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  #1  
Alt 11.12.2005, 17:17
SteffiW SteffiW ist offline
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Registriert seit: 11.12.2005
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Standard Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo!
Bei meinem Papa wurde im November 2005 ein Carzinom im Mastdarm diagnostiziert. Wir haben uns daraufhin mit einer Uniklinik in Verbindung gesetzt und nach stationärer Aufnahme und allen möglichen Untersuchungen erhielten wir die vorläufige Diagnose T2NxM0 G2.
Der Arzt riet uns dazu, an einer Studie teilzunehmen, bei der die Chemotherapien Oxaliplatin und Capecitabin zusätzlich zum Antikörper Cetuximab verabreicht werden, um das Risiko eines Lokalrezivis nach OP zu verringern.
Er ist jetzt seit 1 1/2 Wochen in Behandlung und hat die erste Woche auch sehr gut überstanden.
Leider klagt er jetzt seit ca.. 4 Tagen zusätzlich zu den üblichen Nebenwirkungen (Übelkeit u. ä.) über Schluckbeschwerden. D.h. er hat das Gefühl, einen riesen Kloß im Hals zu haben und egal ob er isst oder trinkt, ihn würgt es sofort ganz furchtbar. Dies wurde dann vom HNO Arzt im behandelnden Krankenhaus untersucht, wobei dieser jedoch keine Auffälligkeiten feststellen konnte. Der Arzt meinte evtl. dass das sowas wie eine psychische Blockade sei (ich muss dazu sagen, mein Papa war so gut wie noch nie krank und hat jetzt ganz schön schwer dran zu knabbern, dass er auf einmal so viele Tabletten nehmen muss). Er selber sagt immer, ihn würgt es schon, wenn er seine Tabletten (Cabecitabine) 3x morgens, 3x abends, sieht.
Seit 2 - 3 Tagen hat er dann so ziemlich ganz aufgehört zu essen und zu trinken, weil er sagt, es geht einfach nichts rein. Unser Arzt meinte auch, dass dieses nichts Essen und nichts Trinken natürlich die Nebenwirkungen noch sehr verstärkt, weil die Medikamente dadurch länger im Körper bleiben.
Gestern haben wir ihn dann wieder in's Krankenhaus gefahren wo er jetzt ambulant aufgenommen wurde und Flüssigkeit und Nahrung intravenös erhält.
Dort wurde auch noch festgestellt, dass sich sein Blutbild ziemlich verschlechtert hat und heute hat der Arzt anscheinend zu ihm gesagt, dass die Chemotherapie abgebrochen werden muss.

Jetzt hätte ich an euch zwei Fragen:
- Welche Auswirkung hat es eurer Meinung nach, wenn mein Papa auf einmal so wenig isst und trinkt????
- habt ihr vielleicht Erfahrung mit anderen Betroffenen, bei denen so etwas aufgrund der "Psyche" (z. B. weil sie mit der Erkrankung nicht fertig werden) auftrat???

Wir, genausowenig wie der Arzt, wissen uns einen Rat, ob die Nebenwirkungen bei ihm tatsächlich SO extrem sind, oder ob er dass vielleicht selbst verschlimmert, weil er sich in jede Nebenwirkung wirklich extrem reinsteigert.

Wir haben jetzt natürlich ziemliche Angst, dass der Arzt die Therapie jetzt dann komplett abbricht!

Vielleicht kann uns irgendjemand helfen.
1000 Dank schon mal im Voraus
Steffi
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  #2  
Alt 11.12.2005, 17:34
Tomas Zürich Tomas Zürich ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

hallo steffi.
ich habe so einen ähnlichen fall wie du auch zu hause (du kannst es auch unter Tomas Zürich) nachlesen. Mein vater ist endstadium darmkrebs. er war 61 jahre kerngesund und war nie beim arzt.
fast wäre er wegen seiner engstirnigkeit (nicht zum arzt zu gehen) am darmverschluss gestorben. mein vater war immer eine starke persönlichkeit. nun, was ich seit oktober aber miterlebt habe ist folgendes:
- er wurde durch die diagnose und zwei schwere operationen zum psychischen
bündel...
- er ist oft den tränen nahe(was mach auch verstehen kann, denn wenn keine heilung in sicht ist, muss man sich wohl aufs sterben einstellen)
- er ist hyperempfindlich geworden, ist unbeherrscht geworden(darüber sehen wir alle hinweg) - aber ab und zu bekommt er dann schon ne standpauke....

mein vater hatte schwierigkeiten mit dem künstlichen darmausgang, dann hat er sich daran gewöhnt. dann hatte er erst schwierigkeiten sich damit abzufinden jeden tag die gleiche dosis xeloda zu schlucken, was er aber seit einer woche bereitwillig macht...
nach einem zweit und drittgutachten, was ich von ärzten in der schweiz eingeholt habe, werden wir hoffentlich in nächster zeit, vielleicht im januar auch auf die kombination Oxaliplatin und Capecitabin schwenken, um den tumorprogress noch stärker einzudämmen(hoffe es hilft).

was mir aber aufgefallen ist, dass mein vater, obwohl er nun essen könnte (appetit ist da) er nur das notwendigste isst, viel zu wenig flüssigkeit zu sich nimmt und auch einen klos im hals hat, permanent.... also bestehen da wohl ähnlichkeiten auch zu deinem vater?! aber ich weiss nicht, woran das liegen kann.

hmmm. sei stark und versuche die familie so gut als möglich zu unterstützen.
ich denke, dass das forum dir helfen kann.

lg tom
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  #3  
Alt 11.12.2005, 18:00
SteffiW SteffiW ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Tom!

Herzlichen Dank für deine fixe Antwort

Du hast ja wirklich so ziemlich das gleiche Problem wie ich momentan! Ich finde, es ist wirklich so furchtbar schwierig, einen so geliebten Menschen so leiden zu sehen!!!

Meine größte Angst besteht eigentlich darin, dass mein Papa dadurch, dass er sich jetzt so hängen lässt, irgendwann in richtige Depressionen verfällt und dadurch seine Heilungschancen rapide sinken würden!!!!
Ich kann's auch irgendwie immer noch nicht so recht glauben, dass es bei der ganzen Krankheit tatsächlich um meinen PAPA geht!! Ich bin 23 Jahre und habe genau 1 Monat bevor wir diese Diagnose bekamen geheiratet und an meinem Hochzeitstag haben wir uns ganz zum Schluss bei unseren Eltern für ihre tolle Unterstützung bedankt und ich musste total heulen, weil ich insgeheim wirklich Gott gedankt habe, dass ich diesen Tag mit ZWEI GESUNDEN Elternteilen erleben darf!! Manchmal denke ich, ich hätte damals schon unterbewusst irgendwie was geahnt - aber das ist wahrscheinlich reine Einbildung
Ich hätte mir auch nie träumen lassen, wie sehr sich so eine Behandlung auf die ganze Familie auswirken kann. Ich hoffe eigentlich nur noch, dass dieser Alptraum bald vorübergeht und mein Papa wieder gesund wird!!!!!!!!

Ich wünsche dir soooooooooooo viel Kraft, dass du es schaffst, deinem Daddy auch wieder ein bißchen Lebensfreude zu vermitteln (und mir selber wünsche ich die gleiche ))

LG
Steffi

Ach ja, übrigens: Habt ihr euch eigentlich auch schon mal Gedanken gemacht wegen einer Betreuung durch einen Psychoonkologen oder einen Therapeuten???? Ich befürchte nur, mein Papa würde schon allein bei dem Vorschlag an die Decke gehen...

Geändert von SteffiW (11.12.2005 um 18:05 Uhr)
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  #4  
Alt 11.12.2005, 18:35
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EvaB EvaB ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Steffi, Hallo Thomas

Ich habe Eure Zeilen mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt und schicke Euch erstmal ein

Ich erlebe zur Zeit fast identisches mit meinem Lebenspartner. Am 30.08.05 wurde ihm ein Rektumkarzinom entfernt, der histopathologische Befund lautet ypT3-4, pN2 (mind. 8 Lymphknotenmetastasen), G2-3, Rx. Es wurde ein vorläufiges Stoma gelegt. Es entwickelte sich aber ein postoperativer Abszess im kleinen Becken. Er hatte höllische Schmerzen, diese wurden weder vom Krankenhauspersonal noch von den Aerzten richtig zur Kenntnis genommen Die daraus entstandene Blutvergiftung wurde erst in letzter Sekunde bemerkt und per Abszessdrainage wurde ihm fast 2 Liter Eiter abgesaugt.

Am 03.10.05 wurde er aus dem Krankenhaus entlassen und anfang November begann die neo-adjuvante Chemotherapie per Portsystem (5-FU, Oxaliplatin), er hat jetzt den 4. Zyklus hinter sich. Die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen, natürlich leidet er unter dem "Kribbel-Syndrom", das jedoch mit Tragen von Handschuhen gut im Griff zu halten ist. Was ihm mehr Mühe macht, sind die Schleimhäute in Mund, Nase und Rachen, diese sind sehr entzündet und "lösen" sich auf, sodass er oft Blut erbrechen muss.

Letzte Woche erlitt er plötzlich eine grosse Blutung aus dem Anus. Das Blut war hell. Der Untersuch beim Arzt ergab nichts konkretes, d.h. das Blut sei nicht "frisch" und erst nach der 2. oder 3. Blutung könne er diese "einordnen". Das war für mich eine Aussage, mit der ich überhaupt nichts anfangen konnte. Leider war der Arzt sehr im Stress, er untersuchte meinen Freund zwischen zwei OPs. Trotzdem. Ich vermute, dass bei seinem Befund das Risiko für ein Rezidiv sehr hoch ist.

Ich getraue mich gar nicht, ihm meine Befürchtungen mitzuteilen. Er leidet unter einer ausgeprägten depressiven Verstimmung, die sich auch in sehr agressivem Verhalten ausdrückt. Also - ich muss manchmal schon beide Augen fest zudrücken, wenn er mich anschreit und mich so quasi als Sündenbock für alles darstellt. Ich verstehe natürlich seine verzweifelte Situation sehr gut und kann es auch nachvollziehen, dass der ganze Frust, die Angst und Verzweiflung irgendwo raus muss. Nur denke ich manchmal, als Sandsack bin ich nicht so gut geeignet. Ein paar Mal hat er auch von Suizid gesprochen und dass er das alles sowieso nicht schafft. Ich habe daraufhin mit seinem Hausarzt gesprochen, er meint, dass mein Freund wirklich depressiv sei. Aber leider will mein Freund nichts von diesem "Seelen-Krempel" wissen. Habe ihm schon vorgeschlagen, mal mit einem Psychologieonkologen zu sprechen, da hat er einen regelrechten Tobsuchtanfall bekommen. Seither bin ich sehr vorsichtig, in allem was ich sage und tue

Seit gestern abend erbricht er sich nur noch und isst gar nichts mehr, das schon seit Tagen. Er hat das heutige Mittagessen auf den Boden geschmissen!! Beinahe wäre ich davon gelaufen. Warum tue ich das alles? Nun - ich liebe ihn halt aber zu welchem Preis? Er hat jetzt hohes Fieber und ich bin verzweifelt, denn ich weiss nicht, was ich tun soll. Morgen muss er sowieso zum Arzt zur Laborkontrolle des Blutes. Ich werde mitgehen, denn ich traue ihm zu, dass er nichts sagt. Ich verstehe seine Angst so gut, trotzdem .. Es ist doch noch nicht alles verloren oder

Herzliche Grüsse
EvaB
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  #5  
Alt 12.12.2005, 19:35
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EvaB EvaB ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo zusammen!

Wollte nur schnell mitteilen, dass der Besuch beim Arzt heute ergeben hat, dass eine Grippe im Anmarsch ist. Mein Freund muss nun Antibiotika schlucken und Mittwoch wieder hin. Seine Blutwerte sind gut, sodass aller Voraussicht nach nächste Woche die Chemo wieder starten kann.

Bin sehr erleichtert!

Euch alles Gute

EvaB
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  #6  
Alt 13.12.2005, 10:27
SteffiW SteffiW ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Eva!
Lass Dich erst mal ganz doll drücken dafür, wie toll Du diese Zeit gemeinsam mit Deinem Freund meisterst. Was so eine Krankheit wirklich auch für die ganze Familie bedeutet kann man sich wirklich erst vorstellen, wenn man selber davon betroffen ist.
Dass ihr jetzt so gute Nachrichten erhalten habt, freut mich total für Euch beide! Ich hoffe mal, dass du selbst auch gute Freunde hast, die dir in dieser Zeit beistehen!!!
Wir warten hier noch auf Nachrichten. Mein Papa ist jetzt seit Samstag stationär in der Klinik und sagt uns dauernd, er kriegt einfach nichts zu essen und zu trinken rein. Komischerweise hat mir die Schwester als ich gestern zu besuch war erzählt, dass er am Sonntag mit ihr einen Kaffee getrunken hat und einen Pudding gegessen!!!! Manchmal glaub ich schon, er will uns ein bißchen veräppeln, damit wir uns noch mehr Sorgen machen.
Aber das größte Problem ist jetzt erst mal, dass ja seine Behandlung unterbrochen ist, weil das Blutbild so im Keller ist und die Ärzte sich das immer noch nicht erklären können. Anscheinend untersuchen sie ihn jetzt in alle Richtungen. Wir hoffen jetzt mal ganz doll, dass es nicht diese komische Allergie auf die Chemotherapie ist, die das ganze verursacht. Dann könnte er nämlich nie wieder eine Chemotherapie bekommen, was natürlich mehr als schlecht wäre!!!
Aber auf dieses Ergebnis werden wir wohl noch 2 Tage warten müssen!!!

Ich wünsche Euch beiden erst mal alles, alles Liebe und halte uns auf dem Laufenden was es bei euch Neues gibt!!

LG
Steffi
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  #7  
Alt 13.12.2005, 11:50
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Jelly Jelly ist offline
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Cool AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Eva,

ich möchte Dir sagen, daß Du eine ganz starke Frau bist und möchte Dir meinen großen Respekt aussprechen. Was wären wir Betroffenen ohne unsere Familien - wir wären verloren !!!!

Ich habe eher selten Tobsuchtsanfälle aber Stimmungen, in denen die Verzweiflung da ist und man einfach nicht weiß, wie man damit umgehen soll, wie ich diesem riesen Berg, den ich dann vor mir sehe, bewältigen kann. Wenn dann auch noch Schmerzen dazukommen, ist es manchesmal unerträglich. Dann fühle ich mich wie ein Tier in der Falle und schlage um mich. Im Moment hab ich meine Situation ganz gut im Griff, aber bei jeder neuen Untersuchung ist wieder dieser Berg da und ich hoffe dann immer, daß ich ihn bezwingen kann.

Deinem Freund scheint es auch einbischen so zu gehen..... wenn es dann garnicht mehr über Gespräche zu bewältigen ist, ist es vielleicht auch erlaubt, mit Medikamenten zu helfen. Es gibt Tropfen aus der Canarbispflanze "Dronabinol", die sollen in solchen Situationen sehr gut helfen, ich kann das nicht aus eigener Erfahrung sagen ( ich rauche lieber) aber sprich das doch mal an. Wichtig ist ja auch für Dich, daß Du diese Situation bewältigen kannst und nicht irgendwann aufgeben mußt, weil Dein Freund nicht bereit ist, an sich und seinen Stimmungen auch in Respekt zu Dir zu arbeiten. Du bist nicht unbegrenzt belastbar - das sollte ihm auch klar sein !

Ganz liebe Grüße und ein ganz herzliches DANKE an alle tapferen Angehörigen, die unermüdlich für ihre Lieben da sind !
__________________
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
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  #8  
Alt 13.12.2005, 17:38
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Birgit4 Birgit4 ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Liebe Steffi, es tut mir sehr leid das dein Papa jetzt unsere Runde erweitert. Aber einen trost möchte ich dir gleich auf deinen Weg mitgeben, die Diagnose von deinem Papa sieht so aus das der Krebs im Frühstadium entdeckt wurde, also gut heilbar. Ich denke die harte Chemo haut ihn so um. Aber wenn er das alles durch habt ist er geheilt , dein Papa hat keine befallenen L.K. und keine Metastasen . Ich hoffe es ist ein Lichtblick für euch.
Die allerliebsten Grüße und alles gute für euch ....von Birgit
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  #9  
Alt 13.12.2005, 18:46
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EvaB EvaB ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Steffi

Fühl Dich erstmal

Habe eben Deine Beiträge in diesem Thread nocheinmal genau durchgelesen.

Schluckbeschwerden hat mein Freund auch ganz stark. Das kommt wahrscheinlich daher, dass sich die Schleimhäute in Mund und Rachen "auflösen" und diesen Kloss im Hals verursachen. Es würgt ihn grausam bei jedem Schluck oder Bissen und dann lässt ers lieber gleich bleiben . Das seien Nebenwirkungen der Chemo, oft muss er auch Blut erbrechen.

Krebs und Psyche - das ist ein Ding für sich. Ich glaube, je besser der Patient mental mit seiner Krankheit umgehen kann, desto besser verkraftet er die nerven- und körperaufreibenden Therapien. Das Immunsystem funktioniert dann auch besser. Leichter gesagt als getan. Mein Partner achtet auf jede noch so kleine Auffälligkeit an und in seinem Körper extrem, ich spühre richtig seine Angst. Es ist auch so, dass er nichts tut, dass er sich nicht zu irgendeiner Beschäftigung aufraffen kann. Er liegt eigentlich den ganzen Tag auf dem Sofa und schaut fern. Es bedeutet jedesmal eine grosse Herausforderung für mich, ihn zu einem Spaziergang zu bewegen und nur mit lautem Getöse kommt er dann mit.

Gut - erstmal muss er diese Grippe überwinden, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, was ist jetzt physisch oder psychisch bedingt. Ich hoffe, sein Arzt befragt ihn mal betreffend der psychischen Probleme und vielleicht ist er ja bereit, ein entsprechendes Antidepressiva zu nehmen. Heute hat er auch zu mir gesagt, dass es ihn vielleicht bald nicht mehr gäbe und mir dann wohler sei, ich war so entsetzt und fing im stillen an zu .

Wir müssen stark bleiben Steffi, da müssen wir einfach durch.

Wünsche Dir viel, viel Kraft, auch für Deinen Vater.

Herzliche Grüsse
Eva
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  #10  
Alt 13.12.2005, 21:52
SteffiW SteffiW ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Ihr Lieben!!!

Lasst mich erst mal sagen, dass ich vollkommen platt bin über die zahlreichen Reaktionen und die Anteilnahme untereinander in diesem Forum!

Eva, du sprichst mir wirklich aus der Seele - in deinem letzten Beitrag könntest du haargenau von unserem Daddy gesprochen haben. Für Dich muss es natürlich noch um einiges schwieriger sein, nachdem Dein Freund ja auch noch solche Depressionen hat!! Lass dich dafür erst mal gaaaanz doll und denk einfach daran, dass solche Aussprüche in den meisten Fällen einfach nur ein Zeichen von Hilflosigkeit sind, weil dein Freund wahrscheinlich einfach nicht weiß, wie er mit diesen ganzen Hammern, die da auf ihn eingeworfen werden (OP, Chemo, Nebenwirkungen, usw) umgehen soll. Ich glaube, wenn man nur mal im Entferntesten versucht, sich in die Lage des Betroffenen zu versetzen, versteht man wahrscheinlich schon, dass er manchmal das Gefühl hat nicht mehr zu können und zu wollen. Aber das wird ganz bestimmt auch wieder anders!!! Vielleicht weckt es ihn ja auch mal auf, wenn du ihm sagst (was du wahrscheinlich schon lange getan haben wirst), dass auch Du Ängste und Sorgen um ihn hast und dass auch du auf Grund dieser Krankheit sehr leidest, dir aber nichts mehr wünschst, als ihn wieder gesund zu sehen!! Er muss auch um deinetwillen durchhalten

Papa lag bis zu seinem stationären Aufenthalt auch nur vor dem Fernseher und war zu nichts zu bewegen.Jetzt kann er natürlich auch gar nichts anderes mehr machen und für heute Nacht haben sie ihn jetzt zur Überwachung auch noch auf die Intensivstation verlegt!!! Irgendwie hat man da schon das Gefühl, es kommt täglich ein neuer Hammer auf einen zu und man kann ihm auch gar nicht so wirklich helfen! Es ist zwar mit Sicherheit sehr, sehr wichtig, dass man für den Betroffenen da ist, aber aushalten muss derjenige halt alles ganz alleine. Und ich finde es so furchtbar schwierig da zuzusehen.
Jetzt werden wir laut Arzt erst mal auf eine Geduldsprobe gestellt bis sich die Blutwerte wieder verbessern und die neuen Untersuchungsergebnisse da sind!! Dann hoffen wir doch mal schwer, dass die Behandlung wieder aufgenommen wird und wir dem Biest in seinem Darm endgültig den Gar aus machen können
Das Einzige, was mich immer noch brennend interessieren würde, und worauf ich immer noch keine Antwort gefunden habe, ist, wie sich so extremer Flüssigkeitsmangel während einer Chemotherapie auswirken kann??????

Ich muss echt sagen, der Austausch hier im Forum tut total gut und ich finde es wunderschön, dass sich so viele Menschen daran beteiligen!!! Ich freue mich inzwischen schon immer, wenn ich meinen Computer hochfahre auf die neuen Beiträge!

LG
Steffi

Geändert von SteffiW (13.12.2005 um 22:02 Uhr)
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  #11  
Alt 14.12.2005, 17:30
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EvaB EvaB ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Jelly,

Vielen Dank für Dein Kompliment. Ich weiss nicht, ob ich stark bin, weiss einfach, dass ich diesen Menschen liebe und ihn nicht im Stich lassen kann, wie in guten, so auch in schlechten Zeiten. Ich sehe es als meine Verpflichtung an.

Ich kann es sehr gut nachfühlen, wie Dir zumute sein muss. Du brauchst sicher all Deine Kraft in solchen Momenten für Dich selber und alles was dann noch von aussen reinkommt ist einfach zuviel.

Genaus das Gefühl habe ich bei meinem Freund auch oft. Er hat mir auch schon gesagt, er komme sich vor wie ein verletztes Tier in seiner Höhle das um sich schlägt aus Verzweiflung, Angst und Schmerzen.

Ich möchte Dich fragen, was Du in solchen Momenten am meisten brauchen würdest von Deinen Angehörigen? Ich möchte einfach lernen, in solchen Situationen mit meinem Freund, mich richtig zu verhalten, möchte ihn nicht noch zusätzlich in die Enge treiben.

Sei herzlich umarmt

Eva
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  #12  
Alt 14.12.2005, 17:37
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EvaB EvaB ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Steffi

Zu Deiner Frage

"Das Einzige, was mich immer noch brennend interessieren würde, und worauf ich immer noch keine Antwort gefunden habe, ist, wie sich so extremer Flüssigkeitsmangel während einer Chemotherapie auswirken kann??????"

kann ich Dir das weitergeben, was mir das Pflegepersonal im Krankenhaus mit auf den Weg gegeben hat: Bei Dehydrierung (austrocknen des Körpers) kann es zu Nierenversagen kommen. Mir wurde ein Rezept für ein Stärkungsdrink gegeben:

1/3 Schwarztee
1/3 Orangensaft
1 TL Salz
1 TL Zucker

Ich habe meinem Freund das löffelweise eingeflösst, nachdem er fast 3 Wochen nichts gegessen und getrunken hatte. Es hat geholfen, er fühlte sich innerhalb kurzer Zeit besser, war aber natürlich trotzdem immer noch sehr schwach.

Ich bin so froh, dass ich nicht alleine bin mit meinen Gedanken und Gefühlen. Bin so dankbar, dass es andere Menschen genauso geht wie mir. Aus diesem Grund wird dieses Forum je länger je mehr wie eine Therapie für mich, wo ich mich aussprechen kann.

Danke, dass es Euch gibt!

Herzliche Grüsse

Eva
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  #13  
Alt 14.12.2005, 17:45
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Jelly Jelly ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Eva,

ich denke, was Du geben kannst, das tust Du auch.

Ich kann mich an eine Situation im KH nach der Darm-OP erinnern, da bin ich nach einem furchtbaren Traum aufgewacht und wußte nicht wo ich bin. Hab angefangen zu weinen und konnte nicht mehr aufhören. Das Pflegepersonal hat beruhigend auf mich eingesprochen, hat alles nicht genützt, es war als wäre ich in einen Strudel aus Verzweiflung und Hysterie geraten. Konnte gerade noch meinen Mann anrufen und ihn bitten zu kommen. Er kam dann auch sofort hat sich ohne ein Wort zu sagen zu mir ins Bett gelegt hat mich festgehalten und gewartet, bis ich mich beruhigt hatte. In ähnlichen Situationen hat er genauso reagiert, hat keine großen Fragen gestellt, sondern mich in den Arm genommen und mir das Gefühl gegeben, er ist für mich da und ich hab jetzt alle Zeit der Welt, mich zu beruhigen.

Andererseit hat er wie ein Löwe für mich gekämpft, wenn ich nicht kämpfen konnte, z.B. hatte ich unglaubliche Schmerzen nach der Leber-OP, das war so schlimm, daß ich meine Arme nicht mehr heben konnte. Hab dann wieder einen Hilferuf an meinen Mann geschickt, er kam sofort und hat den Prof, der mich operiert hat, so aufgeschreckt und bedrängt, daß er sich dann eingesetzt hat und die Dosis im PDA erhöht wurde. Was mir hilft ist die Gewissheit, daß ich ihn rufen kann und er ist sofort für mich da, weil er weiß, daß wenn ich rufe, dann ist es ernst und ich BRAUCHE seine Hilfe. Das gibt mir viel Kraft gerade wenn ich im Krankenhaus bin.

Ich hoffe, Du kannst damit was anfangen......aber ich bin mir sicher, daß Du alles tust, was Du kannst. Wenn Du Dir unsicher bist, wie Du mit Deinem Freund umgehen solltest, dann kann ich Dir empfehlen, mal die Selbsthilfegruppe "Frauen nach Krebs" zu kontaktieren, unsere Gruppe hier in meinem Ort bieten auch Gespräche für Angehörige von Betroffenen an, vielleicht kannst Du Dir dort auch Hilfe holen.

Liebe Grüße
__________________
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  #14  
Alt 14.12.2005, 18:27
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EvaB EvaB ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Liebe Jelly

Vielen Dank! Gerade gestern hatte mein Freund wieder einen "Anfall", war sehr agressiv und ausser sich. Ich habe mich zu ihm ins Bett gelegt und mich an ihn gekuschelt und einfach gewartet, bis er sich beruhigt hat. Das war für mich und für ihn sehr beruhigend und ich spührte richtig seine Verzweiflung und dass das ja nichts mit mir zu tun hat.

Er bittet mich auch, ihn jeweils zu seinen Untersuchungen zu begleiten, was ich immer tue und mich auch sehr intensiv mit der ganzen Thematik befasse und auch bei Aerzten gezielt Fragen stellen kann. Ich fühle, dass ihn das sehr beruhigt und er sich auch nicht so einsam fühlt.

Am Freitag steht eine grössere Untersuchung im KK an. Er bat mich, mitzukommen, ich könne ja solange in der Cafeteria ein Buch lesen, bis er mit den Untersuchungen fertig ist. Selbstverständlich werde ich das gerne machen. Zum Glück arbeite ich im Moment nicht, so kann ich mich richten.

Ich wohne in der Schweiz und habe mit der Krebsliga Schweiz Kontakt aufgenommen, sobald mein Freund die Diagnose bekommen hat. Hatte schon einige gute Gespräche und wir sind daran, eine Gesprächsgruppe für Angehörige von Krebskranken zu gründen.

Wünsche Dir weiterhin viel Kraft und umarme Dich

Eva
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  #15  
Alt 16.12.2005, 08:03
SteffiW SteffiW ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Ihr Lieben!

Wir haben gestern leider mal wieder ne ziemlich besch* Nachricht erhalten. Mein Papa reagiert allergisch auf die Chemotherapie!! Laut Auskunft des Arztes zählt er damit zu einer äußerst geringen Zahl von Patienten (2 %)!!!!! Jetzt kann er NIE WIEDER eine Chemotherapie bekommen!
Wir sind natürlich alle vollkommen fertig! Die Behandlung (auch Antikörper und Bestrahlung) ist momentan komplett eingestellt, da es ihm so schlecht geht und er immer noch auf der Intensivstation liegt...
Habt ihr vielleicht schon mal was von jemandem gehört, der darauf auch allergisch reagiert hat und welche Behandlungen da dann alternativ angewandt werden können?

Viele liebe Grüße
SteffiW
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