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  #1156  
Alt 14.11.2008, 00:55
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,


Liebe Margit,
ein wunderschönes Gedicht!
Und auch für Dich:

Herzliche Grüße
Mapa
  #1157  
Alt 14.11.2008, 19:32
Quirin Quirin ist offline
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Beitrag AW: Neu und Angstbeladen

Zu dem Thema "Pfarrer" kann ich auch etwas Beitragen.
1993 starb meine damalige Frau an Krebs. Der Pfarrer
hat weder sie im Kh besucht noch bei mir angefragt,wie ich zurecht komme. Obwohl wir in der Gemeinde bekannt waren.
Nach dem Tod meiner Frau teilte er mir mit,er konnte sie
leider nicht besuchen,da er in Urlaubsvorbereitungen steckte.
Ich bin natürlich sofort aus der Kirche ausgetreten,da ich mit der Kirchensteuer etwas besseres zu tun weiß,als
eine Institution zu unterstützen,die keinen Gegenwert bietet.
Liebe Grüße
Jobst
  #1158  
Alt 14.11.2008, 20:04
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Beiträge: 1.806
Standard AW: Neu und Angstbeladen

Hallo liebe Lissi,

zum Thema Kirche bzw. Pfarrer/Pater/Geistliche möchte ich auch noch was sagen.

Ich nehme jetzt einfach mal das Beispiel von Ärzten. Ärzte genießen ja auch immer eine bestimmte Achtung. Nicht umsonst spricht/sprach man im Volksmund von den Halbgöttern in weiß. Und das ganz sicher zu Recht. Wir alle haben unsere Erfahrungen mit ihnen gemacht. Mit einigen Ärzten sehr gute Erfahrungen, mit anderen eher schlechte. Schlussendlich sind es alle Menschen, die zwar über ein bestimmtes Basiswissen verfügen, sich evtl. spezialisieren, viel vermögen, aber so richtig aus macht einen guten Arzt doch erst sein "Menschlichsein".

Die gleiche Erfahrung habe ich mit der Kirche gemacht. Es sind zwar Pastoren/Pfarrer/Geistliche mit Theologiewissen, aber es sind in allererster Linie Menschen, die immer von dem was sie erlebt haben, wie sie erzogen wurden, was sie sind und wie sie wurden, geprägt sind.

Ich persönlich kann mit unserem Pater ganz offen reden. Unverblümt, durchaus kritisch, menschlich eben. Ich kann sagen...das ist doch Schxxx, wenn mir danach ist, und er schlägt nicht gleich ein Kreuzzeichen vor Entsetzen . Wenn Du die Wortwahl des Geistlichen der an Dich herangetreten ist, deplaziert und falsch gewählt fandest, so würde ich das sagen. Ich würde meinen Kummer formulieren, meine Verletztheit äußern und sagen, dass ich gerade jetzt erst in der Lage bin überhaupt zu begreifen, was da passiert ist. Verlust...was ist denn Verlust? Das langsame Einsetzen des Begreifens, dass etwas unwiederbringlich verloren scheint. Und gerade das weiß der Kirchenmann an und für sich. Und es gehört zu seinen Aufgaben, seine Perspektive zu vermitteln. Mir, mir ganz persönlich hilft es, die Sicht der Kirche nähergebracht bekommen zu haben. Das ist nicht jedermanns Weg und das verstehe ich absolut. Aber es wäre ein Schritt der Trauerverarbeitung, den man aktiv aufgreifen könnte. Ich würde mir für Dich jemanden wünschen, der Dir einfach auch menschlich symphatisch ist, und bei dem Du Dich verstanden fühlst. Das wäre schön !

Und Lissi, mach Dir keinen Kopf darüber, ob Du zu empfindsam bist zur Zeit. Du bist nicht zu empfindsam. Du bist einfach sehr menschlich - eben das, wovon sich viele Menschen eine dicke Scheibe abschneiden sollten.

Liebe Grüße

Annika
  #1159  
Alt 14.11.2008, 21:28
Benutzerbild von Blume68
Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Okay, nachdem ich u.a. Annikas und Loreleys Beiträge gelesen habe, möchte ich noch ein paar Gedanken loswerden. Einfach nochmal zu den Pfarrern und Pastoren. Ich hoffe, liebe Lissi, du entschuldigst mein vielleicht etwas längeres "Laut-Denken" hier bei dir...

Der Herr Pfarrer (dessen Reaktion, so gewesen wie von Lissi berichtet - sprich: ohne viel Verständnis dafür, daß sie NOCH nicht darüber reden konnte und wollte - in meinen Augen "etwas unprofessionell" war) hat ja nicht gesagt, die Trauerzeit wäre jetzt genug oder vorbei oder müsste abgeklungen sein. Er hat gesagt, er besuche nach 6-8 Wochen die Angehörigen von Verstorbenen, "dann wäre der ERSTE Schmerz vorüber und man könnte vielleicht über dies und jenes sprechen".
Nun - ich würde den "ersten Schmerz" als eine Art "Schockzeit" bezeichnen. Und da steht einem Angehörigen wohl nicht unbedingt danach, mit jemandem, der, wie du, Lissi, sagtest, bisher noch KEINEN Kontakt zu "seinem Schäfchen" hatte (Schäfchen=meine Worte) über den eigenen Schmerz zu sprechen.
(Jemandem, den man kennt und dem man vertraut, vertraut man sich eher an, gewisse andere seelische Unterstützung holt man sich bewusst und selbst gewählt, wenn, in solch einer Zeit.)

Er mag seine Erfahrungen haben, daß sich (manche) Menschen nach den ersten Wochen über ein Gesprächsangebot freuen, daß es ihnen gut tut. Und an seinen Worten ist an sich nichts verwerfliches.

Aber: wann bei wem die "erste Trauerzeit vorüber" ist, ist ja nun völlig verschieden - da muß er eben hinterfragen!

Was mich am meisten störte, war, daß scheinbar (und da kann ich nur nach Lissis Beschreibung gehen) von ihm wenig Verständnis kam dafür, daß du, Lissi, zu diesem Zeitpunkt aber NICHT darüber reden wolltest - weil z.B. bei dir die Trauer erst richtig aufkommt jetzt. (kann ich gut nachvollziehen!)

Darum schrieb ich: "Wie ein Psychologe mit Fernstudium-Erfahrung!", und hätte mir eine Art Weiterbildungsmöglichkeit auch für diese Berufsgruppe gewünscht.

Wenn solch ein (Gesprächs-)Angebot kommt, von einem, der mit solch einer Situation Erfahrung haben MÜSSTE, dann erwarte ich da einfach mehr Einfühlungsvermögen, es sei denn, es ist ein Neuling. Gerade wenn man mit einem Mitglied seiner Gemeinde noch nicht viel (oder gar keinen) Kontakt hatte, dann sollte man, nach meinem Empfinden, sich ganz langsam herantasten an den Menschen, Fragen stellen, und sich zurückziehen können, wenn man merkt, daß der richtige Zeitpunkt zum reden noch nicht gekommen ist.

Meine Erfahrung mit Pfarrern, pardon: Pastoren! (bin evangelisch) sind NICHT nur schlecht! Ich hatte einen wunderbaren Pastor zur Zeit meiner Konfirmandenzeit, der meinen Mann (katholisch - zu "seinem katholischen Pfarrer sag ich mal lieber nix ) und mich auf unseren Wunsch, und wunderbar, getraut hat. Er hat auch die Beerdigung meines Vaters übernommen, und ich fühlte mich bei ihm immer wohl und aufgehoben. (und das, obwohl ich ja seiner Gemeinde nicht mehr angehöre, weil andere Stadt). Es GIBT solche guten Pastoren, die das schaffen!
Ich habe aber auch andere, schlechtere Erfahrungen gemacht, und die zeigen mir, daß die Kirchenleute einfach leider oft sehr weit weg sind von den Menschen, für die sie da sein sollen. Und das macht mich sauer. Was Jobst schreibt, ist auch solch ein Beispiel. Diesen Kirchenleuten möchte ich manchmal gern die eine oder andere "Weiterbildung" verordnen.

Liebe Lissi, ich würde dir, ebenso wie Annika, jemand menschliches wünschen, mit dessen Worten und Nähe du auch was anfangen kannst. Jemanden, bei dem du dich aufgehoben fühlst, dessen Nähe dir vielleicht sogar hilft. Egal, ob das der "Herr Pfarrer" ist, oder wer sonst.
Er hat es versucht - das ist ihm zugute zu halten. Vielleicht muß er einfach noch "üben", wer weiß. Und vielleicht denkt er ja über deine Reaktion zu Hause nach. (hoffentlich!)

Boah, entschuldige - ich bin ja sowas von ausgeschweift...laut gedacht halt. Genieß du hoffentlich deinen Abend...und schlaf später gut...

dein Blümchen
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In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)

Geändert von Blume68 (14.11.2008 um 21:30 Uhr)
  #1160  
Alt 15.11.2008, 19:19
Polyglotte Polyglotte ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,
Ich möchte Dir einfach nur ganz liebe Grüße schicken, Dir sagen, dass ich mich freue, dass es Dich gibt und dass ich Dich hier (zumindest "virtuell") habe kennenlernen dürfen.
Sarah
  #1161  
Alt 15.11.2008, 19:24
dani33 dani33 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi, ich wollte mich für Deine Lieben Worte bedanken, schön das Du die Daumen für Montag drückst.
Sei ganz lieb gedrückt
Dani
  #1162  
Alt 16.11.2008, 00:24
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Hallo Ihr Lieben alle,
ich kann mich nur wieder mal bei Euch allen bedanken,Ihr seit alle nicht mit Gold oder sonstigen Edelmetallen aufzuwiegen.

Tja,der liebe Herr Pfarrer,hat am nächsten Tag dann doch noch eine Steigerung in Form eines kleinen Briefes gebracht,in dem er mich um eine kleine Spende für die Gemeinde bat.Das hätte er ganz vergessen.Erst schaute ich diesen Brief doch sehr ungläubig an und konnte es irgendwie nicht fassen.Hatte ich doch gedacht er wäre gekommen um über Trauer und Verlust zureden,so hat er es ja auch formuliert und dann liegt am nächsten Tag son oller Bettelbrief im Kasten.Nun hat er den Salat und mit mir am Mittwoch einen Termin.Jetzt will ich mir doch mal seine Beweggründe genauer betrachten und meinen Senf dazu abgeben.Bin gespannt wie ein Flitzebogen wie er mir das erklären wird.Soviel zum Bodenpersonal,werde jedenfalls berichten.

Ansonsten würde ich mir wünschen das irgendjemand für mich bis ans Ende meiner Tage die Freitage aus dem Kalender streicht.Jeder Tag ist mühsam,nur der Freitag ist der reinste Supergau,nix kriege ich geregelt,wache mit Tränen auf und schleppe mich mehr oder weniger erfolglos durch all diese traurigen Stunden.Nein Freitag dich mag ich nicht mehr,so sehr wie ich dich früher oft herbeigesehnt habe,nun kannste für mich wegbleiben,für immer.Obwohl meine liebe Freundin Karin sich so viel Mühe gibt und mich gestern Abend in die Theaterwerkstatt im Nachbarort entführt hat,es gab Kabarett mit Ludger K. Titel:"RTL ist alles Schuld" Untertitel "Wie die Medien unser Leben diktieren" und war vom feinsten,bin mal wieder erstaunt was man hier so in der Provinz auf die Beine stellt.Ja auch ich hab gelacht,tat auch in der Sekunde gut,nur es kommt nirgendswo an,es verschwindet sofort in irgendwelchen Tiefen in mir.Musste immer daran denken wie viel Spaß Peter an solch einem Programm hätte und danach der Ausklang dann,wie wunderbar haben wir diese Stunden noch einmal Revue passieren lassen,gemütlich bei einem Glas Rotwein Stunden noch gequatscht und oft kichernd wie kleine Kinder.Karin und ich haben gestern auch noch bis 2:00 Uhr geredet,nur unsere Themen waren nicht zum kichern.Ich mag es nicht wenn ich vor ihr weinen muss,ich weiß sie macht sich so viele Sorgen um mich und damit mache ich diese Sorgen nur noch größer.
Heute geht es wieder so leidlich,hatte Dienst und war mit Ben zwei Stunden auspowern,haben neue Wege erkundet,keine Menschenseele bei diesem Wetter unterwegs,gut für mich.Sogar einem am Wasser,nur da kann Ben nicht rein,ist ein Zaun davor,wat er doof findet,Frauchen aber findet es super.Der erste Gedanke auf diesem Weg,man der wäre auch für Peters Cabrio super.Warum springen einem solche Gedanken in unmöglichen Augenblicken immer an,wie zum Beispiel neulich beim Bäcker,toll die haben frischen Apfelstrudel,nimmste für Göga (war in seiner gesunden Zeit nämlich ein Leckermäulchen)mit,da wird sein Herz jubeln,warmen Apfelstrudel mit Vanillesoße.....ach sch...wo ist bitte der Schalter zum abstellen????

Meine Lieben,nun hab ich genug gejammert,danke Euch fürs lesen.Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht und einen geruhsamen Sonntag.Meine Gedanken weilen ganz besonders bei denen von Euch denen es nicht so gut geht,bei denen die voller Angst auf Montag oder die kommenden Tage schauen,bei denen die traurig sind weil man nichts an diesem Leben ändern kann und allen wünsche ich Zuversicht,Vertrauen,Hoffnung und Mut.

LG Lissi
__________________
Wege entstehen dadurch,dass man sie geht.
Franz Kafka

Meine Beiträge stellen lediglich meine Meinung dar. Niemand muss sie akzeptieren, jeder darf es. Meine im KK-Forum veröffentlichten Bilder und Texte sind (auch in PN's) mein geistiges Eigentum. Ansonsten berufe ich mich auf die Nutzungsbedingungen des KK.
  #1163  
Alt 16.11.2008, 00:38
IrisR. IrisR. ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,
Dies sind die Gründe warum ich schon vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten bin.
Diese Leute der Kirche, die sich nicht schämen, da es ja immer unter dem Deckmäntelchen der Christlichkeit und Nächstenliebe passiert.
Ich finde es gut, dass du einen Termin ausgemacht hast. Sage ihm ruhig, wie du sein Auftreten empfindest.
Vielleicht ist er ja praktisch bildbar. Setze nur nicht soviele Hoffnungen hinein.

Ich glaube ganz stark an Gott und ich bete auch viel aber diese Menschen der Kirche, finde ich schlimm.
Ja, ich glaube dir, dass deine Gedanken immer wieder bei deinem Mann sind. Ich denke auch immer, was bringe ich ihm mit über was würde er sich freuen. Das kann man nicht begreifen, dass diese Gedanken sinnlos sein sollen.
Es gibt glaube ich wirklich nur den Trost, dass der andere immer noch irgendwo in der Nähe von einem ist. Getrennt sicherlich aber trotz allem noch nah. Das die Liebe die da ist einfach so stark ist. Du bist nicht alleine liebe Lissi.
Ich umarme dich einmal alles liebe
Iris
  #1164  
Alt 16.11.2008, 00:46
Polyglotte Polyglotte ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,

Was Du schreibst erinnert mich ein wenig an ein Gespräch, das ich vor kurzem mit einer Schülerin hatte. Meine Schülerin ist an einer neurologischen Krankheit erkrankt, bei der selbst die Top-Ärzte in London nicht wirklich wissen, wie sie sie am besten behandeln. Sie sagte mir, sie rede nicht so gerne mit ihrer Mama darüber, da diese dann immer weinen würde und sie sich dann solche Sorgen um sie machen würde. Ich habe ihr gesagt, dass sei halt manchmal so, dass auch Erwachsene weinen, wenn sie sich Sorgen machen und traurig sind, aber dass das noch lange nicht heiße, dass sie mit der Situation "überfordert" wären. Tränen sind eben auch gesund: irgendwo muss der ganze Schmerz doch hin. Vielleicht sieht Karin das ja ähnlich wie ich? Sie macht sich sicher Sorgen um Dich, wenn sie Dich so traurig sieht, aber bestimmt nicht so arge, dass Du sie davor schützen musst, indem Du nicht vor ihr weinst. Meine liebe Freundin, deretwegen ich hier schreibe, sagte mir mal im Bezug auf ihre Krankheit: "Man muss den Menschen auch mal was zumuten. Oft wird man richtig positiv überrascht wie gut sie damit klarkommen." Lass Dich ein bisschen auffangen, ja? Du gibst so viel, bist so viel für andere da; es muss auch Menschen, Orte, Momente geben bei und in denen Du Dich geborgen fühlen kannst.

Ganz liebe Grüße und eine dicke Umarmung,
Sarah
  #1165  
Alt 16.11.2008, 01:51
Regan Regan ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,
gerade war ich soweit, dir endlich die versprochene PN zu schicken, aber jetzt denke ich schon wieder, es ist eigentlich nicht fair von mir, dich auch noch mit meinen Problemen zu belasten. Was du da schreibst von dem Apfelstrudel, von den Gedanken, die man nicht abstellen kann, erinnert mich daran, als John 2004 nach vier Monaten aus dem Krankenhaus entlassen wurde, in das ich ihm jeden Abend eine Schnitte selbstgebackenes Brot mit Speck oder Salami mitgebracht hatte - ich konnte keine Salami mehr ansehen, ohne in Tränen auszubrechen, nur weil die Zeit vorbei war, in der wir uns jeden Tag sahen. Wie muß das sein, wenn der Lebenspartner tot ist, wenn man so viele Jahre miteinander gelebt hat und der andere ein Teil von einem selbst war, da kann ich gar nicht mitreden.
Etwas anderes aber noch: Wenn meine Freundin Kummer hätte und ich merken würde, daß sie sich vor mir die Tränen verkneift, dann würde ich denken, es ist etwas zwischen uns nicht in Ordnung. Ich weiß ja nun nicht, wie gut ihr befreundet seid, aber ist eine Freundin nicht auch zum Ausheulen da?
Ich grüße dich, drücke dich, schicke dir jetzt doch die PN und wünsche dir eine wenigstens halbwegs gute Nacht
Regan
  #1166  
Alt 16.11.2008, 08:14
dani33 dani33 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Ich mach es mal ganz kurz ---> drücke Dich ganz fest!!!!!!
Mit Deiner Freundin das kann ich sehr gut verstehen, ich mag mich bei ihr auch nicht so aussprechen. Ich glaub am besten ist es, wenn man hier seine Gefühle freien Lauf läßt. Schreib einfach weiter.
Hab gerade versucht die Freitage abzuschaffen, es klappt nur nicht!
Sei ganz lieb umarmt
Dani
  #1167  
Alt 16.11.2008, 10:58
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,

Du jammerst nicht Lissi, Du trauerst. Jammern ist was, das tut man, wenn man trotzig wie ein kleines Kind unzufrieden mit bestimmten Ereignissen oder Abläufen im Leben ist, nicht fähig sie zu ändern, aber auch nicht gewillt sie hinzunehmen.

Trauer ist in gewisser Weise ähnlich. Man muss sich mit etwas auseinandersetzten, dass unabänderlich ist und man möchte es am allerliebsten gar nicht hinnehmen. Leider geht das nicht. Jeden Morgen schellt der Wecker und man steht in der sich drehenden Welt, obwohl einem so sehr danach wäre, dass irgendwer die runde Kugel mal anhält, zurückdreht, und da für immer stoppen lässt, wo die eigene Welt noch gut war. Ich kann Dich so gut verstehen liebe Lissi. Das ist so schwer, dass man sich mit dem Schmerz und dem was da in einem ist, diese große Leere, dieses nicht mehr wissen wofür, ganz ganz alleine fühlt. Du bist nicht alleine Lissi. Wir kennen uns leider nicht persönlich, aber schau...hier ist eine kleine, wunderbare Gemeinschaft gewachsen. Und auch wenn wir Deine Welt nicht anhalten und zurückdrehen können, so können wir ihr dennoch etwas verleihen, was Deine Zukunft bereichert und Dir jeden Stück ein bißchen mehr von dem zurückgibt, was für Dich in Zukunft wichtig sein wird. Nämlich Leben.

Trauere und entschuldige Dich hier bei uns nie dafür. Wer doch so geliebt hat, der hat doch ein Recht auf seine Art und Zeit des Abschiednehmens. Und es ist ein langsamer Weg zurück ins eigene Leben, ein Prozess. Ich glaube man erwartet manchmal von sich selbst viel zu viel Funktionalität. Gib Dir Zeit - es wird langsam aber stetig in die richtige Richtung gehen. Und wiegesagt....wenn ich kann helfe ich Dir gerne dabei .

Liebe Grüße

Annika

P.S.: Der Kirchenmann hat übrigens Nerven und ein Einfühlungsvermögen wie der Elefant im Porzellanladen. Auch beim Bodenpersonal gibt es Unterschiede - wenn der liebe Gott ihm ein Zwischenzeugnis ausstellen müsste, gäbe es wohl in so manch einem Fach (wohl nicht in Finanzwirtschaft ) eine schlechte Bewertung.
  #1168  
Alt 16.11.2008, 13:01
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,
auch ich empfinde die Beschreibung Deiner Gefühle keinesfalls als Jammern.
Diese Gedanken, die einen anspringen in allen möglichen Situationen, werden immer da sein. Im Moment jedoch sind diese Gedanken immer nur mit tiefster Traurigkeit verbunden. Das ändert sich im Laufe der Zeit etwas und teilweise werden diese Gedanken auch zu erfreulichen Momenten. Ein kleines Beispiel: Meine Mama und ich hatten uns immer köstlich darüber amüsiert, wenn es mal wieder einen Tag gab, der öffentlich gemacht wurde. So gibt es ja z. B. den Tag der Frau, Tag des Kindes, Tag des Baumes, usw. usw. Das wurden immer mehr Tage mit den unmöglichsten Dingen und wir haben sehr darüber gelacht. Wenn ich nach der Arbeit meinen alltäglichen Besuch bei ihr machte, rief ich dann schon, kaum in der Tür: "Was denkst Du, welcher Tag heute ist?"
In der ersten Zeit, in der sie nicht mehr da war, habe ich es gehasst, wenn ich von solchen Tagen in der Zeitung gelesen habe, weil ich manchmal sogar einfach losheulen musste und es so verdammt weh tat. Heute, wenn ich mal wieder von einem dieser Tage lese, läuft in meinen Gedanken eine Art Zwiegespräch ab und ich denke dann genau meinen Satz: "Was denkst Du, was heute wieder für ein Tag ist?" Und dann seh ich sie vor mir, wie sie lacht, wie ich lache, wie wir gemeinsam lachen. Dann ertappe ich mich, wie ich sogar real ein Lächeln auf dem Gesicht habe und mich wohl dabei fühle. Es ist nicht immer so, oft überwiegt die Trauer bei diesen Gedanken, aber manchmal fühlt man sich innerlich zurückversetzt, wie schön es war und merkt sogar körperlich ihre Anwesenheit und ist für einen kleinen Moment glücklich. Das ist bei vielen Sachen so. Sei es die Weihnachtsgans, die so gerne mochte, Fernsehsendungen, die sie gerne angeschaut hat, Musik, die sie gerne hörte oder auch gar nicht mochte, usw. Manchmal sind es dann diese innerlichen Zwiegespräche, die einen den Eindruck vermitteln, die Person wäre noch da. Und eigentlich ist sie das ja auch, leider nur in Gedanken, aber eben doch immer da. Ich hoffe sehr für Dich, liebe Lissi, dass es auch bald bei Dir soweit ist, dass dieser ständige Trauergedanke auch einmal einem solchen anderen Gedanken weicht.
Ich grüße Dich ganz herzlich
Mapa
  #1169  
Alt 16.11.2008, 22:50
Benutzerbild von Blume68
Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,

möchte dich einfach mal nur ganz fest in den Arm nehmen...
Deine Freitage sind meine Montage...daher verstehe ich dich gut...aber wie sagte meine Ma nach Papas Tod manchmal zu mir: "Du hast deinen Partner noch - mir fehlt einfach die tägliche Nähe, der Ansprechpartner, und und und..."
Es ist doch eben noch ein Unterschied.

Ich bin gespannt auf dein Gespräch mit dem "Bodenpersonal" - klasse find ich, DASS du den Termin gemacht hast! Schicke dir schon mal ein paar helfende als Begleitung und Verstärkung - dann frag ihn mal, den Herrn, was genau er eigentlich wollte bei seinem Besuch.

Wünsche dir einen hoffentlich guten Start in die Woche!
Blümchen
__________________
In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)
  #1170  
Alt 16.11.2008, 23:14
ninpa ninpa ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi
Blümchen muss jetzt mal kurz zur SEite treten, damit auch ich dich einmal feste knuddeln und dir trotz aller widrigen Umstände eine positive Woche wünschen kann.
Vielleicht kann ja die nächste Woche immer ein Stück positiver werden als die letzte.....das würde mich für dich freuen!!
Herzliche Grüße
Beate
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