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  #1  
Alt 30.09.2007, 11:14
Benutzerbild von Linnea
Linnea Linnea ist offline
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Standard Was hilft den Männern?

Hallo Ihr Lieben,

ich bin sehr dankbar, mit einem so wunderbaren Mann verheiratet zu sein, der mich mit allen Kräften unterstützt. Es fällt ihm nicht immer leicht nachzuvollziehen, was diese Krankheit mit mir macht, denn seine eigenen Krankheitserfahrungen beschränken sich auf grippale Infekte. Das Gefühl, sich über eine längere Zeitspanne schlecht zu fühlen, kennt er nicht, aber er gibt sich unendlich viel Mühe, meine unberechenbaren körperlichen und psychischen Aufs und Abs zu verstehen und mir das zu geben, was ich in der jeweiligen Situation brauche.

Aber ich mache mir ein bißchen Sorgen, wie er mit all dem auf Dauer klarkommen soll. Heute Abend kommt er von einer zweitägigen Tagung zurück. Als ich ihn gestern am Telefon sprechen hörte, wurde mir erst so richtig bewußt, WIE gut ihm diese kurze "Auszeit" tut.

Daher möchte ich Euch fragen: Wie kommen Eure Partner mit Eurer Erkrankung zurecht? Was für Strategien haben sie vielleicht entwickelt, um nicht selbst unter der Belastung zusammenzubrechen? Was kann ich für meinen Mann tun?

Seid herzlich gegrüßt von
Eurer Linnea
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Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
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- Christine Busta -
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  #2  
Alt 30.09.2007, 16:09
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Sunpower77 Sunpower77 ist offline
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Standard AW: Was hilft den Männern?

Liebe Christine,

was für eine wunderschöne Geschichte, vielen Dank, dass du sie mit uns geteilt hast. Mir laufen echt ein paar Tränchen. Gerade besonders, weil ich es mir auch so wünschen würde, aber es so ganz anders läuft bei uns.

Im Dumme-Sprüche-Thread aus dem BK-Forum hab ich grad eine Reaktion meines Mannes auf meine Unterleibs-OP geschrieben......
__________________
LG

Pia


*Streite nie mit einem Dummen - dazu musst du auf sein Niveau herab und dort schlägt er dich mit seiner Erfahrung*
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  #3  
Alt 30.09.2007, 16:17
gujo gujo ist offline
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Standard AW: Was hilft den Männern?

hallo christine,
dein beitrag hat mich sehr berührt, zeitweise hatte ich tränen in den augen, weil ich viel davon wiedererkenne. ich wünsche dir von herzen, dass du noch viele, viele jahre mit deinem tollen mann verbringen kannst.
hallo linnea,
hier meine beschreibung der dinge.auch in meiner ehe war ich immer die starke, weil ich gesundheitlich schon viel mitgemacht habe, war ich auch nach der krebsdiagnose die starke.ich habs meinem mann ja erst nach einer nacht gesagt, was ich habe.du musst dir vorstellen ,wir kennen uns schon seit teenagerzeiten und ein leben ohne den anderen, ist für uns unvorstellbar.wir haben sehr viel gesprochen,wie es weitergeht,ich hab ihm gesagt, ich schaffe das, wobei er mich immer verbesserte und sagte wir schaffen das.auch er war jede freie minute bei mir und gab mir sicherheit und eine tiefe zuneigung. manchmal, wenns nicht anders ging, haben wir auch zusammen geweint,dann konnte er die aufgestaute angst um mich, die er immer, vor mir verbarg,leichter ertragen. was ihm sehr geholfen hat, waren gespräche mit seiner jüngeren schwester, die ihm immer zugehört und getröstet hat.sie hatte mir auch hoch und heilig versprochen, dass sie, falls ich sterben würde, immer für ihn da sei, das tat mir gut.er hat unmenschliche kraft aufgebracht, denn er mußte ja auch unseren betrieb in der hochsaison alleine weiterführen und nebenher, dann immer noch die sorge um mich .
ich habe jetzt vier jahre und 1 monat geschafft ohne rezidiv, wir sind uns aber beide darüber im klaren, dass es auch anders, kommen kann und deshalb sprechen wir auch heute, noch darüber,wenn uns die angst überkommt.ich glaube wir beiden haben uns gegenseitig therapiert und aufgefangen. wie christine, kann auch ich sagen ,unsere liebe und die ehe war noch nie besser, inniger und liebevoller als heute.
natürlich gibts auch negativbeispiele der mann, meiner freundin hat sie, während der chemo verlassen, er meinte, er könnte mit der krankheit nicht umgehen. da haben wir doch tolle männer.

liebe linnea ,ich wünsch dir, dass ihr einen weg findet, einander zu helfen, ohne, dass die seele zu sehr schaden nimmt.
alles liebe gujo.
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  #4  
Alt 01.10.2007, 10:01
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Was hilft den Männern?

Liebe Christine, liebe Gujo,

ich danke Euch sehr, daß Ihr hier den Anfang gemacht habt! Natürlich wird letztlich jedes Paar seine eigenen Erfahrungen machen müssen. Aber zu hören, daß andere Paare diese massiven Belastungen - trotz harter Krisenzeiten - letztlich gemeistert haben, macht sehr viel Mut! Ich bin sehr dankbar, daß Ihr Eure Erfahrungen hier mitgeteilt habt!

Liebe Christine, als mein Mann gestern von der Tagung zurückkam, hatte ich genau dieses Gefühl, daß ihm das (wenn auch kurze) "Herauskommen" aus unserem krankheitsfixierten Alltag einfach gutgetan hat und er neue Kraft tanken konnte - obwohl er ja zu arbeiten hatte. Ich habe den Eindruck, daß er solche minimalen Erholungspausen optimal nutzen kann, weil er gut "abschalten" kann: Wenn er weiß, daß er aus der Ferne sowieso nichts anderes tun kann, als gelegentlich anzurufen oder zu mailen, gelingt es ihm offenbar, seine Gedanken nicht ständig um diese Probleme kreisen zu lassen. Ich bin sehr froh, daß er diese Gabe besitzt.

Liebe Gujo, auch ich habe den Eindruck, daß es sehr wichtig ist, über alles zu sprechen, offen miteinander zu sein. Gerade auch, weil mein Mann - wie berichtet - dem "Kranksein" wie einer fremden Welt gegenübersteht und ihm sich vieles nicht einfach aus eigenen Erfahrungen erschließt. Er mußte sich wirklich erst mit dem Gedanken vertraut machen, daß es eben nicht für alle Beschwerden ein passendes Mittel gibt, das in wenigen Stunden wirkt, oder daß eine solche Erkrankung nicht nur körperliche Aspekte hat. Die Vorstellung, daß ich einen Psychotherapeuten benötige, war für ihn anfangs sehr schwer zu ertragen. Inzwischen sieht er, wie gut mir diese Stunden tun und ist froh darüber. Ob er allerdings selbst zu solchen Gesprächen bereit sein würde, weiß ich nicht - ich glaube, jetzt noch nicht...

Ihr Lieben, ich würde mich sehr freuen, wenn die Erfahrungsammlung zu diesem Thema noch weiter wachsen würde. Vielleicht wollen sich auch die hier vertretenen Männer selbst dazu äußern?

Mit bestem Dank grüßt Euch herzlich
Eure Linnea
__________________
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- Christine Busta -
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  #5  
Alt 01.10.2007, 18:01
gujo gujo ist offline
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Daumen hoch AW: Was hilft den Männern?

hallo pia,
auch ich habs gelesen und war sprachlos.darf ich wissen wie alt dein mann ist ?ist er sich eigentlich bewußt, daß es sich bei dieser krankheit nicht um einen harmlosen schnupfen handelt, über den man witze reißen kann.ich wäre sehr gekränkt, würde meinem mann, so über mich sprechen.ich würde ihm aber auch ganz klar meine meinung sagen.
halte dich an uns ,in diesem forum, wirst du immer eine finden die, die es gut
mit dir meint.
ich wünsch dir ganz aufrichtig alles liebe und gute
gujo.
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  #6  
Alt 01.10.2007, 18:38
Anja S. Anja S. ist offline
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Standard AW: Was hilft den Männern?

Hallo Zusammen,

dieser Thread ist toll! Ich bin leider nicht so doll in Geschichten schreiben, möchte aber hier die Gelegenheit nutzen um meinen Mann zu loben.

Seid der Erkrankung war und ist er immer für mich da. Ich bin ihm sehr dankbar und weiss manchmal garnicht wie ich es wieder gut machen kann. Wenn ich an meine schlechten Tage während der Chemo denke und wie ich ihn da manchmal schon angeschnauzt habe..........Oje oje, da hätte so manch anderer die Kurve gekratzt. Meiner nicht! Ich werde nie vergessen wie er nach der ersten OP an mein Bett auf der Intensiv kam, da hatte er ja mit den Ärzten gesprochen und kurz vorher die Diagnose erfahren. Er stand also vor mir und ihm liefen die Tränen! Wenn ich jetzt so dran denken muss, kommen mir auch wieder die Tränen.

Meine Bettnachbarinnen auf der Station waren immer nur von ihm am schwärmen (waren überwiegend etwas ältere Damen so ab die 70 aufwärts). Sie sagten immer, sowas hätten die noch nie gesehen, und was für einen tollen Mann ich doch hätte. Umso trauriger ist es, das meine Mutter und meine Tante ihm die kalte Schulter zeigen! Kurz zu dem Hintergrund: Es ging um folgendes, ich kam nach der ersten OP von der Intensiv zurück auf die Chirurgische. Ich war und wurde immer noch vollgepumpt mit Schmerzmitteln, war mehr am schlafen als ich wach war. Meine Familie (ich weiss sie hatten es ja nur gut gemeint) kamen mich an dem besagten Tag besuchen. Nicht das es schlimm wäre, nur das sie alle auf einmal kamen, also mit Anhang etc. Mein Mann war gerade nur auf der Gyn ein paar persönliche Sachen holen, und als er ins Zimmer kam hatte er selber kaum Platz. Es war einfach zu viel für mich. Das hatte er denen an dem Tag auch gesagt (im ruhigen Ton), irgendwie hat meine Familie das in den falschen Hals bekommen und nur gemeint, sie würden sich nichts von ihm sagen lassen und sich keine Besuchstermine bei ihm abholen (er wollte lediglich klären wann wer kommt damit das nicht nochmal passiert). Seitdem sprechen meine Mutter und Tante nicht mehr mit ihm. Ich könnte noch viel mehr erzählen aber das würde den Rahmen hier sprengen. Diese Geschichte belastet mich sehr, auch heute noch, da mir mein Mann so leid tut weil er in der Hinsicht so ungerecht behandelt wird. Ich müsste auf den Tisch hauen, aber ich habe die Kraft dazu einfach nicht.

Jetzt bin ich ein bisschen abgeschweift. Ich hoffe ihr verzeiht mir

Ich liebe meinen Mann sehr, und ein Leben ohne ihn könnte ich mir garnicht mehr vorstellen.

Das wars erstmal wieder von mir.

Ganz liebe Grüsse

Eure
Anja
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  #7  
Alt 02.10.2007, 18:35
gujo gujo ist offline
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Standard AW: Was hilft den Männern?

hallo christine,
vielen dank für das kompliment, du machst mich ganz verlegen.
aber ich denke ich kann es dir zurückgeben, auch du bist eine ganz tolle frau.

liebe anja,
halte fest zu deinem mann, solche ,wie christine richtig sagt,kinderein sind da nicht am platz,da hat man genug andere sorgen.
irgendwann, nimmst du alle kraft zusammen und haust auf den tisch
daß die fronten geklärt sind.

ich habe euch alle sehr lieb eure gujo
liebe linnea,
pass auf dich auf , ich wünsche dir auch alles liebe.
gujo.
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  #8  
Alt 02.10.2007, 21:47
Michamorgenrot Michamorgenrot ist offline
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Standard AW: Was hilft den Männern?

Hallo Ihr Lieben,
In meiner kleinen nun wieder Familie lief es nach der Geburt meiner Tochter drunter und drüber, Mein Mann machte einer Interferontheapie wegen Hepatitis C, ich bekam zwei Monate nach der Geburt eine schwere Wochenbettdepression, die 4 Monate stationär auf der Mutterkindstation behandelt wurde.
Interferon, welches Menschen in den psychischen Ausnahmezustand bringen kann (bis hin zu Psychosen) in Kombination mit Schilddrüsenüberfunktion führten bei meinem Mann zu cholerischen Überreaktionen, depressiven und agressiven Verstimmungen.
Ich befand mich auch in seelischer Schieflage und hatte noch lange mit den Nachwehen meiner Erkrakung zu tun. Irgendwann war das Faß übergelaufen
und nach einem exzentrischem Rosenkrieg trennten sich unsere Wege.
Ich war nun alleinerziehende Mutter einer nun 1 1/2 jährigen Tochter und Studentin der Veterinärmedizin im ersten Semester. Und dann kam drei Monate später die Diagnose Eierstockkrebs. Und dann und das werde ich Ihm nie vergessen , stand nach all den Schlammschlachten , mein Mann vor der Krankenhaustür ja und nun ist es wirklich Liebe

Tschüß und alles Liebe
Micha
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  #9  
Alt 03.10.2007, 00:36
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Was hilft den Männern?

Liebe Anja, liebe Micha,

wie schön zu hören, daß Eure Männer ganz besonders dann zu Euch gehalten haben, als Ihr es am nötigsten brauchtet! Dabei haben sie ja beide auf je unterschiedliche Weise mit zusätzlichen Erschwernissen zu kämpfen gehabt! Sie müssen über viel innere Stärke verfügen, daß es ihnen gelungen ist, auch dieses zusätzliche "Paket" noch zu schultern, sei es die Anfeindung durch andere Familienmitglieder oder die eigene Krankheit. Wie bewältigen sie das nur?

Herzlichen Dank Euch beiden, daß Ihr von Euren Erfahrungen geschrieben habt, und auch Dir vielen Dank, liebe Gujo, für Deine guten Wünsche!

Liebe Grüße sendet Euch
Eure Linnea
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- Christine Busta -
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  #10  
Alt 03.10.2007, 10:02
romantic romantic ist offline
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Beiträge: 86
Standard AW: Was hilft den Männern?

Meine Mutter hat auch einen tollen Mann !
Klar, die beiden haben vor 2 Jahren ihre Goldene Hochzeit gefeiert, sie haben schon so viel zusammen gemeistert. Aber jetzt, in dieser Ausnahmesituation beweist er wirklich wie stark er sein kann. Er tut wirklich alles für sie. Nimmt jetzt den weiten Weg zum Krankenhaus mit Bus und Bahn auf sich, nur um für eine halbe Stunde bei ihr zu sein und sie dazu zu bewegen, etwas zu essen.

Ich bin echt stolz auf ihn und versuche ihn im "normalen" Leben zu unterstützen wo es geht. Heute werde ich ihm feiertagswegen seinen ach so geliebten Kuchen backen, auf den er schon so lange verzichtet hat, weil meine Mutter in nicht mehr machen konnte.

Auch ich habe einen tollen Mann ! Obwohl ich "nur" mit etlichen orthopädischen Operationen gequält wurde, die im Vergleich zum Krebs natürlich peanuts sind, haben wir schon harte Zeiten durchgemacht. Das schweißt zusammen ! Wir sind auch schon 11 superglückliche Jahre verheiratet und haben uns fest vorgenommen, auch die Goldene zu feiern !

Ein Hoch auf all diese tollen Männer, die alle so wunderbar zu uns sind !
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  #11  
Alt 06.10.2007, 15:06
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Was hilft den Männern?

Liebe Romantic,

es ist bestimmt ganz wichtig für Deinen Vater, daß Du Deine Mutter UND ihn so lieb unterstützt. Und wie gut, daß auch Dein Mann damit umgehen kann, daß nun so viel von Deiner Zeit und Energie in diese wertvolle Hilfe fließt.

Ich bin mir sicher, daß es viele Partner gibt, die theoretisch ebenso dazu bereit wären. Aber der praktische Umgang damit ist doch oft schwerer, als sich vorneweg erahnen läßt. Besonders der Zeitfaktor scheint mir da eine Rolle zu spielen, zumal man sich oft ganz gut für 2-3 Wochen mit einem Ausnahmezustand arrangieren kann. Aber wenn dann diese Ausnahmesituaton einfach nicht enden will und die Nachrichten aus dem Krankenhaus dauerhaft den eigenen Alltag dominieren, ist das auf jeden Fall eine harte Belastungsprobe.

Euch allen hier und Euren Männern wünsche ich alles, alles Gute!
Eure Linnea
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- Christine Busta -
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  #12  
Alt 14.10.2007, 11:39
Mosi-Bär Mosi-Bär ist offline
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Blinzeln AW: Was hilft den Männern?

Hallo Linnea,

tolles Thema, das du hier angesprochen hast und ich will nun auch etwas dazu sagen:

Ich habe auch eine so tollen Mann, der alles für mich tun würde.

Wie bei Christine war es auch bei mir: mein Mann hat mit mir gemeinsam ein Zimmer in der Klinik bezogen. Als ich im März 2006 in die Klinik kam, war ich ja zunächst auf der Inneren und dort gibt es die Möglichkeit nicht, daß der Partner mit aufs Zimmer kommt. Totale Überfüllung!

Als ich dann aber auf die Gynäkologie verlegt wurde, ist mein Mann in die Patientenverwaltung marschiert und hat gefragt und siehe da, er konnte mit mir aufs Zimmer.

Wir haben es genossen, die ganze Zeit beieinander zu sein und es hat gutgetan, daß er mir helfen konnte, nachdem ich durch die Bauchspiegelung in meiner Bewegungsfähigkeit einen Tag etwas eingeschränkt war.

Mein Mann hat sich riesige Sorgen um mich gemacht und in den ersten Tagen, als ich noch auf der Inneren lag, mußte er ja abends immer nach Hause fahren und dann kam er in die dunkle, einsame Wohnung. Nur unser Wellensittich war da. Er konnte das kaum ertragen.

Ich weiß noch genau den Moment, als wir die Diagnose erfuhren. Klar war es schlimm für mich, sie zu erfahren, aber noch schlimmer empfand ich, wie mein Mann darauf reagierte. Gesagt hat er nichts, aber ich sah, wie er fast zusammenbrach. Er sagt, das war der schlimmste Moment in seinem Leben. Und ich fand es schlimmer zu sehen, wie er litt, als selber eine solche Diagnose zu bekommen.

Als ich dann im Sommer zur OP in die Klinik mußte, hat er sich auch gleich wieder mit eingemietet. Es hat mir so gut getan, daß er da war und ihm hat es gutgetan, bei mir zu sein und nicht alleine Zuhause rumzuhängen.

Er hat mir so geholfen, mir Essen besorgt, mir die Schale gehalten, wenn ich mich übergeben mußte etc. Und ich hätte nie gedacht, daß ihm das nichts ausmachen würde. Er selber hat sich sowas vorher auch nicht vorstellen können.

Er hatte große Angst, mich zu verlieren und hatte auch Angst, ich könnte die OP nicht überstehen. Die Wochen vor der OP waren für ihn sehr schwierig, denn je näher der Termin rückte, umso mehr Angst hatte er. Auch mein Schwiegervater hatte große Angst und so haben die beiden versucht, sich gegenseitig Mut zu machen. Sie haben oft darüber geredet und dann hat mein Schwiegervater meinen Mann beruhigt. Davon habe ich erst viel später erfahren.

Auf jeden Fall bin ich froh, meinen Michael zu haben und ohne ihn hätte ich das alles nicht so gut geschafft.

Ich freue mich immer, wenn er mit unerem Trauzeugen (er hat Prostatakrebs, ist nur eine Woche vor mir operiert worden, es geht ihm gut) zum Fußball gucken inst Stadion geht. Er braucht diese Ablenkung, hat das auch gemacht, als ich noch Mitten in der Behandlung steckte und ich habe ihn dazu ermutigt.

Und sehr gut hilft es ihm, wenn wir zu irgendeiner Kirmes fahren. Das lenkt ihn total ab, dann vergißt er für ein paar Stunden alle Sorgen um mich.

Manchmal fährt er auch einfach mal zum Flughafen (wir wohnen ja ganz nah, nur eine S-Bahn-Station entfernt, kann man auch mit dem Rad hin), geht auf die Besucherterrasse, fotografiert Flugzeuge und genießt die Zeit dort. Ich finde das gut und ich sehe ja auch, wie gut ihm das tut.

Er ist auch immer bei mir, wenn wir nach den Nachsorgeuntersuchungen die Ergebnisse erfahren. Da läßt er mich nicht mehr alleine hingehen, nachdem ich nach meiner Abschlußuntersuchung so schockiert wurde. Ich bin ganz cool alleine dorthin gegangen, dachte, es ist ja alles in Ordnung und dann sagte mir der Onkologe, daß es so aussähe, als hätte ich einen Harnstau. Wow! Das hat nich umgehauen und ich wünschte mir meinen Mann herbei. Mußte dann mit dem Auto alleine nach Hause fahren und war total fertig. Seitdem kommt er immer mit und das ist auch gut so.

Ich weiß, mein Mann würde es nicht ertragen können, mich zu verlieren und das ist auch für mich ein wichtiger Grund, am Leben zu bleiben und das werde ich schaffen!

Liebe Grüße
Mosi-Bär
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  #13  
Alt 14.10.2007, 12:36
yingarna yingarna ist offline
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Beiträge: 46
Standard AW: Was hilft den Männern?

meine lieben,

ein interessanter thread, vor allem, weil hier nur frauen schreiben, deswegen will ich mal aus meiner sicht als mann dazu meine gedanken beitragen.

als die diagnose jetzt vor gut 4 jahren kam, habe ich mich so unheimlich hilflos gefühlt. ich wollte immer irgendetas tun für meinen engel. der boden wurde mir unter den füßen weggezogen bei vollem bewußtsein und ich konnte nichts machen.

jetzt sage ich, ich mit erkrankt nicht körperlich aber seelisch. wohin meine ängsten, mit meinen sorgen. die angst vor tod, vor dem sterben, vor dem leiden was meinem engel und mir vielleicht bevorsteht, meine angst vor dem alleine sein, die angst ein leben ohne meinen engel leben zu müssen...

ich bin 1,90 groß und wohl genährt, das ging damals so schnell innerhalb von tagen wie meine kraft und energie aus dem körper rausging.

die situation als ehemann als angehöriger ist anders, als wenn ich selber an krebs körperich erkrankt wäre, das ist meine überzeugung.

für mich ist es wichtig, mit gleichermaßen betroffen menschen (angehörigen) sich auszutauschen, ich bin deshalb auch hier im kk im angehörigen bereich aktiv, und habe dort viele kontakte für mich gewonnen und menschen kennengelernt, die mir sehr nah und wichtig geworden sind.

ich habe zum glück eine selbsthilfegruppe für angehörige gefunden, die therapeutisch begleitet wird. es ist gut für mich zu wissen, dass da ein profi dabei ist.

für mich war auch die erkenntnis wichtig, dass ich auch achtsam mit mir selber umgehen muss. ich habe eine kur gemacht und dich hat mir unheimlich gut getan. ich habe meinen engel gesagt, ich muss auch mal ein bier trinken können sozusagen meinen auslauf haben. das gefühl, ich kann auch was für mich tun, hilft mir ungemein. zum glück hat meine engel dafür verständnis. auch jetzt in der schwierigen zeit achte ich darauf, auch moment für mich zu haben.

es war auch mein anliegen, bei allen gesprächen mit den ärzten dabei sein, so höre ich auch aus erster hand wie des aussieht und kann auch meinem engel ein wenig helfen.

jetzt in der situation war es auch gut für uns, dass wir auch über das abschiednehmen gesprochen haben. ich möchte das gefühl haben, dass wir den gemeinsamen weg bis zum ende gehen und nichts ungeklärt zurückbleibt.

liebe grüße
und einen wunderchönen sonnigen sonntag

euer yingarna
__________________
mein engel

28 dezember 1968
04 juli 2008

versenk dich in träume

sonst wirft dich ein schlagwort um
(sie wurzeln in bäumen
Und wind ist wind)

vertrau deinem mut
wenn die meere auflodern
(und lebe der liebe
und kreisten die sterne rückwärts)

ehre das vergangene
aber freu dich der zukunft
(und vergiss den tod
beim hochzeitsfest)

was kümmert dich eine welt
voller schurken und helden
(denn gott liebt die mädchen
das morgen und die erde)

E.E. Cummings
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  #14  
Alt 14.10.2007, 18:05
Benutzerbild von Linnea
Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Was hilft den Männern?

Liebe Mosi, lieber Yingarna,

ich danke Euch ganz herzlich für Eure ausführlichen Antworten! Vor allem freue ich mich, daß Du, Yingarna, hier den ersten Beitrag aus der Partnersicht geschrieben hast. Vielleicht lassen sich davon noch weitere Männer ermutigen, zu erzählen, wie sie mit der Erkrankung ihrer Partnerin umgehen und was ihnen dabei hilft.

Daß Eure beiden Beiträge hier an einem Tag hineinander erschienen, fand ich sehr interessant. Denn einerseits erfährt man von Euch beiden, wie sehr Ihr alles rund um die Krankheit gemeinsam in Angriff genommen habt. Andererseits scheint Mosis Mann vor allem Ablenkung von der Krankheit gutzutun, während Dir, lieber Yingarna, die Auseinandersetzung damit hilft.

Ich habe bisher den Eindruck, daß es meinem Mann eher so geht wie Mosis Mann. Er hat glücklicherweise einen sehr guten Freund, mit dem er immer reden und viel unternehmen kann. Es tut ihm gut, einfach mal hier rauszukommen und die Krankheit hinter sich lassen zu können. Aber auch Du, Yingarna, schreibst ja, daß Du Deinen "Auslauf" brauchst. Das kann ich sehr gut verstehen...

Bisher habe ich in diesem Thead überall gelesen, daß die Partner ihre Frauen zu allen wichtigen Terminen begleitet haben, z.T. auch die Krankenzimmer mit ihnen geteilt haben. Bei uns hat sich das ganz anders ergeben. Allein dadurch, daß unsere Kleine noch nicht mal ganz 1 Jahr alt ist, mußte mein Mann sich viel um die Kinder kümmern. Außerdem habe ich aufgrund meiner "medizinischen Vorbildung" auch eine andere Art, Arztgespräche zu führen als er. Jedenfalls bin ich bisher überall alleine hingegangen.

Nun, da wir eine so wunderbare Familienpflegerin haben, die sich viel um die Kinder kümmert, würde sich die Möglichkeit ergeben, daß mein Mann etwa bei der Chemo dabeisein könnte. Aber ich glaube inzwischen, daß ich besser damit zurechtkomme, wenn ich meine Visualierungsübungen machen, mich konzentrieren kann und möglichst "in Ruhe gelassen" werde.

Ich denke, daß ich es meinem Mann dadurch nicht gerade leicht mache: sicherlich geht es einem besser, wenn man dem anderen aktiv helfen kann, wenn man anwesend sein kann. Ich hoffe, ich verlange nicht zuviel von ihm, wenn ich ihn bitte, mit durch gute Gedanken aus der Ferne zu helfen. Ich habe natürlich mit ihm darüber gesprochen und ihm meine Gefühle zu erklären versucht. Aber ob er dauerhaft damit zurechtkommen wird? Ich hoffe es natürlich!

Seid alle ganz herzlich gegrüßt von
Eurer Linnea
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- Christine Busta -
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  #15  
Alt 14.10.2007, 20:14
Mosi-Bär Mosi-Bär ist offline
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Blinzeln AW: Was hilft den Männern?

Hallo Linnea,

ich glaube nicht, daß mein Mann mit meiner Krankheit und der Bewältigung so viel anders umgeht als Yingarna.

Er will sich auch immer damit befassen und auseinandersetzen, allerdings muß ich dazu sagen, daß mein Mann, was Medizin und Biologie angeht, ziemlich ahnungslos ist. Er kennt sich nichtmal mit seinem eigenen Körper so richtig gut aus und nimmt vieles als einfach gegeben hin.

Ich hingegen interessiere mich sehr für Medizin (auch Biologie), hätte vielleicht irgendeinen Beruf mit diesem Thema ergreifen sollen.

Na ja, jedenfalls erzähle ich ihm immer, was ich hier im Forum oder auch im Fernsehen oder der Zeitung erfahre. Er kann sich vieles aber auch nicht gut merken.

Wir reden sehr viel über meine Krankheit, auch jetzt noch, obwohl ich seit einem Jahr ohne Befund bin und mich immer besser fühle. Er macht sich Sorgen, daß mich Dinge, die hier im Forum passieren, zu sehr belasten könnten, wenn ich von Rezidiven und so lese und ihm davon erzähle.

Ich habe ihm gesagt, daß ich mich damit auseinandersetzen muß. Es gehört einfach zu dieser Krankheit dazu. Das ist ihm allerdings auch klar.

Na ja, auf jeden Fall bin ich froh, daß ich ihn habe und du kannst froh sein, auch einen tollen Mann zu haben und Yingarna ist für seinen Engel auch ein Engel.

Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntagabend.

Liebe Grüße
Mosi-Bär
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