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  #196  
Alt 10.09.2010, 14:22
Micha66 Micha66 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo Ecki,

ich empfehle dazu folgenden Link: http://www.inkanet.de/db/sozialrecht...ung/index.html

Da solltest Du alle für Dich wichtigen Fragen beantwortet wissen.

LG
Micha
  #197  
Alt 10.09.2010, 14:58
Reinhard Reinhard ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Zitat:
Zitat von yagosaga Beitrag anzeigen
Es wurde mir ein GdB von 100 für die nächsten fünf Jahre zuerkannt.
Ich bekam den ohne Zeitbeschränkung. Worauf ich mich natürlich gefragt habe, wie ich das bewerten soll.

Beim Streuerausgleich gibt es einen pauschal-Freibetrag, 1400€ oder so.
Auf Helgoland gibts damit auch Ermäßigung beim Aufzug zum Oberland.

LG Reinhard
  #198  
Alt 10.09.2010, 15:06
Lumine Lumine ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Die 100% auf 5 Jahre ("Heilungsbewährung") habe ich auch.

Verschiedene Einrichtungen verlangen von "100%igen" keinen Eintritt (z.B. Zoo usw.), dadurch kann man auch Einiges an Geld sparen.

LG Christa
  #199  
Alt 11.09.2010, 18:26
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo zusammen,

besten Dank für die Tipps. Inzwischen weiß ich, dass es doch eine Reihe Vergünstigungen gibt, und in Kürze bekomme ich auch noch eine Extra-Beratung.

Heute kam die Nachricht, dass die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley an Lungenkrebs verstorben ist. Ich mache da jetzt keinen Extra-Faden auf, aber unerwähnt möchte ich es nicht lassen:

http://www.superillu.de/leute/Baerbe...ey_799111.html

Wenn man selbst betroffen ist, merkt man doch anders auf, wenn man so etwas liest.

Beste Grüße
Ecki
  #200  
Alt 12.09.2010, 01:28
johanna84 johanna84 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,
ich weiss nur dass mein papa mit dem ausweis entweder eine KFZ- Steuerermäßigung bekommen konnte oder aber mit den öffentlichen verkehrsmitteln kostenlos fahren dürfte. Man muss sich da schon entscheiden.
Zum Thema Bohley: habe es auch heute gehört, nur schade dass hier jegliche disskussionen fast "verboten" sind. Aber in deinem thread müßte es ja erlaubt sein, über alles zu schreiben... Ihre Geschichte erinnert mich ein wenig an die meines papas...
Alles liebe wünscht dir
johanna

Geändert von johanna84 (12.09.2010 um 01:49 Uhr)
  #201  
Alt 15.09.2010, 10:52
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo zusammen,

ja mit den prominenten Lungenkrebskranken... ich merke, dass mir auch solche Fälle nahe gehen, genauso wie die Geschichten, die ich hier lese oder in der Praxis mitbekomme. Bei Lungenkrebs ist es inzwischen ja so, dass ich mir aus wenigen Andeutungen schon ein Bild gewinnen oder einen Eindruck machen kann, was die- oder derjenige erlebt und durchmacht. Es ist ja eine Krankheit, die man niemanden wünscht, und so tut es weh, so etwas auch von anderen Menschen zu erfahren.

Aufräumen ist zur Zeit mein Motto, und dazu gehört auch die Veräußerung von Gegenständen. Über viele Jahre hinweg habe ich eine internationale historische Fernsehsammlung angelegt, die Geräte sind unter

http://fernsehmuseum.net/pics/collection.jpg

zu sehen. Nun ergab sich letzte Woche die Gelegenheit, die Sammlung geschlossen an ein Museum zu geben (bis auf vier Geräte, die mein Sohn noch behalten möchte). Etwas besseres hätte mir diesbezüglich nicht passieren können, denn so bleibt die Sammlung zusammen, und sie wird demnächst auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Früher hätte ich das nicht glauben können, dass ich das, was ich über die Jahre mit soviel Hingabe gesammelt habe, einmal so leicht aus der Hand geben kann. Solche materiellen Interessen verlieren extrem an Bedeutung. Es wächst einfach der Wunsch, mit leichterem Gepäck zu reisen. Und es wäre der Horror für mich, wenn sich darum auch noch meine Familie im Falle meines Ablebens kümmern müsste. Aber so, wie das jetzt läuft, hätte es praktisch besser nicht kommen können.

Ja, es sind halt andere Themen, die mich bewegen. Die Lebensinteressen verändern sich doch sehr.

Beste Grüße
Ecki[der jetzt erstmal den Sonnenschein ausnutzt]
  #202  
Alt 15.09.2010, 13:30
Anne41 Anne41 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,
ich bin wirklich sprachlos und überaus beeindruckt über deine Art mit dieser Krankheit zu leben und umzugehen,Hut ab!
Für meinen Vater würde ich mir nur einen Bruchteil dessen wünschen.
Ich wünsche dir weiterhin diese Kraft
Anne
  #203  
Alt 15.09.2010, 13:45
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo Ecki,

einfach einen lieben Gruß in den Tag.

Die Dinge zu "organisieren", ja, das ist vielen Menschen wichtig.

Ich glaube ich wäre auch so. Meine Mama war anders. Sie hat vieles immer vor sich hergeschoben. Heute, da sehe ich das ein wenig anders, weiß ich doch, dass dies einfach aus dem Wunsch heraus geschehen ist, auf viel mehr gute Zeit zu hoffen.

In vielen Punkten, da konnte sie "leichter loslassen", als ich es je für möglich gehalten hätte. Du beschreibst das Fortgeben Deiner Sammlung. Meine Mutter hat sich dahingehend gar nicht groß eingelassen. Sie meinte irgendwann, die Dinge würden ihren Gang nehmen, und sie würde jetzt keine zusätzliche Energie und Zeit darauf verwenden wollen, alles bis ins Detail zu planen, wenn es irgendwann eh unkontrolliert anders kommt.

Oft erinnere ich mich in diesen Tagen, als wir im Stadtgarten saßen, am See und den schönen Tag genossen haben. Sie redete urplötzlich davon, was sie mal wolle, wenn es ihr nicht mehr gut ginge, und ein Zuhausebleiben nicht mehr möglich und auch nicht mehr zumutbar wäre. In dem Moment ergab sich das einfach so und war ganz zwang- und somit auch angstlos/-frei für mich. Wir redeten total offen und ich wollte ihr dann auch mitteilen, dass sie sich bezüglich ihres Mannes (Mama war in 2.ter Ehe verheiratet), nie sorgen müsse. Ich würde den Kontakt beibehalten und auch ein Auge auf ihn haben. Meine Mutter hat mir dann gesagt, dass ich nie ein Verpflichtungsgefühl haben solle und eh nichts beeinflussen könne. Ich solle mich niemandem gegenüber schuldig fühlen. Heute weiß ich, dass sie sogar einen Schritt weiter dachte, nämlich auf sich selber und ihre Erkrankung bezogen. Man ist immer so bemüht gewesen, die Dinge irgendwie in Einklang zu bringen und das Bestmögliche noch zu optimieren. Ich glaube meine Mama hat viel eher begriffen, was wirklich wichtig war und sich darauf beschränkt. Bis zum Schluss war da immer dieses Band was uns gehalten hat, und das hat auch für mein Empfinden bis heute nicht geendet.

Ich finde es ganz beachtlich, wie Du sortierst, aufräumst und bemüht bist, kein "Chaos" zu hinterlassen. Und ich glaube das bezieht sich bei weitem nicht nur auf die gesammelten Gegenstände, sondern so offen und klar ist auch der Umgang mit Deiner Familie. Das persönlich, habe ich immer am wichtigsten empfunden.

Liebe Grüße und viele Sonnenstrahlen
wünscht

Annika
  #204  
Alt 15.09.2010, 14:59
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo Ihr beiden,

ich wollte Euch nicht "sprachlos" machen. Es ist - und das möchte ich auch nicht verschweigen - auch eine gewisse Lust dabei, aufzuräumen. Als wir im Juli in Kanada bei meiner Cousine zu Besuch waren, staunte ich dort über die Einrichtung in ihrem großen Haus. Da standen wirklich nur die nötigsten und wichtigsten Möbel, und auch sonst war das Haus sparsam eingerichtet. Aber sie hatte noch kleine Utensilien von mir von vor 22 Jahren. Kurzum, ich empfand das als sehr befreiend, mit so wenig Sachen zu leben, und wir sprachen auch in der Familie darüber.

Es ist zunehmend wichtiger für mich geworden, mit "leichterem Gepäck" zu reisen. Nicht nur materiell. Ich bin auch laufend dabei, Menschen zu besuchen, die mir wichtig geworden sind. Gestern einen Menschen, der uns vor 20 Jahren in wichtigen Lebenveränderungen begleitet hat. Eben war eine frühere Klassenkameradin bei mir zu Besuch, die mittags mit am Tisch saß und ein altes Telefon aus den 1970er Jahren von mir abholte. Am Wochenende ist 30jähriges Abitreffen, wo ich nicht teilnehme, weil auf den gleichen Tag unser Hochzeitstag fällt.

Wie gesagt, auch an solchen Begegnungen und Gesprächen habe ich meinen Spaß. Und ich erzähle auch ganz freimütig herum, dass ich zunächst erstmal bis Ostern überleben möchte, und dann sehen wir weiter. Ich brauche einfach solche Ziele. Und ich weiß auch, bis Ostern kann noch eine Menge passieren, gerade dann, wenn man einen (oder viele?) kleinzellige(n) Mitbewohner hat...

Beste Grüße
Ecki
  #205  
Alt 18.09.2010, 18:13
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo Ecki,

möchte mich auf diesem Weg erkundigen, wie es Dir so geht.

Zitat:
Wie gesagt, auch an solchen Begegnungen und Gesprächen habe ich meinen Spaß. Und ich erzähle auch ganz freimütig herum, dass ich zunächst erstmal bis Ostern überleben möchte, und dann sehen wir weiter.
Ich finde Zielsetzungen generell wichtig. Eine ganz anderes Gewicht bekommen sie mit einer schlimmen Erkrankung. Gut ist, wenn man dann dennoch nach vorne blickt. Es gibt ja auch Menschen, die durch die Diagnose gar keine Zuversicht mehr gewinnen können.

Ich glaube, wenn man Familie drumherum hat, durch den Beruf, so wie bei Dir, mit vielen Menschen zu tun hat, dann holt einen das Leben auch an den Tagen ein, wo es einem selber gar nicht leicht fällt.

In meiner Rolle als Angehörige bin ich manchmal morgens "bleischwer" aufgewacht. Hätte ich da die Kinder nicht gehabt, ich weiß nicht, ob ich mich zu irgendwas hätte motivieren können.

Wie verhält es sich denn mit den "Nachläufern" der Chemo. Hast Du die gröbsten Nebenwirkungen unterdessen überstanden, oder spürst Du dahingehend noch Beeinträchtigungen?

Dir und Deiner Familie, lieber Ecki, wünsche ich ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße

Annika
  #206  
Alt 19.09.2010, 18:32
yagosaga yagosaga ist offline
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Zitat:
Zitat von annika33 Beitrag anzeigen
möchte mich auf diesem Weg erkundigen, wie es Dir so geht. ... Wie verhält es sich denn mit den "Nachläufern" der Chemo. Hast Du die gröbsten Nebenwirkungen unterdessen überstanden, oder spürst Du dahingehend noch Beeinträchtigungen? Dir und Deiner Familie, lieber Ecki, wünsche ich ein schönes Wochenende.
Hallo Annika,

die Nachwirkungen der Chemo halten immer noch an. Immer noch Schwäche, aber erträglich. Neuropathie in Fingern und Füßen, aber das wird noch Monate andauern, falls sie wirklich weg geht.

Schönes Wochenende?? - Heute geht ein spannendes und ausgefülltes Wochenende für mich zu Ende wie ich es hier selten erlebt habe.

Zur Zeit gastiert bei uns im Ort ein kleiner Zirkus, der als Familienunternehmen geführt wird. Am Freitag nachmittag gingen wir mit unserer Kleinsten zur Vorstellung. Es gab viel Tier- und Kleintiernummern und einige Clownnummern, die von zwei 14- und 15jährigen Brüdern aufgeführt wurden, dazu die kleine 10jährige Schwester, die durch eine kunstvolle Akrobatik überzeugte. Natürlich durften auch eine Westernnummer mit Messerwerfern und Jonglieren nicht fehlen. Kurzum, ein unterhaltsamer Nachmittag. Ich selbst hätte mich über noch mehr Clown-Nummern gefreut.

Gestern am Samstag gab es bei uns eine kleine Familienfeier, u.a. Hochzeitstag, den wir im Hotel- und Restaurant, begingen, wo wir vor 23 Jahren auch unsere Hochzeitsfeier hatten. Abends nahm ich noch beim 30jährigen Abitreffen teil, das diesmal in der Mensa unserer Schule stattfand. An der Eingangstür öffnete mir mein Lateinlehrer, den ich 1973-75 von der 7. bis zur 8. Klasse hatte, wir sahen uns an, er erkannte mich zuerst wieder (trotz Chemo-Glatze), aber dann erkannte ich ihn auch. Auch andere Lehrer waren vertreten, mein Mathelehrer aus der 9. und 10. Klasse (1975-77), der Englischlehrer, der Sportlehrer aus der 10. Klasse. Ich war überrascht, dass sie nicht nur mich, sondern auch viele andere noch kannten, aber wir waren ja damals die ersten Klassen gewesen, die sie hatten im Berufsstart. Prägende Erfahrungen.

Zwei Abitreffen hatte ich vorher bereits mitgemacht von dreien. So gibt es inzwischen ehemalige Mitschülerinnen und Mitschüler, mit denen ich nur im Kontakt bin, wenn es gilt, ein neues Treffen vorzubereiten. Aber es gibt auch andere Mitschülerinnen und Mitschüler, mit denen ich während der Schulzeit kaum Kontakt hatte, die ich sozusagen erst näher durch die Abitreffen kennen- und schätzengelernt habe. Dank Email ist der Kontakt leichter zu halten, und hin und wieder trifft man sich oder besucht sich auch gegenseitig. Die eigenen Kinder sind immer ein Gesprächsthema.

Lange Zeit war es unsicher, ob ich überhaupt teilnehmen konnte. Aber auf der Rückfahrt von der Feier brachte mich die Familie in der Schule vorbei, und ich wollte dann später ein Taxi nehmen.

Viele Mitabiturientinnen und Mitabiturienten freuten sich, dass ich trotz Krankheit gekommen war. Ich war auch sehr gespannt darauf, wer da sein würde und wie sich die ehemaligen Klassen- und Kurskameradinnen und -kameraden verändert haben. Wir sind jetzt alle Ende 40, Anfang 50, im "gesetzten Alter". Viele haben in ihrem Leben nach der Schulzeit Überraschungen erlebt und sind in Bereichen "gelandet", die sie sich vorher nicht zugetraut hätten. Viele Begegnungen waren kurz, weil alles ständig in Bewegung war. Mit anderen Teilnehmern hätte ich gern noch länger gesprochen. Aber es ist bei einem solchen Anlass halt so, dass man in der Fülle der Begegnungen nicht allen gerecht werden kann. Oft muss es ausreichen, dass man sich nur sieht.

Aber es gab auch Überraschungen: die Begegnung mit einer ehemaligen Mitschülerin, für die ich in der 7. Klasse heimlich schwärmte (sie weiß das bis heute nicht), und damals träumte ich davon, ich könnte sie mal ansprechen, und sie würde mal mit mir reden..., (ich glaube, wenn sie es damals getan hätte, ich wäre sicher tomatenrot vor Aufregung geworden). Diesmal sah ich sie zum ersten Mal nach vielen Jahrzehnten wieder und war plötzlich innerlich so aufgeregt wie damals. Sie setzte sich zu uns an den Tisch, und bald waren wir in ein tieferes Gespräch verstrickt, das für uns beide anregend und interessant war. Wir tauschten uns über unsere Kinder aus und die beruflichen Wege. So gehen auch spät noch Jugendwünsche in Erfüllung... Aber das ist ja gerade das Interessante bei solchen Klassentreffen, dass man eine prägende frühe Lebensphase gemeinsam miteinander erlebt hat, und sich dann noch einmal trifft mit viel Abstand, und sich gegenseitig noch einmal völlig neu entdeckt und voneinander überrascht ist.

Mein ehemaliger Sportlehrer war sehr erschrocken von meiner Krebsdiagnose. Reflexartig versuchte ich ihn zu trösten. In Sport hatte ich immer Schwierigkeiten, weil ich damals schnell in die Länge wuchs und meine Bewegungen damals ungelenk und schlacksig wirkten. Es reichte immer nur für eine vier in Sport. Bei ihm in der 10. Klasse kam ich erstmals besser zum Zuge, und ich erinnere mich noch, dass er mich einmal in einer Seitenbemerkung der Klasse gegenüber in Schutz nahm. Eine winzig-kleine Sache, die schnell bei den anderen in Vergessenheit geriet. Ich erinnere mich heute nicht mehr an die Sache selbst und an den Wortlaut. Aber dass er das tat, dafür bin ich ihm heute noch dankbar. Eine kleine Sache mit großen Wirkungen im Leben.

Einige, die von meiner Krebserkrankung gehört hatten, verströmten Zuversicht: Das wird schon wieder... Oder erzählten mir von anderen Krebspatienten, die wie durch ein Wunder geheilt wurden. Andere hatten Krankheitsverläufe erlebt, die tödlich endeten. Ein ehemaliger Mitschüler fragte mich, ob ich jetzt schon auf "Abschiedstour" sei. Ich sagte unumwunden Ja. Der Gedanke, es könnte das letzte Mal sein, dass man sich sieht, ist immer dabei. Natürlich kann es jeden treffen, durch einen Unfall zum Beispiel. Aber bei Krebs ist es ja auch ein Abschied mit Ansage, das macht den Unterschied aus.

Sehr lange konnte ich nicht bleiben. Man redet ja sehr viel miteinander, mit dieser und mit jenem, und im Flug sind drei Stunden verstrichen. Danach machte sich Erschöpfung bemerkbar. Ich hätte noch weitere drei Stunden bleiben können.

Mein Lateinlehrer versprach mir, mich zum Taxistand am Bahnhof vorbei zu bringen, aber als ich zu ihm ins Auto stieg, meinte er, er führe nicht zum Taxistand, er mache noch eine "kleine Runde"... die "kleine Runde" führte zu mir nach Hause, es waren immerhin über 50 km. gewesen, das war total lieb gewesen.

Heute morgen gab es noch einen weiteren Höhepunkt: der erste Gospelgottesdienst bei uns in der Kirche. Seit 20 Jahren hatte ich mir schon gewünscht, mal einen Gospelchor in der Gemeinde zu haben, der auch den Gottesdienst bereichert. Freilich habe ich oft mit der Gitarre Gospels und moderne Lieder mit der Gemeinde gesungen, aber das ist immer noch etwas anderes als ein professioneller Chor. Im Juni hatte bei uns durch Zufall ein Gospelchor unter dem Dach des Gemeindehauses Unterschlupf gefunden, der seitdem wöchentlich probte. Geleitet wird der Chor von einem Farbigen aus den USA, der mit Power und Stimmgewalt den Chor motivierte. Schon bei dem ersten Lied zu Beginn des Gottesdienstes spürte ich: dieser Chor weiß, wo das Gaspedal sitzt. Die Kirche war voll besetzt, die Gemeinde klatschte bald mit bis die Kirche wackelte, stand auf zu den Liedern, und im Flug waren anderthalb Stunden verstrichen ohne dass es uns zu lang geworden wäre.

Heute abend aber spüre ich deutlich, wie viel Kraft dieses ausgefüllte Wochenende auch verbraucht hat, obwohl es alles sehr schöne und aufregende Erlebnisse waren, bei denen ich mich zeitweise völlig vergessen konnte. Und etwas Besseres hätte mir nicht passieren können.

Beste Grüße
Ecki
  #207  
Alt 19.09.2010, 23:23
mouse mouse ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,
was für eine schöne Schilderung!!! Du bist wirklich ein Mann des Wortes! Sag mal, kam Dir das Ganze nicht zumindest als kleiner Triumph über die Krankheit vor?
Dieses bei der Einladung nicht wissen, ob man dabei sein kann, dieses nicht wissen, was dann ist? Dann aber hingehen zu können, genießen zu können, dieses es trotz der Krankheit geschafft zu haben, zwar kaputt zu sein, fertig zu sein, aber es geschafft zu haben.
Mir geht es immer so, wenn ich so was schaffe. Das habe ich der Krankheit dann abgetrotzt.
Dir und all uns Betroffenen wünsche ich viele dieser "Trotzphasen".
Sei lieb gegrüßt
Christel
  #208  
Alt 20.09.2010, 09:04
yagosaga yagosaga ist offline
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Liebe Christel,

ja, es war für mich ein Triumph, vor allem deswegen, weil ich mich auf dieses Wochenende schon so lange gefreut hatte, und alles auch gleichlang so in der Schwebe hing. Aber auch die anderen Ziele, die ich mir gesteckt hatte, waren ein Triumph gewesen: die Radiosendung, die Kanada / USA-Reise - Sachen, die also nicht ganz ohne waren. Ich mache dem Krebs immer wieder deutlich, dass er in meinem Leben nicht die Hauptrolle spielt. Die spiele immer noch ich! Und das soll auch so bleiben!

Beste Grüße
Ecki
  #209  
Alt 20.09.2010, 15:17
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Hallo Ecki,

bei Gospelgottesdienst muss ich unweigerlich an Whoopi Goldberg in Sister act denken

Ich glaub, mich hätt´s vom Stuhl gerissen vor Begeisterung. Finde ich total klasse sowas. In unserer Kirche wird der Gottesdienst, je nach Pastor, auch manchmal etwas "lockerer" gestaltet. Finde ich auch rein von der Anziehungskraft für die jüngere Generation viel attraktiver.

Überhaupt hattest Du ja ein ereignisreiches Wochenende. Kommt mir vor, als wenn Du das Leben wie ein Schwamm aufsaugst. Ich glaube das ist gut so und stärkt.

Das mit der Mitschülerin, für die Du immer heimlich geschwärmt hast, hat mich zum Schmunzeln gebracht. Ich glaube, an sowas denkt man oft im Leben, immer wieder mal zwischendrinnen. Ich mochte auch mal jemanden sehr, zu dem ich schon seit Jahren überhaupt keinen Kontakt mehr habe. Manchmal, es kann bei noch so banalen Dingen des Alltages sein (Kloputzen z. B.), da denke ich an ihn , und frage mich, was er wohl macht. Und ich kann das nachvollziehen. Würde ich die Person heute treffen, ich glaube mir würd mein Herz bis zum Hals schlagen .

Ich wünsche Dir jedenfalls eine gute Woche, mit vielen Gelegenheiten zum Kraft- und Antriebtanken!

Liebe Grüße

Annika
  #210  
Alt 21.09.2010, 14:56
yagosaga yagosaga ist offline
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Hallo Annika, hallo zusammen,

Zitat:
Zitat von annika33 Beitrag anzeigen
bei Gospelgottesdienst muss ich unweigerlich an Whoopi Goldberg in Sister act denken
Diesen Drive hat der Chor, und die Leute standen wirklich auf und klatschten mit. Der Chor hat übrigens eine eigene Website:

http://www.xjones.de/

Leider fand ich im Netz kein Video, das den Chorleiter und den Chor zeigt.

Zitat:
Zitat von annika33 Beitrag anzeigen
Überhaupt hattest Du ja ein ereignisreiches Wochenende. Kommt mir vor, als wenn Du das Leben wie ein Schwamm aufsaugst. Ich glaube das ist gut so und stärkt.
Es ist für mich auch ein Stück Therapie, ich "fresse" mir sozusagen einen Bauch mit schönen Erlebnissen an für schlechtere Zeiten.

Zitat:
Zitat von annika33 Beitrag anzeigen
Das mit der Mitschülerin, für die Du immer heimlich geschwärmt hast, hat mich zum Schmunzeln gebracht. Ich glaube, an sowas denkt man oft im Leben, immer wieder mal zwischendrinnen. Ich mochte auch mal jemanden sehr, zu dem ich schon seit Jahren überhaupt keinen Kontakt mehr habe. ... Würde ich die Person heute treffen, ich glaube mir würd mein Herz bis zum Hals schlagen .
Meine Psychoonkologin hat mir heute Mut gemacht, es ihr zu sagen und fand es schade, dass ich beim Abitreffen es ihr nicht gesagt hatte, was ich damals mit 13, 14 Jahren für sie empfand. Und ich denke, ich werde es machen, und auf sie zugeh'n.

Beste Grüße
Ecki
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