Hilfe nach Tod des Vaters

[InDankbarkeit]

Hallo liebe Mitleidenden,

in diesem Forum habe ich in den vergangenen Jahren bereits viel gelesen, allerdings mich nie aktiv beteiligt. Auch weil ich zu dem Thema schweigen wollte.

Mein Vater hatte vor 10 Jahren Krebs, litt seither unter der Op und besonders an der späteren Bestrahlung. In der vergangenen Nacht ist er plötzlich von uns gegangen. So traurig alle Umstände sind, er ist friedlich im Schlaf in seiner vertrauten Umgebung gestorben, was es für mich leichter macht.

Viele Freunde bieten mir an, mir zu Helfen, mit mir zu Reden, da zu sein. Ich weiß nicht, ob ich mich damit wohlfühlen kann. Für mich hat es schon Überwindung gekostet, meinen Arbeitgeber zu informieren, dass ich morgen nicht kommen kann. Zeitweise überlegte ich doch ins Büro zu gehen, damit es kein Thema wird.

Inzwischen habe ich aber begriffen, dass es sehr wohl ein Thema ist. Die Krebskrankheit habe ich von Beginn nicht an mich herangelassen und nur sehr sehr wenigen, vertrauten Personen davon erzählt. Darunter leide ich noch immer. Das will ich nun nicht mehr. Es ist ein trauriges Kapitel, aber es zu verschweigen und auszublenden bringt es nicht. Ich möchte es offensiv angehen und das Problem lösen.

Habt ihr Tipps, was sich hier eignet? Macht es Sinn übermorgen wieder ins Büro zu gehen und die bestürzten Gesichter zu sehen, die meinen Vater und die Situation nicht kannten und etwas von Mitleid erzählen? Am liebsten würde ich gerade nur noch losrennen, um alles hinter mir zu lassen, aber es wird mich einholen.

Freue mich hier unter Gleichgesinnten zu sein und mir immerhin dies von der Seele geschrieben haben zu können. Über jeden Tipp bin ich dankbar. Auch interessiert mich die Frage, muss oder sollte man seinen Freundeskreis informieren? Habe bisher nur ganz enge Freunde informiert, die meinen Vater auch persönlich kannten. Andere Freunde würden sich auch dafür interessieren und mir helfen wollen/können, aber als flache Mail über Whatsapp oder Facebook finde ich es unangemessen.

Danke!

[Deccialfam]

Liebe/lieber InDankbarkeit,
zunächst möchte ich dir mein Beileid zum Tod deines Vaters aussprechen! Es ist doch wirklich ein tröstlicher Gedanke, dass er zu Hause, in seiner vertrauten Umgebung gestorben ist.
Wenn dir die Freunde und Bekannten, die von der Erkrankung und auch vom Tod deines Vaters wissen, nun anbieten, dir helfend und begleitend zur Seite zu stehen, ist das zum einen doch sicherlich ein schönes Gefühl für dich, zum anderen musst du aber für dich entscheiden, ob und mit wem du darüber reden möchtest. Da musst du in dich hineinhören; bei der Entscheidung wird dir niemand helfen können.
Das ganze traurige Kapitel auszublenden gelingt natürlich nicht auf Dauer: spätestens jetzt wirst du von den Tatsachen eingeholt. Aber du kannst den Menschen, die du auf der Arbeit, der Straße, der Nachbarschaft treffen wirst (die übrigens genauso unsicher sind bei dem Thema und nicht wissen, wie sie dir begegnen sollen), ruhig sagen, dass du noch nicht in der Verfassung bist, über das Thema zu reden. Vielleicht wirst du aber auch merken, dass es dir gut tut, wenn du feststellst, dass es Menschen in deiner Umgebung gibt, die mitfühlen und dir damit zeigen, dass du ihnen wichtig bist.

Wegrennen ist sicherlich keine gute Entscheidung und lässt sich auch schwer in die Tat umsetzen. Du wirst dich den Tatsachen - und damit auch den damit verbundenen Situationen - stellen müssen. So schwer es ist und so weh es tut.

Der Tod eines Angehörigen ist kein peinlicher Makel, auch die Trauer um ihn nicht! Und wenn dir jemand schräg kommt und sagt: "Hey, wieso hast du das denn nicht längst erzählt?", sag doch, wie es ist (dass du - so erscheint es mir jedenfalls - nicht darüber reden konntest, weil dich das Thema ohnmächtig gemacht hat.)

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit und dass du die für dich richtigen Entscheidungen treffen wirst.

Alles Gute

[HeikesFreundin]

Hallo.

Auch ich möchte Dir mein Beileid zum Tode Deines Vaters aussprechen.

Dem hier

Der Tod eines Angehörigen ist kein peinlicher Makel, auch die Trauer um ihn nicht!
Und wenn dir jemand schräg kommt und sagt: "Hey, wieso hast du das denn nicht längst erzählt?",
sag doch, wie es ist (dass du - so erscheint es mir jedenfalls - nicht darüber reden konntest,
weil dich das Thema ohnmächtig gemacht hat.)

möchte ich mich anschließen.

Du könntest auch sagen, dass Du selbst erstmal mit all dem zurechtkommen
musstest und deshalb nichts sagen konntest. Richtig ist, zu sagen, was man braucht, wie zB:
*ich möchte darüber jetzt nicht reden, würde mich aber freuen, wenn ich euch anrufen und auf
eure Hilfe hoffen darf, sollte ich mich danach fühlen oder mir alles über den Kopf wachsen*.

Einen halbwegs "normalen" Alltag für Dich zu gestalten - auch mit Arbeit - kann sehr gut sein-
vor allem, wenn es draußen grau in grau ist, aber das musst Du für Dich entscheiden.

Manchmal hilft auch, sich ein paar Tage Auszeit zu gönnen - aber das würde ich lieber bei gutem,
sonnigem Wetter empfehlen - um wieder Kraft zu tanken.

Vielleicht könnte es Dir auch helfen in eine Gruppe Trauergruppe für trauernde Angehörige zu gehen?
Dort kennt Dich niemand, aber es versteht Dich jeder ...
da braucht es oft gar nicht viele Worte.

Wenn Du denkst, es hilft Dir, wenn alle möglichst "ganz normal" mit Dir umgehen, dann sag ihnen
das auch - woher sollen sie wissen, wie sie es bei Dir richtig machen?

Das war, was mir spontan gerade so einfiel.

Ich wünsche Dir die Kraft, die Du brauchst
und eine gute Entscheidung.


Herzlichst, Angie