Chemotherapie - Erfahrungen & Nebenwirkungen

[xandl87]

Hallo liebe Leidensgenossen,

kurz zu mir. Ich bin Alex und 29 Jahre alt. Am 05.12.2016 wurde bei mir ein bösartiger Hodentumor festgestellt und am 06.12.2016 auch sofort entfernt.

Jetzt wird gerade meine Therapie zusammen gestellt. Stand jetzt läuft es wohl auf 3 Zyklen raus. Ich hoffe zwar weiterhin dass es nur einer wird aber man muss wohl mit allem rechnen.

Mich würde daher interessieren, wie es euch mit der Chemo ging? Vor allem interessiert mich eure allgemeine körperliche Befindlichkeit und ob ihr eher an Gewicht zugelegt oder verloren habt?

Wurde bei euch Kortison eingesetzt und welche Nebenwirkungen hat man davon?

Ich bin ein sehr sportlicher Typ, gehe täglich in die Muckibude und möchte das auch im besten Fall so bei behalten. Denkt ihr das ist möglich bzw. hat jemand von euch auch eine solche Leidenschaft?

Seit ihr während der Therapie arbeiten gegangen?

Ich freue mich über jede Antwort.

Danke und euch allen gute Genesung!!!

Grüße

Alex

[Saerdna]

Geht es Dir da speziell um Erfahrungen mit "Deiner" Krebsart oder Chemo allgemein?

Ich hatte ein Pankreaskarzinom, wurde im Februar operiert u. mir geht es sehr durchwachsen.
Bei den ersten Chemo's ab April waren fast keine Nebenwirkungen zu verzeichnen, jetzt zuletzt mußte ich allerdings immer damit rechnen. Von einer Abgeschlagenheit bis dahin, daß einem alle Knochen weh tun. Ach ja..... übermäßigen Abbau der weißen Blutkörperchen gab es auch u. darauf wiederum Spritzen dagegen, die ich mir daheim in den Bauch verpaßt habe.

Nun soll erst mal Schluß mit Chemo sein, 20.12. war die Letzte. Im Januar ist CT angesetzt u. man wird sehen........

[Maaddiin]

Grüß dich Alex und wilkommen im Forum.

eine Frage vorweg: Was war deine genaue Diagnose/Stadieneintelung/Tumormarker? Da die OP bereits am 06.12. stattgefunden hat, hast du warscheinlich alle Informationen erhalten.
Davon abhängig kann man sagen, ob du eher 3 oder "nur" einen Zyklus PEB bekommst. Auch muss man sagen, dass PEB die Standardtherapie ist, aber es auch in manchen Fällen Alternativen gibt.

Du kannst dich einfach durch die Berichte der Leute durchklicken und siehst meistens wie es den Leuten ging. Hier muss man sagen, dass jeder die Chemo anders wegsteckt. Manche kommen durch 4 Zyklen sehr gut durch und manche sind bereits im ersten Zyklus extrem schlapp.
Wichtig zu wissen ist eigentlich nur, dass es gegen fast jede Nebenwirkung die passenden Medikamente gibt.

Kortison befindet sich in den Antiemetika, welche du bekommst, da du dich sonst durchgehend wegen dem Cisplatin übergeben müsstest. Verzichten solltest du darauf auf keinen Fall.
Das Kortison verursacht zwar, dass du aussiehst wie ein Michellin-Männchen, jedoch ist die Übelkeit, die sonst auftritt, um ein vielfaches schlimmer.

Auch könntest du dein Gewicht ohne Antiemetika nicht halten. Diese verursachen nämlich auch oft Heißhunger-Attacken

Sport und Arbeit solltest du -besonders bei 3 Zyklen- vermeiden, da du die Zeit nutzen solltest, um dich zu erholen (Schlaf, Schlaf, Schlaf).
Du wirst Tage haben, an denen es dir sehr schlecht gehen wird, aber auch Tage an denen es dir normal gehen wird. Zudem wird dein Immunsystem total platt sein und damit solltest du nicht arbeiten gehen geschweige denn ins Gym gehen.

Wünsche dir beste Genesung!

[Dusty]

Moin Alex,

bei allem was du tust solltest du im Hinterkopf behalten, dass dein Körper ordentlich am Acker ist während der Chemo. Die Chemo greift alle Zellen im Körper an, auch die "guten"... und die müssen sich eben dann wieder regenerieren. Von daher solltest du immer das richtige Maß finden.

Letztlich reagiert jeder anders auf die Chemo, meist stecken diejenigen, die fit sind die Chemo körperlich besser weg. Gewicht ist bei mir bei der PEB gleich geblieben. Ich konnte aber auch relativ normal essen.

Ich persönlich würde auf arbeiten verzichten - dein Körper ist ja wie gesagt ziemlich unter Feuer, da würde ich auf den Stress verzichten.

Cortison gab es, hat als Hauptnebenwirkung, dass Wasser eingelagert wird - entsprechend sah ich zeitweise ein wenig wie das Michelinmännchen aus. Aber auch das geht weg und wenn es zu extrem wird bekommst du Mittelchen zum entwässern.

Ansonsten zu Nebenwirkungen: Haare werden ausfallen, Immunsystem wird geschwächt (von daher Menschenmengen vermeiden und falls du ins Fitnessstudio gehen willst vorher immer alles desinfizieren!!!), Unwohlsein bis Übelkeit (wobei sich das ganz gut mit Medis in den Griff kriegen lässt), evtl Chemo Pickelchen, Müdigkeit/Abgeschlagenheit... alles kann nichts muss (außer vielleicht Haarausfall).

Du solltest dich während der Chemo auf jeden Fall bewegen - je nach dem was geht und worauf du Lust hast. Wenn es unbedingt das Fitnessstudio sein soll, dann geh halt da hin. Ich habe mich eher auf spazieren gehen, nordic walking und leichtes joggen beschränkt. Bei Gym sehe ich halt nur wie gesagt die Hygiene Geschichte ziemlich kritisch - du solltest bedenken, dass eine einfach Erkältung für dich ziemlich heikel sein kann! Von daher ist weniger manchmal mehr .

Ansonsten gutes gelingen und wenn noch fragen sind immer raus damit.

[Saerdna]

Zitat von Dusty

Ich persönlich würde auf arbeiten verzichten - dein Körper ist ja wie gesagt ziemlich unter Feuer, da würde ich auf den Stress verzichten

Dazu würde ich auch raten.

Wenn Dir z.B. eine Erwerbsminderungsrente zuerkannt wird u. es Dir später sehr gut gehen sollte, kannst Du immer noch stundenweise dazu verdienen.

Ich habe rund 40 Jahre gearbeitet. Okay, da fehlt noch ein wenig zur normalen Altersrente. Aber ich bin trotzdem in die EMR. Nächstes Jahr werde ich 60 Jahre alt.
Ich muß mich noch berappeln.

[Toby01Harv]

Hi,

bei 3 Zyklen Chemo braucht man nach meiner Ansicht keine Erwerbsminderungsrente. Die Heilungschancen liegen in Deinem Fall ja bei 99 %.

Nach 3 Zyklen kann man nach ca. 3 Monaten wieder arbeiten, war jedenfalls bei mir so. Übertreiben soll man es aber tatsächlich nicht.

Manche gehen anschließend noch auf Kur. Muss jeder selbst wissen, was für einen am besten ist. Einfach mal mit dem Arzt besprechen.

Beste Grüße

[xandl87]

Hallo Männer,

zuerst möchte ich mich bei euch allen für die Aufnahme in euer Forum bedanken. In den Club wurde ich freundlicherweise ja durch meinen Urologen befördert Bisschen Spaß muss auch bei einem solchen Thema sein.

Dann möchte ich mich noch bei euch für die schnellen Antworten und die vielen Infos und Tipps bedanken.

Hatte gestern nochmal ein Gespräch mit meinem Urologen. Meine Tumormarker sind weiter gefallen und bewegen sich in Richtung Normwerte.

LDH liegt aktuell bei 254 (Norm 250 und vor der OP 494)
AFP liegt bei 83 (Norm unter 5 und vor der OP war er bei 646)
BHCG liegt bei 2 (Norm unter 1 und vor der OP waren es 643)

Lt. meinem Arzt ist der AFP-Wert der entscheidende. Je nach dem auf welchen Wert sich dieser einpendelt wird auch die Dosis der Chemo gesteuert.

Ich kenne eure Ausgangswerte leider nicht, daher kann ich nicht beurteilen ob ich in euerem Kreis zu den "leichteren" Fällen gehöre.

Nach Aussage meines Arztes liegt meine Heilungschance deutliche über 90% und auch die Chemo sollte für mich zwar fordernd jedoch nicht übermäßig hart werden.

Ich gehe jetzt mal vom besten aus und hoffe mein Leben auch während der Chemo so gut und normal wie möglich zu gestalten. Ich nehme mir das einfach vor, vielleicht ist das etwas blauäugig aber mir hilft es mit der Situation klar zu kommen.

Das mit der Arbeit und dem Sport werde ich wohl auf mich zukommen lassen müssen und je nach Verfassung steuern.

Ich wünsche euch allen weiterhin beste Genesung und freue mich wenn ihr weitere Hinweise für mich habt.

VG
Alex