
NicoleZ NicoleZ ist offline
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Hallo, erstmal mein Beileid.
Meine Adoptivoma ist dieses Jahr gestorben, und ihr Son, mein Adoptivvater, war nicht bei der Beerdigung. Aus dem einfachen, wenn auch haarsträubenden Grund, dass er schwerer Alkoholiker ist und obwohl sich diverse Verwandte von ihm tagelang bemüht haben, ihm die Nachricht zu vermelden, dass seine Mutter tot ist, waren diese Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt.

Jedenfalls, für die alte Generation war das glaube ich das Schlimmste an allem. Dass der einzige Sohn nicht zur Beerdigung seiner Mutter kommt. Zugegeben hat gerade die alte Generation auch nie verstanden, dass er schwerer Alkoholiker ist und sich die ganze Angelegenheit schöngeredet.

Wie dem auch sei, die Beerdigung war ganz schön und würdevoll, aber die alten Leutchen haben sich ziemlich die Augen ausgeweint, weil das einzige Kind usw. usf.

Vielleicht hilft dir das ja irgendwie bei deiner Entscheidungsfindung.

Ich wünsche dir Kraft,
Nicole
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  #12  
Alt 21.05.2013, 12:23
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Ort: ulmer ecke
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

hallo steffi..
jetzt melde ich mich auch mal zu wort und die werden dir wahrscheinlich nicht gefallen:
irgendwie geht es bei allem um dich!
meine mami und ich hatten auch schon seit je her eine schwierige beziehung. wir hatten auch schon mal ein halbes jahr funkstille. sie war kein einfacher mensch und ich als älteste hab vieles abbekommen. aber von dem zeitpunkt an, wo wir wußten, daß sie krebs hat und ihn nicht überleben wird, war mir das alles unwichtig. es war mir nicht wichtig, wie mami oft gereizt reagiert hat. ich mußte mir sätze anhören wie: dir kanns wohl nicht schnell genug gehen.
glaub mir, das tat weh. aber für mich stand meine mami und ihre krankheit im vordergrund. ich dachte mir immer, egal wie es in mir ausschaut, wie schrecklich muß es in ihr aussehen. den tod vor augen. sie tat mir unsagbar leid und es war mir und meinen geschwistern wichtig, ihre letzte zeit so schön wie möglich für sie zu gestalten. so vergingen anderthalb jahre und im oktober letzten jahres began sie zu sterben. ich blieb bei ihr 12 tage und nächte im hospiz. weil ich wußte, das hätte auch sie für mich getan. es war eine intensive zeit, ohne viele worte, denn sie fiel eine woche vor ihrem tod ins leberkoma. ich hielt ihre hand, sang und las ihr vor, betete mit ihr. sie ging ganz leise.. meine schwester und ich waren bei ihr.
ich bin so dankbar für diese zeit... sie war so wichtig.
und all das hast du verpasst.. aus reinem egoismus. wo waren die gedanken, wie es in deiner mutter wohl ausschauen mag, mit dem wissen bald zu sterben? und auch jetzt nach ihrem tod gehts dir nur darum, was die verwandschaft zu deinem beisein bei der beerdigung denkt.
ich möchte dir ganz dolle ans herz legen, hinzugehen. damit du dich ehrwürdig von deiner mami verabschieden kannst. damit du frieden schließen kannst, was ich dir von herzen wünsche.
tut mir leid, daß ich so direkt bin... aber vielleicht hilft es, dich ein bißerl wach zu rütteln.
möge dein weg dir freundlich entgegen kommen
tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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  #13  
Alt 21.05.2013, 14:49
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Hallo zusammen,

ich denke, es sind immer zwei Böcke, die sich verhaken. Natürlich, Steffi's Mutter ist an Krebs erkrankt, doch das heißt nicht, daß sie auch automatisch in der stärkeren Postition ist und tun und lassen kann, was sie will. Stichwort: Diktatur der Krankheit. Angehörige müssen nicht immer alles schlucken, was von Seiten der Kranken kommt. Genau so natürlich ist, daß man als Angehöriger auch schon mal zwei Augen zudrücken muss. Doch wie gesagt: nicht immer.

Hallo Steffi,

wir wissen nicht, worum es genau bei diesem Streit ging und warum er derart eskaliert ist. Deshalb fällt es mir sehr schwer, ein Urteil zu fällen, wer denn nun eine Schuld und wie viel davon zu tragen hat. Ich denke nur, es hätte auch deiner Mutter gut zu Gesicht gestanden, den ersten Schritt zu tun und nicht noch die Trennung schriftlich zu fixieren.

Du tust mir leid. Ich möchte nicht in deiner Haut stecken. Ich an deiner Stelle würde nicht zur Beerdigung gehen. Das könnte durchaus eskalieren (was du sicher nicht willst) und außerdem respektierst du damit ihren Willen: sie will es nicht. Eine gute Möglichkeit wäre es vielleicht, an einem der nächsten Tage auf den Friedhof zu gehen. Auch wenn die Beerdigung anonym ist, wirst du die Stelle bestimmt finden können. Wenn nicht, ist das auch nicht so schlimm. Deine Mutter ist da, wo du bist. Du kannst dich dann von deiner Mutter verabschieden, was deinen Seelenfrieden zwar bestimmt nicht auf Anhieb wieder herstellt, doch es wäre ein Anfang. Ich drück dir die Daumen. Auch dafür, dich wieder mit deinem Bruder zu versöhnen. Geh es langsam und vorsichtig an.

Deinen Kinder solltest du möglichst jetzt sagen, daß ihre Oma verstorben ist. Es wäre sicherlich nicht gut, wenn sie es von anderer Seite erfahren müssten. Keine leichte Aufgabe.

Deinen Teil der Schuld an dem Streit und dem, was danach passiert ist, kann dir keiner nehmen. Ich bin selbst Vater und kann dir versichern, daß ein Vater oder eine Mutter vieles verzeihen und auf der anderen Seite auch einsehen können, wenn sie selber im Unrecht sind. Die letzten Gedanken deiner Mutter kennt niemand. Sei ehrlich zu dir selbst und nimm dir Zeit, dann kannst du das schaffen.


Liebe Grüße,

Helmut
__________________
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  #14  
Alt 22.05.2013, 20:48
mamma1950 mamma1950 ist offline
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Ort: Düsseldorf
Beiträge: 13
Standard Ich durfte sie nochmal sehen..........

Ihr Lieben,
ich hatte gestern viel geschrieben und dann doch nicht abgschickt.

War gestern auf dem Friedhof,hab das Grab von meiner Oma&Opa besucht,das Grab eines alten Nachbarn (war wie ein Onkel für mich-starb 1/2010) und auch das anonyme Grabfeld.Überall habe ich eine Kerze angezündet und habe gehofft,etwas zu fühlen--ich habe NIX gefühlt,garnichts.......

Heute habe ich meine Mama heute nochmal gesehen.....

Meine Tochter hatte ja eigendlich heute ein Treffen mit meinem Bruder und nun bekam sie doch Zweifel.Ich habe ihr angeboten mit zu fahren--sie müsse aber meinen Bruder fragen,ob es ihm Recht wäre.Er müsse es sich überlegen und hat dann heute Morgen sein OK gegeben.Die Familie sei ja nach dieser Reaktion am Telefon nicht gut auf mich zu sprechen (das weiss ich und die sind mir egal).
Meine Tochter traute sich nun garnicht mehr dahin..........einige Leute sagten ihr-sie solle Oma in Erinnerung behalten,wie sie war.

Gegen 14 Uhr musste ich los---ich war wirklich hin und her,weil ich Angst bekam.Mein Kopf hat mir gesagt "Du hast sie 14 Monate allein gelassen,hab wenigstens JETZT den Arsch in der Hose"

Ich bin los-1 1/2 Std mit Bus & Bahn.......als ich angekommen war,stand mein Bruder mit seiner Frau und der Bestatter-vor dieser kleinen Halle.
Der Bestatter brachte mich eben rein-da stand der Sarg..........(dachte,da wäre noch ein kleiner Flur-aber nein-es gibt nur diesen Raum) Meine Mama----sie sah soooooo schmal,so dünn aus,hatte ihre Perücke an-aber leider nicht ihr geliebte Strickjacke.Habe mich auf dem Stuhl gesetzt und sie auf der Wange gestreichelt,meine Hand auf ihre gelegt,sie angesehen........so kalt.....und so schrecklich ruhig (sie war sonst immer am quatschen und hatte son lautes Organ)...Steckte meinen Abschiedsbrief an ihre Seite.........dort waren schon 2 Umschläge und eine kl. Schachtel mit einem Foto ihrer Katze (war sicher die Asche ihrer Katze drin)
Leider schafte ich es nur 1-2 Minuten dort zu bleiben........ich wurde unruhig,musste raus.........keine Angst, aber wieder diese Schuldgefühle--das ich sie solange im Stich gelassen habe.
In meinem Brief an sie habe ich nicht viel geschrieben,nur das ich sie sehr liebe,das sie mir bitte verzeihen möge und das sie uns beschützen möchte.
Habe noch ein Foto von ihr gemacht.......weiss nicht,wann ich mir das ansehe.Werde meiner Tochter auch eines im Umschlag stecken,falls sie es sich irgendwann mal ansehen möchte.
Als ich da raus war,habe ich mich abseits gestellt und erstmal los geheult.Das war nicht mehr meine Mutter.
Bin dann zu meinem Bruder hin und hab ihn gesagt,das ich jetzt wieder gehen möchte.
Er tat mir so leid,am liebsten hätte ich ihn gedrückt.

Ich bin meinem Bruder so sehr Dankbar,das er mir-trotzallem-erlaubt hat, sie nochmal zu sehen.
Werde mich bei ihm auch noch dafür bedanken.
Und ich bin froh das ich trotz Ängste hin gefahren bin---------das schlechte Gefühl bleibt...........würde die Zeit zurück drehen wollen um für sie dasein zu können-als sie noch lebte.

Wann die Bestattung ist,weiss ich nicht-dort möchte ich nicht hin.Wann sie verbrannt wird auch nicht,sie lebt nun 7 Tage nicht mehr.

Werde meinen Bruder Hilfe für ihre Wohnung anbieten-falls er möchte.........

Nächste Woche fahren wir (meine Kinder & Ich) zum Friedhof & lassen Luftballons mit Briefe steigen.......(hab Helium & Ballons bestellt).

Mit meinen Schuldgefühlen weiss ich noch nicht umzugehen-damit muss ich leben..........Dieses nicht Glauben wollen ist nun weg,ich habe sie gesehen.

Hoffendlich hat sie nun ihren Frieden,keinen Schmerz mehr und hoffendlich hat sie ihre Eltern wieder bei sich.

Danke für eure Worte.

LG Steffi

P.S--Grad kommt die Sonne raus-um 21:07 Uhr--meine Tochter meinte,das wäre ein Zeichen von ihr.

Geändert von mamma1950 (22.05.2013 um 21:08 Uhr)
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  #15  
Alt 23.05.2013, 20:05
Emilia2 Emilia2 ist offline
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Beiträge: 14
Standard AW: Mutter starb vor 3 Tagen---SCHULDGEFÜHLE

Liebe Steffi!

Die Idee, mit deinen Kindern Luftballons steigen zu lassen, ist wirklich schön!

Ich habe dir ja schon geschrieben, dass die Hälfte meiner Familie auch anonym beerdigt wurde. Da gab es gar keine Beerdigung und auch keine Trauerfeier. Sprich, mein Vater war weder auf der Beerdigung seiner Eltern noch seines Bruders. Ich dachte immer, das ist normal bei anonymen Beerdigungen.
So, wie du dich entschieden hast, ist es gut. Denn es ist deine Entscheidung, und egal wie du dich entscheidest ist es für dich richtig.

Eigentlich schreibe ich dir jetzt aber, um dir eine kleine Inspiration zu geben. Denn ich denke, Rituale wie das Luftballon steigen lassen, könnten dir in Zukunft auch etwas helfen, mit der Situation umzugehen.
Dazu eine Idee, was man noch so machen kann, wenn die geliebte Person anonym beerdigt ist: Meine Oma und mein Onkel sind am ersten Todestag meines Opas zu dem Grabfeld gegangen, auf dem mein Opa beerdigt ist. Dann haben sie auf der ganzen Wiese rote Rosen verteilt. (Da hatte dann nicht nur mein Opa was davon, sondern alle anderen auch ). Das ist doch auch eine total süße Idee. Ich hoffe, das dir so was hilft und das du vielleicht noch viele andere schöne Ideen bekommst!

Lass dich noch mal drücken

Alles Liebe,
Emilia

Geändert von Emilia2 (23.05.2013 um 20:11 Uhr)
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