Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 15.02.2009, 23:08
Amaya Amaya ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 15.02.2009
Beiträge: 7
Standard Überfordert

Hallo ihr!

Ich bin 19 Jahre alt und bin hier, weil meine Mutter (41) an Brustkrebs erkrankt ist, der gestreut hat. Die Brustkrebsdiagnose hat sie im Mai gestellt bekommen, ist dann auch relativ schnell operiert wurden - ein Teil ihrer Brust wurde entfernt. Lymphknoten und alles wurde getestet und die waren alle in Ordnung, Mama also so gut wie geheilt. Nun, ein paar Wochen später bekam sie dann auf einmal furchtbare Rückenschmerzen und eine Auswölbung am Kopf, die man richtig fühlen konnte. Sie ist dann zum Arzt und der meinte, es sei ein gutartiger Weichteiltumor und hat sie erstmal nach Hause geschickt. Sie machte da noch Strahlentherapie und sie wollen warten, bis die vorbei war, um den Tumor rauszuholen dann. Wegen den Rückenschmerzen ist sie dann etwas später zum Röntgen und da haben sie gesehen, dass die Wirbelsäule, der linke Arm, teile des Schädels und des Halses voll sind mit Metasthasen. Das war jetzt vor gut zwei Monaten. Die Organe waren aber noch nicht befallen und sind es laut Ärzten immer noch nicht.
Mama hat dann direkt mit Strahlentherapie angefangen, eine Chemo kam erstmal nicht in Frage, da sie auch schwer herzkrank ist. Schon die Strahlentherapie in Kombination mit den Medis (Novalgin,Morphium) ist ihr nicht gut bekommen. Sie kann nicht mehr essen und trinken, bricht alles wieder aus.

Ich bin ziemlich überfordert. Sie liegt jetzt auf der Intensivstation und ist sehr verwirrt, wahrscheinlich auch wegen der Medikamente. Sie erkennt uns zwar noch, aber viel mehr auch nicht. Ihr Lebensgefährte ist im Moment keine große Hilfe, um den muss ich mich eigentlich auch kümmern und meine Schwester (15) nutzt die Situation zu ihrem Vorteil aus. Unsere Familie ist recht klein, sonst ist da auch keiner mehr. Zu meinem Vater habe ich kaum Kontakt und der wäre auch einer der letzten, die ich fragen würde.
Ich weiß nicht, was ich jetzt alles organisieren muss und vorallem, wie ich mit ihm umgehen soll. Ich fühle mich so hilflos. Und ich konnte in Gegenwart meiner Mutter noch nie besonders gut Gefühle zulassen, jetzt erst Recht nicht. Sie nimmt ihr Umgebung kaum noch wahr und ich kann irgendwie nicht mit ihr reden. Sie versteht mich kaum und kann nicht antworten. Das merkt sie allerdings und dann ist sie traurig. Im Moment ist mir danach, einfach vor allem wegzulaufen.

Sie sagt immer nur, wir sollen uns keine Sorgen machen. Sie wollte nie über alles reden wie Beerdigung und so und ich weiß jetzt gar nicht, was ich machen soll. Es gibt auch keine Patientenverfügung oder sowas. Geld auch nicht. Ich weiß, ich sollte irgendetwas tun, aber ich weiß nicht, was. Die Ärzte sagen mir nichts Konkretes, aber ich trau mich auch nicht direkt zu fragen, irgendwie. Wir wohnen im dritten Stock und selbst wenn sie nochmal nach Hause kommen dürfte, sie kommt die Treppe nicht mehr hoch.

Ich habe gedacht, ich muss mich erst in ein paar Jahren darauf gefasst machen. Jetzt geht das alles so schnell. Ich mach in zwei Monaten Abitur und ich hätte noch so gerne, dass sie das bewusst miterlebt. Und überhaupt könnte ich nur noch heulen. Ihren Haushalt zu machen krieg ich ja kaum hin, ich habe immer so lange Schule und gehe noch arbeiten und so weiter, außerdem bin ich auch wütend auf ihren Lebensgefährten, der doch gesagt hat, er wird sich um alles kümmern.

Ich weiß auch gar nicht, was ich jetzt erwarte. Nur hier in meiner Umgebung versteht mich keiner außer meinem Freund, aber den will ich auch nicht zu sehr belasten.

Danke fürs Lesen
Amaya
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 16.02.2009, 08:44
Benutzerbild von annika1977
annika1977 annika1977 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.09.2008
Ort: Ruhrgebiet
Beiträge: 368
Standard AW: Überfordert

Hallo Amaya,

kann mich den Worten von Uwe nur anschließen.
Ich weiß nicht wo Deine Mutter behandelt wird, aber es gibt in vielen größeren Städten auch Elternvereine. Diese Unterstützen zwar meist die Eltern Krebskranker Kinder, sind aber mit Sicherheit ein guter Ansprechpartner für Deine Sorgen und Nöte. Auch die Krankenkasse kann angesprochen werden.

Ich hoffe für Dich, dass der Lebensgefährte Deiner Mutter sich wieder fängt und Dich unterstützen kann damit nicht alles auf deinen Schultern lastet.

Wünsche Dir viel Kraft und kompetente Hilfe in der nächsten Zeit.
__________________
Prinz Tulpe 19.01.2001 - 12.07.2009

Für immer in meinem Herzen.
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 16.02.2009, 09:16
elisabeth2 elisabeth2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2005
Beiträge: 173
Standard AW: Überfordert

.vielleicht ja in meiner Nähe,würde Dir so gerne helfen.
denk an dich elisabeth
wenn du magst melde dich
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 16.02.2009, 10:19
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2005
Ort: Hessen
Beiträge: 3.113
Standard AW: Überfordert

Hallo Amaya,

als meine Mama an Brustkrebs erkrankte war ich 17 und machte gerade meinen Schulabschluss.
Es war eine schwere Zeit. Für alle. Und jeder von uns ging anders damit um. Mein Bruder damals (15) zog sich total zurück, keiner kam mehr an ihn ran, mein Vater fing an zu trinken um zu vergessen, meine Grosseltern sagten das doch alles gar nicht so schlimm sei und ich fühlte mich total alleine gelassen.
Ich habe viel hier geschrieben, ich habe irgendwann den Schritt gewagt und bin zu einer Therapeutin gegangen und ich habe geguckt ob es für Angehörige Selbsthilfegruppen gibt. Ich wohne auf dem Land und hier gibt es leider nichts aber vielleicht gibt es etwas bei dir? Oder vielleicht kannst du dich einem Arzt oder einer Schwester anvertrauen? ich bin selber inzwischen Krankenschwester und versuche immer Angehörige von Krebskranken zu unterstützen.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass du jemanden findest, der dir hilft, der mit dir diesen verdammt schweren Weg geht.
Deine Ylva
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 16.02.2009, 21:15
Amaya Amaya ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 15.02.2009
Beiträge: 7
Standard AW: Überfordert

Ersteinmal möchte ich euch ganz lieb für eure Antworten danken. Ich bin immer noch ziemlich durch den Wind, da die Ärzte ihrem Lebensgefährten heute wohl mitgeteilt haben, dass mehr oder weniger nichts mehr zu machen ist und sie nicht mehr viel machen werden, sollte es noch einmal schlimmer werden.

@Ylva: Ja, allein gelassen fühle ich mich auch. Aber es tut gut, zu wissen, dass man die die erste ist, die durch diese Situation musste und andere ähnliche Erfahrungen gemacht und überstanden haben.

Ich werde morgen ins KH und nochmal mit dem Arzt sprechen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass sie sie so einfach im wachen Zustand sterben lassen dürfen, also von wegen einfach die Geräte abstellen. Ich werde mich auch mit dem Sozialen Dienst in Verbindung setzen und schauen, was ich schon organisiert bekomme. Allgemein fühle ich mich einfach nur - gelähmt.
Vorallem muss ich verfügen, dass ihr Lebensgefährte meine Mum nicht mit nach Hause nehmen darf. Er reagiert total über (ok, ich kann es verstehen) und will sie in den dritten Stock tragen (!!) und sie dann pflegen. Sie würde qualvoll verdursten, aber das sieht er nicht. Er geht auch davon aus, dass sie bald noch ne Chemo macht ....
Ich werde morgen nochmal mit dem Arzt sprechen und berichten. Mal sehen, was der sagt.

Danke fürs Lesen und eure Anteilnahme!
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 17.02.2009, 10:46
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard AW: Überfordert

Liebe Amaya!!!


Zuerst möchte ich dir sagen, dass es mir sehr leid tut! Ich kenne deine Situation aus eigener Erfahrung, dennoch sind alle Geschichten hier andere, aber man erkennt sich selbst doch immer wieder!
Auch wir wurden alleine gelassen, daher verstehe ich dich sehr gut!

Eine Sache dir mir aber immer wieder geholfen hat war, mir hier immer wieder meine Sorgen und Ängste von der Seele zu schreiben. Ich wusste das es hier Menschen gibt die ohne nachzufragen verstehen um was es geht. Es tat mir besonders gut von lieben Menschen hier begleitet zu werden. Außerdem möchte ich dir ans Herz legen, auch wenn du das vielleicht jetzt noch nicht hören willst, dich an einen Hospizverein zu wenden. Ich kann nur von Österreich sprechen und hier gibt es fast in jedem Krankenhaus einen Ansprechpartner der Hospiz. Sie können dir helfen verschiedene dinge zu organisieren! Ich weiß jedoch nicht wie das in Deutschland ist!

Auch die Situation mit jüngeren Geschwistern kenne ich gut! Auch mein Bruder konnte mit der Situation nicht umgehen und lief eher davon. Im nachhinein kann ich das sehr gut verstehen. Vielleicht versucht du das Gespräch mit deiner Schwester zu suchen. Ich kann dir nur sagen das es mit gut tat meine Schwester an meiner Seite zu haben! Jedenfalls hat mein Bruder dann zumindest versucht Kleinigkeiten zu übernehmen! Vielleicht kann das deine Schwester auch um dir ein wenig deinen Rücken frei zu halten!

Ich schicke dir viel Kraft für das Gespräch morgen!
Viele liebe Grüße
Mario
__________________
Dort oben werden wir gehen, du und ich;
die Milchstraße entlang werden wir gehen, du und ich;
auf einem Blumenpfad werden wir gehen, du und ich;
wir werden Blumen pflücken auf unserem Weg, du und ich.
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 17.02.2009, 11:38
Stefans Stefans ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 428
Standard AW: Überfordert

Hallo Amaya,

Zitat:
Zitat von Amaya Beitrag anzeigen
Ich bin immer noch ziemlich durch den Wind, da die Ärzte ihrem Lebensgefährten heute wohl mitgeteilt haben, dass mehr oder weniger nichts mehr zu machen ist und sie nicht mehr viel machen werden, sollte es noch einmal schlimmer werden.
Wenn es dem Ende zugeht, dann ist das oft einfach leider so. Meine Frau ist auch Anfang des Jahres recht schnell an metastasiertem BK verstorben. Was du machen kannst, ist IMHO nicht viel mehr, als in der letzten Zeit möglichst viel Zeit mit deiner Mutter zu verbringen (wenn du das möchtest). Und vielleicht die Ärzte zu einer klaren Aussage zu drängen (wenn du das möchtest).

Wenn deine Mutter nicht über ihr Leiden, Beerdigung, Patientenverfügung usw. sprechen will und lieber "schönredet" (keine Sorgen machen...) - dann ist das OK. Es ist ihr Weg, damit umzugehen. Und nur um sie geht es. Du kannst nicht mehr tun als versuchen, sie auf diesem letzten Weg zu begleiten :-(

Zitat:
Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass sie sie so einfach im wachen Zustand sterben lassen dürfen, also von wegen einfach die Geräte abstellen.
"Einfach die Geräte abstellen" dürfen Ärzte nicht, und das werden sie auch nicht. Aber der "wache Zustand" hat recht wenig damit zu tun, wann deine Mutter sterben wird. Meine Frau war noch 12 Stunden vor ihrem Tod wach und geistig völlig klar. Was die Ärzte sagen, soll wohl bedeuten, dass es keine sinnvolle Therapie zur Heilung mehr gibt, sondern man deine Mutter, wenn es soweit ist, mit so wenig Leid wie möglich sterben läßt. Das macht auch Sinn. Sicher gibt es viele technische Mittel, um das Sterben künstlich hinauszuzögern - aber sowas endet nur in reiner Quälerei für alle Beteiligten.

Deine Mutter wird sterben, und das ist schlimm, nur zum Heulen und für dich kaum auszuhalten. Aber du wirst das schaffen! Und wenn es im "realen Leben" kaum jemanden gibt, der dich versteht (ist macnhmal leider so), dann gibt es hier umso mehr Menschen, die genau wissen, wie es dir geht - weil sie es selbst erlebt haben. Wie schlimm es für dich auch wird: du bist nie allein!

Viele Grüße,
Stefan
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 17.02.2009, 22:11
Amaya Amaya ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 15.02.2009
Beiträge: 7
Standard AW: Überfordert

Vielen lieben Dank für eure Antworten!

Ich war heute vier Stunden bei meiner Mutter und ihr geht es sogar wieder besser, viel besser was das Sprechen und "klar-sein" angeht. Wir konnten reden und sogar ein bisschen lachen. Soweit also gute Nachrichten. Ich hab sie immer eingecremt und habe ihr von der Schule und allem erzählt, damit sie nicht das Gefühl hat, dass ich irgendwie leide. Habe ihr dann immer gesagt, wie lieb ich sie habe und soweit unterdrückt, wie traurig ich bin. Sie selbst wirkt so, als habe sie das alles akzeptiert. Sie meinte nur, sie würde noch so gerne auf meinen Abschlussball, aber das wird wohl nichts, sie kann ja nicht gehen. Aber das habe ich natürlich nicht gesagt.

Mit dem Arzt habe ich auch geredet. Ein ziemlich unterkühlter, ekliger Typ, also zumindest der Onkologe. Erst wollte der nich mit mir sprechen und dann hat er sich ziemlich kurz gehalten. Also sie sagen, sie wollen noch ne Chemo machen und als ich konkret gefragt habe, meinte er, in den nächsten Wochen ist nicht damit zu rechnen, dass sie stirbt. Aber wirklich wissen kann man das ja nie. Morgen fährt meine Schwester hin, aber ich werd dann wohl Donnerstag wieder da sein. Wir wollen sie ja nicht überfordern. Und ich bekomme es auch einfach nicht hin, sie so konkrete Fragen zu ihrem Tod zu stellen, also was sie sich wünscht, weil ich nich will, dass sie denkt, wir hätten sie schon abgeschrieben oder so.

Morgen treffe ich mich mit meiner Oma und meinem Onkel, der jetzt aus Mexiko eingeflogen ist und wir wollen gucken, was wir organisiert bekommen. Ich fände ein Hospiz wäre eine gute Idee. Da könnten wir ja dann auch oft sein, aber es wäre immer geschultes Personal anwesend und wir auch nicht so allein mit den ganzen Problemen. Ich habe es heute einfach noch nicht geschafft, mich mit dem Sozialen Dienst in Verbindung zu setzen, aber ich werd das Donnerstag oder jetzt nach den Karnevalstagen tun - wie es aussieht haben wir ja wenigstens noch ein bisschen Zeit.

Mama muss jetzt nochmal zum Röntgen und dann abwarten. Sie hat mir heute sogar gesagt, sie drückt mir so die Daumen, dass ich in zwei Wochen ne Zusage zu meinem Studienplatz bekomme. Ich hoffe das auch, dann weiß ich wenigstens, wie es für mich weitergeht und sie weiß, dass sie sich um mich keine Sorgen machen muss. Sie sagt, sie ist stolz, dass ich so selbstständig bin und dass ich immer eine gute Tochter war. Irgendwie tut das weh, weil das so sehr nach Abschied klingt.

@Stefans: Das tut mir sehr Leid mit deiner Frau. Wie schnell sowas geht, ist echt erschreckend. War sie auch noch relativ jung? Und danke, ich merke, das es mir hilft hier zu schreiben. Meine Freunde versuchen zwar für mich da zu sein soweit es geht, aber die stoßen da natürlich relativ schnell an ihre Grenzen.

@mario1: Ja, da mit dem Hospizdienst werde ich sobald wie möglich machen. Ist hier in Deutschland wohl ähnlich, zumindest hat jedes KH Adressen, an die die einen weiterleiten. Wo wohnst du denn in Österreich? Der Plan ist, dass ich ab September in Österreich studiere und meine Mama hat auch darauf bestanden, dass ich das mache, egal was mit ihr ist.
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 18.02.2009, 07:46
elisabeth2 elisabeth2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2005
Beiträge: 173
Standard AW: Überfordert

.denk an dich elisabeth
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 18.02.2009, 09:48
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard AW: Überfordert

Liebe Amaya!

Zuerst möchte ich dir sagen, dass ich mich ein freue, da es deiner Mama wieder etwas besser geht! Ich kann das so gut verstehen wie es ist wenn man mit der geliebten Mutter, nachdem sie „abwesend“ war, wieder ein bisserl sprechen kann! Besonders gut finde ich das ihr auch ein wenig lachen konntet! Weißt du, ich finde es wunderschön wenn du dich mit eincremen um deine Mutter „kümmerst“! Das zeigt mir welch innige Beziehung du zu deiner Mutter hast! Ich möchte jedoch auch anmerken, dass deine Mutter, ich kann es jedoch nur erahnen, sehr wohl merkt wie es dir wirklich geht! Daher würde ich sagen, dass du da auch versuchen solltest mit deiner Mama über deine Ängste und Sorgen zu sprechen! Ich habe das leider bei meiner Mama versäumt und wenn ich jetzt so nachdenke, hätte diese Kongruenz wohl viele Ketten gesprengt! Damit meine ich nicht, dass du deine Mutter jetzt überfordern sollst!!!! Deine Mutter hat vielleicht auch Angst, dir ihre Sorgen und Ängste mitzuteilen! Aber vielleicht kannst du deiner Mutter einfach nur sagen, dass sie mit dir über alles reden kann! Ich habe meiner Mama nie konkrete Fragen zum Tod gestellt, da ich der Meinung bin das dies der Betroffene selbst entscheiden muss, ob und in welcher Weise dieser bereit ist darüber zu sprechen! Ich weiß das meine Mama sehr viel über den Tod mit der Dame vom Hospiz gesprochen hat, sie wollte uns eben nicht damit belasten!

Ich finde es gut das du den Arzt „festgenagelt“ hast! Wir haben oft den Fehler gemacht uns abwimmeln zu lassen und so blieben wir oft ohne Info! Daher auf den Tisch hauen wenn du etwas wissen willst!

Ich wünsche dir noch viele gemeinsame Stunden mit deiner Mama,
versuche diese Zeit zu genießen und viel Kraft!

Mario


P.S: Ich bin aus Wels das ist in Oberösterreich!
__________________
Dort oben werden wir gehen, du und ich;
die Milchstraße entlang werden wir gehen, du und ich;
auf einem Blumenpfad werden wir gehen, du und ich;
wir werden Blumen pflücken auf unserem Weg, du und ich.
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 18.02.2009, 12:58
Benutzerbild von GlidingGeli
GlidingGeli GlidingGeli ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.11.2008
Ort: Frankfurt am Main
Beiträge: 542
Standard AW: Überfordert

Liebe Amaya,

ich finde es wunderbar, wie du dich um deine Mum kümmerst und auch versuchst mit ihr zu reden. Hoffentlich habt ihr noch genügend Zeit, die offenen Fragen anzusprechen.

Ich finde es ganz mutig von deiner Mum dich ins Leben (Österreich) hinaus zu schicken.

Ich bin ebenfalls an BK, mir geht es im Moment gut und hoffe nach dem Therapiemarathon lange Zeit Ruhe zu haben. Ich habe zwei Söhne in deinem Alter 21 und 18. Beiden haben wir gesagt, dass ich an Krebs erkrankt bin und dass im Moment für mich keine Gefahr ist. Der ältere wollte seine Studienpläne aufgeben um hier bei mir zu bleiben. Letztlich wollte er hören, dass er trotz dem gehen kann. Er kommt allerdings jedes Wochenende heim, was bei 180 km Entfernung ja noch geht. Der jüngere hat durch meine Krankheit etwas mehr Probleme in der Schule. Die Antwort der Lehrer war, wir können keine Rücksicht nehmen, Leben ist kein Ponyhof. Er zieht sich zurück.

Alles Gute für euch
AngieM
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 20.02.2009, 10:45
Stefans Stefans ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 428
Standard AW: Überfordert

Hallo Amaya,

Zitat:
Zitat von Amaya Beitrag anzeigen
sie sagen, sie wollen noch ne Chemo machen
Hm... da ist es schade, dass deine Mutter über ihre Krankheit nicht sprechen will. Weil sie sonst (mit dir zusammen) den Ärzten "Klartext" abfordern könnte. Auch darüber, ob eine Chemo noch Sinn macht. Dann kann deine Mutter das entscheiden. Was die Ärzte wollen, daran muss sich zum Glück kein Patient halten.

Ärzte machen immer alles noch, solange der Patient nicht vehement widerspricht. War bei meiner Frau genauso. Die erste Chemo wurde erfolglos abgebrochen (Metas wuchsen weiter schnell), und das war ihr Todesurteil. Eine zweite Chemo hätte sie nicht überlebt, sie war zu schwach. Aber was sagt die Onkologin: "Wir sind medizinisch noch lange nicht am Ende." Klasse. So ein Blödsinn. Alle wussten, dass es vorbei ist. Aber die hätten meine Frau trotzdem zu Tode behandelt. Und es war wirklich harte Arbeit gegen die Ärzte, ihr ihren Wunsch zu erfüllen, dass keine sinnlose Krebsbehandlung mehr stattfindet und dass sie zum Sterben nach Hause kommen kann. Zum Glück klappte das. Und 4 Wochen nach dem "Wir sind medizinisch noch lange nicht am Ende"-statement war sie tot.

Wieviel Morphium bekommt deine Mutter wie (Tabletten, Spritzen, Infusion)? Morphin ist schon ein Segen in der Schmerzbehandlung, aber Übelkeit / Erbrechen und chronische Verstopfung gibt es als Nebenwirkungen leider fast immer. Die geistige Klarheit leidet natürlich auch. Das (Kurzzeit)Gedächtnis funktioniert nicht mehr, Begriffe fallen einem nicht mehr ein oder werden verwechselt, und irgendwann gibt es den Dauer-Rauschzustand, in dem geistig gar nichts mehr geht. So ab 500-1.000 mg per Infusion täglich tut sich geistig nicht mehr viel. Da kann man nur hoffen, dass deine Mutter möglichst lange eine so geringe Dosis wie möglich bekommt. Aber es gibt gegen so starke Schmerzen halt nichts besseres

Meine Frau ist mit 52 gestorben, genau 2 Jahre nach der BK-Diagnose. Sie schien geheilt, war alles prima, sie ging wieder arbeiten, hatte keine Beschwerden, alle Nachsorgeuntersuchungen ohne Befund... Dann im Sommer 07 scheinbar eine Darmgrippe, war aber nicht. Nach x Diagnose-Verfahren schnell wachsende Metastasen entdeckt (Nebennieren, Lymphsystem), und von den ersten Tumorschmerzen bis zum Tod waren es dann nur noch 3 Monate.

Viele Grüße,
Stefan

Viele Grüße, Stefan
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 20.02.2009, 20:13
Amaya Amaya ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 15.02.2009
Beiträge: 7
Standard AW: Überfordert

Hallo ihr Lieben,

ich war heute wieder bei ihr. Die letzten beiden Tage lage ich selbst mit Grippe im Bett und konnte nicht zu ihr. Sie hat sich jetzt sehr verändert. Wirkt irgendwie gleichzeitig viel abwesender, aber auch irgendwie "frecher". Und das tut dann weh. Weil ihre Halswirbel wieder instabiler sind, muss sie jetzt eine Art Gestell tragen und deswegen fällt ihr das Sprechen auch schwerer. Gleichzeitig versucht sie aber, mir nah zu sein und ich bin einfach nur ... ja, überfordert. Ich weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll. Wenn wir allein sind, weiß ich auch gar nicht, was ich ihr sagen soll, ich will sie nicht deprimieren, wenn sie nicht verstehen oder antworten kann und mir selbst tut es auch so weh, wenn sie nicht wirklich da wirkt. Die Tränen kann ich zwar unterdrücken, aber ich bekomme dann fürchterliche Herzschmerzen.
Heute durfte sie aufstehen und mit so einem "Gehstuhl" etwas hin und her gehen. Da war sie ganz stolz. Trotzdem, es wirkt, als wenn meine Mutter jeden Tag ein bisschen mehr geht und das ist so furchtbar anzusehen, für uns alle.
Morgen werde ich wohl wieder hin. Ich habe auch ein so schlechtes Gewissen, dass es mir so schwer fällt, überhaupt bei ihr zu sein, obwohl ich weiß, dass wir wahrscheinlich nicht viel Zeit haben. Aber sie wirkt so fremd und macht mir durch ihre neue Art auch irgendwie Angst. Und das will ich doch eigentlich nicht.

Dazu kommt noch, dass ich mich von Freunden total abgelehnt fühle. Ich mag Karneval eh nicht besonders, unter normalen Umstände hätte ich mich zwar mindestens einen Abend mitgequält, aber so habe ich da einfach keinen Nerv für und kann mich dafür blöd angucken lassen. Jetzt weiß ich zwar wenigstens, was ich von denen zu halten habe, aber allgemein ... ist heute alles nur zum Heulen.

@Stefans: Also sie bekommt mit Pflastern 50mg die Stunde und hat als Bedarf noch Tabletten, die nimmt sie aber nicht so oft. Im Krankenhaus jetzt bekommt sie noch Novalgin dazu, ich weiß jetzt aber nicht genau, wie viel. Ich hoffe, dass es dir den Umständen entsprechend gut geht, muss ja alles ein furchtbarer Schock gewesen sein.

@GlidingGeli: Erst einmal alles Gute für dich, ich drück dir die Daumen! Ja, ich danke meiner Mutter auch sehr, dass sie mich gehen lässt, sonst hätte ich da echt einen Gewissenskonflikt, da Österreich seit geraumer Zeit mein Traum ist und ich viel dafür gelernt habe. Trotzdem ist der Gedanke im Moment schwer. Ich hoffe, dass dein Sohn sich bald wieder fängt. Verstehen kann ich ihn schon.

Ein "Gutes" hat das Ganze aber, ich habe zum ersten Mal seit Jahren mit meiner Schwester gesprochen und wir waren abends zusammen weg. Das hat Mama auch gefreut.
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 20.02.2009, 22:23
mahanuala mahanuala ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.05.2007
Ort: norddeutschland
Beiträge: 945
Standard AW: Überfordert

liebe amaya

es tut mir sehr leid zu lesen, wie schlecht es deiner mutter geht.

ich finde daß du das alles ganz prima machst und ich denke deine mom ist sehr stolz auf dich!

vielleicht noch ein tip den kimberley aus dem anderen thread gegeben hat.
du kannst dich ans jugendamt wenden, an den sog. allgemieein sozialen dienst.
die können gucken, was sie an hilfen für euch organisieren.
da deine schwester minderjährig ist wird das sowieso früher oder später so sein, daß das jugendamt sich meldet, wegen dem sorgerecht.
was ich deinen zeilen entnehme ist, daß es mit deinem leiblichen dad nicht so gut klappt.
vermutlich könntest auch du as sorgerecht bekommen...oder zusammen mit deiner oma oder so...
dafür wäre es gut, wenn das jugendamt mitbekommt, wie verantwortungsvoll du bist ...und der nebeneffekt wäre, daß sie sich um eure finanzen und auch alle anderen sachen wie ggf haushaltshilfe kümmern können.

ich wünsche dir und deiner schwester und mutter alles gute!
liebe grüße
mahanuala
__________________
once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 23.02.2009, 09:42
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard AW: Überfordert

Liebe Amaya!!

So, heute bin ich auch wieder mal dazu gekommen dir zu schreiben!

Aber wie fange ich jetzt am besten an? Weißt du, so eine Situation die du gerade erlebst ist auch für dich nicht leicht! Jeder Tag ist anders! Heute geht es deiner Mama gut, morgen schaut das wieder ganz anders aus! Das heißt das du dich jeden Tag auf eine neue Situation einstellen musst! Versuche nicht zu streng zu dir selbst zu sein!

Meine Mama hatte in den letzten Wochen schlimme Schmerzschübe, sie war nicht ansprechbar, reagierte kaum wenn man mit ihr sprach! In diesen Stunden war ich zu anfangs maßlos überfordert! Ich habe aber auch schnell erkannt das es in dieser Phase des Abschiednehmens nicht immer nur auf das gesprochene Wort ankommt! Ich war einfach nur da! Hab meiner Mama die Hand gehalten, ihr etwas vorgelesen, sie eingecremt,.......! Versuche mit der Sprache der Berührung mit deiner Mama zu kommunizieren, vor allem wenn du den Eindruck hast das sie „abwesend“ ist!

Ich finde es sehr gut das du mit deiner Schwester Zeit verbracht hast! Ich wünsche euch das ihr gemeinsam einen Weg findet, euch gegenseitig stützen könnt!

Mario
__________________
Dort oben werden wir gehen, du und ich;
die Milchstraße entlang werden wir gehen, du und ich;
auf einem Blumenpfad werden wir gehen, du und ich;
wir werden Blumen pflücken auf unserem Weg, du und ich.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:37 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55