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  #1  
Alt 31.01.2008, 22:45
angeachen angeachen ist offline
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Registriert seit: 31.01.2008
Ort: Glückstadt
Beiträge: 2
Pfeil …und plötzlich Querschnittsgelähmt. Nicht durch einen Unfall, nein durch KREBS.

Hallo alle zusammen,

ich lese seit Tagen eure Einträge und es tröstet mich, dass ich (36) nicht allein bin.

Ich möchte Euch hier, das Schicksal von meiner Mutter (59 Jahre) erzählen.

Mitte Dezember ging es meiner Mutter nicht so gut, ab Donnerstags hatte sie Appetitlosigkeit, Übelkeit und ein bisschen Durchfall, na ja, sie dachte an eine Magen-Darm-Grippe.

Da es nicht besser wurde ging sie am Montag zum Arzt, da sie morgens auch einen geschwollen Lymphknoten am linken Oberschenkel festgestellt hatte und ihr Bein ein bisschen lahm war, wie eingeschlafen. Die Ärztin verschrieb ihr eine Tablette, damit sie wieder Appetit bekommt und zum Bein sagte sie das es Arthrose sein könnte.
Blutdruck und EKG wurde noch gemacht, da meine Mutter 3 Bypässe hat, hier waren die Werte aber gut.

Am Mittwoch sollte sie wieder gekommen. Als sie am Mittwoch (21.12.07) in die Praxis ankam, mit dem Fahrrad, ging es ihr nicht gut. Die Symptome waren ihr aber bekannt, Schmerzen in der Brust – Herzinfakt.
Die Ärzte handeln schnell und sie kam ins Krankenhaus und der verstopfte Bypass wurde mit einem Stent freigelegt. Am Freitag wurde noch ihr Bauch, Blase, Niere und Lunge mit Ultraschall untersucht. In der Lunge war ein bisschen Wasser, was aber nach einem Eingriff am Herzen vorkommen kann und an der Niere wurde eine Zyste entdeckt. Nichts schlimmes, laut der Ärztin. Auf dem angesprochen Lymphknoten sagte Sie nur, das kennt sie nur bei älteren Menschen, aber am Montag könnte es untersucht werden.
Da Weihnachten vor der Tür stand und keine Auffälligkeiten am Herzen festgestellt worden sind, hat man meine Mutter am Samstag entlassen, mit dem Vermerk das sie gleich nach Weihnachten zu ihren Arzt gehen soll.

Am 2. Weihnachtstag waren wir, meine Schwester und ich mit unseren Männern, bei ihr. Ich musste den Kaffeetisch decken (das gab es noch nie), weil das Bein immer lahmer wurde. Wir Kinder waren der Meinung das der Lymphknoten auf einen Nerv druckt und daher das Bein lahm ist.

Gleich am 27.12. fuhr ich mit meiner Mutter zum Arzt, sie bekam Rezepte für ihr Herz und wegen des Lymphknotens sollte sie am 02.01.07 zur Blutuntersuchung kommen.

Am 29.12. rief meine Schwester mich an "Mutti ist im Krankenhaus". Unsere Mutter konnte die ganze Nacht nicht auf Toilette, sie konnte nicht pipi machen. Der Druck war zwar da, aber es kam nichts und sie hatte Bauchschmerzen.

Im Krankenhaus bekam sie gleich einen Katheter gesetzt und ein Schmerzmittel. Mittags ging es ihr wieder gut und sie hatte wieder einen gesunden Appetit, aber ihr Bein wurde immer lahmer und das rechte fing auch schon an.
Na ja, ihr könnt Euch vorstellen am Wochenende und dennoch zwischen Weihnachten und Neujahr wird im Krankenhaus nicht so viel gemacht.

Am Montagmorgen (Silvester) war meine Mutter am Ende und hat nur noch geweint, zum Glück haben dann die Krankenschwestern reagiert und eine Ärztin gerufen. Sie kam dann in die „Röhre“ und es wurden 2 helle striche an der Wirbelsäule festgestellt. Meine Mutter wurde noch am gleichen Tag in ein Krankenhaus mit einer Neurologischen Abteilung, später auf die Onkologie, verlegt. Sie hat sofort gewusst dass es Krebs ist und von Chemo gesprochen.

Silvester war für mich gelaufen. Wir haben zwar so zusammen gesessen und versucht zu feiern, aber ich war so in Sorge, weil ich nicht wuste wie meine Mutter das so aufnimmt. Nach nur 4 Stunden schlaf, hab ich sie im Krankenhaus angerufen und was erzählt sie mir zu erst „mir geht’s gut, ich sitze im Rollstuhl und erkundige das Krankenhaus“ Sie ist so tapfer.

Nach ca. 2 Wochen bekamen wir das Ergebnis Lungenkrebs mit Streuung in die Wirbelsäule, Lymphe und Knochen, Tumore die das Rückenmark und Nerven durchtrennt haben...

...und plötzlich Querschnittsgelähmt. Nicht durch einen Unfall, nein durch KREBS.

Meine Mutter wird nie wieder laufen können und nie mehr selbstständig aufs Klo gehen können.

Vor 14 tagen hatte sie ihre erste Chemo bekommen, ohne Nebenwirkungen.

Seit letztem Mittwoch ist sie wieder zuhause in ihrer Wohnung. Leider hat sie an diesem Tag noch erfahren, dass sie Metas im Kopf hat. Aber das Kortison, was sie einnehmen muss und auch die Chemo, werden ihr den Druck nehmen.

Das einzige Gute daran ist das sie einen gesunden Appetit hat und keine Schmerzen hat und bei klaren Verstand ist.

Meine Mutter ist so tapfer, sicherlich, hat sie auch ihren weinerlichen, aber nie länger als 2 Minuten und dann scherz sie wieder.

Wie sagte sie: das Schicksal muss ich annehmen, ich kann es ja nicht aus dem Fenster werfen.

So, endlich habe ich meine Gedanken, in den Computer gehakt, ich war mir nicht sicher ob es mir gut tut, aber es tut gut. Ich könnte noch viel mehr schreiben z. B. über mich und wie mein Leben jetzt so ist, aber das vielleicht später einmal.

Hoffentlich musste hier noch keiner so etwas erleben oder wie ich miterleben, aber wenn doch würde ich mich über einen Austausch sehr freuen und natürlich auch über andere nette Worte.

Herzliche Grüße von der stürmischen Elbe.

Andrea
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  #2  
Alt 31.01.2008, 23:33
Benutzerbild von Andrea Susann
Andrea Susann Andrea Susann ist offline
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Beiträge: 66
Standard AW: …und plötzlich Querschnittsgelähmt. Nicht durch einen Unfall, nein durch KREBS.

Hallo Andrea,

schreiben tut gut..........es war richtig von dir einfach in die
Tasten zu hauen........das was Du, Deine Familie bzw. Deine Mutter jetzt durchmachen müßt.....nein......sowas mußte ich noch nicht mit durchleben aber andere schlimme Dinge bezüglich Krankheiten und vieles mehr.........59.....man gerade gut 4 Jahre älter als ich..........schreib was Dir auf der Seele brennt.......und ganz viel Kraft wünsche ich Deiner Mutter, Dir und Deiner ganzen Familie

Lieben Gruß
Susann

Ps..hier an der Nordsee stürmt es auch und wie..........
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  #3  
Alt 01.02.2008, 11:52
Ditte Ditte ist offline
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Beiträge: 15
Standard AW: …und plötzlich Querschnittsgelähmt. Nicht durch einen Unfall, nein durch KREBS.

Liebe Andrea,

leider (so traurig das auch klingen mag) bist du kein Einzelfall. Es tut mir unendlich leid, dass ihr jetzt das durchmachen müsst, was wir seit Monaten zu bewältigen haben.
Heute genau vor einem Jahr wurde meine Schwiegermutter mit Nierenzellkarzinom operiert - alles schien gut zu sein, bis im April und August zwei Wirbelsäulenmetastasen (die allerdings noch operiert wurden) zu einer Querschnittslähmung führten. Dann brach im September wegen einer Metastase der Oberarm und seit Ende Oktober pflege ich sie zu Hause (mit windeln, lagern, betten usw.) Daneben gehe ich vollzeitig arbeiten. Uns hilft allerdings ein Pflegedienst tagsüber. Die Belastung ist immens groß, aber sie freut sich zu Hause zu sein. Ihr werdet, wenn ihr denn die Pflege übernehmen wollt - euer gesamtes Leben umkrempeln, nichts ist wie vorher, ein Privatleben findet bei uns nur auf Sparflamme statt. Aber haltet zussammen und macht das beste aus der Situation. Wenn ihr Hilfe braucht (Pflegestufe beantraten, Heil- und Hilfsmittel) schick mir eine mail. Ich habe da Erfahrungen genug gesammelt.

Liebe Grüße

Birgit
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  #4  
Alt 01.02.2008, 22:55
dolores2505 dolores2505 ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 222
Standard AW: …und plötzlich Querschnittsgelähmt. Nicht durch einen Unfall, nein durch KREBS.

Liebe Birgit,
meine Hochachtung ! Vollzeitarbeit und Pflege, und Schwiegermutter ! Das ist eine starke Leistung. Wir haben meine Mutter bis zum Schluß auch zu Hause gepflegt, mein Vater, meine Schwester und ich. Wir haben uns immer abgewechselt und sie nie alleine galssen, aber auch zu Dritt war das eine Gratwanderung zwischen Privatleben(Männer und Kinder gabs ja fast nicht mehr), und Vollzeitjob. Ich kenne das, und bewundere jeden der das macht.
Das ist jetzt fast 1 Jahr her, und ich werde immer Dankbarer das getan zu haben, auch wenns zu dieser Zeit sehr schwer war, aber im Nachhinein ist es sehr schön und beruhigend wenn man weiß, dass man alles für seine Mutter getan hat was möglich war, und sie daheim in Würde sterben konnte.
Ich schicke euch ein ganzes Kraftpaket und haltet durch.
Ganz liebe Grüße
von
dolores
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  #5  
Alt 03.02.2008, 17:53
angeachen angeachen ist offline
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Registriert seit: 31.01.2008
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Beiträge: 2
Standard AW: …und plötzlich Querschnittsgelähmt. Nicht durch einen Unfall, nein durch KREBS.

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Worte und dir Birgit wirklich Hochachtung für deine Leistung.

Meine Mutter ist in Ihrer Wohnung und wir haben ein wirklich gut laufendes Netzwerk. Meine Schwester und ich sind auch vollzeit Berufstätig so das wir uns nicht rund um die Uhr um unsere Mutter kümmern können, was sie aber auch nicht will und erst recht nicht von uns verlangt.

Da Sie damals unsere Uroma gepflegt hat, weiß sie was für eine Belastung das ist, deshalb möchte sie auf gar keinen Fall, das wir sie bei uns aufnehmen. Wenn es gar nicht mehr geht, das sie ambulant gepflegt werden kann, geht sie lieber in ein Pflegeheim (ihre Worte).
Sie macht sich jetzt schon Sorgen um uns, weil wir soviel Zeit bei Ihr verbringen und hat Angst das unsere Freizeit zu kurz kommt und wir dürfen auf keinen Fall, wegen Ihr, unsere Männer vernachlässigen. Diese Sorgen kommen vor ihren Sorgen.

Aber wir haben jetzt alles im Griff und es kommt eine gewisse Routine in unser Leben. Meine Schwester ist jeden Morgen bei ihr und macht ihr das Frühstück, da sie 2 Straßen weiter wohnt und erst um 9.00 Uhr bei der Arbeits sein musst, kann sie es sehr gut einrichten. Da ich 25 km von ihr entfernt wohne, fahre ich jeden Mittwoch abend zu ihr, Freitagnachmittag und Sonntagsmittag koche ihr das, auf was sie appetit hat und wir telefonieren täglich.

Morgens, mittag und abends kommt der ambulante Pflegedienst (Diakonie) und dann ist da noch ihre Nachbarin und beste Freundin die jeden Nachmittag und auch am Abend bei ihr ist und wir haben zahlreiche Angebote von Freunden, Schwiegermüttern usw. die für uns einspringen würden, wenn wir mal keine Zeit haben.

Meine Mutter lebt allein, deshalb stört es sie auch nicht jetzt mal alleine zu sein.

Sie liegt den ganzen Tag, sie könnte zwar morgens in den Rollstuhl gesetzt werden, was sie auch am Anfang gemacht hat, aber nach 2 Stunden ist es ihr zu anstrengend und der Pflegedienst kommt erst wieder gegen 13.00 Uhr und solange hält sie es nicht aus. Sie hat jetzt seit 4 Tagen ein Pflegebett, so das sie da auch mal aufrecht sitzen kann.

Vielen Dank Birgit für dein Angebot (Erfahrungen) aber die Pflegestation Diakonie arbeitet sehr gut mit den Hausarzt zusammen und der Hausarzt widerum mit der Apothke und so weiter, so das wir alles da haben was sie braucht und das Entlassungsmanagement vom Krankenhaus hatte auch schon alles an die Krankenkasse weitergeleteitet, so das die Pflegestufe II sofort genehmigt wurde.

Das einzige was wir jetzt noch regeln müssen ist, das das Sozialamt den Eigenanteil für die ambulante Pflege übernimmt und den Rentenantrag müssen wir noch stellen und dann denke ich haben wir alles, oder??

So, das war erst einmal, ich schaue in den nächsten Tagen mal wieder rein.

Ich wünsche Euch allen ein schönen Sonntagabend und einen guten Start in die neue Woche.

Herzliche Grüße
Andrea
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