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  #1  
Alt 30.06.2003, 01:49
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Jetzt ist es fast ein Jahr her, als meine liebe Mutti (58) gestorben ist.
Ich fühlte und fühle mich noch immer zu jung (30) um gänzlich selbständig mein Leben zu meistern.
Ich habe einen lieben Partner, einen Job, eine Wohnung .......Freunde......eine liebe Schwester.
Aber diese Geborgenheit, die mir meine Mutter gegeben hat, immer wenn ich mich mal wieder
von niemandem verstanden gefühlt habe (kennt ihr das) dieses Gefühl fehlt mir so sehr.

Sie war der Mittelpunkt unserer Familie.

Ich habe einen lieben Vater.
Das Verhältnis zu ihm ist inniger geworden, aber das Gefühl einen Teil der Rolle meiner
Mutter nun übernommen zu haben hat vieles verändert.

Noch immer hab ich das Alles was passiert ist vor mir, als wäre es gestern oder vorgestern passiert.
Ich nehme mir die Sätze „Du hast alles Menschenmögliche getan“ zu Herzen, aber der Schock
plötzlich mit dem Thema „unheilbar krank zu sein“ sitzt noch tief.

Noch immer muß ich weinen, wenn ich daran denke, mit welcher „Kühlheit“ die Ärztin meiner Mutter
mir damals sagte „ihre Mutter wird Weihnachten nicht mehr erleben“.
Sie hat Recht behalten, aber weiß sie, wie ein junger Mensch sich fühlt,
wenn man nach solch einem Satz zurück ins Krankenzimmer seiner Mutter geht und wie gelähmt ist,
es einem die Kehle zuschnürt, die Tränen aus einem herausbrechen wollen, weil man nicht glauben kann, daß einer der liebsten Menschen bald sterben wird?

Als ich damals das Krankenhaus verließ, hab ich noch nie sooo nach Luft schnappen müssen,
ich hab noch nie solchen Schmerz verspürt.
Wenn doch mancher, wenn er über zu viel Arbeit/ schlechtes Wetter, den Kontostand stöhnt, wüßte,
was es heißt, gesagt zu bekommen „wir können nichts mehr für ihre Mutter tun, sie wird ihren Geburtstag nicht mehr erleben“, wenn dieser doch fühlen könnte, was es heißt, ein Familienangehöriger ist „unheilbar krank“.

ALLE WÜNSCHE WERDEN KLEIN, GEGEN DEN GESUND ZU SEIN !

Ich weiß das diese Ärztin die Wahrheit sagen mußte, aber warum ließ sie mich/ uns allein.
Worte wie Hospizdienst, Patientenverfügung, „die letzten Tage“ bestimmten meine Gedanken.
Wie Krebs einen Menschen verändert, wie er leiden muss, daß alles zu sehen hat mich so verändert.

Durch Briefkontakte mit jungen Frauen habe ich gemerkt, daß jene, die selbst schon Mütter sind,
anders mit dem Verlust umgehen.
Deshalb hoffe ich, daß besonders junge Frauen, die wie ich, die selbst noch keine Muttis sind,
Rat geben können, was/ wer ihnen in der schweren Zeit geholfen hat.
Ich weiß „Trauer braucht Zeit“, aber wie lange ?

Danke, dass ihr meine Zeilen gelesen habt

Sandra
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  #2  
Alt 30.06.2003, 10:06
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Sandra,

(das ist komisch, ich heisse auch Sandra, und irgendiwe fühlt sich das so an, als würde man sich selbst schreiben...)

Es tut mir sehr leid für Dich, daß Deine Mutter gestorben ist. Ich glaube, ich kann das Gefühl von Sehnsucht und Verlassensein ganz gut nachvollziehen, auch wenn es bei jedem von uns sicherlich etwas anders aussieht.

Meine Mutter starb im Januar, und nach vier Monaten, in denen alles wunderbar geklappt hat, haut mich die Tatsache, daß ich sie nie wiedersehen werde, jetzt seit einiger Zeit total um. Ich bin manchmal kaum fähig, den Alltag hinzukriegen, der Schmerz in mir lässt nicht nach, er wird Tag für Tag schlimmer.

Du hast Recht, Probleme von früher (über die andere Menschen noch so rumjammern) sind nicht mehr so wichtig, man bekommt Gespür für das, was wirklich zählt im Leben. Und damit kommen viele um uns herum erst mal nicht klar. Ich finde plötzlich z.B. einige meiner Freunde ziemlich oberflächlich und weiss nicht mehr, worüber ich mit ihnen reden soll. Andere dafür, die ich vorher gar nicht so wahrgenommen hatte, sind mir sehr wichtig geworden.
So oder ähnlich wird es bei Dir auch sein, oder?

Daß die Ärztin so ehrlich zu Dir war, ist vielleicht gar nicht so verkehrt, aber sie hätte Dich damit nicht so alleine lassen dürfen. Denn auch wenn wir schon "erwachsene" Kinder sind (ich bin 27) tut es verdammt weh, wenn man weiss, daß die Mutter, die man über alles liebt, mit ihrem Leben kämpft.

Aber es gibt solche und solche Ärzte, mir sind aus der Rubrik "Der Angehörige ist mir egal" auch einige begegnet, und vor allem einige, denen anscheinend auch meine Mutter absolut egal war, weil man bei ihr ja sowieso "nichts mehr machen" konnte....

Ich hab`oft genug meine Wut an solchen Leuten ausgelassen, und gemerkt, daß hinter der Fassade eines "Weisskittels", die immer so gefestigt erscheinen, manchmal nur ein kleiner, selbstunsicherer Kerl steckt, der sein Unwissen über die Materie unter Arroganz versteckt.

Aber es gibt auch andere, und ich bin froh, daß meine Mutter und ich zwei Ärzte kannten, die uns wirklich geholfen haben, nicht nur meiner Mutter, auch mir. Und wenn es nur darum ging, mir Mut zu machen, nie die Hoffnung aufzugeben.

Redet Ihr eigentlich noch oft von Deiner Mutter? Ich habe das Gefühl, keiner will mehr mit mir über sie reden, dabei würde mir das so sehr helfen. Aber irgendwie zucken die Leute zusammen, wenn ich das Wort "Mama" erwähne. Ich denke manchmal, daß ich von allen um mich herum am besten mit dem Thema Tod und Krebs zurecht komme, aber das macht einsam.

Ich weiss nicht, ob ich Dir ein paar Deiner Fragen beantworten konnte, ich wünsche Dir auf jeden Fall viel, viel Kraft und alles Liebe,

Die andere Sandra ;-)
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  #3  
Alt 30.06.2003, 13:22
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Ihr 2 Sandras ;-)
tja bei mir wird es jetzt auch bald ein Jahr. Irgendwie kommt es mir wie gestern vor. So plötzlich ist Mami schwerkrank und kämpft und Papa und ich haben alles versucht...leider war alles umsonst...
Nun ist sie nicht mehr da, kein lieber Anruf, kein Besuch... Nix nur Leere. Ich fühl mich auch so wie du Sandrah... Mama war halt immer da für einen auch wenn ich nicht immer einer Meinung war mit ihr.

Ich bin 31 Jahre und habe letztes Jahr im September geheiratet. Es war Mamis Wunsch, daß wir trotz allem heiraten und ich hab es ihr versprechen müssen. Im nachhinein war es richtig glaub ich, obwohl sie so schrecklich gefehlt hat an dem Tag.

Tja aber wie ihr schreibt, nix ist wie vorher.
Kleinigkeiten über die sich andere Leute aufregen, sind für mich nicht mehr wichtig, "Freunde" lernt man in so schweren Lebenskrisen auch gut kennen und manche Freunde verliert man auch... weil man sich selber verändert und viele Leute mit einem nix mehr anfangen können... schade eigentlich

Zum Thema Ärzte: bei meiner Mama wurde die Diagnose im Mai 02 gestellt und im August 02 ist sie eingeschlafen...
Ich und mein Dad haben auch viel Mühe gehabt aus den Ärzten was rauszubekommen und auch hatte ich den Eindruck, sie wußten bescheid nur wir alle hofften umsonst...

Was ich als positiv erachte, war für Mami der Aufenthalt in einem Hospiz 10 Tage lang wurde sie dort nicht mehr geqüalt und durfte die letzten Tage so mit uns verbringen, wie sie konnte und wollte.
Das hat ihr und uns sehr geholfen und so konnte sie auch loslassen.

Sorry, ich schreib etwas durcheinander, aber mir stehen schon wieder die Tränen in den Augen, immer wenn ich intensiv über die Zeit denke oder erzähle muß ich mich arg zamreißen...

Sie fehlt halt so arg!!

Das solls erst mal gewesen sein.
Alles Liebe für euch.

Sonja
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  #4  
Alt 30.06.2003, 18:14
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Sandra's und Sonja,
bei mir ist es jetzt 7 Wochen her. Meine Ma 58 Jahre, ich 33 keine Kinder, verheiratet.
Letztes Jahr im Sommer stellte man Gebärmutterhalkrebs fest, sie bekam das volle Programm, alles war dann OK. Im März Untersuchung per Zufall der Lunge, Schatten???, am 09.04. hieß es dann Lungenmetastasen, am 08.05 starb sie im Krankenhaus...
Sie fehlt mir....
Manchmal ganz schlimm, manchmal geht es. Ein auf und ab.
Das Thema Freunde war bzw. ist auch was ganz spezielles...
Letzte Woche war eine " Freundin" da. Ihre Worte: Und wie geht es dir? Mittlerweile bist du bestimmt erleichtert?
HÄÄÄ, ja klar, bin total erleichtert, daß meine Ma tot ist...
Ich wußte wirklich nichts zu sagen. Mein Mann meinte dann, sooo hätte sie das bestimmt nicht gemeint! Ja, wie hat sie's denn gemeint?
Ich kann euch ein Buch empfehlen von Ruth Eder: ich spür noch immer ihre Hand. Ein spezielles Buch über den Tod der Mutter. Dort berichten mehrere Frauen über den Tod der Mutter bzw. ihre Gefühle, Verlust etc. Also, mir hat es ein wenig geholfen.
Muß rückblickend sagen, daß es OK ist, daß ich Freunde sortiert habe.
Es war eine gute Idee, einen neuen Thread zu diesem Thema zu eröffnen!!!
Liebe Grüße Tanja
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  #5  
Alt 01.07.2003, 01:36
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Sandra, Sonja und Tanja :-)

Leider hat mich genau dieses Gefühl das Sandra beschreibt nach einem Jahr wieder hierher geführt:
„der Schmerz wird jeden Tag schlimmer“.
Aber warum ?
Zeit heilt keine Wunden, man lernt damit zu leben was passiert ist, aber warum tut es immer noch so weh ?
Sandra hat gefragt, ob in unserer Familie oft von meiner Mutter geredet wird.
Nein, nicht oft.

Ich hab nicht das Gefühl keiner will mehr mit mir über SIE reden, aber ich merke, dass sich entweder
niemand traut davon anzufangen, Freunde und Bekannte sprechen mich nicht an, weil sie nichts „aufrühren“ wollen und oft denken sie bestimmt auch, es geht mir gut.

Ich muß ehrlich zugeben, daß ich oft schauspielere, werd ich im Büro gefragt „wie geht’s ?“ könnte ich
losheulen weil mein Kopf voller Sorgen und Ängste ist, ich würde am liebsten sagen „ich muß sooo oft an meine Mutter denken .....
das Erlebte, ich kanns nicht vergessen, das Leiden mit angesehen zu haben.
Und was sag ich ? Mir geht’s gut.
Toll, oder ?
Aber sagt doch, seid ihr immer ehrlich ? und gebt zu wie es euch gerade wirklich geht ?
oder das ihr über das Erlebte sprechen wollt, über den Tod, die Krankheit Krebs.
Ich denke oft, niemanden belasten zu wollen, der selbst noch nicht mit der Krankheit konfrontiert wurde.
Aber dieses „Schweigen“ ist wahrscheinlich mit die Ursache, daß man oft sich selber Fragen stellt und
nach Antworten sucht. Vergebens.

Ich habe nicht die Hand meiner Mutti halten können, als sie einschlief,
bis heute quält mich die Frage, wie starb sie.
Meine Schwester und mein Vater kamen damals 10 min zu spät. Auch sie waren nicht dabei.

Den Arzt danach zu fragen hab ich mich nie getraut, Angst vor der Wahrheit gehabt ?

Was ich im Moment hoffe ist, daß ich und jede der jungen Frauen, die hier meine und eure Zeilen liest vielleicht doch auf eine oder andere Frage eine Antwort bekommt oder merkt, man ist doch nicht allein.

Ich lese Sonja’s Satz „mir stehen schon wieder die Tränen in den Augen“
Oft gibt es schöne Momente, wo ich lache, von Herzen, ich höre ein Lied, was mich mitreißt,
spiele sogar Luftgitarre dabei *hihi* und plötzlich ........ verstumme ich, da rasen die Bilder an mir vorbei,
die Gesichter ....... und ich könnte losweinen
So wie Tanja es beschreibt „ein auf und ab“

Als ich gestern im Internet vergebens nach einer Selbsthilfegruppe für jungen Frauen suchte, die mit
dem Tod der Mutter nicht zurechtkommen oder nur wenige Büchertips angezeigt wurden bei der Stichworteingabe „Töchter“, „Tod der Mutter“ „jung“, da hab ich nicht aufgegeben.
Nun bin ich wieder hier.
Nach dem Buch von dem Tanja geschrieben hat, von Ruth Eder, werde ich mal bei AMAZON schauen.

Ich lese so oft (immer bekomm ich Gänsehaut) wie jung die Mütter sind, die sterben, meistens nicht mal 60 Jahre alt, die Töchter noch nicht mal 30 oder knapp drüber.
Eure Väter, wie haben die den Verlust verkraftet?
Mein Vater hat am Anfang alles weggeschoben, sich in die Arbeit gestürzt, doch vor einigen Wochen kam auch bei ihm die Trauer.
Ich mach mir viel Gedanken was er so denkt.
Stehen wir beide am Grab finde ich keine Worte.

Habt ihr eigentlich mal daran gedacht, wenn der Schmerz über den Verlust doch unerträglich werden sollte, vielleicht auch durch doppelte Belastung (Beruf) „professionelle Hilfe“ zu suchen?
Eine/n Psychologin/en aufzusuchen?
Ich hab Geduld und den Willen, dass die Trauer nicht mein Leben bestimmen soll, aber wenn ich es nicht schaffe ?
Wie schaut ihr denn in die Zukunft ?

Liebe Grüsse
Sandra(h)
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  #6  
Alt 01.07.2003, 10:18
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr Lieben
tja Sandra du sprichst mir mit vielen Sachen aus der Seele.
Zu deinen Fragen:
Also das mit dem reden, ja das stimmt keiner traut sich zu fragen und irgendwie versteht auch keiner so richtig was in einem vorgeht... jedenfalls keiner der es selber schon erlebt hat.

Bei mir kommen auch immer wieder die Bilder von letztem Jahr. Bei Mami ging zwar alles so schnell nur 3 Monate... aber diese Zeit war so hektisch und immer wieder voll Hoffnung und dann wieder Rückschlägen, jeden Tag waren wir (Dad und ich) im Krankenhaus und sahen wie sie immer weniger wurde, wie es rapide bergab ging und konnten nix tun... Ich glaube das "nix tun können" war eins der schlimmsten Tatsachen für mich...

Tja mein Vater versucht sein Leben zu meistern, er ist ständig auf Achse, und reden über Mami fällt uns beiden schwer...

Ich muß auch sagen im Moment je näher der erste Todestag kommt, desto schlechter gehts mir... ich kanns manchmal einfach nicht glauben. Das ganze Leben hat sich gedreht, nix ist wie vorher.

Im Krankenhaus gab es einen Seelsorger einen Pater (ich bin nicht sonderlich gläubig, Mami dagegen war es sehr).
Als es so schlimm war und eigentlich jede Hoffnung vorbei, da halfen Gespräche mit dem Pater ganz gut.
Dad und ich wir waren dann nochmal im September bei ihm und wir sprachen eine Stunde über alles...
Dann sagte er einen Satz der ist vollkommen richtig und trifft den Nagel auf den Kopf

"Es wird wieder gut, aber anders"

Ja da hat er recht. Man lebt weiter, aber anders.

Oft denke ich auch daran eine Selbsthilfegruppe zu suchen, aber irgendwie hab ich noch nicht die Kraft dazu...

Mir kommen immer gleich die Tränen und so ganz verarbeitet hab ich das eh auch noch nicht...

Zukunft hoff ich wird wieder positiver, wir wollen auch eine Familie gründen. Das hätte Mami bestimmt auch gefreut, wobei ich schon daran glaub, daß sie immer noch da ist und alles mitbekommt...

Liebe Grüße
Sonja
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  #7  
Alt 01.07.2003, 13:07
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo an alle hier,

auch ich habe meine Mutter im Febr. diesen Jahres verloren. Ich bin zwar jetzt "schon" 38 Jahre, aber ich vermisse meine Eltern (mein Vater ist vor 7 Jahren gestorben) furchtbar. Die letzten Jahre habe ich sehr intensiv mit meiner Mutter durchlebt, da es immer wieder auf und abs durch die Krankheit Krebs waren.

Ich habe keine eigenen Kinder, aber einen sehr langjährigen lieben Lebensgefährten. Ich bin Einzelkind und habe seit Februar das Gefühl kein vollwertiger Mensch mehr zu sein. Ich war die letzten Minuten alleine bei meiner Mutter und hab sie ersticken sehen. Danach bin ich zusammengebrochen und der Arzt hat mich aus dem Zimmer geholt. Ich werde das nie mehr vergessen und es belastet mich zusätzlich so sehr.

Ich habe einen sehr gefestigten und langjährigen Freundeskreis, die mich wirklich unterstützen und die jetzt ein klein wenig meine Familie geworden sind. Obwohl allesamt noch ihre Eltern haben, werde ich auch seelisch in jeglicher Hinsicht unterstützt. Keiner fragt im Moment wie es mir geht, da sie alle wissen, wie schlecht es mir geht. Sie sind einfach immer für mich da, auch stillschweigend.Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Ich habe mir auch schon überlegt eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen, habe aber so etwas selbst hier im Frankfurter Raum nicht für meinen Fall gefunden. Ich lese im Moment sehr viele Bücher über das "danach". Bis jetzt war ich eigentlich ein sehr ungläubiger Mensch, aber ich hatte tatsächlich nach dem Tode meiner Mutter ein Erlebnis, was mich daran glauben läßt.

Ich hoffe, Ihr haltet mich jetzt nicht für zu alt, um mich bei euch einzureihen. Meine Eltern sind auch sehr jung gestorben (60 und 65 Jahre). Ich kann sehr gut nachfühlen, wie es jedem von euch geht und ich glaube auch nicht daran, daß es mir in einem Jahr besser geht, weil ein Teil von mir ist mitgestorben.

Liebe Grüße an alle
Heike
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  #8  
Alt 02.07.2003, 01:08
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo, ihr Lieben!!
Ich habe im Mai meine Mutter verloren und es ist wirklich so, erst ging es so prima, ich war froh, dass sie es "geschafft" hat, keine Schmerzen mehr, keinen Schlauch mehr im Magen....... FRIEDEN!!! Und wie ruhig sie aussah.... . Und jetzt überfällt es mich urplötzlich immer öfter.... SIE KOMMT NICHT MEHR WIEDER!!!!!!!!! Oder ist Sie hier bei uns, anders, nur ich habe nie gelernt sie wahrzunehmen?? Ich habe übrigens Kinder und bin Mitte 30, die Kinder lenken zwar ab...- aber was soll ich sagen, wenn unser Großer (7) sagt, er sei böse auf Gott, weil Oma so krank wurde??!!! Manchmal bin ich so traurig.... . Grüße, Heike
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  #9  
Alt 02.07.2003, 09:27
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr alle
Jeder von uns hat so sein persönliches Erlebnis... aber eigentlich gleichen sie sich alle. Wir haben alle einen ganz ganz lieben Menschen verloren - unsere Mütter -
Ich dachte nicht, daß mich das manchmal so heftig aus der Bahn wirft. Ich bin froh, daß ihr alle da seid und ich hier einfach alles schreiben kann, was mich bewegt... Ihr versteht mich wenigstens.

Bei mir ist es auch die Tatsache, wie Elka schon schreibt SIE KOMMT NIE WIEDER!! NIE WIEDER KANN ICH IHR MEINE SORGEN, ÄNGSTE, WÜNSCHE ERZÄHLEN! EINFACH RATSCHEN UND LACHEN

Mami ist genau am Tag meines 30. Geburtstag ins Krankenhaus gekommen. Ich glaube die nächsten Jahre werden meine Geburtstage nicht mehr so fröhlich werden... SIE FEHLT!!

Tortzdem glaub ich, daß Mami mich sieht, da ist, obwohl ich sie nicht wahrnehme.

Ich wünsch euch allen viel Kraft und bin froh, daß ihr mir zuhört.

Liebe Grüße Sonja
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  #10  
Alt 02.07.2003, 11:10
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr Lieben,

ich bin 23, meine Mutter war 60 und ist vor zwei Tagen an Lungenkrebs gestorben. Es ist schon komisch, dass ausgerechnet an ihrem Todestag dieser Thread eröffnet wurde.
Ich kann noch nicht so recht mitreden, denn die meisten von euch sind in ihrer Trauerarbeit schon viel weiter als ich. Aber es gibt etwas, dass mich sehr beschäftigt:

Ich weiß, dass es Menschen gibt, die nach dem Tod einer geliebten Person nicht weinen können. Ich war überzeugt, dass ich nicht dazugehören würde. Ich dachte, wenn meine Mutter stirbt, würde ich tagelang ununterbrochen weinen und der Schmerz in der Brust wäre unerträglich.
Aber das ist so nicht! Ja, ich weine mehrmals am Tag. Aber es gibt dazwischen lange Phasen, in denen ich so furchtbar gefasst bin. In denen ich ganz normale Dinge tue. Wo ich keinen Schmerz fühle.

Es wäre mir lieber, ich müsste mehr weinen, und er Schmerz wäre allgegenwärtig. Denn so komme ich mir gefühlskalt und gleichgültig vor.

Ihr habt doch dasselbe mitgemacht. Wie erging es euch in den ersten Tagen? Dauert es wirklich eine Zeit, bis man den Verlust begreift?

Ich wünsche euch allen alles Liebe und sende euch viele herzliche Grüße!

Katrin
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  #11  
Alt 02.07.2003, 12:17
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Katrin,
ich bin Hinterbliebene und auch noch im Lungenkrebsforum stille Mitleserin und habe deinen Bericht dort gerade gelesen. Mein Papa ist Mitte Mai von uns gegangen, meine Mutter habe ich vor 25 Jahren mit 15 verloren.

Erstmal, mein ganz herzliches Beileid viel Kraft für die nächste Zeit für dich und deine Familie!

Du machst dir Vorwürfe, weil du nicht genug weinst - das darfst du nicht!!! Es kommt bei jedem anders! - Auch die innere Leere, das taube Gefühl ist Trauer! Und es wird für lange Zeit ein auf und ab sein.
Ja, ich habe in den ersten Tagen fast nur geweint, aber dafür konnte ich die ganzen Monate der Krankheit meines Vaters überhaupt nicht. Und dann hörte es fast plötzlich ganz wieder auf - für Wochen, wie du hatte ich einfach kein Gefühl mehr und habe gedacht, "wie kann ich so schnell aufhören zu trauern?". Aber jetzt fängt es wieder etwas an. Ich glaube ganz fest, es ist eine Schutzreaktion des Körpers und der Seele, damit man es verkraften kann.
Eine Freundin von mir hat Ende 2002 ihren Vater verloren und konnte seither die ganze Zeit nicht weinen, bis sie mir im Mai durch die ersten schweren Tage geholfen hat - da kam es auch bei ihr plötzlich hoch - tagelang.
Ob und wann es kommt, das weiß man nie, fühle was du in jedem Moment fühlst, wenn du weinst, unterdrücke es nicht - es hilft. Wenn du nicht weinst, hab keine Schuldgefühle! Und wenn dich sogar nach einem Lächeln fühlst auch nicht!!!

Ich konnte aus Gesundheitsgründen nicht zur Trauerfeier meines Vaters, weil ich nicht nach Deutschland fliegen konnte (lebe in Australien), aber am Tag der Trauerfeier habe ich mich mit Fotoalben und Kerzen in ein Zimmer gesetzt und mir unser gemeinsames Leben in Erinnerung gerufen - ja, ich habe dabei heftig geweint - aber auch gelächelt und sogar gelacht, wenn mir lustige Begebenheiten einfielen. Vielleicht würde es dir helfen es auch zu tun - ganz für dich alleine.

Liebe Katrin, ich denke an dich.
Mit stillen Grüßen
Astrid
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  #12  
Alt 02.07.2003, 12:47
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Hallo Katrin,

Du bist nicht gefühlskalt. Jeder verarbeitet das ganze auf seine Art und Weise, jeder ist anders.

Aus meiner Situation heraus kann ich sagen, daß es bei mir am Anfang noch extremer war wie bei Dir. Ich mußte gleich nach dem Tod meiner Mutter sozusagen ein ganzes Leben auflösen. Ich habe einfach funktioniert und versucht abzuschalten, was ich hier eigentlich tue. Da ich keine Geschwister und keinen Vater mehr hatte, habe ich einfach versucht, alles zu tun, was man in so einem Fall tun muß. In den ersten Wochen habe ich selten geweint. Erst fast 2 Monate später kam mein Zusammenbruch. Und im Moment geht es mir von Tag zu Tag schlechter.

Du stehst außerdem am Anfang immer unter Schock und dann dieses nicht wahrhaben wollen, was passiert ist. Diese Endgültigkeit, die man erst später begreift und die einen irgendwann bei vielen tagtäglichen Dingen ständig einholt.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit und liebe Grüße. Heike
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  #13  
Alt 02.07.2003, 14:32
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

hallo

bei mir ist es jetzt schon über 11 jahre her, dass meine mutter gestorben ist - das war 10 tage nach meinem 9 geburtstag, bin jetzt also 20 jahre alt
sie wurde leider nur 37 jahre alt.

ich vermisse sie - jeden tag - mal mehr mal weniger aber immer und es wird einfach nicht weniger.

ihr seid ja alle älter hier als ich und wußtet vor dem tod, dass eure mütter sterben würden ich hoffe ihr hab die chance genutzt um euch zu verabschieden,
mir wurde diese chance damals leider nicht gegeben.
mein opa ist dieses jahr ebenfalls an brustkrebs verstorben- ich wusste seit nov.2002 das er ziemlich wahrscheinlich sterben wird und konnte mich so langsam an den gedanken gewöhnen, dass er nicht mehr lange bei uns sein wird- das hat mir den abschied leichter gemacht, aber natürlich sehe ich auch den großen unterschied zwischen dem verlust eines opas und einer mutter, dennoch glaube ich das es wichtig ist die wahrheit zu wissen um den abschied zu erleichtern.

in meiner "rest"familie (eigentlich nur noch meine oma und mein bruder) wird auch sehr selten über meine mutter gesprochen, obwohl mir das sehr helfen würde, weil ich meine mutter meiner meinung nach viel zu wenig kannte- nur verblasste erinnerungen( die meistens auch nur aus den letzten 2 harten jahren des kampfes für´s leben) und fotos.
aber immer wenn ich mit meiner oma über mutti (ihre tochter) rede stehen uns beiden gleich die tränen in den augen. es ist hart. ich kann nur selten länger über sie nachdenken oder hier etwas schreiben ohne zu weinen

fight on!!

liebe grüße von christiane
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  #14  
Alt 02.07.2003, 14:48
Tanja H. Tanja H. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2003
Beiträge: 280
Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Katrin
kenne dich auch aus Diagnose LK, habe auch still mitgelesen.
Meine aufrichtige Anteilnahme zum Tod deiner Ma.
Der Ablauf der Beerdigung erinnerte mich an den meiner Ma. Sie hatte auch eine Verabschiedung mit Musik von Neal Diamond, einen Trauerredner anschließend Unernbeisetzung.
Deine Trauerverarbeitung ist vollkommen OK, da jeder seine eigene hat. Ich hatte auch Angst, bei der Trauerfeier zu sammen zubrechen...es war auch sehr schlimm. Die Tage nach ihrem Tod war ich wie in Watte gepackt. Es war alles noch nicht greifbar. Der Verstand sagte mir, daß sie jetzt tot ist aber das verstehen und wahrhaben dauert bei mir noch an. Es passiert mir manchmal für einen kurzen Moment, daß ich denke: sie hat heute noch nicht angerufen...
Mal bin ich unendlich traurig ( auch ohne weinen ), mal bin ich in Hoch Stimmung. Dafür gibt es keine Gebrauchsanweisung. Meine Ma ist jetzt fast 2 Monate.
Das Problem ist, das Bekannte und Freunde denken: so, jetzt ist gut, es ist Zeit verstrichen....wenn ich dann von jetzt auf gleich nicht mehr lustig bin, können sie wohl nicht verstehen, daß ich "immer noch" traurig bin.
Ich wünsch dir für Freitag (?) viel Kraft, rück blickend muß ich sagen, es war schlimm und schön gleichzeitig. Laß deinen Gefühlen freien Lauf.
Liebe Grüße Tanja H.
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  #15  
Alt 02.07.2003, 21:35
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo an alle
besonders auch an Katrin.
Im August wird es jetzt ein Jahr, daß Mami nicht mehr hier auf Erden ist.
Liebe Katrin, erstmal wünsch ich dir ganz ganz viel Kraft besonders für die Beerdigung. Ich kann aus meiner Erfahrung sprechen, ich hab alles gar nicht richtig mitbekommen, es waren auch nur die engsten Familienmitglieder und das war gut so...
Das mit dem weinen ist so eine Sache. Jeder Mensch ist da anders, ich hatte auch Phasen, wo ich ganz "cool" war und einfach meine Sachen erledigt hab und plötzlich überkam es mich und ich weinte dann eine ganze Weile.

Wie auch Tanja schon schriebt, die Leute erwarten, daß du funktionierst. Und die ,meisten verstehen es nicht, wenn man es nicht kann.

Darum fühl dich hier gut aufgehoben, hier sitzen wir alle in einem Boot und trauern um unsere lieben Mamis...
lG Sonja
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