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  #46  
Alt 10.02.2009, 12:39
Löwin Löwin ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hallo,

hab seit 11/08 BK. T2, G3, N0, M0, HER-negativ, Hormon+, DCIS.
radikale Mastekotomie li,
bin vor meiner 4 Chemo(6x FEC)
Bis jetzt ging es mir psychisch sehr gut. Seit letzten Wochenende hab ich auch so negative Gedanken.
Hauptsächlich die Angst, das nach der Behandlung Metastasen auftauchen.
Wenn ich meine Tochter (10Jahre) anschaue, werde ich dann so unsagbar traurig, weil ich Angst habe, Sie im Stich zu lassen.
Mein Mann glaubt auch, der Tumor ist entfernt und nach der Chemo ist alles vorbei. Die Gefahr erneut krank zu werden, denkt er, lauert doch in Jedem.
Dabei blüht mir noch 5 Jahr AHT. Aber die nehm ich gerne in Kauf, wenn ich dabei gesund bleibe.
Man muß jedem von uns seine eigene Angst und die Gedanken dazu erlauben.
Es ist doch schön, daß man diese hier niederschreiben kann.
Man sollte die Ängste der Anderen nicht beurteilen, sondern anerkennen und evtl trösten.

Also, Ihr Lieben, Kopf hoch!
Ich laufe meine schlechten Gedanken immer weg.
MP3 Player ins Ohr, gute Musik, und raus an die Luft!!!!

Löwin
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  #47  
Alt 10.02.2009, 14:44
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conny37 conny37 ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hallo alle Zusammen,
es tut mir wirklich leid ,für die Frauen die Metas haben und die Ängste die sie haben kann ich sehr gut verstehen,aber dürfen denn "nur BK Betroffenene" nicht Angst haben?Dürfen wir denn hier nicht das schreiben was uns beschäftigt?Ich habe auch Angst.Keiner sagt mir ob die ob /wann/überhaupt Metas auftreten.
Bitte glaube mir Tanja,es tut mir leid das du so viel durchmachen mußt ,aber auch ich habe dolle Angst vor der Zukunft und daran kann ich nichts ändern.
Liebe Grüße Conny
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  #48  
Alt 10.02.2009, 16:14
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hanaya88 hanaya88 ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hallo zusammen

Langsam wird es echt blöd. Ich glaube ich schreibe nie mehr was ins Forum. Werde da total falsch verstanden und dann angegriffen.....nö, das brauche ich echt nicht auch noch!

Ich habe NIE gesagt, dass ihr keine Angst haben dürft, die, welche keine Metas haben. Ich habe auch hoffnungs- und kraftgebend geschrieben, dass ihr daran glauben sollt es zu schaffen etc. Aber das überlest ihr einfach und hackt auf dem "nur BK" rum......naja, wem's gefällt!

Zum Glück hat es aber auch ein paar Meldungen von Frauen gegeben, die mich richtig verstanden haben und die genau wissen was ich damit meine!!

Grüsse
Tanja
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  #49  
Alt 10.02.2009, 16:48
Benutzerbild von Feliz
Feliz Feliz ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

ruhig blut mädchen

uns verbindet doch mehr als uns trennt ...

metas hin bk her .... wir sind vom schicksal alle in den arsch gekniffen

worden , gitti möge mir verzeihen wenn ich das so salopp formuliere .

wir alle haben angst ... und wir alle haben berechtigte sorgen

wir sind alle im gleichen boot , unser aller boot hat ein leck und

wie schnell das wasser hinein läuft können wir alle nicht vorraussehen.

also mädchen atmet duch und haltet zusammen ...

liebe grüße feliz
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  #50  
Alt 10.02.2009, 17:03
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hanaya88 hanaya88 ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Eben!
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  #51  
Alt 10.02.2009, 18:08
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conny37 conny37 ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hallo Tanja,
das war doch nicht böse gemeint
Ich wollt niemand verletzen.
Ich wünsch euch allen alles Liebe.
LG COnny
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  #52  
Alt 10.02.2009, 23:25
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bergmädel bergmädel ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Zitat:
Zitat von Löwin Beitrag anzeigen
MP3 Player ins Ohr, gute Musik, und raus an die Luft!!!!
Das finde ich auch ein Super-Rezept, immer, wenn's irgendwo nicht glatt läuft.

Ich will mein Leben zurück... In der ersten Zeit nach meiner Diagnose habe ich mir die Erinnerungen an die Zeit ohne Krebsangst quasi verboten. Trotzdem kamen die Gedanken daran ab und zu hoch, wie die Erinnerungen an ein entschwundenes Paradies ohne Sorgen.

Ich erinnere mich auch noch an eine Frau in der Reha, die mitten im Gespräch anfing zu weinen und sagte: "Ich will einfach nur, das alles ist wie vorher."

Was ich absolut hilfreich fand, war, bewusst nach Kraftquellen zu suchen, wenn man die Zeit schon nicht zurückdrehen kann. Mit Mp3-Player und "It's a beautyful day" von U2 auf den Ohren durch den Park zu rennen, lässt einen unter Umständen total stark fühlen. Tanzen gehen. Auf Rockkonzerte oder in die Oper gehen. Musik überhaupt. Ski fahren. Urlaub machen. Kochen, Freunde einladen, Weinflaschen köpfen und die Nächte durchlachen. Alles machen, was grossartig ist und einen gut und mehr fühlen lässt.
Das hilft so sehr, das neue Leben nicht nur doof zu finden.

LG! Sandra
__________________
Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.

Rilke
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  #53  
Alt 11.02.2009, 00:04
mahanuala mahanuala ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

beim lesen des threads hab ich mich erschrocken !
und nun frage ich mich ob ich mich überhaupt äußern soll/darf als nur angehörige....

...das was ihr, die ihr *nur* an bk erkrankten schreibt.,
kenne ich nur zu gut.
ähnlich erging es mir als angehörige....darf ich überhaupt leiden, darf ich auch mal jammern?,

ich hab doch nix, verglichen mit der erkrankten

die spannende frage ist: gibt es eine hierarchie des leidens?
das wäre ein interessanter diskussionspunkt, wenn man es schaffen könnte liebevoll miteinander zu diskutieren ...

aber zurück zum eingangs-statement von christa:

ich will mein leben zurück

ich kenne das.
und ich glaube viele menschen kennen das:
die mit herzinfarkt (an einem re-infarkt zu sterben ist übrigens wahrscheinlicher als an den folgen einer krebserkrankung!)

leute mit schweren unfällen kennen das....usw...

menschen die durch erkrankungen im allgemeinen behindert sind...

vor langer zeit war ich glückliche mami von drei kleinen kindern (4,2,8monate)...

das leben sah prima aus: die kids waren doll, an die arbeit hatte ich mich gewöhnt, ich hatte nette nachbarn und freunde.

dann hatte mein sohn einen unfall - an dem er eigentlich hätte sterben müssen ...oder langzeitschäden davontragen..

zum glück hat er es wie durch ein wunder überstanden, fast ohne blessuren.

aber mein leben war von dem moment an anders: ich sah überall unfall-möglichkeiten und tödlich erkranken konnten die kinder ja auch...

sprich meine angst wirklich endgültig ein kind zu verlieren war wie ein ungeheuer erwacht, vorher sah ich nur kinder und zukunft....und den nächsten sommer im garten, vielleicht noch die einschulung etc...

der anblick meiner niedlichen kinder machte mich nur noch wehmütig,ängstlich und traurig..wer weiß was als nächstes passieren könnte...

irgendwann sollten sie mit dem rad zur schule fahren - ich konnte mich nicht besonders dran freuen, daß sie so gut gediehen,
ich hatte nur ständig
die ganzen gefahren vor augen.

zum glück hab ich widerstanden alles zu verbieten oder ständig zum arzt zu rennen um sie untersuchen zu lassen....das fiel mir nicht unbedingt leicht.

ich begriff irgendwann, daß das ein trauma ist, wenn man selbst oder jemand sehr nahes dem tod so nahe kommt....und daß das das leben verändert.

daß jede und jeder früher oder später solch ein trauma erlebt.

daß ich lernen kann damit zu leben, daß ich und meine lieben endlich sind, ohne daß ich völlig einfluß drauf habe,aber meine unbeschwertheit nicht mehr einfach wieder bekommen werde.

der schwierigste schritt, an dem ich nach der diagnose meiner frau wieder kam war, daß ich damit leben muß daß etwas passieren kann im leben - unfälle, erneute erkrankung...oder was auch immer.

und daß ich in meiner früheren vermeintlichen unbeschwertheit auch einer illusion gehuldigt hatte: der meiner und meiner liebsten unsterblichkeit....

deshalb lerne ich die unbeschwertheit des jetzigen augenblicks zu genießen...was mir mal gut mal schlechter gelingt....und mich mit der endlichkeit irgendwie abzufinden, bei anfreunden damit bin ich noch lange nicht...

liebe grüße
mahanula
__________________
once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
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  #54  
Alt 11.02.2009, 01:18
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bergmädel bergmädel ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Zitat:
Zitat von mahanuala Beitrag anzeigen
die spannende frage ist: gibt es eine hierarchie des leidens?
Hallo Mahanuala, (und die anderen Leserinnen)

Spannende Fragen haben oft die Eigenschaft, weder mit ja, noch mit nein beantwortet zu können. Oder mit beidem. Wie Deine.

Wenn man alleine nur im BK-Thema bleibt, könnte man, wenn man wollte, ja schon mal ganz viele Hierarchien des Leidens finden. Alter bei der Erkrankung, zum Beispiel. Oberflächlich besehen hat eine Dreissigerin mehr Pech als eine Mittfünfzigerin, wenn sie erkrankt. Weil die ja schon 'ne Menge gesunde Lebenszeit mehr haben durfte, als die Jüngere. Bloss- Ich glaube, die Fünfzigerin hat trotzdem vielleicht weniger, vielleicht auch mehr Angst als die Jüngere.

Dann das Thema Kinder. Ich fühle mich sehr demütig, wenn ich von BK-Müttern kleiner Kinder lese. Wie, um Gottes willen, muss man sich da fühlen, wenn man nicht mehr gesund werden kann? Wenn ich mich in diese Mütter hineinfühle, sehe ich diese "Hierarchie des Leidens" sehr deutlich.

Dann die unterschiedlichen Prognosefaktoren. Manche Frauen bekommen eine Heilungschance von 80 oder sogar nahezu 100 % eingeräumt. Andere haben schlechtere Aussichten. Noch andere sind metastasiert. Ich finde, es ist klar, wer da die grösseren Arschkarten gezogen hat, und deshalb kann ich bei jenen da auch wieder ein grösseres "Leiden" akzeptieren.

Und manchmal sind Dinge auch einfach wahr: Im Ruhrgebiet gibt es ein Sprichwort:
"Alt werden ist nicht schön. Aber nicht alt werden ist garnicht schön."
Dat is' nu' mal einfach wahr.

Andererseits- manche, denen es schlechter geht als anderen, kommen damit besser zurecht als welche, denen es objektiv gesehen besser geht.

Aber- wer vermag darüber zu urteilen, wer ein grösseres "Recht" auf Leid besitzt?

Ich glaube aber auch nicht, dass wir manchmal deshalb genervt reagieren, weil wir neidisch sind, wenn jemand weniger Gründe hat, sich zu sorgen und es dennoch tut. Ich denke es liegt eher daran, dass man im Allgemeinen eher ablehnend auf Selbstmitleid reagiert. Und, wie gesagt, manchmal an die denkt, denen es wirklich noch schlechter geht.

Ich selbst versuche, nicht zu bewerten, jeden Menschen individuell zu sehen, ohne ihm oder ihr einen Massstab für Angst oder Leid aufzudrücken. Meistens sind es dann auch andere Dinge, die mich die Geduld verlieren lassen.
Rücksichtslosigkeit oder Unsensibilität zum Beispiel. In manchen Beiträgen empfinde ich die sehr stark; manchmal kann ich dann auch nicht an mich halten, weil ich denke, unter Umständen muss man das jemanden auch deutlich machen. Im besten Falll schaffe ich es dann, sachlich zu bleiben, und die Kritik zum Beispiel auf die Rücksichtslosigkeit zu legen und nicht zu sagen: "Du hast kein Recht, Angst zu haben, denn anderen geht es noch viel schlechter als Dir."

Für ein Krebsforum würde ich mich trotzdem immer bemühen, nicht zu vergessen, dass alle Krankheitsstadien vorhanden sind.
Zum Beispiel finde ich es okay, sich für andere und sich selbst zu freuen, wenn ein weiteres Jahr ohne Befunde vergangen ist. Auch, wenn ich trotzdem immer an diejenigen denken muss, deren Hoffnungsschwerpunkt sich verschoben hat.
Weil es auch wichtig ist, die Hoffnung zu vermitteln, dass man gesund bleiben kann.
Weil es schön ist, sich mit Anderen zu freuen. Ich hoffe dann immer, solche Jubelbeiträge tuen anderen nicht weh.
Andererseits kann man auch rücksichtsvoll bleiben und sich bemühen, sich in Andere hineinzufühlen, und Verletzungen zu vermeiden, so gut man das schafft.

Du hast geschrieben, dass Du Dich beim Lesen dieses Threads erschrocken hast. Worüber genau? Was hat Dich dabei auf den Gedanken der "Leidenshierarchie" kommen lassen?

Das, was Du über das Leben im Augenblick schreibst, ist für mich sehr wichtig geworden. Das hört sich so einfach an und ist doch eine Lebnsaufgabe. Genauso wie das Akzeptieren der Endlichkeit. Aber auch wenns manchmal schwierig ist, ich finde, die Augenblicke, in denen es gelingt, sind grossartig.

Liebe Christa, ich hoffe, es ist Dir recht, immer noch in Deinem Beitrag zu diskutieren- wenn die Diskussion sauber bleibt .

LG, Sandra
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Rilke

Geändert von bergmädel (11.02.2009 um 01:23 Uhr)
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  #55  
Alt 11.02.2009, 07:41
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Maphalda Maphalda ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Sorry, aber ich musste eben doch mal breit grinsen über diese Disskusion.

Ich habe einige Zeit in einem Café gejobbt, das überwiegend von älteren Damen besucht wird. Und eines der Lieblingsthemen heißt "Krankheit". Da gab es echte "Wettbewerbe", wer denn nun kranker ist, wer mehr Leid zu tragen hat, wer die meisten Pillen schlucken muss, wer die bekanntesten Fachärzte aufsucht... und am Ende der Diskussion stand meist das Totschlagargument "Der Professor hat gesagt, so einen Fall wie meinen hat er noch nie erlebt". Die Aussprechende konnte sicher sein, damit alle anderen weit hinter sich gelassen zu haben.

Aber, ihr Lieben, ich glaube, so alt sind wir noch nicht, so arm ist unser Erlebnishorizont noch lange nicht, und das haben wir einfach nicht nötig! ;-)

Geändert von Maphalda (11.02.2009 um 07:45 Uhr) Grund: Tippfehler
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  #56  
Alt 11.02.2009, 08:37
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mascha2600 mascha2600 ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

@Sandra:
In einem Punkt muß ich Dir widersprechen ! Ich "bin" neidisch auf diejenigen, die gesund sind, ja ich gebe es zu.
Aber ich glaube, dass man in unserer Situation auch manchmal neidisch sein darf, oder nicht ?
Ich kann mich manchmal nicht "sanft leidend" mit meinem Schicksal abfinden. Sondern oft packt mich die reine Wut und ich frage mich: "Warum ich und nicht die XY, die alles hat (vor allem Gesundheit) und trotzdem unzufrieden ist"?
Oder auch die Wut darüber, dass ich eben nicht mehr so leistungsfähig bin, wie vor der Erkrankung.
Nun, ich gestehe mir auf jeden Fall zu, "neidisch" zu sein.
LG Chris
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  #57  
Alt 11.02.2009, 09:32
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Cora Cora ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Ich habe eine Freundin, die mit Ihrem Leben total unzufrieden ist.
Früher war sie schlank, tempramentvoll und lebenslustig.

Heute hat sie starkes Übergewicht, fühlt sich unattraktiv (was sie aber gar nicht ist). Infolge Ihres Übergewichtes und mangelnder Bewegung ( Auto, Bürostuhl,Couch ) tut ihr überall im Körper irgendetwas weh. Außerdem hat sie Bluthochdruck und ständig Kopfschmerzen. Sie raucht zuviel und ernährt sich nicht unbedingt gesund. Sie hat einen ganzen Koffer voll Medikamente, die sie auch viel zu schnell und unkritisch einnimmt.
Wenn wir uns mal verabreden, um was schönes zu unternehmen, oder ich sie mal zu einem Spaziergang überreden konnte, sagt sie oft kurzfrisig ab " Ich bin so kaputt, mir tun die Knochen weh, ich leg mich lieber hin"
Wenn ich bei ihr bin, redet sie oft 30 Minuten und länger über sich, ihre Schmerzen und ihr Leben, mit dem sie so unzufrieden ist. Ich bin die einzige, bei der sie so reden kann, ich kann gut zuhören und ich mag sie.

Und irgendwann kommt dann der Satz: oh Gott, jetzt hab ich Dir schon wieder die Ohren voll gejammert, dabei bist du die kranke, und du hast es viel schwerer als ich. Diesen Satz meint sie ehrlich und von Herzen. Sie hat auch jederzeit ein offenes Ohr für mich.

Ich habe Krebs und Metas, aber ich möchte niiieee mit ihr tauschen wollen!!!
Damit will ich nicht die Disskusion wieder anheizen, wer mehr Grund zum klagen hat.
Was ich damit sagen will ist. Wir alle hier kämpfen gegen einen starken Feind, den Krebs.
Wir haben ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Sind verzweifelt, wütend, neidisch auf Gesunde. Wir sind unsicher, und depressiv.
Aber wir tun was dagegen. Wir kämpfen für uns und ein lebensbejahendes, positives Gefühl. Christa hat einen Thread eröffnet um sich Luft zu verschaffen. Und ich empfinde die kontroversen Disskusionen und hochkochenden Gefühle hier als positiv.

Ich habe mir meinen Krebs nicht ausgesucht, er hat sich mich ausgesucht.
Jetzt ist er da, und ich muß damit klarkommen. Aber ich kämpfe lieber gegen Krebs, als so zu leben wie meine Freundin. Denn ich habe etwas, was ihr schon lange abhanden gekommen ist: LEBENSFREUDE

Liebe Grüße
Cora
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  #58  
Alt 11.02.2009, 12:25
Stefans Stefans ist offline
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Beiträge: 428
Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hallo Christa,

Zitat:
Zitat von Christa Beitrag anzeigen
ich möchte wieder so unbeschwert lachen können, wie vor dem 10.10.2008. ich möchte mein leben wieder so genießen können wie vorher.
(...)
der zweite gedanke ist, wie lange ich wohl noch habe? ich hatte jetzt unheimliches glück, keine chemo, keine strahlen, nur AHT. aber wie lange noch? wann und wo werden die ersten metas auftauchen? werde ich schmerzen haben? was kann ich noch alles erleben, was nicht mehr? wann muss ich gehen?
ich schreibe als Angehöriger dazu. Meine Frau wollte auch ihr Leben "zurück", aber sie hat es Anfang 2009 (ziemlich genau 2 Jahre nach der BK-Diagnose) verloren. Es ging ihr lange so wie dir. Nochmal Glück gehabt: mit 50 zwar BK und Ablatio, aber langsam wachsender, hormonrezeptiver Tumor. Nur AHT mit moderaten Nebenwirkungen. Nach Klinik und Reha wieder gut drauf, ohne größere Beschwerden, wieder arbeiten gegangen, sämtliche Nachsorgeuntersuchungen ohne Befund. Scheinbar "geheilt". Bis letzten Herbst. Dann ging es sehr schnell. Lymph- und Nebennieren-Metastasen, von den ersten Schmerzen bis zum Tod nur 3 Monate.

Die Gedanken und Sorgen, die du gerade hast, hatte meine Frau natürlich auch. Wer wohl nicht in so einer Situation. Was aber auch so war, wie es hier einige Frauen beschieben haben: je länger meine Frau mit der Krankheit gelebt hat, desto weniger wurden diese Ängste. Die ersten Monate waren schrecklich, auch weil alles so schnell ging. Gyn-Termin, keine Woche später in die Klinik und Ablatio. Unglauben, Angst, Ungewissheit, Sorgen... :-(

Nach etwa einem halben Jahr (nach der ReHa) ging es meiner Frau vom Gefühl her deutlich besser. Die Frage nach dem "wie lange noch?" wurde fast bedeutungslos, weil das nunmal niemand weiss. Die Frage nach dem "warum" und das verzweifelte "ich will das nicht!" ebenso, weil es nunmal so war, wie es war. Es zog wieder Alltag ein, und das Gefühlsleben "normalisierte" sich. Muss es ja auch! Kein Mensch kann dauerhaft leben, wenn er ständig ängstlich und besorgt ist !!! Die Panik kam bei meiner Frau regelmäßig wieder, zu den Nachsorgeterminen. Da wurde halt alles wieder aufgeworfen, bis zum Befund. Als meine Frau endlich ziemlich sicher war, den Krebs besiegt zu haben, und sie Nachsorgeterminen recht gelassen entgegengeblickt hat... da hatte sie nicht mehr lange zu leben. Die Metastasen waren extrem schnell wachsend und nicht hormonrezeptiv, Chemo erfolglos abgebrochen.

Zwar mochte meine Frau Sprüche wie "Krankheit als Chance" überhaupt nicht, aber im Endeffekt lief es doch darauf hinaus, dass wir nach der Diagnose sehr viel "bewusster" gelebt haben. Nicht nur mit dem Wissen, sondern der Erfahrung, dass jeder sterblich ist - und niemand weiss, wann er gehen muss. Du fragst "Was kann ich noch alles erleben, was nicht mehr?" anläßlich des BK. Rational sollte mensch sich sowas jedesmal fragen, wenn er in's Auto steigt oder auf die Leiter klettert, um Gardinen aufzuhängen oder sich eine Zigarette anzündet oder oder oder. Tut natürlich niemand, weil niemand in dem ständigen Bewusstsein leben kann, dass er morgen vielleicht nicht mehr da ist.

Bei uns war die Antwort auf die Frage "Was kann ich noch alles erleben?" dann ziemlich einfach: alles, was man so schnell wie möglich macht, wenn einem danach ist. Soweit möglich nichts verkneifen und auf den Sanktnimmerleinstag verschieben. Der kommt nie. Aber der nächste Tag kommt, und mit dem kommen viele schöne Dinge, wenn man lernt, sie wahrzunehmen. Den Frühling erleben, das Wetter riechen, mit dem Hund rausgehen, ein schönes Essen geniessen, gute Freunde treffen... Alles Kleinigkeiten, die man normalerweise im Alltagstrott übersieht und daher kaum schätzt. Die IMHO aber Stück für Stück Lebensqualität ausmachen.

Auch, wenn es ganz fürchterlich ist, dass meine Frau so früh gehen musste, bin ich der Überzeugung: Leben ist nicht nur eine Frage der Quantität. Normalerweise verbringt Mensch Jahrzehnte in dem Glauben, dass er ja später noch was ganz Tolles erleben könnte, wenn erstmal... ein neuer Job da ist... die Kinder groß sind... das Haus abbezahlt ist... die Scheidung durch ist... genügend Geld angespart ist... man mal Zeit zum Ausspannen hat... usw. usf. - aber wann tut man's wirklich? Eben.

Was willst du unbedingt alles noch erleben? Wenn du das weisst, dann tu es jetzt, wenn es irgendwie möglich ist! Damit hast du in absehbarer Zeit viel mehr vom Leben als viele Menschen, die vielleicht später gehen müssen. Wann es für jeden Einzelnen soweit ist, weiss ausser dem lieben Gott ohnehin niemand. Und da sind für mich ein paar bewußt erlebte und genossene Jahre mehr Wert als Spekulationen auf eine ohnehin unsichere Zukunft.

Viele Grüße,
Stefan
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  #59  
Alt 11.02.2009, 13:40
Benutzerbild von Christa
Christa Christa ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Zitat:
Zitat von bergmädel Beitrag anzeigen
Liebe Christa, ich hoffe, es ist Dir recht, immer noch in Deinem Beitrag zu diskutieren- wenn die Diskussion sauber bleibt .

LG, Sandra
klaro, bin jetzt zum stillen mitleser geworden, da ich das hier sehr spannend finde nur weiter so bitte!

lg
christa
__________________
Leben ist das, was passiert, wenn ich eigentlich was anderes vorhatte...
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  #60  
Alt 11.02.2009, 13:44
Kegelzicke02 Kegelzicke02 ist offline
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Daumen hoch AW: Ich will mein Leben zurück

Zitat:
Zitat von Cora Beitrag anzeigen
Ich habe eine Freundin, die mit Ihrem Leben total unzufrieden ist.
Früher war sie schlank, tempramentvoll und lebenslustig.

Heute hat sie starkes Übergewicht, fühlt sich unattraktiv (was sie aber gar nicht ist). Infolge Ihres Übergewichtes und mangelnder Bewegung ( Auto, Bürostuhl,Couch ) tut ihr überall im Körper irgendetwas weh. Außerdem hat sie Bluthochdruck und ständig Kopfschmerzen. Sie raucht zuviel und ernährt sich nicht unbedingt gesund. Sie hat einen ganzen Koffer voll Medikamente, die sie auch viel zu schnell und unkritisch einnimmt.
Wenn wir uns mal verabreden, um was schönes zu unternehmen, oder ich sie mal zu einem Spaziergang überreden konnte, sagt sie oft kurzfrisig ab " Ich bin so kaputt, mir tun die Knochen weh, ich leg mich lieber hin"
Wenn ich bei ihr bin, redet sie oft 30 Minuten und länger über sich, ihre Schmerzen und ihr Leben, mit dem sie so unzufrieden ist. Ich bin die einzige, bei der sie so reden kann, ich kann gut zuhören und ich mag sie.

Und irgendwann kommt dann der Satz: oh Gott, jetzt hab ich Dir schon wieder die Ohren voll gejammert, dabei bist du die kranke, und du hast es viel schwerer als ich. Diesen Satz meint sie ehrlich und von Herzen. Sie hat auch jederzeit ein offenes Ohr für mich.

Ich habe Krebs und Metas, aber ich möchte niiieee mit ihr tauschen wollen!!!
Damit will ich nicht die Disskusion wieder anheizen, wer mehr Grund zum klagen hat.
Was ich damit sagen will ist. Wir alle hier kämpfen gegen einen starken Feind, den Krebs.
Wir haben ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Sind verzweifelt, wütend, neidisch auf Gesunde. Wir sind unsicher, und depressiv.
Aber wir tun was dagegen. Wir kämpfen für uns und ein lebensbejahendes, positives Gefühl. Christa hat einen Thread eröffnet um sich Luft zu verschaffen. Und ich empfinde die kontroversen Disskusionen und hochkochenden Gefühle hier als positiv.

Ich habe mir meinen Krebs nicht ausgesucht, er hat sich mich ausgesucht.
Jetzt ist er da, und ich muß damit klarkommen. Aber ich kämpfe lieber gegen Krebs, als so zu leben wie meine Freundin. Denn ich habe etwas, was ihr schon lange abhanden gekommen ist: LEBENSFREUDE

Liebe Grüße
Cora
Hallo Cora, ich muß dir sagen, DU SCHREIBST MIR AUS DER SEELE.
Vielen Dank
Brigitte
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