Lungenkrebs?

[Dre]

Guten morgen,
gestern ging es meiner Schwester so schlecht,dass ich wirklich große Angst hatte. Mittlerweile konnte sie seit 3 Tagen nichts zu sich nehmen aufgrund der stark in Mitleidenschaft gezogenen Speiseröhre. Die Schmerzen waren so groß, dass sie schon geweint hat bevor sie ihre Tabletten nehmen mußte.
Wir waren gestern bei einer anderen Onkologin, die einen minimalen Bericht vom KRankenhaus erhalten hat, womit sie auch nicht allzuviel anfangen konnte. Trotzdem hat sie meiner Schwester Medikamente aufgeschrieben, damit sich ihre Speiseröhre wieder regeneriert. Gesern abend um 20.30 Uhr konnten wir erst damit anfangen. Sie hat Tepilta bekommen, dass hat sofort gewirkt und sie konnte ihren Speichel wieder schlucken. Dazu bekam sie ein Morphium Plaster, dessen Namen ich jetzt nicht im Kopf habe. Das habe ich ihr dann auf den Oberarm geklebt. Ich wußte nicht wie es ihr heute morgen ergehen wird, ich hatte große Angst das es nicht besser wird. Aber meine Mutter rief mich an und erzählte mir, dass sie eine strahlende Tochter gesehen hat. Sie konnte wieder telefonieren und hat Weißbrot gegessen,sie hat enormen HUnger und wenn es so gut abheilt dann kann sie heute abend vielleicht schon was warmes zu sich nehmen, ne Hühnerbrühe oder so.
Nächsten Mittwoch haben wir nach der Lungenbestrahlung (Kopf ist erstmal fertig) wieder einen Termin bei der Onkologin, dann aber mit mehr Aufklärung und vorallem mit den kompletten Bildern.
Falls also jemand hier ist, der aus Bielefeld oder Umgebung kommt, die Onkologin heißt Frau Dr. Just. Sie ist sowas von klasse und strahlt für die Patienten soviel positives aus, einfach nur super diese Frau.
Den Tip mit der Ananas findet sie nicht so gut, da die Säure zu stark ist, auch wenn es eingefroren wird. Lieber Eiswasser in kleinen Kugeln einfrieren und lutschen lassen.
Desweiteren hole ich heute noch direkt vom Imker Blütenpollen, die dann in den Joghurt gemischt werden. Das gibt Energie und baut das Immunsystem auf.
Also viel guten Honig essen und dabei nicht auf´s Geld schauen, am besten direkt vom Imker holen.
Ich habe heute morgen geweint vor Freude das meine Schwester wieder reden konnte, scherze machen und essen konnte.
Auch habe ich sie von diesem Forum unterrichtet und sie will demnächst auch mal hier rein schauen....freu.....
Derzeit hat sie noch eine Haushaltshilfe für 3 Std. am Tag, doch das ist ja auch bald vorbei, da die Kinder im Dezember 14 werden. Aber was dann?
Hat jemand da einen Tip für uns? Pflegestufe kommt noch nicht in Frage, da sie sich ihre Schuhe noch alleine anziehen kann. Es geht nur um den Haushalt und essen kochen.
Ich schicke allen Betroffenen und Angehörigen einen wunderschönen Herbsttag und bitte genießt ihn
Bis später mal,
Dre

[Ulla Krefeld]

Liebe Dre,

da Deine Schwester bereits die OP so phantastisch gemeistert hatte, bekam sie doch jetzt die Bestrahlung als Propylaxe oder?

Glaube mir, wenn diese vorbei ist und Deine Schwester mit dieser tollen Onkologien zusammen die richtigen Schmerzmittel ausarbeitet, wird es Deiner Schwester bald so gut gehn, dass Ihr Euch für Dezember keinerlei Sorgen machen müsst. Sie wird sich freuen, wieder selbst für ihre Familie sorgen zu können, ganz sicher.

Ausserdem kann man 14-jährige auch ein bisserl ranziehen an Hausarbeiten. Ich kann mich erinnern, als ich nach der Schule nach Hause kam, half ich meiner Mum immer mit im Haushalt (5 Personen-Haushalt ;und habe es gern getan.

Zur Not bist ja dann Du und Eure Mutter noch da, die evtl. am Wochenende einspringen könnt.

Schön, dass Ihr Euch wieder so gut versteht. Das freut mich sehr.

Alles Liebe

Ulla

[Dre]

Hallo an alle zusammen. Habe schon lange nichts mehr geschrieben,dass kam aber daher, dass mir weder Zeit noch Ruhe dafür gelassen wurde. Meine Schwester war vergangenes Jahr im November zur AHB.Die mußte sie 2 Tage früher als geplant abbrechen.Einlieferung ins hiesige Krankenhaus,einen Tag später konnte ich sie allerdings wieder mit nach Hause nehmen.Die in der Reha haben nur Mist gemacht,falsche Medikamente,bzw zuviel. Soweit rappelte sie sich auch wieder auf und ich fand sogar das es ihr gut ging.Am 7.Januar hatte sie dann den Termin zum CT und Besprechung beim Onkologen.Dazu muß ich sagen, dass nach der Reha ein MRT vom Kopf gemacht wurde, wegen der Hirnmetas.Der Befund war insofern gut, dass diese zwar nur geringfügig kleiner geworden sind, aber sich halt auch nicht vergrößert haben. Das letzte CT vom Oberbauch und Thorax hat dann ergeben, dass sich in der Niere etwas gebildet hat, ein neuer Herd. Auch die Leber sei auffällig. Das war am Montag den 7.1.08. Trotzdem hat sie gesagt, dass sie es schafft und wollte am darauffolgenden Mittwoch die Chemo mit Tarveca in Tablettenform beginnen. In der Nacht zum Mittwoch hatte sie wieder starke Knieschmerzen,dafür hat sie Servredol bekommen. Bis 4 Uhr morgens war ich dann bei ihr,dann ist sie endlich eingeschlafen.Ich bin nach hause und laut ihrer Tochter hat sie kurze Zeit später einen Apfel gegessen. Um 7 Uhr morgens mußte sie sich übergeben.Ab da war sie nicht mehr ansprechbar. Mittags ist sie dann aufgestanden,wollte zur Toilette und brach zusammen.Sie hat unter sich gemacht und es war einfach nur menschenunwürdig sie dort liegen zu sehen. Meine Ma und ich haben sie dann sauber gemacht,auch wenn sie immer gesagt hat wir sollten weg gehen und sie in Ruhe lassen.alles was ich dann gemacht habe, wurde von mir vorher kommentiert,damit sie bescheid wußte.denn wer weiß ob sie es mitbekommt oder nicht?Meine Ma und ich haben sie irgendwie wieder zurück ins bett getragen,ich weiß nicht wie wir diese Kräfte aktivieren konnten,aber wir haben es geschafft.Nachmittag gegen 15 Uhr allerdings habe ich eingesehen das es so nicht mehr geht, obwohl ich ihr versprochen hatte sie nie ins Krankenhaus zu bringen.Der Ex Mann und Vater ihrer Zwillinge (14 Jahre) kam dann auf meinen Wunsch und hat mir geholfen.Krankenwagen und ab in die 30 km weit entfernte Klinik.Dort wurde sie die ganze Zeit über behandelt und es war auch richtig! In der Notaufnahme hat man mich erstmal fast eine Std mir ihr alleine gelassen,ich hatte solche Angst und habe dort rumgeschrien,endlich kam ein Arzt.dann bekam sie ne Morphium Spritze und wurde auf ein Zimmer in die Onkologie gebracht.Der Ex Mann und ich haben noch mit dem Notarzt gesprochen und er sagte uns klipp und klar das sie im sterben liegt und nicht wieder aufwacht,dass Krankenhaus nicht lebend verlassen wird. Das war ein Schock für uns, denn es ging ihr vorher gut und hatte Pläne.....dann aufeinmal so eine Aussage...der Arzt hat sich zwar bei uns entschuldigt,da er gedacht hat wir könnten die Situation richtig einschätzen.Aber wie sollen wir bitte solch eine SItuation einschätzen???!!
Wir sind dann noch oben im Zimmer gewesen,haben uns vorher sehr lange überlegt was wir machen sollen,nach hause fahren oder da bleiben.Der Arzt sagte sie könnte diese Nacht schon sterben.Meine Ma und ich haben ihr aber unser Wort gegeben das wir sie nicht allein sterben lassen werden.Meine Ma war aber 30 km weit entfernt,was sollten wir nun tun.Wir haben uns entschlossen nach Hause zu fahren,die Kinder waren ja auch noch da. Diese Entscheidung fiehl uns nicht leicht, aber wir mußten das Risiko eingehen.
Am nächsten Morgen sind meine Ma und ich bereits um 5 Uhr in die Klinik gefahren, sie war unverändert komatös, der PRof hat mir dann gesagt das es sehr schlimm aussieht und er davon überzeugt ist, dass meine Schwester nicht mehr aufwacht. Er fragte ob noch ein CT vom Kopf gemacht werden sollte und ich sagte JA.Mir waren diese Aussagen der Ärzte einfach nicht genug,ich wollte Klartext, es selber sehen.Im CT am Bildschirm kam der schon damals behandelnde Radiologe auf mich zu und erkannte mich sogar, er hat sich sowas von erschrocken und sagte es wäre viel zu früh,so schnell könnte es nicht verschlechtern, er hat es nicht verstanden.Als er die Bilder sah, erklärte er mir indem er mir um die Schulter gefaßt hat, dass meine Schwester nicht wieder aufwachen würde.Die Hirnmittellinie ist von dem Ödem so stark verdrängt, es gibt keine Hoffnung mehr. Nachdem ich meiner Mutter das alles so in aller Ruhe im KH gesagt habe,wurde die andere Patientin auf dem Zimmer bereits rausgefahren.Wir wußten was es heißt,denn so war es bei meinem Vater auch. Sie wird bald sterben, sie liegt also wirklich im sterben.das war alles vormittags, nachmittags sind meine Ma und ich etwas an die Luft gegangen,als wir ins Zimmer zurück kamen sagte meine Schwester ganz klar und deutlich mit fester heller Stimme zu mir "Dre mir ist kalt,kannst du mir die decke höher ziehen..."Ich dachte ich fall vom Glauben ab...meine Mutter war weiß wie die Wand und brach bald zusammen.Dann sagte sie noch das es ihr so unangenehm ist, dass sie unter sich gemacht hat. Danach schlief sie wieder ein.Man sagte uns wir sollten nach hause fahren und könnten jederzeit anrufen.Haben wir auch gemacht.Am nächsten morgen um 5 UHr waren wir wieder dort, wir kamen rein und wurden hellwach und klar von meiner Schwester begrüßt. Irgendwie war es ein wahnsinniges Glücksgefühl,hätte schreien können vor Freude.Doch ich blieb ruhig,traute dem Braten nicht.Von da an hat sie uns nicht mehr weg gelassen,mußten nachts dort bleiben.Immer nur meinen Namen und was ich machen soll....die Morphin Dosis wurde allerdings von 3 auf 5 und dann auf 10mg erhöht.Am Dienstag habe ich mit den Ärzten intensiv gesprochen,die verstehen das alles selber nicht und aus medizinischen Gründen hätte sie nicht mehr wach werden können.Die Ärzte haben mir grünes Licht gegeben alles als Pflegefall für zu Hause zu organisieren,dass habe ich auch gemacht.Meine Schwester ist seit Dienstag allerdings sehr auf Streit aus,verletzt uns wo sie nur kann, ihre Kinder auch und genauso ging sie auch mit den Schwestern um.Am Mittwoch habe ich ihr gesagt,dass wir alles zu hause vorbereiten müssen und deshalb nachts nicht bleiben können.sie sprach kein Wort mehr mit uns,war stinksauer das wir sie allein lassen.Es kamen nur noch zickereien und Vorwürfe von ihr.Am Donnerstag war dann alles soweit klar,Freitag kommt das Bett und die anderen Utensilien,Pflegedienst organisiert und alles.
Sie rief mich dann Freitag morgen über Handy an,dass sie nicht glaubt nach hause zu kommen und hat sehr geweint,es würde ihr so leid tun wie sie uns behandeln würde und will uns nicht weiter zur Last fallen. Als sie dann mit dem Krankentransport gebracht wurde hatte ich ein ungutes Gefühl in mir. Und es bestätigte sich auch, sie war sofort auf Streit aus, beschimpfte unsere Mutter und mich so sehr.Dann habe ich vor ihr gestanden und gefragt warum sie mir jetzt so weh tun würde,ich hätte doch alles möglich getan das sie nach hause kommt.....daraufhin hat sie lautstark mehrmals gesagt "ICH habe Krebs und ich darf das,ich stelle die Regeln auf..."ich bin raus gegangen und mußte eine rauchen,vor ihr wollte ich nicht weinen.Unsere Mutter kam hinter mir her und hat zu ihr gesagt, dass wenn sie so weitermachen würde sie bald sehr einsam werden würde.
Tja, dann kam der Ex Mann,er bleibt nachts dort,auch wegen der Kids, Mama und ich teilen es uns am Tage.Aber als der Anruf von ihrem Ex Mann kam,spätabends,wie habt ihr das nur ausgehalten...das geht so nicht...sie wollte die kids rausschmeißen ....ach so viele Beleidigungen und zickereien...er sagte mir klipp und klar, wenn sich das nicht einspielen würde hält das niemand eine Woche aus. Sie war ihr Leben lang schon sehr bestimmend und was sie sagt ist richtig,Meinungen anderer läßt sie eh nicht zu , aber wenn man doch so krank ist dachte ich jedenfalls,ändert sich der Charakter vielleicht. NEIN, dass ist nicht der Fall.
Mama ud ich haben uns für heute und morgen "frei" genommen um Kraft zu tanken, es war alles zuviel. Vielleicht geht es alles ab Montag besser, aber was machen wir wenn nicht? Ich kann sie doch nicht in ein Pflegeheim abschieben...sie will auch noch mit der Tarceva Chemo anfangen. Die Ärzte haben mir gesagt das sie es nicht für sinnvoll halten wegen den Nebenwirkungen und es würde auch nichts mehr bringen. Was soll ich nur tun, gebe ich ihr die Chemo nicht könnte ich ihr die letzte Chance nehmen? Oder aber wenn ich sie ihr gebe muß sie extrem leiden,die Tage/Wochen oder Monate die sie noch hat? Am liebsten würde ich zu ihr hinfahren, aber ich brauche meine Ruhe jetzt.Ich habe ihr versprochen das wir sie nicht im Stich lassen...ich kämpfe aber kann nicht mehr.
Ich weiß das alles sehr viel war jetzt, aber mir tat es auch gut gerade hier diese letzten Tage zu erzählen,denn hier werde ich verstanden.
Ich würde mich sehr über Antworten, Sätze freuen, vielleicht gibt mir das alles noch Kraft die nächste Zeit durchzuhalten.
Ich frage mich immer wieder, wieso ist das alles so schnell gekommen, wieso ohne Vorwarnung????
Ich denke an alle die sich so für ihre liebsten aufopfern....meine Parole lautet immer DURCHHALTEN...ich liebe meine Schwester sehr!!
*Dre

[gwenda]

Hallo Dre,

schön - Du hast Dir alles von der Seele geschrieben. Ich denke es geht Dir jetzt etwas besser.
Es ist schimm, wenn ein lieber Angehöriger im Sterben liegt - auch wenn Ihr eine Zeit keinen guten Kontakt hattet.

Die Art uns Weise, wie sie gerade mit Euch umgeht musst Du ihr verzeihen. Sie hat einen Gehirntumor, da kann sich das Bewußtsein stark verändern und das hat es wohl bei Deiner Schwester auch getan.

Halte durch und wenn Dir wieder danach ist - schreib Dir hier alles von der Seele. Das braucht hier jeder mal und dafür sind dann die Anderen Forumsmitglieder die "Tröster" und diejenigen die wieder Kraft geben können.

Liebe Grüße

Sigrid

[Mauschi]

Hallo Dre
Ich kann mir sehr gut vorstellen wie es dir gerade geht. Mein Mann hat auch solche Phasen wo er uns ungerecht behandelt,es tut sehr weh und ist verletzend
Versuche drüber hinweg zu Schauen. Mir wurde hier im Forum erklärt das die Aggressionen pure Angst ist. Ich wünsche Dir und Deiner Mutter sehr viel Kraft.
Liebe grüsse Manuela

[Biba]

Zitat von gwenda

Die Art uns Weise, wie sie gerade mit Euch umgeht musst Du ihr verzeihen. Sie hat einen Gehirntumor, da kann sich das Bewußtsein stark verändern und das hat es wohl bei Deiner Schwester auch getan.

Hallo Mauschi , hallo Dre !

Denkt immer daran , dann fällt es vielleicht nicht so schwer

die "Stimmungen" zu verstehen .

Liebe Grüsse
Biba

[Dre]

Ich danke euch sehr für die Zeilen.....
Immer wieder versuche ich es auf die Krankheit abzuschieben, aber es fällt mir sehr schwer.
Ich habe ihr heute einen wunderschönen Tag bereitet, indem ich eine ganz liebe frühere Arbeitskollegin von ihr bescheid gesagt haben, ob sie vielleicht kommen möchte. Meine Schwester hat diese Frau im damaligen Salon ausgebildet und sie haben sich all die Jahre über herzlich gut verstanden. Ich dachte mir es tut ihr gut über diese Zeiten auch mal wieder zu reden. Dem war auch so!! Es hat mich so gefreut, sie hat mit uns Scherze gemacht, gelacht, mich ab und zu mal angesehen und mich ins Gespräch einbezogen. Sie redet ja so nicht mehr viel mit mir, da ich Schuld an ihren Schmerzen bin. So sagte sie jedenfalls. Ich wolle sie bevormunden welche Tabletten sie zu nehmen hat und und und...
Eine andere Freundin kam dann heute auch noch. Die drei haben sich sehr amüsiert, es hat mich auch sehr gefreut sie so zu sehen!!!!
Was mir nur wieder weh tat war ein einziger Satz von ihr...."hop hop meine liebe Dre, ich brauche meine Migränetabletten und zwar schnell" Klasse!!
Ich hab sie ihr besorgt, denn der Hausarzt heute hat zu mir gesagt, sie würde sich an nichts halten, keine ärztliche Anordnung..an gar nichts also könnte sie auch die Migränetabletten nehmen. Kopfschmerzen hat sie, weil sie heute kein Cortison nehmen wollte. Aber wie soll ich es anstellen, dass sie ihre Medikamente nimmt? Das geht gar nicht. Jedenfalls behandelt sie Freundinnen von sich sehr gut, lacht mit denen und sobald einer von uns was sagt kriegen wir nen Anranzer. Das tut sehr weh!!!
Man hat mir erzählt, dass sterbende es meistens so mit ihren Angehörigen machen, dass sie die liebsten um sich herum angreifen. Aber wieso?? Ihre Kinder, gerade 14 geworden, mit denen macht sie es auch so. Sie sollen ihre Koffer packen und abhauen...das kann doch nicht sein!
Ich will es aber auch noch etwas durchhalten, wir haben alle gesagt, dass wir es versuchen sie zu hause zu behalten. Ihr Ex Mann, der Vater der Kinder bleibt nachts dort. Welcher Ex macht das schon heutzutage. Hut ab!!!
Obwohl es ihm auch hauptsächlich um die Kids geht, so sagte er mir eben, dass er es auch für meine Schwester macht.
Ich sage immer "willkommen im Hexenhaus" das bringt mir ein kleines lächeln ins Gesicht.
Ihre Beine und Füße werden blau, sie hat richtige Klumpfüße, so dick sind die. Auch am Hals wird es bläulich, der Arzt meinte heute, dass das Herz es nicht mehr schafft die Flüssigkeit hochzupumpen und dadurch das sie meistens 4-6 STUNDEN durchgehend auf der Toilette sitzt.Sie will einfach nicht runter von der Toilette.
Ich wünsche mir, den Kids und allen Beteiligten, vorallem aber meiner Schwester, dass sie es schnell überstanden hat, dass der Weg nicht allzulang wird für sie. UND trotzdem will ich gar nicht das sie von uns geht. Mein Gott, wie durchgeknallt ...aber so fühle ich!!
Bei meinem Vater war es anders, ihm habe ich vor 19 Jahren gesagt das er bitte einschlafen soll, wir könnten nicht mehr und er soll sich erlösen.
Er lag aber schon lange und ist im KH gestorben.
Nun habe ich schon wieder Angst vor morgen, und ich werde an eure Sätze hier denken...versprochen....ich will sie zu hause behalten und sie bei ihren Katzen sterben lassen, so hart es auch werden wird.
Ich denke das ist man auch dem sterbenden gegenüber "schuldig", denn ich würde es mir auch wünschen!!!
Ich danke Euch hier für jedes Wort!! DANKE

[Dre]

Ich suche und suche im Internet...habe ich vielleicht etwas übersehen? Gibt es vielleicht noch Hoffnung, kann ich für meine Schwester vielleicht doch noch was tun? Soll ich ihr die Tarceva Chemo in Tablettenform noch geben? Ich bin hin und her gerissen von Gefühlen

[gwenda]

Hallo Dre,

es tut mir leid, dass Deine Schwester sich so verhält.
Mein Mann hat keinen Gehirntumor ist jedoch nach jeder Chemo bissig und ungerecht. Das lässt nach 2-3 Tagen wieder nach. Aber wie gesagt - bei einem Gehirntumor bleibt das leider.

Verzeih es ihr. Es ist nicht sie. "Es" hat von ihr Besitz ergriffen.

Liebe Grüße

Sigrid

[östel]

hallo Dre, hast du schon mal an ein Hospitz gedacht? Vielleicht kommt deine Schwester dort mehr zur Ruhe. Es ist gut das der Vater die Kinder betreut, ihr solltet gut auf das achten, was sie miterleben und ihnen erklären was ihre Mutter hat. Versuch mit den Ärzten die Schmerztherapie abzuklären falls sie Schmerzen hat sollten die umgehend eingedämmt werden. Versucht ruhig zu bleiben, es ist wahrscheinlich die letzte Zeit deiner Schwester. Und auch wenn sie früher schon dominant war, im Moment kann sie ihr Verhalten sicher kaum steuern. Ich wünsche Euch alle Kraft Geduld und ihr werdet es schaffen! Grüsse Regina

[Dre]

Hallo Regina,
wir haben mal kurz an ein Hospiz gedacht, dieses kommt aber für uns nicht in Frage. Das würde meine Schwester nicht verkraften!
Es gibt aber zu meinem EIntrag hier von Montag eine gute Nachricht, meine Schwester ist seit Dienstag sowas von lieb und verändert. Sie läßt manchmal Klöpse los, dass man sich kaum noch halten kann vor lachen. Natürlich gibt es auch die Zeiten, wo sie aufgrund von den Morphintabletten ziemlich durcheinander redet und ab und zu wirklich quatsch, aber wir gehen trotzdem darauf ein. Es ist also nun wieder so,dass sie niemanden an sich heran läßt ausser mich. Auch wenn es manchmal ziemlich stressig ist, mit dem Toilettenstuhl und alles, aber ich mache es sehr sehr gerne und sie nimmt auch die Tabletten wenn ich sie ihr gebe. Sie ist wirklich lieb!! Gestern haben wir das erstemal ZUSAMMEN geweint, damit meine ich, dass sie mir gesagt hat das all die Quälerei umsonst gewesen wäre. Sie fand es schön das wir zusammen geweint haben, sie mag es aber nicht wenn man einfach so aufgrund der Situation wegen ihr da sitzt und weint.Ich soll ihren Kopf streicheln, soll mit zu ihr ins bett und kuscheln. Es macht mich überglücklich das sie langsam zur Ruhe kommt.
Die Pflegerin mußte ich abbestellen, denn sie läßt sich nur noch von mir waschen und anziehen. Gut, denn sie hat blindes Vertrauen zu mir.....sie macht den Mund auf und fragt "na Dre was haste denn jetzt für ne leckere Pille für mich."und hat die Augen geschlossen dabei. Es macht mich sehr stolz!
Manchmal ist sie traurig,richtig traurig, aber das kommt erst abends, wenn ich dann nach Hause fahre. Das mag sie nicht, aber ich habe ihr das erklärt und sie versteht es. Morgens bin ich dann schon um 7 UHr da und dann verbringen wir gemeinsam mit unserer Mutter einen schönen Vormittag.Da braucht sie nicht so oft ne Morphin,erst ab 14 uhr.Sie ist dann überwiegend klar und wir reden sehr viel.
Der Arzt sagte heute, dass sie trotz ihres Zustandes extrem zur Ruhe gekommen sei und sie stabil ist. Natürlich weiß ich, dass jeden Tag etwas anderes geschehen kann. Aber wir verbringen eine schöne gemeinsame Zeit!
Nun werde ich mal ins Bett gehen und endlich auch etwas zur Ruhe kommen.
Liebe Grüße Dre

[gwenda]

Hallo Dre,

die Nähe von Familie oder Freunden ist für einen Kranken wichtig, besonders für die, bei denen es keine Hoffnung auf Heilung gibt.
Ich denke, die Ruhe kommt auch daher, dass sie nicht soviel Zeit alleine ist um über sich und ihre Krankheit nachzudenken.

Liebe Grüße

Sigrid

[Dre]

Ach ihr lieben hier alle...manchmal sitzt man hier vor und weiß nicht wie man was schreiben soll...wie man anderen Trost schenken kann...oder gar HOffnung aufblühen lassen soll.
Wer meine Geschichte liest, der soll sich immer vor Augen halten: auch wenn es so schlimm aussieht wie bei meiner Schwester, so bleibe ich dabei, dass die Hoffnung, der Glaube immer noch sehr stark ist und ich dieses auch nicht aufgeben werde. Damit gebe ich meiner Schwester eine ganze Menge Kraft.
Auch sie weiß wie es um sie steht, weil sie es fühlt, aber auch wenn sie so wie heute, zu mir sagt das sie noch nicht sterben will, so werde ich sie darin bestärken, ihr Kraft und Ruhe geben. Mit all meiner Kraft werde ich dafür Sorge tragen, dass ihre Wünsche und Gefühle immer im Vordergrund stehen, auch wenn man sie manchmal nicht nachvollziehen kann. Ich bemutter sie nicht, denn ich nehme sie GANZ FÜR VOLL und sage ihr auch wenn sie etwas durcheinander bringt. Das ist nämlich das, was viele nicht machen und sie findet es sehr traurig und es tut ihr weh.
Nie habe ich gewußt wie sehr wir uns als Geschwister lieben, doch jetzt weiß ich es!!! Das zeige und sage ich ihr jeden Tag aufs neue und sie lächelt mich dafür an wie eine Sonne.
Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl mit meiner Schwester so EINS zu sein.

Auch wenn es enorm anstrengend ist, weil sie sich nur von mir auf die Toilette setzen und überhaupt anfassen läßt, auch das waschen will sie nur von mir. KEIN PROBLEM, sie würde es für mich auch machen!!
Das ist pures Glück und Freude für sie und für mich!!!!!!!!!!!!

Weiß vielleicht jemand etwas, was ich gegen ihre Wasseransammlung in beiden Füßen machen kann?Einige Hausmittelchen habe ich schon ausprobiert. Mittlerweile legt sie die Beine auch hoch, aber so schnell geht es eben nicht. Vielleicht hat einer von euch ja noch einen Tip für mich?
Nächste Woche rufe ich erstmal unseren Physiotherapeuten an, wo sie vorher schon war. Lympe frei machen oder so.Ganz wird es nicht weggehen, dass weiß ich, aber ihr vielleicht dieses Leid ersparen können?

Morgen früh fahre ich wieder zu ihr und dann wird mir ein großes Sonnenlächeln geschenkt mit den Worten "Halle süsse Dre,da bist du ja.ach ist das schön"

*Ganz liebe Grüße an alle hier*Dre

[Dre]

Nun befindet sich meine Schwester auf ihren neuen Weg, der Weg zur Ruhe. Ich wünsche mir so sehr, dass sie ihren Kampf gegen diesen Weg nun aufgeben wird.
*Dre

[Mauschi]

Meine liebe Drew,
Fühle dich ganz lieb von mir umarmt
Auch wenn es furchtbar weh tut los zu lassen. so ist es doch gut zu wissen das diese Quälerei bald ein Ende nimmt.Für deine Schwester als auch für die Angehörigen.
Verstehe mich bitte nicht falsch. Aber kein Mensch sollte sich Quälen müssen.
Ich finde, du bist eine wunderbare Schwester.
Lg. Manuela