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  #46  
Alt 12.03.2008, 12:00
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Mary-Lou Mary-Lou ist offline
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Hallo Erika, wahrscheinlich liegt es eben auch daran, dass die Männer ganz anders gestrickt sind als wir Frauen.
Ich habe mich schon oft gefragt, wie ich mit einer schweren Erkrankung eines lieben Bekannten oder eines Familienangehörigen umgegangen wäre. - Und siehe da, es ist plötzlich gar nicht mehr so einfach und auch gar nicht mehr so selbstverständlich, was wir von unserer Umwelt nämlich erwarten - die Anteilnahme und das Mitfühlen. Jetzt erst als selbst Betroffene, fühle ich es und weiß es ja am eigenen Leib, was ich eigentlich von meinen Mitmenschen erwarten würde.

Sicher ist es so, dass viele im Umgang mit uns und unserer Krankheit sehr unsicher sind. Sie wissen nicht, ob wir unsere Krankheit überhaupt zum Thema machen wollen. Und sicher ist es auch so, dass viele meinen, durch Schweigen das Thema "totzuschweigen", das heißt "ich rede nicht darüber, also ist die Krankheit auch gar nicht mehr da". Und sicher ist es halt auch so, dass Frauen eben nun mal meinen mit Reden mehr erreichen zu können als die Männerwelt. Ich hoffe, Ihr versteht wie ich das meine.

Ich hatte das Glück ein paar ganz liebe Freundinnen zu haben, das heißt ich habe sie noch, die mich durch die ganze Chemozeit und auch jetzt noch begleiten. Es tut sicher gut, auch mal mit lieben Bekannten über die Krankheit zu reden. Nur passe ich zwischenzeitlich auf, dass dieses Thema nicht dominiert, schließlich gibt es ja viel schönere Themen . . . das Leben geht weiter . . . Auch habe ich festgestellt, dass es nicht jeder ehrlich meint mit der Frage "wie geht es Dir". Darauf wollen viele gar keine Antwort und eben diese Antwort kriegen von mir zwischenzeitlich nur gute Freunde, bei denen ich merke, dass sie mit dem Herzen fragen.

Leider ist es so, dass auch meine Verwandtschaft zum Großteil, dieses Thema BK "totschweigt". Das habe ich so akzeptiert, eben auch darum, weil ich zwischenzeitlich so egoistisch bin und nicht jeden teilhaben lassen will. Wichtig ist für mich, dass meine Familie hinter mir steht und vielleicht müssen es Eure Männer ja erst noch lernen mit Euch und der Krankheit umzugehen. Ich habe zwischenzeitlich gelernt, auch mit meiner Familie, über meine Wünsche und Bedürfnisse zu reden. Auch wir sind schon über 25 Jahre verheiratet - aber nichtsdestotrotz können wir die Gedanken des Anderen eben immer noch nicht lesen.

So, jetzt hoffe ich, dass ich Euch nicht zu vollgelabert habe - wollte nur für ein bisschen mehr Verständnis für die Umwelt werben

Grüßle aus dem Ländle
__________________

****************
„Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück“
Zsuzsa Bánk
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  #47  
Alt 13.03.2008, 23:18
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Hallo zusammen,

hmm, jetzt habe ich ein Problem:

1. ich kenne beide Seiten dieser Krankheit,
2. es war nie eine Frage für mich für meine Frau etwas nicht zu tun.

Wir können hier zwar die Zeisamkeit, das Für- und Miteinander beschwören. Erreichen tun wir aber nur uns selbst, nicht eure Männer.

Die nämlich müssten das lesen.

Männer und Frauen sind nun mal nicht gleich. Ich denke, da sind wir uns einig. Auch ich habe in meiner Kindheit "Cowboy und Indianer" gespielt. Mir die Hose auf Nachbars Kirschbaum zerrissen. Die Mädchen sassen lieber vorm Haus und haben mit ihren Puppen gespielt. Selten waren ihre Kleider vom Spielen so schmutzig wie meine. Ich habe Kal May gelesen, sie lieber welche vom Ponyhof und mussten Häkeln und Stricken lernen. Die Jungs mussten einen handfesten Beruf erlernen, sie sollten ja mal eine Familie ernähren können. Die Mädchen lernten dann oft einen dieser "typischen Frauenberufe", man weiss ja nie, wie lange sie den Eltern noch auf der Tasche liegen, wann sie denn endlich heiraten und dann, siehe oben, ja versorgt sind. Die Männer gehen arbeiten, die Frauen kriegen die Kinder. Hört sich schlimm an, war aber in den 50-gern so und 60-gern immer noch. In den 70-gern haben die Alten den Wandel zähneknirschend zur Kenntniss genommen und in der Regel doch nicht akzeptiert. Auch heute ist es in vielen Köpfen so. Mal ehrlich, schaut euch um. Hat sich in der Erziehung wirklich soviel gändert??? Die Männer stehen für die technische Entwicklung, den Fortschritt (was ja nicht stimmt). Die Frauen kriegen immer noch die Kinder (was sich von der Natur der Sache her auch wohl nie ändern kann). Lasst den Satz als provokantes Beispiel einfach mal so stehen.

Die Frauen haben gelernt zu "bemuttern", die Männer nie das "bevätern". Ja, das Wort gibt es noch nicht einmal. Jetzt kommt aus heiterem Himmel genau das auf den Mann zu, er soll "bemuttern". Klingt paradox, ist aber so.

Viele Männer haben jetzt ein ernstes Problem.

Könnte das ein Denkansatz sein? Denkt dabei nicht daran, wie ihr selbst handelt und fühlt, sondern schaut euch in der Gesellschaft um. Ich bin gespannt auf eure Antworten.

Uff, geschafft. 1 1/2 Stunden. Ihr habt mich ganz schön in's Schwitzen gebracht. War auf der Terasse eine rauchen. Im Gartenteich quaken die Frösche bereits. Viel zu früh. Es ist kalt, der Kaminofen ist ausgegangen.

Ich schreibe hier natürlich meine ganz persönliche Meinung nieder. Muss nicht richtig sein, könnte aber? Ich lasse mich auch gerne überzeugen.

Ich drücke euch die Daumen,

Helmut
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  #48  
Alt 14.03.2008, 00:26
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Eleve Eleve ist offline
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Hallo Helmut,

ich gehöre vielleicht einer anderen Generation an, ich hatte Kirschbäume und Puppen, Karl May und Ponyhof. Nur das Stricken und Betüddeln lag mir nie wirklich. Bis heute.

In älteren Generationen wurde aber wohl tatsächlich viel Verhalten anerzogen. Manche Frauen bemutterten, auch wenn es ihnen schwer fiel, um einer Rolle zu entsprechen. Männer markierten den starken Haushaltsvorstand, auch wenn es in ihnen anders aussah und sie ihre Kinder lieber geknuddelt und verwöhnt hätten.

Heute darf jeder sein, wie er ist.

Deshalb mein Vorschlag: Ersetze "bemuttern" durch "umsorgen", das ist geschlechtsneutral.

Und dennoch ist es etwas, was manchen in die Wiege gelegt wurde (meinem Mann zum Beispiel) und anderen nicht (mir zum Beispiel). Zum Glück bin bei uns jetzt erst Mal ich krank geworden, da bleibt jeder in seinem Element

Ich will jetzt nicht absprechen, daß "Männer anders" sind und "Frauen auch". Aber es gibt Männer, die sehr gut andere umsorgen können (Liebessprache Hilfsbereitschaft). Andere schaffen es nicht. Und ich denke nicht, daß das unbedingt an ihrer "Männlichkeit" liegt. Sie haben ihre Stärken einfach an anderer Stelle.

Viele Grüße,
Eleve
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  #49  
Alt 14.03.2008, 07:52
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lillemor lillemor ist offline
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Zitat:
Ich schreibe hier natürlich meine ganz persönliche Meinung nieder. Muss nicht richtig sein, könnte aber? Ich lasse mich auch gerne überzeugen.

Hallo Helmuth
Ich habe deinen Kommentar gelesen, ich habe das mehrere mal durchgelesen weil ich es auch verstehen möchte... Es ist sehr gut geschrieben, und ich finde auch wahrscheinlich nicht so die richtigen Worte, ich kann mich nicht so gut ausdrücken.......
Also ich bin ja 67 Generation, und ich bin so groß geworden das meine Mom sich um die Kids gekümmert hat, und mein Vater ging arbeiten.
Sie ist morgens mit aufgestanden und hat dann frühstück gemacht usw.
Ich selber bin jetzt auch so das ich dann mit aufstehe und frühstück mache, das ist für mich ganz normal das zu machen.
Kinder spiegeln immer das wieder was denen zuhause vorgelebt wird, und ich habe ein gutes Vorbild gehabt, meine Mutter.
Regina
__________________
Regina

Geändert von lillemor (14.03.2008 um 07:52 Uhr) Grund: wort falsch geschrieben
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  #50  
Alt 14.03.2008, 09:09
Erika47 Erika47 ist offline
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Hallo ihr da draussen,

erstmal möchte ich mich bedanken für dieses rege Intresse an diesem Thema. Ich bin erfreut darüber das soviele schreiben.

Hallo Helmut,
nun zu dir. Ich möchte nicht von meinem Partner bemuttert werden, sondern nur verstanden. Ich möchte, das er mit mir, die Krankheit akzeptiert und mit mir, zusammen lacht oder auch weint. Ist das so schwer zu verstehen. Er ignoriert meine krankheit in dem er schon geäußert hat, das ich garkeinen Krebs habe. Ich möchte mit ihm reden und auch mal schweigen. Ich möchte mich auch verwirklichen dürfen, ohne das er was dagegen hat.
Wie du wahrscheinlich merkst, ich werde Egoist. Mein Psychologe hat es mir angeraten egoistisch sein zu dürfen. Denn ich hab meinem Mann alles ( in den letzten 23 Jahren) abgenommen, was ihm evt. quer kam. Jetzt kann ich nicht mehr und will es auch nicht mehr. Ich möchte einfach nur Frieden. Möchte ohne Streitereien und ohne sich Ärgern, durchs leben wandern.
Ich möchte sovieles und doch bin ich gefesselt.

So viele liebe Grüße und ich bin gespannt auf deine und andere Antworten.
Lasst euch in diesem Sinne drücke

Erika
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  #51  
Alt 14.03.2008, 09:58
Chrische Chrische ist offline
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Hallo liebe Erika,

ich freue mich, dass sich ein so reger Gedankenaustausch in diesem wichtigen Thema entwickelt hat. Ich möchte etwas zu deinem letzten Beitrag schreiben. (Ich hab keine Ahnung, wie man hier Sätze zitiert...ich hoffe, es klappt)
Zitat:
"Wie du wahrscheinlich merkst, ich werde Egoist."
Ich finde, das ist gut so! Ich sage zu meiner Mama immer, sie solle erstmal nicht an andere denken, denn sie ist jetzt am wichtigsten. Schließlich ist sie ja krank und Krebs ist nun mal keine Erkältung. Deswegen kann ich es gut verstehen, dass du jetzt "deine Rechte" einforderst und das ist auch wichtig, denke ich. Deine Seele braucht mindestens so viel Zuwendung wie dein Körper und wenn du die nicht von deinem Mann bekommen kannst (was sehr traurig ist), dann musst du dir selbst Gutes tun. Also hab keine Gewissensbisse!

So, das wollte ich noch sagen. Ich hoffe, das Thema wird noch lange fortgeführt- es ist auch toll, dass ein Mann mit von der Partie ist.
Also liebe Grüße an alle und euch einen schönen sonnigen Tag!
__________________
Juhu!!!! Chemo geschafft!
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  #52  
Alt 15.03.2008, 02:52
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HelmutL HelmutL ist offline
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Hallo zusammen,

Chrische: erstmal Danke für die Blumen. Warum ich als Mann hier mitmache, im Brustkrebsforum , das könnt ihr hier nachlesen: http://www.krebs-kompass.org/forum/s...ad.php?t=31376.

Diesen Thread habe ich gelesen und, zumindest Stellenweise, als einseitig empfunden (Sorry, sehe ich halt so). Siehe auch in meinem vorletzten Beitrag in der 2-ten Hälfte!

Es freut mich eure Antworten zu lesen. Meinen letzten Beitrag kann man natürlich so alleine nicht stehen lassen. Er sollte in erster Linie provokant sein, zum Nachdenken anregen. Aber eins ist doch klar: die Männer, die sich abweisend euch gegenüber verhalten, werden das hier wahrscheinlich nie lesen. Auf diesem Weg kann man sie also nicht wachrütteln. Die Guten muss man nicht mehr bekehren.

Frage: wäre es vielleicht sinnvoll, wenn sich die Guten hier mal einbringen könnten??????

Frage: könnt ihr nicht den einen oder anderen der anderen Sorte überreden in diesem Forum wenigstens mal zu lesen?

Vielleicht hat er einfach nicht die richtige Vorstellung, was in euch vorgeht? Auch ich habe manches Signal nicht verstanden oder einfach falsch reagiert. Wie soll man auch wissen was richtig und falsch ist, das lernst du in keiner Schule. Nur in einer: der Schule des Lebens. Und die ist knallhart. Die einzige Stütze, die man dabei hat, ist Liebe und gegenseitiges Verständniss.

War mal zu einer Zigarettenpause (dummes Laster, 2 1/2 Monate clean, jetzt wieder voll drauf) auf die Terasse. In unserem Teich, und dem unserer Nachbarn, sind die Kröten heftigst am turteln. Habe die Nachbarin am frühen Abend angerufen und auf den Balkon geschickt, zum Zuhören. Dann hat sie gefragt, wie es mir ginge. Sie ist Intensivkrankenschwester, er Arzt. Beide waren immer für uns da, privat. Dann kam ganz unvermittelt: "Ich habe auch Brustkrebs" Sch...e, Sch...e.

Chrische: Egoismus hält uns am Leben. In Grenzsituationen wie dieser dürfen wir auch noch eine gehörige Portion draufpacken. Doch Vorsicht, eingeklagte Rechte bringen in der Regel nur Verdruss auf beiden Seiten. Das Verständniss und die Unterstützung durch den Partner muss freiwillig erbracht werden. Sonst ist sie halbherzig und bringt nicht wirklich etwas.

Erika: Kannst du deinen Mann nicht mal mitnehmen, zum Psychlogen? Er hätte es bitter nötig. Ich will dir nicht weh tun, aber das mit den letzten 23 Jahren war, ich denke du weisst es selbst, ein Fehler. Das ist mein wirkliches Verständniss von "bemuttern". Oder lass ihn vielleicht mal hier lesen? Deine Sehnsucht nach Ruhe, Frieden und Geborgenheit kann ich sehr gut verstehen.

lillemor: Der Beitrag war eher provozierend gedacht. Das heist ja nicht, dass das Alles schlecht war. Auch ich kannte Mädchen, die höher in den Kirschbaum geklettert sind als ich. Ich denke, wir sind uns einig, wenn ich sage, jeder muss sich seine Position im Leben suchen, die am besten zu Ihm passt. Dann kann man glücklich leben. Und genau das zählt. Sonst nichts!!

Eleve: Ja, ja, ich kann mich noch gut erinnern, Du gehörst zu den Mädchen, die im Kirschbaum oben sassen. Die (fast) wie Kumpels waren, ein Rätsel. Die wir zwar angehimmelt haben, das aber selbstverständlich niiiiieeee gezeigt haben. . Und du hast recht. Viele wurden in Rollen gedrängt, die ihnen nicht gepasst haben. Sieh dir die Scheidungsraten an, die Kindesmisshandlungen, Gewalt unter Eheleuten. Und was das "umsorgen" betrifft, da hat dein Mann ja Glück gehabt . Schön, dass du so ehrlich bist. Ich kann mir vorstellen, dass es bei euch andersrum auch funktionieren würde. Klar, jeder darf so sein, wie er ist, aber man MUSS auch lernfähig sein. Wie überall im Leben ist es doch so: man/frau hat seine Erziehung mehr oder weniger geniessen dürfen. Wie er sich als Erwachse/ner benimmt liegt aber ganz und gar in seiner Entscheidung. Dafür hat man seinen Kopf nicht nur zum Hüte tragen und sein Herz nicht zum Blutpumpen.

Wie gesagt, der letzte Beitrag sollte eher provozieren. Der vorletzte aber ist absolut ernst gemeint und sollte zum Überdenken anregen. Ich kann euch sagen: es war grausam. Ich wünsche niemandem, das erleben zu müssen.

Viel Kraft und Gottes Segen

Helmut

PS: Nicht dass Jemand glaubt ich wäre Pastor oder Psychologe oder ähnliches. Ich bin einfach ein kleiner Vermessungstechniker.
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  #53  
Alt 15.03.2008, 10:23
Ute30 Ute30 ist offline
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Liebe Erika,

ich grüße Dich.

Habe die letzten Tage nur gelesen und möchte meine Worte vom 11.03. um 20:11 Uhr, ich glaube Seite 5, noch einmal bekräftigen.

Ich hoffe, mit etwas mehr Energie bin ich heute in der Lage, Dir weitere Argumente zu liefern, die Dir helfen, Dich unterstützen können.

Hallo Helmut:
'Ich will dir nicht weh tun, aber das mit den letzten 23 Jahren war, ich denke du weisst es selbst, ein Fehler.'

Du weißt sicher, dass dieses "aber"-Wörtchen den Vorsatz zunichte macht, bzw. umkehrt. Also: "Ich will dir wehtun und .....

Ich bin mir sicher, dass es nicht in deiner Absicht liegt zu verletzen und ich glaube auch, dass Erika sich diesen Schuh so nicht anziehen wird. Sie kennt Dich nicht (bzw. erst so ein bißchen, durch deine Antworten).

Allein der Satz ist, kann, durch diese Art der Formulierung, ganz viel Negatives auslösen.
Ein 23 jahre alter Fehler!!!!! Ist schon heftig!!!!!

Wenn man da zu lange draufschaut ........................

Habe eine Leidenschaft Sprüchekarten zu sammeln und finde diesen hier ganz passend:

Gib auf dich acht

Achte auf deine Gedanken,
denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte,
denn sie werden Handlung.
Achte auf deine Handlungen,
den sie werden Gewohnheit.
Achte uf deine Gewohnheiten,
denn sie werden Charakter.
Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal.


(Aus dem Talmud)


Ich glaube, dass ich mich mit meinem Gedankengut schon ganz oft in Richtungen bewegt habe, die mir nicht gut tun.
Zum Glück habe ich nach mehr als 20 Jahren eine liebe Tante wieder neu kennengelernt, die mir half, bestimmte Situationen anders und neu zu betrachten.
Damit habe ich mir selber, - und ein anderer kann das auch gar nicht!!! - Möglichkeiten und Wege geschaffen, die leichter zu gehen sind.
In einer gewissen Erkenntnis kann ich jetzt sagen, dass ich wohl schnell den steinigen Weg wähle. Wähle ich?
Oder sind da Gedanken, Worte, Handlungen, zu Gewohnheiten und Charakter festgefügt, durch viele Jahre, die mich so sein lassen, wie ich bin?

Und ich habe doch immer die Möglichkeit von diesem Weg herunterzugehen, einen anderen zu wählen, nicht wahr?

Als mein Mann (macht es etwas aus, dass wir uns "erst" knapp 11 Jahre kennen?) auf meine Krebserkrankung so distanziert und "fremdartig" reagierte, dass ich mir schon große Sorgen um ihn machte und mich sehr, sehr allein fühlte, entspann sich eines Morgens folgende Unterhaltung:

Ich:
"Du sprichst gar nicht mit mir über deine Gefühle, ich weiß überhaupt nicht, was DICH bewegt. Mit deinen Freunden sprichst du auch nicht darüber.
Ich mache mir Sorgen um Dich.
Zudem fühle ich mich mit meinen Empfindungen so unendlich allein.
Du kennst doch sicher das Sprichwort:

'Geteiltes Leid, ist halbes Leid.'

Aber du lässt mich alles allein tragen und ich mache mir noch zusätzlich Sorgen um Dich! Zeig doch bitte endlich mal Deine Gefühle!"

Und er antwortete:
"Ich will Dir meine Gefühle nicht zeigen."

Ich war echt verzweifelt.


Wie sollte es nur weitergehen?
Und dann war da meine Tante. Sie konnte mir anhand einer kleinen Begebenheit aus ihrem eigenen Familienleben etwas deutlich machen, womit ich, übertragen auf meine Situation, gewaltige Erleichterung erfahren habe.
Weil ich jetzt anders betrachte, andere Erwartungen habe, realitätsbezogener, authentischer?
Ich weiß es nicht.

Die Begebenheit:
Der Vater meiner Kusine kam mit seiner Rolle wohl nicht so gut klar und schob sie vom Schoß herunter, als sie Streicheleinheiten haben wollte.
Dieses Zurückgewiesenwerden erklärte meine Tante ihrer Tochter so:
'Stell dir vor, du gehst zu deinem Vater und möchtest 5 Euro haben, aber alles, was er hat, ist ein Euro. Mehr als diesen einen Euro kann er dir nicht geben. Wie geht es dir, wenn du bei deinen Erwartungen bleibst mehr zu bekommen, wenn er dieses "Vermögen" gar nicht hat?'

Diese kleine "Geschichte" schlug bei mir ein, wie eine Bombe.
War wie ein Dejavue (best. falsch geschrieben!)- Erlebnis in Bezug auf meine vergeblichen Versuche, die Mutterliebe zu bekommen, die ich mir als Kind gewünscht hatte.

Ich also hin zu meinem Mann. Hab ihn mit meiner ganzen Erleichterung angelächelt und gesagt:
"Ich weiß jetzt, woran es liegt.
Du kannst da nichts für!"

Und wir mussten beide lachen.
Uns beiden habe ich mit meiner entspannteren Sichtweise den Druck genommen. Und es hat uns einander akzeptierend näher gebracht.

Und er ist so ein toller Typ, dass er damit leben kann, "einen Euro" zu haben, und mir mit dieser Erfahrung meine Angst genommen habe, ihn zurückzuweisen, wenn ich mir die "anderen 4 Euro" von anderer Stelle holen will.

Liebe Erika, ich wünsche Dir deinen Weg,
mit Lächeln, mit Leichtigkeit, mit Wohlfühlen und
mit Freude.

Liebe Grüße

Ute
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  #54  
Alt 15.03.2008, 11:52
Chrische Chrische ist offline
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Hallo,

ich bin's nochmal. Ute, ich finde das, was du erzählt hast, sehr interessant. Diese schöne Begebenheit hilft vielleicht, besser mit einigen Menschen umzugehen. Danke!
Mein Vater ist ja auch eher einer von der Sorte, die ihre Gefühle verdrängen und nicht darüber reden wollen. Aber seitdem er bei einem Gespräch mit dem Arzt dabei war, hat es sich echt gebessert und er tröstet meine Mutter jetzt. Und ich hätte NIE gedacht, dass er mal aus sich rauskommen würde.
Ihn musste also erst ein Fachmann aufklären- vielleicht kann das auch ein Lösungsansatz sein.
Deswegen möchte ich die Frage von Helmut wiederholen.:
Zitat von Helmut
Zitat:
Erika: Kannst du deinen Mann nicht mal mitnehmen, zum Psychlogen?
So, das war's erstmal. Bis bald, ihr Lieben!

P.S.: Helmut, das mit den "Rechten" war vielleicht zu krass ausgedrückt, deswegen die Anführungszeichen. Aber deinen Gedanken dazu kann ich nur zustimmen.
__________________
Juhu!!!! Chemo geschafft!
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  #55  
Alt 16.03.2008, 11:58
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HelmutL HelmutL ist offline
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Hallo zusammen,

Ute, du hast recht. Es ist gut zu wissen, dass die Beiträge nicht nur gelesen, sondern auch mal hinterfragt werden und die Kritik dazu auch dann geschrieben wird. Dieses Forum ist zu sensibel, da kann man unbedacht leicht mal einen Fehler begehen, der ungeahnte Folgen hat.

Das "aber" würde ich allerdings folgendermassen interpretieren:

"Ich will dir nicht weh tun, aber (ich weiss, dass ich es trotzdem tue) ........"

Ich habe heute Morgen als erstes eine PN an Erika geschickt. Hier ein Zitat:

Zitat:
In diesem Satz habe ich mich in der Wortwahl wirklich vergriffen. Ute hat mich darauf aufmerksam gemacht. sie hat recht. Den Satz darf ich so nicht stehenlassen.

Ich meinte damit ganz bestimmt NICHT die Beziehung zu deinem Mann, deine Ehe. Wenn ich heute so über meine Ehe mit Myriam nachdenke, sehe ich, dass auch sie mir manchen Stein aus dem Weg geräumt hat. Das ist auch eine Frage der Liebe zum Partner. Aber es sollte auch auf Gegenseitigkeit beruhen. Die Ergänzung dazu war wohl etwas zu schwach.

Dafür entschuldige ich mich zuerst bei dir persönlich. Bitte bewerte diesen Satz nicht so hoch.
Danke für euer Verständniss.

Alles Liebe und einen schönen Palmsonntag

Helmut

Ute, zu dem Gedicht möchte ich noch folgendes anführen: Nicht jeder Gedanke sollte zum Wort, nicht jedes Wort zur Handlung werden. Doch wie soll man seinen Charakter ändern? Das beste Beispiel haben wir gerade erlebt.

Geändert von HelmutL (16.03.2008 um 12:39 Uhr) Grund: Nachgedacht
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  #56  
Alt 16.03.2008, 12:34
Lisa1973 Lisa1973 ist offline
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Hallo Ihr Lieben,

ich bin "zufällig" (es gibt keine Zufälle ) auf diesen Thread gestoßen und möchte Euch danken...

Duch Euren Austausch kann ich vieles verstehen, was ich während meiner Leukämieerkrankung mit meiner Familie und mit meinem Mann erlebt habe. Vor allem die "5-Euro-Geschichte" beruhigt mich nachträglich sehr.

Euch und Euren Angehörigen alles Liebe und Gute,
Lisa
__________________
Diagnose Multiple Sklerose Aug. 2000
Diagnose sekundäre AML März 2006
allogene SZT Aug. 2006 - heute weitgehend beschwerdefrei
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  #57  
Alt 16.03.2008, 20:22
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HelmutL HelmutL ist offline
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Hallo zusammen,

in den meisten anderen Threads ist das Schreiben in der Regel viel einfacher. Man kann mehr oder weniger gute Tipps geben. Wechsel den Arzt, die Klinik, probier dies oder jenes Medikament, schau mal dort nach Informationen, bei mir war das so und so, vielleicht kann dir das helfen.

Dann gibt es Threads wie diesen hier. Hier geht es um Gefühle, Emotionen. Ihr (oder anderswo die Männer) öffnet eure Seele, berichtet von euren Sorgen, euren Ängsten und Nöten. Der Druck, der auf euch lastet macht euch dünnhäutig, verletztlich.

Prallen im Normalfall selbst schwere Geschütze von euch ab, so genügt jetzt schon der geringste Anlass, euch schwer zu treffen. Das kann ein missverstandenes Wort, ein schlecht formulierter Satz sein. Desshalb ist es so schwierig hier zu schreiben.

Ich möchte versuchen euch zu helfen. Jedoch nicht, indem ich euch sage, was ihr zu tun habt. Das wäre vermessen. Ich möchte Denkanstösse vermitteln, damit ihr euch selbst helfen könnt. Desshalb bin ich manchmal so provozierend und schreibe damit praktisch auf Messers Schneide.

Viele von euch stehen mit dem Rücken an der Wand. Es ist nicht der Zeitpunkt sich über Empfindlichkeiten des Anderen allzu viel Gedanken zu machen. Wenn auch nur ein einziger Funken Liebe da ist, dann lohnt es sich. Packt den Stier bei den Hörnern und kämpft darum, ihr helft euch selbst damit am meisten. Nichts in eurer Situation ist schlimmer als in eine leere Wohnung zu kommen. Besser ein "N'abnd" hinter der Zeitung als Stille. Ich weiss es.

Gute Beispiele, wie die 1-Euro-Geschichte, gibt es genug. Sucht euch aus allem das für euch Beste aus und macht was daraus.

An anderer Stelle habe ich einen Satz zur Erwartungshaltung geschrieben. Leicht abgewandelt passt er auch hier: "Erwartung ist ein Seil, an dessen anderen Ende sich selten jemand festhält" Gut, wenn das andere Ende wenigstens nicht ignoriert wird. Wo bleibt eure sprichwörtliche "weibliche List"? Es hat sich nie mehr gelohnt denn jetzt! Es geht schliesslich nicht um eine Handtasche oder ein Paar Schuhe, es geht um euer Leben. Stellt euch mal neben euch und beobachtet, stellt euch selbst mal in Frage.

Alles Liebe

Helmut
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  #58  
Alt 16.03.2008, 23:04
Erika47 Erika47 ist offline
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Hallo Helmut,

ich nehme deine Entschuldigung an.

Ich möchte mich aber auch herzlichst dafür bedanken, das du dich an diesem Thema beteiligst. Ich ziehe vor dir den Hut.

Ich hoffe wir werden noch viel voneinander hören bzw. lesen.

In diesem Sinne drücke ich alle beteiligten und wünsche euch noch einen schönen Abend

Liebe Grüße
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  #59  
Alt 16.03.2008, 23:38
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HelmutL HelmutL ist offline
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Hallo Erika,

Danke.

ich stehe auf dem Standpunkt: "Kneifen gilt nicht". Auch wenn's mal nicht so angenehm ist. Wer im Leben nicht stehen bleiben will, muss auch kritikfähig sein.


Alles Liebe

Helmut

Hab gerade bemerkt, dass ich beinahe ein Jubiläum verpasst hätte:
Mein einhundertster Beitrag

Geändert von HelmutL (16.03.2008 um 23:43 Uhr) Grund: Hab es gerade bemerkt
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  #60  
Alt 17.03.2008, 00:05
Erika47 Erika47 ist offline
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Hallo Helmut,

ja herzlichen Glückwunsch zu deinem 100 Beitrag und ich wünsche mir von dir noch viele Beitäge und Antworten in diesem Sinne

Liebe Grüße
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