Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 03.07.2013, 16:57
Lumbre Lumbre ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.07.2013
Beiträge: 11
Standard Überall mit Krebs konfrontiert :-(

Hallo ihr,

ich weiß jetzt gar nicht, wie ich es aufschreiben soll, aber ich habe schon einiges mitgelesen hier und finde das Forum sehr gut.

Es ist eine schöne Begleitung und ich wünschte, ich hätte es eher gefunden.

Ich habe leider auch schon Erfahrungen mit Krebs machen müssen, zwar nicht selbst, aber dafür mit Angehörigen.

Zunächst hatte mein Papa Blasenkrebs, den er nach einer BCG-Therapie, einem Rückfall und einer Operation aber soweit ganz gut überstanden hat. Er darf nur nichts Schweres mehr heben oder lange laufen, da dann Schmerzen wiederkommen. Die Kontrolltermine sind immer ein Horror für uns (rotes Kreuz im Kalender), aber bisher ist alles still.

Jedoch ist nun mein Opa an Leberkrebs erkrankt und die Ärzte sagen, dass er eine Therapie nicht mehr überstehen würde, da er bereits einige Begleiterkrankungen hat und der Tumor streut.
Sein Zustand ist nicht gut und wir haben Angst um ihn, helfen aber, wo wir können. Meine Oma hat verständlicherweise große Probleme damit, dass sie vielleicht bald allein sein wird (sie ist noch sehr fit). Ich weiß einfach nicht, was ich zu ihr sagen soll. "Alles wird gut" passt wohl nicht.

Vor einiger Zeit habe ich zudem eine sehr gute Freundin und Kollegin an den Lungenkrebs verloren.

Ich hatte sie während der ganzen Therapie begleitet und war immer bei ihr, um zu helfen (Einkaufen, Besuche, Fahrten zum Krankenhaus etc.) Sie ist ins Krankenhaus gekommen für eine kleine Routine-Operation, eigentlich ging es ihr ganz gut. Somit bin ich voller Vertrauen in den Urlaub gefahren, um mal aufzutanken. Wir hatten uns für nach dem Urlaub verabredet, da sie nur zwei Tage nach mir Geburtstag hatte und wir gemeinsam feiern wollten. Geburtstag bei Krebs ist immer etwas Besonderes, finde ich.

Dann kam plötzlich die Nachricht, dass sie aus heiterem Himmel eine Lungenembolie hatte und zwei Tage darauf ist sie verstorben.

Das war einen Tag nach meinem und vor ihrem Geburtstag .

Ich bin nicht mehr rechtzeitig zurückgekommen von der Reise, war nur ein paar Stunden später dort. Ich kann mir bis heute nicht verzeihen, dass ich gefahren bin und sie nicht mal mehr verabschieden konnte. Jetzt kommen mir gerade die Tränen, weil sie so fehlt und ich auf mich wütend bin gleichzeitig.

Wie soll man damit umgehen, wenn so viele liebe Personen um einen herum krank sind/waren? Man fühlt sich umzingelt, klingt albern, oder?

Nun habe ich noch einmal den eventuellen Verlust meines Opas vor mir, wenn ich nur an die Beerdigung meiner Freundin denke, wird mir schon anders. Ich habe sehr geweint. Das ganze nun vielleicht noch mal durchstehen, dafür habe ich kein Rezept und ich kann es mir noch nicht vorstellen/wahrhaben.

Ich habe fast eine panische Besuchsfrequenz bei meinem Opa, weil ich nicht noch einmal so einen Fehler machen will, aber ich kann nicht immer dort sein. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen irgendwie, wenn ich nicht da bin.

Habt ihr Tipps, wie man damit umgeht?

Grüße an alle Betroffenen,

Lumbre
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 04.07.2013, 16:37
Knoopers Knoopers ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 27.06.2013
Beiträge: 8
Standard AW: Überall mit Krebs konfrontiert :-(

Hallo,

wie wir damit umgehen sollen? Ich weiß es nicht. Krebs ist eine heimtückische Krankheit. Sie überfällt uns regelrecht.

Tut mir leid, dass es deinem Opa schlecht geht.

Ich habe in den letzten Tagen sehr viel gebetet und auch eine Freundin gebeten (sie kennt sich damit besser aus) mir einen Engel zu schicken.

Den Engel hab ich richtig gespürt. Er war da und irgendwie war es ab da für mich anders. Leichter ist vllt das falsche Wort. Einfach anders...

Bete auch du! Falls du nicht an Engel oder Gott glaubst, dann bete an eine höhrere Macht, z. B. das Universum. Der Glaube versetzt manchmal Berge und unsere Gebete werden bestimmt erhört.

Tut mir leid, dass deine Freundin so früh gehen musste.
Du hast ihr doch immer geholfen, mach dir jetzt keine Vorwürfe, dass du als sie starb zu spät kamst. Du warst doch sonst immer für sie da, auch alles ihr schlecht ging.

Liebe Grüße,
Sisi
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 05.07.2013, 08:58
Lumbre Lumbre ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.07.2013
Beiträge: 11
Standard AW: Überall mit Krebs konfrontiert :-(

Hallo Sisi,

danke für deine lieben Worte.

Doch, gläubig bin ich schon. Aber man fühlt sich da manchmal schon etwas verlassen. Glaubst du, Gott ist auch in solchen Situationen bei uns? Warum hilft er dann nicht? Es ist schwer.

Ich habe schon manchmal daran gedacht, dass ich verflucht bin, weil es so viele um mich herum trifft. Mein Freund ist chronisch krank und eine Freundin hat sich vor zwei Jahren mit Tabletten umgebracht. Mir geht es aber gesundheitlich gut. Ich kann die Krankheiten und Sorgen der anderen nicht übernehmen, auch wenn ich es gerne würde, damit sie nicht so leiden müssen. Verstehst du, was ich meine?

Ich muss eben immer daran denken, dass ich im entscheidenden Moment nicht da war beim Tod meiner Freundin. Sie hatte so wenig gute Vertraute und ich konnte ihr nicht beistehen.

Ich verstehe auch nicht, was da eigentlich passiert ist. Das Krankenhaus wollte zu uns bis heute nichts Genaues zu Diagnosen und Behandlungen sowie Zwischenfällen sagen. Eigentlich war es doch nur eine kleine Operation. Wir haben danach noch gesprochen und sie sagte, es sei alles super gelaufen und es würde ihr gut gehen.

Plötzlich hieß es vom Krankenhaus nur "Wir können ihr nicht mehr helfen, sie wird bald sterben". Wie kann das sein?

Ich habe es noch nicht geschafft, an ihrer Wohnung vorbei zu fahren, ich kann mir nicht vorstellen, dort nicht mehr hinein gehen zu können und ihr immer fröhliches Gesicht zu sehen. Ich kann da einfach nicht hin. Sie war so positiv und hoffnungsvoll bis zum Schluss. Sie hat gesagt, ich solle ihre Comic-Sammlung erben, weil sie die als Kind so gerne gelesen hat Es ist einfach so unfair, ich könnte so wütend werden auf den Krebs.

Gestern gab es Streit mit einer Bekannten. Sie meinte, ich solle nicht so aufgeregt sein wegen dem Leberkrebs meines Opas. Er sei doch alt und hätte es dann eben bald hinter sich Mein Opa war immer für alle da und hält die ganze Familie zusammen.

Ich bin irgendwie mit allem überfordert und weiß nicht, wie ich mit so vielen Sachen klar kommen soll...
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 05.07.2013, 12:12
Bremensie Bremensie ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2007
Beiträge: 758
Standard AW: Überall mit Krebs konfrontiert :-(

Guten Tag Lumbre,
Da hast du ja schon einiges mitgemacht. Du brauchst dir kein schlechtes Gewissen zu haben das du beim Tod deiner Freundin nicht bei ihr warst. Viele wollen einfach alleine sterben ohne das jemand bei ihnen ist. Kann sein das ihnen dann das loslassen von ihren Angehörigen und Freunden leichter fällt.
Das dein Opa nun auch an Krebs erkrankt ist tut mir leid. Für ihn wäre es wichtig das er keine Schmerzen ertragen muss solange er lebt. Schön das du versuchst sehr oft bei ihm zu sein. Vielleicht kannst du ja deiner Oma vermitteln das sie nach dem Tod deines Opas und auch jetzt schon in euch Angehörige eine Stütze hat und sie nicht allein ist.
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 05.07.2013, 21:05
Zagorka Zagorka ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.03.2007
Beiträge: 67
Standard AW: Überall mit Krebs konfrontiert :-(

Hallo Lumbre,

es tut mir sehr leid, dass du gerade so viel durchmachen musst. Diesen Gedanken, ständig mit Krebs in Verbindung zu kommen, habe ich seit einigen Jahren auch viel öfter als früher. Vielleicht war dir das lange nicht aufgefallen, solange noch niemand aus deinem persönlichen Umfeld betroffen war.

Meine Großeltern sind alle recht früh verstorben und lebten nicht in Deutschland. Also hatte ich jahrelang keinen Grund, um mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Bei meinem Vater wurde im September 2005 Magenkrebs diagnostiziert, knapp 1,5 Jahre später verließ er uns für immer. Das war ein harter Schicksalsschlag. Seitdem sind Krebs- und auch Herzerkrankungen in meinem Umfeld quasi dauerpräsent.

Familienangehörige, Freunde, Bekannte, Nachbarn, Arbeitskollegen... immer mal wieder wird jemand schwer krank, und ständig gehen irgendwelche Menschen, die ich persönlich gekannt habe. Es hört sich jetzt vielleicht hart an, aber du wirst dich im Laufe der Jahre tatsächlich daran gewöhnen. Je öfter du mit dem Thema konfrontiert wirst, umso weniger wirst du ihm aus dem Weg gehen können.

Mein Papa war übrigens auch alleine, als er starb. Ich war die letzte Person, die ihn lebend gesehen und ihn zur Verabschiedung in den Arm genommen hat. Am nächsten Morgen wollten wir wieder ins Krankenhaus, aber er starb überraschend in der Nacht. Nach Gesprächen mit diversen Personen, die andere beim Sterben gesehen haben, bin ich mittlerweile froh, dass es so gekommen ist... ich bin sehr sensibel und könnte nicht damit umgehen.

Und wenn du mitbekommst, dass ein Mensch diesen Mist erfolgreich besiegt und es ihm danach wieder richtig gut geht (also dauerhaft), dann freust du dich mit diesem Menschen und genießt die gemeinsame Zeit umso mehr .

LG
Zagorka
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 07.07.2013, 11:19
Lumbre Lumbre ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.07.2013
Beiträge: 11
Standard AW: Überall mit Krebs konfrontiert :-(

Hallo Zagorka,

danke für die guten Worte, es hilft, sich hier mal ausschreiben zu können.

Das mit deinem Papa tut mir natürlich sehr leid. Ich weiß ja jetzt, wie schwer so ein Verlust sein kann, und mein Papa lebt ja sogar noch.

Ich freue mich auch sehr über die Tage, die ich jetzt mit meinem Papa gewonnen habe, weil er vorerst den Krebs besiegt zu haben scheint.

Es ist eben zweischneidig, weil man auch jemanden sehr Liebes an den Krebs verloren hat. Das erscheint irgendwie so ungerecht, obwohl ich weiß, dass man es nicht ändern kann.

Du hast recht, ich habe über deine Worte nachgedacht, dass man häufiger so etwas bemerkt, wenn man einmal damit konfrontiert war. Es ist wohl wirklich so, dass man dann überall um sich herum nur Krankheit sieht. Es sind einfach so viele von Krebs betroffen und ihnen kann nicht immer geholfen werden. Da muss noch so viel passieren, damit endlich alle Patienten ein lebenswertes Leben bekommen können.

Ich habe schon überlegt, ob ich meine Wut und Trauer vielleicht in irgendetwas Gutes umwandeln kann und eine Hilfe-Aktion für Krebskranke starte. Meine Freundin hätte das sicher sehr gefreut, da sie eigentlich immer an das Gute geglaubt hat und Trauer nie mochte. Aber ich weiß noch nicht, wie und wo ich genau helfen kann. Vielleicht kann ich meine Gesundheit so für etwas Sinnvolles nutzen.

Vielleicht hat ja hier noch jemand eine Idee, was man machen könnte?

Ich war gestern wieder bei meinem Opa und es ging ihm recht gut Er hat sogar eine ganze Scheibe Brot gegessen *freu* Ich habe das Gefühl, dass wir alle ihm gut tun und er auflebt.

Obwohl wir gestern auch wirklich Grund zum Feiern hatten. Denn er hat die schlechte Prognose der Ärzte (3 Monate) jetzt überlebt. Jeder Tag ist ab jetzt ein Gewinn.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 15:42 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55