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Alt 22.02.2007, 20:14
Nephilim Nephilim ist offline
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Registriert seit: 22.02.2007
Beiträge: 1
Standard Für alle die Mut brauchen - meine Story

Hallo,

leider bin ich neu hier. Letztes Jahr im Oktober wurde bei mir ein Hodenkrebs diagnostiziert.
Da ein Forum wie dieses natürlich vor allem auch dabei Helfen soll, Fragen zu beantworten und daher sehr viele erschütternde Berichte enthalten sind, die viel Angst und schreckliche Erlebnisse enthalten, möchte ich meine Geschichte gerne positiv formulieren und so den Mut, den ich während der Krankheit gesammelt habe, irgendwie weitergeben.

Damit ihr ohne langes Lesen schon einmal wisst um was es geht:
Klassisches Seminom rechter Hoden, 2 Herde im Durchmesser von 2cm, keine Invasion von Blutgefäßen, keine Invasion der Rete Testis.
Tumorstadium: pT1 cN0 cM0 R0
Tumormarker: negativ

Meine Geschichte beginnt mit meinem 30sten Geburtstag und meiner spontanen Idee mich anlässlich dieses Alters doch einfach mal bei einem Urologen zum Check-Up anzumelden. Beschwerden hatte ich keine, vielleicht eine dumpfe Ahnung, dass etwas nicht stimmt.

Ich habe mir Urologen in meiner Nähe ausgesucht und angefangen bezüglich eines Termines anzurufen. Ich hatte wohl einen Mittwoch erwischt, denn es meldete sich keiner oder die Praxen waren umgezogen. Fast hätte ich mein Vorhaben also aufgegeben und wer weiss wohin verschoben! Schließlich probierte ich es aber noch ein zweites Mal bei dem Arzt, der am nächsten zu mir lag und kam durch!

Die Untersuchung begann mit einem harmlosen Gespräch, Ultraschall wurde von allerlei Organen gemacht und dann eben auch von den Hoden.
Schock!!! der Arzt tastete und sah etwas im Rechten. Direkt nahm er mir Blut ab - wie ich später erfuhr für die Marker.

Ich hatte nach diesem Befund unheimlich Angst, da ich als Webnutzer natürlich sofort googelte und auf den Hodenkrebs stieß. Ich schlief 7 Tage lang fast nicht, bis endlich die Blutergebnisse da waren.

Marker eindeutig negativ. Ich atmete erst einmal auf, aber mein Urologe war vorsichtig. Er schickte mich direkt zum MRT ins Krankenhaus. Sein Verdacht: 50/50, dass es Hodenkrebs ist.

Der Chef der radiologischen Abteilung nahm mich dann auch gleich in Empfang und machte das MRT bei mir selbst (im zweiten Anlauf, da dieses blöde Ding beim ersten Mal kaputt war) und bestätigte dann leider den Verdacht: seiner Meinung nach ein Seminom. Allerdings war dieser Mann genial im Umgang mit Patienten! Er beruhigte mich sehr und das war in dem Moment echt viel wert.

100% Sicherheit konnte nur die OP bieten und so entschloss ich mich dann auch direkt zum Aufschneiden.

Die OP selber war ein Kinderspiel! Dank eines Top-Pflegers, der mir die einzige Phase der Unsicherheit 30 Minuten vor der OP mit coolen Gesprächen wegredete, war dieser Teil der Behandlung nicht mehr schlimm. Die Schmerzen der Narbe waren zu vernachlässigen. Ich bin nach dem Aufwachen aufgestanden und habe mein Abendbrot am Tisch eingenommen. Ich hatte keinerlei Nachwirkungen der Narkose und mir ging es ansich mental sehr gut! Schmerzmittel brauchte ich keine, da hatte ich schon Schlimmeres erlebt. Also vor der OP muss echt keiner Angst haben! Ich war insgesamt nur 4 Tage im KH und davon nur einen platt (den OP-Tag), den Rest habe ich mit Fernsehen, Lesen, Besuchen und Spaziergängen verbracht. Auch das ziehen der Drainage hat nicht wehgetan. Ebenso die Narbe von der Gewebeentnahme am anderen Hoden. Das war kein Schmerz! Bisschen Pieken, aber auszuhalten. Also: no fear!

Schlimmer war dann der Verlust einer "Klöte" und das Wissen, dass es sich um Hodenkrebs handelt. Bisher hatte ich ja noch um ein Wunder und ein Ding eventuell außerirdischer Herkunft gehofft. Am nächsten Tag war dann CT und zwar wieder beim gleichen Professor, der schon mein MRT gemacht hat. Das erste was er sagte, als er mich sah war: "Ich schaue mir ihre Bilder sofort an und gebe ihnen direkt bescheid, ob ich Metastasen gefunden habe!"
Wow, war ich da schon wieder beruhigt, weil alle andere Ärzte waren weniger Auskunftsfreudig und ich hatte schon befürchtet, nun Tage in der Angst vor Metastasen zu schweben.
Das CT war total easy. Das Kontrastmittel vertrug ich super. Lasst Euch da keine Angst machen! Einem von zehn wird vielleicht komisch, aber mir hat es überhaupt nichts gemacht. War wie Tee trinken! Und die Spritze dann ging auch ohne dass ich was merkte. CT selber dauerte kaum eine Minute oder so. Eher weniger.

Dann die Botschaft: keine Metastasen! JUHUUU!!!
Man war ich erleichtert!
Dazu kam, dass Hoden II auch völlig ok war und kein TIN zeigte.

Nach dem Klinikaufenthalt ging ich wieder zum Urologen, der mich dann zur Strahlentherapie anmeldete. Das war eher ein organisatorischer Stress: man musste oft hin zur Vorbereitung, wurde angemalt und bekam einen Termin zur täglichen Behandlung. War fast das nervigste am ganzen Hodenkrebs!
Da der Bauchraum bestrahlt wird, bekam ich Magenprobleme (leichte, also auch hier: keine Angst!!!) und war echt müde und schlapp! Die Zeit war insgesamt nicht die schönste und ich bekam Zofran gegen die Übelkeit, aber das war es dann! Nach 10 Mal war es vorbei und dann ging es mir innerhalb von 2-3 Tagen wieder ganz normal und gut. Zum Sport konnte ich dann auch wieder, da die Narbe auch schon gut abgeheilt war und zum allerersten Mal seit Beginn der Diagnose legte sich mein Urologe fest und sagte, er glaube nicht, dass bei mir noch mit Rezidiven zu rechnen sei! Das ist jetzt einen Monat her und ich klopfe mal auf Holz!

Aber zusammenfassend möchte ich folgendes sagen:

Meine Mutter hatte im Jahr vorher einen Bandscheibenvorfall und DAS war echt scheisse und das waren echte Schmerzen!

Jedem, der die Diagnose Hodenkrebs bekommt, möchte ich daher vielleicht mit meiner Geschichte ein bisschen Mut machen und sagen: Hey, das ist alles halb so wild! OP und Bestrahlung sind auszuhalten! Ich habe die ganze Zeit durchgearbeitet und nur während der KH-Zeit die 4 Tage gefehlt und dann noch einmal gegen Ende der Strahlentherapie, weil ich einfach zu schlapp war.
Aber Schlapp hieß: Fernsehen! Faulenzen! Spielen!

Bitte, bitte lasst Euch nicht herunterziehen! Das wichtigste ist echt, seinen Mut zu behalten und den Humor.

Ich hoffe, dass die nächsten Jahre für mich nun keine weiteren Schrecken bieten, aber eines weiss ich: VORHER waren auch die durchgemachten Sachen für mich Schreckgespenster. Man hört ja viel über Nebenwirkungen der Strahlung oder Schmerzen bei der OP usw. Klar, jede empfindet anders, aber ich sage Euch: das ist echt nicht so schlimm. Kopf hoch!

Die Angst vor Rezidiven bleibt zwar, aber die Prognosen sind ja extrem gut. Statstisch ist es nach so einer Erkrankung und entsprechender Therapie ja nur noch eine 2-3%-Chance!

Habt keine Angst! Und geht zur Vorsorge! Je früher erkannt, desto besser!
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  #2  
Alt 01.05.2007, 11:36
Diokletian Diokletian ist offline
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Registriert seit: 01.05.2007
Beiträge: 1
Standard AW: Für alle die Mut brauchen - meine Story

Hallo!

Habe bald auch ne OP vor mir. Hätte mal ne Frage:
Hast du dir ein Hodenimplantat setzen lassen?
Ich überlege nämlich ob ich mir das machen lasse oder nicht?

Viele Grüße!
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  #3  
Alt 01.05.2007, 15:23
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Ort: Ende aus, Micky Maus
Beiträge: 2.176
Standard AW: Für alle die Mut brauchen - meine Story

Hallo,
schade, dass Du auch hier gelandet bist.

Ich habe mich dagegen entschieden. Ich lege nicht so den Wert auf Kosmetik. Und nur damit das zwei Hoden herumbammeln, lasse ich mir kein Silikon reinstopfen.

Zu dem Thema gibt´s aber schon einen Thread. Da findest Du reichlich Antworten:

http://www.krebs-kompass.org/Forum/showthread.php?t=93
__________________

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  #4  
Alt 01.05.2007, 23:39
hans_maler hans_maler ist offline
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Registriert seit: 14.04.2007
Beiträge: 39
Standard AW: Für alle die Mut brauchen - meine Story

Zitat:
Zitat von Diokletian Beitrag anzeigen
Hallo!

Habe bald auch ne OP vor mir. Hätte mal ne Frage:
Hast du dir ein Hodenimplantat setzen lassen?
Ich überlege nämlich ob ich mir das machen lasse oder nicht?

Viele Grüße!
Ich habe ein Implantat und bis jetzt (Gott sei Dank!) keine Beschwerden damit. Ja, es hängt logischerweise höher als der richtige Hoden, na und. Ja, es ist nicht wie ein normaler Hoden...

Aber: Man merkt keinen Unterschied äußerlich! Ich bin bis jetzt zufrieden damit.
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