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  #1  
Alt 06.07.2013, 16:46
Lana130406 Lana130406 ist offline
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Registriert seit: 05.07.2013
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Standard Und wieder ein Engel mehr...

Hallo

Mein Name ist Adriana und mein Mann ist am 20.06.2013 an einem Gliobastom mit 35 Jahren gestorben...

Am 02.02.2011 war mein Schatz arbeiten und stand am Bäcker und biss gerade genüsslich in sein Brötchen, als er das Gefühl hatte auf etwas giftiges zu beißen. Dann ist er einfach umgefallen... Er kam dann abends nach Hause und erzählte mir davon. Keiner rief einen RTW oder belatscherte ihn zum Arzt zu gehen. Am nächsten Tag habe ich ihn sprichwörtlich zum Arzt geprügelt! Raus kam, das er zu hohen Blutdruck habe und wurde auf Medikamente gestellt... Was solls auch anderes sein im Alter von 32 Jahren.

Diese Geschmacksirritationen häuften sich und so bekam er Überweisungen für ein EEG + MRT dessen Termine erst im April bzw. Mai waren. Am 19.02.11 hatte er über den Tag 15-20 Anfälle, so das ich ihn in die Notaufnahme eines renomierten Krankenhauses in unserer Umgebung brachte, wo wir wieder nach Hause geschickt wurden und er solle die Termine für EEG + MRT war nehmen... Am 22.02.2011 ging es ihm so schlecht, das ich einen RTW rufen wollte und die Person am anderen Ende der Leitung fragte mich doch allen ernstes, ob ich ihn nicht alleine in die Notaufnahme bringen könnte...! Hallo ? Wenn ich es hätte machen können, würde ich dort nicht anrufen....

Einen Tag später rief mich Udo an und erzählte mir unter Tränen, das er sterben würde...

Und jetzt fängt sein Leidensweg an... Der Tumor wurde biopsiert und es wurde ein Astrozytom II von einer größe von 3,5x5cm im linken Schläfenlappen diagnostiziert. Ein kleiner Teil hatte Kontrastmittel aufgenommen und uns wurde gesagt, das der Tumor irroperabel sei und wir abwarten müsste, wie sich der Tumor verhält. Udo wurde auf Keppra und Cortison eingestellt und dann hieß es warten... Im April, Juni und Anfang August wurden ambulante MTRs gemacht und von aussenstehenden Ärzten ausgewertet. Alle Ärzte waren der Meinung, das sich von MRT zu MRT der Teil der Kontrastmittel aufnahm immer größer wurde. Bloß das KH nicht... nach dem MRT im August musste das KH sich doch endlich eingestehen, das sich was verändert hat und sie melden sich in zwei Tagen bei uns zwecks Chemo und Bestrahlung. Nach zwei Tagen kam der Anruf, das sich das KH sich jetzt doch zutraut zu operieren... Warum nicht gleich ?!
Also folgte Op im August wo uns dann der pathologische Befung die Beine weg riss. Glioblastom IV

Danach folgte die anschließender Verlegung auf die Onkologische Station. Dort wurde festgestellt, das keine Chemo angefangen kann, da sein Gamma GT über 1500 war und man das der Leber nicht zumuten könnte. Also nur Bestrahlung...

Im Dezember dann Kontroll MRT und Freitag vor Weihnachten dann die schockierende Nachricht Rezediv... Großes Rezediv...

Unsere Onkologin riet mir, mit unseren gesamten Unterlagen in die Charite zu Prof. Dr. Vajkoczy zu fahren und unseren Fall zu schildern. Das tat ich dann sofort. Fuhr in sein Büro und "knallte" ihn unsere Akte auf den Schreibtisch und sagte nur "Helfen Sie uns!"
Zwei Stunden später rief er mich an und machte mit mir einen Op Termin für den 3.Januar2012. Da stand ich dann und musste meinem Schatz erklären, das ihm wieder eine schwere Op bevor steht...

Tja, Op ist gut verlaufen. Er hatte lediglich etwas Probleme mit der Wundheilung, da zum zweiten mal die selbe Narbe aufgemacht wurde.
Wir wurden das erstmal wie Menschen behandelt und wirklich geholfen... Bei einem ambulaten Gespräch wurde uns erklärt, das bei der ersten Tumor Op lediglich nur der kleine verfärbte Teil des Tumors entnommen wurde und nicht der gesamte...! Die Charite konnte aber 95% entnehmen...!! Warum nicht gleich ?

Durch Medikamentenumstellung und abstetzen des Cortisons (wodurch er 40kilo zunahm, Osteoporose und Muskelschwund) verbesserten sich seine Leberwerte deutlich und die Chemo mit Temodal konnte beginnen.
In der Charite wurde in der Pathologie festgestellt, das Udo ein spezielles Gen fehlt, was wiederum positiv auf die Chemo reagiert. Das war dann auch der Fall !!! Wir hatten seit dem Ruhe und konnten den Sommer in vollen Zügen genießen. Die Chemo wurde daraufhin im Oktober/November abgesetzt.

Bis März diesen Jahres war unsere Welt in Ordnung. Wir hatten einen Hochzeitstermin für den 24. August 2013 schon fest gemacht...

Am 08. März dann die Schockdiagnose... Wieder großes Rezediv... Wieder Op am 21.März, wieder bangen und warten.
Alles gut verlaufen !! Keine gravierenden Einschränkungen...
"medizinisches Wunder" wurde er von den Neurochirurgen/Neurologen genannt...
Ein ganz normaler "gesunder" Mann...

Leider gab es wieder Wundheilungsstörungen und die zogen sich lange hin. Zu lange...
Ende April hatten wir nochmal einen wunderschönen Kurzurlaub...!
Am 29.04.2013 wurde nochmal ein Kontroll CT gemacht, der unauffällig war.
Am 08.05.2013 wurde er neben mir wach, schaute sich in unserem Schlafzimmer um und fragte mich wo wir sind...? Nein... Ich wusste sofort bescheid... Wieder ins KH... Rezediv rechts ! Großes Rezediv... Man kann ihm nicht mehr helfen... Was nun ? Hospitz...? Palliativstation...? Nein, ich wollte ihn Zuhause haben. Bei uns. In seiner gewohnten Umgebung. Und das war genau die richtige Entscheidung.

Aber auch dafür mussten wir kämpfen ! Wir schafften es sogar noch am 18. Mai zu heiraten... Es war wunderschön...!

Er durfte Zuhause in meinen Armen von uns gehen... Und er wollte nicht gehen... Er kam nochmal ganz kurz zurück... Und ging dann für immer... Aber mit einem lächeln im Gesicht.

Wir hatten, auf Grund seiner Erkrankung, eine besondere und sehr innige Beziehung und dieses riesige Loch was er hinterlässt ist nicht in Worte zu fassen. Mir fällt es schwer an ein Leben ohne ihn zu denken.

Fünf Tage nach seinem Tod hatte ich meinen 29. Geburtstag und ich habe mich an diesem Tag nochmal von ihm verabschieden dürfen. Angezogen mit seinem Anzug von unserer Hochzeit, aufgebahrt in seinem Sarg durfte ich ihm seinen Ring an den Finger stecken und noch 3 weitere Geschenke in den Sarg legen. Er lächelte immer noch... Das war ein beruhigendes Gefühl ihn nochmal so zu sehen und zu wissen, das dieser letzte Ausdruck in seinem hübschen Gesicht nicht verloren ging.

Jetzt ist er bestattet worden. Unter einem schönem Bau ganz in der Nähe von mir und so oft wie ich kann besuche ich ihn auf dem Friedhof. Erzähle ihm von meinem Tag und was unsere 7j Tochter macht.

Es ist schlimm zu wissen, das man in so jungen Jahren sich unfreiwillig von seiner großen Liebe trennen und noch ein langes Leben ohne ihn führen muss.



Danke an Euch fürs lesen
Liebe Grüße Adi und Lana



Mein Engel und geliebter Mann ging fort
Udo Müller geb. Lehmann
geb. 17.02.1978
gest. 20.06.2013
Ich liebe dich...!!
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  #2  
Alt 06.07.2013, 18:20
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Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Und wieder ein Engel mehr...

Liebe Adi,
ich bin traurig darüber, dass diese Glioblastomdiagnose kam.

Aber - auch wenn es jetzt furchtbar ist........
Er ist in Sicherheit, er wird nicht blind, er wird nicht taub, er bekommt keine Krämpfe, hat keine Schmerzen.

Es ist einfach viel zu früh passiert, so was sollte nicht passieren.
Und dennoch musstest Du ihn gehen lassen.
Du schaffst das.
Er ist den Rest deines Lebens immer in Deinen Gedanken.

Meine Mama ist rasend schnell an Multiorganversagen bei Temodaltherapie gestorben, es ist eigentlich furchtbar, dass mein Papa nun alleine ist nach 57 Jahren Ehe.
Aber andererseits ist ihr höchstwahrscheinlich eine entsetzliche Zeit erspart geblieben- und ganz ehrlich- uns auch.

Diese Krankheit ist so furchtbar.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #3  
Alt 06.07.2013, 21:56
Lana130406 Lana130406 ist offline
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Beiträge: 2
Standard AW: Und wieder ein Engel mehr...

Danke dir Monika für deine lieben Worte...

Ja, jetzt hat sein Leiden ein Ende und das ist die einzige, was mir jetzt etwas hilft. Und er hat phasenweise wirklich doll gelitten und es immer mit Würde getragen. Er ist mein ganz großes Vorbild und ich habe ihn vie zu verdanken... Irgendwo wird er sein und auf uns aufpassen... Davon bin ich fest überzeugt !! Und jetzt brauchen wir ihn um so mehr.

Oh mein Gott... 57 Jahre verheiratet ? Und jetzt alleine... Das stelle ich mir schrecklich vor... Jeder Verlust ist schlimm. Vorallem mit dem Gedanken, dass das eigene Leben ohne deinen Partner weiter geht. Unvorstellbar...
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  #4  
Alt 06.07.2013, 22:56
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Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Und wieder ein Engel mehr...

Zitat:
Jeder Verlust ist schlimm. Vorallem mit dem Gedanken, dass das eigene Leben ohne deinen Partner weiter geht. Unvorstellbar...

Genau so ist es, einfach unvorstellbar.

Und trotzdem dreht die Welt sich weiter, mein Papa ist stolz dass er seinen Haushalt weitgehend alleine im Griff hat und ,abgesehen von einer Putzhilfe für 2 Stunden die Woche fürs gröbere, die Wohnung "Tacko "hat.
Seit meine Mama tot ist hatte er schlimme Zeiten, die ersten 8 Wochen dachten wir er tut sich was an.
Was wir ja nicht hätten verhindern können.

Aber dann hat er auf mein Betreiben hin von der Schmerzambulanz zusätzlich zu seinem Berg von verschiedensten Schmerzmedikamenten auch noch ein Antidepressivum verordnet bekommen, und auf einmal geht es.
Er hat jetzt sogar den Antrieb, mal seinen Körper wieder zu kräftigen, heisst, er geht 3 x die Woche zum Rehasport, bezahlt privat einen Osteopathen, und auch einen Masseur.

Und Du wirst auch für Dich und Deine Tochter einen Weg finden.
Als mein Mann starb(vor 25 Jahren), da wusste ich dass ich für meine Kinder fröhlich sein musste.
Das habe ich bei allem Kummer auch gut hinbekommen.

Ich hoffe dass Du trotz der kurzen Ehezeit eine Witwenrente bekommen wirst- als meine Schwester starb war sie gerade drei Wochen verheiratet und mein Schwager erhält tatsächlich, trotz der kurzen Ehedauer, die Witwerrente- natürlich gekürzt, weil er selber auch gut verdient.
Ich wünsche Dir wirklich ALLES ALLES GUTE !
Fühl Dich m
al umarmt....
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #5  
Alt 07.07.2013, 10:20
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Ort: ulmer ecke
Beiträge: 1.150
Standard AW: Und wieder ein Engel mehr...

liebe lana..
es tut mir leid, daß du deinen mann so früh verloren hast.
mein aufrichtiges beileid.
schön, daß ihr noch heiraten konntet und du deinen mann bis zum schluß zuhause begleitet hast.
er ist jetzt erlöst und du bleibst mit deiner trauer zurück. dazu wünsche ich dir sehr viel kraft.
schreib dir hier alles von der seele.. es tut gut.
stille grüße von tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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