Zweitmeinung einholen: Unterlagen

[Neuberlinerin]

Liebes Forum,

mein Onkel hat ein Plattenepithelkarzinom am Hals (Metastase eines CUP-Syndroms) und ist vorgestern zum 2. Mal operiert worden (selektive Neck Dissection, wenn ich es richtig verstanden habe).
Nun ist CUP ja nur sehr unzureichend erforscht und offenbar sitzen die einzigen richtigen Spezialisten in Heidelberg. Meine Frage: Wenn er dort in die CUP-Sprechstunde gehen möchte - schon nächsten Dienstag könnte er einen Termin kriegen - muss er alle seine Unterlagen mitbringen (Diagnose, bisherige Behandlungen, Medikation etc.). Wer ist dafür zuständig, ihm diese auszuhändigen - sein behandelnder Arzt in dem KH, in dem er z. Z. liegt? Oder ein Sekretariat in diesem KH? Und er hat doch ein Recht darauf, seine Unterlagen unverzüglich zu erhalten, oder? Ich habe gelesen, dass es gerade bei CUP so wichtig ist, rasch Spezialisten zu konsultieren, damit festgestellt werden kann, ob man einer von den glücklichen 25% der Patienten ist, die einer prognostisch günstigen Untergruppe angehören - denn das verändert die Therapie und bedeutet Aussicht auf vollständige Heilung!!! Allen anderen gibt man nur 3-11 Monate... Und selbst wenn meinem Onkel keine guten Chancen ausgerechnet werden, sollen ihm ja unbedingt alle therapeutischen Möglichkeiten genannt werden und offen stehen...

Danke schon im Voraus für Antworten und Tipps - meinem Onkel selbst geht es momentan sehr schlecht, meine Tante ist restlos überfordert (wer könnte ihr das übelnehmen) und ich möchte so gern tun, was ich kann.

[sternchen2190]

Hallo Neuberlinerin!
Ich habe es im Falle meiner Mutter so gemacht das ich mir immer gleich alle Unterlagen habe mitgeben lassen! Direkt im Krankenhaus! Manchmal von den Schwestern, und manchmal auch aus dem Sekretäriat!
Auch wir haben Zweitmeinungen eingeholt, und ich hatte immer alles dabei!
Also sämtliche CT Ergebnisse, Op Berichte, Histologische Befunde, also alles was ich bekommen konnte! Und natürlich hat dein Onkel ein Recht auf seine Unterlagen!!
Ganz liebe Grüße
Anja

[micha54]

Hallo Neuberlinerin,

ist es nicht ein wenig gewagt, Deinen Onkel bereits 1 Woche nach einer Neck Dissection nach Heidelberg transportieren zu wollen ?

Du sagst selbst, daß er zur Zeit noch sehr schlapp ist. Das hätte ich auch nicht anders erwartet. Wie lange rechnen denn die Ärzte, bis er aus dem Krankenhaus entlassen werden kann ?

Ich kann sehr gut verstehen, daß Du helfen möchtest, aber jeder Patient muß sowas auch irgendwie selbst entscheiden. Meine Mutter hatte mehrmals Krebs und wird jetzt 80, ich denke nicht, daß sie sich irgendwas aus der Hand nehmen lassen will.

Reicht es für eine Zweitmeinung nicht aus, nur die Unterlagen nach Heidelberg zu senden ? Evtl. fragst Du ja vorab mal per eMail, ob das geht.

Bist Du per Vollmacht legitimiert, die Unterlagen in KHS anzufordern und in empfang zu nehmen ? Sonst klappt das auch nicht.

Ich wünsche Dir und Deinem Onkel viel Kraft,

Michael

[Neuberlinerin]

Hallo Anja, gut zu hören, dass das so ablaufen kann, meine Tante - ist kein Scherz - traut sich nicht, nach den Unterlagen zu fragen...
Was mich gleich zu deinen Punkten bringt, Michael - du hast völlig recht, ich habe mich auch schon gefragt, ob so kurz nach einem doch so gravierenden Eingriff überhaupt eine Fahrt nach Heidelberg in Frage kommt, aber erstaunlicherweise soll er bereits diesen Samstag entlassen werden (war ja auch nur eine halbe oder 1/3 Neck Dissection). Ich frage aber noch mal nach, ob es dabei bleibt. Eine Vollmacht für die Unterlagen brauche ich sicherlich nicht, denn ich würde ja gar nicht für mich fragen, sondern nur meine Tante begleiten, die alles entgegennehmen kann und sich eben einfach nicht TRAUT ZU FRAGEN... argh... Es ist auch eine sehr gute Idee, das Ganze evtl. postalisch zu klären, daran habe ich auch schon gedacht. Aber auch dafür braucht man halt die Dokumente.

Dass jede/r Betroffene selbst über die nächsten Schritte und evtl. Therapien entscheiden muss, stimmt natürlich absolut. Ich muss manchmal auch etwas achtgeben, dass mir nicht der Gaul durchgeht Andererseits, ich bin tatsächlich die Einzige in meiner Familie, die sich in die Recherche gestürzt hat... meine Tante hat vorgestern nach der OP nicht mal mit dem operierenden Chirurgen gesprochen, um ihn nach dem Verlauf zu fragen...!!! Und von der Klinik in Heidelberg haben beide noch nie etwas gehört. Da MUSS ich ja einfach Input geben, alles andere würde ich mir nie verzeihen...

Noch mal vielen Dank für eure Antworten und guten Wünsche und einen schönen Abend!

[sternchen2190]

Hallo Michael, also ich habe als Tochter ohne Vollmacht alle Unterlagen bekommen die wir für eine Zweitmeinung brauchten!
Niemand hat je (und meine Mutter war in mehreren Krankenhäusern!) eine Vollmacht verlangt!
Liebe Grüße
Anja