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  #1  
Alt 27.06.2016, 20:42
Bienchen54 Bienchen54 ist offline
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Registriert seit: 27.06.2016
Beiträge: 1
Standard wenn das Schicksal zuschlägt

Ein leises Hallo an Alle,

ich bin seit längerem stiller Mitleser im Forum und es hat mir viel Hoffnung und Trost gegeben.
Jetzt bin ich soweit, das ich meine Geschichte erzählen möchte. Nicht wundern das ich im Forum Hinterbliebene schreibe, es erklärt sich am Ende von selbst. Vielleicht tut mir das von der Seele schreiben ebenso gut wie das stille Mitlesen.

Es begann im Juli 2014, als ich zum Screening gebeten wurde. Im August bekam ich die Diagnose Brustkrebs. Knoten 1,4 cm G3, Wächterknoten befallen. Am 16.9. wurde ich operiert. Brusterhaltend. 15 Lymphknoten wurden entfernt, 9 davon waren befallen. Anschließend angedachte Chemo mit 3x Epi, 3 Taxel, x Cyclo im Abstand von 3 Wochen, danach OP und Knoten raus. Die ersten zwei Chemos habe ich nicht verdaut. Die Knochenspritze wirkte nicht, die Leukos gingen auf 700 runter, nach der zweiten auf 500. Jedesmall Fieber und Krankenhaus, Antibiotika und das ganze Procedere. Das zu Schmerzen in der Achsel, OP-Narbe platze auf und ich verlor Lymphflüssigkeit. Drainage gelegt und es lief und lief. Nach der zweiten Chemo auf einmal 40 Fieber, die Brust knallrot, fast doppelt so groß wie die andere. MRT und Ultraschall kein eindeutiges Ergebnis. Not-OP um 18 Uhr abends mit 40 Fieber und 500 Leukos. Resultat: Wundhöhle an der Brustwand mit Eiter und allem was dazu gehört. Ausgeräumt, hohe Antibiotika-gabe und 5 Blutkonserven, sonst hätte ich es nicht überlebt. Zwei Wochen Krankenhaus, dannh raus und fünf Tage später wieder rein um die Brust abnehmen zu lassen. Mein Mann wie ein Fels in der Brandung die ganze Zeit an meiner Seite. Nach der Abnahme ein paar Wochen Ruhe zum erholen, ich kionnte nichts mehr alleine. Anschliessend 4 x Standardchemo mit Taxel und Cyclo. Wieder etwas Ruhe, dann 28 Bestrahlungen und anschließend endlich Reha. Anfang August die Wiedereingliederung und seit Ende September Vollzeitarbeit.
Ende September fing mein Mann plötzlich an abzubauen, Gewichtsabnahme, Nachtschweiß und Fieberattacken. Ich bat ihn zum Arzt zu gehen, er wollte nicht, er würde bewußt abnehmen (Diabetiker) und ihm ginge es gut. Im Oktober Nierenschmerzen. Doch zum Arzt Verdacht auf Nierenbeckenentzündung. Antibiotika, es ging ihm besser. Anfang November wieder zur Arbeit. Mein Mann war Kraftfahrer von Beruf und in ganz Europa unterwegs. Hatte gerade die Stelle gewechselt und war noch in der Probezeit. Die letzte Woche im November klappte er mir zusammen. Über 39 Fieber, absolute Schwäche. Er ging zum Arzt, Blutabnahme. Ergebnis sofort ins Krankenhaus, die Werte stimmen überhaupt nicht. HB 7,8, Eisenmangel. Eine Woche Krankenhaus brachte das Ergebnis hochgradiges Diffuses B-Zell Lymphom Stadium 4B mit Metas in der Leber und in der Milz. Eine Woche vor Weihnachten die erste Chemo R-CHOP 21. Weihnachten und Silvester verbrachten wir gemütlich auf der Couch. Mein Mann hatte keinen Appetit, dank der Leber. Am 4.1. Port und zwei Wochen später Chemo Nr. 2. Mein Mann hatte von Anfang an mit Wasser in der Lunge zu kämpfen und dreimal mußte ich den RTW rufen, weil mein Mann keine Luft mehr bekam. Die Ärzte haben es in den Griff bekommen. Chemo Nr. 3 und 4 waren gut. Mein Mann entwickelte Riesenappetit, nahm zu, sah besser aus. Wir übten Treppensteigen, die er vorher nicht mehr bewältigen konnte. er war so fit, das er mich sogar zur Arbeit fuhr und wieder abholte. Er wollte es so, er liebte das Auto fahren. Bluwerte vorher soweit in Ordnung außer HB, dagegen bekam er Blutkonserven.
Nach der 5. Chemo kam der Einbruch. Wieder Abmagern, wieder kein Appetit, ständig im Krankenhaus. Änderung der Chemo auf R-Bendamustin (eine palliative Chemo). Aussicht auf Heilung, wie uns vor der ersten Chemo mitgeteilt wurde, war vom Tisch. Vielleicht könnte man es mit der zweiten Chemo zu Stillstand bringen. Ambulantes Palliativteam wurde eingeschaltet, den auf einmal kamen Schmerzen in der linken Flanke dazu. Also Morphium. Bei einer Sonoechoskopie wurde hinter der Bauchspeicheldrüse eine mit Eiter gefüllte Pseudozyste festgestellt. Drainage gelegt in der Hoffnung die Schmerzen nehmen ab. Mein Mann konnte nichts mehr, weder alleine Aufstehen noch laufen, aß kaum noch was wurde immer weniger. Das Krankenhaus ordnete Flüssigernährung über den Port an um ihn wieder etwas stabiler zu bekommen. Wir hatten mittlerweile zu Hause ein Reha-Zentrum. Krankenbett, Rollstuhl, Rollator, Sauerstoffgerät. Die siebte und achte Chemo bekam er nicht mehr. Am Dienstag 31.5. holte ich ihn nach Hause. wir hatten noch ein paar Tage zusammen bevor er am 5.6. in meinen Armen friedlich einschlief. Aber er war glücklich das sagte er mir am Freitag. Er wäre jetzt bereit zu sterben, aber er würde mich schrecklich vermissen, da er mich wahnsinnig lieben würde, das waren seine letzten Worte bevor er Samstag morgen ins Koma fiel durch akutes Leberversagen. Ich vermisse ihn wahnsinnig. Seit der Diagnose im Dezember habe ich ihn umsorgt. Seit April habe ich ihn Vollzeit gepflegt. (meine Firma hat mitgespielt, ich durfte Homeoffice machen um 24 Stunden am Tag für ihn dazusein. Seit heute gehe ich wieder arbeiten, aber das schwarze Loch was sich nach seinem Tod auftat, wird immer größer. Wir waren nur 10 Jahre zusammen und haben keine gemeinsamen Kinder mit denen ich meine Trauer teilen könnte.

Aber es hat gut getan mir das alles von der Seele zu schreiben.
Viele liebe Grüße an alle Hinterbliebenen von
Bienchen54
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  #2  
Alt 28.06.2016, 00:32
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 919
Standard AW: wenn das Schicksal zuschlägt

Ein stiller Gruß von mir zu Dir - verbunden mit dem
Wunsch, dass Du auch zukünftig immer etwas mehr
Kraft hast, als Du brauchst.
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  #3  
Alt 29.06.2016, 11:25
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Registriert seit: 10.02.2012
Ort: Tief im Westen
Beiträge: 395
Standard AW: wenn das Schicksal zuschlägt

Habe nichts hilfreiches zu sagen. Wollte aber trotzdem Grüße dalassen, damit Du weißt, dass Eure Geschichte gelesen wird.
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