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  #1  
Alt 02.09.2010, 13:49
Markus1974 Markus1974 ist offline
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Registriert seit: 02.09.2010
Beiträge: 8
Standard Stimmreha nach Teilresektion

Hallo an alle Tapferen,

da ich mich erst jetzt zu einer Anmeldung im Forum entschliessen konnte, erlaube ich mir mich auf diesem Weg kurz und knapp vorzustellen um dann auf den Titel einzugehen.
Mein Name ist Markus, ich bin 36 Jahre alt und wurde vor ca. 4 Monaten in Bonn operiert. Diagnose war ein Ca T2 linkes Stimmband bis hinüber rechtes Stimmband, Taschenfalten nicht betroffen und Gott lob keine Metastasen und kein Lymphknotenbefall. OP Methode: frontlaterale Teilresektion aufgrund schlechter Einstellbarkeit mit dem Laser. Es steht mir jetzt noch ein etwa 1cm langer Rest der hinteren Komissur des rechten Stimmbandes zur Verfügung. Damit kann ich Lachen (andere Lachen auch nicht schöner, ein Robbenbaby simulieren oder einen bremsenden Zug imitieren) Ansonsten erfolgt die Phonation auf Taschenfaltenebene. Da ich bis dato mit einem dunkelblauen Auge davon gekommen bin und mit der jetzigen Situation offensiv umgehe, fällt mir vieles im Alltag eigentlich leicht.
Ich habe, leider erst nach der Diagnose Krebs, das Rauchen vollständig eingestellt, bis jetzt 8 Kg zugenommen und treibe 3x pro Woche Ausdauersport (je 10Km Laufen+90 Minuten Hallenfussball).
Nachdem ich 3 Monate bei einer unfähigen Sprachtherapeutin verbracht (verschwendet) habe, bin ich nunmehr an die benötigte Kompetenz geraten und beobachte, wenn auch sehr kleine, Fortschritte.
Zusätzlich lasse ich mich 3x wöchentlich osteophatisch behandeln und beobachte auch hier eine Wirksamkeit sowie ein gesteigertes Wohlbefinden.
Ich möchte nicht unzufrieden und unverschämt sein, aber leider pendel ich derzeit, aufgrund der verschieden gemachten Aussagen seitens meines HNO, dem OP Arzt, der Logopädin sowie der Phoniatrie, zwischen motiviert bis in die Haarspitzen und zeitweise depressiv. Hinzu kommt, daß die Mitmenschen immer wieder, vielleicht auch gerade weil es in meinem Alter eher unüblich ist, mit so dummen Sprüchen aufwarten wie: Da hat aber einer gesoffen oder hat Köln wieder verloren oder der Härtefall: Hr....... Sie hören sich am Telefon aber scheisse an, wie ein Roboter....
Habe mich im Netz durch viele Berichte und Buchauszüge sowie Studien gelesen, doch so langsam verliere ich ein wenig die Geduld und ich hätte eigentlich gerne Klartext. Durch die Taschenfalten klingt die Stimme natürlich sehr tief, ist jedoch mittlerweile belastbar und stabil. Lautstärke ist ausreichend und ich habe auch kein Interesse daran jemanden anzuschreien. Mein größter Wunsch wäre etwas mehr Lebendigkeit im Stimmklang, da ich auch gerne wieder in meinen Beruf als Verkäufer zurückkehren will. Alle um mich herum machen einen guten Job, ich beherzige Heimübungen und vermeide Verkrampfungen und schlechte Körperhaltung. 80% der Beteiligten gehen von einer weiteren Verbesserung des Stimmklangs innerhalb der nächsten 6-8 Monate aus, mein HNO sagt jedoch immer: Das wird nix mehr
Gibt es denn jemanden der nach einer ähnlichen OP einen annähernd natürlichen Stimmklang erreichen konnte oder kann ich diese Illusion "abhaken" und mich einfach darauf besinnen jeden Tag so intensiv wie möglich zu geniessen?
Bin kein Freund von Operationen aber möchte natürlich nichts unversucht lassen...: Besteht die Möglichkeit den vorhandenen Stimmbandrest schrittweise zu "strecken" und ggfs. zu unterspritzen (Collagen) um später mit einem Band gegen Taschenfalte zu phonieren?
Sorry für den langen und teilweise verschachtelten Text und Danke für jede Antwort!
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  #2  
Alt 02.09.2010, 14:43
vis_a_vis vis_a_vis ist offline
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Beiträge: 37
Standard AW: Stimmreha nach Teilresektion

Hallo Markus, zu dieser Problematik kann ich dir leider keine Infos geben. Ich selbst hatte vor 12 Jahren einen Parotistumor (Azinuszellkarzinom) links. Bei der ersten OP wurde der Gesichtsnerv präpariert und die Parotis entfernt. Da sich der Befund als bösartig herausstellte kam eine Woche darauf eine Nachresektion auf mich zu. Dabei wurde der Gesichtsnerv (Fazialis) entfernt und noch tiefer "ausgeräumt". Mit einem Suralisinterponat, einem Nerven aus der Wade, wurde der Gesichtsnerv ersetzt. Die Folgen bestanden darin, dass ich links im Gesicht quasi gelähmt war und mein "Problem" wie du zur Schau tragen musste. Der Mundschluss funktionierte nicht mehr, man sabberte beim Essen, die Tasse passte nicht an den Mund, das linke Auge ging nicht zu schließen, Kauschweiß beim Essen und und und...
Dann hatte ich eine Reha in St. Wendel. Vorher hab ich schon tüchtig selbst geübt mit dem Spiegel vorm Gesicht. Die ersten Tage wollte ich mich gar nicht anschauen. Doch der Mut, mich der Situation zu stellen kam dann doch recht bald. Ich ging so wie ich war mit meiner Familie auch sonntags mal ins Restaurant, zog zwar unschöne Blicke auf mich, aber stellte mich dem und vergroch mich nicht. Zurückziehen wollte ich mich nicht. Als Außendienstmitarbeiter in der Versicherungsbranche musste ich mich dann wieder meinen Kunden und auch wildfremden Leuten zeigen. Da war nicht immer leicht.
Meine Botschaft an dich soll nur sein: Hab den Mut dich zu zeigen, zu sprechen, auch wenn du nun zu denen gehörst, die "anders" sind. Resigniere nicht.

Über die Jahre hat sich bei mir vieles verbessert und ich kann, abgesehen von den sichtbaren Dingen, rezidivfrei mit der nun gewesenen Krankheit umgehen.

LG vis_a_vis
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  #3  
Alt 02.09.2010, 22:06
Benutzerbild von wolfgang46
wolfgang46 wolfgang46 ist offline
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Beiträge: 1.231
Standard AW: Stimmreha nach Teilresektion

Hallo Markus,

vor 10 Jahren habe ich mit einer gleichen OP mein linkes Stimmband (ganz) eingebüßt. Meine Taschenfalten konnten nicht aktiviert werden, weil sie durch Narbengewebe unelastisch sind.
Bei mir wollte ein netter Arzt durch Collagen oder Silikon ein neues Stimmband "schnitzen". Ich habe mich damals bewußt dagegen entschieden, denn durch das neue "Teil" würde der freie Luftweg nur noch halb so groß sein, wie ursprünglich.
Außerdem ist bei jeder Operation mit Risiken und Nebenwirkungen zu rechnen.

Ich flüstere mich so durchs Leben und ich lebe sehr gut damit.

Du findest die Sprüche aus Deiner Umwelt nicht gut - ok. Du mußt Dich aber damit abfinden, denn es wird immer mal wieder ein dummer Spruch kommen, dann mußt Du eben kontern.
Du kannst doch ganz locker sagen: "Nö, nix Bier oder Fußball, war doch nur Krebs".
Wenn Du so reagierst, wirst Du merken, dass die andern dann ganz bedrüppelt aus der Wäsche schauen und versuchen sich irgendwie aus dieser Situation herauszuwinden.

Mein Fazit: Ich würde nicht operieren lassen, denn Du hast wie Du schreibst eine deutliche Taschenfaltenstimme. Was willst Du mehr.


Jetzt noch ein Tipp: Du solltest noch eine oder mehrere andere Meinungen einholen.
Du findest unter www.kehlkopfoperiert-bv.de Adressenvon Ansprechpartnern in Deiner Nähe. Insbesondere gibt es dort ein "Netzwerk Teiloperierte".
Dort bist Du gut aufgehoben.

Wenn Du weitere Fragen hast, scheue Dich nicht, hier weitere Fragen zu stellen.

Ich wünsche Dir alles Gute
Wolfgang

PS. In welcher Branche hast Du verkauft?
__________________
Die im Krebs-Kompass von mir verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine Zustimmung nicht verwendet oder veröffentlicht werden. Das gilt auch für Auszüge aus meinen Texten.
Hilfe für Kehlkopfoperierte gibt es auch unter: Bundesverband der Kehlkopflosen und Kehlkopfoperierten e. V.
www.kehlkopfoperiert-bv.de
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  #4  
Alt 03.09.2010, 09:00
Markus1974 Markus1974 ist offline
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Registriert seit: 02.09.2010
Beiträge: 8
Standard AW: Stimmreha nach Teilresektion

Hallo Wolfgang,

danke für Deine schnelle Antwort.
Über Risiken eines oder mehrerer Eingriffe habe ich auch schon, ohne die Risiken genau zu kennen, nachgedacht und ich denke ich würde das auch nach dem Motto: So soll es sein, so kann es bleiben" lassen.
Da ich immer sehr lebenslustig bin und auch ein wenig "Clownhaft" daher komme, habe ich solche Sprüche auch schon wie vorgeschlagen gekontert, jedoch hat mir das dann erstmal keiner abgenommen.
In meinem Hauptjob verkaufe ich national sowie international Luxusartikel der Tuningbranche am Telefon (Kunde ruft an) oder per E-Mail. Daneben schreibe ich Pressemitteilungen, pflege 4 Webseiten, nehme zur Qualitätskontrolle Waren an, ziehe, wenn nötig, auch schonmal einen Satz Reifen auf oder führe eine Montage am Fahrzeug durch. Also breit und abwechslungsreich, jedoch war ich immer eine "Labertasche" und konnte dem Kunden ein I für ein U verkaufen.
Mein Problem ist wahrscheinlich die eigene Wahrnehmung der neuen Stimme und die Tatsache, daß ich die Tonhöhe und Artikulation bis dato nicht bewusst beeinflussen kann und mir dadurch die Sicherheit und das Selbstvertrauen im Verkaufs- und/oder Beratungsgespräch fehlt.
Jetzt kommt der 2. Job:
Nebenberuflich als Discjockey tätig. Habe zwar schon immer lieber Mucke gemacht, anstatt die Leute voll zu quatschen, aus Erfahrung jedoch fördern gewisse Momente mit Moderation die Partylaune der Gäste und bringen die gewünschten "Schübe" (neben Alkohol). Trotzdem mache ich weiterhin Musik, weil mich das entspannt und mir immer noch Spaß macht. Das Mikro lass ich aber immer noch lieber liegen...
Alternativ habe ich mir aber auch schon überlegt in Zukunft vielleicht einen ganz anderen Werdegang einzuschlagen z.B. als Synchronsprecher... So eine Stimme habe ich bis jetzt nur bei "Saw" gehört...
Ein Ende kann schliesslich ein neuer Anfang sein und gut ist, daß ich endlich weg vom Nikotin bin (ca.50 am Tag). Hätte es sonst nie geschafft aufzuhören und wer weiß welch schlimmes Unheil mich dann ein paar Jahre später hätte heimgesucht?
Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende!
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  #5  
Alt 03.09.2010, 09:19
Hella Hella ist offline
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Beiträge: 40
Standard AW: Stimmreha nach Teilresektion

hallo markus,

auch ich habe ähnliches wie du durchgestanden. Bei mir wurde vor 5 Jahren die Hälfte des Kehlkopfes entfernt und damit das komplette linke Stimmband.

Meine Krankenkasse wollte mich dann unbedingt wieder als zahlendes Mitglied sehen und so trat ich dann nach einem Jahr Krankheit meine Arbeitsstelle wieder an und wurde prompt dorthin versetzt, wo ich Publikumsverkehr hatte. Viele meiner Kollegen kamen nur um zu hören, was für ein "Stimmchen" ich hatte. Und dann täglich die tollen Sprüche oder Ratschläge oder gar auch Vorwürfe, daß man ja an dieser Krankheit selbst schuld sei wegen dem Rauchen. Es war keine schöne Zeit. Ein paar Wochen später hatte ich Metastasen in den Halslymphknoten. Nach OP, Bestrahlung und Chemo setzte ich dann meine Erwerbsminderungsrente durch.

Doch mit meiner "Mini-Stimme" konnte ich mich kaum abfinden. Die Taschenfaltenstimme funktionierte bei mir nicht. So kam ich dann vor ca. einem Jahr an eine Phoniaterin und im Mai wurde dann das Narbengewebe unterspritzt. Gebracht hat es so gut wie nichts. Die Stimme ist wie nach wie vor immer noch sehr, sehr leise. Ich kann mich nur in sehr ruhiger Umgebung unterhalten. Und so stehe ich jetzt vor der Entscheidung, ob ich nochmals unterspritzen lassen soll, wie die Phoniaterin vorschlägt. Mein HNO meint allerdings, ich solls sein lassen.

Ich glaube, es ist wie Visavis schreibt, man muß den Mut aufbringen, sich den Mitmenschen zu zeigen bzw. mit ihnen zu sprechen, auch wenn manche meinen, sie müßten einen klein reden bzw übertönen.

Weiterhin alles Gute!

Hella
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  #6  
Alt 14.09.2010, 17:50
BRES2007 BRES2007 ist offline
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Registriert seit: 14.09.2010
Beiträge: 3
Standard AW: Stimmreha nach Teilresektion

Hallo, guten Tag.

Wo wohnen Sie? Ich könnte Ihnen eine sehr kompetente Phoniaterin in Hannover empfehlen.

Viele Grüße
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