ohne Chemo, ohne Bestrahlung - wer hat Erfahrungen?

[marun]

hallo, ich bin neu hier, hab aber schon etwas "herumgelesen". Es gab Threads zu meiner Frage, aber die, die ich fand, waren schon sehr alt (10 Jahre und älter).

Ich möchte keine Entscheidungs- oder Grundsatzdiskussion anregen, sondern würd mich über Kommentare mit eigenen Erfahrungen freuen.

Die Basisinfo zu mir: 50 Jahre. Duktales Mammakarzinom links, ca. 1 cm, Lymphknoten negativ (6 Stück untersucht), triple-negativ. Insgesamt scheint die Prognose ziemlich gut. OP war am 1.3., Besprechung und Therapieplanung ist übermorgen. Meine momentanen Infos sind Vorab-Infos. Da ich triple-negativ (Hormon- und Antikörpertherapie nicht möglich) bin, wird zu einer leichten Chemo geraten und natürlich Bestrahlung.

Warum ich überlege, auf Chemo und Bestrahlung zu verzichten? Da beide Therapien kein "Spaziergang" sind, versuche ich mich vorab so gut es geht zu informieren und dazu gehören auch Erfahrungen anderer Frauen, die, aus welchen Gründen auch immer, diesen Weg gegangen sind. Da der Krebs mich in einer Depression (auf dem Besserungsweg) erwischt hat, finde ich es für mich wichtig, die Vor- und Nachteile abzuwägen, d.h. wie viel Energie und Lebensfreude mich die Behandlung kostet. Lebensumstände und Schwere/Prognose der Erkrankung spielen natürlich auch eine Rolle. Egal, wie ich mich entscheide, ein Unsicherheitsfaktor wird immer dabei sein. Für mich heißt das Motto momentan: Hin zur Lebensfreude, - und die Übung ist manchmal gar nicht so leicht ... aber üben soll ja helfen ;-)

Als Unterstützung mache ich komplementäre Therapien, wie Entgiften und Immunsystem aufbauen ... Darmklima (braucht er ohnehin), Helleborus (Alternative zu Mistel, da ich auf H. besser reagiere), Selen, B-Vitamine. Zucker soll ich weglassen, da der Krebs ihn liebt. Insgesamt versuch ich außerdem meine Ernährung zu optimieren (war sooo schlecht aber eh nicht) und mehr Gesund- UND Spaßfaktoren einzubauen (kleine Sünden incl.). Vielleicht mögt ihr kurz angeben, was ihr in der Richtung so macht?

viele liebe Grüße,
marun

[bifi65]

Hallo,

ich würde mich an die Therapieempfehlung meiner Ärzte halten (bist du in einem zertifiziertem Brustzentrum?) 1 cm Tumor finde ich nicht sooo klein, dass ich auf andere (schulmedizinische) Maßnahmen verzichten würde - und schon gar nicht, wenn der Tumor Triple negativ ist!!!
Es fehlen aber noch wichtige Angaben zu deinem Tumor, um überhaupt was dazu zu sagen, z.B. welches Grading er hat und wie hoch der KI 67 ist, weil das auf die Aggressivität schließen lässt. Bei einem G2 oder G3 würde ich nie im Leben auf Chemo und Bestrahlung verzichten!!!

Meine Lebensfreude beziehe ich übrigens daraus, dass ich dem Scheixxkerl jetzt mit voller Therapie eins über die Rübe ziehe und er sich dann hoffenlich nicht mehr blicken lässt. Und selbst mein Alltag während der Chemo hat deutlich mehr bessere Tage, als schlechtere!

Meine Selenase etc. habe ich übrigens weggeschmissen und gerade während der Chemo "entgifte" ich auch nix (soll ja wirken, das Zeug )
Hier mal ein Link dazu (muss natürlich jeder für sich entscheiden!!!):
http://www.krebsinformation.de/theme...enelemente.php
Dafür treibe ich jetzt regelmäßig Sport (vorher eher unregelmäßig) - täglich eine Stunde Nordic Walking, damit stimmt auch die Tageslichtzufuhr


Im Endeffekt muss jede von uns ihren eigenen Weg gehen und auch vor sich selbst verantworten

Viele liebe Grüße,
Birgit

[Ilse Racek]

@Marun

Mir geht's wie Sanne - auch ich verstehe sehr gut Deine Beweggründe denn ich war in den verangenen Jahren auch nicht frei davon, aus einem gewissen Sicherheitsbedürfnis vielen Empfehlungen nachzugehen.

Das Thema Entgiften wurde schon in mehreren seriösen TV Beiträgen behandelt.

Dahingehend solltest Du mit wirklich modernen - durchaus komplementär eingestellten - Ärzten sprechen.
Mit einer ChemoEntscheidung tut sich Keine/r leicht - davon gehe ich aus.

Alles Gute und herzliche Grüße

@bifi65

erst jetzt lese ich Deinen Beitrag - kann ich voll unterschreiben

Abgesehen davon, dass auch ich mit Hilfe der Schulmedizin dem Scheixxkerl mit voller Therapie kräftig Eins über die Rübe gezogen habe, gehe ich - statt Nordic zu Walken
regelmäßig ins Hallenbad

Die dort fehlende Frischluft hole ich mir oft (wegen arthrosebeleidigter Knochen und Gelenke) per gaaaanz gemächlichem Auf und ab lesend mit einem Buch in der Hand

[KimiKater]

Hallo marun,

auch mich hat es mit 50 erwischt, bin G3 und auch TN.
Ich wurde kurz nach Weihnachten 2010 operiert, Januar bis Mai hatte ich Chemo, Juni bis August Bestrahlung.

Seit Anfang des Jahres arbeite ich wieder.
Es ist kein Spaziergang aber aus meiner Sicht führt kein Weg an der Standard-Therapie vorbei.

Meine gute Bekannte bekam ihre Diagnose etwa 5 Monate vor mir, sie war Krankenschwester, Yogalehrerin, Reiki-Praktizierende und hat sich voll der Suche von Alternativ-Therapien verschrieben. Chemo und Bestrahlung hat sie abgelehnt. Sie war noch in einer alternativen Reha - und ist im Oktober innerhalb von 6 Wochen an einem Hirntumor verstorben.

Eine positive Lebenseinstellung, Ernährungsumstellung usw. reicht einfach nicht.

So muss es nicht ausgehen. Kürzlich kam ja ein Bericht über eine Frau in unserem Alter der es ohne Chemo + Bestrahlung prima geht.
Aber die Entscheidung wäre mir zu heiß.

Ich hab mich auch während der Chemo oft gefragt, wer mich denn jetzt umbringt, der Krebs oder die Therapie. Aber ich lebe!

Du musst deinen Weg gehen.
Ich stehe hinter der Standard-Therapie.

LG

Ach so, meine Lebensfreude hole ich mir durch und bei meinen Kindern, meinen Katzen, und beim Reiten, bei meiner Arbeit im Tierschutz.................
beim Fahrrad fahren..................

[joanajo]

Hallo
ich hatte einen Tumor von 1,5 cm, G2 und hormonrezeptorpositiv, her2 neu negativ- bei mir wurde der Oncotype- ein Gentest- gemacht, und der Score war gut, so dass ich in Absprache mit meinem Bz auf die Chemo verzichtet habe. Bestrahlung hatte ich auch nicht, da ich eine subkutane Mastektomie hatte und die Lymphknoten frei waren.
Es ist eine schwere Entscheidung, war es auch für mich!
Die Frage bringt der Krebs oder die Therapie mich um, hatte ich mir auch gestellt.
So weit ich weiß, wird bei Triple negativ eher die Chemo gemacht.
Im Moment wird ja auch oft von Übertherapierung berichtet- ich würde mich auf den Rat des Brustzentrums verlassen, gegebenenfalls noch eine 2. Meinung einholen, vielleicht auch in Heidelberg anrufen. Habe ich auch alles getan, aber die Entscheidung abnehmen wird dir keiner.
Viel Glück
joanajo

[marun]

hallo an euch alle! Erst mal ein dickes Danke für die schnellen Antworten.

Wie schon gesagt, die ganz genauen Tumordaten und Empfehlungen erhalte ich in der Besprechung am Freitag (übermorgen). Werd sie dann mal hier reinstellen. Und, ja, es ist ein zertifiziertes Brustzentrum. Ich hab mich schon einigermaßen informiert, aber das Thema ist ja auch sehr umfangreich ... könnte man sagen. Möchte am Freitag ja auch verstehen, was mir gesagt wird.

Meine Info (auch von "Standard-Mediziner"-Seite), auf Brustkrebs und MEINEN FALL bezogen: Bestrahlung bringt eine deutliche Reduzierung des Rückfall-Risikos. Chemo "nur" noch eine Reduzierung von 7-10%. Ich hatte den Eindruck, dass er aufgrund "triple-negativ" zu Chemo raten muss, um sich rechtlich abzusichern (Mediziner müssen da leider auch darauf achten), aber den Nutzen für begrenzt hält. Er hat mich selbst auf den nur geringen Gewinn hingewiesen. Ansonsten hat er sich sehr viel Zeit für die Beratung vor der OP genommen. Bin mal neugierig, wie das am Freitag wird.

Aber eigentlich wollte ich ja keine Diskussion auslösen , nur Erfahrungen erfragen ...

@KimiKater ... Nein, positive Lebenseinstellung allein reicht nicht wirklich. Meine Stimmung ist allerdings öfter mal ziemlich gesundheitsschädlich (und das nicht wegen Krebs) und für diese Stimmung ist jetzt kein Platz mehr ;-). Und der Ernährung (und mir) ein bissl mehr Beachtung und Liebe schenken, dafür wird's bei mir auch langsam Zeit. Ich bin nicht der Alternativ-Freak, möchte mir aber nicht nur eins auf die Mütze geben, sondern mir auch was Gutes tun. Kinder und Haustiere hab ich leider nicht, - eben drum probier ich grad aus, was mir Spaß macht, frage mich, was mir wichtig ist ... die bisherigen Prioritäten hinterfragen und neu ordnen.

@Ilse ... Für die Komplementär-Behandlung bin ich übrigens bei einem Allgemein-Mediziner, der auch Naturheilkunde macht, Erfahrung hat, und den ich schon länger kenne. Auch hier frag ich nach und informier mich.

bis bald und alles Liebe
marun

[Jule66]

Zitat von marun

... und MEINEN FALL bezogen: Bestrahlung bringt eine deutliche Reduzierung des Rückfall-Risikos. Chemo "nur" noch eine Reduzierung von 7-10%. Ich hatte den Eindruck,

Hallo Marun,
das möchte ich anzweifeln...gerade beim (hochaggressiven!) triple negativen BK gibts die höchste Komplettremissionsrate überhaupt und zwar 30-40%.
Hier gibts etliche Frauen mit Komplettremissionen,mich eingeschlossen.
Das ist ein 100% Ansprechen auf die Chemo...
Diese Komplettremission gibt eine sehr gute Prognose,unabhängig der zuvor festgestellten Tumordaten(also befallene Lympfknoten etc.)
Ferner habe ich noch nie! das Wort triple negativ und gute Prognose gehört-er ist und bleibt hoch aggressiv!
Chemo ist obligat in den Fall.Es gibt einen besseren TN und einen schlechteren...ohne Kenntniss dessen weisss man nicht,in welche Gruppe man gehört.
Die Chemo erhöht in dem Fall Deine Genesungschancen erheblich.
Hier gibts Frauen,die haben bei TN mit noch kleinerer Größe (wenige Milimeter)Chemo gemacht.
Laut den S3 Leitlinien wird bei TN immer Chemo angeraten.http://www.senologie.org/download/pd...11_02_2008.pdf
Was hälst Du von einer 2.Meinung?
Alles Gute für Dich und die richtige Entscheidung.
LG,Jule

[remeni]

Hallo,
mein Krebs war auch TN, ich hatte mir 3 Meinungen geholt und jedesmal die Empfehlung für Chemo und Bestrahlung bekommen, lediglich im Chemo-Schema gab es kleine Variationen. Allerdings kam bei mir dazu, dass mein KI Wert sehr hoch ist, ich mit 43 Jahren als jung eingestuft wurde und es eine alarmierende Häufung von Erkrankungen in der Familie gab.
Den geringen Nutzen der Chemo habe ich auch angesprochen und habe die Aussage bekommen, dass es freie Krebszellen im Körper geben kann und die dann von der Chemo vernichtet werden und somit ist das die einmalige Gelegenheit, den Krebs dauerhaft zu heilen. Ob es stimmt, zeigt sich ja erst, wenn man mit 88 an Altersschwäche stirbt.
Da du schon ohne Krebs Depressionen hast und vielleicht das eine oder andere Problemchen, fällt es mir schwer zu sagen, Chemo und Co. schaffst du schon. Es stimmt, dass der Kopf über den Bauch entscheidet, also es ist wichtig, wie du mental drauf bist. Je besser, um so leichter fällt die Chemo und die NW sind wohl nicht so schlimm.
Wie du nun auf die Chemo reagierst, ist nicht zu sagen.
Ich kann dir aber von mir sagen, dass ich zu keinen Zeiten so zuversichtlich, so lebensfroh und lebenshungrig war, wie zu Chemozeiten. Für depressive Verstimmungen war gar kein Raum.
Vielleicht kannst du gerade aus der Chemo solch positive Impulse nehmen, die dich ein gutes Stück tragen und aus den dunklen Gedanken heben.
Ich laufe gerne. Auch wenn ich lange nicht an meine Leistungen vor der Erkrankung anknüpfen kann, begreife ich mich und meinen Körper als Einheit. Dazu kommt leckeres Essen, neue Kochbücher, einfach was Neues probieren. ich bin kein Vegetarier geworden, koche aber ab und zu rein vegetarisch.
Ich versuche, sehr lebens-bewusst zu leben und zu geniessen. Alles, was mich belastet, versuche ich raus zu sortieren
Alles Gute für dich

[marun]

@Jule66 ... Danke für den Hinweis "hochaggressiv", - dem werd ich nachgehen. Wie schon gesagt, meine Infos sind noch vorläufig und unvollständig. Erst am Freitag (übermorgen) gibt's die Details.

lieber Gruß,
marun

[KimiKater]

Hallo marun,

bin mal gespannt, wie du dich nach dem Gespräch entscheidest.

Ich hab eigentlich gelesen dass gerade triple negativ-Tumoren sehr gut auf Chemo ansprechen.

Und du hast mit TN eben nach der Primärbehandlung (Chemo, Bestrahlung) fast keine Möglichkeit mehr etwas zu tun. Ganz anders die Her2neu poitiven und Östrogen/Progesternon positiven Tumoren. Dort kannst du eine Antihormon- oder Antikörpter Therapie machen.

Du bist meiner Meinung n ach einfach zu jung um "nichts" zu tun.

LG