Spermaqualität nach Therapie besser?

[Julie10]

Hallo ihr lieben

Letztes Jahr um diese Zeit fing unser Alptraum an. Erst wurde bei meinem Mann eine nahezu völlige unfruchtbarkeit festgestellt, minimale Chancen auf eine natürliche Befruchtung.
Kurz darauf wurde ein Hodentumor entdeckt der die Lymphknoten im Bauchraum schon befallen hat. Der tumor war bösartig und der Rechte Hoden wurde entfernt.die linke Seite war gesund. Nach 3 Zyklen chemo geht es meinem Mann nun wieder gut und er steht wieder voll im leben.

Nun verhüten wir nicht - er ist ja unfruchtbar.
Jetzt bin ich seit 4 Tagen überfällig (habe einen mehr als zuverlässigen Zyklus!). Eigentlich kann ich ja unmöglich schwanger sein...

Hat denn schonmal jemand von euch gehört, dass die spermienqualität tumorbedingt schlecht ist, und nach der Entfernung und trotz chemo sogar wieder besser wurde?

Vielen dank schon mal fürs lesen!
Ich weiss, Gewissheit gibt mir ein Test. Aber ich hab bisschen schiss
Liebe Grüße

[Ilmarinen]

Hallo Julie,

Mach Dir nicht so viele Sorgen, das brauchst Du glücklicherweise nicht. Ich habe mich ausführlich mit dem Thema beschäftigt - und man hat einfach nur weniger, nicht "schlechtere" Spermien. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit, Kinder zu bekommen, leider kleiner. Also, falls es sich bewahrheitet: Herzlichen Glückwunsch!

Alles Gute für Euch

Ilmarinen

[Julie10]

Hallo!

Vielen dank für deine Antwort!
Das erste Spermiogramm meines Mannes fiel -ca 6 Wochen vor der Krebsdiagnose- so schlecht aus, der Urologe sagte dass er eine sehr geringe Anzahl an gut beweglichen Spermien hat. Damals wurde ihm ein "Sternenhimmelhoden" diagnostiziert (6 Wochen später war's ein mehr als Walnuss-grosser Tumor, Wahnsinn wie schnell die Dinger wachsen).wir haben vor der OP und Chemo Sperma einfrieren lassen weil wir in 2-3 Jahren ein Baby möchten. Jetzt wäre der denkbar schlechteste Zeitpunkt.

Ausserdem ist es doch so, dass geraten wird bis 2 Jahre nach der chemo kein Kind zu zeugen?!

Also ist es eher unwahrscheinlich, dass ich schwanger sein könnte?!
Mein Mann hat demnächst wieder eine Kontrolluntersuchung beim urologe. da soll er gleich noch ein Spermiogramm machen damit wir wissen wo wir dran sind. Hab natürlich eben das Internet durchforstet und ein paar beiträge gefunden wo die Spermaqualität nach Entfernung des Tumors wieder deutlich gestiegen ist.
Tut mir leid, ist etwas wirr geschrieben.

[Julie10]

Das hat doch nix mit auf den Kopf stellen lassen zu tun. Natürlich ist Test für mich einfacher und da kommen wir auch nicht drum rum. Aber es geht ja auch um die nächsten zwei Jahre und ich wüsste schon gerne ob wir verhüten müssen oder nicht.
Versteh dein Problem daran nicht, mein Mann sieht es genauso und will nochmal eins machen lassen um halt zu wissen ob er kann oder nicht. Weil allein dieses unfruchtbar sein ziemlich an seinem Selbstbewusstsein genagt hat... Also, wo liegt das Verständnisproblem??

[Dirk1973]

Vermutlich weil Eure Gedankengänge etwas unkonventionell anmuten.

Aus eigener Erfahrung nach ebenfalls drei Zyklen PEB kann ich dazu nur Folgendes schreiben:
wenn Ihr wißt, dass innerhalb der ersten zwei Jahre die Gefahr von missgebildeten Kindern signifikant erhöht ist, warum tut Ihr nichts dafür, dieses Risiko zu vermeiden / verhüten?

Die Produktion von Sperma fährt nach Chemoende langsam wieder an. Und ganz sicher sind da auch Spermien bei, die ihr "Ziel" erreichen und eine Schwangerschaft einläuten können. Nur: ob diese Spermien auch gesund sind, kann in diesen zwei Jahren niemand garantieren. Zwei Jahre nach Chemoende ist das Risiko von Mißbildungen deutlich geringer.

Mir wurde von meinem Urologen nach Spermiogramm (was übrigens eben deswegen auch erst nach zwei jahren gemacht wurde) nahegelegt, besser fünf Jahre zu warten. Erst dann sei die Spermienqualität mit der eines gesunden Mannes vergleichbar. Und daher wird ganz klar mit Lümmeltüten verhütet.

Also: schleppt Euch nicht zu unnötigen Spermiogrammen, macht jetzt einen Schwangerschaftstest und verwendet zukünftig Kondome, wenn Ihr es doch jetzt eh noch nicht "probieren" solltet. Wartet die zwei Jahre ab und schaut dann nochmal. Denn: jedes noch nicht optimale Spermiogramm reißt Deinen Mann vielleicht auch weiter runter. Den Streß (oder gar die Entscheidung treffen zu müssen, eine vermutliche mißgebildete Schwangerschaft zu abzubrechen oder fortzuführen) könnt Ihr Euch selber ersparen.

[Julie10]

Wir verhüten nicht, weil uns in der KiWu-Klinik, in der das zweite Spermiogramm gemacht wurde, gesagt wurde, dass eine natürliche Befruchtung ausgeschlossen ist und das wir mit nahezu 100%iger Sicherheit ohne ICSI nie ein Kind haben werden. Und im KH sagte uns der behandelnde Arzt, dass die Qualität nach der PEB noch schlechter sei, Verhütung wäre bei seiner Qualität schon vor der Erkrankung überflüssig!

[Dirk1973]

Derartige Aussagen halte ich für sehr gewagt vor allem in Hinblick darauf, dass zumindest der betroffene Hoden keine Spermien mehr produziert. Vielleicht hat dies das erste Spermiogramm falsch negativ erscheinen lassen.

Letztlich drehen wir uns hier im Kreis: mach einen Schwangerschaftstest und Ihr wißt Bescheid.

[Julie10]

Naja das erste Spermiogramm wurde schon gemacht bevor er den Tumor hatte. Die Diagnose Sternenhimmelhoden war damals ausschlaggebend für das erste Spermiogramm. Da bekamen wir schon das mit der Verhütung gesagt. Dann kam die Krankheit und Therapie, und das mit dem nicht verhüten müssen wurde uns vom Arzt nochmals bestätigt. Nun, es nutzt ja jetzt alles nix, morgen früh machen wir nen Test und dann sehn wir weiter.

[Ilmarinen]

Hallo nachmal,

ich habe extra mit unterschiedlichen Ärzten dazu gesprochen - und habe nur die Antwort bekommen, man solle "vorsichtshalber" 2 (5) Jahre warten. Aber eine Studie, die mit Hodenkrebspatienten mit Chemo (z. B. PEB) durchgeführt wurde, und die höhere Mißbildungsraten z. B. zwei Jahre danach nachwies, konnte mir keiner nennen. Ist ja auch sehr schwierig, Teilnehmer für eine solche Studie zu gewinnen.

Dirk, wenn Du eine Studie hierzu kennst, die unsere Fälle betrifft, freue ich mich über einen Link. Kenne wie gesagt nur die Messungen zu weniger oder weniger beweglichen Spermien. Auch eine schwedische Studie mit unterschiedlichen Krebsarten und Chemos und Geschlechtern, die nur einen Unterschied von 3,4 zu 3,7 % fand - und das ist nicht wirklich signifikant. Ansonsten habe ich für mich die Überzeugung gewonnen, dass die Natur schon vieles richtig macht - und wenn es dann halt passiert, wird es schon gut gehen.

Alles Gute!

Ilmarinen

[Dirk1973]

Hallo Ilmarinen,

sorry, ich habe selber wie ein Dödel gesucht und nichts gefunden. An der Stelle habe ich mich "nur" auf meinen Arzt verlassen und so warten meine Frau und ich halt noch.....

[Julie10]

Also, erstmal: ich bin nicht schwanger. :-)

Wir haben nun beschlossen erstmal zu verhüten und bei der nächsten Nachsorge wird mein Mann den Urologe nochmal ansprechen.

Und wenn wir nächstes Jahr ein Baby möchten müssen wir es eh über die Kinderwunschklinik machen...Wie dann das zukünftige Verhüten - oder eben nicht - aussieht, sehen wir danach. Bis dahin vergeht ja noch einige Zeit...