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  #1  
Alt 15.01.2009, 01:21
Acid Acid ist offline
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Registriert seit: 14.01.2009
Beiträge: 3
Standard 16 Jahre - Diagnose Hodenkrebs

Hallo Leute.

manch einen wird es sicher wundern warum ich wohl erst jetzt schreibe, wenn ich ehrlich bin, ich weiss es selbst nicht genau.
Ich bin 27 jahre alt, mein tumor liegt im sommer genau 11 jahre zurück. Es war fußball WM 98 in frankreich wie sich manch einer bestimmt noch erinnert.

Es fing eigentlich recht unspektakulär an, man muss bedenken, ich war damals 16 jahre alt, hatte alles andere im kopf als irgendwie "krank" zu werden oder sonstiges. damals war ich noch sänger in einer kleinen garagenband und ansich ein fröhlicher teenager in der blüte seiner zeit, feiern, freunde, party.
Dann die ersten schmerzen im rechten Hoden...dachte mir noch, pff das ist bestimmt nix schlimmes, das geht wieder weg. als die schmerzen dann nach einer woche immernoch nicht weg waren beschloß ich doch mal zum arzt zu gehen. irgendwie schlimm und eigentlich darf ich das nicht verschweigen, meine eigenen eltern taten mich damals als simulant ab und glaubten mir nicht das ich schmerzen habe. sie sollten eines besseren belehrt werden, ebenso wie meine wenigkeit. nunja, montag morgen zum arzt, ich war zuvor noch nie bei einem urologen und naja, angespannt war ich schon vorallem nachdem ich im wartezimmer bestimmt 8 männer gesehen habe die alle 5 mal so alt waren wie ich selbst. dann war ich endlich dran und redete mit meinem arzt. er stellte mir nicht nur fragen zu meiner körperlichen verfassung, sondern auch zu meiner psychischen verfassung. da ich schon immer probleme mit meinen eltern hatte (oder die mit mir, ka), erzählte ich ihm einfach eine kurzversion und nach der untersuchung, ultraschall und abtasten vom arzt, gab er mir eine überweisung ins kh, "verdacht auf hodendrehung" und ich solle mir keine sorgen machen, das wäre nichts besonders schlimmes wenn man früh genug dagegen etwas tut.
jau, puh ok dachte ich mir damals, wird schon nich so wild werden. also ab nach hause, tasche gepackt, ein paar kippen geraucht und massig pepsi getrunken. mein vater hat sich für diesen sonderfall ausnahmsweise mal zeit genommen von seiner firma und fuhr mich ins kh... tjaa... und dann ging alles verdammt schnell, so schnell das ich heute eigentlich kaum mehr was weiss weil alles so schnell ging. ich kam dort an, wurde nochmals untersucht mit ultraschall und plötzlich merkte ich das was nicht stimmte. ein arzt nahm meinen vater beiseite und laberte was mit ihm was ich wohl erst stunden später erfahren sollte. nachdem noch 3 weitere ärtze in den kleinen untersuchungsraum kamen und wild redeten, bat man mich letzten endes dem krankenpfleger zu folgen. ok, gesagt getan...dem pfleger hinterhergelaufen in den keller, riesen raum, 1 tisch, 1 stuhl und ja, dann hieß es "bitte freimachen" ... alle klamotten aus, dieses komische leibchen oder wie auch immer man das nennt, angezogen und auf den kalten metalltisch gelegt. danach wurde ich in einen kleinen vorbereitungsraum geschoben, ich wurde weder irgendwie beruhigt noch sonstetwas, man sagte mir auch nicht das ich einen tumor, geschweige denn krebs habe. irgendwie wenn ich so im nachhinein drüber nachdenke find ich das ziemlich assig naja, geändert hätte es eh nichts das vorher zu wissen. nachdem mir dann die leckeren 2 liter pepsi durch die nase aus meinem magen gepumpt wurde, auch ohne irgendwelche beruhigungsmittel, bekam ich eine kanüle gelegt, "zählen sie bitte bis 10" ...bei 3 war ende und ja, was soll ich sagen, 2 stunden später wachte ich auf in einem "schönen" 2bettzimmer und ja, hatte meinen rechten hoden verloren. jetzt wo ich so darüber schreibe fällt es mir verdammt schwer die fassung zu behalten. es ist alles schon solange her und trotzdem bricht das alles manchmal über mir zusammen.

ums jetzt etwas kurz zu machen, hodentumor re, 2 zxk PEB a 5 tage stationär, volle pulle. ich war bestimmt von morgens um 8 bis manchmal 0:00 an teilweise 4 flaschen gleichzeitig angestöpselt über "unseren" guten alten freund, den ZVK.
näheres zu meiner chemo werd ich in naher zukunft berichten. ich muss jetzt erstmal pausieren, mir wird das zuviel gerade.

liebe grüße, euer "veteran" Acid
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  #2  
Alt 15.01.2009, 05:53
steffkar steffkar ist offline
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Standard AW: 16 Jahre - Diagnose Hodenkrebs

hallo.
das ist echt hammer das man als 16jähriger hingestellt wird wie ein kleines kind und nichts gesagt wird.
ist denn das verhältnis nach dieser erfahrung zu einen eltern besser geworden?
lg karina
__________________
LG Steffen & Karina
www.dieschmerkis.de
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  #3  
Alt 15.01.2009, 09:22
drowning drowning ist offline
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Standard AW: 16 Jahre - Diagnose Hodenkrebs

puh, das hört sich ja heftig an.

wie geht es dir heute ?
__________________
bunteeffekte.wordpress.com das ist mein blog, meine geschichte, mein seelenmüll
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  #4  
Alt 15.01.2009, 14:52
Acid Acid ist offline
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Standard AW: 16 Jahre - Diagnose Hodenkrebs

Zitat:
Zitat von steffkar Beitrag anzeigen
hallo.
das ist echt hammer das man als 16jähriger hingestellt wird wie ein kleines kind und nichts gesagt wird.
ist denn das verhältnis nach dieser erfahrung zu einen eltern besser geworden?
lg karina
hallo karina.
ja du hast recht, das trifft es auf den kopf, mir wurde wie einem kleinen kind einfach nichts gesagt. ich war nach der OP eine woche zuhause und in dieser einen woche war für meine eltern ja schon klar das eine chemo kommen wird, gesagt wurde mir das dann erst als ich erneut ins KH bin, mit dem gedanken das ich "nur" die fäden gezogen bekomme und danach ist alles wieder "ok".
zu meinen eltern habe ich den kontakt soweit abgebrochen.

zu Drowings frage:

mir geht es heute auch 11 jahre nach dem ganzen ******* nicht besonders gut, zwar bin ich noch "gesund", zmd hoffe ich das, habe allerdings mit schweren depressionen zu kämpfen. von der chemotherapie damals habe ich in fast allen gelenken schmerzen inklusive knochenverschleiß in den schultergelenken. mein gehör hat sich auch verabschiedet und ich höre noch ca 60%. damals, das ist auch ein sehr krasser punkt, hat mir niemand gesagt das mein gehör sich verschlechtern könnte. ich habe in der zeit der chemo sehr viel musik gehört und natürlich auch laut mit den kopfhörern. das war wohl ein fehler wobei ich nicht genau sagen kann ob ich das damit gefördert habe das ich einen dauerhaften hörschaden kriege, oder ob es so oder so passiert wäre. das mit dem gehör ist schon 3 wochen nach der chemo passiert, einfach so mitten unter tag ist mein gehör einfach "runtergefahren".
heute mit 27 fühl ich mich einfach nicht stark, zumindest nicht so stark wie ein "normaler" 27 jähriger mann sein sollte. das frustet mich total da ich immer davon geträumt habe kraftsport zu machen und auch andere sportarten die viel kraft und kondition verlangen. es fällt einem einfach schwer das alles zu akzeptieren, auch jetzt noch, 11 jahre später sieht man manche bilder und situationen aus der KH zeit noch direkt vorsich. da der großteil meiner familie väterlicher seits an krebs gestorben ist (ganze bandbreite) werde ich auch nie ganz ohne hintergedanken leben können.
eine reha habe ich damals nicht gemacht da ich nicht wusste, und mir auch nicht wirklich gesagt wurde oder nahegelegt wurde von meinen eltern, eine reha zu besuchen. damals habe ich büroarbeiten versprochen bekommen, leichte tätigkeiten im betrieb meines vaters (zimmerei - Bau). aber wie man halt so ist mit 16, will man keine schwäche zeigen und so kam es das ich ca 6 wochen nach ende der chemo wieder voll auf der baustelle zugepackt habe. das meine knochen nun am arsch sind, hab ich wohl diesen aktionen von damals zu verdanken. ist einfach sovieles schief gelaufen damals
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  #5  
Alt 15.01.2009, 19:45
maxxxxxx maxxxxxx ist offline
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Standard AW: 16 Jahre - Diagnose Hodenkrebs

Welche Chemo hast du wie oft bekommen?
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  #6  
Alt 15.01.2009, 21:02
Benutzerbild von macg
macg macg ist offline
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Standard AW: 16 Jahre - Diagnose Hodenkrebs

er hat 2x PEb bekommen

das was ich da lese bestätigt wieder mal das bei dieser krebsart viel mehr aufklärungsarbeit gemacht werden muss, aber mit nachdruck! auch schon in der schule!!!
es trifft eher jüngere männer die voll im leben stehen und dann rausgerissen werden. auch trauen sich viele aus scham nicht mit ihren eltern darüber zu sprechen. eigentlich traurig oder nicht!?

es tut mir leid, das es für dich nach 11 jahren noch immer kein normales leben gibt
__________________
LG Peter (eineiiger Zwilling)
Humor statt Tumor

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  #7  
Alt 15.01.2009, 21:58
Benutzerbild von volker206
volker206 volker206 ist offline
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Standard AW: 16 Jahre - Diagnose Hodenkrebs

Hallo Acid,

ich kann einfach nicht glauben was ich da lesen muß. Hast du keine Einwilligung für die Op unterschrieben?

Gruß Volker
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  #8  
Alt 15.01.2009, 22:13
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Standard AW: 16 Jahre - Diagnose Hodenkrebs

@ Volker

Nö, warum solllte er auch,.... er war zum Zeitpunkt der OP 16.... also nicht voll geschäftsfähig. Das werden wohl die Eltern /N Erziehungsberechtigten unterschrieben haben.
__________________

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  #9  
Alt 16.01.2009, 19:04
Kevlar Kevlar ist offline
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Standard AW: 16 Jahre - Diagnose Hodenkrebs

Hallo Acid... das klingt alles sehr depressiv und niedergeschlagen. Und das 11 Jahre nach der OP. Vielleicht solltest Du versuchen, es positiv zu sehen: Du hast kein Rezidiv... und musst Dir daher die ganze Folter jetzt nicht noch mal antun.

Viele hier leiden darunter, dass sie nach ein paar Jahren ein Rezidiv hatten... und/oder leben in der Angst vor einem Rezidiv. Auch wenn Du damals im Unklaren ueber die Details der Therapie gelassen wurdest, so wurde doch (scheinbar) alles "richtig" gemacht. D.h., dass es wahrscheinlich keine Alternative zu der gewaehlten Therapie gab.

Deine Eltern wollten Dich wahrscheinlich nur schonen und haben Dir deshalb nicht im Detail erklaert, was mit Dir nicht stimmte.

Bei mir war es quasi umgekehrt: Ich war 1997 26 Jahre alt und in meinem Fall war ich es, der seine Eltern vor der OP nicht darueber informiert hat, was ihm fehlt, weil ich meine Eltern schonen wollte... und weil ich wusste, dass sie eh nix daran haetten aendern koennen.

Nach der OP hab ich es ihnen dann erzaehlt und sie haben mir natuerlich Vorwuerfe darueber gemacht, weil ich es ihnen vorher nicht erzaehlt habe. Wie man es macht, macht man es verkehrt.

Aber zurueck zu Deinen Problemen: Wenn Dich das Thema nach 11 Jahren noch derart beschaeftigt und Du Dich insgesamt down und depressiv fuehlst, solltest Du mal ueberlegen, ob Du nicht vielleicht doch psychotherapeutische Hilfe zu dem ganzen Themenkomplex in Anspruch nehmen moechtest. Du koenntest dann nicht nur ueber die (bewaeltigte!) Krankheit reden, sondern auch den ganzen Themenkomplex mit Deinen Eltern im Gespraech aufarbeiten. So wie sich Deine Texte lesen, waere das mit Sicherheit hilfreich fuer Dich. Du solltest mit Deinen Gedanken und Gruebeleien nicht allein sein, sondern Dich darueber austauschen... Du wist sehen, dass sich das alles dadurch leichter bewaeltigen laesst.
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