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  #1  
Alt 09.01.2009, 16:51
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard Pflege meiner Mama

Hallo...
auch bin leider eine Angehörige und möchte mich hier heute vorstellen.

Ich bin Claudia, 24 Jahre, und meine Mama hatte Brustkrebs. Ein Mamma-Ca. Dieser Befund ereilte und im Jahre 2007. Es folgten Chemo, dann Op(wobei die Brust aber nicht abgenommen wurde) und anschließend Bestrahlungen.

Als dann alles vorbei war, sagten uns die Ärzte, dass alles geschafftwäre und meine Mama wieder gesund ist.
Wir waren so froh, dass wir alles hinter uns hatten. Meine Mama war trotzdem vorsichtig und ging immer zur Vorsorgeuntersuchung, sie ist nämlich Krankenschwester.

Im Juli 2008 fing es dann an, dass sie starke Rückenschmerzen bekam. sie schob es immer wieder auf ihre frisch angefangene Arbeit....die Patienten seien so schwer und die Arbeit zu viel...Mit diesem Schmerzen quälte sie sich eine ganze Zeit lang rum bis sie dann endlich im September zum Arzt ging.

Auch die konnten zuerst nichts feststellen, verschrieben Physiotherapie etc.
Bis eine Ärztin auf sie sagenhafte Idee kam, ein CT zu machen.

Dann kam der Knall im Oktober.

Die ganze Wirbelsäule ist voller Knochenmetastasen. Weitere Untgersuchungen folgten, in den festgestellt wurde, dass die Leber, das Sternum und die Rippen auch befallen sind. Einen Monat später wurde auch noch festgestellt, dass im Kleinhirn Metastasen sind.

Es begann wieder eine Chemo...alle Ärzte sagten aber sofort, es sei nur eine palliative Therapie.

Die Schmerzen wurden zu gross und meine Mama bekam eine Morphiumpumpe. Das klappte sehr gut und sie konnte ihren Alltag normal bewältigen. Am 13.11. feierten wir noch "ganz normal" ihren Geburtstag!

Seit Dezember gings los. Ihr ging es zusehends schlechter. Sie schlief nur noch, wurde vergesslich.

Weihnachten und Silvester hat sie sich stark zusammengenommen und wir konnten diese Feiertage einigermaßen verbingen. Am 1.1. ging es ihr plötzlich sehr schlecht.

Wir brachten sie in ein Krankenhaus am 2.1., weil sie nichts mehr aß und trank.

Heute ist der 9.1. und sie kam heute nach Hause. Während des Krankenhausaufenthaltes hat meine Mama so abgebaut, dass sie nichts mehr alleine machen kann. Sie wird künstlich ernährt, ihre Morphiumdosis ist so hoch, dass sie nur noch schläft und sogar halluziniert.

Sie hat jetzt eine Pflegebett zu Hause und es kommt 2 Mal am Tag ein Pflegedienst, den Rest der Zeit bin ich an ihrem Bett.

Die Ärzte geben ihr noch wenige Tage/Wochen-.

Ich dreh durch...mein Nervenkostüm wird immer dünner. Ich kann nichts mehr essen, weil mir nur schlecht ist. Es tut so weh, meine Mama so daliegen sehen zu müssen. Sie war immer so ein selbstständiger Mensch...sogar jetzt will sie alles selber machen, kann es aber nicht und das deprimiert sie so.

Ich brauche für die nächste Zeit viel Kraft und weiss einfach nicht, wo ich die hernehmen soll...

Ich liebe meine Mama so sehr und will sie nicht verlieren...andererseits möchte ich nicht, dass sie sich lange so quält...


GLG Claudi
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  #2  
Alt 09.01.2009, 17:05
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudi,

fühl dich erstmal ganz lieb umarmt. Ich weiss, wie du dich fühlst. Meine Mama ist am 16.12.2008 gestorben. Auch bei ihr sagten die Ärzte zuerst, sie sei geheilt. Sie ging wieder arbeiten, hatte plötzlich Schmerzen und nach 2 Fehldiagnosen stellte man dann doch Knochenmetastasen fest. Dann auch Leber, Magen zum 6 Wochen vor ihrem Tod Hirnmetastasen. Und Mama hat auch sehr abgebaut die letzten Wochen. Das Halluzinieren ging 1 Woche vor ihrem Tod los. Ich will dir damit jetzt keine Angst machen, denn ich kenne auch andere Krankheitsverläufe.

Deine Angst, deine Verzweiflung, deine Hoffnungslosigkeit und das zugrundegehen der Nerven kann ich allzu gut nachempfinden. Du bist hin und her gerissen, denn einerseits siehst du, wie unwürdig das Dasein (Leben kann man es nicht mehr nennen) deiner Mama nun ist und andererseits willst du sie nicht verlieren. Du wirst dich aber nicht mal entscheiden können oder müssen... Versuche dir trotzdem irgendein Ruhe-Ritual zu erschaffen, in dem du dir jeden Tag Kraft holen kannst. Ich weiss nicht, wie sehr deine Mama dich braucht. Vielleicht kannst du dir mal 1 Stunde im Fernsehen irgend was anschauen. Oder wenn ne Stunde am Stück nicht geht, dir mehrmals am Tag 10 Min. für dich gönnen und einen Kaffee oder Tee trinken. Vielleicht auch jeden Abend ein Entspannungsbad? Je nachdem, was dir am meisten zusagt und bei was du am besten entspannen kannst. VERSUCHE nicht zu sehr daran zu denken. Es ganz abzustellen, wirst du wohl nicht oder sehr schwer schaffen, denn diese Situation ist ja derzeit dein Lebensmittelpunkt. So war es bei mir zumindest. Versuche, deiner Mama alles so schön wie möglich zu machen. Gib ihr Liebe, Wärme und Geborgenheit. Schüttel das Kissen hier und da mal wieder auf, kämm öfter am Tag die Haare (wenn sie wegen der Chemo noch welche hat), creme das Gesicht, die Hände ab und zu ein, etc. Ich bin irgendwann an den Punkt gekommen, an dem ich nicht mehr wusste, was ich mit ihr reden soll. Aber sie da liegen zu lassen und einfach zu schweigen tat mir auch leid. Ich habe hier von einer anderen Userin nen super Tipp bekommen: Ich habe ihr vorgelesen. Auch wenn sie nach jeden 2. Satz eingeschlafen ist oder zumindest gedöst hat, habe ich trotzdem einfach weitergelesen. Und Mama sagte, dass sei wunderschön, weil sie da richtig entspannen konnte.

Versuche deine Kraftreserven nicht zu verlieren. In solchen Zeiten haben wir sowieso mehr Kraft, als wir je dachten. Gib deiner Mama all die Liebe, die du hast. Mehr kannst du im Moment leider nicht tun.

Wenn du etwas loslassen oder darüber erzählen willst, Fragen hast, ist hier genau der richtige Ort dafür. Hier sind so viele liebe Menschen, die dich auffangen, trösten, dir Mut machen und dir aber auch viele hilfreiche Tipps geben.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und bin in Gedanken bei dir!

Viele liebe Grüße


Susanne
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Für meine geliebte Mama
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  #3  
Alt 09.01.2009, 17:38
maple maple ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

hallo claudi!
es ist traurig,dass du deine mutter so krank liegen siehst.die schmerzpumpe hilft ihr hoffentlich.
hast du geschwister,die dir ein wenig zur seite stehen?
hast du schon einmal daran gedacht dir hilfe durch einen ambulanten hospizdienst zu holen.frag die mitarbeiter des pflegedienstes danach,sie helfen dir bestimmt gerne weiter.
liebe grüße,sigrid
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  #4  
Alt 10.01.2009, 11:19
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Danke erstmal für eure lieben und aufbauenden Worte. Das tut echt gut.
Also ich bin ein Einzelkind. Leider, gerade in so einer Situation wär ein Bruder oder eine Schwester sicherlich nicht schlecht.
Mein Papa und ich kümmern uns jetzt um meine Ma. Mein papa hat sich aber vor ein paar Monaten selbstständig gemacht und muss arbeiten gehen. Ich bin auf der Arbeit erstmal krank geschrieben, zum Glück spielen die da alle mit.
Ansonsten sind aber 2 sehr liebe Freundinnen von meiner Mama für uns da und helfen uns und meine Großeltern auch.
Zum Glück...ganz alleine würde ich das nicht durchstehen!
Meine Nerven liegen jetzt schon blank!

Meine Ablenkung finde ich bei meinem Freund. Wenn meine Mama abends schlafen geht, fahre ich zu ihm...oder wenn mein Papa für sie da ist.
Wenn mein Freund mich dann in den Arm nimmt, kann ich wieder unheimlich Kraft schöpfen und für einen kurzen Augenblick abschalten.
In der Nacht gelingt mir das leider nicht, ich kann gar nicht mehr richtig schlafen und muss nur an meine Mama denken...

Man das ist einfach alles nur grausam---das Menschen so leiden müssen...stimmt, das ist wirklich kein Leben mehr!

Aber jeden Tag hoff ich und mein Papa aufs Neue, dass doch noch ein Wunder passiert...wer weiß?!...


Ich kann mir einfach ein Leben ohne meine Mama nicht vorstellen....


LG
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  #5  
Alt 10.01.2009, 12:28
Mondkuss23 Mondkuss23 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudi,

Ich hab deine Beiträge gelesen und dachte ich meld mich jetzt auch mal zu Wort. Da ich in einer sehr ähnlichen Situation steckte, allerdings bereits schon im Oktober 2007.
Ich bin 23 und auch Einzelkind. Mein Papa hatte 6,5 Jahre lang Darmkrebs. Chemos und Operationen gehörten schon zum "normalen" Leben. Jedenfalls ging dann aber im Oktober alles sehr schnell. Man stellte neben den bekannten Lungen-Metastasen noch weitere im Kopf fest.
Er war aufgrund der starken Morphium-Gabe nicht mehr ansprechbar und konnte auch nicht mehr vom Krankenhaus nach Hause geholt werden.
Ich war jedoch fast 24 Stunden bei ihm im Krankenhaus, hab seine Hand gehalten, ihm einfach noch alles erzählt was mir wichtig war..........

Ich habe bis zum Schluss auf ein Wunder gehofft. Leider ist es bei uns nicht eingetreten.
Ich hatte wahnsinnige Angst vor einem Leben ohne ihn. Es war immer mein großes Vorbild und ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.
Aber ich möchte Dir Mut machen. Du schaffst das!!!!! Du kümmerst dich so liebevoll um deine Mutter und wirst aus unerklärlicher Weise, so viel Kraft bekommen, dass du die Situation durchstehen kannst.

Es ist eine wahnsinnig schwere Zeit aber für mich persönlich gehört sie zu meinem Leben und ich bin dankbar, dass ich bis zum Schluss bei Papa sein konnte.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

Lieben Gruß
__________________
Nimm dir Zeit den Himmel zu betrachten
Suche Gestalten in den Wolken,
Höre das Wehen des Windes
und berühre das kalte Wasser.
Wir sind die Eindringlinge,
die von einem unendlichen Universum
nur für eine kurze Zeit geduldet werden

Papa (21.1.1948-19.10.2007), ich hab dich lieb!!!!
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  #6  
Alt 10.01.2009, 15:19
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudi,
fühle Dich umarmt. Ich kann mit Dir fühlen, meine Mutti hat am 21.9. ihre Augen für immer geschlossen. Ich konnte mir in den Wochen und Monaten zuvor nicht vorstellen, wie es weitergeht, die der morgige Tag sein wird. Aber ich habe in dieser Zeit gelernt, dass es wichtig ist, sein Leben, so gut wie es eben in dieser Situation geht, weiterzuleben. Sich mit Freunde zu treffen, Sport zu betreiben usw. Es ist gut, dass Du Dir Entspannung suchst, es ist auch für Deine Mama wichtig, dass es Dir so gut es geht, wie es einem eben in dieser Zeit gut gehen kann. Ich schicke Dir ein großes Kraftpaket, lg
Tina
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  #7  
Alt 12.01.2009, 11:10
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo ihr Lieben,

es ist ein schönes Gefühl, die Nachrichten hier von euch zu lesen. Man dachte eigentlich immer, man ist die Einzige auf der Welt, die diese (entschuldigung für die Wortwahl) ganze scheisse durchmachen muss. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele das gleiche Schicksal mit einem teilen müssen.
Aber dann ist es auch gut, dass es so ein Forum gibt, wo man sich austauschen kann und sich gegenseitig Tipps geben kann. Und ganz wichtig, andere mit Worten aufbauen kann.

Eine Frage habe ich. Meiner Mama gehts es immer sehr schlecht. Also sie leidet an Übelkeit und muss sich ständig übergeben. Sie bekommt allerdings nur künstliche Ernährung und trinkt ab und zu ein paar Schlückchen Kamillentee. Habt ihr da Erfahrungen, was helfen kann. Das Pflegepersonal weiss sich auch keinen Rat...

Mir tut das immer so weh, weil das ja zusätzlich auch noch belastet und schwächt...

Man, dass sie nicht jetzt wenigstens mit dem ganzen Mist in Ruhe gelassen werden kann...

Ich hab immer in so einer heilen Welt gelebt, war immer schon ein bisschen schwierig, aber nie so, dass es keinen Ausweg gibt...das Menschen som leiden müssen und es nichts gibt, was ihnen richtig helfen kann...das is so grausam---

Ich weiß allerdings auch noch nicht, wie ich die Zeit meistern soll, wenn meine Mama geht.
Das Problem ist auch, dass ich mich um meinen pPapa eigentlich auch kümmern muss. Er ist total überfordert mit allem. Er ist selbstständig und muss arbeiten, macht sich dann Gedanken, weil er nicht bei ihr sein kann. Dann muss er von grund auf die ganzen finanziellen Angelegenheiten von meinen Eltern lernen....meine Mama hat sich immer um alles gekümmert und meinen Vater nie mit einbezogen...

Aber gut, dass ist ja nich so wichtig..aber wie gessagt, die ganze Verantwortung auf meinen Schultern tragen zu müssen, ist ganz schön anstrengend...


GLG
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  #8  
Alt 12.01.2009, 12:21
Tala Tala ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo,
das tut mir sehr leid zu lesen.Ich bin in der gleichen Situation wie du (wenn auch 12 Jahre älter) und kann gut nachfühlen wie du dich fühlst.
Auch meine Mutter ist ein Pflegefall (im moment im KH aber ab morgen im Pflegeheim) und hat nicht mehr lange zu leben.

Wichtig ist,dass du trotz allem auch an dich denkst.Mach was schönes mit deinem Freund,lass auch mal die Seele baumeln.Es hilft ja deiner Mutter auch nicht wenn du dich fertig machst.

Wegen der Übelkeit:Habt ihr es mal mit MCP-Tropfen versucht?Die helfen eigentlich gut.Man kann auch Ingwer klein schneiden und mit Wasser überbrühen,10 Minuten ziehen lassen und dann trinken.Auch das hilft gegen Übelkeit.


Fühl dich mal gedrückt

LG Tala
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  #9  
Alt 12.01.2009, 13:22
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Liebe Claudia,

es tut mir so leid für dich, dass alles miterleben zu müssen. Wie meine Vorschreiberin schon schrieb: MCP-Tropfen (sind verschreibungspflichtig, dürfte ja aber kein Problem sein), Ingwertee oder auch Fenchel mit Kümmel aufgekocht. Das hilft auch. Hört sich blöd an, aber versuch es einfach mal.

Wie es ohne deine Mama weitergeht? Also bei mir ist es komisch. Erst habe ich es natürlich (wie jeder oder viele andere auch) gar nicht realisiert. Auch nach der Trauerfeier. Ich wusste zwar, Mama ist gestorben. Aber ich habe es nicht verinnerlicht. Es ist schwer zu beschreiben. Ich war und bin nach wie vor innerlich betäubt. Scheint ein automatischer Selbstschutz des Körpers zu sein, der mich vor dem "Zusammenbruch" bewahrt. Oder vielleicht habe ich auch schon vor Mamas definitiven körperlichen Tod ein wenig Trauerarbeit geleistet, sodass ich jetzt zwar nicht wirklich gut aber besser damit leben kann. Ich vermisse sie. Und ich will sie oft anrufen. Aber dann weiss ich, es geht nicht. Weinen tue ich am Grab oder wenn ich abends im Bett liege. Ich hatte es mir auch ganz anders vorgestellt. Ich dachte, ich breche zusammen, wenn Mama stirbt. Aber bis jetzt geht es mir verhältnismäßig gut.

Aber das liegt bestimmt auch daran, dass ich eben 1. die Zeit vorher schon Trauerarbeit geleistet habe (unterbewusst) und 2. alles mit ihr besprechen konnte, was es zu besprechen gab. Ein paar Tage danach hatte ich einen körperlichen Schwächeanfall, der einige Tage andauerte. Aber da kam halt alles raus, was sich die letzten Wochen im Leben meiner Mama bei mir angesammelt hat.

Mein Papa hat auch keine Ahnung von nichts gehabt und ich tue mich jetzt noch schwer. Da spielen noch einige andere Faktoren mit, aber auch bei meinen Eltern hat alles Mama gemacht. Er ist völlig überfordert mit den Aufgaben, die das Leben einfach von einem fordert, mit denen er aber nie konfrontiert war.

Ich wünsche dir viel viel Kraft. Denn das ist alles unglaublich hart, nervenraubend und anstrengend. „Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer….“

Deine Susanne
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  #10  
Alt 12.01.2009, 13:35
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hey..

also eine Homecareärztin war gerade da und hat ihr starke Medikamente gegen die Übelkeit verschrieben. Als meine Mama das erste Mal an BK erkrankt war und es ihr schlecht ging, hat sie auch immer Ingwertee getrunken. Den verträgt sie jetzt aber nicht. Trinken an sich ist sehr schwierig, das er bricht sie meistens ja auch sofort. Wegen diesen Tropfen werde ich die Ärztin nochmal ansprechen. Danke für den Tipp.
Die Ärztin meinte gerade zu mir, dass ich mit der Sitaution sher tough umgehen. Natürlich mache ich nach aussen den Eindruck, mit allem irgendwie klar zu kommen. Ich denke eigentlich auch das mich mit der momentanen Situation zurechtkomme..ich wunder mich selbst über meine Kraft und meine..ja meine Verfassung. Hätte nie gedacht, dass ich das alles so kann.

Ich hab aber auch Angst, dass ich mir der Situation nicht richtig bewusst werde und es evtl zu sehr verdränge. Als meine Oma vor 2 Jahren verstorben ist, konnte ich auch nicht richtig trauern und alles verarbeiten...Ichhabe echt Angst, dass es bei meiner Mama auch so kommen wird...

Wie gesagt, meine Auszeit nehm ich mir, Abends wenn mein Vater nach Hause kommt, fahre ich zu meinem Freund. Das ist mir enorm wichtig, mein Vater versteht das leider nicht so. Er fühlt sich dann allein gelassen..., aber ich bin auch den ganzen Tag allein und kümmer mich um alles.

Susanne, wie hat dein Vater denn alles jetzt geregelt, kommt er langsam mit der Lage klar, sich jetzt um alles selber kümmern zu müssen. Hat er schon einen Durchblick/Überblick? Hast du ihm da geholfen? Wie geht man mit der Stimmung des Vaters um? Wenn der Vater also plötzlich nicht mehr wirklich die Vaterrolle hat, sondern irgendwo die eines weiteren Hilfebedürftigen? Ich hoff, ihr versteht wie ich das meine..

So meine Mama bekommt jetzt gerade eine Lymphdrainage..das tut ihr gut..


Also machts gut, bis bald

Fühlt euch auch von mir ganz lieb gedrückt
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  #11  
Alt 12.01.2009, 13:57
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Susanne85 Susanne85 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Liebe Claudia,

gut, dass die Ärztin da war. Wenn deine Mama immer spucken muss, wäre vielleicht eine Spritze/Infusion besser? Du kannst ja mal absprechen, was man da machen kann. Meiner Mama war auch immer so unglaublich schlecht. Man hat ihr dann beispielsweise eine „Paspertin-Schnell-Infusion“ gegeben. Pasperitin hat den gleichen Wirkstoff wie MCP-Tropfen. Diese Infusion ist dann innerhalb von 10 Min. durchgelaufen.

Diese Lymphdrynage tut ihr mit Sicherheit gut. Mama habe ich auch immer an den Füßen massiert  Sie hatte ja dort ganz arge Schmerzen wegen der Knochenmetas. und andererseits hat das ja das Gefühl vermittelt „Ich bin da, ich helfe dir und schaue, dass es dir gut geht.“.

Meine Situation mit Papa ist etwas schwierig. Er war schon immer der Hilfebedürftige, weil er schwerer Alkoholiker ist. Das macht die Sache noch mal schwieriger, weil er sich eben auch wie ein verantwortungsloser Alki verhält und ich immer an seine Vernunft appellieren muss, dass gewisse Dinge im Leben einfach gemacht werden müssen und man nicht sagen kann „ist mir doch egal“.

Ich stehe meinem Papa mit Rat und Tat zur Seite. Er hat mir letztens sogar die Telefonrechnung hingelegt, weil er das nicht verstanden hat. Ich erkläre ihm dann zwar einiges, lasse ihn aber auch viel selbst machen. Meine Schwester hat ihm z.B. den Termin für die Witwenrente im Rathaus vereinbart, hingeschickt habe ich ihn aber mit allen Unterlagen allein. Ich sage ihm, wo er was einkaufen soll (er war nie einkaufen!!) und kann, hingehen muss er aber alleine. Ich sage ihm, wo und wen er wegen was anrufen muss, anrufen muss er aber alleine. Langsam wird es besser. Er hat jetzt verstanden, wie eine Waschmaschine funktioniert, wie ein Geschirrspüler funktioniert, der Anrufbeantworter, wo man einkauft.

Als er einmal einkaufen war, wollte er allen ernstes bei einer Angestellten, die ein Regal eingefüllt hat, bezahlen, damit er sich nicht an die Kasse anstellen muss!! :-) Ich habe gelacht, als er mir davon erzählt hat.

Ich versuche ihm zu helfen. Aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich nehme ihm nichts ab. Ich sage ihm nur, wie es geht. À la „lerning by doing“.

Was deine Kraft angeht: Auch mich hat es gewundert, wie „gefasst“ ich mit der Krankheit und dem anschließenden Tod umgehen konnte und kann. Aber wenn du deine Kraft brauchst, bist du von dir selbst erstaunt. Das ist eben in jeder Notsituation (ob körperlich oder seelisch) gleich: Du hast aufeinmal Kräfte, von denen du nie zu träumen gewagt hättest!
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  #12  
Alt 13.01.2009, 10:18
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hey ..

@Susanne..ich habe mir gerade dein Video auf youtube angeschaut. Ohje..ich musste fürchterlich weinen--.hat aber gut getan, dass mal wieder zu können. Ich mach das einfach zu selten.Das Video ist echt sehr schön!!
Das mit deinem Papa ist natürlich echt eine schwierige Situation, aber es scheint, dass du das mit deinen Geschwistern sehr gut meistert.

Mein Papa macht jetzt auch immer mehr Probleme. Wir haben uns gestern gestritten, weil ich Abends zu meinem Freund wollte. Ich bin den ganzen Tag bei meiner Mama, mache alles im Haushalt und das mache ich auch alles gerne und es ist für mich selbstverständlich, aber Abends brauche ich einfach mal frische Luft und Menschen und die Liebe von meinem Freund. Da ist doch nichts verwerflich dran, oder?
Mein Papa versteht das nicht, dem wächst alles über den Kopf und darüber ist er wütend und die Wut lässt er an mir aus! das tut mir so weh...Vor allem weil er das vor meiner Mutter macht. Unbegreiflich...dadurch gehts ihr noch schlechter. ich versteh nicht, warum er sich nicht einmal zusammenreissen kann! Wir müssten jetzt eigentlich zusammenhalten, machen aber alles kaputt.
Das belastet mich wahnsinnig. Eigentlich waren wir immer eine recht harmonische Familie---aber meine Mama war immer diejenige, die vermittelt hat und mein Papa wieder beruhigt hat. Mein Papa und ich haben uns schon immer "gerne" und viel gestritten!

Naja, jetzt muss ich es leider so machen, dass ich Tagsüber da bin, wenn er arbeitet und gehe, wenn er von der Arbeit kommt. Es geht nicht anders, das bricht mir das Herz. Nur ich verkrafte es nicht, angeschrien zu werden und möchte der Konfrontation aus dem Weg gehen...schon alleine wegen meiner Mama-. Sie hat gestern sogar gesagt, dass sie in ein Hospiz möchte, weil wir überfordert sind!! Oh man..-.das is echt grausam----dabei bin ich nicht überfordert!
MEin Papa isst auch nichts mehr. Meine Oma, seine Mama, kocht immer für uns. Davon hat er nichts angerührt...alle sind gegen ihn!

Was soll ich denn da bloss machen???

Er will keine Hilfe, alleine schafft ers aber auch nicht....


mit lieben grüssen

claudi
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  #13  
Alt 13.01.2009, 14:44
Stefans Stefans ist offline
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Hallo Kalei,

Zitat:
Zitat von kalei05 Beitrag anzeigen
Eine Frage habe ich. Meiner Mama gehts es immer sehr schlecht. Also sie leidet an Übelkeit und muss sich ständig übergeben. Sie bekommt allerdings nur künstliche Ernährung und trinkt ab und zu ein paar Schlückchen Kamillentee. Habt ihr da Erfahrungen, was helfen kann. Das Pflegepersonal weiss sich auch keinen Rat...
Meine Frau ist vor kurzem Zuhause an Krebs verstorben, hatte auch eine Morphium-Pumpe (per Port). Neben den Schmerzen, die dank Novalgin + Morphium gut im Griff waren, war die Übelkeit ihr größtes Problem.

Sie hat alle Mittel nur noch intravenös bekommen. Von MCP-Tropfen wurde ihr sofort wieder schlecht, und Essen konnte sie auch nichts mehr. Intravenös hat sie dann 4-8 mal täglich Kevatril bekommen, daneben 1-3 mal täglich Paspertin (MCP) intravenös.

Das Wirksamste gegen die Übelkeit war aber, dass sie auf die künstliche Ernährung verzichtet hat. Davon wurde ihr, auch in ganz kleinen Dosen, nur schlecht und sie bekam starke Schmerzen (Bauchkrämpfe). Also hat sie das abgesetzt.

Damit war klar, dass sie irgendwann in ein paar Monaten verhungern wird. Sie hatte in den letzten Monaten ohnehin schon über 25 kg abgenommen. Aber das war ihr egal, weil der Krebs sowieso schneller war. Sie wollte dann nur noch Flüssigkeit (Sterofundin) per Infusionssystem.

In der letzten Zeit war meine Frau auch extrem empfindlich gegen Gerüche. Ob Essensgerüche, Deo, Trockenfutter für die Katze, Zigarettenrauch (ganz schlimm)... sie konnte nichts mehr ertragen, ohne sich zu übergeben.Also haben wir das soweit möglich von ihr fern gehalten.

Viele Grüße,
Stefan
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  #14  
Alt 14.01.2009, 09:27
kalei05 kalei05 ist offline
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Hey Stefan,

wir haben auch schon vermutet, dass die Übelkeit durch die künstliche Ernährung kommt, da sie seitdem unter Übelkeit leidet.

Sie bekommt alle Medikamente auch nur noch intravenös, da sie nichts mehr schlucken kann. Auch Sterofondin. Und Antibiotika (leichte Lungenentzündung) und Mittel gegen Übelkeit (u.a. Dexa).

Wie bei deiner Frau ist meine Mama auch so empfindlich auf Gerüche geworden. Das haben wir gestern gemerkt, als die Pflegeschwester mit ihren desinfizierten Händen am Port rumhantieren wollte.

Mamas Schmerzpumpe ist noch an einer Nadel am Bauch, soll aber durch extreme Wassereinlagerungen an den Port geschlossen werde. Die müssen die Zusammensetzung aber noch ändern, weil sie immer noch zu starke Schmerzen hat.

Stefan, ich hoff dir gehts gut und du konntest einigermaßen mit dem Tod deiner Frau umgehen ...

GLG
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  #15  
Alt 14.01.2009, 15:06
kalei05 kalei05 ist offline
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Als ich eben bei meiner Mama war, hat sie meine Hand genommen und danke gesagt...das war wie ein Stich ins Herz. Ich hab sie gefragt, für was? Und sie meinte einfach nur für alles...

Das hat irgendwie weh getan, aber trotzdem war es sehr schön, dass sie meine Hilfe sieht und sie hat mir damit gezeigt, dass ich alles richtig mache...(hoff ich zumindestens).

Mein Papa kann das ja leider nicht. Für ihn mache ich im Moment alles nur falsch...
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