Tod-müde?

Hallo Birgit,carwoman und alle Mitfühlenden,
Mein Mann konnte noch nicht mit der chemotherapie beginnen, sein Zustand hat sich in der letzten Woche so verschlechtert, dass ihm der Arzt abgeraten hat, jetzt mit der Chemotherapie zu beginnen. Er soll erst wieder mehr zu Kräften kommen und dazu soll der Port gelegt werden. Aber wir haben frühestens Mitte nächster Woche einen Termin dafür und dann braucht es ja auch noch ein paar Tage, bis der Port benutzbar ist. Er wird jeden Tag schwächer. Donnerstag ist er noch Auto gefahren, Freitag war das gar nicht mehr möglich, heute war er ca. eine Stunde wach, war kurz spazieren, was ihm gut tat und seit dem schläft er wieder. Er isst sehr wenig und trinkt noch weniger, ist kaum ansprechbar und hat Probleme mit der Motorik. Er ist ganz verlangsamt und kann sich an Dinge von gestern kaum mehr erinnern. Heute wußte er nicht mehr, was die Steuererklärung ist. Er möchte nicht ins Krankenhaus. Ist das Fatigue? Ist er einfach tod-müde? Was denkt ihr?
ratlose Marion

Hallo Marion,
man kann davon ausgehen, dass es Fatigue ist, aber was bekommt er denn schon für Medikamente? Hochkal.Zusatznahrung, Mistel, usw.? Vor allem wann war denn die Diagnose und wo sitzt der Krebs denn überall? Hast Du denn schon einmal in einem Thread geschrieben, oder bin ich blind? Ich finde aber, es wäre viel besser ihn davon zu überzeugen in die Klinik zu gehen, denn die haben die richtigen Infusionen die ihn dann wieder kräftigen. Denn ich vermute er hat grosse Mangelerscheinungen..erbricht er denn vielleicht sehr viel? Sorry, wenn ich Dich mit Fragen überhäufe, aber bei dieser Krankheit ist so vieles möglich.
Wenn ein Port gelegt wird ist das schon eine bequemere Weise die Chemo zu verabreichen, aber die erste Chemo kann auch durch die Armvene gegeben werden. Meine Mom hat die ersten 2 Chemos auch so bekommen, bis die Portnarbe verheilt war. Also muss man nicht warten bis der Port gelegt wird. Wichtig ist erst mal, dass er zu Kräften kommt, er braucht Infusionen, und ich befürchte fast, dass ihr das zuhause nicht alleine schafft. Bringt ihn in eine Klinik, versucht ihm das klarzumachen oder sprecht mit eurem Arzt darüber!
Viel Kraft für Dich und Deinen Mann
LG Gabi

Liebe Gabi,
Der Tumor sitzt am Kopf des Pankreas und wurde Ende November diagnostiziert. Da mein Mann auch noch eine Leberzirrhose und sich mehrere Umgehungsblutkreisläufe um den magen gebildet hatten, hieß es der tumor wäre inoperabel. In München haben wir dann einen - auch in Gefäßchirurgie erfahrenen chirurgen gefunden, der meinen Mann operieren wollte. Da waren wir Anfang Januar zur OP, aber sie haben ihn aufgemacht und gleich wieder zu, weil der Tumor in die Darmwurzel eingedrungen war und auch das große Blutgefäß davon beeinträchtigt ist. Von der OP hat er sich dennoch gut wieder erholt. In München haben sie empfohlen, dass er eine kombinierte strahlen/Chemotherapie machen soll, zunächst mal stationär, aber er möchte nicht (gleiche) wieder ins Krankenhaus. Seine Hausärztin hat ihm eine ambulante Chemotherapie nahegelegt, das fand er gut, der Naturheilarzt hat ihm versucht, die Chemo vehement auszureden und sein Weltbild wohl völlig durcheinander gebracht. Er nimmt im Moment Nexium, um, den Magen vor weiteren Blutungen zu schützen, Furosemid und Spirolactum, wegen der Aszitis. Seit Mitte Januar Durogesic Pflaster. Dann noch Vitamine, zusätzlich Vitamin B wegen der Gefahr der Encephalopathie und Selen. Wir haben hochkalorische Getränke und Pulver, was man an alles dranmachen kann. Aber wahrscheinlich reicht es nicht. Erbrechen und Übelkeit hat er gar nicht. Er sagt, er kriegt einfach nicht mehr rein und ins krankenhaus möchte er nicht. Aber vielleicht hast du recht und wir schaffen es zu Hause nicht. Morgen kommt die Hausärztin zu uns, vielleicht kann sie ihn überzeugen.
Marion

Hallo Marion,
habe gar nicht gewusst (gelesen) dass Dein Mann eigentlich schon bestens versorgt ist. Leider hemmt natürlich alles andere an Begleitererkrankungen die Behandlung. Tja, das mit der Chemo........da gehen die Meinungen sehr stark auseinander und mir ist natürlich klar, dass ein "Natur"heilarzt mit seiner Meinung alles durcheinander bringt. (wobei ich sagen muss, ohne denen gehts auch nicht!)Ich weiss nur eins, meine Mom wäre sofort gestorben, wenn sie nicht die Chemo gemacht hätte. Dadurch hatten wir noch sehr schöne Monate. Sicherlich ist das eine der aggressivsten Krebsarten und die Ärzte geben "laut Statistik" keine Chance, aber es gibt auch welche, die es schaffen können! Bin befreundet mit einem Onkologen der privat auch eine etwas andere Meinung hat. Man sollte nichts unversucht lassen.! Ich hoffe, Dein Mann überlegt es sich nochmal mit der Einweisung, meiner Mom ging nach solchen Infusionen jedesmal mit einen viel besseren Allgemeinzustand wieder nach hause. Die Chemo hat sie natürlich auch immer ambulant gemacht. Gut finde ich schon mal, dass er nicht erbrechen muss.....
Alles Gute
Gabi

Hallo Marion

Es gibt bei BSDK Krankheitsverläufe, die extrem schnell und rapide sind. Aber so wie Du den Zustand Deines Mannes beschreibst, tippe ich momentan auf starkes Flüssigkeitsdefizit. Ohne Essen kann man eine ganze Weile existieren, aber zu wenig Flüssigkeit führt ganz schnell zu heftigen Problemen. Daher könnte die Desorientiertheit und Müdigkeit Deines Mannes kommen. Versucht es mit Infusionen, u.U. geht es ihm dann wieder schnell besser.

Chemo ist momentan vermutlich unabhängig von Port oder Vene nicht möglich wegen des schlechten Allgemeinzustandes - bitte den Onkologen, Dir die Wahrheit zu sagen, also ob er den Chemobeginn verschiebt oder quasi wegen bereits erkennbarer Chancenlosigkeit gecancelled hat. Wenn Chemo möglich ist, dann soll er sie machen. Es ist eine Chance, den Krebs aufzuhalten, mehr nicht, aber auch nicht weniger. So viele andere Chancen hat Dein Mann momentan nicht.

Ich wünsche Dir viel Kraft
Ingrid